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CampCar 1 | 24. Januar 2013
Im Camping steckt Potenzial TCS-Direktorin Sandra Herren leitet seit Anfang 2012 die Division «Club» mit drei unterschiedlichen Geschäftsfeldern, so auch «Tourismus & Freizeit», worunter das Campingwesen im TCS gehört. Im Interview ihre Ansichten und Absichten nach einem Jahr im TCS.
» Neben den strategischen Geschäftsfeldern (SGF) «Mobilitätsberatung» und «Aus- und Weiterbildung» steht auch der nicht zum Kerngeschäft des TCS gehörende Campingbereich unter Ihrer Leitung. Welchen Stellenwert geniesst TCS Camping?
Sandra Herren: Ich habe gemerkt, dass das Campingwesen im TCS mit vielen Emotionen verbunden ist, welche es bei Änderungen zu berücksichtigen gilt. Ich bin klar der Meinung, dass wir mit unseren derzeit 29 Campingplätzen auch neue Mitglieder generieren können. Dadurch wird der Stellenwert der Plätze innerhalb des TCS noch steigen. Zurzeit analysieren wir jeden Platz auf sein Marktpotenzial hin: Wo haben wir unsere Stärken, wo unsere Schwachpunkte, wie können wir uns optimal positionieren, benötigen wir zusätzliche oder weniger Standorte?
auf einzelnen Plätzen immer noch Parzellen von 60 bis 80 m2, was bei den immer grösser werdenden Wohnwagen und Reisemobilen zu knapp ist und von den Kunden bemängelt wird. Wenn wir jedoch die Anzahl der Stellplätze reduzieren, dafür aber die Fläche der einzelnen Parzelle vergrössern, können wir nie den Preis verlangen, der nötig wäre, um den ganzen Camping noch rentabel führen zu können. Auf einigen unserer Plätze besteht noch Handlungsbedarf. Ich denke an die gestiegenen Hygiene- und Strombedürfnisse der Kunden, an Empfangsgebäude, an Tourismus- und Sportangebote usw. Wie bei einer Hotelkette, sollten die Gäste wissen «wo die gelbe TCS-Fahne weht, ist auch TCS drin», und zwar auf einem gehobenen Standard. Was uns auch im Campingbereich noch weitgehend fehlt, ist das Jugendsegment. Hier sehe ich eine Chance für unsere Cam-
Vor 50 Jahren führte der TCS über 100 Zeltplätze, vor zehn Jahren warens 43, und heute sind es noch 29. Geht das Streichkonzert noch weiter?
pingplätze, allenfalls in Zusammenarbeit mit einzelnen Partnern der vor zwei Jahren gegründeten Interessengemeinschaft Parahotellerie bei Schweiz Tourismus. Wie sehen Sie die Zukunft der 18 regionalen Campingclubs als «Club im Club»?
Diese Clubs haben eine lange Tradition; solange sie nicht stehen bleiben und ihre Aktivitäten nach den Bedürfnissen der Mitglieder ausrichten, haben sie meines Erachtens durchaus eine Zukunft. Die Clubs geben dem Campingwesen im TCS sozusagen ein Gesicht. Ich sehe in ihnen eine Art «Fanclub Camping», worin mehr und mehr auch junge Camper ihren Platz finden sollen. Durch die Schaffung des neuen Dachverbandes TCS Campingclub Schweiz (CCS) sind die Clubs besser in der TCS-Gruppe verankert und wir können sie auch gezielter unterstützen. Interview: Peter Widmer
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Zurzeit halten wir an den bestehenden Plätzen fest. Ob es zusätzliche oder weniger Campings geben wird, werden die Resultate der gegenwärtig laufenden Platzanalyse zeigen. Ich gehe davon aus, dass wir Ende März 2013 mehr wissen. Der TCS hat in den letzten Jahren namhafte Investitionen auf den Plätzen getätigt, ich denke an Flaach, Disentis, Gordevio, um nur einige zu nennen. Viele unserer Campings haben heute einen hohen Ausbaustandard und dürfen sich durchaus mit dem benachbarten Ausland messen. Auf der anderen Seite dürfen die Investitionen aber nicht einen permanenten Kostenblock bilden, sie müssen sich auch einmal auszahlen. Wir müssen ein klares Konzept haben, wohin die Reise führen soll. Allerdings bin ich überzeugt, dass Potenzial vorhanden ist, denn die Ferienform Camping im Sinne von «zurück zur Natur» ist voll im Trend.
Nein, nicht in allen Teilen. Das ist schon aus Platzgründen nicht möglich. Wir können die Flächen nicht beliebig erweitern. In der Schweiz haben wir generell das Problem mit den Stellplatzgrössen. Wir haben
zvg
Im Ausland sind Campingplätze regelrechte Freizeitparks mit Wellnesszonen, Einkaufsmeilen, Hotels, Toilettenkabinen neben dem Stellplatz usw. Können wir da mithalten?
Sandra Herren trat anfangs 2012 die Nachfolge von Beat Flückiger an, der nach über 30 Jahren in Pension ging. Mit der Division «Club» leitet sie äusserst vielschichtige Geschäftsfelder.