Top Schwaben 2016_03

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14. Jahrgang

03 2016 Preis 6,50 €

Menschen, Kultur & Wirtschaft einer besonderen Region

schwerpunkt

finanzen Titelthema

Neuer Freizeitpark

Gaswerk Augsburg

Alarmstufe Rot für Schwabens Regionalbanken

350 MillionenProjekt entsteht im Allgäu

Ein neues Energiekulturzentrum für die Region

Außerdem:

Wittelsbacher Schloss, Friedberg Dornröschenschlaf Großholzleute Kochköpfe, Chefetage Spezial: Stadt Kaufbeuren


T h e m engebi et farbi g

Kolumnentitel

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E d itori al

Warum mieter „Versilbert doch den Dürer!“ Liebe Leserin, lieber Leser, obwohl die Europäische Zentralbank tagtäglich mehr Geld in Umlauf bringt, Bilanzsummen und Geschäftsvolumina in den Banken und Unternehmen steigen, ist Geld ein knappes Gut. Wo man hinhört, heißt es: „Wir würden ja gern, haben aber kein Budget“. Vor allem die regionalen Museen leiden unter dem Spardiktat der öffentlichen Hand. Als Deutschlands berühmtester Maler Gerhard Richter – eine Schau seiner Werke läuft noch bis 6. November in der Augsburger Galerie Noah – Anfang des Jahres einen offenen Brief schrieb, schloss er sich einer großen Protestwelle an. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hatte Leverkusens Oberbürgermeister vorgerechnet, dass durch die Auflösung des Museums Morsbroich ein jährlicher Betrag von 778.450 Euro eingespart werden könne, um die verschuldete Stadt zu sanieren – Augsburg lässt mit den zuletzt ad acta gelegten Kostenszenarien zum Kippen der Welterbe-Bewerbung schön grüßen. Leverkusen zeigt: Es gibt keine Denkverbote mehr, wirtschaftliche Überlegungen hoch über die Kultur zu stellen, die eine Stadt, eine Region erst lebenswert macht. Man mag hoffen, dass auf der Suche nach Einsparpotenzialen niemand auf die Idee kommt, Albrecht Dürers Porträt von Jakob Fugger dem Reichen aus der Staatsgalerie Alter Meister in Augsburgs Katharinenkirche abzuhängen und bei Sotheby‘s für ein paar Milliönchen zu versilbern. Schließlich steht das Fuggerporträt wie kein zweites Symbol für den Erfolg, die visionäre Kraft und Durchsetzungsstärke, zu der ein Schwabe fähig sein kann – Werte, auf die man sich in der Region in Zeiten klammer Kassen durchaus besinnen sollte.

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Darum stand Dürers Fugger, den er während des 18. Reichtags um 1518 in Augsburg malte, als Titelmotiv für unser Schwerpunktthema „Geld und Finanzen“ Pate und wurde nicht ohne Grund mit der Signalfarbe Rot hinterlegt. Denn die Niedrigzinspolitik bringt die Regionalbanken in Gefahr (Seite 16), die Kommunen schwimmen in allem anderen als in Geld, investieren jedoch so gut es geht in Bäder (Seite 32). Mangels finanzieller Möglichkeiten fristet im Allgäu ein kulturelles Kleinod im Dornröschenschlaf: Der Gasthof Adler in Großholzleute bleibt auf absehbare Zeit geschlossen, trotz ruhmreicher Vergangenheit, in der sich Günter Grass und die Gruppe 47 hier die Klinke in die Hand gaben. Eine gewinnbringende Lektüre wünscht

Wolfgang Strobl redaktion@topschwaben.de

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Schwerpunkt

6 Porträts

15 Chefetage: Antje von Dewitz

16 Schwerpunkt Geld & Finanzen Alarmstufe: Rot – Schwabens Banken und Sparkassen setzen den Rotstift an.

26 Center Parcs: 350 Millionen für Giga-Park im Allgäu

28 Kein Geld für den Gasthof Adler in Großholzleute: Wann endet der Dornröschenschlaf? AnKommen, entschleunigen unD sich mit leiDenschAft veRwöhnen l Assen

30 Bäder – kein Spaß für die Kommunen

32 Landkreis Neu-Ulm: Geld für vier eigene Museen

34 Wittelsbacher Schloss: Großprojekt mit Strahlkraft

RunDum entsPAnnen

Dem AlltAg entfliehen

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Impressum Verlag und Adresse aller Verantwortlichen: contrast marketing-kommunikation & verlag gmbh, Eserwallstr. 17, 86150 Augsburg, Tel. 0821/3199950, Fax 0821/31989140, info@topschwaben.de Herausgeber und verantwortlich i. S. d. P.: Wolfgang Strobl Copyright: Der Inhalt des Magazins ist in vollem Umfang urheberrechlich geschützt. Alle Rechte liegen beim Verlag. Die Verwendung von Texten, Fotos und Illustrationen in anderen Publikationen und im Internet bedürfen – auch auszugsweise – der schriftlichen Genehmigung des Verlags Autoren dieser Ausgabe: Dr. Gerhard Hofweber (gh), Petra Krauß-Stelzer (pks), Roswitha Mitulla (rmi), Florian Pittroff (pif), Günther Stauch (gs), Wolfgang Strobl (wos), Wolfgang Wiedemann (wiwo). Gastbeitrag von Jürgen Kannler. Titelbild und -arrangement: Stephanie Endemann Layout, Illustrationen, Diagramme: Stephanie Endemann Verlagsbüro: Werner Vöst, Tel. 0821/4506945, info@voewe Anzeigenverwaltung: contrast marketing-kommunikation & verlag GmbH Fotografen dieser Ausgabe: Axel Weiss, Max Baal, Henry M. Linder, Wolfgang Strobl. Weitere Bildnachweise direkt auf den Seiten. Druck: Druckerei Joh. Walch, Augsburg Konzeption, Layout, Satz: www.contrast-marketing.de top schwaben erscheint vierteljährlich, zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 11 vom 1. Januar 2016, EVP € 6,50 Jahresabo € 18,- (einschl. Postgebühr)


t op schwaben

Wirtschaft

12 Oberstdorf/Kleinwalsertal: Beide Talseiten verbunden, Kindersitzhersteller Britax zieht auf AREAL pro in die Familien- und Kinderregion

13 Weitere zwei Jahre Hand in Hand

Kultur

34 Carbon im tim: Faszination der schwarzen Faser

36 Gaswerk Augsburg: Energiekulturzentrum

Spezial

Stadt Kaufbeuren 48 „Wir haben da einen Nerv getroffen“ Interview mit Bürgermeister Stefan Bosse 50 In Kaufbeuren lohnt es sich, Kinder zu haben. Starke Wirtschaft, Fairtrade-Town, Fußgängerzone

52 „Theater to go“, 50 Jahre Kulturring

54 Ausstellungshäuser als kulturelle Zentren der Stadt

56 BKH Kaufbeuren – Eine beeindruckende und zugleich bedrückende Geschichte

58 Neugablonz – ein echtes Wirtschaftswunder

Kulinarik

60 Kochköpfe: Paul Zinsmeister

62 Zwiebelspalten: Brauerei-Gasthof Laupheimer

Veranstaltungen

64 Termine: Herbst 2016 Unsere nächste Ausgabe erscheint im Dezember MM.EID.Anz.TS 27.07.16 11:25 Seite 1

WOLFGANG EIDEL EIN LEBEN FÜR GOLD UND SILBER 25. 9. B IS 13. 11. 2016

ma x imilian museum

Fotos: Axel Weiss, Simone Zehnpfennig, Thomas Hosemann, Dominik Maier, titania

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t o p s chwaben

Porträt


F rie dri ch Brenner

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Münz-Matador Friedrich brenner gestaltete die neueste 20 euro-Gedenkmünze

Brenner ist ein Meister seines Fachs. Er hat schon vielen Münzen ein Gesicht gegeben und Wettbewerbe gewonnen. Viermal hintereinander belegte er jüngst erste Plätze. Von 1960 bis 1965 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Josef Henselmann. Dessen Assistent, Otto Kalmbach, hielt die Studenten schon im ersten Semester an, negativ in Gips zu arbeiten. Erst wird ein Negativ erstellt. Anschließend können beliebig viele Reliefkopien gegossen werden. Es ist dieselbe Technik, wie sie die alten Griechen angewendet hatten. „Münzen haben mich schon immer interessiert“, erzählt Brenner und schränkt sofort ein, „neben Medaillen der Renaissance.“ Im Gegensatz zu Münzen, die meist klein sind, damit sie bequem im Geldbeutel Platz haben, sind Medaillen ausladend und bieten dem Medailleur die Möglichkeit, seine Kunst im höheren Relief zur Schau zu stellen. „Ich habe Medaillenschneiden von der Pike auf gelernt“, erzählt der 77-Jährige nicht ohne Stolz. Von 1964 bis 1966 besuchte Brenner Kurse in Münz- und Medaillengestaltung bei Karl Roth. „Wenn Du bei Roth lernst, kannst du es zum Matador in diesem Fach bringen“, habe man ihm damals gesagt. 1966 erhielt er dann prompt eine erste Einladung zu einem Wettbewerb. Thema war die Gestaltung einer Gottfried Wilhelm Leibniz-Münze. „Da gab es immer ganz strenge Vorgaben, insbesondere was die Reliefhöhe angeht“, erläutert Brenner. Ein Millimeter war erlaubt. Brenner hat unge-

fähr zehnmal geschnitten und immer wieder probiert, bis es endlich geklappt hat und die Reliefhöhe zu den Haaren des deutschen Philosophen passte. Das Resultat: ein hervorragender zweiter Preis. Nach dem Tod von Karl Roth erhielt Brenner selbst einen Lehrauftrag für Münzgestaltung an der Akademie der Bildenden Künste in München. Von 1970 bis 1980 arbeitete er in einem Augsburger Architekturbüro. Seit 1980 ist Brenner freischaffend tätig und beteiligt sich unter anderem an verschiedenen internationalen Medaillenausstellungen. Nun kam eben die Einladung zum Wettbewerb zur Otto Dix-Gedächtnismünze. Vier Monate wären Zeit gewesen für den Entwurf. Mit Dix war Brenner allerdings schon fertig, bevor die Unterlagen vom Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) aus Berlin in Anhausen eingetroffen waren. „Ich habe gleich YoutubeVideos mit Dix-Gemälden angesehen und dort verschiedene Motive abfotografiert.“ Weil er sich aber mit einem PC noch nicht so gut auskennt, war das Bild meist schon weg bevor der Foto „Klick“ gemacht hatte, „das hat mich sehr geärgert“. Bei der Durchsicht der Bilder auf dem Foto fiel ihm auf, dass die Bildüberlagerung vom Dix‘schen Selbstporträt und dem tanzenden Paar sehr gut aussieht. Gesagt getan – das war er, der Brenner‘sche Vorschlag für die Dix Gedächtnismünze. Was der Jury besonders gut gefallen hat: Das Relief auf der Bildseite verbindet in virtuoser Collage Porträt, ein bildnerisches Zitat eines Hauptmotivs seines Schaffens und seine Signatur. Dadurch entsteht eine Komposition, die in gewisser Weise das Montageprinzip von Dix und die Virulenz seines Frühwerks in einer neuen künstlerischen Sprache widerspiegelt. Nun kann die Dix Medaille am 3. November ordnungsgemäß erscheinen. pif

Foto: Max Baal

Am 3. November erscheint die 20 Euro-Gedenkmünze zu Ehren von Otto Dix‘ 125. Geburtstag. Die Münze entstand in den westlichen Wäldern, genauer gesagt in Anhausen  / Diedorf. Dort lebt der Künstler Friedrich Brenner, der das 20 Euro-Geldstück virtuos gestaltet hat.


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Porträt

Industrieführer mit großem Herzen IHK-Ehrenpräsident Hans Haibel hat immer den Menschen im Blick Das Tor zur großen weiten Welt fällt manchmal richtig klein aus. Da erwartet man von diesem 85 Jahre alten prominenten Mann – Ehrenpräsident der IHK Schwaben, Vizepräsident des Bayerischen Senats, Ehrensenator der Universität Augsburg, Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Bayerischen Staatsmedaille, weitgereister Unternehmenschef – mindestens ein kurzes Statement, wie unser Globus, jawohl das ganze Universum funktioniert. Und in diesem Moment sorgt sich Hans Haibel um die Rosen in seinem idyllischen Garten neben dem Haus in der Altstadt Friedbergs. „Wenn es endlich mal aufhören wird zu regnen, kommen sie an die Reihe.“ In dem Menschen mit einer raketenartigen Ingenieurs- und Industriellenkarriere steckt eben auch ein subtil denkender und handelnder Feingeist. Das zeigt schon sein Faible für Musik und Malerei, Reisen durch Europas Städte und das Anfertigen von Möbelstücken nach historischer Vorlage in seiner kleinen heimischen Schreinerwerkstatt. Das Auftrumpfen oder Schreien, Belehren oder Besserwissen ist seine Sache nicht. War es auch nie, wenn man die Jahrzehnte nach der ersten Begegnung mit dem gebürtigen Augsburger Revue passieren lässt. Der freundlich einnehmende Blick, die ruhig besonnen wirkende Art, auch auf sein noch so kontroverses Gegenüber einzugehen, sind felsenfest geblieben. Haibel kann ein Gespräch führen, aber auch zuhören. Lange. Egal, ob vor ihm ein Politiker, Theologe, Wissenschaftler, Künstler oder Banker sitzt. Selbst als langjähriger Geschäftsführer der Goetze-Werke in Friedberg sah der für seine soziale Ader bekannte Schwabe den Menschen als das besondere Gut der Firma. Dies galt auch in seinem stolze vier Legislaturperioden langen Wirken als IHK-Präsident in Augsburg. Der oberste Repräsentant der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft trommelte nicht nur heftig

fürs Gewerbe, sondern ließ sein Herz auch für die Anliegen der Beschäftigten schlagen. „Was uns von anderen Standorten unterscheidet, sind die zahlreichen familiengeführten Betriebe, die in schlechten Zeiten anders reagieren als etwa große Konzerne – bei uns werden die Leute gehalten.“ So soll er bei Arbeitgeber-Kollegen schon mal dafür geworben haben, das Personal nicht auszustellen, sondern erst die Produktion für eine Zeitlang herunterzufahren. Deutliche Spuren hinterließ der Absolvent der Ingenieursakademie Augsburg, der nebenbei Kunstgeschichte und Archäologie studierte, beim Thema Bildung. „Für mich immer die Nummer eins von allem.“ Kein Wunder, dass dieses Engagement bei den zahllosen Ehrungen mit Orden und Auszeichnungen stets gewürdigt wurde. Ja, es scheint sogar ein gewisses Lebensmotto zu sein, zumal er sich in der aktiven Zeit „wie ein Wanderprediger vorkam, der durchs Land lief mit der Losung: Ihr müsst Euer Leben lang lernen.“ So versteht es sich von selbst, dass der Ehrensenator der Augsburger Uni sich damals um die Besserstellung etwa der wenig geachteten Berufsschulen bemühte. Zudem besorgt ihn noch heute das Schicksal von jungen Leuten ohne Schulabschluss: „Das Gerede, das so jemand ein fauler Hund ist, hat mich noch nie interessiert – wir müssen die Betroffenen abholen und ihnen Bildung geben“, fordert ein Hans Haibel mit ernstem Gesichtsausdruck. Dieses hellt sich Sekunden später schon wieder auf, als der bis heute bildungshungrig gebliebene Senior vom Wert einer soliden handwerklichen Ausbildung und der stetigen Weiterqualifizierung spricht: „Es gibt doch nichts Schöneres als in seinem Beruf souverän zu sein, und das kann ich nur, wenn ich das erfüllen kann was man von mir verlangt.“ Beim Thema Uniklinik Augsburg blitzt endgültig ein zufriedenes Lächeln auf, kann er sich doch selbstbewusst zu den Vorkämpfern der nun realisierten Idee zählen: „Einfach wunderbar.“ gs


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Foto: Axel Weiss

Ha n s H ai bel


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Porträt


Dr. Chri s tof Trepes ch

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„Kunst als Erlebnisraum“ Dr. Christof trepesch ist neuer vorstand in Museumsverband

Trepesch ist gebürtiger Saarländer. Er hat Kunstgeschichte studiert mit Archäologie im Nebenfach. Bis zum Wechsel nach Augsburg arbeitete er in Saarbrücken im Saarland-Museum, das eine ähnliche Sammlungsstruktur hat wie Augsburg – von der Antike bis zur Moderne. Trepesch war dort kommissarischer Leiter des Museums und Vizechef der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz. Dokumentieren, vermessen und inventarisieren war unter anderem immer schon sein Thema. Dabei hat ihn die Kunst seit jeher interessiert, ebenso wie die Archäologie. Während der Studienzeit war er bei diversen Ausgrabungen dabei, unter anderem in Bulgarien, wo es um die Funde einer neolithischen Siedlung ging. Im Saarland-Museum gehörte es zu seinen Aufgaben die Bestände zu inventarisieren. Als er damit fast fertig war, kam der Ruf aus Augsburg. Und da ging dann quasi alles von neuem los. Allein 40.000 Grafiken gilt es in den Kunstsammlungen und Museen in Augsburg zu inventarisieren. „Es ist nicht damit getan, die Texte der Karteikärtchen einfach in den Computer zu tippen“, erläutert Trepesch. Man muss alle Grafiken und Bilder noch einmal in die Hand nehmen, anschauen und neu bewerten. Digitale Inventarisierung und Bildbearbeitung, digital erzeugte Außenwirkung und soziale Netzwerke haben auch den kulturellen Sektor erfasst. Waren einstmals Sammeln, Forschen, Bewahren und Vermitteln

die Hauptaufgaben der Museen, so haben die digitalen Möglichkeiten die Museumswelt mittlerweile massiv verändert. So hat das British Museum in London als eines der größten und bedeutendsten kulturgeschichtlichen Museen der Welt an die 500.000 Grafiken online gestellt. Dies sei wichtig für Forschungszwecke, für die Wissenschaft und es erleichtert natürlich die Recherche ungemein. Auf die Museumsbesucher habe das keinerlei Auswirkungen. Die Besucherzahlen gingen dadurch nicht zurück: „Der Kunstinteressierte will das Museum als Erlebnisraum entdecken“, so Trepesch, online würden die Museumsbesucher lediglich Grunddaten wie Öffnungszeiten und der Anfahrtsweg abgefragt, so der Museums-Chef, der jüngst eine neue Aufgabe mit übernahm. Christof Trepesch wurde zum neuen Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Museen in Bayern (AMB) bestimmt. Die 1974 gegründete AMB ist ein Zusammenschluss der hauptamtlich geführten Museen im Freistaat und hat den Zweck, die Interessen der Museen und Sammlungen in Bayern zu vertreten und sich gegenseitig zu beraten. „In Abgrenzung zu anderen Museumsverbänden ist die AMB unabhängig, und beschäftigt sich auch mit Themen, die andere ex professo nicht behandeln können, dürfen oder möchten“, so Trepesch. Zwischen Inventarisieren, Koordinieren, Planen und der neuen Vorstandstätigkeit bleibt wenig Zeit für Privates. Dennoch, das Ehepaar Trepesch reist sehr gerne und dann ist, wie zuletzt im Sommerurlaub, auch Platz für ein gutes Buch. Doch jetzt geht es wieder „in die Vollen“. Weil Stillstand Rückschritt ist, laufen die Planungen für die Kunstsammlungen und Museen Augsburg schon bis ins Jahr 2020. Es brauche Abwechslung, sieben Häuser zu bespielen und damit auch den Augsburgern einiges zu bieten. pif

Foto: Max Baal

„Dauerausstellungen sind mehr etwas für Touristen, die nach Augsburg kommen“, sagt Dr. Christof Trepesch. Deshalb ist der Leiter der Städtischen Kunstsammlungen im Moment „mittendrin“ in den Planungen, die Kunstsammlungen und Museen bis 2020 immer wieder auch für das Augsburger Publikum interessant zu machen.


t o p s chwaben

Au s d er Region

Beide Talseiten verbunden.

Gemeinsam stark v.l.n.r. Hermann Haller, Augustin Kröll, Anton Haller, Robert Haller, Dr. Andreas Gapp und Michael Lucke.

Ehemalige Konkurrenten werden Partner. 30 Mio. Investitionen für die Destination Oberstdorf / Kleinwalsertal. „Nur gemeinsam sind wir stark“, das haben sich die Eigentümer der Heubergarena, Toni Haller und Robert Haller, die Gesellschafter der Kleinwalsertaler Bergbahn AG, Michael Lucke vom Allgäuer Überlandwerk sowie Dr. Andreas Gapp von der Walser Raiffeisen Holding zu Herzen genommen. Nun wurden die Heubergarena, das Walmendingerhorn und der Ifen ein zusammenhängendes Skigebiet im Kleinwalsertal, nämlich die „Skiliftgesellschaft links der Breitach“. Dieses verfügt in Summe über 61 Pistenkilometer und ist damit um einiges größer als der Skiraum Kanzelwand / Fellhorn mit 36 Kilometer. Da sich aber mit Blick auf die Gesamtgäste der Skiregion nur 45 Prozent der Gäste am Walmendingerhorn, Heuberg und Ifen aufhalten, besteht ein attraktives Potenzial – insbesondere für die Übernachtungsgäste. Die zwei Bergbahn-Unternehmen entwickeln damit nicht nur eine neue Unternehmung, sondern schaffen mit einer 30 Millionen Euro-Investition zudem eine attraktive Destination, die gemeinsam mit den touristischen Partnern vor Ort entsprechend weit über die Landesgrenzen hinaus, vermarket werden kann und auch soll.

Kindersitzhersteller Britax zieht in die Familien- und Kinderregion Das Produktions- und Bürogebäude sieht bereits bezugsfertig aus, noch in diesem Jahr werden die Umzugswagen rollen. Britax, nach eigenem Bekunden, „führender Hersteller im Bereich Mobilität für Kinder“, kehrt Ulm den Rücken und zieht um ins bayerische. Auf dem AREAL pro-Gelände in Leipheim wird in Kürze die Europa-Zentrale des Konzerns mit ca. 380 Beschäftigen in Büros, Produktion und Warenlager in Betrieb gehen. Das bisherige, 1986 in Ulm an der Blaubeurer Straße erbaute Gebäude, wurde in den letzten Jahren immer enger und kann inzwischen dem kontinuierlich wachsenden Produktportfolio unter den bekannten Marken Britax und Britax Römer und dem damit verbundenen Platzbedarf für Büros, Produktion und Lager nicht mehr standhalten. „Wir fühlen uns dem Standort Ulm sehr verbunden und haben uns daher intensiv um einen Umzug in die nächste Nähe bemüht. Nach umfassender Prüfung haben wir uns für den Standort Leipheim entschieden. Wir sind davon überzeugt, dass sich Leipheim in vielerlei Hinsicht perfekt eignet“, so Paul Gustavsson bei der Verkündung der Entscheidung im Mai 2015. Nach nicht einmal eineinhalb Jahren Bauzeit stehen jetzt die Gebäude auf dem Gewerbegebiet AREAL pro in Leipheim. „Wir freuen uns sehr darüber, Britax auf dem AREAL pro Gelände begrüßen zu dürfen“, so Christian Konrad, Erster Bürgermeister der Stadt Leipheim. In den neuen, rund 18.000 Quadratmeter großen Räumlichkeiten kann die Produktion auf ebenerdigen Flächen stattfinden und dadurch deutlich effizienter ausgerichtet werden. Auch die hausinterne Crashtestanlage, in der Britax

die eigenen Auto-Kindersitze für höchste Sicherheitsstandards entwickelt und testet, wird im neuen Gebäude Platz finden. Mit dem Umzug und dem zusätzlichen Platzangebot kann Britax nun auch das Warenlager in das Gebäude integrieren und muss nicht mehr auf externe Lager zurückgreifen. Dem Vernehmen nach investiert das Traditionsunternehmen einen mittleren, zweistelligen Millionenbetrag – mit seinem Produktportfolio für Kinder passenderweise in der Familien- und Kinderregion, wie sich der Landkreis Günzburg selbst nennt.

Neu im Leitsystem des Gewerbegebiets AREAL pro in Leipheim: Das neue Firmengebäude des Ulmer Unternehmens Britax Römer (im Hintergrund).


S c h waben und Al l gäu

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Innenstadt-Kampagne „Und jetzt kommst Du“ gewinnt Stadtmarketingpreis Bayern

Die Stadtwerke Augsburg (swa) bleiben einer von zwei Hauptsponsoren des Augsburger Maximilianmuseums. Den Kooperationsvertrag über weitere zwei Jahre haben jetzt Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Walter Casazza und Museumsleiter Dr. Christoph Emmendörffer unterschrieben und die Zusammenarbeit mit Handschlag im Viermetzhof des Museums besiegelt. Die swa sind dem Maximilianmuseum seit der europaweit beachteten Ausstellung „Adrian de Velde“ im Jahr 2000 eng verbunden und haben auch so bedeutende und weithin beachtete Ausstellungen wie „Zarensilber“ (2008) oder „Weltenglanz“ (2009) maßgeblich unterstützt. „Als Unternehmen der Stadt Augsburg sehen wir es auch als unsere Aufgabe das kulturelle, sportliche oder soziale Engagement in Augsburg zu fördern und zu unterstützen“, freut sich Casazza über die Fortsetzung der langjährigen Zusammenarbeit. „Das Maximilianmuseum setzt mit seinen erstklassigen Ausstellungen immer wieder weithin beachtete Glanzpunkte für die Stadt“, so Casazza. Aber auch die Dauerausstellung sei mit seinen bedeutenden Exponaten herausragend und immer einen Besuch wert. Seit 2010 sind die Stadtwerke Augsburg kontinuierlicher Projektpartner der großen Sonderausstellungen wie etwa der Bayerischen Landesausstellung „Bayern – Italien“ (2010), „Bürgermacht & Bücherpracht“ (2011) oder „Der Pommersche Kunstschrank“ (2014). Seit 2012 sind die swa neben der Sparda-Bank Hauptsponsor des Museums. Das Maximilianmuseum: Das städtische Maximilianmuseum gilt als eines der bedeutendsten Museen in Augsburg. Es wurde im Jahre 1855 errichtet und beherbergt eine umfangreiche kunsthistorische Sammlung sowie zahlreiche Exponate zur Geschichte der freien Reichsstadt Augsburg vom Mittelalter bis zur Mediatisierung von Bayern im Jahr 1805. Im Jahr 1856 wurde das Museum nach seinem Schirmherrn, König Maximilian II. von Bayern, „Maximilianmuseum“ benannt. Heute enthält das Museum die städtischen Sammlungen von Plastik, Kunstgewerbe sowie zur Stadtgeschichte. Nach 15jähriger Renovierung wurde das Maximilianmuseum im November 2006 wieder eröffnet. Zum Foto: Mit Handschlag, zusätzlich zum Vertrag, besiegeln StadtwerkeGeschäftsführer Dr. Walter Casazza (links) und der Leiter des Maximilianmuseums, Dr. Christoph Emmendörffer, die Verlängerung der Zusammenarbeit um weitere zwei Jahre.

KUMAS: Radeln im Moor Ökologie und Ökonomie sind keine Gegensätze, sondern fördern sich gegenseitig. Das Umweltnetzwerk KUMAS e. V. zeichnete im Jahr 2012 die Allgäuer Moorallianz als besonders herausragendes Beispiel gelebten Umweltschutzes aus. Das vom Freistaat Bayern und dem Bund geförderte Projekt hat sich inzwischen sehr gut weiter entwickelt und auch auf europäischer Ebene Vorblidcharakter erlangt. Der KUMAS-Vorstand überzeugte sich nun im Rahmen einer E-Bike-Tour vom Erfolg des Projektes und startete dazu am 8. September am Landratsamt Ostallgäu in Marktoberdorf mit Pedelecs zum Projektgebiet MOORELEBNIS ELBSEE. Dort stellte Dr. Ulrich Weiland von der Allgäuer Moorallianz die Bedeutung eines intakten Moorgebietes für den Klima- und Artenschutz und als gelungenes Beispiel erfolgreicher Regionalentwicklung vor. Auf dem Rückweg stattete das KUMAS-Umweltnetzwerk dem Traktorenhersteller AGCO Fendt Deutschland GmbH in Markt­ oberdorf noch einen Kurzbesuch ab. Peter-Josef Paffen, Vorsitzender der Geschäftsführung, begrüßte die Teilnehmer im Fendt Forum. Landrätin Maria Rita Zinnecker und die Vorsitzenden des KUMAS e. V., Dr. Joachim Knüpfer und Norbert Schürmann freuten sich zusammen mit dem Geschäftsführer des KUMAS e. V. über die gelungene Veranstaltung, die in regelmäßigen Abständen wiederholt werden soll.

Fotos: swa, Skiliftgesellschaft links der Breitach, Bergbahnen Kleinwalsertal/OBerstdorf, Wolfgang Strobl, KUMAS

Weitere zwei Jahre Hand in Hand

Für ihre Innenstadt-Kampagne „Und jetzt kommst Du“ ist die Stadt Augsburg mit dem Stadtmarketingpreis Bayern ausgezeichnet worden. Augsburg erhielt den Preis in der Kategorie „Städte ab 100.000 Einwohner“ und hat sich gegen Würzburg durchgesetzt. Für Augsburg sprachen ganz besonders die aktive Rolle der Stadt und die gelungene Vernetzung von Verwaltung und Wirtschaft. „Wir freuen uns riesig. Diese Auszeichnung ist ein großer Erfolg und eine Bestätigung für unser gemeinsames Projekt, das erst durch die zahlreiche Beteiligung der Innenstadtakteure, der Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleister ermöglicht wurde. Gerade die Entwicklung der Augsburger Innenstadt liegt mir besonders am Herzen. Daher ist der Preis eine große Motivation, intensiv weiter zu arbeiten und das erfolgreiche Zusammenwirken der Akteure sowie Maßnahmen und Aktionen für eine lebendige Innenstadt noch stärker zu bündeln und auszubauen“, so Bürgermeisterin sowie Wirtschafts- und Finanzreferentin Eva Weber.



Die Aufzugtür geht auf, hinter einer Gesprächsinsel mit Kaffevollautomat öffnet sich ein einziger großer Raum. Geschäftigtes Treiben, gedämpfte Geräuschkulisse und ein sehr angenehmes Raumklima kennzeichnen die entspannte Atmosphäre im 2015 neu gebauten Firmengebäude, das durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zertifiziert ist. Sideboards trennen die Arbeitsbereiche der Teams vom Schreibtisch der CEO ab. Keine sichtbaren Privilegien, nur eine grasgrüne Besprechungskoje kennzeichnet den Bereich, in dem Antje von Dewitz, die Deutschlands nachhaltigster Marke 2015 vorsteht, ihren Schreibtisch hat.

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Antje von Dewitz Geschäftsführerin / CEO VAUDE Sport GmbH & Co. KG „Ein zentraler Faktor für unser Werteverständnis ist das Wir-Gefühl.“ – ein Wert, der für partnerschaftlichen Umgang mit der Natur und mit den Menschen steht. „Wir sind Bergsportausrüstung“, sagt die 43-Jährige, „deshalb ist das Wir-Gefühl, das in einer Seilschaft im Bergsport ebenso verkörpert wird wie in einer Partnerschaft, in der Fami-

lie, im Unternehmen und im Einklang mit der Natur, ein wesentlicher Punkt im VAUDE-Leitbild.“ Und das wird in Tettnang, nahe dem Bodensee, mit flachen Hierarchien, Team-Spirit, Vertrauen, offener Kommunikation und der Maxime „Werteorientierung statt Gewinnmaximierung“ spürbar gelebt. „VAUDE“ – der Markenname verweist auf die Initialen des Firmengründers: „vD“, das ist Albrecht von Dewitz, der 2009 die Geschäftsleitung des schwäbischen Familienunternehmens an Tochter Antje übergeben hat. Sie beschäftigt hier in Deutschland aktuell 486, Vater Albrecht in einem Produktionswerk in Vietnam 1.000 Mitarbeiter. wos

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Foto: Henry M. Linder

S p itz e i n Schwaben: C hef etage


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ALARMSTUFE:

ROT!

Schwabens Banken und sparkassen setzen den rotstift an. denn es drohen rote zahlen in den bilanzen. und eine spürbare veränderung der schwäbischen bankenlandschaft.


K o lu m nenti tel

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„Nichts unter der Sonne hat Bestand“, soll Jakob Fugger einst gesagt haben. Ob der Augsburger Kaufmann und ehemals reichste Mann der Welt damit auch die Vergänglichkeit von Banken im Sinn gehabt hat? Wohl kaum. Denn Geld war zu seiner Zeit ein knappes Gut, während heute die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte mit frischem Geld flutet. Genau das macht den Geldinstituten Probleme. Die Gewinnmargen schrumpfen, Kosten müssen gedrückt und Erträge gesteigert werden. Doch damit nicht genug: Die digitale Revolution rüttelt an den Grundfesten. Kleinlaut sind sie geworden in den Chefetagen der Banken und Sparkassen. Und vorsichtig, in dem was sie sagen – wenn sie überhaupt etwas sagen. Denn wer spricht schon gern über Personalabbau, Geschäftsstellenschließungen, Kostendruck und die eigene Zukunft, in Zeiten, in denen die Aussichten alles andere als rosig sind? Im Gegenteil. Rosig war einmal, die Farbe der Stunde ist Rot. Denn der Rotstift regiert. Überall dort, wo an der Kostenschraube noch ein wenig mehr gedreht werden kann, wird diese kräftig angezogen. Mit gutem Grund. Denn die fetten Jahre sind für die Geldhäuser Bayerisch-Schwabens wohl auf lange Zeit passé. Deutlich wird Joachim Schluchter, der bis 2009 bei der damals noch größten bayerisch-schwäbischen Genossenschaftsbank Augusta-Bank im Vorstand war. „Es wird sich massiv etwas verändern müssen, und zwar relativ schnell. Noch leben die Häuser von den guten Zinsüberschüssen der Verträge aus der Vergangenheit“, zeigt Schluchter auf eine kurz aufskizzierte Zinsstrukturkurve. Darauf ist mit einem Blick zu erkennen, worin das Problem liegt. Denn die Kurve ist flach geworden und zeigt offensichtlich, dass die Ertragssituation der Banken sich kontinuierlich weiter massiv verschlechtern wird, falls die EZB ihre Geldpolitik nicht ändert. Verliehen Bankhäuser vor einigen Jahren noch Geld für beispielsweise sieben Prozent und verzinsten die Spareinlagen ihrer Kunden mit drei Prozent, lag der Zinsüberschuss noch bei vier Prozent (siehe Diagramm auf Seite

21). Heute bekommen Sparer zwar nichts oder kaum mehr etwas auf ihr eingelegtes Geld, dafür sind zum Beispiel auch Immobilien- und Wohnbaukredite auf einem extrem niedrigen Stand von deutlich unter zwei Prozent. Die Folge: Wo beispielsweise die Augusta-Bank noch 2014 ca. 29,3 Mio. Euro und im Jahr darauf nur noch 27,6 Mio. Euro Zinsüberschuss erwirtschaften konnte, werden die Zinserträge weiter kontinuierlich sinken. Das sieht auch Georg Schneider, Vorstandsvorsitzender der Handels- und Gewerbebank und gleichzeitig

Illustration: Stephanie Endemann

„Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank führt zu deutlichen Mindereinnahmen aus dem Zinsgeschäft“


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Bezirkspräsident der schwäbischen Genossenschaftsbanken ganz klar kommen. „Die Niedringzinspolitik bzw. Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank EZB führt zu deutlichen Mindereinnahmen aus dem Zinsgeschäft. Die Einnahmen aus dem Zinsgeschäft betragen im Durchschnitt 75 Prozent der Gesamteinnahmen von Genossenschaftsbanken“, so Schneider. Dieser Ertragsrückgang veranlasst die Banken dazu, ihre Geschäftsstrukturen und Geschäftsmodelle unter Kostengesichtspunkten zu überprüfen“. Dass dazu auch ein kritischer Blick auf das Geschäftsstellennetz geworfen wird, liegt auf der Hand. Wo die überregional agierenden Geschäftsbanken wie Deutsche Bank, Commerzbank oder die HypoVereinsbank bereits vor Jahren damit begonnen haben, das Geschäftsstellennetz auszudünnen, wagt man sich mit mehrjähriger Verspätung im genossenschaftlichen und Sparkassenbereich erst jetzt ganz zaghaft aus der Deckung. Keiner wollte der erste sein, der wegen Geschäftsstellenschließungen oder Personalabbau ins Kreuzfeuer öffentlicher Kritik gerät. Doch das ist vorbei. Der Kos-

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„Keiner wollte bei Personalabbau und Geschäftsstellenschließung der Erste sein.“

tendruck wird zu groß. Während die Deutsche Bank in Bayerisch-Schwaben nur noch zwölf Geschäftsstellen – Dillingen wurde im September in eine „Finanzagentur“ umgewandelt – und die HypoVereinsbank nur noch 24 Filialen betreiben, sind auch heute noch in teils kleinsten Gemeinden Geschäftsstellen präsent. 293 Sparkassen-Geschäftsstellen und 469 Haupt- und Geschäftsstellen von Raiffeisen- und Volksbanken zählte man noch am Stichtag 31. Dezember 2015 im Regierungsbezirk Schwaben. Doch deren Zahl „wird bis 2020 um einiges darunter liegen“, sagt Walter Pache, Bezirksobmann der schwäbischen Sparkassen und Chef der Sparkasse Günzburg-Krumbach, voraus. Auch wenn sich weder die Genossenschaftsbanken noch die Sparkassen „aus der Fläche zurückziehen“ wollen, werden Strukturen angepasst. „Nur noch ein Drittel der Kunden besuchen die Geschäftsstellen zu Serviceterminen und Servicekontakten regelmäßig“, stellt Georg Schneider fest. Und Walter Pache präzisiert: „Die Kunden setzen – je nach Neigung und Situation – in zunehmenden Maße auf alternative Wege über Internet, Telefon oder Smartphone. Während Kunden heute durchschnittlich einmal im Jahr in die Sparkassen-Geschäftsstelle kommen, besuchen sie 108 mal die Internetfiliale und nutzen 192 mal pro Jahr die Sparkassen-App für mobile Endgeräte. Wir müssen uns auf das veränderte Kundenverhalten einstellen.“ Doch genau hier öffnen sich Abgründe für die regionale Bankenwelt. „Banking is necessary, banks are not“, provozierte bereits 1994 Microsoft-Gründer Bill Gates, einer der reichsten Menschen unserer Zeit. Er sah damals bereits kommen, dass durch disruptive Technologien das Geschäftsmodell der klassischen Banken grundlegend neu definiert werden müsste. Das Bankgeschäft würde weiter gebraucht, die Banken nicht. Diese Entwicklung sieht Andreas Lipkow, Aktienhändler und Chefstratege der Berliner Kliegel & Hafner AG, in einem Kommentar der Zeitschrift „Börse online“ ähnlich. Er sagt den Banken ein Dinosaurier-Schicksal voraus, weil das „klassische Beratungs- und Verkaufsgeschäft ein Auslaufmodell“ sei, das in den kommenden Jahren nicht aufrechtzuerhalten sein würde. Seiner Meinung nach hat der Wettlauf mit sogenannten Fintech-Start-ups


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offenkundig längst begonnen. Start-ups der Finanztechnologie (kurz „Fintech“) wie des Berliner „Bankenschrecks“ Valentin Stalf, der mit der Konto-App „N26“ aus dem Nichts 200.000 Kunden gewonnen hat, so die Beobachtung Lipkows, würden sich lukrative Geschäftsbereiche herauspicken. Das Nachsehen hätten traditionelle Banken, die nicht wüssten, wie sie ihre Geschäftsbereiche in die neue digitale Welt transformieren könnten.

„Bankenschreck“ gewinnt aus dem Nichts 200.000 Kunden für eine Konto-App

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Nicht ganz so schwarz für die Zunft sieht Finanzwirtschaftler Prof. Dr. Florian Lohmann, Leiter des Studiengangs BWL-Bank bei der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heidenheim. „Das Geschäftsmodell der Sparkassen und Genossenschaftsbanken ist grundsätzlich nicht in Gefahr, aber die angesprochenen Rahmenbedingungen zwingen zu Anpassungen und Reaktionen“, sagt er in Hinsicht auf die Entwicklung digitaler Dienstleistungen wie auch im Hinblick auf Ertragspositionen und Kostenstellen. „Administrative Verschlankungen in Stabs- und Marktfolgeabteilungen sind und waren bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken wie bei allen anderen Banken natürlich immer ein Thema.“ Ein Thema allerdings, an das sich kaum jemand heranwagt, wie auch Joachim Schluchter feststellt: „Der administrative Bereich ist zu stark aufgebläht“. Das weiß man natürlich auch in den Vorstandsetagen der regionalen Finanzinstitute. Hinter vorgehaltener Hand wird dort sehr wohl darüber gesprochen, dass vor allem in den nicht kundenrele-

Gabler-Saliterbank und Bankhaus Anton Hafner: Wie steuern die schwäbischen Privatbanken durch das schwierige Fahrwasser?

Wie erfolgreich die Bankiers der alten Schule ihr Unternehmensschiff durch schwieriges Fahrwasser steuern, machen die Geschäftszahlen klar, die beide schwäbische Privatbanken veröffentlicht haben. „Unser Vorteil ist die hohe Flexibilität, mit der wir uns bewegen können“, sagt Christian Hafner aus der Unternehmensleitung des Bankhauses Anton Hafner. Flexibilität heißt für beide Häuser, dass sie „keine Gefangenen ihrer eigenen Strukturen“ sind. Mit nur 50 Mitarbeitern erwirtschaftet die Hafner-Bank in Augsburg eine Bilanzsumme von mehr als 815 Mio. Euro und einen Jahresüberschuss von 8,5 Mio. Euro. Die ähnlich große Raiffeisenbank Iller-Roth-Günz braucht dazu 159 Mitarbeiter (Bilanzsumme 777 Mio., Jahresüberschuss 2,5 Mio. Euro). Ein ähnliches Bild in der Gabler-Saliterbank. Dort addierten sich 2014 rund 181 Mio. Euro Bilanzsumme auf,

ähnlich wie in der Raiffeisenbank Rehling (zuletzt 204 Mio. Euro). Der Unterschied: In der Privatbank erwirtschaften 30 Mitarbeiter 2,3 Mio. Euro Jahresüberschuss, in Rehling 45 Mitarbeiter lediglich 0,6 Mio. Euro Gewinn. „Die schwierige Situation im Markt verstehen wir durchaus als Chance“, sagt Fritz Gabler, Gesellschafter der Gabler-Saliterbank. Dabei sind die beiden Privatbanken keinesfalls „Bank für die oberen Zehntausend“, allein schon aus ihrer Geschichte als lokale Bank vor Ort nicht. Dabei zeigt man sich durchaus kreativ darin, die eigenen Erträge im Sinne einer Win-Win-Situation mit dem Kunden zu gestalten. Fritz Gabler: „Wir definieren uns über Service und schnelle Entscheidungswege.“ Beispielsweise bei einem lukrativen Immobiliengeschäft, das einem Kunden viel Wertschöpfung erbringt. Da könne man nicht warten, bis in zwei Wochen der Kreditausschuss tage und den Fall bespricht. Da müsse man schnell entscheiden – ein Vorteil der „schlanken“ Privatbanken. In solchen Fällen sei es durchaus Usus, erfolgsabhängige Honorare zwischen Bank und Kunde zu vereinbaren, wenn der Gewinn dann realisiert ist.

Dennoch: Auch wenn das Bankhaus Hafner nur sensationell wenige 21,45 Cent aufwendet, um einen Euro zu erwirtschaften (Gabler-Saliterbank ca. 50 Cent, Raibas und Sparkassen ca. 62 Cent) und damit zeigt, wie leistungsstark das Unternehmen ist – die aktuelle Entwicklung macht auch vor ihren Banktoren nicht halt. Die EU-Vorgaben zwingen sein Haus dazu, in neue EDV zu investieren und mehr Personal für Reporting und Dokumentationspflichten einzusetzen – Aufwand und Kosten, die bei einem kleinen Haus stärker ins Gewicht fallen. Dennoch gehe man positiv mit der Situation um. „In der Branche haben wir alle die selben Probleme“, konstatiert Christan Gabler, „nur ist der Druck an manchen Orten größer“. Illustrationen: Stephanie Endemann, Foto: Wolfgang Strobl

Es sind Geschäftszahlen, von denen andere träumen. Mit 8,5 Mio. und 2,3 Mio. Euro weisen das Augsburger Bankhaus Anton Hafner und die Gabler-Saliterbank in Obergünzburg Jahresüberschüsse aus, die dreimal so hoch sind wie die vergleichbarer Raiffeisen- und Volksbanken.


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vanten Bereichen teils erhebliches Einsparpotenzial bestehen würde, Kündigungen also eigentlich unausweichlich seien, wenn sich der Kostendruck weiter verstärkt. „Das ist ein Thema, an dem sich niemand die Finger verbrennen möchte“, weiß Schluchter, der heute mit seiner Dr. Willburger & Schluchter Vermögensmanagement AG selbst eine Banklizenz besitzt, aus eigener Erfahrung und dem Austausch mit Entscheidern in den regionalen Instituten.

Augusta-Bank Augsburg:

Sicherheit zu groß geschrieben? Seltsame Blüten treibt der Sicherheitsaspekt offensichtlich bei der Augusta-Bank Augsburg. Gerlinde F. (Name der Redaktion bekannt) ist eine langjährige, persönlich mit ihrem Berater bekannte Geschäfts- und Privatkundin der Bank. Weil eine Zahlung oberhalb ihres Onlineüberweisungslimits anstand, mailte sie ihrem Berater die eingescannte Rechnung über einen Gebrauchtwagen, mit der Bitte, die Zahlsumme in Höhe von rund 15.000 Euro am nächsten Werktag für sie auszuführen. Tags darauf meldete sich der Berater. Er dürfe die Überweisung aus „Sicherheitsgründen“ nicht ausführen, da die Originalkundenunterschrift fehlen würde. Auch ein persönliches Telefonat zwischen Kundin und Berater half trotz der in der Werbung vielbeschworenen „persönlichen und räumlichen Nähe zum Kunden“ nichts. Der Berater schickte die Kundin (in Zeiten von Onlinebanking wenig kundenfreundlich) in eine Geschäftsstelle, damit sie dort auf einem Überweisungsformular ihre Originalunterschrift leisten könne. Hier das nächste Malheur: Weil sie ihre Lesebrille nicht dabei hatte, tat sie sich schwer, die auf der Rechnung klein gedruckte IBAN- und BIC-Nummer zu entziffern und auf die Überweisung zu übertragen. Sie bat den Mitarbeiter am Schalter, dies doch bitte für sie zu übernehmen. Die nächste Enttäuschung: Das dürfe er nicht, die Überweisungssumme sei zu hoch. Darüber, welche gesetzlichen Vorgaben die Bank zu einem derart restriktiven Verhalten zwingen und ob denn „Sicherheit vor Kundenfreundlichkeit“ gestellt würden, schweigen die Götter. Auch die in der Vorstandsetage. Wenig erhellend und lapidar heißt es auf Anfrage nur: „....dass es uns unter anderem aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich ist, auf personenbezogene Einzelfälle näher einzugehen (...)“ Der Rest der Antwort ist Schweigen – wie auch zu konkreten Fragen unseres Schwerpunktthemas. Dazu lieferte die Bank nur ein ganzes Blatt rein werblicher Versatzstücke. Die Augusta-Bank geht eben auf „Nummer sicher“, auch in der Kommunikation. PS: Eine Gesetz für die oben geschilderte Sicherheit gibt es offenbar nicht – wohl aber eigene AGBs, wie letztendlich über eine andere Bank zu erfahren war ... wos.

Ein Absurdum: Während die Großbanken im letzten Jahrzehnt und auch aktuell keine Gelegenheit ausgelassen haben, ihre Strukturen zu verschlanken – vulgo: Zehntausende von Mitarbeitern vor die Tür gesetzt haben –, gab es bei den schwäbischen Sparkassen mit insgesamt 5.757 Mitarbeitern (Stand 31.12.15) noch nie eine Welle betriebsbedingter Kündigungen. Mit einer Ausnahme. Als sich die Sparkasse Neu-Ulm – Illertissen im letzten Jahr von 17 Frauen und Männern trennte, war der Vorstand gezwungen, sich nach heftigen Reaktionen in der Tagespresse im Anschluss an eine Verwaltungsratssitzung öffentlich zu entschuldigen – in der Privatwirtschaft ein undenkbarer Vorgang

Kein Politiker will in Diskussionen um Personalkündigungen gezogen werden

– und ein Indiz dafür, wie stark die Politik in die Sparkassen hineinregiert. In den Verwaltungsratsgremien sitzen Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister, die in Hinsicht auf unangenehme Personalentscheidungen bei den Sparkassen bremsen. „Kündigungen sind ein No-Go. Kein politischer Entscheidungsträger will als Verwaltungsrat einer Sparkasse in die Diskussion um Kündigungen gezogen werden“, erfährt man im Vertrauen hinter fest verschlossener und akustisch gedämmter Vorstandstür. Wenn einem Institut auf Kostenseite die Hände gebunden sind, sollte zumindest die Ertragsseite größer werden. Die Frage ist nur, wie? Im Moment ist die Kalkulation vieler Häuser darauf ausgerichtet, die zurückgehenden Zinsüberschüsse über höhere Provisionserträge zumindest teilweise wieder wettzumachen – doch wie lange noch? Denn irgendwo zwischen digitaler und realer Welt beißt sich die Katze in den Schwanz: Wie will ein Berater seinen Kunden etwas verkaufen, wenn diese nicht mehr in die Bank kommen? Wenn vom Wohnzimmersofa aus die Wohnbau-, Auto- und Wohnungskreditangebote der Sparkasse, der Raiffeisenbank, der Deutschen Bank, der ING Diba


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1,5%?

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Die Differenz zwischen Zinsertrag und Zinsaufwand ist der Zinsüberschuss, der für die Regionalbanken rund drei Viertel der Gesamteinnahmen ausmacht. Bleibt die Niedrigzinsphase, werden aus den früheren drei Prozent in wenigen Jahren nur noch 1,5 Prozent, die wichtigste Einnahmequelle würde sich halbieren.

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momentane Situation

oder Cortal Consors & Co. bequem miteinander zu vergleichen sind? Eine Gefahr, die Sparkassen-Obmann Walter Pache so nicht sieht: „Diese Situation haben wir schon heute. Wichtig ist, dass der Kunde erkennt, dass er durch unsere Arbeit und unsere Dienstleistung einen Mehrwert erfährt“, sagt er. „Dann wird er auch bereit sein, unsere Konditionen und Preise im Vergleich zu Online-/Direkt- oder Geschäftsbanken zu akzeptieren“. Interessant sei dabei, dass trotz fortschreitender Digitalisierung die Bedeutung der persönlichen Beratung zunehme. Dass diese Akzeptanz seitens der Kunden erfolgt, wird für die Sparkassen und Genossenschaftsbanken wesentlich sein. Bereits heute machen bei den großen Genossenschaftsbanken und Sparkassen die Provisionen gut ein Viertel aller Gesamterträge aus. Doch die Konkurrenz ist hart. Die Deutsche Bank, mangels Geschäftsstellen kaum mehr vor Ort präsent, investiert für Digital- und Onlineangebote bis 2020 rund 750 Mio. Euro, davon 200 Mio. Euro allein in diesem Jahr! Bereits 2015 hat der kriselnde deutsche Branchenprimus 70 neue digitale Dienstleistungen und Produkte auf den Markt gebracht. Darunter ist ein „eSafe“ für elektronische Dokumente, Rechnungen und Passwörter ebenso wie ein Termingeld-Marktplatz oder die elektronische Kontoeröffnung mit Video-Legitimation – eine Entwicklung, die erahnen lässt, wohin die Reise für Bankkunden zunehmend gehen wird.

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Das hat am Ende natürlich auch Folgen für die Kreditvergabe

Was die Banken kostenseitig ebenfalls schmerzt, sind die zunehmende Regulierung und Dokumentationspflichten, welche die EU der Finanzwirtschaft auferlegen. Quantifizieren will oder kann man nirgends, wieviele Mitarbeitertage für Beratungsprotokolle kalkuliert werden müssen, deren Bearbeitung oft länger dauert als das Beratungsgespräch mit Kunden selbst. Einig ist man sich jedoch in einem: Das sinnvolle Ziel der Finanzmarktregulierung war es, die Solidität von Banken zu erhöhen. „Bekommen haben wir aber ein regulatorisches Gestrüpp, das durch innere Widersprüche, mangelnde Proportionalität und ein überbordendes Meldewesen zusätzliche Risiken für die Institute und für die Finanzmärkte insgesamt erzeugt,“ bemängelte Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes am 31. August anlässlich der Handelsblatt-Tagung „Banken im Umbruch“. Walter Pache stößt ins gleiche Horn: „Die Regulierungswut der EU hat in der Tat die letzten Jahre stark zugenommen und macht insbesondere kleinen Instituten schwer zu schaffen“, stellt er fest, „in ihrer Summe, ihrer unübersichtlichen Vielzahl und Wechselwirkungen greifen die einzelnen Regulierungen jedoch zu weit.“ Weil „fast alles, was als Regulatorik daherkommt, sich zunehmend auf Prozesse auswirkt und immer stärker in das Geschäftsmodell der Banken und sogar Kundenbeziehungen eingreift, ist eine angemessene Regulierung für Kreditinstitute nach Risikogehalt und Größe dringend erforderlich“, sagt er in Richtung Brüssel. Ein Aspekt, den Markus Ferber, Mitglied des Europäischen Parlaments und Erster stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Währung im Europäischen Parlament, ähnlich sieht: „Meines Erachtens haben wir bei vielen Aspekten der Banken und Finanzmarktregulierung ein Problem mit der Verhältnismäßigkeit der Regulierung und der Aufsicht.“ Die kleine Regionalbank, die lediglich einige Mittelstands- und Privatkredite vergibt, brauche seiner Meinung nach nicht das gleiche strenge Regelwerk wie eine internationale Investmentbank. „Das spiegelt sich leider noch zu selten in der europäischen Gesetzgebung wieder“, bedauert er. Dass die vielgescholtene europäische Regulierungswut System hat und die geldpolitischen Strippenzieher in Straßburg und Brüssel gern die Sparkassen und Genossenschaftsbanken als Marktteilnehmer schwächen und aus dem Markt kicken würden, kann Ferber so nicht sehen. Zwar sei die deutsche Bankenlandschaft mit den vielen klei-

nen Regionalbanken im Europäischen Vergleich ein ziemlich ungewöhnliches Modell, während in vielen anderen europäischen Staaten der jeweilige nationale Markt von einigen wenigen Großbanken dominiert würde. Das würde dazu führen, dass es oftmals nur ein geringes Verständnis für die spezifischen Probleme in Deutschland gibt. „Bei den Aufsichtsbehörden neigt man aus schierer Bequemlichkeit häufiger zu ‚One-size-fits-all-Lösungen‘“, weil die einfacher umzusetzen und zu kontrollieren sind“, ist er sicher. Und dann gäbe es natürlich noch Vertreter größerer Institute, die mit komplexeren Regeln besser umgehen können und es durchaus als willkommenen Nebeneffekt sehen, wenn die kleinere Konkurrenz leidet. „Ich setze mich deshalb in meiner täglichen Arbeit dafür ein, dass das Verhältnismäßigkeitsprinzip in der Regulierung stärker berücksichtigt wird und eben nicht alle Institute über einen Kamm geschoren werden“, sagt Ferber, für den eines klar sei: „Regulierung sollte nicht strukturverändernd wirken.“

„Was mich stört ist, dass kein Riesenaufschrei erfolgt!“

Denn mit einer Strukturveränderung in der Bankenwelt würden die Probleme der Finanzwirtschaft auch in der Realwirtschaft voll durchschlagen. „Das hat natürlich am Ende auch Folgen für die Kreditvergabe und damit für den Mittelstand“, sagt Ferber. Ein Ausblick, den auch Rolf Settelmeier teilt. Der Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Augsburg sieht auf längere Sicht genau darin eine große Gefahr. „Was mich stört, ist, dass in der Bundespolitik kein Riesenaufschrei er-


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prof. Dr. Florian lohmann duale hochschule badenwürttemberg heidenheim

„Jede Bank findet ein Kriterium, nach der sie ‚Beste Bank‘ ist“ Beeinträchtigt verstärkter Kostendruck die Qualität von Bankdienstleistungen? Darüber sprachen wir mit Prof. Dr. Florian Lohmann, Leiter des Studiengangs BWL-Bank an der DHBW Heidenheim. Im ländlichen Bereich finden sich immer mehr gemeinsame Geschäftsstellen von Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Macht das Sinn? Lohmann: Am Markt beobachtet man sogenannte „KoopKurrenz-Verhältnisse“. In manchen Bereichen kooperieren Institute miteinander, in anderen sind sie Konkurrenten/ Wettbewerber. Kooperationen sind etwa in der kostenfreien Nutzung der Geldausgabeautomaten für die Kunden aller angeschlossenen Institute zu beobachten. Sobald es nicht um Service, sondern etwa um Beratung geht, sind Kooperationen schwierig. Stellen Sie sich vor, ein Sparkassenkunde sieht in einer gemeinsamen Filiale ein gutes Angebot der Genossenschaftsbank. Dann ginge er „einen Schalter weiter“ und wäre

folgt“, so der Chef der mit 5,7 Mrd. Euro Bilanzsumme größten Sparkasse Bayerisch-Schwabens, „denn die regulatorischen Maßnahmen treffen genau diejenigen, die die Finanzkrise abgefedert haben.“ Settelmeier verweist darauf, dass die deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken rund 80 Prozent der Mittelstandsfinanzierung einschließlich des Handwerks leisten. Weil der Mittelstand und die sogenannten KMU, die kleinen und mittleren Unternehmen einschließlich des Handwerks, mit neun von zehn Arbeitsplätzen das Rückgrat der schwäbischen Wirtschaft bilden, ist es elementar, deren Finanzierung sicherzustellen. So warnen auch der Bayerische Handwerkstag, der Bayerische Industrie- und Handelskammertag, der Bayerische Bankenverband, der Genossenschaftsverband und Sparkassenverband Bayern in einem gemeinsamen Positionspapier in Bezug auf die Mittelstandsfinanzierung: „Einige Kreditinstitute werden durch die fortlaufende regulatorische Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen an die Grenzen ihrer Kreditvergabefähigkeit stoßen.“ Die Situation ist dabei paradox. Den Regionalbanken fließen seit Beginn der Finanzkrise 2008 immer mehr Einlagen von Kunden zu, sogar die Commerzbank lege Gelder bei den Sparkassen an, wie Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon betont. „Man mag es lang-

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evtl. bald Kunde des anderen Instituts. Oder anders ausgedrückt: Keine Bank trägt gerne aktiv dazu bei, ihren eigenen Hausbankvorteil zu zerstören. Was sind aus Ihrer Sicht Focus-Money- und TÜV-Siegel für den Kunden wert? Lohmann: Meiner Meinung nach findet jede Bank aus der Vielzahl an Untersuchungen, Ratings und Bewertungen ein Kriterium, nach der sie „Beste Bank“ ist. Ich bin hier grundlegend skeptisch bezüglich des Aussagegehalts. Im Übrigen zeigen Untersuchungen, dass Empfehlungen eines unbekannten Mitglieds einer Community in den Sozialen Medien bei deren Nutzern mehr Bedeutung beigemessen wird als Beurteilungen einer neutralen Institution, wie z. B. Finanztest. Hier deutet sich ein wichtiger (Marketing-)Trend für Kreditinstitute an. Wie bewerten Sie die aktuellen Filialschließungen? Lohmann: Bei der Bewertung der Geschäftsstellenschließungen bzw. der Änderung von einer Vollfiliale etwa zur SB-Stelle muss man aufpassen: Die Institute reagieren hier großteils auf veränderte (digitale) Bedürfnisse des Zugangs zu ihrem Kreditinstitut. Für einen Wirtschaftsbetrieb, ob Bankinstitut oder nicht, wäre es fahrlässig, Veränderungen der Kundenwünsche zu ignorieren. Dass damit auch Kapazitätsverschiebungen im Institut verbunden sind, ist die betriebswirtschaftlich logische Folge.

weilig finden, aber das Geschäftsmodell der Sparkassen besteht in der Hauptsache darin, Einlagen aus der Region anzunehmen, die man betriebswirtschaftlich aber eigentlich abwehren müsste.“ Doch warum kann eine Regionalbank das eingelegte Geld nicht einfach wieder an Private und Unternehmen als Kredit vergeben? Die Geldinstitute müssen für jeden Kredit zusätzliches Eigenkapital als Risikopuffer hinterlegen. Je höher das Risiko eines Kredits oder Kreditnehmers, desto mehr Eigenkapital muss von den Banken für Unternehmenskredite hinterlegt werden. Ein Teufelskreis. Denn je höher das zu hinterlegende Eigenkapital, desto geringer wird der Kreditvergabespielraum. Dennoch beruhigt Walter Pache: „Die Sparkassen haben vorgesorgt und sich mit umfassenden Reserven auf die schwierigen Jahre vorbereitet.“ Konkreter wird Rolf Settelmeier: „Wir rechnen damit, dass die Zinssituation und die Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren ähnlich wie heute sein werden.“ Darauf sei man eingestellt, auch wenn weniger verdient würde. Im Moment müssen bei Sparkassen wie Raiffeisenbanken 62 Cent aufgewendet werden, um einen Euro zu verdienen; in zwei bis drei Jahren rechnet man mit 70 Cent. Das Geschäftsmodell jedoch, die Finanzierung der Wirtschaft und der privaten Kunden sei sicher. wos

Illustrationen: Stephanie Endemann

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S ch w e r pu n k t t h e m a G e ld & Finanzen

Dr. Gerhard Hofweber philosophischer Blickwinkel

Vom falschen und wahren Reichtum Es gibt eine falsche Vorstellung von dem, was Reichtum ist, welche heute so verbreitet und selbstverständlich geworden ist, dass das Absurde darin überhaupt nicht mehr auffällt. Und genau dies ist das Problem welches wir auf den meisten Ebenen heute haben: das Absurde ist so normal geworden, dass es nicht mal mehr als falsch und schon gar nicht mehr als absurd erkannt wird. Diese falsche Vorstellung von Reichtum lautet: Reichtum hat keine Grenze. Reichtum ist unendlich. Dieser Begriff des Reichtums mag uns in Zeiten der Maximierung zwar ganz natürlich vorkommen, aber genau dies ist nicht der Fall: Es ist ein falscher Begriff und er ist vollkommen unnatürlich und unvernünftig. Die Konsequenzen davon erleben wir allerorts. Doch der Reihe nach. Was ist denn überhaupt falsch an der Vorstellung, dass Reichtum unendlich sei und wie kommen wir zu dieser? Die Ausgangsfrage dazu lautet: Was ist überhaupt die Aufgabe der Wirtschaft? Wenn man meint, dass es deren Aufgabe sei, Geld zu generieren, führt dies ins Unbegrenzte. Denn Geld wird als Zahl ausgedrückt und die Zahlenreihe ist unendlich. Daran lehnt sich auch die Idee der Maximierung an. Denn da es keine absolut größte Zahl, keine absolut größte Summe, gibt, existiert immer wieder eine größere Zahl, ja es existieren sogar unendlich viele größere Zahlen. Egal also, wie viel Geld man besitzt: da geht noch mehr. Das Streben nach Geld ohne Grenze führt somit in die Maximierung, was immer auch beinhaltet: Egal wie viel man besitzt, es ist zu wenig, denn es könnte noch viel mehr sein. Ein Genug aber gibt es dabei nicht und darin liegt der Fehler. Wahrer Reichtum nämlich hat eine Grenze. Diese Idee hat bereits Aristoteles vor 2500 Jahren erkannt und wir tun gut daran, uns daran wieder zu erinnern. Die wirkliche Aufgabe der Wirtschaft ist es nämlich, die Mittel

bereitzustellen und zu erzeugen, die es für ein erfülltes Leben braucht. Mehr nicht. Die Grenze für den wahren Reichtum liegt damit in einem erfüllten Leben. Gut und erfüllt zu leben ist dabei das oberste Ziel. Ein Mehr im Sinne der Maximierung, also noch erfüllter, noch besser zu leben, gibt es dabei nicht. Mehr als erfüllt zu leben ist weder möglich noch nötig. Wird dagegen die Idee des erfüllten Lebens und des wahren Reichtums verfehlt, wird sowohl die Wirtschaft als auch das Verhältnis von Wirtschaft und Leben immer unnatürlicher und unvernünftiger: Das Maximale wird erstrebt. Produkte werden nicht um des guten Lebens willen, sondern allein um des Gewinns und der Marge willen erzeugt. Die Realwirtschaft wird von der Finanzwirtschaft verdrängt und gerät immer mehr unter Druck. Geld wird benutzt, um daraus noch mehr Geld zu erzeugen. Der Verdrängungswettbewerb wird größer. Das Geld häuft sich auf immer weniger Menschen weltweit an. Dadurch gerät der Normalverdiener immer mehr unter finanziellen Druck und die Unsicherheit wächst. All dies führt zu den bekannten Phänomenen, die, obzwar absurd, normal geworden sind: Depression ist eine Volkskrankheit, Burnout ein Massenphänomen, der Verlust der Lebensfreude wird zum bestimmenden Lebensgefühl und: obwohl es immer nur ums Geld geht, fehlt es an allen Ecken und Enden. Was also können wir tun? Brauchen wir eine neue Wirtschaftsordnung? Ja! Unbedingt! Dringender als dies brauchen wir jedoch die Erkenntnis des wahren Reichtums und des erfüllten Lebens, damit wir uns wieder aus der Fülle und nicht aus dem Mangel heraus definieren können. Am wichtigsten aber ist es, das Absurde zwar als vorhanden, aber nicht als wahr anzuerkennen. Unseren wahren Reichtum können wir nämlich nur dann erkennen, wenn wir uns an der Wahrheit orientieren.


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350 Millionen für Giga-Park im Allgäu auf der grenze von bayern nach badenwürttemberg entsteht ein urlaubsdorf mit 1.000 ferienhäusern Das Allgäu bekommt einen der größten Ferienparks Deutschlands. Zwischen dem bayerischen Altusried und dem baden-württembergischen Leutkirch entsteht auf über 180 Hektar ein Urlaubsdorf mit 1.000 Ferienhäusern, Bade- und Wellnessanlagen. Ein französischer Konzern investiert rund 350 Millionen Euro in den Freizeitpark Allgäu auf dem ehemaligen Gelände einer Munitionsanstalt. Die Munitionsanstalt, kurz „Muna“, befand sich im Urlauer Tann in einer malerischen Hügellandschaft und diente ab 1940 der Herstellung und Lagerung von Munition und chemischen Waffen. Ab 1945 wurde sie aufgelöst, aber aufgrund einer Befehlsverweigerung und zum Glück für die nahen Ortschaften nicht mitsamt der ganzen Munition gesprengt, sondern kampflos an die französischen Truppen übergeben. 1961 übernahm die Bundeswehr das Gelände und nutzte es wieder als Munitionsdepot. Es ging die Angst um, dass hier Atomwaffen lagern könnten. 2007 gab die Bundeswehr den Standort auf. Die „Muna Urlau“ war einer der größten Arbeitgeber in Leutkirch, der nun wegfiel. Bei Planungen, das Gebiet zivil zu nutzen, kam die Errichtung eines Großsägewerks ins Gespräch. Doch daraus wurde nichts, was von vielen Bürgern begrüßt wurde. Jetzt soll die Fläche, von der rund 153 Hektar auf Leutkircher und etwa 27 Hektar auf Altusrieder Gemarkung liegen, zu einem Mega-Freizeitpark umgebaut werden. Obwohl Waldrodungen notwendig sind, gab es kaum Widerstand aus der Bevölkerung. 2009 sprachen sich 95,1 Prozent der Anwohner in einem Bürgerentscheid für den Bau der Anlage aus. Die Wahlbeteiligung lag über 70 Prozent. Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle freut sich auf das Projekt ebenso wie Bürgermeister Joachim Konrad aus Altusried. Sie gehen davon aus, dass die örtliche Wirtschaft zum einen von dem Umbau, zum anderen von der geschätzten eine Million Besucher im Jahr profitieren. Im Park sollen zudem Produkte aus der Region verkauft werden. Die zu erwartende Zahl von neuen Arbeitsplätzen wird mal mit 400, mal mit 800 angegeben. Von einigen Altusrieder Bürgern wurde die Befürchtung geäußert, es könnte sich überwiegend um Mini-Jobs im Niedriglohnbereich handeln. Betreiber des Giga-Parks ist das Unternehmen Center Parcs Europe, eine Tochtergesellschaft der an der

Pariser Börse notierten Groupe Pierre & Vacances Center Parcs. Sie hat „Center Parcs“ und „Sunparks“ in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Finanziert wird der sechste deutsche Park im Allgäu durch eine französische Immobiliengruppe. Im Mai gab es einen Informationsabend in Leutkirch, bei dem Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle, sowie Frank Daemen, Geschäftsführer Center Parcs Deutschland und Vorstandsmitglied Center Parcs Europe, über den aktuellen Stand der Planungen sprachen und Fragen beantworteten. Sie berichteten, dass der Freizeitpark Allgäu Ende 2018 eröffnet werden soll und dass Mitarbeiter auf dem Gelände mit der Entmilitarisierung beschäftigt seien. Anfang Juli ist bei der Stadt der Bauantrag eingegangen. Der neue Park soll Gäste aus den Großräumen München, Augsburg, Stuttgart, Karlsruhe, Zürich, Basel und Bregenz, aus Österreich, Liechtenstein und der Schweiz anlocken. Mit vier Stunden Fahrzeit wäre er auch aus Frankreich, Italien und Luxemburg gut zu erreichen. Zielgruppe sind Urlauber, die über ein mittleres Einkommen verfügen. Angesprochen werden vor allem Familien mit Kindern, die hier gemeinsam Spiel, Sport und Spaß erleben sollen. Das


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Konzept will den steigenden Wunsch nach Natur und Landschaft am Urlaubsort erfüllen. Laut Center Parcs bleibt ein Großteil des Baumbestandes erhalten, damit sich Radfahrer und Spaziergänger daran erfreuen können. Auch Gewässer wird es geben. Die Fläche, die für die Ferienhäuser benötigt wird, umfasst weniger als 100.000 Quadratmeter. Das Zentralgebäude wird zwischen 25.000 und 27.000 Quadratmeter verschlingen, der Parkplatz für über 2.000 Fahrzeuge 47.000 Quadratmeter. Nach Angaben des Investors werden insgesamt rund 25 Prozent des ehemaligen Muna-Areals überbaut. Da ein Teil der vorhandenen Bebauung genutzt werden kann, liege die Neuversiegelung bei 15 bis 20 Prozent des gesamten Geländes. Die Idee eines solchen Parks ist nicht neu: Man kommt an, bezieht sein Ferienhaus, nutzt alle Einrichtungen und muss die Anlage bis zur Abreise eigentlich gar nicht mehr verlassen. Für die Rundumversorgung wird es auch im Allgäu einen Supermarkt und Geschäfte mit Bekleidung, Sportartikeln, Schmuck und Accessoires geben. Essen kann man in fünf Restaurants, einem Café und einer Bowlingbar. Das 5.000 Quadratmeter große Freizeit- und Spaßbad Aqua mundo bildet den Mittelpunkt der sportlichen Einrichtungen. Dazu gibt es viele Angebote für Freizeitaktivitäten aller Art.

Jetzt ist für Außenstehende noch nicht viel zu sehen (linke Seite). Telefon und Datenkabel werden in der beschaulichen Landschaft verlegt, die später einmal 1.000 Ferienhäuser und eine Badelandschaft beheimaten wird, ähnlich den aktuellen Center Parcs (oben).

Angesichts der politischen Lage in vielen Urlaubsländern, der nicht einschätzbaren Bedrohungen bei Reisen und des zunehmenden Umweltbewusstseins mit Verzicht auf Fernreisen könnte dies ein erfolgreiches Zukunfts-Konzept sein. Ob die Region aber wirklich etwas davon hat, muss sich zeigen. Wenn der Gast seinen geschützten Raum im Ferienpark nicht verlässt, dann haben sich die Gemeinden zu früh gefreut. Leutkirch verweist aber auf eine Studie, die für einen Center Parc in der Lüneburger Heide erstellt wurde. Demnach gibt es dort sogenannte „monetäre Effekte“, die man auch im Allgäu erwartet könne. rmi

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Foto: CenterParcs, (2) Wolfgang Strobl (2)

■ keine Trocknungs-Wartezeiten mehr


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Kein Geld in Großholzleute: Wann endet der Dornröschenschlaf? Hier traf sich die gruppe 47, hier las günter grass zum ersten male aus der „blechtrommel“. der Gasthof adler in groSSholzleute wartet weiter auf einen pächter.

Der 2015 verstorbene Literaturnobelpreisträger Günter Grass las in Großholzleute 1958 erstmals aus „Die Blechtrommel“.

Während es kein großes Problem zu sein scheint, 350 Millionen Euro für einen Freizeitpark locker zu machen, ist für schützenswerte Baudenkmäler oft kein Geld vorhanden. Die Stadt Isny hat beispielsweise keines, um ihren Beitrag zur Erhaltung des historischen Gasthofs Adler im Ortsteil Großholzleute zu leisten. Ein Ehepaar aus Ravensburg hat sich jetzt auf diese große Aufgabe eingelassen. Als 2013 bekannt wurde, dass der Eigentümer den Gasthof aufgeben wird, weil er mit seiner Lebensgefährtin nach Südafrika auswandern wollte, um dort Bio-Dinkel anzubauen, meldete sich Günter Grass zu Wort. Er fände es schade, wenn der über 600 Jahre alte Traditionsgasthof zu Grunde gehen würde, schrieb er. Nun fragt man sich, was der Literatur-Nobelpreisträger aus dem hohen Norden mit einem Wirtshaus in Baden-Württemberg zu tun hat. Man könnte sagen, er verdankt ihm seinen schriftstellerischen Erfolg. Im Herbst 1958 tagte hier die Schriftstellervereinigung Gruppe 47, der unter anderem

Luftkurort Großholzleute Der südöstliche Ortsteil von Isny ist eine typische Allgäuer Streusiedlung, die 1972 zu Isny eingemeindet wurde. Der Name verweist auf die „große Holzleite“. Einmal im Jahr wurde früher Holz von den Hängen des Gebirgszugs Adelegg ins Argental gebracht und auf Flößen wegtransportiert. Die Ortschaft besteht aus den drei Ortsteilen Großholzleute, Bolsternang und Kleinhaslach und hat rund 1.400 Einwohner.

Walter Jens, Heinrich Böll, Martin Walser, Marcel Reich-Ranicki und Günter Grass angehörten. Der noch völlig unbekannte Grass las zwei Kapitel aus seinem noch unvollendeten Werk „Die Blechtrommel“ vor. Die Kollegen waren begeistert und verliehen ihm einen Preis in Höhe von 5.000 Mark. Damit konnte Grass das Manuskript in Ruhe zu Ende schreiben und seinen wohl berühmtesten Roman herausbringen.


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Im Gasthof Adler haben Maria Theresia von Österreich und Marie Antoinette logiert

Neue Besitzer suchen Pächter Die vorletzten Besitzer haben den Adler 2005 übernommen und saniert. Mitte 2013 schlossen sie das Gasthaus und wollten es verkaufen, was sich als nicht einfach herausstellte. Für große Investoren war das Objekt zu klein und für Privatleute fast zu groß. Der Adler stand zwei Jahre leer, bis sich Ende 2015 Hubert-Anton Baumeister und seine

Ehefrau Rosemarie Nobleza-Baumeister aus Ravensburg entschlossen, das denkmalgeschützte Gebäude zu erwerben. Über den Kaufpreis wird auf Wunsch des Verkäufers Stillschweigen bewahrt. Die beiden Bankkaufleute kennen sich mit sanierungsbedürftigen Baudenkmälern aus. Sie haben schon einmal ein altes Gebäude in der Altstadt von Ravensburg restauriert und dafür einen Preis des Bürgerforums bekommen. Hubert-Anton Baumeister kam als Jugendlicher öfter in den Adler und hat sich in ihn verliebt. „Wir wollen ihn als Gasthof erhalten und suchen einen Pächter“, sagt er. Nach dem Kauf haben er und seine Ehefrau das Haus gesäubert und entrümpelt und viel Müll entsorgt, der sich in den letzten Jahren angesammelt hat. Die 14 ehemaligen Gästezimmer wurden gestrichen und vermietet, können aber kurzfristig frei werden, falls der neue Pächter sie wieder für Übernachtungsgäste braucht. rmi

ier hat sich die Gruppe  1 H 47 die Klinke in die Hand gegeben: Eingangstür zum Gasthof Adler lumen statt Briefe: Der  2 B Postkasten ist verwaist, ebenso wie die Innenräume der ehemaligen Posthalterei

Pächter gesucht Der schmucke Gasthof an der B 12 ist denkmalgeschützt – und wartet auf einen neuen Pächter

Fotos: Wolfgang Strobl (3), Simone Zehnpfennig (2), Wikicommons/Florian K. (1)

Der Adler ist eines der ältesten Wirtshäuser in Baden-Württemberg. Das dreigeschossige Haus in der Hauptstraße 27 wurde um 1400 wahrscheinlich von Engelbert Syrg von Syrgenstein als Wasserburg errichtet. Später war es ein Amtshaus mit Gerichtslaube. Wie in zahlreichen noch vorhandenen Gästebüchern nachzulesen ist, waren in Großholzleute viele Prominente zu Gast. Die österreichische Erzherzogin Maria Theresia von Österreich, ihre Tochter, die französische Königin Marie Antoinette und viele andere Adlige aus Europa haben hier logiert. Im 16. Jahrhundert versammelten sich im Gasthof Heerführer der Bauernkriege. Wie eine Inschrift dokumentiert, war der Adler von 1683 bis 1812 Posthalterei der Kaiserlichen Reichspost von Thurn-und-Taxis. 1714 wurde ein Stall für Postpferde eingerichtet und mit der Versorgung der Reisenden begann die lange Gasthaustradition. Später war der Adler auch ein wichtiger Standort für die schwäbischen Skifahrer, in der näheren Umgebung gibt es Skilifte und gute Abfahrtsmöglichkeiten. Vor allem aber war er weithin für seine gehobene Gastronomie bekannt. Bis in die 1970er Jahre konnte man mit der Bahn in den Luftkurort reisen, denn Großholzleute hatte einen eigenen Bahnhof. Prinzessin Anne von England war 1987 Gast im Adler.


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Kolumnentitel

Bäder – kein Spaß für die Kommunen Des einen Freud, des anderen Leid: Das altbekannte Sprichwort bewahrheitet sich in den vergangenen Jahren bei vielen Kommunen, wenn es um den Badespaß der Bürger geht: Nach Jahrzehnten des Betriebs kommen kommunale Hallen- und Freibäder, aber auch die von überregionalen Unternehmern betriebenen Spaß- und Erlebnisbädern samt ihren Wellness-Oasen in die Jahre. Sanierungen, technische Erneuerungen, aktuellere Attraktionen sind angesagt, um Bürgern, Vereinen, Schulen, Sportlern weiterhin das nasse Vergnügen, das sportliche Training und nicht zuletzt die gesundheitsfördernde Bewegung im Wasser anbieten zu können. Für die angespannte Haushaltslage vieler Städte ist die Sanierung der Bäder ein kostspieliges Unterfangen. Bäder sind ein „großes Plus für die Wohn- und Lebensqualität in der Region“, sagt Bobingens Bürgermeister Bernd Müller. Das will man den Bürgern weiter bieten. Doch seit Jahren sorgt das Thema „Sanierung oder Neubau des 1970 gebauten Hallenbads“ im Stadtrat für Diskussionsstoff. Es hat zusammen mit dem 1965 gebauten und vor 16 Jahren generalsanierten Freibad als „Aquamarin“ einen hohen Freizeitwert für die gesamte Umgebung und ist, so argumentieren örtliche Organisationen, unerlässlich für den Breitensport und die Gesundheitsvorsorge. Rund 8,9 Mio. Euro würde eine Generalsanierung verschlingen, ein Ersatzneubau zwischen 8,2 und 9,6 Mio., so die Information aus dem Bobinger Rathaus. Spätestens bei den Beratungen für den Haushalt 2017 soll eine Entscheidung fallen, ob „der Ertüchtigung des Hallenbades die notwendige Priorität eingeräumt wird“, so Bürgermeister Müller: Zumindest für den Schulsport werde zwingend ein Bad benötigt. Auch Schwabens Hauptstadt Augsburg muss für ihre Bäder tief in die Tasche greifen. Sie betreibt fünf Hallenbäder und fünf

Freibäder. Ganz aktuell ist die Ende 2014 begonnene Sanierung des Plärrerbads, Baujahr 1959. Sie wird laut Auskunft von Werner Steierberg, stellvertretender Amtsleiter des Sport- und Bäderamts der Stadt, mit voraussichtlich 5,3 Mio. Euro zu Buche schlagen (Fördermittel eingeschlossen). Anfang 2017 soll es wieder in Betrieb gehen. Das Plärrerbad wird als Schul- und Vereinsbads ohne öffentlichen Badebetrieb genutzt. Außer dem Alten Stadtbad (Baujahr 1903) stammen alle anderen Augsburger Hallenbäder aus den 1970er Jahren „und sind mehr oder weniger sanierungsbedürftig“, so Werner Steierberg. Deshalb habe der Stadtrat 2010 beschlossen, die Bäder nach einem Masterplan sukzessive zu sanieren. Die Freibäder wurden in ihrem Bestand erhalten. So wurde das Familienbad an der Schwimmschulstraße zwischen 2005 und 2010 mit einem Kostenvolumen von fünf Millionen Euro saniert. In Augsburgs Nachbarstadt Gersthofen ist die Technik des Anfang der 90er Jahre gebauten Hallenbads überholt, berichtet Bernhard Schinzel, Leiter der Stadtwerke Gersthofen. Es sei im Prinzip eine Komplettsanierung nötig. Auch im Freibad Gerfriedswelle, ein Bad mit Erlebnischarakter, stünden Sanierungen an. Im Stadtrat diskutiert man zum einen über eine getrennte Sanierung der Bäder, zum anderen über eine Zusammenlegung, um

5,3 Mio. Euro für Plärrerbad Das Plärrerbad in Augsburg wurde 1959 erbaut. Generationen von Schülern lernten hier schwimmen. Jetzt wird es saniert. 5,3 Mio. Euro sind dafür budgetiert.


K o lu m nenti tel

Die Zukunft der Freizeit-Oase „Wonnemar“ in Neu-Ulm – das frühere „Atlantis“ – brennt auch den beiden Städten Neu-Ulm und Ulm auf den Nägeln. 1998 ging das Bad in Betrieb. Seit 2007 sind die beiden Städte gemeinsam Eigentümer und haben seitdem 24 Millionen Euro investiert, so Gerhard Semler, Leiter Bildung und Sport im Rathaus Ulm. Der jetzige Betreiber „Interspa“ will nach gescheiterten Verhandlungen über Umbaumaßnahmen seinen zum Jahresende auslaufenden Pachtvertrag nicht mehr verlängern. Nun nehmen die Städte Neu-Ulm und Ulm selbst das Heft in die Hand, gründen zum Betrieb des Bades eine kommunale Gesellschaft und suchen einen Betriebsleiter. Das ist im Gange, bestätigt auch Hans-Jörg Hipper, Abteilungsleiter für Schule, Sport, Kultur in der Stadt Neu-Ulm. Dass ein solcher Betrieb in eigener Hand sehr erfolgreich sein kann, beweisen die Stadt Neusäß mit dem Titania (siehe Bericht rechts), das Cambomare in Kempten oder auch die Stadt Langenau, die 7,5 Mio. Euro in die Hand nahm, um für ihre Bürger erst Ende 2015 mit dem „Naubad“ ein attraktives Hallenbad mit Saunalandschaft zu eröffnen. pks

Titania Neusäß: Seit 2013 in städtischer Regie

1999 eröffnete in Neusäss mit dem Titania ein echtes Erlebnis- und Spaßbad mit Fokus auf viel Wellness. Dieses machte, wie früher den Königsbrunnern die Königstherme – in der Vergangenheit der Stadt zu schaffen. Seit 2013 führt Neusäß das seinerzeit für 35 Millionen Mark gebaute Bad in Eigenregie. Denn zwischen dem früheren Pächter und der Stadt bestanden unterschiedliche Auffassungen über den ordnungsgemäßen Betrieb des Bades. Die Zusammenarbeit wurde beendet. Um das Bad weiter zu betreiben, gründete Neusäß die „Titania Neusäß Betriebsgesellschaft mbH“ und holte den Freizeitbadspezialist GMF als Berater und Betreiber mit ins Boot. „Das Titania ist ein echtes Aushängeschild für die Stadt und weit in die Region bekannt“, so Bürgermeister Richard Greiner. Für die ganze Region ist das Titania ein attraktives Freizeitangebot. Rund 240.000 Besucher vergnügen sich hier im Jahr. Vor allem die vom deutschen Saunabund premiumzertifizierte Saunalandschaft erfreut sich bei Stammgästen und Besuchern großer Beliebtheit.

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Auch in Königsbrunn war eine Badelandschaft Standortfaktor. Nun gibt es Überlegungen, wie es nach dem Aus für das 1984 eröffnete und seit einem Jahr geschlossene Bade-Paradies „Königstherme“ (wir berichteten) mit dem Schwimmangebot weitergeht. Die Königsthermen Bauund Betriebsgesellschaft mbH (KBB) mit geschäftsführendem Gesellschafter Uwe Deyle hat Mitte 2015 Insolvenz angemeldet. Die Stadt Königsbrunn gründete in Folge eine „Freizeit- und Sportstättengesellschaft Königsbrunn mbH“ und erwarb das Erbbaurecht an der Königstherme. Deren Zukunft steht indes noch nicht fest. „Um ein Spaßbad dort weiter zu betreiben, wären mittelfristig zwischen 15 und 20 Millionen Euro erforderlich gewesen“, so die Mitteilung aus dem Rathaus. Bis heute erachte der Stadtrat dies nicht als zukunftsfähig. Die GmbH eruiere derzeit Möglichkeiten einer wirtschaftlichen Nutzung der Immobilie.

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Jahre

Synergien zu schöpfen. Ein solch neues Kombibad würde 25 bis 30 Millionen Euro verschlingen, sagt Schinzel. „Über diese Haushaltsnummer muss man nachdenken.“ Eher saniere man die Bäder im Bestand. Derzeit – Stand Sommer 2016 – werde untersucht, wie beide Bäder zu sanieren sind. Sie seien ein wichtiger Standortfaktor.

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Landkreis Neu-Ulm: Geld für vier eigene Museen Einmalig in bayerisch-schwaben: auch in zeiten knapper öffentlicher kassen stehen die kreiseigenen museen in neu-ulm nicht in der diskussion Sage und schreibe 26 Museen und Sammlungen listet der Führer „Museen im Landkreis Neu-Ulm“ auf – und er enthält gleich obenan eine Besonderheit: Der Landkreis Neu-Ulm verfügt als einziger Kreis in Bayerisch-Schwaben über vier kreiseigene Museen. Seit Jahrzehnten betreibt er diesbezüglich eine konsequente Kulturförderung. „Kultur gehört schließlich auch zur Daseinsvorsorge“, sagt Walter Wörtz, seit 1991 als Kulturreferent des Kreises direkt dem Büro des Landrats zugeordnet. Allein, dass der Kreis 1991 dieses Amt geschaffen und direkt dem Landrat zugeordnet habe, beschreibe die Bedeutung, die man im Landkreis Neu-Ulm, der 2013 als erste Gebietskörperschaft im Freistaat als „Bildungsregion in Bayern“ zertifiziert worden ist, der Kultur beimesse. Von der Fläche her ist er zwar der zweitkleinste Landkreis in Schwaben, „aber wirtschaftlich sind wir eine starke Region und können den Kulturbereich herausstellen und finanziell fördern!“, betont Walter Wörtz. In der Bildungspolitik des Landkreises spielen das Bayerische Bienenmuseum im Illertisser Vöhlinschloss, das Klostermuseum Roggenburg, der Archäologische Park in Kellmünz und das Museum für Bildende Kunst in Oberfahlheim eine tragende Rolle. Gerade zurzeit fällt der Blick auf das „älteste“ dieser exquisiten kleinen Museen. Am 21. September wurde das ehemalige Bienenmuseum im Illertisser Vöhlinschloss als „Bayerisches Bienenmuseum“ offiziell wieder eröffnet. Es ist das einzige dieser Art in Bayern. Hier geht es weniger um die Imkerei als vielmehr „um die Biene als Insekt mit einer erstaunlichen Verbindung zum

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Vier auf einen Streich Der Landkreis Neu-Ulm verfügt als einziger Kreis Bayerisch-Schwabens über eigene, sehr sehenswerte Museen. Besonderheit: Weder in Roggenburg, noch Oberfahlheim, Kellmünz oder Illertissen wird Eintrittsgeld verlangt.

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ters von seiner Gründung 1126 bis zur Säkularisation 1803. Caelius Mons, der Archäologische Park in Kellmünz, entstand 1995. Damalige, vom Landkreis selbst finanziell unterstützte Ausgrabungen der Uni München sollten nicht einfach zugeschüttet werden. Die Zeugnisse der Römerzeit sind nun im Museumsturm dokumentiert und bei einem archäologischen Rundgang nachvollziehbar. Seit neuestem gibt es eine Medienstation, die zeigt, wie das Kastell Caelius Mons einmal ausgeschaut haben könnte.

Menschen.“ Das Museum geht auf eine große Sammlung zum Thema Bienen, Imkerei, Bienenforschung des Illertisser Pharmazeuten und Chemikers Karl August Forster zurück. Dass diese seit 1983 zu sehen ist, ist dem damaligen Landrat Franz Josef Schick, passionierter Imker und Kulturmensch, zu verdanken, beschreibt Walter Wörtz den Beginn der Geschichte der Museums-Politik des Landkreises. Die Forster-Sammlung wurde in eine Stiftung überführt zum Aufbau eines Museums. Es lief 26 Jahre lang. Fünf Jahre war es zuletzt zur Sanierung geschlossen; dank der Unterstützung des Freistaats Bayern bei der Sanierung wird es nun als überregional bedeutsames „Bayerisches Bienenmuseum“ wieder eröffnet. Der Bezirk beteiligt sich an den laufenden Betriebskosten, die Stadt Illertissen stellt für das Bienenmuseum sowie das städtische Heimatmuseum, das sich ebenfalls im Vöhlinschloss befindet, das Aufsichtspersonal. Auch die folgenden Kreismuseen haben ihre eigene Geschichte. 1991, ebenfalls unter der Ägide von Landrat Schick, eröffnete der Landkreis Neu-Ulm im jüngst restaurierten, prachtvollen Kloster Roggenburg das Klostermuseum Roggenburg. Das Museum zeigt die Geschichte des Prämonstratenserklos-

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1 Eine Sammlung sakraler Kunst: Klostermuseum Roggenburg  2 Früher Brauerei, heute Kunstsammlung: Oberfahlheim  3 Bienenmuseum in Illertissen und  4 Ausgrabung in Kellmünz

Dass es den vier Museen weder an Besuchern noch an Attraktivität mangelt, schreibt Walter Wörtz dem Konzept des Landkreises zu. Schon mit der Schaffung der Stelle eines Kulturreferenten in 1991 wurde ein Zeichen gesetzt. Für keines der vier Museen müssen Besucher einen Eintritt bezahlen: Das baut Hemmschwellen ab, hat Wörtz die Erfahrung gemacht: Man kann sich eine Ausstellung so oft anschauen, wie man möchte: „Viele schauen mal kurz rein, auch Kinder.“ Dazu kommt die übersichtliche Größe der Museen: Sie sind klein, der Besucher wird von der Fülle der Objekte nicht überfordert, und zudem hält die überschaubare Größe auch die Kosten in Grenzen. Wechselausstellungen, Aktionen, aktuelle Neuerungen schaffen immer wieder neue Erlebnisse in den Kreismuseen. Der Fokus liegt, wie beim Museum für Bildende Kunst, auf Regionalität, nichtsdestoweniger auf künstlerischer Professionalität: „Das schafft Bindung, Identifikation mit der Region, der Heimat. Seit drei Jahren leistet sich der Landkreis zusätzlich eine hauptamtliche Museumspädagogin: Diese macht Erwachsenen wie Kindern und Jugendlichen die Museen durch interessante Mitmach-Angebote immer wieder neu erlebbar: „Ein wichtiger Teil der Strategie“, sagt Wörtz. Bei all dem Aufwand sei es doch „erstaunlich“, wie wenig die vier Museen im Unterhalt kosten. Da der Kreis in allen Gebäuden Mieter sei, habe er keine Investitions- oder Unterhaltkosten im baulichen Bereich. Im aktuellen Haushalt sind für alle vier Museen 140.000 Euro an jährlichen Betriebskosten eingestellt, dazu kommen 36.000 Euro für Aufsichtspersonal und natürlich die Personalkosten für den Kulturreferenten und die Museumspädagogin. pks

Fotos;: Landkreis Neu-Ulm

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Das unter Schicks Ägide Anfang der 80er Jahre neu gebaute Landratsamt bot damals (wie auch heute noch) regionalen Künstlern ein Forum, ihre Arbeiten auszustellen. Kunstförderung bedeute auch, Kunst zu kaufen, erinnert Wörtz: Landrat Schick stellte seinerzeit einen jährlichen Etat für Kunstankäufe bereit. Die „Ankaufspolitik“ setzte und setzt sich auch unter Schicks Nachfolgern fort. Sie wird heute von Landrat Thorsten Freudenberger gefördert. Ein Teil der so entstandenen zeitgenössischen Sammlung ist seit 1999 im Museum für Bildende Kunst in Oberfahlheim zu sehen, im 1785 erbauten ehemaligen Brauhaus des Klosters Elchingen. Der Landkreis ist hier gemeinsam Träger mit der Hauseigentümerin, der Sparkassenstiftung Museum für bildende Kunst im Landkreis Neu-Ulm.


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Historisches Großprojekt mit Strahlkraft Das wittelsbacher schloss in friedberg wird zum kultur- und veranstaltungszentrum umgebaut. darüber sprachen wir mit bürgeRmeister roland eichmann. Es ist ein Jahrhundertprojekt für die sechstgrößte Stadt Bayerisch-Schwabens: Die Sanierung und der totale Umbau des Wahrzeichens von Friedberg, des Wittelsbacher Schlosses, zu einem modernen Kultur- und Veranstaltungszentrum. Bürgermeister Roland Eichmann (SPD/Parteifreie Bürger), seit 2014 im Amt, übernahm das Projekt von seinem Vorgänger Dr. Peter Bergmair. Friedbergs Bürgermeister Roland Eichmann.

Kultur und Tagungen Das Schloss wird für bürgerschaftliche Veranstaltungen geöffnet. Die Stadt wird selbst als Veranstalter auftreten, die Veranstaltungsräume jedoch auch an Externe und Private vermieten. Auch Tagungen könnten ein Thema werden.

Wann und warum erwarb die Stadt Friedberg das Schloss vom Freistaat? Die Stadt Friedberg erwarb unter Bürgermeister Dr. Peter Bergmair das Wittelsbacher Schloss im Jahr 2007 vom Freistaat Bayern für 125.000 Euro. Der Freistaat hatte es damals der Stadt zum Kauf angeboten. Das Wittelsbacher Schloss wurde 1257 erbaut, die Stadt Friedberg 1264 gegründet: Ohne das Schloss gäbe es die Stadt Friedberg nicht. Ein wichtiger Grund für den Kauf! Erwerb und Sanierung waren ja durchaus umstritten… Es gab eine intensive Auseinandersetzung um das teure Objekt. Im Oktober 2011 erreichte weder ein Bürgerbegehren für eine kleine (lediglich Substanzerhaltung) noch ein Ratsbegehren für eine große Lösung das nötige Quorum für ein gültiges Ergebnis. So blieb es bei den Planungen für ein Bürgerund Kulturzentrum. Wie war dann das weitere logistische Vorgehen? Die Münchner Firma actori wurde mit der Erarbeitung eines Nutzungs- und Betriebskonzepts beauftragt. Es gab 2014 auch eine Klage von Anwohnern, die Belästigungen durch den Veranstaltungsbetrieb im Schloss

fürchteten. Der Vergleich vor dem Verwaltungsgericht führte zu Einschränkungen bei der Nutzung des Schlosses. Das ist eine echte Hypothek für die Nutzung! Seit wann wird gebaut und wieviel kostet das Projekt? Die Sanierung startete 2012 mit den Außenanlagen. Im Sommer 2018 soll der Schlossumbau abgeschlossen sein. Er ist mit 20,1 Millionen Euro angesetzt – das ist das Budget des Stadtrats. Wir liegen momentan bei 19,6 Millionen, sind also gut im Plan. Ein Viertel der Kosten sind vom Land und Bund gefördert. Den Rest stemmt die Stadt Friedberg, komplett ohne Schulden. Es ist seit vielen Jahren das größte Projekt und wird es auch in Zukunft bleiben.


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Wie wird das neue Schloss einmal aussehen? Es wird ein Kultur- und Veranstaltungszentrum. Der Haupteingang in alle Bereich erfolgt gegenüber dem Schlosstor. Hier geht es südlich zum Museum, östlich in den Rittersaal, die Remise und hinauf zum Veranstaltungssaal. Der Südflügel, in dem das Vermessungsamt war, wird im Erdgeschoss und im ersten Stock komplett vom Museum genutzt. Auf zwei Ebenen entsteht ein Rundgang, in dem Besucher die Stadtund Schlossgeschichte, die Friedberger Uhrmacherkunst, die Friedberger Fayencen, die Vor- und Frühgeschichte, sakrale Kunst sowie heimische Künstler erleben. Es gibt auch einen Raum für Museumspädagogik und natürlich das Museumscafé mit Terrasse. Rittersaal und anschließende Remise werden multifunktional nutzbare Räume, die sich für Wechselausstellungen eignen. Über der Remise entsteht im ersten Stock des Ostflügels ein großer Veranstaltungssaal. Er verfügt über rund 320 Sitzplätze und auch in den Nebenräumen natürlich über moderne Veranstaltungstechnik. Das gesamte Schloss wird barrierefrei gebaut, es gibt zwei Aufzüge, einer davon ist ein Lastenaufzug. Natürlich wurde auch an die Fluchtwege gedacht. Bei Veranstaltungen werden die Besucher über zwei Cateringbereiche versorgt. Im Schlosshof finden bei Veranstaltungen bis zu 499 Gäste Platz. Das entspricht den Sicher-

heitsvorschriften. Auch der Schlosspark wird neu gestaltet. Ein Spielplatz macht den Schlossbesuch für Familien attraktiver. Der Parkplatz an der B 300 wird auf 70 Plätze vergrößert. Steht die Bevölkerung hinter dem Projekt? Friedberg schaut mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Schlosssanierung. Museum und Veranstaltungsbetrieb werden nicht kostendeckend sein, die Stadt wird schätzungsweise 750.000 Euro bis 900.000 Euro jährlich zulegen müssen. Das ist ein Wermutstropfen für die, die nicht mit dem Herzen dabei sind. Das muss an anderer Stelle gespart werden. Dennoch: Die Stadt verspricht sich vom Schloss auch eine überregionale Strahlkraft! Ja, wir erwarten, für das Museum viele neue Besucher gewinnen zu können. Die Veranstaltungsräume können von externen Anbietern und Privatpersonen gemietet werden. Das Schloss wird für bürgerschaftliche Veranstaltungen geöffnet. Die Stadt wird selbst als Veranstalter auftreten. Wir überlegen, das Schloss auch für Tagungen zu vermieten. Der Innenhof, genauso wie der Saal besitzen ja vom Ambiente her schon eine große Strahlkraft. pks

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Gögginger Gaslaternen brannten schon 34 Jahre früher

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Schon 1877, also 34 Jahre früher als bisher bekannt, brannten in Göggingen Gaslaternen für die Straßenbeleuchtung. Diese überraschende Entdeckung machte die Historikerin Angela Schlenkrich im Staatsarchiv Augsburg. Auf einer Postkarte aus dem Jahr 1910 sind die beiden Gaskessel der Zwirnerei und Nähfadenfabrik Göggingen deutlich zu sehen. Im Jahr 1863 war die Fabrik von Eusebius Schiffmacher und Wilhelm Butz nach Göggingen verlegt worden. Bis zum Bau des Wertachkanals 1884 war Energieversorgung für Unternehmer ein Problem, denn die Singold lieferte wegen ihrer unregelmäßigen Wasserführung nur unzuverlässig Strom. Deshalb besaß die Fabrik Dampfmaschinen und seit 1868 auch eine eigene Gasproduktion mit zwei Gaskesseln auf dem Firmengelände – die Produktionshallen brauchten schließlich Licht! Bei ihren Recherchen fand die Historikerin in einer statistischen Erhebung für 1877 weitere aufregende Details. Die Nähfadenfabrik produzierte nicht nur für sich selbst (28.793 Kubikmeter) Gas, sondern gab auch an, dass weitere 2.008 Kubikmeter dafür verwendet wurden, die Straße zu den von ihr erbauten Arbeiterwohnungen im sogenannten Arbeiterviertel unent-

geltlich zu beleuchten. Damit ist belegt, dass Gaslaternen in Augsburgs heutigem Stadtteil Göggingen weit vor dem Bau des Gaswerks 1912 Licht spendeten! In Göggingen besaßen außerdem die Dampfbrauerei von Karl Michel und die Möbelfabrik von Ignaz Wörle eine gemeinsame Gasfabrik. Sie produzierte 1877 genau 1.763 Kubikmeter Gas. Die Bleich-, Färberei- und Appretur-Anstalt von Georg Käß in Haunstetten (gehörte später zu Martini) gab 30.000 Kubikmeter an. Neben diesem Leuchtgas für Licht verwendete man dort auch „Gasolin-Gas“ zum Sengen von gebleichten und gefärbten Baumwolltüchern. Bei diesem sogenannten Gasieren wird der Baumwollstoff an Gasflammen vorbei gezogen. Dieses Veredelungs-Verfahren beseitigt hervorstehende Faser-Enden, das Gewebe wird dadurch glatter und feiner, verschmutzt und fusselt nicht so schnell.

1 Im Staatsarchiv Augsburg fand die Historikerin Angela Schlenkrich weitere aufregende Details.

2 Historische Gaslaterne 3 Postkarte aus dem Jahr 1910: Die beiden Gaskessel der

Zwirnerei und Nähfadenfabrik Göggingen sind deutlich zu sehen

Fotos: erdgas schwaben (3), Edwin-Scharff-Museum (1), Bezirk Schwaben (2), Landestheater Schwaben (1)

Alles neu am

Landestheater Schwaben

Abschied mit viel Dampf Am Sonntag, 11. September, öffnete das Edwin Scharff-Kindermuseum am Neu-Ulmer Petrusplatz zum vorerst letzten Mal die Tür. Jetzt wird das gesamte Haus rund ein Jahr lang aufwendig saniert. Am letzten Tag ließ es das Museumsteam zum Abschied noch einmal ordentlich dampfen und brodeln. Bei freiem Eintritt gab es den ganzen Tag über spannende Stickstoffvorführungen. Der kalte Stickstoff kühlte oder fror Dinge ein und ein Supraleiter schwebte wie von Geisterhand über einer Schiene – Naturwissenschaft zum Anfassen. Ein letztes Mal konnten die kleinen und großen Besucherinnen und Besucher sich auch selbst Schuhe, Raketen oder Schiffe bauen und mit nach Hause nehmen.

Mit der neuen Intendantin Dr. Kathrin Mädler, neu zusammen gesetztem Leitungsteam und Ensemble, neuem Erscheinungsbild, neuem Spielplan und neuen Produktionen startet das Landestheater Schwaben in die ebenfalls neue Spielzeit. Mädler betonte bei der Begrüßung die Besonderheit der anstehenden Spielzeit, da diese nicht nur für sie die erste Spielzeit am Landestheater Schwaben und damit eine besonders aufregende sein werde. Kunst im Allgemeinen und Theater ganz besonders, so Mädler, lebe immer auch vom Neuen, von der Veränderung und der Weiterentwicklung: „Um etwas erzählen zu

Das Neuen im Ensemble von links nach rechts: Sandro Šutalo, Elisabeth Hütter, Aurel Bereuter, Regina Vogel, Miriam Haltmeier, Rudy Orlovius, Claudia Frost und Jens Schnarre


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können ist es ganz entscheidend, sich immer wieder zu bewegen, sich zu hinterfragen und mit neuen Menschen, Künstlern und Arbeitsweisen zusammenzukommen.“ Mindestens genauso wichtig aber sei die Kontinuität und das gegenseitige Vertrauen. So sei der Wechsel letztlich geprägt aus der Verbindung von Bewährtem, Bekanntem und auch radikal Neuem. In ihrer Begrüßung machte die Intendantin einmal mehr deutlich, was für ein Theater sie zusammen mit Mitarbeitern und Ensemble machen möchte: Mutig, voller Leidenschaft, kraftvoll und voller Empathie soll das Theater sein, „das höchsten künstlerischen Ansprüchen genügt und das die Menschen hier in Memmingen und im Spielgebiet des Zweckverbandes interessiert, berührt und hoffentlich begeistert – dass auf jeden Fall ein Dialog mit ihnen beginnt.“ Am 30. September startete das Ensemble mit der Premiere von Henrik Ibsens Peer Gynt, am 1. Oktober erfolgte mit „Zwischen den Dingen sind wir sicher“ die zweite Memminger Premiere.

Hansjürgen Gartner erhielt 2015 den Kunstpreis des Bezirks Schwaben für sein Gesamtwerk. Aus diesem Anlass widmet ihm die Schwäbische Galerie im Volkskundemuseum Oberschönenfeld eine umfangreiche Einzelausstellung, die erstmals einen Überblick über das Schaffen des Künstlers von den frühen 1980er-Jahren bis heute zeigt. Zu sehen sind Bilder, Grafiken und Installationen. Den Schwerpunkt bilden Menschendarstellungen: Sie stehen im Spannungsfeld zwischen Körperlichkeit und Abstraktion. Den Auftakt bildet ein Objektkasten mit dem vielsagenden Titel „Menschenkette“ aus den 1980er-Jahren. An ihn schließen sich Menschendarstellungen verschiedenster Art an: reduziert wiedergegebene Figuren, Abdrücke von Körpern sowie Spuren und Lasuren, welche die menschliche Gestalt nur noch erahnen lassen. Arbeiten aus der Serie „Lichtlinien“ leiten über zu Hansjürgen Gartners neuester malerischer Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit. Die sechsteilige Werkgruppe „Borderline“ entstand 2015 für eine tschechisch-deutsche Gemeinschaftsausstellung in Karlovy Vary. Auf den Acrylbildern von Hansjürgen Gartner symbolisiert ein Grabstein diese Grenze. Dieses Symbol ist gleichzeitig Ausgangspunkt für immer wieder neue Inszenierungen – eben auch mit Lichtlinien. Mit dieser Bilderserie will der Künstler an das grenzenlose Ausmaß der Zerstörung in seiner böhmischen Heimat erinnern. Schon seit den 1980er-Jahren entstehen parallel zu den Bildern und Grafiken immer wieder Installationen verschiedenster Art. In jüngster Zeit verfolgt Hansjürgen Gartner mit seinen Arbeiten ganz neue Ansätze, er entfernt sich vom menschlichen Körper als Motiv und begibt sich auf die Suche nach Dingen, die für den Menschen eine wichtige Rolle spielen: Gebrauchsgegenstände erzählen Geschichten, sie zeigen, wie ihre Besitzer mit ihnen umgegangen sind. Darin spiegelt sich für den Künstler Hansjürgen Gartner die Veränderung der Welt wider. Somit steckt in den Gebrauchsspuren kleiner Objekte für ihn auch eine gesellschaftskritische Aussage. Hansjürgen Gartner wurde 1945 in Steinschönau/Böhmen geboren. Er studierte Textildesign in Wien und kam 1965 mit Zwillingsbruder Joachim Lothar nach Augsburg. Gartner erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise, er ist unter anderem künstlerischer Beirat des Museums Ostdeutsche Galerie Regensburg und Stellvertretender Bundesvorsitzender der Künstlergilde e.V. Esslingen/Neckar. Seit 1966 stellt Hansjürgen Gartner im In- und Ausland aus. Er lebt .: einfeld M. A mit Bärbel St n und arbeige un hr hr Fü U m: 11 tag, 16.10., Begleitprogram tet in AugsUhr ung am Sonn 1., jeweils 15 .1 Matineeführ 13 d un . 11 6. burg. am n führunge ion er: Moderat sjürgen Gartn an hr H U it 5 m ,1 h 0. äc nntag, 30.1 Künstlergespr ler-Hennig So ül M ld hi ht Dr. Mec

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Faszination der schwarzen Faser Made in Augsburg heiSSt auch oft: Hergestellt aus Carbon, das ultraleichte Material der Zukunft

Die Motorhaube eines Lamborghini – aus Carbon.

Carbon – Stoff der Zukunft: Die Sonderausstellung im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg läuft noch bis zum 6. November 2016

Gewebt, gestickt, gewickelt – da war doch mal was? Wer sich in die farbenprächtige Ausstellung „Carbon – Stoff der Zukunft“ hineinbegibt, fühlt sich zunächst zu Recht in eine wichtige Epoche der langen Augsburger Industriegeschichte versetzt. Da liegen große Spulen mit aufgerollten dunkelfarbenen Fäden neben breitflächigen Stoffmatten. Das Tackern der Web-, Flechtund Strickapparate erfüllt den mit sage und schreibe 200 Exponaten ausgestatteten Raum im ersten Stock. Noch bis zum 6. November soll sich dem Besucher ein faszinierender Bereich der Technikwelt eröffnen. Aber nicht etwa der textilen Branche, wie man im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg – kurz tim – eigentlich erwarten würde. Auf einer Fläche von mehr als 1.000 Quadratmetern wird vielmehr ein ganz besonderes Material präsentiert, auf das plötzlich alle Flugzeug-, Auto-, Sportartikel- und Medizingerätehersteller, ja eigentlich die ganze Industrie schwört. Auch Dr. Karl Borromäus Murr. Der Direktor eines der beliebtesten Museen Bayerns, der damit die erste große Darbietung dieses Themas in Deutschland für sich reklamieren kann, sieht darin auch eine Reminiszenz vergangener Zeiten am Lech: „Textil is coming home.“ Und der Historiker ist ganz aus dem Häuschen, wenn er von dem Objekt im Mittelpunkt der gelungenen Vorführung erzählt. Nicht ohne Grund, wie Murr unterstreicht, als er mit nur einer Hand ein massiv wirkendes schwarzes Rennrad in die Lüfte schwingt, so als würde es fast gar nichts wiegen. Es besteht aus einer Substanz mit erstaunlich vielen positiven Eigenschaften, die in zahlreichen Bereichen des Alltags eine wichtige Rolle spielen. So umschreibt es der humorvoll gestaltete wie nachdenklich machende Ausstellungsprospekt gleich zu Beginn: „Carbon ist ein Kraftmax und ein Leichtgewicht, treibt Sport, spielt Flipper, macht Musik, leitet und erzeugt Strom, baut Brücken, fährt Autorennen, fliegt durch die Luft und reist ins Weltall.“

Nicht nur Technikfreaks kommen bei der ungewöhnlichen Zusammenstellung von kleinen wie großen Produkten auf ihre Kosten. So beeindrucken etwa riesige Rumpfschalen der Außenhaut des nagelneuen wie äußerst sehenswerten Airbus A350, das Kabinengerüst eines Helikopters aus Donauwörth oder ein Teil der Ariane 5-Rakete. Daneben kann man dem Elektroauto BMW i buchstäblich unter den Lack schauen und dabei die textile Form der Karosserie aus Carbonfaser bestaunen. Die weniger technikaffinen Gäste können bei der interaktiven Schau das immer beliebter werdende Material ausführlich „erleben, fühlen, tasten, spüren, hören und begreifen“, wie es im Museumsführer angekündigt und keineswegs zu viel versprochen wird. Weshalb das vermeintliche Wundermaterial in Fachkreisen gerne als „schwarzes Gold“ bezeichnet wird, hat einen eher banalen Grund, der gleich am Eingang zu sehen ist: große durchsichtige Gefäße mit dickflüssigem Erdöl. Kaum vorstellbar, dass daraus einmal Kohlenstofffasern entstehen könnten, die nach einem langen Herstellungsprozess und Temperaturen bis zu 1500 Grad Celsius als glänzendschwarze und extrem reißfeste Fäden weiterverarbeitet werden.


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Ein Glücksfall fürs tim, dass die Sache genauso funktioniert als ginge es um herkömmlichen Stoff, als würde Wolle oder Baumwolle verarbeitet. Die Fäden werden gewebt, mitunter geflochten oder nebeneinander aufgereiht. „Dafür braucht man viel Wissen über Textilien“, betont tim-Mitarbeiter Robert Allmann sichtlich stolz. Dass später noch Kunstharz dazukommt, mit dem das Basismaterial in speziellen Öfen verbacken wird, stört da wenig. Zu sehr erinnern die Zwischenprodukte in Form von Geweben, Geflechten und Gelegen an das glorreiche Textilzeitalter. Der Stoff der Moderne ist dagegen auf dem Vormarsch. Nahezu überall. Bestünde ein Teil aus Stahl, wäre es viermal so schwer. Das macht es natürlich interessant für den Flugzeugbau, in dem jedes überflüssige Pfund zu zählen scheint. Kann eine Maschine leichter produziert werden, kommt sie weiter oder kann mehr Passagiere mitnehmen. Über eine langjährige Erfahrung mit dem dünnen wie hochfesten Material verfügt das traditionsreiche Augsburger Unternehmen Premium Aerotec, das in diesem Jahr auch sein 100. Standortjubiläum feiert. Am 25. November 1916 erfolgte auf einem Wiesengelände nördlich von Haunstetten der erste Spatenstich für die spätere Luftfahrtstadt Augsburg. Die in der Technik des kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffs (CFK) international führende Firma mit 4.000 Mitarbeitern allein am Lech produziert

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neben Türrahmen und über 60 Meter langen Rumpfsegmenten für Airbus auch große Komponenten für andere Hersteller der Flugbranche sowie das Militär. Hier wurde unter anderem eine spezielle Fertigungstechnik für CFK-Teile entwickelt, bei dem viereinhalb Meter große Druckschotts von Verkehrsflugzeugen in einem Arbeitsgang gefertigt werden können. Neben Premium Aerotec arbeiten auch viele andere Hightech-Betriebe, Forschungsinstitute und Techniklabors im Lechtal mit dem Werkstoff, was Politiker und Wirtschaftsbosse schon von einem „Carbon Valley“ schwärmen lässt. Dort weiß man, dass die temperaturbeständigen und formstabilen Vorzüge selbst in der Raumfahrt zur Geltung gebracht werden können, zum Beispiel bei Solarmodulen und Antennenschüsseln von Satelliten.

Der Stoff der Moderne ist nahezu überall auf dem Vormarsch

So hoch hinauf muss es gar nicht gehen, wie die im tim ausgestellte Fahrgastzelle, die Tür eines Unimogs und die Heckklappe eines Porsche zeigen. Die Robustheit gegen Chemikalien, Korrosion und Temperatur bringt das Alleskönner-Material auch in der Medizin wie etwa bei einer dort installierten Prothese ins Spiel. Zudem werden die Fortschritte in Sport, Lifestyle und Design aufgezählt und visualisiert, etwa die Ausrüstung von Radfahrern, Seglern, Surfern, Skifahrern und Skatern. Selbst bei den Musikgeräten wird vermehrt auf die hervorragenden Klangeigenschaften gesetzt, die Hersteller von Streich-, Blas- oder Zupfinstrumenten zu nutzen wissen. Sie schätzen geringes Gewicht, hohe Stabilität und Unempfindlichkeit gegenüber Klimaschwankungen und Wettereinflüssen, die für hölzerne Systeme kritisch werden könnten. Eine Geige aus Carbon – sieht nicht nur schick aus, sondern erzeugt auch eine wunderbare Melodie. gs

1 Ausstellungseröffnung, darunter 2 Teilsegment einer Rumpfschale des Langstreckenflugzeugs vom Typ Airbus A 350 aus Carbon 3 Carbon im Bereich „Health“: Beinprothesen für Rennläufer

4 Formula Student-Rennwagen „Elinor“ des Augsburger Teams „Starkstrom“ – aus Carbon

Foto:s: Manuel Branz

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Energiekulturzentrum Auf dem Augsburger Gaswerksgelände entsteht in den kommenden Jahren das Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft im GroSSraum Augsburg

Gaswerk Augsburg Im Norden der Stadt präsentiert sich das Augsburger Gaswerk als innovatives und facettenreicher Standort. Erbaut 1913/14 war das Gaswerk schon damals eine bestaunte Schönheit mit neuester Technologie.

Sie handeln mit Strom und Gas, stellen die Wasserversorgung sicher und organisieren weite Teile des öffentlichen Nahverkehrs. Es gehört bisher nicht zum Tagesgeschäft der Stadtwerke Augsburg, die lokalen Kulturszenen und die Kreativwirtschaft mit bezahlbaren Werkstatt-, Atelier- und Übungsräumen zu versorgen. Das wird sich nun ändern. Es ist beschlossene Sache, dass der stadteigene Betrieb sein nun seit 15 Jahren brach liegendes Areal an der Grenze der Augsburger Stadtteile Oberhausen, Bärenkeller und Kriegshaber in absehbarer Zeit zum größten und wichtigsten Kreativzentrum der Region umbauen wird. Die Menschen hier kennen das Gelände als Gaswerk. Sein mächtiger Scheibengasbehälter aus den 50er-Jahren ist eine der auffälligsten Landmarken weit und breit. Der 84 Meter hohe Riese steht für Augsburger Innovationskraft und den Wiederaufbau nach den Zerstörungen der Nazizeit. Er ist

ein stählernes Zeichen für den durch harte Arbeit geschaffenen Wohlstand, aber auch für den Verfall ganzer Industriezweige in den 70er- und 80er-Jahren. Wenn es nach den Plänen der Stadtwerke geht, steht der Gaskessel ab sofort für einen Neustart des weitläufigen Areals mit seinem europaweit einzigartigen, denkmalgeschützten Gebäudeensemble, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird.

In diesem Jahr wird das Gebäudeensemble 100 Jahre alt Noch in diesem Jahr soll von der Stadt die Baugenehmigung für das Theaterinterim vorliegen. Parallel dazu werden Ausführungsplanungen erstellt, damit der Baubeginn noch in diesem Jahr erfolgen kann. Im Büro von Hans Koch, Planungsleiter Bau für


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Gastbeitrag

kteur des nnler, Chefreda von Jürgen Ka lletons für ui Fe n de heinen monatlich ersc elsbacher itt W t/Land und ad St rg bu gs Au tur.de r“, www.a3kul Land „a3kultu

Theater und Arbeitsräume für Künstler im Ofenhaus Im Ofenhaus soll mit der Spielzeit 2018/19 die neue Brechtbühne ihr Publikum finden. Dazu werden Tribünenelemente und Tech-

nik aus der bis dahin nicht mehr benötigten »alten« Brechtbühne demontiert und im Gaswerk wiederverwendet. Dieses Schauspielhaus nimmt dann samt Technik und einem kleineren Bereich für einen Gastronomiebetrieb fast den gesamten rechten Flügel des Ofenhauses ein. Als spektakulär könnte sich die Umsetzung eines Restaurants, Foyers und Aktionsraumkonzepts erweisen. Im linken Flügel soll dieses rund 20 Meter hohe Raumerlebnis stattfinden. Unter dem Dach ist ein Ballettsaal mit Bogenarchitektur und viel Tageslicht geplant. Verlängert werden soll das denkmalgeschützte Stück Industriekultur in Richtung Norden durch einen modernen Zweckbau mit Stahlfassade und vergleichbarer Kubatur. Auf fünf bis sechs Etagen finden dort Verwaltung, Intendanz, Probebühne und die Werkstätten des

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1 Es soll wieder Leben einzie­ hen im Gaswerk.

2 „Asche zu Farbgut“ hieß

ein Festival, an dem sich zuletzt über 100 Kreative im Gaswerk beteiligten.

3 Im Büro von Hans Koch 1

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laufen die Fäden für den ge­ planten Neubau zusammen.

Fotos: Thomas Hosemann / Stadtwerke Augsburg

das „Kreativwerk“, so der stadtwerkeinterne Projekttitel für das Gaswerksareal, laufen dafür die Fäden zusammen. Ein kleines, engagiertes Team sorgt dafür, dass ein historisches Denkmal mit einem hohen Unterhaltsaufwand zu einem belebten Objekt wird, das längerfristig seine Kosten selbst trägt. Da trifft es sich gut, wenn man wie Koch in Sichtweite des Gaskessels aufgewachsen ist und ein fast schon natürlich gewachsenes Verhältnis zu diesem Projekt mitbringt.


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Kultur

Theaters Platz. Außerdem sieht das Raumkonzept Flächen für Künstler vor, die zurzeit noch im Kulturpark West in der ehemaligen Reese-Kaserne arbeiten. Für den gesamten Theaterneubau veranschlagen die Stadtwerke 12,5 Millionen Euro.

Fotos: Thomas Hosemann / Stadtwerke Augsburg

Fotos: 2001 wurde das Gaswerk außer Betrieb genommen. Jetzt wird ein Standort für Betriebe aus dem Bereich Kulturwirtschaft entwickelt. Wer „archaisches Ambiente“ sucht, das noch ganz nahe an der Industriezeit ist, der findet in Ofenhaus, Kühlerhaus, Apparatehaus, Reinigergebäude und in den drei Gasbehältern nie gesehene Innenräume.

Raumbedarf für Künstler aus dem Kulturpark West decken Nachdem gegenwärtig davon auszugehen ist, dass die Mieter der „Kulturpark West gGmbH“ auf dem Gelände der ehemaligen Reese-Kaserne im Stadtteil Kriegshaber ihre Ateliers, Werkstätten, Büros und Übungsräume noch bis ins Jahr 2019 nutzen können, also zwei Jahre mehr als bisher mit der Stadt mietvertraglich vereinbart, ist auch der Druck auf die Stadtwerke nicht mehr so vehement, für die Kreativen Ersatzräume zu zaubern. Ursprüngliche Pläne der Stadt hatten einen Umzug der Kulturpark-West-Mieter ab 2017 vorgesehen. Ein mehrstufiger Zeitplan soll die Erstellung von rund 5.000 m2 Kreativraum in den kommenden Jahren gewährleisten. Das gesamte Raumpaket soll für fünf Euro Kaltmiete pro m2 an die Stadt abgegeben werden, um die Ateliers, Werkstätten, Büros und Übungsräume an Kultur- und Kreativschaffende zu einem günstigen Preis von gut sieben Euro warm unterzuvermieten. In einer ersten Bauphase ertüchtigen die Stadtwerke die östlichen Werkstätten. Sie bildeten zusammen mit ihrem Gegenpart im Westen die imposanten Flügel für den ersten Scheibengasbehälter der Welt, der vor 100 Jahren von diesem Gelände aus von der Augsburger Innova-

tionskraft in die Welt kündete. Leider sind von diesem Industriedenkmal nur noch die zylinderförmigen Außenmauern und der Ostflügel übrig. Dessen Pendant wurde im Zuge der Bodensanierungen abgerissen, um bis in zu zehn Meter Tiefe benzolbelasteten Boden abzubaggern, soll aber originalgetreu wieder aufgebaut werden. Wesentlich unkomplizierter stellt sich die Sanierung des knapp 800 m2 großen, ehemaligen Sozialgebäudes des Gaswerks für die Kreativen dar. Bezugsfertig sein könnten diese rund 1.500 m2 umfassenden Atelier- und Übungsräume bis Ende 2017. Für den etwa 800 m2 großen Westflügel ist derzeit noch kein Wiederaufbautermin bekannt.

Das Herz des neuen Zentrums der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Region Augsburg Die zweite Bauphase umfasst vor allem die Gebäude der ehemaligen Messwarte und der benachbarten Gasdruckregelanlage und soll bis 2019 abgeschlossen sein. Zusammen können hier gut weitere 1.000 m2 Kreativraum generiert werden. Sollte tat-


Zukunft PersPektive Dynamik K o lu m nenti tel

Ihr neuer Unternehmensstandort direkt an der A 8 und A 7. Mit Flächen ab 3.000 m2 bis 100.000 m2. Zweckverband Interkommunales Gewerbegebiet Landkreis Günzburg Verbandsvorsitzender: Herr Landrat Hubert Hafner | An der Kapuzinermauer 1 | 89312 Günzburg Interessentenbetreuung: Herr Egon Remmele | Stadt Leipheim, Marktstr. 5 | 89340 Leipheim Tel. (08221)707-25 | E-Mail: remmele.egon@leipheim.de

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Nachdem die Stadtwerke in den letzten Jahren viel Geld in die Hand genommen haben, um den Boden des Geländes zu sanieren – die Schadstoffe wurden dabei bis zu einer Tiefe von zehn Metern entsorgt –, ist es nun an der Zeit, Schritt für Schritt die Sanierung der einzelnen Gebäude des Industriedenkmals in Angriff zu nehmen. Dafür geben die verschiedenen Prioritäten der späteren Nutzung die Taktung vor. Generell lässt sich dieser Plan in zehn Stufen beschreiben:

Foto: Thomas Hosemann / Stadtwerke Augsburg

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sächlich auch das untere Geschoss des großen Scheibengasbehälters zu Übungsräumen für Musiker werden, würde sich diese Fläche sogar verdoppeln. Allerdings ist bis heute, auch durch die hervorgehobene Stellung dieses Industriedenkmals, seine endgültige Nutzung nicht abschließend diskutiert. Sicher ist nur, dass der nahezu einzigartige Kesselraum auch in Zukunft als Ort für besondere Kunstprojekte zur Verfügung stehen wird. Diese anstehenden Baumaßnahmen und ihre anschließende Belebung ergeben in Summe das Herz des neuen Zentrums für Kultur- und Kreativwirtschaft in unserer Region. In Verbindung mit einer Öffnung des Geländes für alle Bürger, einem Anschluss an das Radwegesystem der Stadt und nicht zuletzt belebt durch die Ansiedlung von ausgesuchter Gastronomie und einer abgestimmte Programmplanung der einzelnen Kulturmacher, aber auch über zeitgemäße Festivalformate auf dem gesamten Gelände wird dieses Herz zu schlagen beginnen. Weitere Infos: www.sw-augsburg.de Jürgen Kannler

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1 Ofenhaus mit neuer Brechtbühne, Ballettsaal und Gastronomie (a), Neubau für das Theater Augsburg mit Verwaltung, Intendanz, Werkstätten sowie Atelier- und Übungsräumen mit ca. 800 m2 Grundfläche (b) 2 Östliche Werkstätten (a) und Sozialräume (b): Atelier- und Übungsräume erste Bauphase, ca. 1.700 m2 Neu: Westliche Werkstätten (c): Das denkmalgeschützte Ensemble soll nach dem technisch bedingten Abriss des westlichen Flügels originalgetreu wieder aufgebaut werden, Termin steht noch nicht fest, neu geschaffene Flächen für Atelierund Übungsräume ca. 800 m2 3 Messwarte (a) und ehemalige Gasdruckregelanlage (b): Atelierräume weitere Bauphase, ca. 1.000 m2 4 Scheibengasbehälter, Untergeschoss (a) Räume bis zu 900 m2, Kesselraum für Kunst- und Kultur­ events (b)  5 Apparatehaus (a), Kühlerhaus (b): Fläche für Ausstellungen und Events

6 Ehemalige und zukünftige Wirtschaftsgebäude mit technischen Einrichtungen zum Betrieb des Geländes 7 Reinigergebäude, hier soll nach einem Ausschreibungsverfahren eventuell ein neuer Platz für Clubkultur geschaffen werden 8 Neu: Parkhaus mit bis zu 400 Stellplätzen für Theaterbesucher und Anlieger, dient auch als Firewall gegenüber den Treibstofftanks am angrenzenden Gelände 9 Nachverdichtungsfläche für Unternehmen aus der Kreativwirtschaft und artverwandtem Gewerbe, ca. 5.000 m2 geschaffen durch Neubebauung (a), bis zu 8.000 m2 anstelle der beiden Teleskopgasbehälter (b)  10

Garagenhaus (a), das ehemalige Portalgebäude (b) und die ehemalige Direktorenvilla (c) spielen beim derzeitigen Planungsstand keine wesentliche Rolle. Gegenwärtig stehen vor allem die Punkte 1, 2 und 8 im Fokus der Diskussionen und Planungen.


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25 Jahre Kultur satt Das „Forum am Hofgarten“ in Günzburg wird 25 – Buntes Jubiläumsprogramm ab November Das „Forum am Hofgarten“ in Günzburg blickt auf eine lange Geschichte zurück: In den Achtziger Jahren als Stadthalle konzipiert, dient das Kultur- und Tagungszentrum im Herzen der Großen Kreisstadt seit mittlerweile 25 Jahre als Begegnungsstätte für Tagungen, Veranstaltungen und gesellschaftliche Ereignisse in Günzburg.

Forum am Hofgar ten. Kultur.

H i g h l i g h t s 2 0 1 6 /2 0 1 7 Krimidinner „Familienbande“

Bevor das Kulturhaus am 8. November 1991 im Beisein des damaligen Finanzministers Dr. Theodor Waigel eröffnen konnte, war es um Spielstätten in Günzburg schlecht bestellt. Eine heute hauptsächlich von Vereinen genutzte Turnhalle sowie ein kleiner Saal am Rande der Altstadt waren die einzigen Einrichtungen, die kulturelle Veranstaltungen auf die Bühne bringen konnten. Viel zu wenig für eine Große Kreisstadt, befand der damalige Stadtrat und lobte bereits 1983 einen Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des sogenannten Stadthallenareals aus. Nachdem in den Folgejahren zunächst eine zweigeschossige öffentliche Tiefgarage gebaut worden war, wurde bis 1991 die Stadthalle errichtet, die mit einem variablen Raumangebot mit bis zu 832 Sitzplätzen zu einem Leuchtturmprojekt der Stadtentwicklung in Günzburg werden sollte. Mit abtrennbaren Sälen hatten die Gewinner-Architekten Heckmann, Kristel, Jung aus Stuttgart eine vielseitig nutzbare Veranstaltungshalle erschaffen, die Konzerte und Theatervorführungen ebenso beherbergen sollte wie Kongresse und Verkaufs- und Werbeveranstaltungen.

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27.10.2016 | 19.00 Uhr

Peter Pan – Das Musical

Jubiläums-

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Theater Liberi 20,00 , 18,00 , 15,00 18.12.2016 | 15.00 Uhr

Silvesterball „Casino Royale“ Package ab 89,00

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31.12.2016 | 19.00 Uhr

Chiemgauer Volkstheater

Schnell entwickelte sich das Haus in den Monaten nach seiner Eröffnung zu einem Anziehungspunkt für Kulturinteressierte. Das Landestheater Schwaben gastierte mit seinen Produktionen, und örtliche Kapellen sorgten mit ihren Konzerten für vollbesetzte Stuhlreihen. Im Mai 1994 übernahm dann Peter Bannwarth die Leitung des Kulturamtes und des Hauses – eine Position, die er bis heute innehat. Während seiner ersten Dienstjahre wandelten sich die Kulturgeschmäcker des Publikums – und damit auch das Programm des Hauses.

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Verlosun 10 x 2 Tickets

29.01.2017 | 18.00 Uhr

Krimidinner „Zum Geburtstag Mord“

Heute ist das Forum noch immer das kulturelle 2 Zentrum im Landkreis Günzburg. Ob Konzerte, Comedy, Musicals, Theater, Operetten oder Ballett: Jedes Jahr lockt das Kultur- und Tagungszentrum mit über 260 Veranstaltungen für die unterschiedlichsten Interessenslagen rund 50.000 Besucher ins Haus – Tendenz steigend. Als Dank für die Treue der vielen langjährigen Gäste und um das 25-jährige Jubiläum gebührend zu begehen, hat das Team um Peter Bannwarth ein abwechslungsreiches Jubiläumsprogramm kreiert. Auch das Landestheater Schwaben wird dann wieder mit einer Produktion nach Günzburg kommen – ganz getreu dem Motto: „Bewährtes bewahren und Neues wagen“.

Jubiläums-

32,00 , 28,00 , 24,00

Ab Mitte der Neunziger Jahre wuchs das Interesse an Tourneeproduktionen – übrigens bis heute fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders im Forum- und an Fernsehevents wie etwa „Peter Steiner’s Theaterstadel“, dessen Aufführungen in Günzburg stets für lange Warteschlangen am Vorverkaufsschalter sorgten.

Fotos: Forum am Hofgarten (2)

Musik. Theater.

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TICKETS 0822  1 Bis Ende 1991 wurde das Forum am Hofgarten errichtet, das mit einem variablen Raumangebot mit bis zu 832 Sitzplätzen zu einem Leuchtturmprojekt der Stadtentwicklung in Günzburg werden sollte.

2 In den Neunziger Jahren sorgte „Peter Steiner’s Theaterstadel“ für lange Warteschlangen am Vorverkaufsschalter.

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Begegnen. Genießen. Erleben. Kultur- und Tagungszentrum


top schwaben-Serie „Die Landkreise und kreisfreien Städte Schwabens“. Teil 11: Stadt Kaufbeuren


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Spezial Stadt Kaufbeuren Das bayerische Schwaben umfasst vier kreisfreie Städte und zehn Landkreise. top schwaben stellt in jeder Ausgabe eine dieser Gebietskörperschaften vor. Mit 44.693 Einwohnern ist Kaufbeuren die viertgrößte Stadt Bayerisch-Schwabens. Die Stadt an der Wertach wurde im achten Jahrhundert gegründet und war von 1286 bis 1802 privilegiert als freie Reichsstadt. Sie liegt am nord­östlichen Rand des Regierungsbezirks Schwaben und ist vollständig vom Landkreis Ostallgäu umgeben. Ab 1112 ist das Adelsgeschlecht der Freiherren von Buron/ Beuren schriftlich belegt, die der Stadt zu ihrem heutigen Namen verhalfen. Das Wort „buron“, später „beuren“ bedeutet „bei (zu) den Häusern“. Die ältere einheimische Bevölkerung sagt auch heute noch nur „Beuren“. Das später zur Unterscheidung vom benachbarten Oberbeuren eingeführte Bestimmungswort „Kauf-“, deutet auf die Möglichkeit, hier zu kaufen und verkaufen, hin. Kaufbeuren überstand den Zweiten Weltkrieg nahezu ohne Munitionsfabrik der Stadtteil Neugablonz. Die Stadt pflegt heute Städtepartnerschaften mit Ferrara (Italien), Szombathely (Ungarn) und mit Jablonec nad Nisou (Tschechien), dem früheren sudetendeutschen Gablonz an der Neiße.

Foto: Kaufbeuren Marketing

Schäden, nach dem Krieg entstand auf der nahen


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„Wir haben da einen Nerv getroffen“ interview mit Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse

Foto: Axel Weiss

Herr Oberbürgermeister, viele Baustellen gelten gemeinhin als Zeichen des Fortschritts in einer Stadt. Es geht also kräftig voran in Kaufbeuren? Stefan Bosse: Es tut sich wirklich einiges in unserer Stadt, zwei Fachmarktzentren sind im Entstehen, die unsere Altstadt quasi einrahmen und das dortige Angebot um zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten ergänzen werden. Die Planungen zur Sanierung unserer Fußgängerzone nehmen konkrete Gestalt an. Im Frühjahr nächsten Jahres werden hier die Bagger rollen, damit unsere malerische, verwinkelte Innenstadt dann bald in neuem Glanz erstrahlt. Bei einer weiteren Grundschule bauen wir gerade eine neue Ganztagesbetreuung. Und die Sanierung und Erweiterung des Jakob-Brucker-Gymnasiums wird die größte Investition in eine Schule in der Geschichte unserer Stadt. Nicht zu vergessen natürlich das neue Eisstadion. Mit all diesen Maßnahmen verfolgen wir ein Ziel: Wir wollen Kaufbeuren bestmöglich für die Zukunft aufstellen. Dazu erarbeiten wir gerade gemeinsam mit Fachleuten und Bürgern ein integriertes Stadtentwicklungskonzept, kurz ISEK. Wir erhalten damit eine Gesamtstrategie für die zukünftige Stadtentwicklung Kaufbeurens und sehen, wo die besonderen Herausforderungen liegen und welche Schätze wir heben können. Was sind für Sie dabei die wesentlichen Punkte? Stefan Bosse: Ganz klar: Kaufbeuren soll weiterhin eine aktive und lebendige Stadt sein. Ich möchte den Rahmen schaffen, damit sich Menschen hier wohl fühlen, hier leben und arbeiten können. Dazu gehört für mich der passende Wohnraum, gute Kinderbetreuung, eine große Auswahl an Bildungsmöglichkeiten für jede Altersstufe, eine hervorragende ärztliche Versorgung und viele Freizeitmöglichkeiten. Genauso sorgen wir für optimale Rahmenbedingungen für Unternehmen und setzen uns für eine gute Verkehrsanbindung ein. Hier gab es jüngst erfreuliche Nachrichten aus dem Bundesverkehrsministerium: Der vierspurige Ausbau der B12 von der Auffahrt zur Autobahn A96 bei Buchloe über Kaufbeuren bis nach Marktoberdorf wurde als Projekt mit „vordinglichem

Bedarf“ eingestuft und wird also in naher Zukunft Wirklichkeit werden. Ich gehe übrigens davon aus, dass im gleichen Zug der Ausbau bis nach Kempten verwirklicht wird. Der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung begegnete die Stadt mit einem vielbeachteten eigenen Wohnförderungsprogramm für Familien. Wie fällt die Bilanz für das „Familienziel Kaufbeuren“ bisher aus? Stefan Bosse: Die Bilanz zur Eigenheimzulage der Stadt Kaufbeuren, zusammengefasst im Programm „Familienziel Kaufbeuren“, ist durchweg positiv. Allein im Zeitraum von März 2015 bis Februar 2016 Jahr haben wir 34 Familien mit 75 Kindern mit Zuschüssen oder Kaufpreisnachlässen gefördert. Die Fördersumme lag bei 375.000 Euro. Sie sehen, das Programm wird gut angenommen. Wir haben da einen Nerv getroffen, wie wir Familien gezielt unter die Arme greifen können. Was mich besonders freut, ist die stabile Bevölkerungsentwicklung in unserer Stadt. Die Kaufbeurer Bevölkerung ist in den letzten Jahren leicht gewachsen. Mittlerweile leben hier über 44.000 Menschen. In Zeiten klammer Kassen war der Neubau des Eisstadions nicht unumstritten. Hat Sie das eindeutige Bürgervotum für das Millionen-Projekt überrascht? Stefan Bosse: Über 60 Prozent Zustimmung für ein


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neues profitaugliches Eisstadion zeigen wirklich, dass die Bürgerinnen und Bürger hinter dem Eisstadion und dem Beschluss des Stadtrats stehen. Für mich macht das auch deutlich, wie sehr die Kaufbeurer den Eissport und ihren ESVK lieben. Im Hinblick auf jene Bürgerinnen und Bürger, die gegen das Eisstadion gestimmt haben, ist es unser Auftrag, das Projekt mit einer strengen Kostenkontrolle durchzuführen und die Auswirkungen auf den städtischen Haushalt so zu begrenzen, dass es zu keinen Einschränkungen kommt. Das Eisstadion ist die größte von der Stadt allein getragene Einzelinvestition in der jüngeren Geschichte und mein oberstes Credo bei diesem Projekt ist Transparenz. Der Bau schreitet gut voran: Bislang erfüllen wir den Zeitplan und liegen auch bei den Kosten voll im Plan. Wenn es so weitergeht, dann ist das Stadion wie geplant zur Saison 2017/2018 einsatzbereit. Den Baufortschritt kann man übrigens über zwei Webcams live mitverfolgen, auf der Website www.kaufbeuren-baut.de. Was passiert mit dem alten Stadiongelände? Stefan Bosse: Der Stadtrat hat sich dafür ausgesprochen, das bisherige Stadiongelände und das nähere Umfeld als neuen Standort für die Polizei in Kaufbeuren in Erwägung zu ziehen. Zudem soll sich auf dem Areal ein ganzes Behördenzentrum ansiedeln. Teile des Landesamtes für Finanzen sollen nach Kaufbeuren verlagert werden. Außerdem bekommen wir eine Außenstelle der Münchner Staatskanzlei. Für mich wäre das eine runde Sache. Derzeit läuft die Prüfung des genauen Standorts bei den zuständigen Stellen. Beeinflussen die Pläne auch die „grüne Lunge“ der Stadt, den Jordanpark?

Stefan Bosse: Der Jordanpark ist unser Kleinod, ein denkmalgeschützter Landschaftspark nach Vorbild des

Englischen Gartens in München. Innerhalb der bayerischen Denkmallandschaften nimmt er einen herausragenden Platz ein. Daran werden wir natürlich nicht rütteln. Im Gegenteil: Voraussichtlich im nächsten Jahr starten wir eine umfangreiche Sanierung des südwestlichen Parkbereichs. Er soll in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Bei allen Überlegungen achten wir darauf, dass die Bauprojekte in der Nähe des Parks ihn weder in seiner Substanz noch in seinem Erscheinungsbild beeinträchtigen. Die Nachnutzung des Geländes des Eisstadions werden wir sensibel angehen und dabei auf die besondere Qualität des Jordanparks Rücksicht nehmen. Im September feierte die Stadt „70 Jahre Neugablonz“. Was macht diesen besonderen Stadtteil aus? Stefan Bosse: Unser größter Stadtteil mit heute über 13.000 Einwohnern hat eine wohl deutschlandweit einmalige Geschichte aufzuweisen. Seit der Gründung vor 70 Jahren als größte der fünf bayerischen sogenannten „Vertriebenensiedlungen“, hat Neugablonz einige Wandel erfahren. Neugablonz heute präsentiert sich als ein lebendiges zweites Zentrum von Kaufbeuren. Der Geist der Pioniere, die Neugablonz aufgebaut und vorangebracht haben, ist immer noch zu spüren. Gleichzeitig hat sich aus den damaligen Gewerben ein modernes Industriecluster aus vielen spezialisierten Betrieben in den Bereichen Glas-, Metall-, Kunststoff- und Schmuckwarenindustrie entwickelt. Die staatliche Berufsfachschule für Glas und Schmuck leistet ihren Beitrag dazu, dass diese Tradition und dieses Know-how fortleben und verleiht Neugablonz ein kreatives Flair.

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t o p s chwaben Spezi al

In Kaufbeuren lohnt es sich, Kinder zu haben Als Kaufbeuren im Herbst 2005 als kommunaler Pionier eine städtische Eigenheimzulage beschloss – zu einem Zeitpunkt, als sich die Bundesregierung gerade von diesem Programm verabschiedete – titelte die Süddeutsche Zeitung: „In Kaufbeuren lohnt es sich, Kinder zu haben.“ Mit bis zu 20.000 Euro Baukostenzuschuss bzw. Kaufpreisnachlass auf Wohnbaugrundstücke, speziell für das Programm ausgearbeiteten Finanzierungsangeboten der örtlichen Partnerbanken, der Übernahme von Kindergartengebühren, kostenloser Nutzung des ÖPNV im Stadtverkehr und anderen Vergünstigungen machte die Stadt im Allgäu bundesweit von sich reden. Und nicht nur das. „Wir haben sehr schnell gesehen, dass wir damit einen Nerv der Zeit getroffen haben“, konstatiert Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse. Das Modell wurde als „Best-Practice-Modell“ ausgezeichnet, wie eine Kommune gegen Überalterung und Bevölkerungsschwund aktiv werden kann. Und: Kaufbeuren hat sich durch die Einführung der städtischen Familienförderung auch verwaltungstechnisch auf Familien mit Kindern fokussiert. Zahlreiche Initiativen wie „Kaufbeuren aktiv“, „Bildung-aktiv“,

ein „Lokales Bündnis für die Familie“ und Familienstützpunkte sind Zeichen dafür, wie ernst und wichtig die Verantwortlichen in der Stadt das Thema nehmen. Dazu kommt, dass die Stadt bemüht ist, eigene Grundstücke als Wohnbauflächen auszuweisen, um junge Familien zu einem Umzug nach Kaufbeuren zu bewegen. Im gleichen Zuge wendet sich die Stadt an die Familien, die bereits in Kaufbeuren leben und bietet diesen den identischen Förderumfang als Preisnachlass auf städ- Familienförderung: Die Stadt untertische Wohnbaugrundstücke an. stützt den Bau Das heißt, der Förderbetrag redueines Hauses oder ziert bereits beim ersten Schritt den Kauf einer Eizum neuen Eigenheim den auf- gentumswohnung. zuwendenden Kapitalbedarf. Die Vergabe aller städtischen Wohnbaugrundstücke richtet sich nach einem übersichtlichen Punktekatalog, der einer heimischen Familie mit Kindern Vorteile einräumt. Alle Informationen zum Kaufbeurer Familienförderprogramm finden Interessierte im Internet unter www.kaufbeuren.de und www.familienziel.de.

Starke Wirtschaft Die Gablonzer Industrie hat mit mehr als 250 Millionen Euro Umsatz eine Sonderstellung in der Wirtschaftsstruktur der Stadt Kaufbeuren. Die ist jedoch auch in anderer Hinsicht bemerkenswert. Denn die geografische Lage Kaufbeurens ist günstig. Die Stadt ist Versorgungsmittelpunkt für ein großes, ländlich und touristisch geprägtes Umland im Allgäu mit rund 150.000 Einwohnern. Zum anderen übernimmt sie die Scharnierfunktion zum Verdichtungsraum Augsburg-München.

Baute seine neue Produktion auf der „grünen Wiese“ in Kaufbeuren: HAWE (oben). Blick auf den Innovapark, der bis heute einzigartig ist in Bayern.

Diese zukunftsträchtige Infrastruktur Kaufbeurens bietet günstige Voraussetzungen für Unternehmen. Dazu gehören auch der weitere Ausbau der Verkehrsverbindungen via Staße oder Bahn oder die wirtschaftsfreundlich eingestellte Verwaltung. Einen wichtigen Baustein für die zukünftige Entwicklung bildet der INNOVA-Allgäu Hightech-Park mit dem ansässigen

Entwicklungszentrum für Mikrotechnik pro micron. Mit dem überdachten Betriebs- und Flächenkonzept bietet der Park alle Vorteile eines gemanagten Gewerbestandortes und ist in seiner Art und Konzeption bis heute einzigartig in Bayern. In Kaufbeuren haben eine Reihe bedeutender mittelständischer Unternehmen der verschiedensten Branchen ihren Sitz: Metall, Kunststoff, Maschinen- und Werkzeugbau, Sensortechnik, Baukomplettdienstleistung sowie eine Traditionsbrauerei. Seit 2012 konnte sich das Wirtschaftsreferat über weitere, namhafte Neuzugänge freuen. Neue Produktionsbetriebe wie HAWE Hydraulik SE, das seinen Unternehmenssitz in München hat, baute seinen heute größten Produktionsstandort mit rund 500 Beschäftigten in Kaufbeuren. und Unternehmen aus dem Textileinzelhandel entdeckten Kauf-


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Fein und fair: Fairtrade-Town Einige Gastgeschenke der Stadt Kaufbeuren stammen ab sofort aus heimischer Produktion und sind fair gehandelt Die Stadt Kaufbeuren, seit dem letzten Jahr Trägerin der Auszeichnung „Fairtrade Town“, stellt einen Teil ihrer Gastgeschenke auf fair gehandelte Produkte um. Konkret auf Produkte der hier ansässigen Chocolaterie „Die Trüffelfee“. Inhaberin Stefanie Fernandez betreibt seit zwei Jahren eine Schokoladen-Manufaktur und hat nun ein Ladengeschäft in der Inneren Buchleuthenstraße 2 eröffnet. Für die Gastgeschenke der Stadt Kaufbeuren hat die gelernte Konditorin ein ebenso ansehnliches wie schmackhaftes Schokoladenpräsent entwickelt. Fernandez fertigt alle Produkte in kompletter Handarbeit selbst an. Für einige Kreationen, so auch die Gastgeschenke der Stadt, verwendet sie fair gehandelte Schokolade der Marke Original Beans. Der Lieferant hat sich neben dem fairen Handel auch der Aufforstung der Regenwälder in den Herkunftsregionen verschrieben und pflanzt oder schützt für jede verkaufte Schokolade einen Baum.

Neugestaltung der Fußgängerzone nimmt Gestalt an Kaufbeurens Fußgängerzone erstrahlt schneller in neuem Glanz als gedacht. Ab Frühjahr 2017 will die Stadt das Mammutprogramm in einem Jahr durchziehen und dem Altstadtbereich zwischen Kemptener Tor und Kaiser-Max-Straße zu neuem Glanz zu verhelfen. Nachdem eine Reihe unterschiedlicher Granitarten für den Belag der Fußgängerzone öffentlich ausgestellt und diskutiert wurden, sprach sich der Stadtrat nun für eine graue Granitart aus, die eine geh- und schrittfreundliche Verlegung zulassen. Weil viele Arbeiten nun parallel laufen können, verkürzt sich die Bauzeit um ein Jahr. Anwohner und Geschäftsleute werden zwar mit Beeinträchtigungen zu rechnen haben, Staub und Lärm sind mit den effizienten Planungen nun jedoch auf ein Minimum reduziert. Die Arbeiten sollen in Bauabschnitten von 30 Metern Länge abgewickelt werden. Damit ist gewährleistet, dass Kunden und Lieferanten zu jeder Zeit an jeden Ort in Kaufbeurens „guter Stube“, der Altstadt gelangen können. „So wenig Ausstattung wie möglich, so viel Zweck wie nötig“, lautet das Credo des Planungsbüros „realgrün“, um die „Unruhe aus der Altstadt zu nehmen und die historische Kulisse wieder mehr zur Geltung kommen lassen zu können“.

Oberbürgermeister Stefan Bosse war sofort begeistert von der Idee der fairen Gastgeschenke aus heimischer Produktion: „Das ist toll: ein Gruß aus unserer Stadt, der nicht nur hier hergestellt wird, sondern auch noch fair gehandelte Schokolade verwendet. Damit zeigen wir: Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit fängt bei jedem Einzelnen an, und zwar hier vor Ort.“

beuren als attraktiven Standort und betreiben rund 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche für Oberbekleidung – alles Zeichen mit Signalwirkung. „Wenn ein Unternehmen wie HAWE rund 300 mögliche Standorte genau unter die Lupe nimmt und sich dann für Kaufbeuren entscheidet, hat das seine Gründe“, sagt Wirtschaftsreferent Siegfried Knaak. Das seien neben den erstklassig ausgebildeten Arbeitskräften, einem hervorragenden Ausbildungsund Weiterbildungsangebot in der Stadt eben auch attraktiver und vor allem bezahlbarer Wohnraum, verbunden mit reizvoller Umgebung, einem stabilen sozialen Klima und innovativen Angeboten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Kaufbeuren ist auch ein wichtiger Verwaltungsstandort. Seit 2009 ist die Stadt ein Standort der Fachhochschule für öffentliche

Verwaltung und Rechtspflege, Fachbereich Finanzwesen. Erst 2014 wurde ein dauerhafter Mietvertrag unterzeichnet. „Die Finanzfachhochschule in Kaufbeuren wächst: Mit neuen Lehrsälen schaffen wir Platz für 60 zusätzliche Studenten“, sagte Bayerns Finanzminister Dr. Markus Söder bei der Mietvertragsunterzeichnung in Kaufbeuren. „Wir investieren in unsere Finanzverwaltung und machen sie so effektiver und besser - das beginnt schon bei der Ausbildung“, so Söder weiter. Aufgrund steigender Einstellungen steigt in den kommenden Jahren auch der Bedarf an Ausbildungsplätzen. Derzeit studieren rund 230 Studenten in Kaufbeuren. In den nächsten Jahren werden knapp 300 Studenten in Kaufbeuren ausgebildet. „Damit setzen wir ein klares Zeichen für Kaufbeuren als Hochschulstandort und die Förderung des ländlichen Raums“, betonte Söder.

Fotos: Langer (2), Strobl (3), Weizenegger (1), Kaufbeuren Marketing (1), Stadt Kaufbeuren (1), realgrün (1)

Mit der Eröffnung des Ladens „Die Trüffelfee“ erhält die Liste der Fair-Trade-Partner in Kaufbeuren zudem einen Neuzugang.


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„Theater to go“

50 Jahre Kulturring

Fotos: Christian Jorda (1), Peter Ernszt (2), Tänzelfestverein (1), St. Martin (1), Kulturwerkstatt (1), Jürgen Wischhöfer (2), Derzapf Art Gregor Derzapf (1)

spinnen am kulturnetzwerk: Kaufbeuren setzt auf Moderation und Synergien der freien Szene Ohne Netzwerkarbeit sähe die Kulturwelt in Kaufbeuren anders aus. Sie ist „kleinteilig und damit variantenreich und hochflexibel“, urteilt Kulturabteilungsleiter Günther Pietsch. Erst 2013 hat die Stadt zwei Teilzeitstellen geschaffen, um die freie Kulturszene zu unterstützen. Verschiedene Arbeitsgruppen arbeiten seitdem an Synergien, Marketingstrategien und kreativen Projekten. „Es ist uns wichtig, ein Netzwerk aufzubauen, in dem sich die Akteure aufgefangen, nicht verstrickt fühlen“, umschreibt Pietsch die Idee. „Wir suchen die Balance zwischen berechtigten Einzelinteressen und übergeordneten Zielen. Spinnen am, nicht im Kulturnetzwerk“, heißt die Devise!. Das kommt auch den „Theaterlandschaften Kaufbeuren“ zugute, einem Zusammenschluss freier Gruppen, die allesamt Theater mit Herzblut auf die Bühne bringen: „Entwürfe“ lautet das Motto der dritten gemeinsam präsentierten Spielzeit. Es regt dazu an, sowohl die Lebensentwürfe der Protagonisten als auch die eigenen kritisch zu hinterfragen. Die Besucher können sich inspirieren lassen von Helden, die beharrlich an ihren Entwürfen festhalten oder den Mut haben, diese über Bord zu werfen.

wartet nicht“, der bis Anfang Oktober zu sehen war. Mehrere Laien-Theatergruppen bespielen neben dem Kulturring als  1 Gastspielorganisator das altehrwürdige Stadttheater, dessen Foyer in der Spielzeit 2014/2015 für 1,2 Millionen Euro saniert wurde. Es ging nicht 2 nur darum, das Foyer barrierefrei umzubauen und einen Aufzug zu integrieren. „Wichtig war auch, das äußere Erscheinungsbild, die Aufenthaltsquali3 tät und die Logistik im Haus zu verbessern,“ so Pietsch. Mehr zum attraktiven Programm - auch an anderen Spielorten der Stadt - unter www.theaterlandschaften.info Apropos andere Spielorte: Die „Theaterlandschaften“ arbeiten an einem Konzept, das Theater aus den klassischen Bühnen hinaus in die Stadt trägt. „Theater to go“ lautet der Arbeitstitel, unter dem die Kaufbeurer im Mai 2017 ihr Können zeigen wollen. „Wir treten über die Stadt verteilt dort auf, wo üblicherweise nicht Theater gespielt wird“, freut sich Barbara Lackermeier, die das Projekt betreut, auf die Ideen der Vereine. Die Auftritte sollen jeweils nur fünfzehn bis zwanzig Minuten dauern, um dem Publikum die Möglichkeit zu geben, durch die Stadt flanierend mehrere Stücke an einem Abend zu besuchen.

Die Eigenproduktion „Misstake – oder Eine Und Kaufbeuren bietet mehr: Weitere fatale Liebe“ gehört ebenso dazu wie Mi- Highlights der facettenreichen Kulturszene chael Cooneys Psychothriller „Die Hölle Kaufbeurens auf der nächsten Seite.  1 Blick ins entstehende Feuerwehrmuseum  2 Volles Stadttheater bei der „filmzeitkaufbeuren“  3 Szene aus Peter Pan (Kulturwerkstatt)  4 Immer gut besucht: „freiflug“ in der Altstadt

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Sonderveranstaltungen zum jubiläumsjahr

Oben: Szene aus „Misstake“ unten: Glanzvolle Kostüme beim „Kaufmann von Venedig“

Als Kaufbeurens Bürgermeister Wondrak im Oktober 1966 den Kulturring gründete, konnte er noch nicht ahnen, welche Erfolgsgeschichte damit begann. Nur zwei Monate später, am 14. Dezember 1966, wurde das erste Konzert mit den Bamberger Symphonikern veranstaltet – ein Höhepunkt nicht nur für den Kulturring. Die Aufgabe des Kulturrings liegt vor allem in der Organisation professioneller Gastspiele und Ausstellungen in Kaufbeuren. Zu seinem 50. Geburtstag in diesen Tagen schenkt der Kulturring den Kaufbeurern eine Jubiläumssaison 2016/17 mit zwei Sonderveranstaltungen. Die eine ist Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ im Stadtsaal, mit der der Kulturring als Erinnerung an seine Gründungszeit eine Brücke schlägt. Damals gehörten Opern wie diese zum häufig gespielten Repertoire in der Vorweihnachtszeit. Einen Kontrapunkt setzt „Emotionen. Im Fluss.“, die zweite Sonderveranstaltung zum Jubiläum. Sie bringt vom 24.02.–26.03.2017 lokale Künstler im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung im Stadtmuseum zusammen, ganz nach dem Ziel und Auftrag des Kulturrings, wichtige Eckpunkte im städtischen Kulturleben zu setzen.. Mehr Informationen über den Verein und das aktuelle Programm: www. kulturring-kaufbeuren.de


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freiflug: Junges Format für Straßenkultur freiflug arbeitet mit künstlerischen Ausdrucksformen, die sich in ihrem Ursprung auf der Straße ausgebildet haben, fördert die Vernetzung der Kulturakteure, liefert eine professionelle Plattform und bündelt die kreative Energie. Jugendkultur wie Trendsport, Street Dance oder Street Art treffen auf klassische Kulturformen wie Blasmusik oder Theater und werden zu einer einzigartigen Performance kombiniert. Das Besondere: Junge Kaufbeurer inszenieren gemeinsam mit professionellen Künstlern die Straße. In 2017 wird das Programm freiflug boarding in Workshops und einer einstündigen Show einen Ausblick auf freiflug 2018 geben. Mehr Infos: www.freiflug-kaufbeuren.de

filmzeit Kaufbeuren

Internationaler Orgelsommer

Tänzelfest, ARTige Samstage & mehr

Die „filmzeitkaufbeuren“ ist ein offenes Autorenfilmfestival, das ganz bewusst auf kein bestimmtes Genre, Thema oder Format festgelegt ist. Jedes Jahr im Oktober werden Spiel- und Dokumentarfilme, Trick- und Animationsfilme, Kunst- sowie Experimentalfilme präsentiert. Mit Beiträgen auf durchweg hohem Niveau, mal nüchtern intellektuell, mal ernst und seriös, mal lustig, provokant oder schräg, aber immer berührend und tiefgehend, möchte das Team den Dialog zur gesellschaftspolitischen Beeinflussung durch das Medium Film anregen. 2016 wurde erstmals der Videokunstpreis BURONALE ausgelobt. Mehr Infos: www.filmzeitkaufbeuren.de

Der Sommer ging gerade zu Ende und mit ihm der Internationale Orgelsommer, mit dem sich die beiden Kaufbeurer Stadtpfarrkirchen in der Altstadt über die Stadtgrenzen hinaus einen klangvollen Namen gemacht haben. Sowohl in der evangelischen Dreifaltigkeitskirche als auch in der katholischen St. Martins-Kirche gaben renommierte internationale Organisten Konzerte. Beide Kirchen haben neue, klangvolle Orgeln. Die Crescentia-Orgel wurde erst 1999 in St. Martin eingebaut, 2012 erhielt die Dreifaltigkeitskirche ihr neues Instrument.

Die Kaufbeurer Altstadt wird mehrfach im Jahr zur großen Bühne. Niemand in der Stadt kommt am Tänzelfest vorbei, an dem jedes Jahr im Juli rund 1.600 Kinder und Jugendliche teilnehmen. Kunsthandwerkermärkte, das Neugablonzer Bürgerfest, der Rustikalmarkt, der Weihnachtsmarkt mit dem größten Adventskranz weit und breit wie auch die ARTigen Samstage, die an vier Samstagvormittagen zwischen Mitte Juli und Mitte August die Kaufbeurer Einkaufsmeile ergänzen, verleihen der Altstadt immer wieder eine besondere kulturelle Note.

Mehr Infos: www.orgelsommer-kaufbeuren.de

Mehr Infos: www.kaufbeuren-tourismus.de

STARK IN BAYERN, TOP IN SCHWABEN Als vielfach ausgezeichnetes Tagungs- und Bildungszentrum bietet die Barockanlage des ehemaligen freien Reichsstifts Irsee einen außergewöhnlichen Rahmen für internationale Begegnungen und anspruchsvolle Konferenzen. Hochkarätige Konzerte, Kunst- und Kultur veranstaltungen tragen zum besonderen Flair des Hauses bei. f f f

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Ausstellungshäuser als kulturelle Zentren der Stadt

Kunsthaus – Leuchtturm der Region

Fotos: Peter Ernszt (1), Stefan Mayr (1), Isergebirgs-Museum (1), Stadtmuseum Kaufbeuren (2) Bundesverband der Gablonzer Industrie (2)

Jan T. Wilms möchte das Überregionale auf Kaufbeuren, das Kunsthaus und die Region lenken, das Interesse für die Kunst wecken und Kooperationen mit anderen kulturellen Akteuren in der Region eingehen. Seit 2015 leitet der Kunsthistoriker als Direktor das Kunsthaus Kaufbeuren, das er selbstbewusst als „Leuchtturm der Region“ bezeichnet (siehe auch Ausgabe 1/16). Denn in der Tat entspricht es dem Selbstverständnis des Kunsthauses, sich als „Forum der Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur“ der zeitgenössischen Kunst zu widmen. Auf seinen zwei Etagen mit rund 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeigt das Kunsthaus wechselnde Ausstellungen vor allem zur Kunst des 19., 20. und 21. Jahrhunderts und zu kulturhistorischen Themen: Das Spektrum reicht von Einzelpräsentationen international bekannter Künstler, thematischen und historischen Ausstellungen bis zu junger Kunst. Es werden drei bis vier Ausstellungen pro Jahr in den Bereichen Fotografie, Bildhauerei, Malerei, Graphik und Videokunst gezeigt. Aktuell läuft „High & Slow“, eine Sonderausstellung zweier Künstler, die als Ausnahmeerscheinungen innerhalb der gegenwärtigen Kunstproduktion gelten dürfen: Die Werke der in Tokyo gebürtigen Hana Usui (*1974) und Thilo Westermanns (*1980 in Weiden/Oberpfalz) „entfalten sich durch eine extrem entschleunigte Rezeption der Werke. Die verschiedenen Bedeutungsebenen offenbaren sich langsam vor dem Betrachter und erschließen einen jeweils einzigartigen Bildkosmos“, wie Kurator Wilms schwärmt.

Die kühne Architektur des Kunsthaus Kaufbeuren, das ein Kaufbeurer Unternehmer der Stadt gestiftet hat, zieht den Besucher sofort in ihren Bann. Außen interpretiert der Baukörper streng und modern die mittelalterlichen Gebäude der Stadt, innen öffnen sich atmosphärische, fast sakral wirkende Räume. Seit der Eröffnung im Jahr 1996 gelang es dem Kunsthaus, mit überregional beachteten Ausstellungen die Aufmerksamkeit Kunstinteressierter in die Wertachstadt zu lenken. Seit 2013 fasziniert die großartige, für den Europäischen Museumspreis nominierte und mit dem Bayerischen Museumspreis ausgezeichnete Präsentation des Stadtmuseums Kaufbeuren Erwachsene wie Kinder gleichermaßen: Interaktive Medienstationen, Hör- und Mitmachstationen sowie Filmsequenzen ermöglichen eine kulturgeschichtliche Zeitreise, die ihresgleichen sucht. Die Dauerausstellung präsentiert die Entwicklung Kaufbeurens als städtisches Zentrum im Allgäu von der oberschwäbischen Reichsstadt bis zur bayerischen Kleinstadt. Eine herausragende Kruzifixsammlung, ein außergewöhnlicher Bestand an protestantischen Hinterglasbildern, ein Ensemble bäuerlicher Stubeneinrichtugen und die Abteilung „Mit spitzer Feder“ runden die Präsentation des großzügig gestalteten Hauses im engen Kaisergäßchen inmitten der Altstadt ab. In Neugablonz zeigt das Isergebirgs-Museum nicht nur als Stadtteilmuseum facettenreich und anschaulich Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Gemeinsam mit der Erlebnisausstellung der Gablonzer Industrie entsteht ein Bild, das sich hinsichtlich der Geschichte und Gegenwart von Neugablonz perfekt ergänzt. Und dann gibt es noch das Feuerwehrmuseum Kaufbeuren-Ostallgäu, das derzeit auf dem Momm-Gelände neu konzipiert, erstellt und eingerichtet wird. Nach über 20 Jahren intensiver Suche kann künftig auf 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in zwei Geschoßen die Feuerwehrgeschichte des Allgäuer Raums präsentiert werden. Das Museum wird ausschließlich ehrenamtlich betrieben. Seit den ersten Umbauarbeiten im April 2016 bis jetzt wurden bereits über 2.400 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. Der Umzug der Großexponate in das Erdgeschoss wurde gerade abgeschlossen. Nun wird die Ausstellung im Obergeschoß aufgebaut, die Eröffnung wird Mitte 2017 sein.


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Einmalig schönes Stadtmuseum Ein Museumspreis kommt nicht von ungefähr. „Typisch Kaufbeuren“ heißt deswegen nicht nur eine Abteilung im Stadtmuseum, typisch Kaufbeuren ist auch der Ehrgeiz und das Engagement, Dinge konsequent anzugehen. Über zehn Jahre Planung und Bauzeit haben sich bezahlt gemacht. Das Stadtmuseum ist mit seiner barrierefreien und interaktiven, auch für Kinder sehr attraktiven, Präsentation zu einem Publikumsrenner geworden. Die Dauerausstellung zeichnet ein lebendiges Bild der abwechslungsreichen Vergangenheit der ehemals freien Reichsstadt. Auch die berühmten literarischen Töchter und Söhne der Stadt, darunter Hans Magnus Enzensberger, Sophie La Roche und Ludwig Ganghofer, werden in einer eigenen Abteilung vorgestellt. „Auf unseren 1.200 Quadratmetern Ausstellungsfläche gibt es eine enorme Bandbreite zu entdecken“, freut sich Museumsleiterin Petra Weber, die mit Sonderausstellungen wie zuletzt zu den auch städtisch relevanten Themen Migration oder „Euthanasie“ im Nationalsozialismus (in Zusammenarbeit mit dem Archiv des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren) Besucher aus Nah und Fern in das Stadtmuseum lockt. Ab 12. November zeigt das Stadtmuseum eine Ausstellung für die ganze Familie: „Kinderträume & Spielereien“ mit historischem Spielzeug vom 16. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre.

Isergebirgs-Museum und Erlebnisausstellung

Wer sich auf das Thema einlässt, erlebt im Gablonzer Haus, Bürgerplatz 1, ein spannendes Stück deutscher Zeitgeschichte. Das Isergebirgs-Museum präsentiert die Geschichte der damaligen deutschen Kultur im heutigen tschechischen Isergebirge vor und zu Zeiten des Nationalsozialismus, der Weltkriege, der Vertreibung und der Neuansiedlung auf dem Gelände der Munitionsfabrik. Der erfolgreiche Neubeginn lässt sich an Schmuckstücken ablesen, z .B. von einer Brosche aus Kartoffelteig bis zu einer extravaganten Gürtelschnalle für Marlene Dietrich, die aus der Gablonzer Industrie stammt. Die wiederum zeigt in ihrem Haus an der Neuen Zeile 11 faszinierenden Modeschmuck, die Besonderheiten der Materialien und deren aufwändigen Herstellungsweg. Mehr Infos unter isergebirgs-museum.de, erlebnisausstellung.info

Blick in die Räume des Isergebirgs-Museums Isergebirgs-Museum Erlebnisausstellung geöffnet täglich außer Montag, von 14 bis 17 Uhr geöffnet Mo.-Fr. 9.30 bis 12 Uhr Mo.-Do. auch 14 bis 17 Uhr

EBEN GESCHICHTE EauRfbLeu ren! im Stadtmuseum K

Geöffnet Dienstag - Sonntag

10-17 Uhr


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BKH Kaufbeuren

Eine beeindruckende und zugleich bedrückende Geschichte Soll man ein 140-jähriges Bestehen feiern? Ist das etwas Besonderes? „Ja“ haben die Verantwortlichen der Bezirkskliniken Schwaben und des Bezirkskrankenhauses (BKH) Kaufbeuren gesagt und viele Gäste eingeladen. „140 Jahre zu bestehen, sich trotz Kriegszeiten, Hungersnöten, wirtschaftlichen Krisen und schwierigen Rahmenbedingungen zu behaupten und dabei immer wieder positive Akzente zu setzen, wie es unser Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren erfolgreich getan hat, ist überaus beachtlich – bei allem Schatten und Unheil, welche die Klinik zeitweise über ihre Patienten und die Region gebracht hat“, sagte der Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken, Thomas Düll, vor mehr als 100 Anwesenden im Festsaal des BKH. Die „beeindruckende und zugleich bedrückende Geschichte dieser Klinik“ (Düll) stand im Mittelpunkt dieser zweieinhalbstündigen Feier. Am 1. August 1876 wurde die damalige „Heil- und Pflegeanstalt“ eröffnet. Sie war damals die erste Klinik in Schwaben, die für die psychiatrische Versorgung konzipiert war. Die benachbarte Klosteranlage in Irsee war bekanntlich für einen anderen Zweck errichtet worden; dort erfolgte dann schon ab 1849 bis 1972 die Unterbringung von psychisch Kranken. Heute ist das BKH Kaufbeuren, das zwischenzeitlich „Nervenkrankenhaus“ hieß, der älteste Standort der Bezirkskliniken Schwaben. Die Einrichtung mit ihren Kliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, für forensische Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Neurologie ist einer der größten Arbeitgeber der Region. Zum Standort zählen auch die Bereiche „Wohnen und Fördern“ mit seinen Wohn- und Pflegeheimen, die Allgäu-Akademie als Bildungszentrum der Bezirkskliniken sowie die Berufsfachschule für Krankenpflege (seit 1922). „So bunt, wie wir als Unternehmen und Klinik mit all unseren Mitarbeitern, Patienten und Bewohnern sind, so vielfältig sind wir auch. In dieser Vielfalt liegt eine unserer größten Stärken“, sagte der Leitende Ärztliche Direktor Dr. Albert Putzhammer. Diese Vielfalt, so Putzhammer, gelte es zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Foto:s: BKH Kaufbeuren

Der Ärztliche Direktor beleuchtete die wechselvolle Geschichte des Krankenhauses. Dabei ging er ausführlich auf die Zeit des Nationalsozialismus ein – „die düsterste Zeit in der Geschichte unseres BKH“. Im Rahmen der T4-Vernichtungsaktion holten die berüchtigten „grauen Busse“ knapp 700 Menschen aus der „Kaufbeurer Anstalt“ ab, um sie in ein Vernichtungslager zu bringen. Dort wurden sie getötet. „Damit hatte das Mor-

Von links nach rechts: Oberbürgermeister Stefan Bosse, Dr. Albert Putzhammer, Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Bezirkskliniken-Geschäftsführer Thomas Düll und Professor Norbert Müller.

den aber kein Ende – es ging in den Anstalten selbst weiter“, fuhr Putzhammer fort. Später starben etwa 2.000 Patienten in Kaufbeuren und Irsee infolge medizinischer Versuche, Entzugs- und Hungerkost sowie durch aktive Tötung mithilfe von Gift und Medikamenten. Der Klinik sei es seit vielen Jahren ein Anliegen, immer wieder an diese schreckliche Zeit zu erinnern, zu mahnen, und diese Erinnerungskultur aufrecht zu halten. Einen maßgeblichen Anteil an dieser Aufarbeitung hat Prof. Dr. Michael von Cranach, ehemaliger Leitender Ärztlicher Direktor des BKH (1980 bis 2006). Auch Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert lobte das BKH dafür, in welcher Form es zur Aufarbeitung der „schrecklichen Zeit der Euthanasie“ beigetragen hat und dass die Mitarbeiter heute in medizinischer wie menschlicher Sicht als gutes Beispiel vorangehen. „Es hat lange gedauert, nämlich bis in die 80er Jahre, um die Geschichte nach Kriegsende aufzuarbeiten. Doch wir lassen nicht nach, weiter zu forschen“, versprach der Verwaltungsratsvorsitzende der Bezirkskliniken Schwaben. Er habe großen Respekt vor der Arbeit der Beschäftigten der Klinik und des Managements, sagte Reichert. Die Bezirkskliniken mit ihren sieben Standorten verfügten über eine gesunde Struktur und stünden finanziell auf sicherem Boden. „Das BKH Kaufbeuren ist eine alte Klinik, die jung geblieben ist“, stellte Reichert fest. Um das Verhältnis zwischen der Stadt und dem BKH zu beschreiben, zeichnete Oberbürgermeister Stefan Bosse das Bild einer „Symbiose zum Wohle beider Partner“. Kaufbeuren habe der Klinik damals großzügig Flächen überlassen mit dem Ziel, „die Einrichtung autark zu stellen“. Erst vor wenigen Jahren sei beispielsweise die autonome Wasserversorgung aufgelöst und das BKH an die städtische Wasserversorgung angekoppelt worden. Die neurologische Abteilung, integriert in das Allgemeinkrankenhaus, die Finanzhochschule in den ehemaligen Räumen der Neurologie am Kaiserweiher, umfangreiche Lieferverträge sowie die örtliche Feuerwehr, „die hier ständig zu Gast ist“: Es gibt laut Bosse viele Beziehungen zwischen Klinik und Kommune. „Viele Patienten gehören zu dieser Stadt: Alles in allem sind das Belege für ein gutes Miteinander“, meinte der OB, der zugleich Verwaltungsrat der Bezirkskliniken ist. Professor Dr. Norbert Müller, ehemaliger stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München, beleuchtete in seinem Festvortrag die „Geschichte der Psychiatrie“. Direktor Putzhammer vertiefte dies anschließend am Beispiel Kaufbeurens. Er berichtete, dass am 2. August 1876 – dem Tag nach der Eröffnung - der erste Patient ins BKH kam: Es war Friedrich Gloggengießer aus Lindau. Er blieb dort bis zu seinem Tod 1930. Seine Originalakte wurde bei der Feier in einer der Vitrinen ausgestellt, die im Festsaal aufgebaut waren. Der ehemalige Verwaltungsleiter Erich Resch und Direktionsassistentin Roswitha Warholak hatten die Vitrinen und mehrere informative Stellwände mit zahlreichen Fotos von der Klinik konzipiert. Das Versorgungsgebiet des BKH Kaufbeuren, so Dr. Putzhammer, war lange Zeit sehr groß. Um die wohnortnahe Versorgung von Menschen mit seelischen Störungen zu verbessern, wurden

Blick in die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (links), die Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie (Mitte) sowie in die Klinik für Neurologie (rechts). Oben: Gebäude außen.


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WA S WIRD AUS IRSEE? Die Geschichte der Psychiatrie in Irsee – von der Eröffnung des Neubaus in Kaufbeuren 1876 bis zur Schließung im Jahre 1972

Was wird aus Irsee?

Im Jahr 1849 wurde in den Räumen der ehemaligen Benediktinerabtei Irsee eine Irrenanstalt des Kreises Schwaben und Neuburg eröffnet. Da die Räumlichkeiten des säkularisierten Klosters den Erfordernissen einer zeitgenössisch-modernen Psychiatrie aber nur unzureichend entsprochen haben und die Anstalt bereits nach wenigen Jahren überbelegt war, wurde Im Jahr 1849 wurde in den Räumen der ehemaligen Benediktinerabtei eine Irrenanstalt des Kreises Schwaben und Neuburg eröffnet. Da 1876 ein Neubau inIrsee Kaufbeuren errichtet. Durch ihn wurde die Räumlichkeiten des säkularisierten Klosters den Erfordernissen einer zeitgenössisch-modernen Psychiatrie aber nur unzureichend entsproIrsee zur Dependance mit vorwiegend pflegerisch-verwahchen haben und die Anstalt bereits nach wenigen Jahren überbelegt war, ein Neubau in Kaufbeuren Durch ihn wurde Irsee rendem Charakter. wurde Erst1876recht mit dererrichtet. Eröffnung des zweiten zur Dependance mit vorwiegend pflegerisch-verwahrendem Charakter. recht mit der Eröffnung des zweiten Anstaltsneubaus in BayerischAnstaltsneubaus in Erst Bayerisch-Schwaben, der Heilund PflegeSchwaben, der Heil- und Pflegeanstalt Günzburg im Herbst 1915, stellte sich Herbst zunehmend die Frage, was ausstellte der Schwäbischen Gründungsanstalt anstalt Günzburg im 1915, sich zunehmend die Irsee werden sollte. Eine Frage, die die politisch Verantwortlichen fast Frage, was aus der Schwäbischen hundert Jahre lang beschäftigte.Gründungsanstalt Irsee werden sollte. Eine Frage, die die politisch fast Das Schwäbische Bildungszentrum Irsee, das Verantwortlichen Kloster Irsee seit 1981 als Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bezirks Schwaben nutzt, hat hundert Jahre lang beschäftigte. den Historiker Gerald Dobler beauftragt, die letzten hundert Jahre der Irseer Anstaltspsychiatrie anhand des in Irsee erhaltenen Planmaterials Der Bildband arbeitet die letzten hundert Jahre und der im historischen Archiv des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren der Irseer verwahrten Jahresberichte aufzuarbeiten. Der Band schließt damit die Anstaltspsychiatrie Lücke anhand des in Irsee erhaltenen Planmatezwischen den bereits vorliegenden Untersuchungen über die Gründungs-, Ausbau- und Erweiterungsgeschichte der Irseer Anstalt und rials und der im historischen Archiv des Bezirkskrankenhauses den Studien zur Geschichte der Irseer Anstalt während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Kaufbeuren verwahrten Jahresberichte auf. Er schließt damit Publikation bietet einenvorliegenden exemplarischen Einblick in ein Jahrhundert die Lücke zwischen Die den bereits Untersuchungen deutsche Psychiatriegeschichte und ist ein Spiegelbild der Anstaltspsychiatrie in Bayerisch-Schwaben den Reformen des Enquêteüber die Gründungs-, AusbauundvorErweiterungsgeschichte Berichts über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik im Jahr 1975 undden des ersten Bayerischen Psychiatrieplans von 1980. der Irseer Anstalt und Studien zur Geschichte der Irseer Anstalt während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Außerdem sind erschienen:

Gerald Dobler, Von Irsee nach Kaufbeuren. Die Erweiterungsplanungen der Kreisirrenanstalt Irsee ab 1865 bis zum Neubau der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren 1872. Irsee: Grizeto 2013.

Magdalene Heuvelmann, „Wer in einer Gottesferne lebt, ist im Stande, jeden Kranken wegzuräumen.“ „Geistliche Quellen“ zu den NS-Krankenmorden in der Heilund Pflegeanstalt Irsee. Irsee: Grizeto 2013. Magdalene Heuvelmann, Das Irseer Totenbuch. Chronologisches Toten-Register der Heil- und Pflegeanstalt Irsee 1849 bis 1950. Irsee: Grizeto 2015.

GRIZE TO VERL AG

ISBN 978-3-9816678-4-4

Gerald Dobler

Die Geschichte der Psychiatrie in Irsee – von der Eröffnung des Neubaus in Kauf beuren 1876 bis zur Schließung der Irseer Anstalt im Jahre 1972

€ 16,90 [D]

ebenfalls erhältlich:

Die „Kreis-Irren-Anstalt Irsee“ des Kreises Schwaben und Neuburg – die heute einem Bezirkskrankenhaus des Bezirks Schwaben entsprechen würde – wurde ab 1833 in den Räumen des säkularisierten Benediktinerklosters Irsee eingerichtet und am 1. September 1849 eröffnet. Die Erweiterungsplanungen auf Grund der chronischen Überfüllung der Irseer Anstalt begannen Anfang des Jahres 1865. Zu dieser Zeit war die Zahl der Patienten auf über 220 angestiegen. Gemessen an der ursprünglich vorgesehenen Kapazität war das Haus damit um mehr als fünfzig Prozent überbelegt. Die Umbauplanungen für Irsee mündeten in den Neubau der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren, der von Frühjahr 1872 an unter Leitung des Kreisbaubeamten Georg Freiherr von Stengel ausgeführt wurde. Am 1. August 1876 wurde die „Bayerische Heilanstalt für Geisteskranke in Kaufbeuren“ eröffnet, Irsee fungierte von nun an als Zweigstelle. Das Schwäbische Bildungszentrum hat den Kunsthistoriker Gerald Dobler gebeten, die Erweiterungsplanungen für Irsee und das Neubauprojekt für Kaufbeuren wissenschaftlich zu bearbeiten und die Baupläne in die Psychiatriegeschichte des 19. Jahrhunderts einzuordnen. Die vorliegende Publikation bietet eine Quintessenz der umfangreichen historischen Quellenstudien sowie einen Überblick über das Planmaterial, das sich im Schwäbischen Tagungs- und Bildungszentrum Kloster Irsee erhalten hat und ästhetisch außerordentlich reizvoll ist. Insgesamt gesehen dokumentieren die Erweiterungsplanungen für Irsee und der Neubau in Kaufbeuren das Bemühen der Vorgängerorganisation des Bezirks Schwaben, der Verantwortung gegenüber den psychisch kranken Menschen ihrer Zeit gerecht zu werden.

Gerald Dobler

GRIZETO VERL AG

ISBN 978-3-9812731-7-5

VO N

€ 14,80 [D]

IR SEE

N AC H

K AUFB EUREN

Gerald Dobler

Für das Schwäbische Bildungszentrum Irsee herausgegeben von Stefan Raueiser

VON IR SEE N ACH K AUFBEUREN

Die Erweiterungsplanungen der Kreisirrenanstalt Irsee ab 1865 bis zum Neubau der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren 1872

Irsee: Grizeto 2013 Broschur, 88 Seiten, isbn 978-3-9812731-7-5, € 14,80 [D]

Erschienen im

grizeto verlag

Broschur, 100 Seiten isbn 978-3-9816678-4-4 € 16,90 [D]

Aus Anlass des 165. Stifterfestes dieser ersten Bezirkseinrichtung in Schwaben hat das Schwäbische Bildungszentrum Irsee den Historiker Gerald Dobler gebeten, die Gründungs- und Ausbaugeschichte der Irseer Heil- und Pflegeanstalt aufzuarbeiten. Der Band setzt damit die unter dem Titel „Von Irsee nach Kaufbeuren“ publizierten Untersuchungen fort, die den Erweiterungsplanungen für die Irseer Anstalt ab 1865 und dem Neubau der „Heilanstalt für Geisteskranke“ in Kaufbeuren bis zu seiner Eröffnung 1876 galten.

Außerdem sind erschienen:

Gerald Dobler, Von Irsee nach Kaufbeuren. Die Erweiterungsplanungen der Kreisirrenanstalt Irsee ab 1865 bis zum Neubau der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren 1872. Irsee: Grizeto 2013 Magdalene Heuvelmann, „Wer in einer Gottesferne lebt, ist im Stande, jeden Kranken wegzuräumen.“ „Geistliche Quellen“ zu den NS-Krankenmorden in der Heilund Pflegeanstalt Irsee. Irsee: Grizeto 2013.

Wie die Konzeption einer psychiatrischen Anstalt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aussah, warum gerade Irsee gewählt wurde, weshalb Planungs- und Bauphase so lange dauerten, wie die Klostergebäude in Irsee für den neuen Verwendungszweck umgebaut und in welcher Form die Anstalt bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts weiter ausgebaut wurde, wird anhand des in Irsee reich überlieferten und ästhetisch ausgesprochen reizvollen Planmaterials illustriert.

Warum Irsee?

Die „Kreis-Irrenanstalt Irsee“ des Kreises Schwaben und Neuburg – Vorläufer des Bezirks Schwaben – öffnete am 1. September 1849 nach fast 20jähriger Planungs- und Bauzeit in den Räumen des säkularisierten Benediktinerklosters Irsee ihre Pforten.

Gerald Dobler

Der Bedarf an tagesklinischer Behandlung und Betreuung sei stark gestiegen, berichtete der Ärztliche Direktor. „Wir können die Nachfrage gar nicht bewältigen.“ Da die Klinik die Menschen vor Ort versorgen will und muss, dürfe man die Frage stellen: Könnte man weitere Tageskliniken gründen? Was das BKH selbst betrifft, so stehe die Frage nach der Generalsanierung im Raum, so Putzhammer. Die größte Herausforderung jedoch sei die Gewinnung von jungen Mitarbeitern. „Außerdem müssen wir unsere bestehenden Mitarbeiter bei uns halten, indem wir ihnen mit Respekt und Offenheit begegnen.“ Auch der verstärkten Aus- und Weiterbildung wolle man sich widmen, sagte Putzhammer. Auch der verstärkten Aus- und Weiterbildung wolle man sich widmen, sagte Putzhammer. Vorstandsvorsitzender Düll betonte, dass die knapp 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Kaufbeuren „die Seele und das Herz in diesen Gemäuern“ seien.

Gerald Dobler, Warum Irsee ? Die Gründungsgeschichte der Kreis-Irrenanstalt Irsee vom Ende der 1820er Jahre bis zur Eröffnung 1849 und ihr Ausbau bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Irsee: Grizeto 2014.

Was wird aus Irsee ?

Die Geschichte der Psychiatrie in Irsee ist untrennbar verbunden mit der nun 140-jährigen Geschichte des WA S WIRD AUS IRSEE ? BKH Kaufbeuren. Nach den Bänden „Von Irsee nach Kaufbeuren“ (2013), „Warum Irsee“ (2014) geht Autor Gerald Dobler in seinem gerade erschienenen dritten Band der Frage nach „Was wird aus Irsee?“ und beleuchtet dabei die Zeit nach der Eröffnung des Kaufbeurer Hauses 1876. Durch diese wurde Irsee zur Dependance mit vorwiegend pflegerisch-verwahrendem Charakter. Erst recht mit der Eröffnung des zweiten Anstaltsneubaus in Bayerisch-Schwaben, der Heil- und Pflegeanstalt Günzburg im Herbst 1915, stellte sich zunehmend die Frage, was aus der Schwäbischen Gründungsanstalt Irsee werden sollte. Eine Frage, dieautor die politisch Verantwortlichen fast hundert herausgeber Jahre lang beschäftigte. Gerald Dobler

in Schwaben nach und nach psychiatrische Kliniken gegründet: 1985 Kempten, 1989 Augsburg, 1995 Memmingen und 1998 Lindau. Zuvor war 1981 in Kaufbeuren die psychiatrische Institutsambulanz (PIA) ins Leben gerufen worden – als eine der ersten in Deutschland.

Gerald Dobler

WA RUM IR SEE ?

Die Gründungsgeschichte der Kreis-Irrenanstalt Irsee vom Ende der 1820er Jahre bis zur Eröffnung 1849 und ihr Ausbau bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts

GRIZE TO VERL AG

ISBN 978-3-9816678-0-6

Gerald Dobler

Für das Schwäbische Bildungszentrum Irsee herausgegeben von Stefan Raueiser

WA RUM IR SEE?

Die Publikation bietet einen exemplarischen Einblick in die Anfänge der modernen Psychiatrie in Bayern, die in all ihren Unzulänglichkeiten, aber auch in ihrem ernsthaften Bemühen zur Verbesserung der Lebensumstände und der Behandlung psychisch kranker Menschen Mahnung und Anstoß für die Zukunft bleibt.

Die Gründungsgeschichte der Kreis-Irrenanstalt Irsee vom Ende der 1820er Jahre bis zur Eröffnung 1849 und ihr Ausbau bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts

€ 15,80 [D]

Irsee: Grizeto 2014 Broschur, 104 Seiten, isbn 978-3-9816678-0-6, € 15,80 [D]

Dr. Gerald Dobler, Wasserburg/Inn

Für das Schwäbische Bildungszentrum Irsee herausgegeben von Dr. Stefan Raueiser

vorwort

Mit einem Geleitwort von Jürgen Reichert, Bezirkstagspräsident von Schwaben

buchpräsentation

Dienstag, 4. Oktober 2016, 20.00 Uhr, Kloster Irsee

information

Erhältlich im Buchhandel oder direkt: Schwäbisches Bildungszentrum Irsee Tel: 08341 906-00 E-Mail: hotel@kloster-irsee.de Internet: www.kloster-irsee.de

Der Bildband „Was wird aus Irsee? Die Geschichte der Psychiatrie in Irsee von der Eröffnung des Neubaus in Kaufbeuren 1876 bis zur Schließung der Irseer Anstalt im Jahre 1972“ (ISBN 978-3-9816678-4-4, Grizeto-Verlag Irsee, € 16,90) arbeitet die letzten hundert Jahre der Irseer Anstaltspsychiatrie anhand des in Irsee erhaltenen Planmaterials und der im historischen Archiv des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren verwahrten Jahresberichte auf. Er schließt damit die Lücke zwischen den bereits vorliegenden Untersuchungen über die Gründungs-, Ausbau- und Erweiterungsgeschichte der Irseer Anstalt und den Studien zur Geschichte der Irseer Anstalt während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Dokumentation bietet einen exemplarischen Eindruck in ein Jahrhundert deutsche Psychiatriegeschichte und ist ein Spiegelbild der Anstaltspsychiatrie in Bayerisch Schwaben vor den Reformen des Enquete-Berichts über die Lage der Psychiatrie in der BRD 1975 und des ersten Bayerischen Psychiatrieplans 1980.

Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Klinik für Neurologie des BKH am Klinikum Kaufbeuren

Kemnater Straße 16 87600 Kaufbeuren Telefon 08341 72-0 E-Mail: info@bkh-kaufbeuren.de

Dr.-Gutermannstraße 2 87600 Kaufbeuren Telefon 08341 42-2951 E-Mail: neuro@bkh-kaufbeuren.de

Berufsfachschule für Krankenpflege

Allgäu Akademie

Kemnater Straße 16 87600 Kaufbeuren Telefon: 08341 72-5503 E-Mail: krankenpflegeschule@bkhkaufbeuren.de Imageanzeige_BKH_Kaufbeuren.indd 1

Besuchen Sie uns im Internet unter:

www.bkh-kaufbeuren.de www.bezirkskliniken-schwaben.de

Bildungszentrum der Bezirkskliniken Schwaben Kemnater Straße 16 87600 Kaufbeuren Tel. 08341 72-5703 E-Mail: info@allgaeu-akademie.de 05.08.2016 16:58:22

Für das Schwäbische Bildungszentrum Irsee herausgegeben von Stefan Raueiser


t o p s chwaben Spezi al

Neugablonz – ein echtes Wirtschaftswunder Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ließ es sich nicht nehmen, zum Jubiläumsfestakt „70 Jahre Neugablonz“ die Festrede zu halten. Die Situation nach dem Zweiten Weltkrieg sei nicht einfach gewesen. Damals seien vertriebene Deutsche nach Deutschland gekommen, in Zufluchtsorte, die oft ebenfalls vom Krieg gezeichnet und zerstört gewesen seien. „Den Neugablonzern ist ihre gelungene Integration nicht in den Schoß gefallen,“ so der Innenminister im Gablonzer Haus, in dessen Umfeld ein großes Bürgerfest den Besuchern ein buntes Programm bot. Als „Vater“ von Neugablonz gilt bis heute der Diplom-Ingenieur Erich Huschka, der sich maßgeblich dafür einsetzte, dass sich die Gablonzer mit ihrer Schmuckindustrie in Kaufbeuren ansiedeln konnten. „Ein Glücksfall“, sagt Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse in der Nachschau. Obgleich in den Mangelzeiten nach dem Krieg weder Gold noch Silber verfügbar, geschweige denn bezahlbar gewesen wären, lief die Produktion von Schmuck und Glas - nun in Kaufbeuren - wieder an. Wehrmachtsuniformknöpfe wurden bemalt, aus Obstkernen und Dosenblech kunstfertig Broschen gestaltet, es wurde bald wieder Glas produziert. Modeschmuck aus der Gablonzer Industrie war en vogue und entfaltete in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts eine große Sogwirkung auf vertriebene Kunsthandwerker in der noch KE_Anz_90x130_Stoerer.qxp_Layout 1 13.09.16 14:48 Seite 1 jungen Republik. Anfang der 1960er-Jahre produzierten in der

Beim Zeus! Geschichten von Göttern und Helden

Fotos: Langer, Stadtarchiv/Heerdegen, Warta

heit Gelegen 6 1 13. 11. 20

Seltene antike Vasen, Steinplastiken und wertvolle Schmuckstücke der griechischen Götter reisen von München nach Kempten und ergänzen sich mit den römischen Funden aus Cambodunum – von Zeus zu Jupiter und von Hera zu Juno. www.museen-kempten.de www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de

Nicht denkbar wäre der Erfolg der Gablonzer Industrie am Standort Kaufbeuren ohne den Bundesverband der Gablonzer Industrie, der heuer ebenfalls 70 Jahre wird. Rund 75 Unternehmen mit insgesamt über 1.500 Mitarbeitern sind heute noch im Bundesverband organisiert. Mit einem Gesamtumsatz von zuletzt 253 Mio. Euro jährlich gehört die Gablonzer Industrie zu den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren im des Allgäus. Die erfolgreichen Geschäftszahlen zeigen, wie flexibel und erfolgsorientiert die Unternehmen der Gablonzer Industrie den Veränderungen der Märkte Rechnung getragen haben. Sie haben ihre Fähigkeiten genutzt und sich die Entwicklung und Fertigung von technischen Produkten als zweites Standbein aufgebaut. Mit Modeschmuck, der teils auch von global agierenden Marken unter deren Label vertrieben wird, eroberte die Gablonzer In-

Stadtteilbüro und Quartiersmanagement

Griechenland – Rom – Cambodunum Sonderausstellung in Kooperation mit den Staatlichen Antikensammlungen Letzte und Glyptothek München bis im Alpin-Museum Kempten

Gablonzer Industrie 844 Betriebe, 461 davon aus der Schmuckbranche. Das war und blieb einzigartig im ganzen Land., denn statistisch kam damit auf zwölf Einwohner ein Betrieb, darunter auch der bekannte österreichische Schmuckhersteller Swarovski. Auch der hatte seine Wurzeln im alten Gablonz und hat seine Deutschland-Niederlassung nicht in München, Hamburg oder Berlin angesiedelt, sondern im Kaufbeurer Stadtteil Neugablonz.

Foto oben: Neugablonz heute. Darunter die Anfänge im „Hart“: In das Bunkergebäude links zog bereits 1946 eine Familie ein, daneben: Glaswaren Hübner im ehemaligen „Toilettenhaus Nr. 632“.

Kaum ein Gebäude in Neugablonz ist älter als 70 Jahre – auch das eine Besonderheit in Bayern, ebenso wie die Mohnbuchtln und Butterwischel, die es beim Bäcker oder Räucherwurst und Kümmelpolnische, die es beim Metzger gibt. Doch jenseits der Heimatromantik geht es auch in Neugablonz darum, dort aktiv zu werden, wo es vielleicht nicht so rund läuft. Das Stadtteilbüro mit Quartiersmanagerin Sylwia Pohl ist ein Anlaufpunkt für alle Bewohnerinnen und Bewohner von Neugablonz. Ziel ist es, die Akteure aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Vertreter von Vereinen sowie nicht organisierte Anwohner zusammenzubringen. Es werden Maßnahmen unternommen, um den sozialen Zusammenhalt im Stadtteil zu fördern. Gleichzeitig geht es auch um bauliche Verschönerungen. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen darin gestärkt werden, aktiv an dem Verbesserungsprozess innerhalb von Neugablonz teilzunehmen. Das Quartiersmanagement wird im Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ mit Mitteln des Bundes und des Freistaats Bayern gefördert.


S t a dt Ka u fbe u re n

Vom „Hart“ bis Neugablonz Es ist eine Geschichte, die ziemlich einzigartig ist in Deutschland: 1946 zählt Kaufbeuren 12.400 Einwohner. Im Norden der Stadt befindet sich eine ehemalige Dynamitfabrik, die während des Zweiten Weltkriegs Munition für die Wehrmacht herstellte, Das weitläufige Gelände mit Namen „Hart“ dürfte ein ziemlich trostloser Anblick gewesen sein. US-Amerikaner hatten die meisten Überreste der Nazibauten in die Luft gesprengt, in einigen Baracken lebten seit Ende des Krieges noch ehemalige Zwangsarbeiter.

dustrie die Weltmärkte. Gleichzeitig begannen zunächst einzelne Firmen, sich im technischen Sektor ein zweites Standbein zu schaffen. Dieser Entwicklung schlossen sich immer mehr Firmen an. Dafür nutzten sie ihre Kenntnisse aus der Modeschmuck-Erzeugung und entwickelten diese konsequent weiter. Die Vielfalt der verarbeiteten Materialen und Produktionsverfahren gepaart mit einer hohen Flexibilität und technischem Know-how zeichnen heute die Unternehmen der Gablonzer Industrie aus, die nahezu für alle Branchen arbeitet, z.B. die Automobilindustrie, die Medizintechnik, oder die Umwelttechnologie, Typische Betriebe beschäftigen heute zwischen 10 und 30 Mitarbeiter, die Spannweite reicht jedoch vom Ein-Mann-Betrieb bis zum Großunternehmen mit 400 Mitarbeitern. Die Staatliche Berufsfachschule für Glas und Schmuck ergänzt mit ihren Ausbildungsmöglichkeiten das dichte Netzwerk der Gablonzer Industrie.

Lebendige Städtepartnerschaft Die jüngste Städtepartnerschaft Kaufbeurens ist eine ganz besondere. Seit 2009 besteht die offizielle Verbindung zur „alten Heimat“ in Gablonz an der Neiße. Nicht nur, dass Deutsche und Tschechen seit Jahrhunderten eine wechselvolle Geschichte verbindet. Die Vertreibung ungezählter Menschen aus Gablonz und die Gründung von Neugablonz im bayerischen Kaufbeuren stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. „Kaufbeuren und Gablonz stellen sich mit der Partnerschaft ihrer besonderen Verantwortung für Frieden, Freiheit und Toleranz in einem gemeinsamen Europa“, sagte OB Bosse anlässlich der Partnerschaft, der dritten neben der zu Ferrara (Italien) und Szombathely (Ungarn).

Weg des Schmucks An zehn Stationen in Neugablonz ist vor Ort und bei Werksführungen zu erfahren, wie Schmuck produziert wirdVom Gablonzer Haus (Isergebirgs-Museum, Station 1) zum Haus der Gablonzer Industrie (Station 10) führt der Weg des Schmucks einen Kilometer entlang der Sudetenstraße. Hier erfährt man die Zusammenhänge und alles Wesentliche zu den Berufsbildern der Glasmacher, Glasdrücker, Perlenwickler, Estampeure, Graveure, Galvaniseure – und der sogenannten Schwarzarbeiter. Betriebe ermöglichen gern auch einen Blick hinter die Kulissen – Besichtigungen sollten vorher telefonisch abgestimmt werden. www.gablonzer-industrie. de > Weg des Schmucks

Dann kamen die ersten Vertriebenen aus dem Sudetenland, genauer gesagt aus Gablonz an der Neiße, das heute als Jablonec nad Nisou in Tschechien liegt. Mitgebracht haben die Menschen aus dem Isergebirge Wissen, Erfahrung und perfektes handwerkliches Können. Denn Gablonz war weltberühmt für die Kunstfertigkeit in der Glas- und Schmuckindustrie seiner Zeit. Die Skepsis bei den Alliierten und auch beim damaligen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard war groß, als mehr und mehr Gablonzer von der Neiße an die Wertach kamen. Erhard wollte die Vertriebenen lieber in den grenznahen Gebieten der Oberpfalz und Oberfrankens ansiedeln. Doch die Kaufbeurer Flüchtlingsverwaltung sorgte dafür, dass immer mehr Fachkräfte aus der alten Heimat sich im „Hart“ ansiedeln konnten – wenn auch unter falschen Berufsbezeichnungen, weil die Bayerische Staatsregierung im Mai 1946 sogar ein Zuzugsverbot erließ. Die Finte der Verwaltung zahlte sich für Kaufbeuren aus: Als Neugablonz 1952 seinen heutigen Namen erhielt, verzeichnete der Stadtteil bereits knapp 6.000 Einwohner, bis 1961 wuchs die Einwohnerzahl der Stadt Kaufbeuren von 12.400 auf 37.000 Einwohner. Mit 10.000 Sudetendeutschen galt Neugablonz damals als größte zusammenhängende Vertriebenensiedlung Deutschlands. In der jüngeren Vergangenheit hat Neugablonz eine Welle an Zustrom durch russlanddeutsche Aussiedler und Spätaussiedler erlebt. Das hat dazu geführt, dass in Kaufbeuren die meisten Menschen mit Migrationshintergrund nicht etwa türkischer Abstammung sind, wie das deutschlandweit der Fall ist. Der Großteil der Menschen mit ausländischen Wurzeln stammt in der Wertachstadt aus Kasachstan oder anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Heute ist Neugablonz ein lebendiger Stadtteil mit rund 13.500 Einwohnern.

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tTohpe m s chwaben engebi et farbi g

Kolumnentitel Porträt

Kochköpfe

Foto: Axel Weiss

Heute: Paul Zinsmeister


K u lin rikm nenti tel K oalu

t op sch t opwaben schwaben

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Die Seele baumeln lassen: Das ist eine recht abgedroschene Phrase, mit der man vorsichtig umgehen sollte. Desgleichen mit der Floskel vom „Gaumen verwöhnen“. Doch aller Banalität zum Trotz: Beides trifft auf einen Ort zu, der geradezu sensationell über den Tälern des Lechs und der Donau bei Donauwörth liegt, und bei Föhn sind von dort oben betrachtet die Alpen zum Greifen nahe. Atemberaubend! Die Rede ist vom Schloss Leitheim, der ehemaligen Sommerresidenz der Kaisheimer Zisterzienseräbte. Entschleunigung ist angesagt. Hier kann der Gast zum einen in dem neben dem historischen Schloss neu gebauten und im Herbst 2015 eröffneten Hotel Schloss Leitheim wahrhaftig seine Seele baumeln lassen, sich zurückziehen, neu auftanken, das edle Spa und Wellness genießen, grandiose Weitsicht gen Süden inbegriffen; zum anderen wird er seit Anfang 2015 im neuen Restaurant „Weingärtnerhaus“ nach allen Regeln kulinarischer Kunst von Küchenmeister Paul Zinsmeister verwöhnt. Der 54-jährige Meisterkoch zieht in dem ganzen Ambiente mit seiner Frau Colette Zinsmeister, Hotelfachfrau und Hotelmanagerin, an einem Strang. Colette Zinsmeister ist Geschäftsführerin des gesamten, der Messerschmitt-Stiftung gehörenden Komplexes. So sind Schloss, Gastronomie und Hotelbetrieb praktisch aus einem Guss und das Management in Hotel, Küche und Restaurant von großer Erfahrung geprägt. Paul Zinsmeister, bei aller Professionalität authentisch und von selbstverständlicher Bescheidenheit, weiß, was er den Gästen bieten kann: Traditionelle Küche mit neuen Impulsen, Bodenständiges mit Stil, aber ohne Allüren, und natürlich alles aus besten Zutaten und immer frisch. Die Speisekarte ist klein, wechselt dafür alle vier Wochen. Auf ihr finden sich ein „Bunter Salatteller mit Känguru und Papaya“ zur Vorspeise ebenso wie ein gebackener Ochsenschwanz oder ein Red Snapper mit Olivensauce und Süßkartoffeltorte zur Hauptspeise. Kommt hinzu: „Pauls Saucen sind sensationell!“

Stationen: Kongresshalle und Ecke-Stuben, Augsburg, Neuhof am See Credo: „Lust haben und Neues ausprobieren“ Hotel Schloss Leitheim, Restaurant Weingärtnerhaus. www.schloss-leitheim.de

Ein großes Lob von Colette Zinsmeister, die, aus Südafrika stammend und fundierte Weinkennerin, den Feinschmeckern immer den passenden Tropfen auch aus ihrer Heimat empfehlen kann. Unterstützt wird Paul Zinsmeister in der Küche von seinem Souschef Tobias Schießl. Die beiden bilden eine Symbiose. Nicht zu vergessen die jungen, „heißen“ Köche am Herd, die, so Zinsmeister, „Lust haben, Neues auszuprobieren.“ Er lässt sie gewähren, führt sie jedoch in ihrem Spieltrieb.

Bodenständiges mit Stil, aber ohne Allüren – mit besten Zutaten und immer frisch.

Selbst gelernt, geübt und Erfahrung gesammelt hat der geborene Röglinger nach seiner Lehre in Augsburg in der Augsburger Kongreßhalle, im renommierten Restaurant Ecke Stuben in Augsburg („Wir haben damals 14 Punkte im Gault Millau erkocht!“), im Dehner Blumen Hotel in Rain am Lech sowie in Kloster Holzen. Vor dem Leitheimer Engagement waren Zinsmeisters über acht Jahre selbständig in Neuhof am See in Gundelfingen. Dort erkochte Paul Zinsmeiser einen Bib Gourmand des Guide Michelin. Auf Empfehlung kam das Gastronomenpaar nach Leitheim, und hier reizte sie die ganz neue Aufgabe: Neben dem für seine Konzerte berühmten Schloss ein neues, gehobenes Hotel zu führen und noch dazu im zum Ensemble gehörenden Weingärtnerhaus, das seinen Namen den früher neben dem Schloss liegenden Weinbergen verdankt, ein Restaurant zu betreiben. Hier genießen Hotelgäste wie Tagesbesucher oder auch Urlauber köstliche „Gaumenfreuden“. Sie speisen neben dem offenen Kamin oder dem Kachelofen à la carte. Den Neustart in Leitheim erleichterte der gute Ruf, den sich Zinsmeisters in der Umgebung verdient haben, als sie das Dehner Blumen Hotel führten. Das weiß die Klientel, die aufgrund der wirtschaftlich-vitalen Umgebung auch dem gehobenen Management angehört, zu schätzen. Aber auch die Einheimischen feiern gern im Weingärtnerhaus ihre Feste. Das alles macht Paul Zinsmeister Spaß: das Kochen, zu sehen, wenn die Gäste glücklich sind – und zur Erholung das Golfspielen. pks


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Kolumnentitel Kulinarik

Fotos: Laupheimer / Dominik Maier (3), Stefan Mayr, panther media Bildagentur, Axel Weiss

Was oder wen sollen wir heute weshalb und wie noch essen? Keine Sorge, wir wollen nicht darüber aufklären, ob man zum Abendessen noch den ungelittenen Nachbarn – wie es in früheren Kulturen nicht unüblich war – in den Kochtopf stecken darf und wie er im Zweifelsfalle zuzubereiten wäre. Hier soll es eher darum gehen, welche Zutaten und welche Zubereitungsarten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den oftmaligen Gegenpolen „schmeckt gut“ und „tut gut“ hinbekommen können. Das Thema ist nicht einfach abzuhandeln, denn was uns gut schmeckt, liegt in unseren Genen und ist nur eingeschränkt weiter austrainierbar, was uns gut tut oder tun soll, ist bestenfalls noch unserem Gewissen und ansonsten mehr oder weniger der Mode unterworfen. Und da kommt, so ist zu befürchten, noch einiges auf uns zu. Aber wenn ein gesundes Mißtrauen gegenüber Fernsehköchen und Ernährungswissenschaftlern besteht und trotzdem gut und „gewissenhaft“ gefuttert werden soll, haben wir einen unangreifbaren Rezeptvorschlag: Wie wär´s denn mit einem „Goggele“, so jedenfalls wurde in meiner schwäbischen Kindheit ein Brathuhn genannt, manchmal treffender auch Gummiadler. Eigentlich eine unkomplizierte Mahlzeit, aber schon verfolgen uns die Bilder zerraufter Käfighühner. Hat das Tier zu Lebzeiten vielleicht bereits mehr gelitten, als wir während unserer gesamten Schulzeit? Vernichten wir die Existenz afrikanischer Kleinbauern, wenn wir nur eine Hühnerbrust verwenden und der Rest tiefgefroren und subventioniert nach Übersee verschleudert wird? Und wie bekommen wir Geschmack an den Vogel, ohne auf vertrocknetem Brustfleisch und halbrohem Schenkelfleisch herumkauen zu müssen? Soweit also nicht ein Huhn auf den eigenen Ländereien eingefangen und einigermaßen küchenfertig hinzubekommen ist, kann man in der Metzgerei oder auf dem Wochenmarkt nach einem Bio- oder Bauernhofhuhn fragen, oder zumindest irgendwoher eines aus einigermaßen artgerechter und kontrollierter Haltung erwerben. Dies mag

zwar gelegentlich etwas teurer kommen, aber bei Hühnern kann man – wie auch bei anderen Fleischsorten – fast immer den Preis sehr deutlich schmecken. Und ein gutes Gewissen gegenüber dem Tier, der Natur, den Produzenten und der eigenen Gesundheit wirkt ohnehin wie ein zusätzlicher Geschmacksverstärker. Dann erwerben wir natürlich das ganze Huhn und trennen die Brust und die großzügigen Schenkelstücke heraus. Den Rest hacken wir mit einem schweren Messer in kleinere Stücke und kochen diese mit Suppengemüse, einer angerösteten Zwiebel, eineinhalb Liter Wasser, gestoßenen Pfefferkörnern und einigen Lorbeerblättern solange aus und dann wieder ein, bis nur noch ein Viertel bester Hühnerfond übrigbleibt. Die Brüste werden gesalzen und gepfeffert und mit der Haut in wenig Olivenöl auf beiden Seiten kurz und kräftig angebraten. Anschließend geben wir sie je nach Größe 15 bis 20 Minuten in den 180 Grad heißen Backofen. In diesem warten praktischerweise bereits die Schenkel, die mit Salz, Pfeffer, wenig Cayennepfeffer und Zitronensaft eingerieben wurden und die dort seit 30 oder 40 Minuten auf einer Menge grob geschnittener und bunt durcheinandergewürfelter Karotten-, Kartoffel- und Paprikastücke sowie vielen Zwiebelschnitzen im offenen Bräter vor sich hinschmoren durften. Das Gemüse und die Zwiebeln wurden vorab sehr ordentlich mit der oben genannten Würze, dem Saft einer viertel Zitrone und viel Olivenöl vermengt, den Rest tut das austretende Hühnerfett der oben aufliegenden Hähnchenschenkel dazu. Ab und zu ein Esslöffel vom Hühnerfond kann darüber gegossen nicht schaden. Aus dem Fond kochen wir mit dem Bratansatz und ein wenig Sahne oder Mehlbutter ein konzentriertes Sößchen, auf dem die Bruststücke servieren werden sollten, denn das Brustfleisch braucht Soße. Wenn eine Einigung über die Aufteilung von Brust und Keule gelingt, können bestenfalls vier Personen fein beköstigt werden, wenn das Huhn lange genug dick und fett werden durfte, werden alle auch recht satt. Und am nächsten Tag gibt’s noch Hühnersalat aus allen Resten, die mit Schmand, ein wenig Salz, Zucker, Pfeffer, weißem Balsamico, frischen Kräutern und blanchierten Gemüsewürfelchen zusammengerührt wurden. Und wenn das Ganze tatsächlich köstlich geschmeckt hat, dann hatte der Koch wohl schon ein wenig Küchenerfahrung und darf sehr auf die nächste Ausgabe gespannt sein, denn dann bereiten wir nachhaltig einen ganzen wilden Ochsen zu… wiwo


K o lu Ga stm ro-Kri nentititel k

t op schwaben

Zwiebelspalten wolfgang wiedemann testet die schwäbische gastronomie. heute: Brauerei-Gasthof Laupheimer in Westerheim-Günz

Laupheimer

Westerheim, Brauerei-Gasthof Bei unserer heutigen Topfguckerei haben wir uns den sowohl in einschlägigen Publikationen als auch beim Wettbewerb „Ausgezeichnete Bayerische Küche“ durchgängig recht gut bewerteten Brauerei-Gasthof Laupheimer in Westerheim -Günz vorgenommen. Geworben wird hier mit bayerischer Küche in 128-jähriger Familientradition, was doch eine recht lange Reifezeit der heimatlich geprägten Rezepturen verspricht. Das imposante Gebäude enthält mehrere ansprechende Gasträume in bester bayerischer Wirtshaustradition, wobei im Eingangsbereich sofort eine beeindruckende Sammlung aktueller Empfehlungen aller wichtigen Restaurantführer und Feinschmeckerjournale auffällt. Äußerst beruhigt – was soll bei so viel Dekoration noch schiefgehen – verließen wir das Haus und suchten uns im kastanienbeschatteten Biergarten ein schönes Plätzchen. Nun, manche Dinge entwickeln gerne ein Eigenleben und in allem kann auch der beste Wirt nicht drinstecken, wie´s so schön heißt. Der aus der nicht allzu umfangreichen Weinkarte ausgewählte 2012er Ripasso aus dem Veneto hatte prompt Korkgeschmack, der nach einer kleinen Ewigkeit nachgelieferte Ersatz hatte bereits zwei Jahre mehr auf dem Buckel, war deutlich zu warm und erinnerte ein wenig an Sherry. Aber damit passte er prima zum hervorragenden Rehragout mit Semmelknödel und Preiselbeeren, denn diese waren reichhaltig unter die Soße geraten und gaben ihr eine sicher nicht zu jedem Getränk passende Süße. Wäre

der Zweit-Wein rechtzeitig angekommen, hätte er auch mit der vorab genossenen und mit Kennerschaft abgeschmeckten getrüffelten Kartoffelrahmsuppe harmonieren können, denn das schöne Trüffelaroma war ausgewogen und eben nicht so aufdringlich, wie dies bei manch anderen allzu renditeorientierten Küchen wegen der Verwendung billigen Trüffelöles durchaus vorkommt. Das und ähnlicher Unsinn aber kommt in diesem Betrieb vermutlich nicht auf die Tische, lieber nimmt man auskömmliche Preise und verwendet dafür beste Zutaten. So wie beim recht ordentlich portionierten und lehrbuchhaft – eben wie bestellt – medium gebratenen Filetsteak vom Weiderind auf Pfifferlingsragout für fast 30 Euro. Die geschmackliche Qualität des verwendeten Fleisches könnte mich durchaus zu der kleinen Wette veranlassen, dass das Tier ein recht schönes Leben mit Voralpenblick genossen hat, 30 verschiedene Wiesenkräuter kennenlernen durfte und nicht nur mit billigen Sojaschrot herangemästet wurde. Aber wenn wir schon beim Wetten sind: das hausgemachte Mascarponeeistörtchen wurde doch ein paar Häuser weiter gefertigt, gell? Geschmeckt hat`s auf jeden Fall schon, weshalb wir jedem, den auf der Autobahn zwischen Mindelheim und Memmingen ein kleiner oder auch ein Riesenhunger überfällt, wohl dringend zu einem Abstecher raten müssen. Und sei´s wegen der Flädlesuppe, die meine Mama daheim auch nicht besser hinbekommen hat. Denn deren meine Kindheit begleitenden Kochkünste waren für mein heutiges, gelegentlich kritisches Verhältnis zu minderem Essen schließlich ursächlich verantwortlich.

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t o p s chwaben

Ve r a n staltungen

n e g n u t l a t s Veran 6 Herbst 201

bis 16. Oktober 2016 Sammeln, bewahren Ausstellung

Augsburg Sammeln und Bewahren … führt zurück zur Archaik des menschlichen Überlebenskampfes, der durch Sammeln und Bewahren gemeistert werden konnte. Außerdem zeigt jeder teilnehmende Künstler eine „magic box“, seine persönliche Wunderkammer im Kulturzentrum Abraxas. www.kunst-aus-schwaben.de

16.–23. Oktober 2016

Do., 27. Oktober 2016

Jazz goes to Kur

benefizkonzert der Bundeswehr

Veranstaltungsreihe

Bad Wörishofen

konzert

Musik und Musikfilm in Bad Wörishofen: Von Jazz-Matinee bis Jazz-Gottesdienst erwartet Jazz-Freunde ein attraktives Programm. Am 19. Oktober läuft zudem der elektrisierende Film „Whiplash“ über einen jungen Jazz-Schlagzeuger. www.jazzgoestokur.de

Memmingen

Schwäbisches Tagungs- und Bildungszentrum Eine Einrichtung des Bezirks Schwaben

Samstag, 12. November 2016 18 Uhr Irseer Dînerkonzert VIVa austrIa – salzburg barock & ÖsterreIchIsches Dîner Nach barocken Trompetenklängen aus Wien und Salzburg wird ein vorzügliches österreichisches Dîner gereicht. VorVerkauf: Konzert (€ 22,–)

und Dîner (€ 36,–) über Schwabenakademie Irsee buero@schwabenakademie.de Tel: 08341 906-662 Tagen & Tafeln Schwäbisches Bildungszentrum Irsee www.kloster-irsee.de

Musik für einen guten Zweck präsentiert das Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr Garmisch-Partenkirchen am 27. Oktober in der Memminger Stadthalle. Die Gesamleitung liegt in Händen von Oberstleutnant Karl Kriner. www.memmingen.de

Bis Fr., 28. Oktober 2016 zarathustra im zitronenstadel

20. Oktober 2016 taschenphilharmonie mit paukenschlag konzert

Ehingen Die „taschenphilharmonie München“ kommt als „kleinstes Sinfonierorchester der Welt“. In diesem Jahr widmen sich die Musiker Joseph Haydns berühmter Sinfonie „mit dem Paukenschlag“. Am Nachmittag als Kinder- und Familienkonzert und am Abend als Hörakademie und Konzert für Erwachsene. www.kulturamt-ehingen.de

Ausstellung

Lindenberg Mit 64 Jahren kehrt Stephan Huber mit einer großen Ausstellung in seinen Geburtsort Lindenberg im Allgäu zurück. Im Gepäck hat der Professor für Bildhauerei weiße Berge, bunte Landkarten, laute Marionettenthater, einen sprechenden und und einen jammernden Wald. www.lindenberg.de


Ve r a ns tal tungen

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Ab Sa., 22. Oktober 2016

Hand auf’s herz

Die Schwaben

Sebastian Priller-Riegele

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landesausstellung

Brauerei S, Riegele, Augsburg

Stuttgart

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Bis 23. April 2017 präsentiert das Landesmuseum Württemberg im Alten Schloss am 22. Oktober die berühmt-berüchtigten Bewohner des „Ländles“ in all ihren Facetten – Klischees und Widersprüche inklusive. Vor dem Hintergrund von fast 2.000 Jahren Kulturgeschichte wird der Wandel vielfältigster Schwabenbilder erkennbar. -

2016 22.10. 017 23.4.2

hloss Altes Scart Stuttg

hwaben www.scart.de stuttg

www.schwaben-stuttgart.de

Ab Mi., 12. Oktober 2016 Kultur im Gewächshaus Konzerte

Birkenried (bei Günzburg) Jochen Aldingers „Downbeatclub“ (12.10), Grachmusikhoff (15.10.), Südstaatenmusik (22.10), ein Saxophonquartett (23.10.), Bluegrass aus Tennessee (28.10), das Lee Mayall Trio (29.10), Wolfgang Sörös (3010.), Burr & Klaiber (5.11.), Slide-Guitarisst Pete Gavin (6.11.), Weiberxxang (20.11.) und als Highlight die Winterwelt Birkenried (25,-27.11) sind nur einige Termine aus Birkenried. www.birkenried.de

Sa., 12. November 2016 Allgäuer kulturabend veranstaltung

Oberstaufen Historische und bunte Trachten dominieren den Allgäuer Kulturabend, am 12. November, um 19 Uhr im Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindehaus, Oberstaufen. Die Einnahmen aus der Veranstaltung fließen in das Projekt „Oasis“ der „Nothilfe e. V.“. www.nothilfe-verein.de

Schwabe oder Bayer? Bayerischer Augschburger!

Spätzle oder Maultaschen? Dann nehme ich den Knödel..

Wasser oder Wein? Beim Wasser besteht noch Hoffnung, dass es ein Bier wird.

Berge oder Meer? Nichts geht über eine Abendstimmung in den Bergen

G’lobt oder nix g’sagt? G‘lobt, macht das Leben schöner!

Stadt oder Land? Oktober 2016 im grandhotel Cosmopolis Veranstaltungen

Augsburg Die in der kanadischen Musikszene nicht mehr wegzudenkenden „Jon & Roy“ treten erstmals in Europa auf – und zwar am 14. Oktober im Grandhotel Cosmopolis. Vom 24.-30. Oktober gibt es die erste Akademie-Woche. Peace Food, Ernährung und globale Verantwortung. Was geschieht mit der Welt, wenn wir essen, was wir essen? Diese Frage steht im Mittelpunkt der ersten Akademie-Woche im Grandhotel Cosmopolis in Augsburg (24.-30. Oktober 2016). Sie befasst sich praktisch und theoretisch mit Fragen einer global verantwortbaren Ernährung. Dabei stehen neben Koch- und Backkursen viele weitere Angebote zur Auswahl. Ob Dinnerabend, Vortrag oder Meditation: „Tasty Peace“ bietet einen ganzheitlichen Zugang zum Thema „Peace Food“. Am 28. Oktober tritt das „Melt Trio“ auf, am 30. spielen die sieben Jungs von Pecco Billo Hip Hop. Mehr Infos zu allen Veranstaltungen unter www.grandhotel-cosmopolis.org

So., 13. November 2016 Klezmer-Konzert in der synagoge konzert

Binswangen Das Trio Kleznova interpretiert jüdische Klezmer-Musik auf eigene, lebendige und moderne Weise – zu hören und erleben am 13, November, 16 Uhr, in der Synagoge Binswangen (bei Wertingen). Die Erlöse fließen dem Nothilfe-Verein zu.

Beides. Eines alleine geht bei mir auf Dauer nicht!

Radfahren oder Laufen? Schwimmen.

FCA oder FCB? FCA und AEV. Keine Diskussion.

eCar oder SUV? Fahrrad. Verstehe von Autos nichts

Sparen oder Häusle bauen? Bauen, es ist toll, wenn was voran geht!

Volksmusik oder Jazz? Hörbuch oder Bayern 5 oder Bayern 2 ....

Am liebsten wäre mir jetzt … Ein kühles Riegele im Biergarten. Oder zwei....

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