Top Magazin Reutlingen Tübingen Frühjahr 2018

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kolumne

Bügeln?

Überbewertet!

Also: fast nichts. Und das seit ziemlich genau sieben Jahren (nämlich seit mein Sohn auf der Welt ist). Mein Leitspruch lautet „Bügeln wird total überbewertet“ und seit ich das so lebe, fehlt mir überhaupt nichts. Ich fühle mich nicht ungepflegt (oder womöglich „zerknittert“), sehe ordentlich aus und meine Klamotten leiden auch nicht drunter. (Hausfrauentipp: Ich hänge die Sachen, die ich früher gebügelt hätte (und die nicht in den Trockner dürfen), schön auf Bügel und lege sie, wenn sie trocken sind, glatt und faltenfrei zusammen. Passt.) Einzige Artikel, die ich bügle, sind Küchentücher (da bin ich irgendwie eigen), aber davon habe ich so viele, dass es reicht, wenn ich einmal im Vierteljahr das Bügelbrett zücke. Sollte ich mal eine Bluse oder ein Shirt aus dem Schrank holen, was wirklich gebügelt schicker aussehen würde, dann bügle ich eben nach Bedarf. Tischtücher bügle ich

direkt auf dem Tisch, bevor das Geschirr drauf gedeckt wird. Wöchentliches Bügeln gehört damit der Vergangenheit an und ist, diese Erfahrung habe ich gemacht, schlicht und ergreifend unnötig! Das mit dem Nichtbügeln war natürlich nicht immer so. Früher habe ich wirklich alles gebügelt. Da wurde jede Woche am Sonntagabend die Tatortzeit zur Bügelzeit. Als ich dann aus meinem Singlehaushalt mit meinem jetzigen Mann zusammengezogen bin, war ich innerhalb der Aufteilung der Haushaltsaufgaben zwar damit einverstanden, dass ich seine Sachen mitbügle – aber nicht die Hemden. Warum sollte ich als in Vollzeit arbeitender Mensch zusätzlich zu allem anderen auch noch fünf bis sechs Hemden pro Woche bügeln? „Kannste dich selber drum kümmern“, war meine Ansage, und dabei blieb es. Und er kümmerte sich und tut dies bis heute. Für dieses Arrangement ernte ich neben Neid und Bewunderung auch Unverständnis. Seltsamerweise kommt dieses hauptsächlich von Frauen. Selbst von meiner Mutter („Also für mich war es selbstverständlich, dass ich die Hemden vom Papa mitgebügelt habe“) und auch von einer Freundin in meinem Alter: „Der hat eine Frau und muss seine Hemden selber bügeln???“

Tja. Für diese Einstellung habe ich wiederum überhaupt kein Verständnis. Also mal ehrlich – in welchem Zeitalter leben wir denn? Warum soll das Hemdenbügeln per se MEINE Aufgabe sein? Nur weil ich zufällig dem weiblichen Geschlecht angehöre? Also hören Sie mal. Ich rede hier von zwei in Vollzeit arbeitenden Menschen, die sich zu gleichen Teilen am Haushalt beteiligen (sollten) – wieso soll ich da fünf bis sechs Hemden pro Woche bügeln, die ich nicht trage? Das ist für mich nicht mal eine Frage der Emanzipation oder Gleichberechtigung oder von Rollenverständnis oder ähnlichem – es ist einfach eine Frage der Logik und Gerechtigkeit.

Und deshalb lehne ich das Bügeln von Hemden und sonstiger Kleidungsstücke ab. Das braucht echt kein Mensch.

t el W s ` Debbie 138

Frühjahr 2018 · top magazin REUTLINGEN

Foto:Fotolia

„Orrr, ich muss noch bügeln“, stöhnt die beste Freundin, als ich sie auf ein Tässchen Kaffee einlade. Auf die Frage, was sie mit ihrem freien Nachmittag denn heute anfangen wolle, erklärt die andere beste Freundin, sie werde sich jetzt – endlich – um den immer größer werdenden Bügelwäscheberg kümmern. Von mir ist da jetzt allerdings kein Mitleid zu erwarten; ich bügle nicht.


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