Angriff auf das Ehrenamt

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Wohlfahrtsverbände und Vertreter von Ehrenamts-Organisationen fürchten, dass im Bereich des Ehrenamtes ein neuer Niedriglohnsektor entstehen könnte. (Foto: dpa) Kommerzielle Anbieter entdecken das lukrative Geschäft mit der Nachbarschaftshilfe und versprechen denen, die dort bisher unentgeltlich tätig sind, einen Zuverdienst. Experten warnen jedoch vor einer rechtlichen Grauzone. Von Melanie Staudinger Sie gehen für den Nachbarn mit dem gebrochenen Fuß einkaufen, sie helfen alleinstehenden Senioren beim Kochen oder unterstützen schmerzgeplagte Rentnerinnen beim Putzen. Was nach klassischer Nachbarschafthilfe klingt, kann schnell zum lukrativen Geschäftsmodell werden. Dann nämlich, wenn unter dem Deckmantel des Ehrenamts Helfer angeworben, in Dienstpläne eingebunden und unter dem Mindestlohn bezahlt werden. Wohlfahrtsverbände und Vertreter von Ehrenamts-Organisationen fürchten, dass in der Stadt München auf diese Weise ein neuer Niedriglohnsektor entstehen könnte. Vor allem Langzeitarbeitslose, Hausfrauen und Rentner mit geringem Einkommen sind betroffen. "Es gibt Firmen, die leider eine Marktlücke für sich entdeckt haben: die hauswirtschaftliche Versorgung", sagt Norbert Huber, Geschäftsführer der Caritas München. Dieser Bereich, also die Unterstützung bei alltäglichen Erledigungen, sei in Bayern massiv unterfinanziert, erklärt er. Betroffene könnten sich Fachkräfte daher kaum leisten. Gleichzeitig wächst in München die Zahl der Menschen, die von ihrem Einkommen nicht leben können und sich etwas dazuverdienen wollen. Ihnen versprechen diverse Anbieter, dass sie als ehrenamtliche Helfer bis zu 2400 Euro


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