Top Magazin München Sommer 2018

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„Bei ungefähr drei Viertel der Paare ‚klappt es‘ vor Ablauf eines Jahres.“

stock und werden im Normalfall vom Gehirn produziert. So kommt der Haushalt von Hormonen und Botenstoffen wieder ins Gleichgewicht. Ein Kinderwunsch ist heutzutage zwar leichter erfüllbar als früher, aber leider ist es den Frauen immer noch zu wenig bewusst, dass ihre Fruchtbarkeit ab dem 25. Lebensjahr abnimmt, ab dem 35. sogar rapide fällt und mit 40 kaum mehr in Prozenten auszudrücken ist. In den jungen Jahren, wenn Frauen eher mit der Verhütung einer Schwangerschaft beschäftigt sind, denkt kaum eine an den späteren Kinderwunsch. Dabei ist das Einfrieren der noch jungen Eizelle, das ,Social Freezing‘, geradezu eine Versicherung für eine spätere risikoärmere, gesunde Schwangerschaft.“

Fotos: Patrick Kalambayi, Stefanie Aumiller

Qualitäts-Quartett im Kinderwunsch Zentrum an der Oper in München: v.l. Dr. Michna, Dr. Puchta, Dr. Pauer und Dr. Lacher

Dazu sollten Frau und Mann wissen: Männer verlieren schon ab Beginn der Pubertät jährlich ein Prozent der funktionsfähigen und schnell beweglichen Spermien. Und die Eizellen der Frau verlieren im Laufe der Jahre an Qualität und reduzieren dadurch mit zunehmendem Alter die Chance auf eine spontane Schwangerschaft. Die moderne Reproduktionsmedizin bietet Präventiv-Maßnahmen an: Die Kryokonservierung von Eizellen, Spermien oder befruchteten Eizellen hilft, die Fruchtbarkeit zu sichern und einer altersbedingten Kinderlosigkeit rechtzeitig vorzubeugen.

Schwanger werden ist gar nicht so einfach... Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft in einem normalen Spontan-Zyklus ohne ärztliche Unterstützung beträgt nur etwa 20 Prozent pro Zyklus. Bei etwa der Hälfte aller Paare mit Kinderwunsch kommt es in den ersten sechs Monaten des „Probierens“ zu einer Schwangerschaft. Bei ungefähr drei Viertel der Paare „klappt es“ vor Ablauf eines Jahres. Die reproduktionsmedizinischen Fachgesellschaften empfehlen, spätestens nach sechs Monaten ohne Eintritt einer Schwangerschaft einen Kinderwunsch-Spezialisten aufzusuchen. Das Münchner Ärzteteam rät Paaren über 35 Jahren bereits nach drei Monaten zu diesem Schritt. Außerdem ist es grundsätzlich sinnvoll, bereits in jungen Jahren eine Basis-Messung der sogenannten ovariellen Reserve vornehmen zu lassen. Diese Messungen aus dem Blut geben Informationen darüber, wie früh eine Frau mit dem Beginn der Wechseljahre rechnen muss. Aus ihrer Praxiserfahrung wissen die Ärzte des Kinderwunsch Zentrums an der Oper in München, dass Optimismus und Zuversicht durchaus angebracht sind: Die moderne Reproduktionsmedizin hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht! Dennoch scheuen sich viele Paare, einen Arzt aufzusuchen. Aber: Jedes 10. Paar benötigt ärztliche Unterstützung zur Erfüllung des Kinderwunsches! PS: Eine Eizellen-Spende ist im Gegensatz zu anderen Ländern übrigens gesetzlich in Deutschland (noch) nicht erlaubt. www.kinderwunschzentruman-der-oper.de

Dr. Jörg Puchta informiert:

Künstliche Befruchtungen nehmen stark zu Wir erleben wieder einen Baby-Boom. Doch viele Kinder entstehen heute schon künstlich. Sie sind seit 20 Jahren Reproduktionsmediziner – was ist der aktuelle Stand? In der Tat entstehen schon fünf bis zehn Prozent aller Babys künstlich. Die Hauptgründe sind, dass es immer bessere Schwangerschaftsraten und verträglichere und einfachere Therapien gibt. Der größte Fehler, der früher gemacht wurde, war der mit den Mehrlings-Schwangerschaften. Damit gingen die Ärzte in Personalunion mit den Patienten ein sehr hohes Risiko ein, weil sie viel zu viele Embryonen transferierten und zu viele Mehrlinge erzeugten. Das konnte gottlob minimiert werden. In diesem Punkt sind wir vom Kinderwunsch Zentrum an der Oper in München ganz aktiv und bieten seit Jahren grundsätzlich nur noch den Transfer von einem Embryo an. Wer mehr Kinder auf einmal möchte, muss mit uns sehr hart diskutieren... Sind die Risiken bei der sog. In-vitro-Fertilisation heute minimiert? Nicht nur minimiert. Sie wurden dank der neuen Einfriertechniken und Medikamente auf fast null reduziert! Wie sehen Sie als Profi den aktuellen Film der Schweizer Regisseurin Barbara Burger, die selber Mutter von zwei Kindern ist? Ein hervorragender Film! Sie verschafft eine neue Perspektive und betrachtet das ganze Thema der Reproduktionsmedizin nicht nur aus der Sicht der Betroffenen, sondern auch aus der der sogenannten Macher, die sie mit spannenden Einblicken nicht nur für Paare mit Kinderwunsch zu Wort kommen lässt, selbst aber keine direkte Wertung abgibt. Es ist eine Art Aufklärungsfilm. Lebt eigentlich das erste Retorten-Baby von 1978, Louise Joy Brown, noch? Ja, die Engländerin kam ja am 25. Juli 1978 kurz vor Mitternacht mit 2600 Gramm fit per Kaiserschnitt zur Welt und erfreut sich heute mit 40 Jahren bester Gesundheit. Dr. Robert Edwards, der Pionier der Reproduktionsmedizin, der Ende der 70er Jahre noch oft verteufelt wurde, erhielt aber leider erst 2010 dafür den Nobelpreis, aber immerhin noch zu seinen Lebzeiten. Was er geleistet hat, war revolutionär! Er verwirklichte einen Menschheitstraum, musste sich aber vieler religiöser und gesellschaftlicher Widerstände erwehren. PS: Der Film „Kinder machen“ von Barbara Burger ist unter folgendem Link als DVD erhältlich: www.fairandugly.ch

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