Top Magazin Siegen Wittgenstein Frühjahr 2017

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© tdx / Gesamtverband Deutscher Holzhandel e.V.

Kunststoffteile werden beispielsweise maschinell produziert, Zuschneid-, Schweißund Verschraubarbeiten sind dann ebenfalls automatisiert. „Mitarbeiter werden in Zukunft andere Aufgaben erfüllen, für die sie immer besser qualifiziert sein müssen.“ Die Potenziale von Industrie 4.0 sind wichtige Erfolgsfaktoren für internationale Wirtschaftsstärke, wie auch die internationale Unternehmensberatung Deloitte in einer aktuellen Studie zeigt: Qualifizierung und Know-how der Mitarbeiter sind die Haupttreiber für die internationale Wettbewerbsfähigkeit, gefolgt von Kosteneffizienz und Produktivität. In dem Deloitte „Global Manufacturing Competitiveness Index 2016“ liegt die Bundesrepublik weltweit auf Rang drei – hinter China und den USA. Laut Deloitte wird die deutsche Wirtschaft auch für die nächsten fünf Jahre diesen dritten Platz behaupten können. Innerhalb Europas führt die deutsche Wirtschaft das Ranking weiter mit Vorsprung an – auch das wird künftig so bleiben.

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Der Trend zu Individualisierung und Digitalisierung macht Deutschland als Fertigungsstandort so attraktiv wie nie. Um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben, sind die Fähigkeiten der Mitarbeiter wesentlich. Auch muss der Mittelstand die Digitalisierung für sich nutzen.

Das Handwerk ist und bleibt dabei ein entscheidender Teil vieler industrieller Wertschöpfungsketten. „Im Ausland wird Handwerk aus Deutschland immer beliebter – wir exportieren vom traditionsreichen Original, dem Dresdner Christstollen, bis zum Hightech-Roboter-Werkzeug; dazu werden immer häufiger Dienstleistungen mitverkauft, die mit der digitalen Entwicklung erst möglich werden“, zählt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) auf. „Deutschland muss umdenken. Berufliche und akademische Bildung müssen wirklich gleichwertig sein. Unsere Betriebe wollen weiter in der 1. Liga in der Welt spielen, mit hoch qualifizierten Mitarbeitern „Made in Germany“ hoch halten.“ Für ein Fortbestehen der Erfolgsgeschichte „Made in Germany“ bietet das Zeitalter der Digitalisierung mit Industrie 4.0 beste Voraussetzungen. Gerade mittelständische Unternehmen können mit ihren bewährten Spezialisierungs- und

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Nischenstrategien erfolgreich bleiben. „Deutschland behauptet sich in der Spitzengruppe und ist mittelfristig gut aufgestellt. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und zukunftssichere Arbeitsplätze im eigenen Land zu bieten, müssen die Unternehmen jedoch weiter investieren. Maßgeblich für den Erfolg von morgen sind dabei verstärkte Anstrengungen in puncto Digitalisierung und Industrie 4.0. Wer diese Themen vorantreibt, muss keine Konkurrenz fürchten“, sagt Thomas Döbler, Leiter Manufacturing bei Deloitte. „Marken werden immer von innen zerstört“ – Die VW- und DFB-Skandale sind mahnende Beispiele für die Grundregel des deutschen Ökonoms Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch (2008). Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Zeiten des Brexits und der Trump-Ära zu verteidigen und zu stärken, erfordert es heute mehr denn je die Zusammenarbeit aller – der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft – damit „Made in Germany“ das bleibt, was es ist: eine einzigartige Erfolgsgeschichte.

Zukunftsmodell Reshoring Ist das Auslandsgeschäft ein Auslaufmodell?

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ie Hauptgründe für eine Produktionsverlagerung zurück nach Deutschland sind laut einer Studie des Fraunhofer ISI u.a. Probleme mit der Einhaltung von Qualitätsstandards, die flexible Lieferfähigkeit, zu hohe Transportkosten und steigende Löhne im Ausland. Den Befragungen von etwa 1.600 produzierenden Unternehmen aus Deutschland zufolge ziehen sich Unternehmen vor allem aus Osteuropa zurück – am zweithäufigsten vom asiatischen Markt. Strategische Auslandproduktion Die Nähe zum Kunden und die Flexibilität wird für Unternehmen immer wichtiger. So sind auch im Ausland die Erschließung neuer Märkte neben der Reduktion der

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Kosten ein Hauptgrund für eine Produktion vor Ort – ebenso wie die Vermeidung von Währungsschwankungen oder die Umgehung von Importzöllen, weshalb das Auslandsgeschäft kein Auslaufmodell ist. Konkurrenz aus China China ist in den vergangenen Jahren als Absatzmarkt für die deutsche Wirtschaft (2014: 154 Mrd. Euro) immer wichtiger geworden. Für einen erfolgreichen Vertrieb ist eine Präsenz vor Ort unabdingbar. Zu diesem Ergebnis kommt die PwC-Studie „Wirtschaftspartner China“ (2015). Die deutsche Wirtschaft sieht sich zwar in Qualität, Marke und Produktdesign der chinesischen Konkurrenz aktuell

überlegen, einem Großteil der befragten Unternehmen (ab 500 Mitarbeitern aus Industrie und Handel mit Wirtschaftsbeziehung zu China) ist jedoch bewusst, dass dies kein Dauerzustand bleiben wird: Drei Viertel berichten von chinesischen Wettbewerbern auf ihren Märkten. 59 Prozent schätzen, dass sie ihren derzeitigen Vorsprung innerhalb der nächsten fünf Jahre einbüßen könnten. 43 Prozent äußerten, dass sie in puncto Kopiermentalität durch chinesische Lieferanten eine „Gefährdung ihres geistigen Eigentums“ fürchten. Die Einschätzung ist den PwC-Studienexperten zufolge ernst zu nehmen – auch die Briten dachten einst, ihr industrieller Vorsprung sei uneinholbar.


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