Saison 02 / 2013

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P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 02/13 | FRÜHJAHR 2013

DIE NATUR DES ERFOLGES Warum es sich gerade im Tourismus lohnt, nachhaltig zu wirtschaften



3 STICHWORT SAISON

DIE NATUR DES ERFOLGES

„Solange wir ausschließlich das Wachstum der Profite ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Folgen vorantreiben, ist die derzeitige Entwicklung unaufhaltsam.“

Nachhaltige Sterne Zum dritten Mal wurde 2013 von der Wirtschaftskammer Österreich und der Österreichischen Gastronomie Zeitung der „Sterne Award“ vergeben – diesmal stand er unter dem Motto „Nachhaltigkeit – der Mensch im Mittelpunkt“.

Bernd Kolb, Hotelier und Visionär

Die GEWINNER: Burgenland: St. Martins Therme & Lodge, Kärnten: der daberer.das biohotel, Niederösterreich: Berghotel Tulbingerkobel, Oberösterreich: SPES Hotel, Salzburg: ****S Wellnesshotel Der Krallerhof, Steiermark: Retter Seminarhotel, Restaurant****, Tirol: Alpenresort Schwarz, Vorarlberg: Alpen Sport Resort Rote Wand, Wien: Vienna Marriott

„Wir leben heute in einer Hochleistungsgesellschaft. Deshalb wollen wir mit unserer Bergwelt und ihren Kraftplätzen unseren Beitrag dazu leisten, dass die Menschen Erholung finden.“

NACHGESCHLAGEN Eine erstmalige Nutzung des

Claudia Knab, Bereichsleiterin Markenmanagement in der Tirol Werbung

Begriffes Nachhaltigkeit im heutigen Sinne findet sich beim sächsischen Oberberghauptmann Hans Carl von

„Für Tirol insgesamt sehe ich das Potenzial der Modellregion für alle künftigen Entwicklungen, für die Grand Challenges demografischer Wandel, Globalisierung, Klimaerwärmung. All das wirkt sich in den alpinen Räumen mehr aus.“

Carlowitz 1713 in seinem Werk Sylvicultura oeconomica. Carlowitz fragte „wie eine sothane [solche] Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuirliche beständige und nachhaltige Nutzung gebe / weil es eine unentbehrliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag“

Gute Tage Maximal 6,8 kg CO2 darf jeder Mensch täglich durch seine Handlungen ausstoßen, damit unsere Welt und unser Klima im Gleichgewicht bleiben. Auf der Website www.eingutertag.org kann man nachschlagen, welche Tätigkeit welchen CO2Ausstoß zur Folge hat. Den Tätigkeiten werden Punkte zugeordnet, ein guter Tag hat höchstens 100 Punkte. 500 Kilometer mit dem Flugzeug zurückzulegen, ergibt allerdings schon 1.838 Punkte, mit einem VW Golf kommt man immer noch auf 787. Am umweltfreundlichsten: der Zug mit 137 Punkten. www.eingutertag.org

Harald Gohm, Geschäftsführer Standortagentur Tirol

Markenreputation

72 %

Ertragswachstum oder Kostenreduktion

44 %

persönliche Motivation

42 %

Nachfrage der Kunden

39 %

Engagement von

31 %

Mitarbeitern (UN GLOBAL COMPACT CEO STUDIE 2010)

© ALPSOLAR

Die Gründe für Unternehmen, sich freiwillig für Sozial- und Umweltthemen zu engagieren, sind:

MIT DER KRAFT DER SONNE Tirols Seilbahnwirtschaft ist grüner als man gemeinhin denkt. Unter dem Stichwort Klimadesign setzt zum Beispiel die Firma Alpsolar Tourismusbauten um, die energieeffizient und nachhaltig funktionieren. Aktuelle Beispiele dafür sind das Skirestaurant Hoadl (Bild) in der Axamer Lizum und das noch in Bau befindliche Projekt Isskogelbahn in Gerlos.


4 EDITORIAL SAISON

In der reizüberfluteten und gestressten Gesellschaft werden die Sinnsuche im Urlaub, die Natur als Entschleunigungsraum immer wichtiger. Viele Experten sind sich daher einig, dass die Alpen im 21. Jahrhundert zu begehrten Kraftplätzen werden.

Unsere Traditionen in der Gegenwart selbstbewusst zu verankern und zu kultivieren – darin liegt die Natur unseres Erfolgs. Daher muss gerade die Tourismuswirtschaft essenzielles Interesse an einer funktionierenden Tiroler Landwirtschaft haben.

Wandern und Tiroler Produkte genießen, die Landschaft spüren und die Erzeugung sowie Veredelung von regionalen Spezialitäten authentisch erleben – das ist auch ein naturnaher Tiroler Weg zum gemeinsamen Erfolg!


5 EDITORIAL

Tirols natürliche Erfolgsfaktoren

I

n der reizüberfluteten und gestressten Gesellschaft werden die Sinnsuche im Urlaub, die Natur als Entschleunigungsraum immer wichtiger. Viele Experten sind sich daher einig, dass die Alpen im 21. Jahrhundert zu begehrten Kraftplätzen werden. Das Potenzial an Aussteigern, die immer wieder temporär aus der Hochgeschwindigkeitsgesellschaft aussteigen wollen, scheint noch lange nicht ausgereizt. Tatsächlich sind Tirols unverwechselbare Landschaft, die Schönheit der Berge, die landestypische Kultur die – im wahrsten Sinne – natürlichen Erfolgsfaktoren unseres Landes.

„Perfekte Gegenwelt“. Davon zeigte sich jüngst auch Österreichs bekannte Meinungsforscherin Helene Karmasin im Rahmen einer spannenden Diskussion zum Wachstumspotenzial des alpinen Sommers überzeugt: „Die Berge sind eine perfekte Gegenwelt zum hektischen Berufsleben, sie können Lebenskraft vermitteln. Diese Welt steht für den Zauber der vorindustriellen Welt. Aus den im Alltag erlebten Defiziten entstehen die Sehnsüchte, die Tirol gerade auch im Sommer perfekt bedienen kann“, stellte Karmasin fest. Dafür sei es wichtig die Authentizität Tirols glaubwürdig in emotionalen Botschaften sichtbar zu machen. Und auch Zukunftsforscher Andreas Reiter bestätigte, dass die Jagd nach Fun & Kick bei vielen Menschen längst durch die Sinnsuche ersetzt wurde. „Eine ausgebrannte Gesellschaft sucht nach Werten und Erlebnissen, nach Ruhe und Sinn, nach nachhaltigen Effekten für Körper und Geist.“ Daher hätten „Sinninszenierungen“, die Authentizität statt Adrenalin bieten, künftig noch mehr Erfolg. Und auch aus den Urlaubsbefragungen wird deutlich: Unsere Gäste suchen insbesondere das einmalige Naturerlebnis. Allein im Sommer sind Landschaft/Natur und die Berge mit jeweils 74 Prozent die Top-Gründe für Tirol und lösen auch mit 93 Prozent die höchsten Zufriedenheitswerte aus. Auf Basis der Natur und durch geschickte Spezialisierungen haben es damit viele Destinationen unseres Landes nachhaltig geschaff t, zu sommerlichen Sehnsuchtsregionen zu avancieren.

Traditionen verankern. In diesem Zusammenhang ist aber auch eines ausdrücklich festzuhalten: Das international so beliebte Tourismusland Tirol gibt es auf Dauer nur, wenn es weiterhin gelingt, auch als Bauernland die lebensnotwendigen Strukturen zukunftsfähig zu erhalten. Unsere Traditionen in der Gegenwart selbstbewusst zu verankern und zu kultivieren – darin liegt die Natur unseres Erfolgs. Daher muss gerade die Tourismuswirtschaft essenzielles Interesse an einer funktionierenden Tiroler Landwirtschaft haben. Derzeit gibt es rund 400.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, circa 72 Prozent davon entfallen auf Almen. Im ganzen Land existieren noch rund 2.300 bewirtschaftete Almen, die vielfach zu Attraktionen für viele unserer Urlauber geworden sind. Die Tiroler Almbauern tragen mit hochwertigen Produkten, der Landschafts- und Kulturpflege sowie ihrer Gastfreundschaft zum Gesamterfolg beträchtlich bei. Tatsächlich sind diese bäuerlichen Lebensformen gerade auch im touristischen Kontext und die Erhaltung dieser kleinteiligen Struktur enorm wichtig. Auch die aktuell strittige Debatte rund um das Thema Rückzahlung von Förderungen für Almbauern kann in diesem Kontext niemanden freuen – auch wenn in Einzelfällen die Diskussion notwendig sein wird. Jedenfalls haben auch die aufgrund der Wirtschaftlichkeit forcierten Genossenschaftsbildungen und damit entstehenden Genossenschaftsalmen langfristig betrachtet nicht immer optimale Auswirkungen. Denn dort wo ein einzelner Bauer seine eigene Alm mit Liebe und Leidenschaft bewirtschaftet, wird immer auch die Liebe zum Detail deutlich spürbarer sein. Im touristischen Zusammenhang hat die Tiroler Almwirtschaft mit Sicherheit Zukunft. Und viele Tiroler Almen, die mit ihrer Geschichte und qualitätsvollen Spezialitäten punkten, erfreuen sich steigender Beliebtheit bei den Gästen. Ein erfreuliches Beispiel für das Zusammenwirken von Landwirtschaft und Tourismus stellen schon heute 21 Tiroler Genussrouten dar. Wandern und Tiroler Produkte genießen, die Landschaft spüren und die Erzeugung sowie Veredelung von regionalen Spezialitäten authentisch erleben – das ist auch ein naturnaher Tiroler Weg zum gemeinsamen Erfolg! ×

JOSEF M ARG REITER , DIREK TOR TIROL WERBUNG


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7 INHALT SAISON

© KOLB, LEFAY RESORT & SPA, KITZALP-ENDURO 2012/TOM BAUSE, TIROL WERBUNG (2), RHÔNE ALPES TOURISME/GODIN, MARIO RABENSTEINER

DIE NACHHALTIGEN ABRÄUMER

18

ZURÜCK ZUM URSPRUNG

38

MIT INDIEN IST ZU RECHNEN

32

„WIR SIND EIN TEIL DES GANZEN“

8

FÜR EIN BESSERES MORGEN

36 14

DIE ZUKUNFT IST GRÜN

26

FREIZEIT SUCHT PÄDAGOGEN

THEMA: DIE NATUR DES ERFOLGES 8

Für ein besseres Morgen Nachhaltig zu wirtschaften, ist nicht nur ein Dienst an der Gesellschaft, sondern nützt auch dem Unternehmer.

10

Erfolgsfaktor Natürlichkeit Erfolgreich ist, für wen Nachhaltigkeit ein echtes persönliches Anliegen ist.

14

„Wir sind ein Teil des Ganzen“ Visionär Bernd Kolb im Interview

18

Die nachhaltigen Abräumer Drei Beispiele außerhalb Tirols, die zeigen, dass sich ökologisches Handeln gewinnbringend vermarkten lässt.

26

Die Zukunft des Tourismus ist grün Die wertvollste Ressource des Urlaubslandes Tirol ist seine Natur.

MAGAZIN

38

Zurück zum Ursprung Enduro-Mountainbiken boomt. Der Tourismus kann von diesem Trend profitieren.

42

Alpine Flaschenpost Eine kleine Geschichte der Gipfelbücher.

30

Freiwillige vor! Wie Urlauber in Tirols Naturparks mithelfen können

44

Lebendiges Christentum Die Vorbereitungen für die Jubiläumspassion in Erl laufen.

32

Mit Indien ist zu rechnen Der Reisemarkt Indien wächst.

46

22

Die Magie von Orten Das Geheimnis der Kraftplätze und ihr Nutzen für die Marke Tirol

34

Die Macht der Rankings Wie sind Rankings der besten Regionen, Städte etc. zu interpretieren?

Freies Spiel Geiger Christian Tetzlaff ist zu Gast bei Musik im Riesen 2013.

49

Kommentare

36

50

24

Freizeit sucht Pädagogen Was verbirgt sich hinter der Ausbildung zum „Akademischen Freizeitpädagogen“?

Nachgefragt

„Stille ist ein seltenes Gut“ Philosoph Konrad Paul Liessmann über Urlaub und Natur

IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 2/2013 (65. Jahrgang)

SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Steffen Arora, Mag. Nina Heizer-Walch, Mag. Sonja Kainz, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Ernst Spreng • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Emanuel Kaser, Franz Oss • GRAFIK: Tanja Mintscheff • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, t.pilgram@target-group.at ANSCHRIFT VERLAG: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.zielgruppenverlag.at/Impressum abgerufen werden.


Für ein besseres Morgen Ressourcen schonen, auf die Umwelt achten und in die Bildung der Mitarbeiter investieren: Nachhaltig zu wirtschaften, ist nicht nur ein Dienst an der Gesellschaft, sondern nützt nicht zuletzt dem Unternehmer. V O N S Y LV I A A I N E T T E R

N

achhaltigkeit – ein Schlagwort, das heute fast schon zum guten Ton gehört. Doch was ist damit gemeint? Dr. Georg MüllerChrist, Professor an der Universität Bremen mit dem Schwerpunkt „Nachhaltiges Management“, hat eine pragmatische Erklärung parat: „Unter Nachhaltigkeit versteht man eine vernünftige Art und Weise, mit Ressourcen umzugehen, damit sie dauerhaft zur Verfügung stehen“. Viele Unternehmer sehen allerdings keine Möglichkeiten, solche Maßnahmen durchzusetzen und trotzdem noch den Profit zu steigern. Zu kostspielig sind alternative Energien, umweltfreundliche Baustoffe und außertourliche Ausgaben fürs Personal. Da geht es dem Industriebetrieb im Ruhrgebiet nicht anders als dem Tiroler Hotelier. Die Frage liegt also auf der Hand: Muss Nachhaltigkeit wirklich sein? „Ein Unternehmen, das nicht nachhaltig handelt, wird morgen nicht mehr da sein“, stellt Müller-Christ trocken fest. Zu diesem Schluss kommt er nach jahrelanger Forschungsarbeit und Beobachtung der Wirtschaft. Als plakatives Beispiel nennt er die metallverarbeitende Industrie. Würde sie nicht selbst in Metallrecycling investieren, ginge ihr eher früher als später der Rohstoff aus. Und ohne Rohstoff kein Betrieb mehr. „Hier nach dem Staat zu rufen, funktioniert nicht“, sagt Dr. Müller-Christ, „darum müssen sich die Betriebe schon selbst kümmern.“ Dass Metall wiederverwertet wird, ist somit nicht nur eine Umweltschutzmaßnahme, sondern dient in erster Linie dem Fortbestehen des Unternehmens. Auf den Tourismus umgelegt, bedeutet das: Ohne intakte Umwelt kein Tou-

rismus mehr. Denn wer will schon Urlaub auf vermüllten Bergen machen, wo die Luft schlecht ist und außer Skiliftmasten kaum mehr etwas zu sehen ist?

Fachkräfte für morgen.

„Das Hauptproblem“, sagt Müller-Christ, „sind aber nicht die materiellen Ressourcen, sondern die immateriellen, wie Bildung, Legitimation und gesellschaftliches Vertrauen.“ Für alles Materielle gebe es Märkte, die den Nachschub über lange Zeit regulieren könnten, im immateriellen könne es schnell schwierig werden. So sollten die Verantwortlichen im Tourismus dringend auch in Fort- und Ausbildung ihrer (künftigen) Mitarbeiter investieren, wenn sie morgen noch ausreichend Fachkräfte zur Verfügung haben möchten.

„Ein Unternehmen, das nicht nachhaltig handelt, wird morgen nicht mehr da sein.“ UNIV.-PROF. DR. GEORG MÜLLER-CHRIST, PROFESSOR FÜR NACHHALTIGES MANAGEMENT AN DER UNIVERSITÄT BREMEN

Im Tiroler Tourismus hat sich in diesem Zusammenhang viel getan. Doch gerade im Personalbereich spürt die Branche noch immer die Auswirkungen vom wenig nachhaltigen Personalmanagement der vergangenen Jahrzehnte. Arbeitsplätze im Tourismus haben keinen guten Ruf: schlecht bezahlt, keine geregelten Arbeitszeiten, unvereinbar mit einem Familienleben, wenig Weiterbildungsmöglichkeiten, wenig Komfort.

Das Problem des Arbeitskräftemangels wird sich noch verstärken, wenn nicht nachhaltiger agiert wird. Das heißt: Mitarbeiter motivieren, sie ans Unternehmen binden, fair bezahlen, menschlich agieren, sprich: ein attraktiver Arbeitgeber sein. Bemühungen und Initiativen gibt es bereits, und die sind dringend notwendig. Ein Paradebeispiel für nachhaltiges Personalmanagement ist Reiters Posthotel in Achenkirch. Hier genießen die Mitarbeiter zahlreiche Vergünstigungen wie kostenloses Essen an freien Tagen, freien Eintritt in die SPA-Landschaft, Unterbringung in einem modernen, großzügigen Personalhaus und nicht zuletzt ein Einkommen, das über dem Kollektivvertrag liegt. Über mangelnde Bewerber brauchen sich die Reiters deswegen keine Sorgen machen.

Nötige Investitionen.

Der Konsument steht den Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen positiv gegenüber. Doch belohnt er diese auch? „Das hängt davon ab, ob er dann mehr bezahlen muss“, sagt Müller-Christ, „denn dazu ist er im Normalfall nicht bereit.“ Der Biolebensmittelmarkt funktioniere deshalb so gut, weil der gesundheitliche Aspekt eine große Rolle spielt. Die Masse der Konsumenten honoriere es jedoch derzeit nicht, dass ein Hotel regenerative Energien nutzt und in die Ausbildung der Mitarbeiter investiert. Überhaupt sei das mit der Masse schwierig. „Massentourismus und Nachhaltigkeit gehen nicht zusammen“, befindet Müller-Christ. Betriebe, die nachhaltig wirtschaften, müssen investieren, ohne diese Mehrkosten einfach an ihre Kunden weitergeben zu können. Derzeit zumindest


noch nicht. „Das Nachhaltigkeitsproblem ist entstanden, weil Unternehmen sich sehr ökonomisch verhalten. Das kann nur wieder in Ordnung gebracht werden, indem wir wieder beginnen, für alles zu bezahlen, was wir in Anspruch nehmen“, befindet Müller-Christ, „doch langfristig ist das sehr vernünftig – denn nur so kann man im Geschäft bleiben.“

Vertrauen bilden.

Die wirtschaftlichen Vorteile von Nachhaltigkeitsbemühungen zeigen sich nicht unmittelbar, auf lange Sicht gesehen jedoch sehr deutlich. Ein wesentliches Kriterium für den wirtschaftlichen Erfolg ist der Ruf eines Betriebes in der Region. „Wer so wirtschaftet, dass die unerwünschten Nebenwirkungen auf die Menschen in der Umgebung so gering wie möglich sind, der erlangt gesellschaftliches Vertrauen“, erklärt MüllerChrist. Und gesellschaftliches Vertrauen ist gerade in Krisenzeiten unabdingbar. Was es für einen Betrieb bedeutet, wenn die Profitblase platzt, könne derzeit bei den Banken beobachtet werden. Wer seinen Betrieb nachhaltiger führen möchte, kann in allen Bereichen ansetzen, am einfachsten bei der Energieversorgung. „Energie zu sparen, bedeutet aber nicht zwangsweise auch Kosten zu sparen“, relativiert Müller-Christ. Doch Betriebe, die bereits heute darauf setzen, nur wenig Energie zu verbrauchen, und dabei regenerative Energien bevorzugen, können sich schon bald freuen. Denn dass fossile Energieträger immer rarer werden und deswegen die Preise zwangsweise steigen, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Ganz abgesehen davon, dass ihre Nutzung alles andere als umweltschonend ist. Wer heute in nachhaltige Technologien investiert, wird auf lange Sicht Ausgaben sparen und Ansehen gewinnen – und so auch wirtschaftlich erfolgreicher sein. ×

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SAISON

DIE NATUR

10 DES ERFOLGES

© TVB HALL-WATTENS, WWW.WILDSCHOENAU.COM

Authentische Kulinarik. Die Wildschönau ist eine Vorzeigeregion, wenn es um hochwertige regionale Lebensmittel geht.

Einfach, aber genial. Der Kugelwald am Glungezer eröff net mit einfachsten Mitteln das naturnahe Spielen im Wald.

Erfolgsfaktor Natürlichkeit Ökotourismus und Nachhaltigkeit – diese Begriffe werden inzwischen oft überstrapaziert. Erfolg haben damit auch in Tirol nur jene, für die es ein echtes persönliches Anliegen ist. VON ERNST SPRENG

W

enn der einzige österreichische Hersteller eines biologischen Weizenbieres die Produktion einstellt, dann ist es für ein BioHotel eine echte Herausforderung, einen möglichst nahen Ersatz zu finden“, erzählt Christian Wandl vom Leutascherhof aus seinem Alltag. Für den Hotelier, dessen Familie sich seit rund 20 Jahren mit biologischen Lebensmitteln beschäftigt, bedeutet der Wegfall eines Produzenten die mitunter langwierige Suche nach Ersatz. Aber der

Mehraufwand lohnt sich für Wandl: „Zuerst einmal ist es einfach ein persönliches Anliegen, biologische Lebensmittel und Getränke zu verwenden. Würden wir ideologisch nicht dahinter stehen, hätten wir mit unserem Bio-Hotel keinen Erfolg, weil alles andere dem Gast nicht authentisch vermittelbar ist.“ Spricht man mit den Verantwortlichen von Freizeitprojekten, welche die Tiroler Natur in den Mittelpunkt stellen, so ist bei aller Unterschiedlichkeit eine Aussage immer gleich: Wirtschaftlich erfolgreich ist, was von einem selbst gelebt wird.

„Die Besucher – vor allem die Kinder – sollen eingeladen werden, sich mit der Natur zu befassen. Sie dürfen und sollen selber etwas tun – und gestalten so den Kugelwald selbst mit.“ SILVIA PFEIL, INITIATORIN DES KUGELWALDS AM GLUNGEZER

Die zündende Idee. Naturnähe und nachhaltige Freizeitprojekte müssen allerdings nicht immer ein Hindernislauf sein. Es geht auch einfach, wenn die zündende Idee da ist, wie man Natur naturgerecht für den Gast attraktiv gestalten kann. Ein aktuelles Beispiel ist der Kugelwald am Glungezer bei Hall in Tirol. Im Grunde handelt es sich bei dieser Erlebniswelt um nichts anderes als eine überdimensionale Kugelbahn, wie man sie aus den Kinderzimmern dieser Welt nur zu gut kennt. Nur dass am Glungezer diese Bahn 350 Meter lang ist, ausschließlich aus Zirbenholz gebaut wurde und sich auf verschlungenen Bahnen durch den Wald schlängelt. Im vergangenen Jahr wurde mit dem Kugelwald begonnen. Das Ergebnis: Bereits heuer wird erweitert. „Alle Elemente entsprechen genau den Leitsätzen, die wir von Beginn an verfolgt haben: Die Besucher – vor allem die Kinder – sollen eingeladen werden, sich mit der Natur zu befassen. Sie dürfen und sollen selber et-


was tun – und gestalten so den Kugelwald selbst mit“, betont Ideengeberin Silvia Pfeil. Mit der Verwendung heimischen Holzes, der zukunftsorientierten Allianz von Tourismusverband, Agrargemeinschaft, Gemeinde und Bergbahn konnte so eine beispielgebende, nachhaltige Attraktion für die Zukunft geschaffen werden. Im Kugelwald erleben Familien die Gesetze der Natur und Physik ohne technische Hilfsmittel – und vergnügen sich mit einfachsten Mitteln.

„Bei uns helfen die Gäste dabei, seltene Pflanzen und Tiere zu kartieren. Im Speziellen helfen uns die Urlauber, das Verbreitungsgebiet seltener Enzian-Pflanzen zu erforschen.“ THOMAS SCHMARDA, GESCHÄFTSFÜHRER DES NATURPARKS ÖTZTAL

Freiwillig arbeiten. Das Rückgrat der meisten naturnahen Tourismusprojekte in Tirol sind die fünf Tiroler Naturparks und der Nationalpark Hohe Tauern. Gerade rund um die Tiroler Naturjuwele ist die Anhäufung nachhaltiger Projekte besonders hoch. In den Parks selbst startet man 2013 mit einer Aktion, die Urlaub mit dem Bedürfnis verbindet, etwas für die Natur zu tun. In allen sechs Parks gibt es heuer so genannte Volunteering-Projekte (siehe auch den Beitrag ab Seite 30). Gäste kommen zum Urlaub nach Tirol und arbeiten während ihres Aufenthalts ein paar Tage freiwillig bei Erhaltungsprojekten in den Parks mit. Beispielsweise werden im Alpenpark Karwendel neue Wandersteige angelegt, im Naturpark Tiroler Lech wird mit Hilfe der Urlauber der Bestand der deutschen Tamarisken-Bäume kartiert. Die Urlauber buchen Packages von zwei bis sieben Tagen. Sie erleben nicht nur die Tiroler Natur, sie schützen sie aktiv mit. „Das ist ein spannendes Projekt für uns“, erklärt Thomas Schmarda, Geschäftsführer des Naturparks Ötztal. „Bei

uns helfen die Gäste dabei, seltene Pfl anzen und Tiere zu kartieren. Im Speziellen helfen uns die Urlauber, das Verbreitungsgebiet seltener Enzian-Pfl anzen zu erforschen.“ Begleitet werden sie dabei von ausgebildeten Botanikern. Der nachhaltige Nutzen ist hier Programm: Der Naturpark profitiert von der freiwilligen Arbeit, die Nächtigungen beleben den Sommertourismus und der Gast erlebt eine vollkommen neue Form des Urlaubs: Er fährt nach Hause mit dem guten Gefühl, die Natur mit allen Sinnen erlebt zu haben.

Kulinarisches.

„Ich liebe den Käse und der Käse liebt mich“, erklärt Johann Schönauer von der Schönangeralm in der Wildschönau das Geheimnis seines Erfolges. Der Käser, der immer wieder für seine Kreationen mit Goldmedaillen ausgezeichnet wird, ist nur ein Beispiel dafür, dass natürliche und authentische kulinarische Erlebnisse in Tirol Erfolg

haben. Die Wildschönau ist seit vielen Jahren eine Vorzeigeregion, wenn es um hochwertig regionale Lebensmittel geht. Hier hat man es sogar geschaff t, mit dem Krautingerschnaps aus der weißen Stoppelrübe zu begeistern, der nun wirklich nicht jedermanns Geschmack ist. Meist bekommen Urlauber aber die „Touristenausgabe“ serviert, die den intensiven Geruch und Geschmack abmildert. Ob Wildschönauer Bauernfrühstück, Krautingerschnaps oder Schaukäserei – richtig erfolgreich macht die Ansammlung kulinarischer Erlebnisse in der Wildschönau deren Vernetzung durch Genussrouten, die von Original zu Original führen. Wer mag, kann sich geführten Wanderungen anschließen, die mit Zwischenstopps drei bis fünf Stunden dauern und für Gäste mit der Gästekarte kostenlos sind. Lediglich für die Jausen und Verköstigungen wird ein Unkostenbeitrag erhoben. Natur von ihrer schmackhaften Seite – ein Erfolgsrezept. ×

© NATURPARK ÖTZTALER ALPEN

11


© LEUTASCHERHOF

Familiensache. Hinter der Bio-Ausrichtung des Leutascherhofes steht die gesamte Hoteliers-Familie Wandl. Im Bild (v. l.): Eveline, Christian, Margit, Otto Wandl und die jüngste Generation Laura und Maximilian.

„100 Prozent Bio ist die einzige Alternative“ Die Familie Wandl gehört zu den Bio-Pionieren im Tiroler Tourismus. Der Erfolg gibt Ihnen Recht. Ein Interview mit den Hoteliers Otto und Christian Wandl.

S

AISON: Wann haben Sie sich für die Ausrichtung Ihres Hotels als Bio-Hotel entschieden? OTTO WANDL: Wir haben den Betrieb 1993 übernommen. Von Beginn an haben wir auf regionale Produkte gesetzt. Ich würde sagen, wir waren zu 50 Prozent Bio. Damals wurden wir belächelt, mitunter bedauert. 2008 waren wir dann einfach nicht mehr zufrieden mit der Entwicklung der Lebensmittelindustrie. Zu 100 Prozent auf Bio zu setzen, war nicht nur logische Konsequenz, sondern für uns eigentlich die einzige Alternative. 100 Prozent Bio – was bedeutet das im Alltag? OTTO WANDL: Primär denkt man natürlich an Lebensmittel. Bei uns geht das aber vom Ökostrom bis hin zu den Getränken, Waschmitteln und Kosmetika. Für uns muss in jedem Bereich nachvollziehbar sein, wie etwas hergestellt wird und woher es kommt. Das ist nicht immer leicht. Aber unsere Gäste nehmen das bewusst wahr. Ein Bio-Hotel ohne Ökostrom – das geht einfach nicht. CHRISTIAN WANDL: 70 Prozent unserer Gäste kommen genau wegen dieser

Ausrichtung als Bio-Hotel zu uns. Das ist eine enorme Verantwortung. Wir haben 2008 fast ein Jahr gebraucht, um unsere Lieferanten zu finden. Bio heißt aber zum Beispiel auch, dass wir einen Koch mehr brauchen. Denn Fertigprodukte gibt es bei uns nicht.

CHRISTIAN WANDL: Unser Gast sucht Bio-Urlaub in den Alpen. Das heißt: Zuerst sucht er sich das Hotel, dann erst schaut er sich die Region und deren Angebot an. Der Sommertourismus ist intensiver in diesem Segment. Allerdings ist Bio nicht als Mittel zur Saisonverlängerung geeignet.

Wie haben die Gäste das damals aufgenommen? CHRISTIAN WANDL: Natürlich hat die Umstellung auf 100 Prozent Bio eine Preiserhöhung mit sich gebracht. Im ersten Jahr sind uns dann rund 30 Prozent der Gäste weggebrochen. Wir hatten allerdings unterm Strich den gleichen Umsatz. Inzwischen haben wir dieses anfängliche Gästeminus komplett aufgeholt. Wir haben jetzt spürbar andere Gäste. Bei jungen Familien ist Bio ein starker Trend. Wir haben ständige Zuwachsraten aus Deutschland oder Italien.

Ist biologische Ernährung für den Konsumenten teurer? OTTO WANDL: Mein Tipp ist immer: Hat man einmal die Grundnahrungsmittel auf biologischer Basis im Haus, dann hat man viel getan. Die saisonalen Bio-Produkte sind nicht wesentlich teurer. Sieht man sich allerdings die Lebensmittelindustrie an, dann beobachte ich inzwischen auch bei Bio eine Zweiklassengesellschaft: die industriell hergestellten Bio-Produkte der Lebensmittelketten und Bio-Produkte direkt vom Kleinhersteller.

Wie schaut er aus, der Bio-Gast? OTTO WANDL: Das sind sehr informierte Gäste, denen kann man nichts vormachen. Besonders unsere Gäste aus Deutschland verfügen über ein hohes Wissen im Bereich der Ernährung. Für uns sind diese Gespräche mit unseren Gästen eine echte Inspiration.

Bio muss man also wirklich aktiv leben? OTTO WANDL: Wir können nur für uns sagen: Uns ist das jede Mühe wert. Unsere Küche ist wesentlich vielfältiger geworden, der Gästekontakt ist intensiver. Und wir selbst möchten nichts anderes essen. Vielen Dank für das Gespräch.

×


Die neue 5-Euro-Banknote PORTRÄTWASSERZEICHEN Hält man die Banknote gegen das Licht, wird das Porträt der mythologischen Gestalt Europa, ein Fenster und die Wertzahl sichtbar. PORTRÄTHOLOGRAMM Beim Kippen erkennt man das Porträt der mythologischen Gestalt Europa, das €-Symbol, ein Fenster und die Wertzahl.

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SAISON

DIE NATUR

14 DES ERFOLGES

„Wir sind ein Teil des Ganzen“ Bernd Kolb, Ex-Top-Manager, Unternehmer und Hotelbesitzer, über das Gesetz der Natur und sein Plädoyer für ein neues ökonomisches Denken DAS INTERVIEW FÜHRTE STEFAN KRÖLL.

S

AISON: Herr Kolb, um mit einer persönlichen Frage zu starten: Sie waren früher ein Manager, dem es vorwiegend um den persönlichen und den wirtschaftlichen Erfolg in einer durch und durch kapitalistisch orientierten Welt ging. Wodurch wurde Ihr persönlicher und doch so radikaler Perspektivenwechsel ausgelöst? BERND KOLB: Ich habe mich mein Leben lang für Zukunft interessiert. Dadurch war Innovation stets mein Thema. Im Jahr 2006 hab ich dann den Vortrag „Eine unbequeme Wahrheit” von Al Gore gehört und wurde auf ein bis dato für mich völlig unbekanntes Thema aufmerksam: den Klimawandel. Aus persönlicher Neugier bin ich dann sehr tief in die Ursachen und die Folgen eingestiegen, um zu verstehen, wo wir ansetzen müssen, um die drohende Katastrophe zu verhindern. Welche Schlüsse haben Sie gezogen? Da es wir Menschen sind, die die Verantwortung tragen, wurde mir schnell klar, worin das eigentliche Problem besteht: Solange wir ausschließlich das Wachstum der Profite ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Folgen vorantreiben, ist die derzeitige Entwicklung unaufhaltsam. Das sehen wir auch an allen aktuellen Zahlen und Trends. Es muss also erst ein Umdenken erfolgen – verantwortungsbewusste Führungsqualität in der Wirtschaft und der Politik ist gefragt. Positiv dabei ist, dass das neue ökonomische Denken, bei dem die Mehrung des Gemeinwohls neben dem Gewinnstreben seinen Platz findet, nicht nur in der Gesellschaft Thema wird, sondern auch in den Führungsetagen von Unternehmen. Und genau damit beschäftige ich mich jetzt: aufklären, Bewusstsein schaffen, Systeme überdenken und Mut

zur positiven Veränderung erzeugen. Das vermittle ich in meinen Leadership-Coachings, aber auch in meinen Vorträgen und Publikationen. Heute propagieren Sie den Wandel vom Ego- zum Eco-Denken – was ist damit gemeint? Wir sollten uns wieder daran erinnern, dass es nicht „uns“ und „die Natur“ gibt. Wir sind Teil der Natur, sind wie alle anderen Lebewesen abhängig von funktionierenden Öko-Systemen, also nachhaltigen Kreisläufen für qualitatives Wachstum. Ganz im Gegensatz dazu leben wir aber in einer Welt, in der das Ego dominiert, in der sich anscheinend jeder

kann, werden wir die notwendigen systemischen Reformen schaffen. Mit Blick auf den Zustand unseres Systems – ist die steigende gesellschaftliche Sensibilität für alternative Lebens- und Wirtschaftsformen ein unumkehrbarer Weg? Gegenfrage: Gibt es eine Alternative, wenn wir langfristig mit einer schnell wachsenden globalen Bevölkerung überleben wollen? Es wird diesmal nicht reichen, erst dann zu reagieren, wenn sich die ersten Auswirkungen der drohenden Krisen manifestieren – wir sollten vorausschauend agieren, damit wir nicht unter so großen Druck geraten, dass notwendige

„Zu einer Konsumdummheit, die unser System langfristig betrachtet schwächt, gehören immer zwei: einer, der sie anbietet, und einer, der sie kauft.“ BERND KOLB, GRÜNDER DES CLUB OF MARRAKESCH

nur noch für das Steigern der Gewinne und das Vergrößern seines persönlichen Reichtums interessiert. Dabei sollten wir besser den Unterschied zwischen finanziellem Reichtum und tatsächlichem Wohlstand verstehen – denn Geld alleine führt nicht zu steigender Lebensqualität, sondern häufig sogar zum genauen Gegenteil. Müssen wir uns also die Natur viel stärker zum Vorbild nehmen? Wir haben keine andere Wahl, denn wir sind die Natur, ein Teil des Ganzen. Nur wenn wir uns darauf besinnen, wie jeder von uns wieder mehr zum Wohle der Gemeinschaft beitragen

Korrekturen zu spät kommen. Jetzt sind also Visionskraft, neues Denken und mutiges, entschlossenes Führen gefragt. Kommt das nachhaltige Agieren langfristig auch bei großen Konzernen in Mode, weil man an sich verändernden gesellschaftlichen Wahrnehmungen nicht mehr vorbeigehen kann? Zu einer Konsumdummheit, die unser System langfristig betrachtet schwächt, gehören immer zwei: einer, der sie anbietet, und einer, der sie kauft. Wir müssen also gesamtgesellschaftliches Bewusstsein schaffen. Natürlich ist es unverständlich, warum man in die EU


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„Alles, was nicht nachhaltig ist, hat keine Zukunft, das ist die Natur des Prinzips. Wenn sie ein Wäldchen haben und mehr Bäume abholzen als aufforsten, dann wird eines Tages kein Wald mehr da sein.“

Über den Dächern von Marrakesch. Kolbs Hotel AnaYela wurde bereits vier Mal zum besten Hotel der Welt gewählt.


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DIE NATUR

beispielsweise billiges, aber hochgiftiges Kinderspielzeug aus China einführen kann – aber es liegt auch an uns Konsumenten, ob wir diese Waren kaufen. Natürlich kann man dies nicht generalisieren und nicht alles, was aus China kommt, ist schlecht. Aber wir müssen hinschauen, eigenverantwortlich werden, denn der Staat wird uns das eigene Denken und Handeln – Gott sei Dank – niemals abnehmen können.

Das Schöne daran ist, dass die Reisenden großes Interesse mitbringen und so auf eine sehr spannende Art neue Perspektiven gewinnen, die sie sicherlich auch im persönlichen Umgang mit ihrem eigenen Leben inspiriert. Das extrem positive Feedback weltweit auf unseren Ansatz und die große Nachfrage zeigen uns deutlich, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind.

Werden nachhaltig arbeitende und denkende Unternehmen Wettbewerbsvorteile haben? Davon bin ich überzeugt. Alles, was nicht nachhaltig ist, hat keine Zukunft, das ist die Natur des Prinzips. Wenn Sie ein Wäldchen haben und mehr Bäume abholzen als aufforsten, dann wird eines Tages kein Wald mehr da sein. Das können wir weder schönreden noch aushebeln, das ist das eherne Gesetz der Natur. Tatsache ist, dass auch internationale Konzerne und „Brands“ sich immer stärker an nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen orientieren, die nicht nur ökonomische, sondern auch soziale und ökologische Mehrwerte schaffen.

Gerade der alpine Raum kann immer wichtiger werdende Werte wie Ursprünglichkeit, Natur, Authentizität in den Vordergrund stellen. Könnte die konsequente Entwicklung zu nachhaltig agierenden Smart Alpine Regions, die Fokussierung auf zukunftsfähige Technologien nicht enorme Wettbewerbsvorteile – auch in Richtung Glaubwürdigkeit beim Kunden – bringen? Auf jeden Fall. Gerade der alpine Raum lebt insbesondere im touristischen Kontext von der Natur und stilisiert sich als archaischer Sehnsuchtsort für eine zunehmend gehetzte Generation. Andererseits ist dieser sensible Lebensraum ja selbst sehr stark von den ökologischen Problemen betroffen – laut dem letzten OECD-Bericht sind bereits 50 Prozent aller Gletscher abgeschmolzen, bis 2050 werden es wahrscheinlich 75 Prozent sein. Umso wichtiger ist es in diesem Kontext, besonders in der Alpenregion auf nachhaltigen Tourismus zu setzen. Gerade weil die kommende Generation wieder über Herkunft und Zukunft neu nachdenken muss, ist kulturelle Authentizität besonders bedeutsam.

Sie agieren in Marrakesch selbst nachhaltig und haben dort in der Medina alte Strukturen wieder aufgebaut. Das AnaYela ist heute ein international vielfach ausgezeichnetes und preisgekröntes Hotel. Wird dieser Trend auch den Tourismus nachhaltig prägen oder verändern? Die Gruppe derer, die eine echte, authentische Erfahrung machen wollen, nimmt zu. Niemand kommt zu uns, weil er ein „nachhaltiges Hotel“ sucht – aber vor Ort führen wir die Gäste behutsam in Kultur und nachhaltige Entwicklung ein.

Vielen Dank für das Gespräch.

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ZUR PERSON Als Internet-Pionier erhielt Kolb mehr als 90 nationale und internationale Preise. Im Jahr 1998 wurde er in Deutschland zudem als Unternehmer des Jahres ausgezeichnet. 1999 führte er seine Agentur I-D Media an die Börse (Neuer Markt), 2005 verkaufte Kolb seine Anteile und wechselte als Vorstand für Innovation und Endgeräte zur Deutschen Telekom. Anfang 2007 verließ Bernd Kolb den Vorstand auf eigenen Wunsch. In der historischen Altstadt Marrakeschs ließ Kolb daraufhin ein 250 Jahre altes Riad zum Hotel AnaYela umbauen. Mit dem Hotel gewann er vier Mal den World Hotel Award. Im Jahr 2010 gründete er den Club of Marrakesch, ein globales, interdisziplinäres Netzwerk. Die erste deutsche Ausgabe des Magazins „Wired“ im Jahr 2011 zählte Kolb zu den elf zukunftsweisenden deutschen Persönlichkeiten, der deutsche „Playboy“ wählte ihn zum Mann des Jahres 2012.

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© LEFAY RESORT & SPA (3), NATUR HAUTNAH (3)

Resort Lefay Resort & Spa. Das Resort am Gardasee verbindet erfolgreich Luxus mit ökologischem Bewusstsein.

Die nachhaltigen Abräumer Sie gewinnen Tourismuspreise, Auszeichnungen und Gäste durch ihr Engagement für die Natur. Drei Beispiele außerhalb Tirols, die zeigen, dass sich ökologisches Handeln durchaus erfolgreich und gewinnbringend vermarkten lässt. V O N N I N A H E I Z E R-WA LC H

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ls junger Landwirt im Bregenzerwald hat man ein Problem. Man steht vor 25 Hektar Grünfläche und weiß nicht, ob man damit eine Familie ernähren kann. Ingo Metzler hatte dieses Problem 1992. Als Ältester von fünf Geschwistern war er an der Reihe, den Bauernhof von seinen Eltern zu übernehmen. „Wenn ein Bauer auf Gras reduziert ist, ist

sein Betrieb eng mit dem Thema Milch verbunden. Will man Milch länger haltbar machen, stellt man Käse her. Aber das war es dann“, sagt er, „die Landwirtschaft ist hier in Bezug auf Wertschöpfung nicht allzu lukrativ.“ Also beschloss er, den Betrieb neu zu organisieren. Ruft man heute bei Metzler an, bekommt man von einem seiner 16 Mitarbeiter einen Gesprächstermin. Im ver-

gangenen Jahr wurde die 10.000 BesucherSchallmauer überschritten. Heuer rechnet er mit einem weiteren Anstieg. Metzler ist Preisträger des theALPS Awards 2012, hat den österreichischen und den Vorarlberger Innovationspreis für Tourismus gewonnen und ist mit seinem Erfolg sehr zufrieden. „Die Bestätigung dieser hochkarätigen Jurys zeigt uns, dass auch andere unser Konzept gut finden. Nicht nur wir.“


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„Naturhautnah“. Über 10.000 Menschen pro Jahr besuchen mittlerweile den Bauernhof im Bregenzer Wald.

Das Projekt. Das Konzept „Naturhautnah“ ermöglicht es, das Thema Bauernhof und alles, was dazugehört, zu „be-greifen“. Es wird energieeffizient und nachhaltig gewirtschaftet und Produkte vom eigenen Hof und aus der Region können nach einer Führung durch den Familienbetrieb probiert werden. „Das ganze Prozedere ist bei uns für Interessierte einsichtig. Das Erlebbare, Be-greifbare spielt eine wichtige Rolle“, sagt Metzler. Dieser Anspruch spiegelt sich auch im Angebot wider: In Gruppen können zum Beispiel drei Käse-Sorten in einer Sennschule selber gemacht werden. Jeder Teilnehmer hat dabei eine eigene Anlage vor sich und macht unter Anleitung in wenigen Stunden Käse. Auch sämtliche anderen landwirtschaftlichen Prozesse können beobachtet und miterlebt werden. Metzler will damit die „Lust auf die Natur wecken“. Dafür hat er einen KuhLaufstall, ein Ziegen-Tollhaus mit Besu-

chergalerie, eine Kleintier-Kuschel-Zone, einen Kräutergarten und eine HightechKühl- und Wärmeanlage errichtet. Allein 2011 investierte er 1,8 Millionen Euro in seinen Schau-Hof. Die komplette Tierhaltung und Milchverarbeitung wurden neu errichtet. „Wir sind laufend gefordert. Mal mehr, mal weniger“, meint Ingo Metzler. Heuer stehen die Fertigungstechniken für den Kosmetik-Bereich an.

Heilendes Wasser. Nur zehn Prozent von einem Liter Milch können zu Käse verarbeitet werden. Die restlichen 90 Prozent Molke verarbeitet der Familienbetrieb zu Kosmetikprodukten. „Darin sind hochwertiges Eiweiß, Vitamine und Spurenelemente. Die über 400 Inhaltsstoffe der Milch sind hauptsächlich in der Molke vorhanden. Innerlich und äußerlich angewendet, wirken diese sehr positiv“, sagt der Bio-Unternehmer. Schon Hippokrates habe die Molke als heilendes Wasser

bezeichnet. Inzwischen bietet Metzler über 50 Molke-Produkte im Ess- und Getränkebereich und für Körperpflege und Kosmetik an. Also findet der Besucher im Hofladen neben landwirtschaftlichen Produkten auch Handcremes, Bodylotions und Duschbäder. Der wirtschaftliche Zwang, Wertschöpfung aus dem Betrieb zu holen, habe zur intensiven Auseinandersetzung mit der Molke und ihrer möglichen Vermarktung geführt, sagt Metzler. Das Unternehmen ist in zwei Betriebe aufgeteilt. Einmal die Landwirtschaft als Naturproduktion und die Verarbeitung und Vermarktung in Form von GmbHs. Drei Gewerbe sind unter dem Natur-Dach vereint. Ingo Metzler ist mit seinem Erfolg zufrieden. Er hat etwas gewagt und etwas mit Bestand geschaffen. Nur: „Da muss man der Typ dazu sein. Es gibt keine Fünf-Tage-Woche mit acht StundenTagen. Man muss das wirklich wollen. Das ist nicht jedermanns Sache.“


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© ALPINE PEARLS (3)

Alpine Pearls. Sanfte Formen der Mobilität sind in Mitgliedsorten wie Hinterstoder (Bild links oben) oder Interlaken Teil der Philosophie.

Luxus am Lago. Ortswechsel. FünfSterne-Luxus am Gardasee lässt nicht unbedingt als erstes an Ökologiebewusstsein und Umweltschutz denken. Doch das 93-Zimmer-Resort Lefay Resort & Spa Lago di Garda setzt genau dort seinen USP an. In Sachen Umweltschutz nimmt es eine Vorreiterrolle in Italien ein, denn bei der Planung wurde unter dem Motto „Ein Mensch kann nur dann selbst gesund sein, wenn auch das Ökosystem, in dem er lebt, intakt ist“ besonderes Augenmerk auf die Umweltverträglichkeit gelegt. Dadurch hat der Betrieb eine Umweltzertifizierung (ISO 14001) sowie Qualitätszertifizierung (ISO 9001) erhalten. Außerdem ist man die erste Wellness-Anlage Südeuropas, der das renommierte Umweltzertifikat Green Globe verliehen wurde. Das Management hat sich in Eigeninitiative verpflichtet, alle selbst generierten Auswirkungen auf das Klima zu analysieren und zu neutralisieren. Daher wurden zum Beispiel eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach des Restaurants, eine Hackschnitzelheizung, eine Regenwasseraufbereitungsanlage, eine Absorptionskälteanlage, eine Methangas-Heizanlage und eine Biomasse-Anlage in die unberührte

Landschaft des elf Hektar großen Regionalparks Parco dell’Alto Garda gebaut. Die sogenannten Natura-Zimmer sind nach dem „innovativen Wohlfühlkonzept von Lefay umgesetzt worden. Weitläufige Räume, natürliche Materialien wie Marmor, Oliven- und Nussbaumholz sowie fortschrittlichste Technologien schaffen ein Maximum an Komfort im Zeichen neuen Luxus“, heißt es im Fact Sheet. Wer dort übernachtet, bekommt einen Leitfaden neben das Bett gelegt: mit dem „Green Book“ will das Hotel seine Gäste sensibilisieren und gibt eine Reihe von Tipps im Zeichen der Umweltverträglichkeit.

Geschätzter Umweltschutz. Nachhaltig entspannen scheint gut anzukommen: Es hagelt für den Luxus-Tempel nicht nur Umweltpreise, auch Reisemagazine, Hotelführer und Spa-Ratgeber wählten es bereits wiederholt auf Platz eins. „Unsere Gäste schätzen unser Engagement sehr“, sagt Anna Malvezzi, Pressesprecherin des Resorts. „Und viele von ihnen kommen wegen unseres Bemühens um die Ökologie wieder.“ Die durchschnittliche Auslastung betrage 80 Prozent. Vor allem

von Mai bis Oktober sei das Hotel sehr gut gebucht. Hauptsächlich kommen internationale Gäste, nur 20 Prozent sind aus Italien. Besonders stolz ist Malvezzi auf die Unterzeichnung eines freiwilligen Abkommens des Resorts mit dem italienischen Ministerium für Umwelt-, Landschaft und Meeresschutz zur Förderung gemeinsamer Projekte stolz. „Es ist ein großer Erfolg für uns, dass uns das Ministerium wahrgenommen hat. Das beweist, dass wir das Richtige tun“, sagt sie. Für die Umwelt und für den Erfolg des Resorts.

Die Alpenperlen. Auf „28 Paradebeispiele für nachhaltigen Alpentourismus“ sind wiederum die Initiatoren der Alpine Pearls stolz. Ökologisches Handeln und Tourismus lassen sich erfolgreich verbinden – das beweist auch der vielfach prämierte Verein, der sich seit Jänner 2006 für nachhaltiges Reisen im Alpenraum engagiert. „Die grundsätzliche Idee war, dass die Urlaubsorte im Alpenraum umweltfreundlicher agieren, eine sanfte Mobilität anbieten und gemeinsam am Markt agieren sollen“, erklärt Karmen Mentil vom Management des Vereins.


21 28 Orte in sechs Ländern machen sich nun für autofreies Reisen stark und garantieren dabei volle Mobilität. Darunter befinden sich mit Deutschnofen, Forni di Sopra, Karneid-Steinegg, Moos, Moena, Tiers, Villnöss und Welschnofen acht Orte aus dem UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten. Das Vorzeigebeispiel ist aber die Geburtsstätte der Perlenkette: Werfenweng im Salzburger Land. Dort wurde bereits vor 15 Jahren die sanfte Mobilität eingeführt. Die Verantwortlichen hätten laut Mentil schon früh erkannt, dass sie das Konzept mit anderen teilen und voneinander lernen wollen. Daher haben sie die internationale Vernetzung forciert und Orte in Österreich, Deutschland, Italien, der Schweiz, Slowenien und Frankreich für die Idee eines nachhaltigen Alpentourismus gewonnen. Inzwischen ist der Verein das Ergebnis zweier aufeinander aufbauender EU-Projekte: Alps Mobility I und II. Beide gehen auf die Initiative des Österreichischen Bundesministeriums für Landund Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft zurück. Der Schwerpunkt ist nach wie vor, innovative, nachhaltige

„Vielen Menschen ist mittlerweile bewusst geworden, dass wir auf unseren Lebensraum achten müssen.“ PETER BRANDAUER, PRÄSIDENT DER ALPINE PEARLS

Tourismus-Angebote zu schaffen und Urlaubsorte und Sehenswürdigkeiten mit sanfter Mobilität erreichbar zu machen.

30 Prozent Zuwachs. „Unser Projekt ist sogar in Japan bekannt“, sagt Mentil, „es gibt sehr schöne, messbare Ergebnisse von 30 Prozent Zuwachs bei der Auslastung der Tourismusbetriebe. Mit den Alpine Pearls wurde ein extrem attraktives Nischenprodukt geschaffen.“ Und die Nachfrage wachse weiter, da nun auch in Frankreich und Italien das Ökologiebewusstsein stärker ausgeprägt sei. „Alpiner Umweltschutz hat enorm an Bedeutung gewonnen. Vielen Menschen ist mittlerweile bewusst geworden, dass wir auf unseren Lebensraum achten müssen“, sagt auch der Präsident der Perlen, Peter Brandauer. Und dieses

Bewusstsein erreiche nun auch die südlicheren Länder. Vor allem durch den Verkehr werden die Alpen stark belastet und verlieren so an Attraktivität, sowohl bei den Einwohnern als auch bei den Urlaubsgästen. Und bei den Jurys. Auch die Alpine Pearls haben viele Preise abgeräumt. Das World Travel & Tourism Council (WTTC) zeichnete das Projekt zum Beispiel im Mai 2011 mit dem ersten Platz beim Tourism for Tomorrow Award aus. 2007 erhielt es den Climate Star, Klimabündnis. 2008 folgte der Energy Globe Award Salzburg, 2010 belegte es den zweiten Platz beim Travel-OneNachhaltigkeitspreis, 2012 erhielt man den ersten Preis des WWF Panda d‘Oro. Und noch ist kein Ende in Sicht. Umweltschutz lohnt sich! ×

Foto: Karwendel

Tiroler Wellness Kongress 2013

Die Fachtagung für die wellnessaffine Hotellerie 22. Mai 2013 Villa Blanka Innsbruck

Anmeldung unter: www.standort-tirol.at/wellnesskongress2013 · www.standort-tirol.at

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Standortagentur Tirol


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Die Magie von Orten

Genius loci. Plätze wie diese Kapelle im Ötztal strahlen eine besondere Kraft aus.

Jeder kennt Plätze, an denen er sich besonders wohlfühlt, wo es ihm besonders gut gelingt, zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken. Traditionelle Kraftplätze wie Wallfahrtsorte oder besondere Naturschauplätze touristisch zu nutzen, ist authentisch, nachhaltig und passt perfekt zur Marke Tirol. VON SONJA K AINZ

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r war grausam, unbarmherzig und herrschsüchtig. Eines Tages trieb es der sagenhafte König Serles allerdings zu weit. Die Natur rächte sich dafür ebenso unbarmherzig an ihm, wie er es zu Lebzeiten seinen Mitmenschen gegenüber gewesen war. Die Unbarmherzigkeit der Natur kann man auch heute noch zu spüren bekommen. Nämlich dann, wenn man nicht zeitig für eine Audienz beim König aufbricht. Dann brennt die Sonne beim Aufstieg auf den 2.700 Meter hohen Gipfel nämlich über weite Teile gnadenlos. Der König und sein Hofstaat wurden zur Strafe in Stein verwandelt, so will es jedenfalls die bekannte Sage. Als Wanderer sollte man sich zumindest vor einem Sonnenstich hüten. Der Gipfel in den Stubaier Alpen ist mehr als ein Schauplatz für eine der vielen alten Mythen, die sich um die Tiroler Bergwelt ranken. Er ist auch einer der beliebtesten Wanderziele sowohl für Einheimische als auch für Touristen und das liegt nicht allein an der Schönheit der schroffen Bergwelt.

Es ist auch das stille Versprechen, dass man sich bei der Begehung des „Hochaltars Tirols“ an einen alten Ort der Heilung und Spiritualität begibt. Am Fuß der Serles befindet sich das Kloster Maria Waldrast, dessen Gründung auf eine Marienerscheinung zurückgehen soll. Der dort entspringenden Quelle wird heilende Wirkung nachgesagt. Auch ohne wissenschaftlichen Beweis ist der Glaube daran bis heute lebendig. Die Serles und der Wallfahrtsort zählen zu einem von vielen alten Kraftorten in Tirol.

Nahrung für Körper, Geist und Seele. Aber was sind Kraftorte eigentlich genau? „Ein Kraftort ist ein Ort, an dem sich der Mensch wohlfühlt und im wahrsten Sinne des Wortes Kraft tankt“, sagt Rainer Limpöck. Das könne sich auf den Körper, die Seele und die Psyche beziehen. Der

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„Auch Bäume sind Lebewesen, viele haben ein höheres Lebensalter. Man fühlt sich einfach wohl, wenn man im Schatten einer tausendjährigen Eiche sitzt.“ JÖRG PURNER, EM. ASS.-PROFESSOR AM INSTITUT FÜR BAUGESCHICHTE UND DENKMALPFLEGE INNSBRUCK

diplomierte Sozialpädagoge ist Autor des Buches „Die Zauberkraft der Berge“ und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit alten bekannten, neuen und vergessenen Orten der Kraft im Alpenraum. Er sieht in den alten Überlieferungen und Sagen einen wertvollen Hinweis, wie man solche alten Plätze auch heute noch aufspüren kann. Oft seien diese Mythen durch die Überformung während der christlichen Missionierung schwer zu durchschauen. Besondere Bedeutung verstecke sich meist dort, wo man sich Dämonisierungen oder dem Mittel der Versteinerung bedient habe. „Wenn etwas so stark war, dass man es dämonisieren muss, war es meistens etwas Gutes“, so Limpöck. Ein Berggipfel hat eine magische Anziehungskraft auf die Menschen. Für Claudia Knab, Leiterin des Bereichs Markenmanagement der Tirol Werbung, ist es der Gipfel der Serles. „Ich lebe in Innsbruck und von meinem Fenster aus blicke ich direkt auf die Serles. Für mich ist der Berg ein Kraftdenkmal, bei dessen Anblick mir jedes Mal das Herz aufgeht.“

Die Kraft Tirols. Kraft ist mit der Marke Tirol von Anfang an eng verbunden. Eine der langfristigen Visionen der Tirol Werbung ist es deshalb, Tirol als begehrtesten Kraftplatz der alpinen Welt zu etablieren, erklärt Knab. Die machtvolle Bergwelt sei das prägende Moment der Marke Tirol. Wobei die Kraft,


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die man sich in den Bergen holen könne, nicht nur ein passiver Akt sei, sondern einem auch einen gewissen Einsatz abverlange. Auch Maria Waldrast ist ein Platz, der für die Tirol Werbung zu den besonders inspirierenden Orten des Landes und damit zu den Kraftorten zählt. Berührungsängste mit traditionellen christlichen Wallfahrtsorten gibt es nicht. Es sind für Knab Plätze, an denen sich die Menschen auf ihren Pilgerfahrten seit Jahrhunderten seelisch auftanken. Es gäbe keinen Grund, warum man das heute nicht weiterhin tun sollte. Aber auch alte Wälder, wie das Zedlacher Paradies, zählen dazu. In diesem 500 Jahre alten Lärchenwald in Matrei in Osttirol gibt es Stämme, die einen Umfang von sechs Metern und mehr aufweisen. Der Großteil des Waldes steht unter Naturschutz.

Spirituelle Sinnsuche.

Bäume tauchen in Berichten von Kraftorten immer wieder auf. Jörg Purner, emeritierter Assistenzprofessor am Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege an der Universität Innsbruck und Forscher im Bereich der Geomantie, hat dafür eine einfache Erklärung. „Auch Bäume sind Lebewesen, viele haben ein höheres Lebensalter. Man fühlt sich einfach wohl, wenn man im Schatten einer tausendjährigen Eiche sitzt“, so Purner. Orte der Kraft müssen seiner Ansicht nach nicht immer religiösen Ursprungs sein. Auch eine einfache Bank am Wegrand könne zu einem persönlichen Kraftort werden, wenn er sich auch im Rahmen seiner Dissertation hauptsächlich mit der Standortsituation von Kirchen und Kultplätzen beschäftigt hat. Purner versuchte darin, dem umstrittenen Gebiet des Wünschelrutengehens mit wissenschaftlichen Methoden beizukommen. Purner ist selbst Rutengeher und für

„Wir leben heute in einer Hochleistungsgesellschaft. Deshalb wollen wir mit unserer Bergwelt und ihren Kraftplätzen unseren Beitrag dazu leisten, dass die Menschen Erholung finden.“ CLAUDIA KNAB, BEREICHSLEITERIN MARKENMANAGEMENT IN DER TIROL WERBUNG

ihn ist klar, dass bei der Wahl von Kirchen und Kultstätten bestimmte energetische Feldstrukturen berücksichtigt worden sind. Viele Standorte christlicher Kirchen seien auf vorchristlichen Kultplätzen errichtet worden. Dazu zählt beispielsweise auch die Kirche St. Magdalena im Gschnitztal. Auch wenn das Forschungsgebiet der Geomantie und des Wünschelrutengehens nach wie vor nicht zu den anerkannten wissenschaftlichen Forschungsgebieten zählt, der Glaube versetzt mitunter Berge. Warum sollte das nicht auch für den Glauben an Orte der Kraft gelten. Spirituelle Sinnsuche hat in Zeiten der Krise jedenfalls wieder Konjunktur und ist für viele auch im Urlaub zu einem wichtigen Wert geworden. Orte der Stille, der Besinnung und des Innehaltens sind in unserer stressgeplagten Gesellschaft wieder gefragt. Auch für Knab ist klar, dass die Suche nach dem Sinn im Urlaub wieder einen ganz neuen Stellenwert bekommen hat. „Wir leben heute in einer Hochleistungsgesellschaft. Deshalb wollen wir mit unserer Bergwelt und ihren Kraftplätzen unseren Beitrag dazu leisten, dass die Menschen Erholung finden“, erklärt die Marken-Strategin. ×

© TIROL WERBUNG

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EINE AUSWAHL VON KRAFTPLÄTZEN IN TIROL St. Georgenberg Wallfahrtsort mit tausendjähriger Geschichte, der sich auf einem Felsenkegel über dem Stallental nördlich von Schwaz befindet. Gegründet wurde das Kloster von Einsiedler Rathold von Aibling. Eine weiße Taube hat der Legende nach den Bau an dem zunächst vorgesehenen Ort verhindert und seinen heutigen Standort bestimmt. Jakobsweg Tirol Es gibt eine Vielzahl von Jakobswegen, die zum Grab des Apostels Jakob führen sollen und über ganz Europa verteilt sind. Durch Tirol führen drei Routen: über Kufstein durchs Inntal Richtung Arlberg, durch das Drautal über Lienz Richtung Pustertal und über Innsbruck, das Wipptal und den Brenner nach Süden. Steinernes Hüttl Die urige Hütte im Wettersteingebirge liegt auf knapp 2.000 Metern Höhe und ist halb im Berg eingegraben und immer noch ein Geheimtipp. Von der Hütte aus genießt man einen Blick bis auf den Hintertuxer Gletscher. Die Hütte wird ausschließlich mit Hubschraubern und Haflingern versorgt.

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© ZSOLNAY VERLAG / HERIBERT CORN

AISON: Herr Liessmann, Sie zitieren in einem Ihrer Vorträge den Philosophen Blaise Pascal, der sagte, „alles Unglück der Menschen rührt daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können“. Ist der sogenannte Tapetenwechsel ein menschliches Grundbedürfnis? KONRAD PAUL LIESSMANN: Es ist schwer, von Grundbedürfnis in einem prinzipiellen Sinn zu sprechen. Wenn man allerdings daran denkt, dass der Mensch Jahrtausende lang nicht freiwillig, sondern gezwungenermaßen als Nomade durch die Wälder und Savannen streifte, dann liegt uns wahrscheinlich das Wandern, der Ortswechsel, das Nomadisieren im Blut. Der zweite Aspekt ist allerdings, dass der gesamte zivilisatorische Fortschritt des Menschen darin begründet liegt, dass er aufgehört hat zu wandern, sesshaft geworden ist, Siedlungen und später Städte errichtet hat. Ich glaube, wir haben beide Elemente in uns, sowohl den Wunsch zu Reisen, uns mit Neuem zu konfrontieren, aber auch das Bedürfnis, angekommen zu sein.

„Stille ist ein seltenes Gut geworden“ Der bekannte Philosoph und Naturliebhaber Konrad Paul Liessmann erzählt im Interview, warum es dem modernen Menschen auch in der Natur oft schwer fällt, die Rhythmen der Arbeitswelt loszulassen, und wie dies trotzdem gelingen kann. DA S INTERVIEW FÜHRTE SONJA K AINZ .

Unsere Vorstellungen von einem gelungenen Urlaub sind bestimmten Moden unterworfen. Woher kommt unsere Idee vom Urlaubsglück eigentlich? Der Urlaub ist eine relativ späte Errungenschaft. Als gesetzlich verbrieftes Recht gibt es ihn erst seit knapp 150 Jahren. In dem Maße, in dem die Industriearbeit die Lebensrhythmen des Menschen bestimmt hat, ist eine Sehnsucht nach Natur, dem Entfliehen aus der Stadt und nach Ursprünglichkeit entstanden. Der Urlaub hat sich aus Vorformen entwickelt wie der Bildungsreise, die damals ausschließlich der Aristokratie vorbehalten war. Unsere heutigen Kultur- und Städtereisen sind direkte Nachfolger der Bildungsreise. Eine weitere Vorform ist die Sommerfrische, die das städtische Großbürgertum pflegte, um den klimatischen Bedingungen der Stadt zu entkommen. Der Badeurlaub wurde erst relativ spät entdeckt. Er ist ein Kind des 20. Jahrhunderts. Dadurch, dass der Urlaub ein Massenphänomen geworden ist, haben sich diese Vorformen dramatisch verändert. Der Tourismus wurde zur Industrie. Wo stehen wir jetzt? Es gibt unterschiedliche Trends. Das ist einerseits die Fortsetzung des Massentourismus. Unsere Märkte leben zu einem großen Teil davon, dass viele Menschen zur gleichen Zeit das Gleiche wollen. Das gilt genauso für Urlaubsdestinationen. Der zweite Trend ist die klassische


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Bildungsreise. Die Anzahl der Menschen mit einem höheren Bildungsgrad nimmt in Europa zu. Das wird einen Urlaub mit einem gewissen Weiterbildungsanspruch interessant machen. Ein Beispiel ist das von mir geleitete Philosophicum in Lech. Man hört sich Vorträge an, in den Pausen geht man, auch gemeinsam, wandern oder spazieren. Auch der sportorientierte Urlaub wird weiter zunehmen. Ein weiterer Trend ist das Suchen des Naturerlebnisses, der Rückzug, die Beschaulichkeit als Kraftquelle. Ich glaube, dass Hotels, die das selten gewordene Gut der Stille werden bieten können, in Zukunft regen Zulauf haben werden. Wie hängt diese Sehnsucht nach Natur und Ursprünglichkeit mit den Bedingungen unserer zunehmend virtuellen Arbeitswelt zusammen? Es ist eine einfache Überlegung, dass man versucht, im Urlaub dem zu entfliehen, was man sonst das ganze Jahr über tut. Auf der anderen Seite ist auch ein Zeichen unserer Zeit, dass wir unseren Urlaub den Prinzipien unserer Arbeitswelt unterwerfen, dem Leistungs- und dem Effizienzprinzip. Man will in möglichst kurzer Zeit möglichst viel und möglichst kostengünstig absolvieren. Es gibt aber immer mehr Menschen, die sich davon befreien. Es ist kein Wunder, dass beispielsweise Klöster, die für einige Wochen Abgeschiedenheit, Kontemplation und Kommunikationsaskese bieten, regen Zulauf haben. Der Alpenurlaub scheint derzeit wieder eine Renaissance zu erleben. Welche Bilder, Assoziationen und Vorstellungen sind mit dieser alten Natur- und Kulturlandschaft verbunden? Die Alpen waren ursprünglich keine besonders zugängliche Region für die Menschen. Als Quelle der Inspiration, Schönheit und Erhabenheit wurden die Alpen erst relativ spät entdeckt, nicht vor dem 18. Jahrhundert. Davor galten sie als unzugänglich, feindlich, wild, als Barriere auf dem Weg nach Italien. Im 18. Jahrhundert wurden sie zum Inbegriff von vom Menschen kaum beherrschter, wilder Naturschönheit. Seit dem 19. Jahrhundert verbindet man mit den Alpen auch sportliche Herausforderung. Man begann, Berge zu erklimmen und darin eine Erfüllung zu sehen. Mittlerweile sind diese Bilder industrialisiert worden und die Alpen sind nichts anderes als ein riesiger Freizeit- und Vergnügungspark. Wilde und ursprüngliche Natur wird nur noch als Industrieprodukt suggeriert. Geht tatsächlich einmal eine Lawine ab oder schlägt ein Blitz ein, sind

alle entsetzt. Unsere Devise lautet: Natur ja, aber gezähmt und geschönt. Ist die Wiederentdeckung des Alpenurlaubs auch ein Ausdruck dafür, dass wir uns manchmal aus unserer hochtechnisierten Welt zurück in die vermeintlich gute alte Zeit wünschen? Das glaube ich nicht, weil es kaum Urlaubsformen gibt, die tatsächlich dieses einfache Leben bieten. Was wir als Urlaubserlebnis in den Alpen aufsuchen – Wandern, Bergsteigen, Klettern, Skifahren und Skitouren, Radfahren –, ist in hohem Maße von unseren technischen Standards und modernen Komfortvorstellungen geprägt. Die Almhütte ist nicht die bevorzugte Übernachtungsdestination, sondern das Fünf-Sterne-Hotel. Das Equipment, mit dem man auf Wanderung geht, entspricht

„Ich glaube, dass Hotels, die das selten gewordene Gut der Stille werden bieten können, in Zukunft regen Zulauf haben werden.“ KONRAD PAUL LIESSMANN

höchsten technischen Anforderungen. Da ist von tatsächlicher Naturnähe keine Spur. Es ist vielmehr ein designtes Naturerleben auf höchstem technischen Niveau. Sie haben in einem Ihrer Interviews gesagt: „Ohne Philosophie gibt es kein Glück auf dieser Erde.“ Sollten wir das Reisen einstellen und uns mehr auf die Kultivierung unseres Verstandes konzentrieren? (Lacht). Ich glaube nicht, dass man das Reisen deshalb einstellen muss. Es gab allerdings viele Philosophen, die ein äußerst zwiespältiges

Verhältnis zum Reisen hatten. Sie waren der Ansicht, dass die örtliche Veränderung auch vom Wesentlichen ablenken kann. Wir alle kennen so etwas wie Urlaubssuchtverhalten. Kein Urlaub befriedigt wirklich. Dann jettet man um den Erdball, aber wo ist man wirklich glücklich? Es gibt deshalb die plausible Überlegung, dass zumindest eine Quelle von Glück, und damit auch von Kontemplation und Erholung, die Fähigkeit ist, sich zu konzentrieren. Ist das sozusagen die philosophische Dimension von Urlaubsglück? Ja. Ich bin selbst immer wieder überrascht, wie sehr sich etwa das Alpenvorland, das ich manchmal mit meinem Rennrad durchquere, von Wien und Umgebung unterscheidet. Es ist eine völlig andere Welt und dafür brauche ich nur 30 Kilometer weit zu fahren. Ich muss nicht fliegen, um weg zu sein, weil ich mir den Sinn für eine geschärfte Wahrnehmung bewahrt habe. Es gilt nicht, in einer falschen Effizienteuphorie möglichst viele Eindrücke auf sich einströmen zu lassen, sondern sich den Luxus zu leisten, zwei, drei Wochen auf Dinge zu achten, an denen man sonst achtlos vorübergehen muss. Wie könnte das konkret ausschauen? Man kann zum Beispiel Alpenurlaub machen und, anstelle Gipfelsiege abzuhaken, jeden Tag dieselbe Wanderung unternehmen. Trotzdem wird man jeden Tag etwas Neues entdecken. Allein das Wetter wird jeden Tag anders sein. Wer achtet heutzutage noch auf diese Unterschiede? Im Urlaub hätte man die Möglichkeit, sich elementaren Erfahrungen wie der Witterung auszusetzen. Aber auch da sehen wir das Wetter nur als Störfaktor für unsere Pläne. In Wahrheit lassen wir uns, auch wenn wir in der Natur sind, auf die Natur gar nicht ein. Ich glaube, diese Fähigkeit müssen wir wieder finden. Vielen Dank für das Gespräch.

ZUR PERSON Konrad Paul Liessmann ist einer der bekanntesten Philosophen des Landes und Begründer des erfolgreichen „Philosophicum Lech“. Das transdisziplinäre Diskussionsforum findet seit 1997 jährlich in Lech am Arlberg statt und setzt sich mit aktuellen Themen auseinander. Liessmann wurde 1953 in Villach geboren und studierte in Wien Philosophie, Germanistik, Geschichte, Psychologie und Soziologie. 1994 wurde er Assistenzprofessor für Philosophie an der Universität Wien, 1997 Außerordentlicher Universitätsprofessor, 2008 Vizedekan der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft. Er ist gefragter Diskutant zu nahezu allen Lebenslagen und Lebensfragen und wurde unter anderem mit dem Staatspreis für Kulturpublizistik (1997) und dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels (2003) ausgezeichnet. 2006 wurde er zum „Wissenschafter des Jahres 2006“ gewählt. Am 13. April feierte er seinen 60. Geburtstag.

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© ALPSOLAR, MARIO RABENSTEINER (2)

Energieeffizient: das Skirestaurant Hoadl in der Axamer Lizum

Prämiert. Das Naturhotel Waldklause wurde schon fünf Mal als schönstes Ökohotel Europas ausgezeichnet.

Die Zukunft des Tourismus ist grün Die wertvollste Ressource des Urlaubslandes Tirol ist seine Natur. Der einzige Weg in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft als Tourismusdestination liegt daher im bewussten Umgang mit diesem wertvollen Gut. VON STEFFEN ARORA

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s sind die Folgen falschen, kurzsichtigen Handelns wider die Natur, die uns heute vor große Herausforderungen stellen. Die wohl bekannteste ist der Klimawandel und die dadurch steigenden Temperaturmittel. Sie sorgen, so sind sich Experten einig, künftig für schneearme Winter in den Alpen. Das wird an Tirol und seinem Tourismus nicht spurlos vorübergehen. Skigebiete in niedrigeren Lagen laufen Gefahr, ihre Existenzgrundlage zu verlieren. Feinstaub ist eine weitere moderne Plage, der vor allem der ungezügelte Schadstoffausstoß in den vergangenen Jahrzehnten zu Grunde liegt. Angesichts dieser Altlasten, ist nachhaltiges Denken, also Handeln im Sinne kommender Generationen, das Gebot der Stunde – auch und vor allem im Tourismus. Schließlich ist die wichtigste Ressource des Urlaubslandes Tirol seine Natur.

Tirols Tourismus handelt. Viele Touristiker haben die Zeichen der Zeit erkannt und sind offen für neue Lösungen. Praktische Hilfe bei der Umsetzung nachhaltiger Strategien bietet die Standortagentur Tirol. Dort erachtet man, was den Tourismus anbelangt, Überlegungen

zu Produktions-, Vertriebs- und Verkehrsformen, die nicht auf kurzfristigem oder ineffizientem Ressourcenverbrauch beruhen, als dringliche Handlungsfelder. Dadurch soll zum einen die Energieeffizienz in Beherbergungsbetrieben, Wellnessanlagen sowie Betrieben der Freizeit- und Seilbahnwirtschaft gesteigert werden. Zugleich soll der Anteil an Energie, die für die genannten Betriebe aus erneuerbaren Quellen bezogen wird, zunehmen. Zudem wird in Kooperation mit Industriepartnern an innovativen Mobilitätslösungen gearbeitet, die eine Reduktion des Verkehrsaufkommens zum Ziel haben. Ein Beispiel für die Umsetzung eines zukunftsweisenden Mobilitätskonzeptes im Tourismus ist die eBike-Welt Kitzbüheler Alpen – Kaisergebirge. Insgesamt zehn Tourismusregionen haben sich zusammengetan und bieten nun mehr als 1.000 Kilometer Radwegenetz sowie 310 E-Bikes für Gäste an rund 80 Verleihstationen an. Damit wird Mehrwert für die Touristen und die Region geschaffen. Dass auch Luxusangebote durchaus mit dem Nachhaltigkeitsgedanken vereinbar sind, beweist wiederum der Stanglwirt in Going. In Zusammenarbeit mit der Firma Heliotherm, die Mitglied im „Erneuerbare

Energie“-Cluster der Standortagentur ist, nützt der Goinger Traditionsbetrieb hocheffiziente Wärmepumpen zur Energieversorgung seiner Wellnessanlagen. Und das bereits fünf Mal als schönstes Ökohotel Europas ausgezeichnete Naturhotel Waldklause in Längenfeld zeigt, dass Umweltbewusstsein und Design kein Widerspruch sein müssen.

Seilbahnen setzen auf Ökostrom. Selbst die oft gescholtene Seilbahnwirtschaft denkt immer grüner. So hat man in See im Paznauntal die Beschneiungsanlage so konzipiert, dass sie allein mit der Energie angetrieben wird, die durch zwei Kraftwerksstufen in zwei an das Skigebiet angrenzenden Bächen gewonnen wird. Die Zauberteppich-Lifte in der ZillertalArena Gerlos sowie in Imst werden mittels Photovoltaik-Anlagen betrieben, die sogar einen Energieüberschuss von 6.000 Wattstunden Ökostrom produzieren, der wieder ins Netz eingespeist wird. Seilbahnhersteller Doppelmayr geht in Vorarlberg mittlerweile schon neue Wege in Sachen Nachhaltigkeit: In Schruns wurde zusammen mit der Firma Königsolar die weltweit erste Sesselbahn gebaut, die allein mittels Solarenergie betrieben wird.


SAISON

DIE NATUR

Unter dem Stichwort Klimadesign setzt die Firma Alpsolar Tourismusbauten um, die energieeffizient und nachhaltig funktionieren. Aktuelle Beispiele dafür sind das Skirestaurant Hoadl in der Axamer Lizum und das noch in Bau befindliche Projekt Isskogelbahn in Gerlos. Auch in der Ausbildung der touristischen Fachkräfte spielt das Thema Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. So bietet das Management Center Innsbruck (MCI) mittlerweile regelmäßig den Lehrgang „Betriebliches Energiemanagement“ im Lehrkatalog an. Dieses Fach zum Thema Energieeffizienz wurde vom Cluster Erneuerbare Energien in der Standortagentur Tirol entwickelt. Und diese Initiative zeitigt bereits erste praktische Erfolge in der Tiroler Seilbahnwirtschaft. Ein Absolvent des Lehrganges ist Mitarbeiter der Fisser Bergbahnen und hat sich in seiner Abschlussarbeit gleich mit der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen bei den Beschneiungsanlagen beschäftigt.

Tirol als Vorreiterregion. Noch stecken die Nachhaltigkeitsstrategien vielerorts in den Kinderschuhen. Aber immerhin erkennen die Touristiker die Notwendig-

„Für Tirol insgesamt sehe ich das Potenzial der Modellregion für alle künftigen Entwicklungen, für die Grand Challenges demografischer Wandel, Globalisierung, Klimaerwärmung. All das wirkt sich in den alpinen Räumen mehr aus.“ HARALD GOHM, GESCHÄFTSFÜHRER STANDORTAGENTUR TIROL

keit des Umdenkens. Die Standortagentur Tirol begleitet, steuert und unterstützt diesen Umdenkprozess nach Möglichkeiten. Langfristig attestiert StandortagenturGeschäftsführer Harald Gohm der Region große Entwicklungsmöglichkeiten, was nachhaltiges touristisches Handeln betriff t: „Für Tirol insgesamt sehe ich das Potenzial der Modellregion für alle künftigen Entwicklungen, für die Grand Challenges demografischer Wandel, Globalisierung, Klimaerwärmung. All das wirkt sich in den alpinen Räumen mehr aus.“ In den Projekten, die Gohm und sein Team zur regionalen Standortprofilierung mit entwickeln, ist es Ansatz und Anspruch,

modellhafte Entwicklungen aufzuzeigen, die man auch in urbanen Räumen vorzeigen kann. „Durch seine besondere Lage und die touristische Ausprägung könnte Tirol beispielsweise zur Modellregion für moderne Mobilität werden“, so der StandortagenturGeschäftsführer. Vor allem die Täler würden sich hervorragend als Demonstrationsregionen eignen, da sie einerseits abgeschlossener sind als eine beliebige Stadt in Deutschland. Andererseits sind ausgewählte Zielgruppen dort nahezu ohne Streuverlust erreichbar. Für Gohm wäre der Export neu entwickelter Nachhaltigkeitsmodelle sogar ein möglicher neuer, innovativer Wirtschaftszweig. ×

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27 DES ERFOLGES


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MAGAZIN

LOKALSUCHE LEICHT GEMACHT Eine neue Online-Plattform hilft dabei, das richtige Café oder Restaurant zu finden. irol hat kulinarisch viel zu bieten. Und gerade diese große Auswahl macht es schwer, den Überblick zu behalten. Wer eine Entscheidungshilfe braucht oder etwas Neues entdecken möchte, wird jetzt auf www.tagesmenue.at fündig. Das Online-Portal bietet viele übersichtliche Optionen, um das lokale Gastronomieangebot zu durchstöbern. Gesucht werden kann nicht nur nach Lokalen in der Nähe, sondern auch nach Länderschwerpunkten oder Art der Küche. Wer das Richtige gefunden hat, ist außerdem nur einen Click von den Öffnungszeiten und dem aktuellen Speiseangebot entfernt. Und dank einer eigenen Kartenansicht fällt es leicht, auch versteckte Cafés aufzuspüren. Das Portal umfasst aktuell die Gastronomie im Großraum Innsbruck. In den kommenden Monaten wird das Angebot laut Betreiber auf ganz Tirol erweitert. ×

theALPS 2013 zu Gast in Chamonix t

heALPS wird flügge: Die internationale Tourismusfachveranstaltung wird heuer erstmals nicht in Innsbruck stattfinden, sondern wird am 19. und 20. September 2013 in den französischen Alpen, genauer: in der renommierten Tourismusdestination Chamonix (Rhônes-Alpes) ausgetragen. Das Thema „Mythos Alpen – Strategien für die Zukunft“ prägt das diesjährige theALPS- Symposium. 300 TopEntscheider des europäischen und internationalen Alpentourismus werden erwartet. Anmeldungen unter: www.the-alps.eu. ×

NEUE KONFERENZ IN TIROL

© TVB KITZBÜHELER ALPEN

Die Hydro 2013 findet erstmals in Innsbruck statt.

TVB-Geschäftsführer Gernot Riedel (re.) und Andreas Unterberger präsentieren einen der neuen Hotspots.

HOTSPOT KITZBÜHELER ALPEN

Gratis-Internet für Gäste der Region

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n St. Johann in Tirol, Oberndorf, Kirchdorf und Erpfendorf gibt es ab sofort gratis Internet. Mit dem WiFi-Netz „Kitzalps Hotspot“ kann man sich mit seinem WLAN-fähigen Gerät, wie Smartphone, Tablet oder Laptop, ins Internet einwählen. Insgesamt stehen für den Start vier Hotspots in der Region zur Verfügung. Es sind noch weitere geplant und auch Unterkunftsbetriebe, Restaurants und Cafés haben die Möglichkeit, sich an dieses System anzuschließen. Dieses Service soll Gästen hohe Roaminggebühren im Urlaub ersparen. Ab sofort kann der Gast kostenlos E-Mails abrufen, Fotos an Verwandte schicken, in Social-Media-Netzwerken surfen oder seine Lieblingsapps nutzen. Die Zugangsdaten sind in den Tourismusbüros St. Johann in Tirol, Oberndorf, Kirchdorf und Erpfendorf erhältlich. Der Zugang ist für eine Urlaubswoche ab dem 1. Login gültig. ×

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niversität Innsbruck, TIWAG und Congress-Messe Innsbruck ist es mit Unterstützung des Convention Bureau Tirol gelungen, eine internationale Wasserkraft-Konferenz nach Tirol zu bringen. Bei der Hydro 2013, die von 7. bis 9. Oktober stattfinden wird, werden 1.500 Experten aus 80 Nationen zum Thema Wasserkraft und deren Nutzung tagen. Einer der Schwerpunkte der dreitägigen internationalen Konferenz ist die Weiterentwicklung der Nutzung der Wasserkraft vor allem in weniger entwickelten Ländern Afrikas, und so ist das weltweite Interesse natürlich groß. Die letzten Austragungsorte der alljährlich stattfindenden prestigeträchtigen Konferenz waren Lissabon, Bilbao und Prag. Hier reiht sich nun Innsbruck als Veranstaltungsort ein – dank intensiver Vorarbeiten der Partner. ×

© RHÔNE ALPES TOURISME/GODIN

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KULTURTIPPS

Museumsführer für Innsbruck

VON ES THER PIRCHNER

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as kleine Büchlein mit dem Titel „Museen. Exhibitions 2013/2014“ ist nicht nur als Wegweiser für Touristen und Einheimische gedacht, sondern zeigt auch, wie vielfältig und lebhaft das Ausstellungswesen in Innsbruck ist. Nicht nur Museen, sondern auch Architektur, Kunst am Bau, sakrale Kunst in Kirchen und zeitgenössische Kunst in Galerien werden vorgestellt. Außerdem enthalten: kurze

© GERT CHESI, MUSEUM DER VÖLKER

Den Durchblick in der Fülle von Museen, Galerien und Sehenswertem bekommen: Innsbruck Tourismus hat auch in diesem Jahr wieder einen praktischen Museumsführer im Taschenformat herausgebracht. Beschreibungen, Öffnungszeiten, Preise, Informationen zu Sonderausstellungen und vieles mehr. Für den Inhalt verantwortlich ist die „ARGE Museen und Ausstellungshäuser der Region Innsbruck“.

AUS ALLEN WELTGEGENDEN

Die Broschüre ist kostenlos bei der Innsbruck Information, Burggraben 3 und bei allen Partnerinstitutionen der ARGE Museen und Ausstellungshäuser erhältlich. ×

Nach Um- und Ausbau erstrahlt das Museum der Völker (ehemals Haus der Völker) in neuem Glanz. Thema ist nach wie vor die (Volks-)Kunst der Welt, gezeigt werden Objekte aus den Sammlungen Chesi (Bild), Schell und Stiftung Lindner. seit 12. April 2013, Museum der Völker, Schwaz

© ART CLUB IMST

FIT FÜR DIE ZUKUNFT?

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www.tourismus2025.at

KITZBÜHELER ALPEN FÜRS BÜCHERREGAL

AUS DEM BIERMOOS Nicht immer ist Jazz drin, wo Jazz draufsteht. Roger Hodgeson, Gerhard Polt und die Wellbrüder aus dem Biermoos sollte man sich beim TschirgArt Jazzfestival trotzdem ansehen. Den Jazz steuern Till Brönner (Bild) und Al di Meola bei. 8. bis 18. Mai 2013, Glenthof, Imst © GOODMAN GALLERY, JOHANNESBURG/KAPSTADT

Erhältlich ist das Buch über:

ourismus 2025 – Fit für die Zukunft?“ heißt ein Ratgeber, der veränderte gesellschaftliche Werte und Trends im Tourismus aufzeigt. Tourismus- und Strategieexperten beschreiben praktische Lösungsansätze und geben Tipps. Dabei werden Fragen beantwortet wie etwa: Was haben japanische Schwimmbäder mit der Hotellerie im Alpenraum zu tun? Wie sieht der Gast der Zukunft aus? Warum ist ein Umdenken im Vertrieb erfolgversprechend und was hat ein „Buddy“ mit der Gästekompetenz eines Hotels zu tun? ×

Markus Mitterer: Die Kitzbüheler Alpen, 288 Seiten. www.markus-mitterer.com

AUS DER VOGELPERSPEKTIVE „Von oben her“ nennt sich die Sonderausstellung im Museum Kitzbühel, die ihren Ausgang bei Dachlandschaften von Alfons Walde nimmt. Mit dabei sind Bilder von David Goldblatt (Diepsloot 2009, Detail), Gerhard Richter und Inés Lombardi. 9. Mai bis 31. Oktober 2013, Museum Kitzbühel

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WEITERE VERANSTALTUNGEN

© KIESING

arkus Mitterer hat fünf Jahre damit zugebracht, seiner Heimat ein fotografisches Monument zu schaffen. Der daraus entstandene Bildband mit dem schlichten Titel „Die Kitzbüheler Alpen“ hält auf 288 Seiten nicht nur die Schönheit und Vielfalt der Bergwelt fest. Er ist auch eine Hommage an die Menschen, die dort eingebettet in Brauchtum und Tradition ebenso wie Moderne und Dynamik leben. So präsentiert Mitterers Werk nicht nur Landschaften, sondern auch die authentische, wahre Seele der Kitzbüheler Alpen. ×

Tyrol Goes Austria. 650 Jahre Tirol bei Österreich 19. 4. bis 6. 10.2013, Di–So, 9–17 h, Zeughaus, Innsbruck, www.tiroler-landesmuseen.at Rainer von Vielen Akustik Show, Konzert 3. 5. 2013, 21 h, Kulturlabor Stromboli, Hall, http://kulturlabor.stromboli.at Klangspuren barfuß. Wie klingt, riecht und schmeckt denn … ab 7. 5. 2013, Schwaz, www.klangspuren.at Tiroler Beethoven-Tage, Musikfestival 12. bis 19. 5. 2013, Thiersee, Bad Häring, Ebbs, Kufstein, Schwoich, www.beethoven-tage.at


30 MAGAZIN SAISON

Schmetterlinge im Naturpark Ötztal

Schutzwaldprojekt. Die Aufforstung des Schutzwaldes über der Zillertaler Ortschaft Ginzling ist eines von zahlreichen Volunteer-Projekten der Tiroler Naturparks und des Nationalparks Hohe Tauern.

Freiwillige vor! Urlaub mal anders: Naturliebhaber können im Rahmen des Volunteeringprogramms die Arbeit in den Tiroler Naturjuwelen aus nächster Nähe kennen lernen. VON SYLVIA AINETTER

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ilde Natur auf der einen Seite, mühevoll gepflegte Almlandschaften auf der anderen und natürlich eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt: Die Tiroler Naturparks und der Nationalpark Hohe Tauern üben auf Naturliebhaber einen ganz besonderen Reiz aus. Doch die Pflege dieser Parks bedeutet ein hohes Maß an Aufwand und Engagement, deswegen sind freiwillige Helfer stets willkommen. „Wir bieten dieses Jahr zwei verschiedene Volunteeringprogramme an. Zum einen gibt es unser Programm für Studenten, das jedes Jahr stattfindet. Zum anderen haben dieses Jahr erstmals auch unsere

Gäste die Möglichkeit, ein bis zwei Tage des Urlaubs in den Dienst der Natur zu stellen“, erklärt Christina Wur zacher, Rangerin im Nationalpark Hohe Tauern und zuständig für die Volunteers. Für Gäste stehen insgesamt elf Projekte in den Tiroler Naturjuwelen zur Auswahl, im Nationalpark Hohe Tauern werden drei davon angeboten: die „Bartgeierwiederansiedelung“, „Den Wildtieren auf der Spur“ und das „Auerwildprojekt“. Zwischen einem und drei Tagen sind die Freiwilligen im Nationalpark unterwegs, stets betreut von den Nationalparkrangern. Im Pauschalangebot des Nationalparks immer inklusive: ein kleines regionsspezifisches Präsent und ein Lunchpaket aus regionalen Produkten.

Freiwillige, die sich für das Projekt „Bartgeierwiederansiedlung“ interessieren, arbeiten am Beobachtungsstand mit, beim „Auerwildprojekt“ helfen sie, den Lebensraum der Tiere zu verbessern. Wer sich auf die Spuren der Wildtiere begibt, ist in alpinem Gelände auf anspruchsvollen Bergwegen unterwegs, um den Wildbestand zu beobachten und in Zahlen festzuhalten. Die Freiwilligen nächtigen in den Partnerbetrieben des Nationalparks Hohe Tauern. Die Kosten betragen, je nach Angebot und Dauer, zwischen 133 und 310 Euro (für alle Leistungen und Übernachtung). Das Angebot wendet sich an Naturinteressierte über 18. Die Hauptvoraussetzung für eine freiwillige Mitarbeit sind die Liebe zur Natur und das

© NP ÖTZTAL/T. SCHMARDA, WOLFGANG SCHRANZ, NP ZILLERTALER ALPEN

Sonnenaufgang im Naturpark Kaunergrat


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Interesse an Landschafts- und Tierschutz. Je nach Projekt sind auch Trittsicherheit und eine gute Kondition notwendig.

Freiwillige für die Naturparks. Derartige Volunteering-Programme bietet aber nicht nur der Nationalpark Hohe Tauern an, auch die fünf Tiroler Naturparks suchen Gäste, die sich in den Dienst der Freiwilligkeit stellen wollen. Die Aufgaben sind dabei recht unterschiedlich: Das Anlegen von Weidewegen, Weidemanagement, Bergmahd, Almpflege, aber auch das Pflanzen von Jungbäumen, das Kartieren auffälliger Pflanzen und vieles mehr ist zu tun. Nicht zuletzt profitieren die Volunteers selbst von ihrem Einsatz: Die Tiroler Naturjuwele sind einzigartige Schutzgebiete, in denen die alpine Natur in ihrer Ursprünglichkeit erlebt und beobachtet werden kann. In dieser Umgebung mit einzigartiger Tier- und Pfl anzenwelt seinen Anteil zu wichtigen Naturschutzprojekten beizutragen, ist für Menschen, die gerne in der Natur sind, ein ganz besonderes Erlebnis. ×

Mithilfe in den Tiroler Naturjuwelen Die fünf Tiroler Naturparks und der Nationalpark Hohe Tauern suchen derzeit Freiwillige, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Insgesamt stehen interessierten Gästen, die einige Tage ihres Urlaubs ehrenamtlich mithelfen wollen, elf Projekte zur Auswahl. Drei der Projekte bietet der Nationalpark Hohe Tauern an, acht Projekte die Tiroler Naturparks. Möglich ist die Mithilfe von Mai bis Oktober, die Kosten betragen, je nach Angebot und Dauer, zwischen 133 und 310 Euro (für alle Leistungen und Übernachtung). Je nach Projekt sind Volontariate zwischen einem und drei Tagen möglich. Nationalpark Hohe Tauern: Bartgeierwiederansiedlung, Wildtierbeobachtung, Auerwildprojekt

Zillertaler Alpen: Schutzwald-Projekt Ginzling (Aufforstung von Berghängen, um Lawinen entgegenzuwirken), Bergmahd am Brandberg Naturpark Kaunergrat: Weidemanagement (Instandsetzungsarbeiten auf der Alm) Naturpark Ötztal: Kartierung auffälliger Pflanzen und Tiere Naturpark Tiroler Lech: Monitoring der deutschen Tamariske Alpenpark Karwendel: Steig anlegen bei der Walderalm, Almpflege Thaurer Alm www.tirol.at/volunteering www.tirol.at/natur

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SAISON

Exotische Destination. Immer mehr Inder, die die Alpen bisher bestenfalls aus Bollywood-Produktionen kannten, lernen Tirol als Urlaubsland zu schätzen. Ein Besuch in den Kristallwelten gehört für viele dazu.

Mit Indien ist zu rechnen INDIEN

Indiens Volkswirtschaft wächst rasant und immer mehr Inder aus der Mittelschicht können es sich leisten, nach Europa zu reisen. Ein großer touristischer Hoffnungsmarkt nimmt Formen an. V O N J A N E K AT H R E I N

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ndische Massentouristen sind eine noch eher unbekannte Gästegruppe. Bis in die 90er-Jahre fehlte es den meisten Indern am dafür nötigen Geld. Inzwischen ist das Land mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern eine rasant wachsende Volkswirtschaft. Indische Softwareprogrammierer modernisieren die europäische Arbeitswelt, indische Unternehmen kaufen europäische Firmen und immer mehr Inder können sich Reisen in das Ausland leisten. Schon jetzt verbringen etwa 10 Millionen Inder ihren Urlaub im Ausland und 35 Millionen verfügen über den dafür nötigen finanziellen Hintergrund. Bis 2020 sollen es 50 Millionen Inder sein, so die Einschätzung der Marktforschungsgesellschaft Euromonitor.

Neuland. Die Mittelschicht wird selbstbewusster, das zeigt ein Blick in die Statistiken. Staaten wie Malaysia, Thailand und Dubai waren jahrelang Favoriten bei indischen Individualreisenden, weil sie vor allem Erstreisenden aufgrund ihrer kulturellen Nähe ein Gefühl von Sicherheit vermittelten. Der Wind dreht sich. Immer mehr Inder möchten neue Kulturen erleben, prestigeträchtige Destinationen entdecken und sind bereit, dafür vertraute Pfade zu verlassen. Tirol ist für die Inder ein exotisches Land, daher machen längerfristige Kooperationen unbedingt Sinn, weiß Karin Rösler, Marktleiterin Übersee in der Tirol Werbung. Mit der Marketingkooperation „Heart of the Alps“, die eine Laufzeit von drei Jahren vorsieht, bewerben Tiroler Destinationen ihr Produkt auf den Überseemärkten. Tirol ist in

Indien schon jetzt eine attraktive Reisedestination. „Indien weist mit einem Plus von 73 Prozent bei den Übernachtungen seit 2007 eine der höchsten Zuwachsraten aller asiatischen Märkte in Tirol auf und belebt vor allem die Sommersaison“, bilanziert Rösler.

Reisemotive. Warum zieht es die Inder ins Herz der Alpen? Die am häufigsten genannten Gründe sind die Gastfreundschaft der Menschen, die wunderbare Landschaft mit ihren Bergen und Seen, das angenehme Klima, die Sauberkeit in den Straßen, die Ruhe und die sehr gute Infrastruktur. In den Monaten Mai und Juni flüchten die Inder vor der Hitze nach Europa und erleben das Wunder Schnee, das aufgrund der leichten Zugänglichkeit der Gletscher das ganze Jahr hindurch möglich ist.


33 Jene, die sich eine Reise nach Österreich und damit auch nach Tirol leisten können, sind sich ihres Privilegs bewusst. Die Europa-Reisenden möchten von ihren Gastgebern entsprechend privilegiert behandelt werden, als Vermieter oder Reiseveranstalter sollte man sich dessen bewusst sein. Passend dazu hat die Tirol Werbung einen Ratgeber herausgegeben und dafür den Schweizer Autor und Geschäftsmann Waseem Hussain ins Boot geholt, einen Mann mit indischen Wurzeln. Der Folder „Tirol welcomes India“ ist für Hoteliers und Gastwirte bei der Tirol Werbung erhältlich.

Angebotsvielfalt.

Urlaub in Tirol verbindet der Inder mit Natur und Kultur. Idealerweise bietet man dem Gast eine Kombination aus verschiedenen Erlebnissen an, rät Waseem Hussain. Beginnen könnte der Ausflug etwa mit einer Zug- oder Kutschenfahrt, die die Gäste zu einem besonders schönen Ort führt. Dort steigen vielleicht auch wieder Erinnerungen an Szenen aus einem der Bollywood-Filme auf, die durch das Engagement der Cine Tirol in Tirol gedreht wurden. Von dort könnte es dann weitergehen zu einer schneebedeckten Gletscherregion und zum Sightseeing. „Neben Natur, Sightseeing und Schnee lieben Inder auch das Shopping, das in Indien einem gesellschaftlichen Ereignis gleicht“, weiß Karin Rösler. Daher betreten immer mehrere Inderinnen und Inder zugleich ein Geschäft. Ware und Preis werden diskutiert. Feilschen ist in Indien üblich und auch in Tirol sollte man damit rechnen,

obwohl die meisten Gäste wissen, dass die Preise festgesetzt sind. Rabatte beim Kauf von mehreren Produkten oder Preisnachlässe werden dann gerne angenommen.

Harmoniebedürfnis.

Wer sich mit den Vorlieben des indischen Gastes auseinandersetzt, kann sich besser einfühlen. In der indischen Kultur lernt das Kind schnell, dass jedes Gefühl, jeder Gedanke und jede Handlung etwas bewirkt. Deshalb versuchen Inder immer möglichst positive Begegnungen und Beziehungen zu schaffen. Umgelegt auf den indischen Touristen bedeutet das, dass er das Wort „nein“ nicht gerne hört und auch selber nicht verwendet. Also liegt die Kunst in der Kommunikation mit dem Gast darin, die Fragen so zu formulieren, dass sie positiv beantwortet werden können. Ein Inder, der Fleisch isst, würde zum Beispiel auf die Frage „Essen Sie vegetarisch?“ nicht mit „Nein“ antworten. Fragt man jedoch „Essen Sie vegetarische oder nicht-vegetarische Speisen?“ kann er leicht antworten. Wer sich in die kulturellen Hintergründe seines Gastes hineinversetzt, kann sich besser auf seine Bedürfnisse einstellen. Gute Englischkenntnisse sind auch von Vorteil. Umfragen unter Tirol-Besuchern ergaben nämlich, dass ihre Gastgeber kaum oder ein mit österreichischem Akzent durchzogenes, für sie schwer verständliches Englisch sprechen. Fairerweise muss man allerdings dagegenhalten, dass das „Indian English“ für den Europäer auch alles andere als einfach zu verstehen ist. ×

TIPPS FÜR DIE MARKTBEARBEITUNG • • • • • •

© TIROL WERBUNG / AICHNER

Wenn Inder Gäste empfangen, ist es fast so, als käme Gott persönlich zu Besuch, und das erwarten Inder auch von ihren Gastgebern. Beim Small Talk stellen manche Inder auch sehr persönliche Fragen, die man aber gerne zurückstellen kann. Das Wort „Nein“ hören und sagen Inder nicht gern, die Kunst in der Kommunikation mit dem Gast ist es also, Fragen so zu stellen, dass sie positiv beantwortet werden können. Den meisten Inderinnen ist es unangenehm, einem Mann die Hand zu schütteln. Unter Frauen ist der Händedruck jedoch kein Problem. Shopping und ein Besuch im Casino gehören für Inder zu den beliebtesten Zusatzaktivitäten. Schnee ist ein einzigartiges Erlebnis, das sie aufgrund der leicht zugänglichen Gletschergebiete ganzjährig erfahren. Inder essen häufig mit der Hand oder einem Löffel, da die Speisen bereits in mundgerechte Stücke geschnitten wurden. Indische Reiseveranstalter legen großen Wert auf den persönlichen Kontakt.

KONTAKT

REISEMARKT INDIEN IN ZAHLEN: DER TYPISCHE INDISCHE GAST: Kommt aus der Ober- oder Mittelschicht und reist in Gruppen. EINZUGSGEBIET: Die wichtigsten Herkunftsregionen sind der Westen und Norden. Indiens größte Städte sind Mumbai, Delhi, Bengaluru und Kolkata. Die Möglichkeit der Annahme von Visumsanträgen in allen wichtigen Herkunftsstädten erleichtert die Reisevorbereitungen. AUFENTHALTSDAUER 2012: 1,3 Nächtigungen BEVORZUGTE UNTERKUNFT: 2011/2012: 53,5 % nächtigen im 4-/5-Stern-Hotel, (TirolSchnitt 33,9 %), 2,4 % entscheiden sich für Ferienwohnungen (Tirol-Schnitt 24,8 %) REISEMOTIV: Die Inder fliehen in den Monaten April, Mai und Juni vor der Hitze und wollen dann neue Kulturen erleben und prestigeträchtige Orte besuchen. Sie begeistern sich auch für Shopping. Hauptattraktionen in Tirol: Swarovski, Innsbruck, Gletscher. BUCHUNGSGEWOHNHEITEN: Kurzfristig, meist frühestens einen Monat vor Reiseantritt. 95 % buchen über ein Reisebüro oder einen Reiseveranstalter. INFORMATIONSQUELLE: Zumeist Verwandte oder Bekannte bzw. Google und Tripadvisor. TAGESAUSGABEN (in Österreich): 220 € (2010 wurde ein Plus von 87 % bei Einkäufen von Souvenirs registriert) MARKTANTEIL: Im Winter Rang 46, im Sommer Rang 21 REISEINTENSITÄT 2010: 40 %. Großteils Rundreisen NÄCHTIGUNGSZAHLEN: Winter 2011/2012: 7.198, Sommer 2012: 48.273 REISEVOLUMEN 2010: 13,2 Mio. Auslandsreisen. 55 % davon sind Europa-Rundreisen. Inder wollen in kürzester Zeit so viel wie möglich sehen.

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QUELLE: LANDESSTATISTIK TIROL, ÖW MARKTPROFIL KOMPAKT INDIEN 2012


34 MAGAZIN SAISON

Die Macht der Rankings Innsbruck auf Platz 5, Österreich auf Platz 3, das Hotel Alpenhof in Hintertux auf Platz 1 – Rankings sind mittlerweile schon fast überall zu finden. Was sie aussagen und wie sie zu verstehen sind V O N S Y LV I A A I N E T T E R

© MIKE KREITEN, MÜNCHEN

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ie Freude war groß. Die Fa ce b o o k- Co m m u n it y überschlug sich, Auslandstiroler verlinkten fleißig und verwiesen stolz auf ihre Heimatstadt. Als CNN vor einigen Wochen „Europe‘s 10 hottest destinations for 2013“ ausrief, landete Innsbruck auf Platz 5. Dazu gab es ein paar Infos zur Stadt und einen Hinweis auf den Air & Style. Welch schöne Gratis-Werbung für die Landeshauptstadt – das dachte zumindest so mancher Leser. Wer sich nun aber die Frage stellt, wie CNN zu diesem Urteil kam, wird schnell ernüchtert. Jürgen Kagelmann, Lehrbeauftragter für Gesundheits- und Wellnesstourismus an der Hochschule Bremen und für Tourismuspsychologie und -soziologie an der Hochschule Ravensburg, beschäftigt sich seit 1987 mit Tourismuswissenschaft und -forschung. „Ein Problem bei Rankings ist, dass oft nicht klar ist, wie das Ergebnis zustande kommt.“ Im speziellen Fall von CNN scheint ein selbsternannter Experte am Werk gewesen zu sein. „Dieses Ranking hat keinerlei Bedeutung. Es dient nur der Unterhaltung der Menschen“, befindet Kagelmann. „Ich würde keinen Schilling dafür ausgeben, mit diesem Ranking zu werben.“ CNN brauchte wohl Content, mehr stecke nicht dahinter. Wie Konsumenten ihre Reiseentscheidungen fällen, sei komplex – es spielten dabei zahlreiche Faktoren eine Rolle. „Ein

„Ein Problem bei Rankings ist, dass oft nicht klar ist, wie das Ergebnis zustande kommt.“ JÜRGEN KAGELMANN, TOURISMUSFORSCHER

Ranking in einer Zeitschrift gibt bei der Reiseentscheidung mit Sicherheit nicht den Ausschlag“, sagt Kagelmann.

Mit Vorsicht zu genießen. Das bedeutet jedoch nicht, dass mit Rankings nichts anzufangen ist. Das World Tourism Ranking etwa, das Österreich

auf Platz drei der wettbewerbsfähigsten Tourismusdestinationen weltweit stellt, ist sehr wohl ernstzunehmen. „Dieses Ranking entstand auf Basis wissenschaftlicher Methoden und einer repräsentativen Zahl an Daten“, weiß Kagelmann. Das World Tourism Ranking basiert auf dem Global Competitiveness Index (GCI), der sich auf zwölf Säulen stützt. Diese Säulen sollen ein umfassendes Bild über die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes vermitteln: Institutionen, Infrastruktur, makroökonomische Stabilität, Gesundheit und Grundschulbildung, Hochschulbildung und Ausbildung, Effizienz der Gütermärkte, Arbeitsmarkteffizienz, Entwicklungsgrad der Finanzmärkte, technologischer Entwicklungsgrad, Marktgröße, Entwicklungsgrad der Unternehmen und Innovation. Die Einstufungen dieser zwölf Bereiche wiederum stützen sich einerseits auf öffentlich zugängliche „harte“ Fakten und eine umfassende Meinungsumfrage. 2013 wurden 14.000 Wirtschaftsführer aus 142 Ländern befragt. Der Fragebogen ist so aufgebaut, dass möglichst viele Faktoren erfasst werden, die das Wirtschaftsklima beeinflussen. Anhand dieser Ergebnisse kann recht verlässlich festgemacht werden, in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht, um Österreich als Destination attraktiver zu machen. Am schlechtesten schnitt Österreich übrigens im Bereich „Preis“ ab, hier landete die Alpenrepublik nur auf Platz


35 131. Ein Faktor von vielen. Die Schweiz liegt noch weiter hinten (Platz 138) und liegt im Gesamtranking dennoch auf Platz 1. Jedes Ranking hat also seine Mängel. Sucht man nach den Preisweltermeistern, findet man Iran, Brunei und Gambia.

Internetvoting.

Wesentlich spannender für Konsumenten scheinen die Rankings auf Hotelbewertungs- und -buchungsplattformen zu sein. „Dass die meisten vor ihrem Urlaub im Internet recherchieren, ist unbestritten. Welchen Einfluss die Rankings auf die Buchungsentscheidung haben, weiß man aber nicht“, relativiert Kagelmann. Was bei Hotelbewertungsplattformen erschwerend hinzukommt: Hier geben nicht unabhängige Hoteltester ihr Urteil ab, sondern jeder, der möchte, kann mitvoten. Ein aussagekräftiges Ergebnis kann hier nicht erwartet werden. Was nicht unbedingt bedeutet, dass das Hotel Alpenhof in Hintertux nicht trotzdem das beste Hotel Österreichs ist (Traveller’s Choice 2013). ×

AKTUELLE RANKINGS CNN „Europe‘s 10 hottest destinations for 2013“ 1. Liverpool, England 2. Korsika, Frankreich 3. Reykjavik, Island 4. Istanbul, Türkei 5. Innsbruck, Österreich 6. Kreta, Griechenland 7. Helsinki, Finnland 8. Belfast, Nordirland 9. Amsterdam, Niederlande 10. Berlin, Deutschland World Tourism Ranking 2013 (Top 10) 1. Schweiz 2. Deutschland 3. Österreich 4. Spanien 5. Großbritannien 6. USA 7. Frankreich 8. Kanada 9. Schweden 10. Singapur Tripadvisor Traveller’s Choice 2013 – Top 25 Hotels in Österreich (Top 10) 1. Hotel Alpenhof, Hintertux 2. Natur- und Wellnesshotel Höflehner, Haus 3. Der Wiesenhof, Pertisau 4. Naturhotel Waldklause, Längenfeld 5. Theresia Gartenhotel, Saalbach 6. Grand Hotel Lienz, Lienz 7. … mein Neubergerhof Feriengut & Hotel, Filzmoos 8. Hotel Central, Seefeld 9. Hotel Jerzner Hof, Jerzens 10. Sporthotel Stock, Finkenberg

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Spielplatz Natur. Auch im Tourismus werden sich für die Freizeitpädagogen Berufschancen auftun.

© TIROL WERBUNG (2)

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Freizeit sucht Pädagogen Seit vergangenem Jahr wird an der Pädagogischen Hochschule Tirol der einjährige Lehrgang zum „Akademischen Freizeitpädagogen“ angeboten. Wie schaut diese Ausbildung konkret aus? VON ERNST SPRENG

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ie rund 40 Männer und Frauen, die im November 2012 an der Pädagogischen Hochschule Tirol (PHT) mit dem Lehrgang „Freizeitpädagogik“ begonnen haben, sind bunt gemischt. Zwischen 20 und 50 Jahren ist da alles mit dabei. Vom Quereinsteiger bis zu jenen, die schon in der Kinder- und Jugendlichenbetreuung tätig sind – die Bandbreite ist groß. Zum ersten Mal wird heuer im Juni der einjährige Lehrgang „Freizeitpädagogik“ an der PHT mit dem Diplom abgeschlossen. Welche Hintergründe dieser neue Lehrgang hat und wie die Ausbildung ausschaut, wissen allerdings nur die wenigsten.

Der Hintergrund. Ins Leben gerufen wurde die „Freizeitpädagogik“ mit dem Hintergedanken, dass es in Zukunft an den österreichischen Schulen vermehrt Ganztagesangebote geben wird. Das ist das erklärte politische Ziel. Darum wurde präventiv an den Pädagogischen Hochschulen bereits begonnen, Menschen auszubilden, die in der Nachmittagsbetreuung den Teil der aktiven Freizeitgestaltung übernehmen. Ziel ist es also eindeutig, pädagogisch geschultes Personal

für die zukünftige Betreuung von Schülern über den ganzen Tag hinweg auszubilden. Da sich Freizeit aber auch in Zukunft nicht einzig und allein in den Schulen abspielen wird, werden sich für die neuen Freizeitpädagogen im Freizeit- und Tourismusbereich interessante Berufschancen auftun.

Die Ausbildung.

Der Lehrgang Freizeitpädagogik ist derzeit auf zwei Semester ausgerichtet und wird an der PHT als Vollstudium und berufsbegleitend angeboten. Matura ist keine Voraussetzung für diesen Lehrgang. Für die zukünftigen Freizeitpädagogen gilt: Sie müssen das 18. Lebensjahr vollendet haben und einen Eignungstest absolvieren. Dabei werden Deutschkenntnisse und persönliche Voraussetzungen überprüft. Wer sich für den nächsten Lehrgang an der Päd-

agogischen Hochschule Tirol anmelden will, der kann das bis 7. Juni 2013 noch für das kommende Wintersemester tun.

Neue Erfahrung.

Erste Erkenntnisse zeigen, dass noch nicht alles perfekt ist. „Die Erfahrungen des ersten Lehrganges werden sicher zu Adaptierungen führen“, ist Veronika Möltner überzeugt. Sie leitet diesen Lehrgang an der Pädagogischen Hochschule Tirol. Vor allem gilt es aber noch einen Weg zu finden, wie die neuen Freizeitpädagogen in das schulische System effektiv eingebunden werden. Die Verknüpfung von erzieherischer Ausbildung, pädagogischem Grundwissen und dem Können, Freizeit für Kinder und Jugendliche attraktiv zu gestalten, macht die Ausbildung für viele zu einer interessanten neuen Chance. ×

DER LEHRGANG Der Lehrgang „Akademischer Freizeitpädagoge“ dauert zwei Semester und wird an der Pädagogischen Hochschule Tirol sowohl als Vollstudium als auch berufsbegleitend angeboten. Voraussetzungen: Positive Eignungsfeststellung, vollendetes 18. Lebensjahr. Anmeldung für das Wintersemester 2013: Noch bis 7. Juni kann man sich online für den kommenden Lehrgang anmelden. Weitere Informationen unter www.ph-tirol.ac.at (Menüpunkt „Fort- und Weiterbildung“).


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„Der Freizeitbereich ist groß“ Veronika Möltner leitet an der Pädagogischen Hochschule Tirol den Lehrgang „Freizeitpädagogik“.

S © PH-TIROL

AISON: Frau Möltner, wie sind die Erfahrungen des ersten Lehrganges? VERONIKA MÖLTNER: Die Ausbildung steckt sicher noch in den Kinderschuhen. Die Rückmeldungen der ersten Studierenden sind allerdings positiv. Man lernt in diesem Jahr sehr viel – von den rechtlichen Grundlagen der Betreuung bis hin zur „Gewaltprävention“. Besonders wichtig sind auch die Praktika, die Teil des Lehrgangs sind. Wie schauen die Berufschancen derzeit aus? Leider gibt es derzeit noch kein Berufsbild. An den Schulen muss man

sicherlich schauen, wie man die Freizeitpädagogen in Zukunft effektiv einbindet. Aber der Freizeitbereich ist groß. Für mich ist es wichtig, dass die Absolventen ihre Geschicke nach dem Studium aktiv in die Hand nehmen. Es gibt im ersten Lehrgang Beispiele, wo die Heimatgemeinden der Studierenden von sich aus an die Menschen herangetreten sind, um gemeinsam Freizeitkonzepte zu erstellen. Ist das berufsbegleitende Modell gut mit Beruf und Familie vereinbar? Wie jede berufsbegleitende Ausbildung ist es natürlich eine Herausforderung. Aber die Erfahrung zeigt, dass es sehr gut kombinierbar ist. Wir haben den Lehrgang von Beginn an so ausgerichtet, dass rund 50 Prozent der Arbeit zuhause im Eigenstudium absolviert wird. Vielen Dank für das Gespräch.

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© KITZALP-ENDURO 2012/TOM BAUSE (4)

Im Trend. Die Kombination aus Naturerlebnis, Gemeinschaft und Abenteuer beschert der jungen Disziplin enormen Zulauf.

Zurück zum Ursprung Als Ergebnis der rasanten technischen Entwicklung am Mountainbike-Sektor entstand der Trendsport Enduro. Diese Spielart des Radfahrens am Berg boomt und birgt viel Potenzial für den alpinen Sommertourismus. VON STEFFEN ARORA

W

er den Begriff Enduro hört, denkt zuallererst an geländegängige Motorräder. Doch in den vergangenen Jahren hat sich auch im Mountainbikesport eine eigene EnduroDisziplin entwickelt, die sich mittlerweile anschickt, der neue große Trend in Sachen Radfahren zu werden. Die Kombination aus Naturerlebnis, Gemeinschaft und Abenteuer beschert der jungen Disziplin enormen Zulauf. Während in den USA, Großbritannien, Frankreich und Italien Enduro-Rennen bereits Massenphänomene mit bis zu zweitausend Teilnehmern darstellen, steckt der Trend in unseren Breiten noch in den Kinderschuhen. Doch einige Touristiker haben das Potenzial des Enduro-Sports für die Sommersaison bereits erkannt.

Was ist Enduro? Der

Grundstein für die Ausbildung von Enduro als eigene Dis-

ziplin innerhalb des Mountainbike-Sports liegt in der technischen Entwicklung der Fahrräder. Während Up- und Downhill, also das Bergauf- sowie das Bergabfahren, bisher die beiden großen Unterscheidungsmerkmale ausmachten, verbindet Enduro sie erstmals. Das ist deshalb möglich, weil die Fahrradindustrie heute Räder herstellen kann, mit denen man sowohl Anstiege als auch Abfahrten problemlos und vor allem spaßbetont meistern kann. Enduro-Mountainbikes vereinen die Vorzüge eines leichten Mountainbikes und eines robusten Downhill-Bikes. Charakteristisch sind für Enduro-Räder, die als Fullsuspension-Bikes vorne wie hinten über eine Federung verfügen, absenkbare Federgabeln, feststellbare Dämpfer und teleskopierbare Sattelstützen. Mit einem Gewicht von nur mehr rund 13 Kilogramm sind Enduro-Mountainbikes wahre Allrounder, die es ermöglichen, problemlos

und ohne technische Aufstiegshilfen die Berge per Fahrrad zu erkunden. Dank des vorne wie hinten großen Federweges meistern diese Räder auch anspruchsvolle Abfahrten über raues Terrain. Teilte sich die Mountainbikeszene bisher in Uphiller und Downhiller, so ermöglicht Enduro nun die Kombination beider Sportarten mit nur einem Fahrrad. Ursprünglich stammt der Begriff Enduro aus dem Motorradsport und leitet sich vom englischen „endurance“, das für Kraft und Ausdauer steht, ab. Er beschreibt in erster Linie die Leistungscharakteristik, die eine Mischung aus Technik, Vielfalt und Distanz ist. Beim Mountainbiken steht Enduro nun sinnbildlich für den ursprünglichen Gedanken des Sports, die Natur aus eigener Kraft zu erkunden. Ausdauer ist die Voraussetzung dafür – sowohl bergauf wie auch bergab. Bei Enduro-Rennen sind hunderte Höhenmeter bergauf zu bezwingen, ge-


and University Studies ITM College 39

aber nicht breite Schotterpisten, sondern die Steige – für Mountainbiker zu öffnen. Pionierarbeit auf diesem Gebiet leisten in Tirol Sölden, wo mit der „Singletrail Schnitzeljagd“ seit 2011 erste inoffizielle Enduro-Rennen außerhalb einer anerkannten Rennserie stattfinden, Kirchberg bei Kitzbühel, wo seit 2012 mit der „KitzAlp Enduro“ das erste „offizielle“ Rennen der Enduro-Series über die Bühne geht, sowie Ischgl, das mit der „Overmountain Challenge“ im September 2013 die ersten Enduro European Open – eine Art Europameisterschaft – mit Szenestars wie Jérôme Clementz und Dan Atherton ausrichtet.

International College of Tourism & Management und Manchester Metropolitan University präsentieren das Bachelor-Studium:

Touristisches Potenzial.

spickt mit ausgedehnten Downhillpassagen. In dieser Vielfalt liegt auch der enorme Zuspruch für diesen neuen Trend begründet.

Spaß am Naturerlebnis. In sportlicher Hinsicht unterscheidet sich Enduro von den etablierten Mountainbike-Disziplinen vor allem hinsichtlich des Spaßfaktors. Während bei klassischen Marathon- oder Downhillrennen der Wettbewerb Jedergegen-jeden im Vordergrund steht, zählt bei Enduro die Gemeinschaft. Denn auch bei Rennen werden, ähnlich wie im RallyeSport, nur einzelne Sonderprüfungen gewertet. Während man zusammen in der Gruppe und meist ohne Zeitdruck die Aufstiegspassagen meistert, werden nur die Zeiten einzelner Abfahrten gemessen. Dadurch haben Enduro-Rennen einen ganz eigenen, familiären Charakter – das Rennen wird zum gemeinschaftlichen Naturerlebnis mit Spaßfaktor. Die Natur ist dabei ein wichtiger Faktor. Denn anders als beim Downhillsport bedarf Enduro keiner künstlich angelegten Strecken. Im Gegenteil, der Sport lebt von naturbelassenen Trails. Georg Grogger von der Innsbrucker Firma Trailsolutions zählt zu den Pionieren der Enduro-Bewegung in Tirol und bringt es auf den Punkt: „Enduro findet in erster Linie auf Wanderwegen statt.“ Es braucht also keinen Bikepark, um diese Sportart zu betreiben. Es genügt, die vorhandenen Wanderwege – gemeint sind

Hinsichtlich seines touristischen Potenzials ist der Enduro-Sport für Regionen mit, aber auch ohne vorhandene Liftanlagen interessant. Zwar nutzen auch Enduro-Fahrer bisweilen ganz gerne technische Aufstiegshilfen, um sich lange An- und vor allem Auffahrten zu ersparen – wie etwa in Kirchberg. Doch Seilbahnen als Transportmittel sind für diesen jungen Sport keineswegs obligatorisch. Als Wiege des Enduro-Mountainbikens in Europa gilt zum Beispiel Ligurien. Ohne Seilbahninfrastruktur hat sich dort auf dem ausgedehnten Wegenetz entlang der Küste Enduro entwickelt. Das erste offizielle Enduro-Rennen Tirols hätte 2012 eigentlich in Navis stattfinden sollen, erzählt Grogger, der als Veranstalter tätig ist und heuer den Enduro Europacup mitbegründet hat. Dass letztlich Kirchberg im Vorjahr als Austragungsort des ersten offiziellen Enduro-Bewerbs in Österreich eingesprungen ist, lag an organisatorischen, nicht aber technischen Gründen. Auch Regionen ohne Seilbahninfrastruktur eignen sich für diese Sportart, solange sie ausreichend Wege bereithalten. Die Touristiker in Kirchberg haben die Premiere der KitzAlp Enduro am 15. und 16. September 2012 als großen Erfolg erlebt, berichtet Marketingleiter Christoph Stöckl: „Rund 200 Teilnehmer aus sieben Nationen haben bei der Rennpremiere teilgenommen.“ In Kirchberg wurde man schon vorher auf Enduro aufmerksam, wie Stöckl erklärt: „Mit dem KitzAlpBike-Festival haben wir uns seit nunmehr 16 Jahren als Bikeregion etabliert. Dass Enduro der große neue Trend ist, wurde uns spätestens bei der großen EurobikeFachmesse in Friedrichshafen bewusst, wo wir immer vertreten sind. Dort ist Enduro mittlerweile das bestimmende Thema bei den Magazinen und bei der Industrie.“ Für die Kirchberger war klar, dass sie diesen Trend für sich nutzen wollen.

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40 MAGAZIN

© KITZALP-ENDURO 2012/TOM BAUSE, TRAILSOLUTIONS

SAISON

Worum geht es bei Enduro? Die Devise von Georg Grogger (Trailsolutions) lautet: „Zusammen mit meinen Freunden den Berg, die Natur am Rad erleben und Spaß haben.“

2013 ist Kirchberg am 5. und 6. Juli der fünfte Tourstopp der Specialized EnduroSeries, die in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien ausgetragen wird. Kurt Exenberger von der örtlichen Bikeacademy ist Co-Veranstalter des Rennens und sagt dem Sport eine große Zukunft – auch und vor allem in touristischer Hinsicht – voraus: „Wir stehen in Tirol ganz am Anfang einer Entwicklung, die für die Sommersaison enorme Möglichkeiten bietet. Der liftbenützende Mountainbiker ist der Sommergast der Zukunft.“ Dazu, so Exenberger, bedarf es allerdings der Aufklärungsarbeit, um Nutzungskonflikten auf den Wegen vorzubeugen. „Es ist problemlos möglich, Wanderwege für Mountainbiker zu öffnen, wenn man einander mit Respekt und Rücksicht begegnet.“ Die Schweiz hat es vorgemacht. Dort stehen alpine Wege auch Radfahrern offen. Information über das richtige Verhalten am Berg für Radler wie Wanderer, so Exenberger, würde das Miteinander auch in Tirol ermöglichen. Um das Vermitteln von Verhaltensregeln und Sicherheitsaspekten geht es daher auch in den SAAC Bike Camps, welche heuer erstmals in Zusammenarbeit von SAAC, der Tirol Werbung und den Bike-Regionen Tiroler Zugspitzarena, Osttirol und Kitzbüheler Alpen – Brixental durchgeführt werden (www.saac.at/bike).

Rennsport als Marketing. Aus touristischer Sicht sind Enduro-Rennen das perfekte Marketinginstrument, um sich als Bikeregion zu präsentieren. Kirchberg,

Ischgl und Sölden gehen diesen Weg und etablieren sich über die Austragung von Enduro-Bewerben in der Mountainbikeszene als lohnende Reiseziele für die wachsende Fangemeinde des sogenannten Trailridings. Gerade am für Tirol so wichtigen Kernmarkt Deutschland erfreut sich der Enduro-Trend enormer Beliebtheit und die Mountainbikenation Nummer eins in Europa ist Großbritannien. Hier liegt also viel Potenzial für den Tiroler Bergsommer. Letztlich ist Enduro nicht die Neuerfindung des Radsports. Im Gegenteil, es ist vielmehr die Rückbesinnung auf die

Ursprünge des Mountainbikings. „Zusammen mit meinen Freunden den Berg, die Natur am Rad erleben und Spaß haben“, fasst Georg Grogger die Faszination hinter dem Trend zusammen. Enduro-Fahrer suchen das Bergerlebnis und daher sei, so der Experte, gerade Tirol prädestiniert, dieses Thema zu bearbeiten: „Wir haben bereits die perfekte Infrastruktur, um dieses Bergerlebnis anzubieten – von den mit Wanderwegen erschlossenen Regionen bis hin zu den Aufstiegshilfen, um schnell und bequem dorthin zu kommen, wo ich dieses Erlebnis finde.“ ×

DIE ENDURO-SAISON 2013 IN TIROL Singletrail Schnitzeljagd – Sölden 28. bis 30. Juni 2013 In Zweier-Teams die Trails rund um Sölden erkunden und dabei spaßige Missionen erfüllen: Die Schnitzeljagd ist die ultimative Enduro-Challenge – kein Rennen oder Wettkampf, sondern ein unkomplizierter, spaßiger Enduro-Event, bei dem man Trails ohne Ende fährt. www.dierasenmaeher.de KitzAlp Enduro 2013 – Kirchberg 5. und 6. Juli 2013 Kirchberg ist auch 2013 wieder der einzige Tourstopp der Specialized Enduro Series. Rund 1.500 Höhenmeter werden von den Teilnehmern dabei – dank Integration der Gaisalmund Fleckalmbahn in erster Linie bergab – überwunden. www.kitzalpbike.at, www.enduroseries.net Overmountain Challenge – Ischgl 13. bis 15. September 2013 Endlose Trails, traumhaftes Bergpanorama und Spaß mit Freunden: Ischgl präsentiert gemeinsam mit dem Bikehersteller Cannondale die ersten European Enduro Open. Dabei messen sich nicht nur die schnellsten Enduro-Racer des Kontinents, alle Singletrail-Fans kommen bei diesem sportlichen Highlight auf ihre Kosten. Mit dabei auch die Stars der Szene wie Jérôme Clementz und Dan Atherton. www.ischgl-overmountain.com, www.trailsolutions.at



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© WWW.GIPFELBIBLIOTHEK.AT

Brigitte Weninger (re.) und Silvia Huber bei einer Gipfelbuchhinterlegung in Langtang, Nepal 2012

Alpine Flaschenpost Es liegt meist in einer kleinen Blechkiste direkt beim Gipfelkreuz oder unter einem Stein. Das Gipfelbuch ist Zeichen der Erbauung, Sicherheitszeugnis, Kulturgut. Skurril, lustig oder ernst sind die Gedanken, die auf den weißen Seiten hinterlassen werden. Die Siegerurkunde für die erlebten Mühen schreibt sich jeder selber. VON JANE KATHREIN

D

ie Gedanken werden still auf den letzten Metern. Schweiß fließt. Der Gipfel, der schon lange in Sichtweite war, ist jetzt zum Greifen nah. Der Berg aber fordert bis zum Schluss. Körperlich, emotional. Oben ist das alles dann vergessen. Das Gipfelbuch ist die Siegerurkunde für all die Mühen. Und jeder schreibt sie sich selber. Von Grenzgängen berichten die ersten überlieferten Eintragungen. Von einem übermächtigen Berg, vor dessen Angesicht sich der Mensch winzig fühlt. Der erste selbst bezeugte Gipfelsturm soll am Ventoux stattgefunden haben, einem kahlen Berg in der Provence. Francesco Petrarca war unter anderem Theologe, Dichter und Forscher und wollte 1336

diesen ungewöhnlich hohen Ort in der Provence sehen. Also machte er sich auf den Weg. Und als er dann oben stand, war er „durch die ganze freie Rundsicht bewegt, einem Betäubten gleich“ und las am Gipfel aus Aurelius Augustinus’ „Bekenntnissen“. Zufällig soll er jene Stelle aufgeschlagen haben, an der Augustinus die Schaulust verdammte. Und Francesco Petrarca schrieb dann in einem inneren Monolog von der Größe der Seele, dem Tod und der Vergänglichkeit.

Quellen. Woher das moderne Gipfelbuch kommt, kann die Wissenschaft erklären. Als eine der ersten Quellen werden die alten Herbergsbücher wie das Grimselbuch genannt, in dem die Brüder Meyer 1811 mit ihren Unterschriften be-

stätigten, an welchem Tag sie das Hospiz „paßirten“ und „repaßirten“ und dort auch einen Kurzbericht zur JungfrauErsteigung hinterließen. Bekannt sind auch andere Herbergs- und Denkbücher sowie Einschreibbücher in Kirchen und Kapellen oder an Wallfahrtsorten. Sie werden als Vorfahren des Gipfelbuches gesehen, weil man sie schon sehr früh auf Bergspitzen fand, wie seit den 80erJahren des 18. Jahrhunderts etwa auf dem Wendelstein und Anfang des 19. Jahrhunderts auf dem Watzmann. Die Tradition des Gipfelbuches, so wie wir es heute kennen, sollen jedoch die Engländer mit in die Alpen gebracht haben. Um 1860 hinterließen die ersten Pioniere des Bergsteigens nach Erreichen des Gipfels eine leere Weinflasche. Um


43 sich den Nachfolgenden mitzuteilen, schoben sie eine Visitenkarte in die Flasche, die sie kopfüber in den Schnee steckten. Der nächste Bergsteiger tauschte die Karte dann gegen seine aus. Eine Art Flaschenpost entstand, die später durch eine Metallkassette mit einem Gipfelbuch ersetzt wurde. Eine Vielzahl von diesen Büchern hat sich über die Jahrhunderte angesammelt. Auf manchen Gipfeln wird jedes Jahr ein neues aufgelegt. „Wer das Gipfelkreuz errichtet hat, betreut auch meistens das Gipfelbuch“, weiß Martin Achrainer vom Österreichischen Alpenverein. Mit Betreuen meint er auch das Einsammeln vollgeschriebener Bücher. Einige darunter liegen in den Archiven und Ausstellungskästen der alpinen Museen, andere in den Stuben und privaten Bibliotheken des einen oder anderen Bergfex. In die ersten Bücher waren Spalten gedruckt, in denen Name, Vorname, Wohnort, Beruf und Alpenvereinssektion sowie Ziel der nächsten Tagestour eingetragen werden konnten. Eine Form, die schon bald wieder aus der Mode kam, stattdessen wurden Hefte mit weißen Seiten in den Metallkassetten hinterlegt. Und auch der wetterbeständigere Bleistift wich um 1956 dem Kugelschreiber als Schreibgerät. Heutzutage findet der Wanderer wieder beides in der Metallkassette.

„Tapferer Bergfreund“.

Quer lesen lohnt sich. Es kann erheiternd, berührend oder ernüchternd sein. Nicht immer erzählen die Texte und Verse von Grenzgängen, wie jenem aus dem Jahr 1336. Viel häufiger sind es Geschichten über Freude, Stolz, Freundschaft so-

wie Sieg und Niederlage, die Schritt für Schritt errungen wurden. Die Bergsteiger schrieben seit jeher den Tourverlauf nieder, die Wetterbedingungen und den Schwierigkeitsgrad der gewählten Tour. Ab den fünfziger Jahren begannen sich dann die Einträge auf ein paar besinnliche Verse oder Zeichnungen zu reduzieren. „Du tapferer Bergfreund schreib dich ein! Doch halt das Buch dabei auch rein! Im Kasten sollst du es verwahren, so bringt es Freude noch nach Jahren.“ Wer in die Seiten eintaucht, findet Erinnerungen an Verstorbene und erste wackelige Schriftzeichen von Kindern. Neben Ermunterungen sich einzutragen, stehen Worte purer Erschöpfung: „Wir zwei, wir litten arge Not, Tränen gab‘s und wenig Brot. Nichts desto trotz, jetzt sind wir oben und wollen unsern Herrgott loben

für diese Welt so wunderschön, was die da unten gar nicht sehen.“ Manchem gelingt dann auch ein bisschen Selbstironie: „Zweimal wollten wir schon umdrehn, als wir die Gams ham pinkeln g‘sehn. Nun sind wir auf dem Gipfel hier. Der Stephan schläft jetzt und ich frier.“ Oder: „Wer hier greint, sich fürcht und betet, der ist meiner Frau begegnet.“ Hin und wieder findet man unter all den Einträgen auch literarische Perlen: „Ziele nach dem Mond. Verpasst du ihn, findest du dich zwischen den Sternen.“ In manchen Fällen können exakte Eintragungen über Weg, Zeit und Ziel aber auch für die Bergrettung von Nutzen und für die in Bergnot Geratenen lebensrettend sein. Den meisten Bergsteigern reicht das Selbstzeugnis, das reine „Ich war hier“, das sich auf Name und Datum beschränkt. ×

GRÖSSTES GIPFELBUCH DER ALPEN Es ist drei Meter hoch und besteht aus zwei Seiten. Das größte Gipfelbuch der Alpen steht auf 1.862 Metern auf dem Neunerköpfle in den Tannheimer Alpen. Die Seiten sind zwei Meter breit und fassen witzige Sprüche, Wissenswertes zu Flora und Fauna sowie einzelne Bräuche. Sind die Leinwände voll, werden sie von einem Bergführer ausgetauscht.

GIPFELBIBLIOTHEK „Wenn Sie in diesen Tagen auf einem Kaisergebirge-Gipfel ein Buch finden, dann gehören Sie zu den Lesern der ersten Gipfelbibliothek der Welt“, verheißen die Betreiber der Seite www.gipfelbibliothek.com. Gegründet wurde diese Sammlung 2006 am Hans-BergerHaus im hinteren Kaisertal. Die Initiatorinnen Silvia Huber und Brigitte Weninger baten 25 Menschen aus dem Freundeskreis um ihr persönliches Gipfelbuch. Mehr als 40 Bücher wurden wetterfest verpackt und dann auf die Gipfel des Kaisergebirges getragen. Wer eines findet, soll es lesen, über den Fundort auf der Webseite berichten, das Buch anschließend wieder wetterfest verpacken und am nächsten Gipfel aussetzen. „Bookcrossing für Bergsteiger“, erklärt Brigitte Weninger, die Idee. Die Bücher sind in den vergangenen sieben Jahren weit gewandert, eines bis nach Peru. Gesucht werden Tipps zu Büchern, die in die Bibliothek passen könnten.

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44 MAGAZIN SAISON

© FRANZ OSS (3)

Probenarbeit. Die Hälfte des Dorfes – vom Kleinkind bis zum 92-jährigen Theaterbegeisterten – wird bei den Passionsspielen im Einsatz sein.

Lebendiges Christentum Alle sechs Jahre verwandelt sich das Dorf Erl in ein Theater. An den Passionsspielen im Tiroler Grenzort sind fast alle Einwohner auf die eine oder andere Weise beteiligt. Den Text zu den Spielen 2013, die ihr 400-jähriges Jubiläum feiern, hat der Tiroler Autor Felix Mitterer beigesteuert. VON ESTHER PIRCHNER

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as Volk probt: Rund 600 Männer, Frauen und Kinder sind bei frostigen Temperaturen im Passionsspielhaus Erl am Werk, um der Jubiläumspassion Leben einzuhauchen. Die Hälfte des Dorfes – vom Kleinkind bis zum 92-jährigen Theaterbegeisterten – hat sich versammelt, folgt den Regieanweisungen, formiert sich zu großen, lebenden Bildern, steht, liegt, sitzt, läuft über die Bühne, wenn es der erzählten Geschichte dient, und wartet geduldig, wenn eine Idee ausführlicher erklärt werden oder eine Szene noch einmal geprobt werden muss. Wer nicht selbst auf der Bühne steht, engagiert sich auf andere Weise, etwa beim Bau von Kulissen oder in der Kostümschneiderei. Daran hat sich seit Jahrhunderten nichts geändert, denn die Erler pflegen ihre Passionsspieltradition nachweislich seit 1613. Damals wurde zuerst ein Osterspiel des Meistersingers Sebastian Wild aus Augsburg aufgeführt,

das die gesamte Heilsgeschichte erzählte und mehrere Tage in Anspruch nahm. Erst im 18. Jahrhundert konzentrierten sich die Spiele auf die Leidensgeschichte Jesu. Seit 1959 verfügen die Erler über ein eigenes Passionsspielhaus, das mit jährlichen Aufführungen finanziert wurde, und auch damals mussten sich Zuseher noch einen ganzen Tag Zeit nehmen, wollten sie alle Stationen des Kreuzweges mitbekommen. Seit einiger Zeit genügen drei Stunden, um von Leiden, Kreuzigung und Auferstehung zu berichten, 33 solcher Aufführungen sind von Mai bis Oktober 2013 geplant, Textstudium und Proben nahmen mehrere Monate in Anspruch.

Neuer Text. Nach 400 Jahren, in denen die Leidensgeschichte Jesu in Erl vor Publikum dargestellt wurde, soll die Passion 2013 ein ganz außergewöhnliches Ereignis werden. Als Autor, der die biblische Überlieferung zeitgemäß erzählt, wurde Felix Mitterer gewonnen, der in seinen Werken häufig auf

die Menschen am Rande der Gesellschaft fokussiert. Eine eigens komponierte Musik für Chor und Orchester steuerte der Wiener Komponist Wolfram Wagner bei, der schon bei den letzten Passionsspielen für die musikalische Gestaltung sorgte. Die Regie trug der Erler Passionsspielverein dem Schwazer Theateraficionado Markus Plattner an, der seit mehr als zwanzig Jahren mit Laienbühnen in ganz Tirol arbeitet. Schon 1999 hatte er die Erler mit einer Inszenierung von Mitterers „Stigma“ beeindruckt, 2011 setzte er für sie ein Mysterienspiel in Szene, Alois Lippls „Totentanz“, der als Zwischenspiel in den Jahren ohne Passionsaufführungen fungierte. Damit sind auch schon einige tragende Säulen der Aufführungen genannt. Denn die Erler Passion wurde nicht allein anhand des Theatertextes entwickelt, wie Plattner erklärt, sondern entstand aus dem Zusammenwirken mehrerer Passionserzählungen mit verschiedenen Mitteln: Text, Musik, Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme.


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„Eine ehrliche Geschichte“ Markus Plattner begann schon als Jugendlicher Regie zu führen und setzte bisher 100 Theaterstücke in Szene. Eine Passion inszenierte er zum ersten Mal.

S Schuld und Vorsehung.

Mitterers Text, „ein Leitfaden, an den man sich hält“ (Plattner), unterscheidet sich vor allem in zweierlei Hinsicht von den üblichen Passionsspieltexten: zum einen in der Frage der Schuld, zum anderen in Bezug auf die Bedeutung der Frauenrollen. Anhand der Evangelien lässt sich gut nachvollziehen, dass, je später die Texte entstanden sind, eine umso deutlichere Schuldzuweisung an die Juden stattgefunden hat. Mitterers Text „räumt mit diesem Antisemitismus endlich auf“ (Plattner) und setzt stattdessen auf die Vorsehung. Das Geschehen ist von Gott gewollt und damit unausweichlich. Erhöhtes Augenmerk richtet Mitterer auch auf die Frauen, die hier tragende Rollen bekommen. Vor allem Maria Magdalena und die Mutter Jesu, Maria, haben große Auftritte – auch hier hatte Mitterer wohl das Urchristentum vor Augen, in dem Frauen weniger in den Hintergrund gedrängt waren als in späteren Jahrhunderten.

Alle beim Abendmahl. Dass Jesus als Mensch unter Menschen dargestellt ist, der seine Nächsten liebt, ist auch ein wichtiger Ansatzpunkt für die Inszenierung. Die soziale Komponente, das Miteinander, das ja auch für die Umsetzung eines so großen Projekts unabdingbar ist, ist auf vielerlei Arten in der Aufführung präsent. Beispielsweise formieren die Schauspieler gemeinsam größere Bilder: Anstatt beim Einzug in Jerusalem mit Ölzweigen zu

winken, bilden sie selbst die Umrisse eines riesigen Ölzweiges nach. Beim Abendmahl sind – nach dem Bibelwort „Das ist mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird“ – nicht nur zwölf Auserwählte mit Jesus auf der Bühne, sondern tatsächlich alle. Lebendiges Christentum soll im Jahr 2013 bei den Passionsspielen Erl seinen Ausdruck finden.

Passion international. Die Gemeinsamkeiten betont man in Erl aber nicht nur innerhalb des Dorfes, auch zwei Rahmenveranstaltungen zeigen die tiefe Verwurzelung in der Geschichte und die Einbindung der Passionsspiele in einen internationalen Kontext: Zum Jahreskongress „Europassion“, der von 31. Mai bis 2. Juni stattfindet, werden Vertreter der 93 europäischen Passionsspielorte erwartet. Und eine Ausstellung zu „400 Jahren Erler Passion“ zeigt Fotos der Aufführungsorte und Darsteller, Kostüme, Bühnenbilder, Skizzen und das textile Kunstwerk „Der Kreuzweg“ von Silke Mosbach. In allem wird – wie auch auf der Bühne – die Begeisterung spürbar werden, mit der sich ein Dorf immer wieder der Passion widmet. ×

AISON: Herr Plattner, was ist für Sie in Erl neu? Was ist das Neue am Stück? MARKUS PLATTNER: Für mich ist nicht nur die Passion neu, sondern auch die Arbeit mit 600 Leuten, aber ich bin mit den Darstellern an der Aufgabe gewachsen. Thematisch spielt die soziale Komponente in unserem Passionsspiel eine große Rolle. Das Volk übernimmt – wenn man so will – die Rolle des Christlichen. Jesus ist dann der Auslöser von etwas, das in uns vorhanden ist. Was hat Passion an sich mit dem heutigen Leben zu tun? Passion heißt ja vieles, vor allem Leidenschaft und Feuer und Liebe. Wenn man einmal das Kleinkarierte weglässt und anerkennt, dass das Christentum eine Idee ist zu leben, nämlich durch diese Gesetze der Nächstenliebe, der Zuneigung, des Guten an und für sich, dann wird es keine Religion auf der Welt geben, die das ablehnt. Das ist ganz etwas Nahes. Wir haben im Vorfeld sehr viele Diskussionen geführt, und jetzt sehe ich das an den 600 Leuten, die begeistert sind, das ist eine Form von Christentum, eine Form von Liebe. Haben viele schon öfter bei der Passion mitgewirkt? Ja, das durchspült das ganze Dorf immer wieder und sie pflegen einen sehr guten Umgang damit. Natürlich kommen viele Leute und es ist eine gute Werbung, aber es ist nicht so, dass sich die Erler bei den Passionsspielen vermarkten. Es ist eine ehrliche Geschichte, an der sie andere teilhaben lassen.

PASSIONSSPIELE ERL 26. Mai bis 5. Oktober 2013 www.passionsspiele.at

Vielen Dank für das Gespräch.

×


46 MAGAZIN SAISON

© GIORGIA BERTAZZI

Geiger Christian Tetzlaff – zu Gast bei Musik im Riesen 2013

Freies Spiel Nicht der Schönklang an sich, sondern ein möglichst vielschichtiger Ausdruck bestimmt die Interpretationen des deutschen Geigers Christian Tetzlaff. Am 9. Mai 2013 gastiert er mit Solostücken von Johann Sebastian Bach und Béla Bartók bei der zehnten Ausgabe des Festivals Musik im Riesen in Wattens. DAS INTERVIEW FÜHRTE ESTHER PIRCHNER.

S

AISON: Herr Tetzlaff, man liest immer wieder, wie viel Freude Sie an Ihrem Beruf haben. Was begeistert Sie so an der Musik und daran, vor Publikum aufzutreten? CHRISTIAN TETZLAFF: Was ich wirklich wichtig finde, ist, dass man über Musik so direkt mit anderen Menschen kommunizieren kann. Gerade bei den Sonaten und Partiten von Johann Sebastian Bach tauchen viele Zuhörer in eine Gefühlswelt ein, in die sie sich sonst vielleicht gar nicht so einfach hineinbegeben können. In den Bach-Stücken, die ich in Wattens spiele, werden tiefe, starke Gefühle ausgedrückt, im ersten von Verlust und Trauer, im zweiten von Hoffnung und neuer Kraft. Ich denke, diese Öffnung ist auch das, was die Komponisten suchen. Wenn man sich deren Leben anguckt, sind das

in vielen Fällen durchaus keine glücklichen Existenzen. Aber sie suchen so begierig und verzweifelt nach dieser Kommunikation – und schaffen es dann auch, aus der Musik die eigene Freude und Lust zu schöpfen, sich mitzuteilen. Das ist das Faszinierende auch über Jahrhunderte – ob das Bach, Schubert oder Brahms ist oder gerade der späte Beethoven, der so vereinsamt ist, aber über seine Musik immer sagt: „Ich hoffe, es geht von Herz zu Herzen.“ Einer Ihrer Kammermusikpartner und Freunde, der Pianist Lars Vogt, hat über Sie gesagt: „Ich kenne kaum jemanden, der so viel über Musik weiß und zugleich ein so intuitiver, wilder Musiker ist.“ Was bedeuten Wissen und Intuition für Sie? Das ist dasselbe. In dem Moment, wo man genau nachliest und den Kom-

ponisten nahekommt, merkt man, wie brennend wichtig ihnen das alles war. Es ging nicht darum, ein erfolgreiches Stück zu schreiben, sondern Seelenzustände auszudrücken. Wenn sich jemand mit den Komponisten und dem reinen Text intensiv auseinandersetzt, muss er notgedrungen zu einer wilden und schonungslosen emotionalen Darstellung kommen. Was also normalerweise als Gegensatz dargestellt wird, ist eigentlich eine Einheit. Betonen Sie deshalb auch immer wieder, dass es nicht vorrangig darauf ankommt, besonders schön zu spielen, sondern vor allem darauf, die Intention eines Komponisten zu entdecken? Ja, und das führt hoffentlich dann auch dazu, dass man in Momenten, wo der Komponist sich erlaubt, ganz schön und frei zu reden, dies auch als das Wesent-


47 liche zum Erklingen bringt: Schönheit nicht als grundsätzliche Idee, sondern als etwas, das man sich erringt. Bei Ihren Auftritten wechseln Sie häufig zwischen verschiedenen Werken und Besetzungen. Lieben Sie die Abwechslung? Ich habe viel Freude an unterschiedlichen Sachen und unterschiedlichen Werken. Ich komme gerade von einer Streichquartetttour und spiele demnächst Schostakowitschs zweites Violinkonzert. Es ist eine tolle Aufgabe, sich wie ein Schauspieler immer wieder einzufinden und von den Komponisten die interessantesten Rollen angeboten zu bekommen. Andererseits habe ich das Brahms-Violinkonzert in den letzten drei, vier Jahren sehr viel gespielt, und das schadet bei so einem Stück überhaupt nicht. Im Gegenteil: Das Vergnügen wächst immer weiter, weil man sich sicherer fühlt und freier reden kann. Ein Zyklus, mit dem Sie sich schon sehr lange beschäftigen und den Sie auch schon zwei Mal – 1994 und 2007 – auf CD eingespielt haben, sind die BachSonaten und -Partiten. Was hat sich in dieser Zeit verändert? Die erste Aufnahme entstand zu einer Zeit, als ich die Sonaten und Partiten im Konzert noch nicht so viel gespielt hatte. Das freie Spielen,

ZUR PERSON Christian Tetzlaff, geboren 1966, studierte an den Musikhochschulen von Lübeck und Cincinnati. Seit seinem Debüt als Solist 1988 ist er ein international gefragter Konzertsolist und Kammermusiker. Der Geiger, der nach eigenen Angaben nur rund eine Stunde pro Tag übt, gilt als hoch virtuos und offen für die Musik aller Epochen. Neben seiner Konzerttätigkeit engagiert er sich im Jugendprojekt „Rhapsody in School“.

Bartók-Sonate genauso gestrickt wie die C-Dur-Sonate, mit einem langsamen ersten Satz, einer Fuge, einem melodischen Satz und einem sehr schnellen letzten Satz. Es war auch das Stück, das ihn dazu veranlasst hat, diese Solosonate zu schreiben. Inhaltlich ist aber vielleicht doch etwas mehr von der Verzweiflung und dunklen Stärke der d-Moll-Partita drin. Im ersten Satz – Tempo di ciaconna – gibt es rhythmische und inhaltliche Bezüge zu Bachs berühmter Chaconne, aber insgesamt würde ich nicht zu viele Parallelen suchen. Bartók hat sich bestimmt handwerklich sehr viel von Bach abgeguckt, mit welcher Sicherheit, Intuition und Frechheit er die Geigen benutzen konnte, um vierstimmige Fugen zu schreiben und herrliche begleitende Melodien, trotzdem ist die Solosonate ein

„Die wirklich großen Stücke wollen immer das Gleiche: mit den Zuhörern reden und ihnen etwas Neues und Unerhörtes zeigen.” das freie Erzählen ist etwas, das sich erst mit der Zeit einstellt. Mit Freiheit meine ich nicht, dass man sagt: Ich mache jetzt dies und das, das spiele ich schneller und das langsamer. Es geht darum, ein Stück im Detail so verinnerlicht zu haben, dass man jede Phase so spielt, als würde man sie gerade neu erfinden und neu erzählen. In Wattens stellen Sie Johann Sebastian Bachs C-Dur-Sonate und d-Moll-Partita der 1943/44 entstandenen Solosonate von Béla Bartók gegenüber, die sich auf diese beiden Werke bezieht. Wo liegen die Verbindungen zwischen den drei Stücken? Von der Anlage her ist die

eigenständiges Werk. Ich denke, Bartóks letztes vollendetes Werk handelt vor allem von ihm selbst und von der Situation im 20. Jahrhundert. Stichwort 20. Jahrhundert: Klassische Musik aus dem 20. und 21. Jahrhundert wird immer noch vergleichsweise selten aufgeführt. Ist es schwierig, sie einem heutigen Publikum nahezubringen? Nein, im Gegenteil. Wenn man die überzeugenden Werke spielt – als Geiger logischerweise von Béla Bartók, Alban Berg, György Ligeti und György Kurtág –, sind sie ohne Probleme zu kommunizieren. Natürlich gibt es unter allen

modernen Kompositionen auch viele, die schlecht sind. Das war in jeder Zeit so. Im Wien der Mozart-Zeit hat man sehr viel Salieri gehört, der relativ langweilig ist. Aber wie immer wollen die wirklich großen Stücke immer das Gleiche: mit den Zuhörern reden und ihnen etwas Neues und Unerhörtes zeigen. Von ganz nah betrachtet ist man zwar in Sorge, dass das nicht ankommt, aber im Rückblick bleibt dann doch ein Kanon von großen Werken, der auch gegenwärtig gespielt wird. Das wird auch so weitergehen. Weil wir gerade bei den modernen Werken sind, liegt natürlich die Frage nach Ihrer Geige auf der Hand. Warum spielen Sie statt einer der berühmten alten Violinen zum Beispiel von Stradivari eine moderne von Stefan-Peter Greiner? Die Antwort ist ganz einfach: Sie klingt sehr gut. Ich gehe jede Wette ein, dass – wenn ich eine Guarneri, eine Stradivari und diese spiele – kein Mensch sagen kann: „Aha, das ist die moderne!“ Ich spiele auch gerne eine Guarneri, ich habe früher zwei Stradivari gespielt, und meine Geige von Stefan-Peter Greiner ist auf jeden Fall besser als die beiden Stradivari, die ich zur Verfügung hatte. Aber ich habe kein Faible für moderne Geigen. Ich spiele die Geige, die ich kriegen kann und die am besten klingt. Vielen Dank für das Gespräch.

MUSIK IM RIESEN 2013 6. bis 11. Mai 2013 Wattens und Innsbruck Neben Christian Tetzlaff, der am 9. Mai im Swarovski Werk I auftritt, gastieren die Geiger Christian Altenburger, Isabelle Faust und Patricia Kopatchinskaja, das Belcea Quartet, das Cuarteto Casals und andere in Wattens. kristallwelten.swarovski.com

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49 KOMMENTARE SAISON

H

V O N A LO I S S C H Ö P F

err Schultz hat mir weder eine Wohnung vermietet, noch mich zu einem Jagdausflug eingeladen. Ebenso möchte ich festhalten, dass ich Herrn Switak weder kenne, noch sein politisches Gespür für besonders feinnervig halte. Zugleich kann ich gewisse Sympathien für ihn nicht verleugnen: Er ist nämlich meines Wissens für die Ausgestaltung des neuen Landhausplatzes verantwortlich, eine angesichts der Rahmenbedingungen architektonische Meisterleistung, über die sich, wie nicht anders zu erwarten, die Provinzgeister in diesem Land mit Schaum vor dem Mund empörten. Unvergesslich wird mir auch die Häme im Gesicht jener TirolHeute-Moderatorin bleiben, die in der Meinung, kritischen Journalismus betreiben zu dürfen, den damaligen Landesrat aufgrund

Eine solche Erkenntnis ist naturgemäß für jeden, der mit der Jägerei nichts am Hut hat und die Jagdeinladungen bei Freund Schultz nur als grenzwertig einstufen kann, starker Tobak. Daher ist es auch verständlich, wenn die meisten kritischen Bürger im Lande, vor allem jedoch die meisten Kolleginnen und Kollegen aus der Medienbranche im Gegensatz zur Staatsanwaltschaft das Verhalten des Politikers weiterhin als unverzeihliche Sauerei betrachten und dies mit dem Hinweis auf die „schiefe Optik“ begründen. Wenn es andererseits jedoch das Wesen eines ordentlichen Verfahrens ist, dass es von professionellen Juristen durchgeführt wird, dass stets beide Seiten gehört werden müssen, eine Berufung möglich ist und nach Ableistung der Strafe ein Recht auf Rehabilitation besteht, operieren alle, die sich auf die „So sehr es die edelste Aufgabe der Medien ist, „schiefe Optik“ berufen, ohne dem Begriff mit Skepsis Missstände aufzuzeigen: Sich in einem Aufwaschen gegenüberzustehen, außerhalb der Errungenschaften ein auf ‚schiefer Optik‘ basierendes Urteil anzumaßen, des Rechtsstaates im Bereich der Denunziation. Denn so sehr es die edelste Aufgabe der Medien ist, Missstände ist bestimmt nicht ihr Job.“ aufzuzeigen: Sich in einem Aufwaschen ein auf „schiefer Optik“ basierendes Urteil anzumaßen, ist bestimmt nicht ihr Job. Genau dieses Unterlaufen des staatlichen Gewaltmonopols seiner Mietwohnung zum Abschuss frei gab. Inzwischen ist längst fotografisch belegt, dass das durchwegs als Mansardenausbau ist heute jedoch, vom fanatischen Blogger-Ayatollah bis zum brakonzipierte Domizil nicht mehr wert ist, als es gekostet hat, vor ven Leitartikler, der sich dem kleinbürgerlichen Gutmenschentum allem aber dürfte sich herumgesprochen haben, dass die Korrupverschrieben hat, zur billigen Gewohnheit geworden. × tionsstaatsanwaltschaft, die den Fall Switak untersucht hat, kein Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans. strafrechtlich relevantes Verhalten feststellen konnte.

Familypark

I

VON ERNS T MOLDEN

n mancher Hinsicht sind meine Liebste und ich, wie ich finde, ganz gute Eltern. In anderer Hinsicht weniger, sicher jedenfalls in der Wahrnehmung unserer entzückenden Kinder. Wir gehen beispielsweise nicht gern in den Wurstelprater. Wenn wir also sagen: Schuhe anziehen, wir gehen in den Prater, dann fragen unsere Kinder nur noch rein rhetorisch und mit ganz leisen Stimmen: In den Wurstelprater? Weil eigentlich ist ihnen klar, dass wir – schon wieder! – den grünen Prater meinen, also die Wiesen, Wäldchen, Uferlandschaften der großen Wiener Stadtoase, aber nicht den riesenradgekrönten Lunapark von Weltgeltung an seinem nordwestlichen Ende. Wir selbst sind zwar als Kinder natürlich auch gern dorthin gegangen, aber jetzt: zu laut, zu teuer, zu touristisch, zu tief. Sollten

als es immer noch saukalt war, fuhren wir los Richtung frisch frühlingseröffneter Familypark. Über Österreichs zierlichste Landeshauptstadt Eisenstadt erreichten wir Sankt Margarethen und gleich darauf den Familypark. Der Kälte wegen war die Besucherflut überschaubar, und wir hatten freie Sicht auf die tatsächlich ungeheuer charmanten Details des Parks, der sich in eine Landschaft aus Akazienbäumen und Weiden am Rande des berühmten Römersteinbruchs schmiegt. Die Crew besteht aus ungarischen und slowakischen Familyparkrangers mit ausgesprochen sonnigem Gemüt. Es ist mindestens so lustig wie im Prater, aber alles in sanfterer, pannonisch abgerundeter und weicherer Form. Meine Liebste, der auf rasanteren LunaLustbarkeiten gern der kalte Schweiß ausbricht, „Es ist mindestens so lustig wie im Prater, aber alles in sanfterer, pannonisch abgerundeter und weicherer Form.“ bestieg sogar das Karussell des Rotierenden Apfelbaums. Zu unserer großen Genugtuung stellten wir fest, dass sich die Bildwelt dieses unsere Kinder, was wir nicht hoffen, eines Tages zum Therapeuten Vergnügungsparks eben nicht an amerikanischen Vorbildern müssen, wird es dort sicher heißen: Und nie, nie, nie haben wir in orientiert, sondern an der Agrar-Ikonographie der unmittelbaren den Wurstelprater dürfen! Umgebung. Alles hier hat die Formen von Erdäpfeln, Kürbissen und Vor einiger Zeit aber entdeckte unser Ältester auf einer Klasburgenländischem Obst. Dort unten hörten wir auf, spätwinterlich senfahrt etwas Verwandtes und doch anderes, und das wurde er zu frieren. Und wir kamen sanft gewiegt statt durchgeschüttet nicht müde, uns gegenüber zu bewerben. Der Familypark, unweit heim, wieder mal das Lob des Burgenlandes auf den Lippen. × des Neusiedlersees, so warb er, das sei so etwas wie ein kleiner Ernst Molden 45, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine Wurstelprater, aber viel netter, dort werde es uns auch gefallen. Es Alben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erschien seine dauerte, bis wir endlich einwilligten, aber jetzt in den Osterferien, Platte A SO A SCHEENA DOG (monkeymusic).

© BÖHME

Die „schiefe Optik“ und der Rechtsstaat


50 NACHGEFRAGT SAISON

15 FR AGEN AN ...

Alfons Parth DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Hof Zuort (SUI), Port Grimaud (FRA), Barcelona DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Investitionsfreudigkeit, Dienstleistung, Veränderungen zulassen DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Nachdenkpausen, Überheblichkeit, Investitionsstopp DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: die Wirtinnen und gut funktionierende Seilbahngesellschaften DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Preisdumping, Trägheit DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Ideen alleine nützen nichts, es geht um die Umsetzung. LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): im Herbst in Südtirol GUTES ESSEN HEISST FÜR MICH: mit meinen Söhnen und Freunden ausgiebig schlemmen ICH LERNE VON: Wir lernen aus Erfahrung, dass die Menschen nichts aus Erfahrung lernen.

DAS KÖNNTEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: funktionierende Buchungsplattform ohne Provisionen IN FREMDEN HOTELS ACHTE ICH AUF: gutes Essen und guten Wein UND IM EIGENEN: gutes Essen und guten Wein FÜR DEN TIROLER TOURISMUS WÜNSCHE ICH MIR: Freiraum zur Entwicklung MEIN LIEBLINGSPLATZ IN TIROL: Idalpe in Ischgl

© MICHAEL RATHMAYR

MEIN LIEBLINGSGERICHT AUS DER TIROLER KÜCHE: „Kasspatzla“ mit Erdäpfelsalat

Alfons Parth ist Obmann des Tourismusverbandes IschglPaznaun und Hotelier in Ischgl. Er ist außerdem der Initiator des „Kulinarischen Jakobswegs“ im Paznauntal.


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