Die Saison Ausgabe 01 / 2011

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P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 01/11 | WINTER/FRÜHLING 2011

ARBEITEN IM

TOURISMUS Stärken, Schwächen, Perspektiven einer Erfolgsbranche


16.80

11.99

je Kiste

Zipfer Märzen

12.99

billiger:

29%

0.60/0.5 L

20 x 0.5-l-Kiste, exkl. Pfand

7.99

2

Flaschen

Captain Morgan Spiced Gold

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0.7 l

0.59

0.39

ab

24

Dosen

Egger Bier Dose

billiger:

34%

0.39/0.5 L

0.5 l

1.59

Corona Extra Mexican Beer

1.19

ab

24

Flaschen

1.68/0.5 L

0.355 l, Einweg

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Flaschen

Coca Cola versch. Sorten, Fanta, Sprite oder Mezzomix

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321 - 7814 321 - 7812 321 - 7806 321 - 7800 321 - 7804 321 - 7805 321 - 7811 321 - 7815 321 - 7808 321 - 7807 321 - 7803 321 - 7810

Flaschen

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3 StiCHWort saison

t MITARBEITER gesuch hat im Jahr

Die Nachfrage nach Arbeitskräften Im Gesamtjahr 2010 einen neuen Rekord erreicht. e (AMS) ervic arkts itsm Arbe beim 2010 wurden gemeldet, insgesamt 404.733 offene Stellen mehr als im 75 das waren um 14,3 % oder 50.5 rnehmen Unte den von Vorjahr. Am stärksten s: Die abismu Tour im Jobs n nachgefragt ware für Kellner/es gab e gäng enzu Stell ten meis solut plus 504 oder innen (insgesamt 29.610 Stellen, igungskräfte Rein für en 1,7 %), gefolgt von Stell 14,1 %) und oder 2 2.38 plus 25, (insgesamt 19.2 t 19.218, plus esam (insg en -inn che/ enkö Gaststätt 557 oder 3 %).

ARBEITEN

IM TOURISMUS Rot-Weiß-Rot. Drei Personengruppen aus Drittstaaten können die Rot-Weiß-Rot-Card beantragen: hochqualifizierte Migranten, qualifizierte Migranten mit Mangelberufen und sonstige schlüsselkräfte, die nicht durch im inland arbeitsuchende abgedeckt werden können. Um die Rot-Weiß-Rot-Card zu bekommen, müssen einwanderungswillige arbeitskräfte eine bestimmte anzahl an Punkten sammeln. Kriterien sind unter anderem berufliche Qualifikationen, ausbildung, alter und sprachkenntnisse.

Das Image von Tourismusberufen

Glücksbringer. Unter dem Titel „Glücksbringer“ startete die Wirtschaftskammer Tirol eine imagekampagne, die Lehrberufe im Tourismus attraktiver machen soll. Die Maßnahme ist auch dringend nötig: Gab es im Jahr 2006 noch 2432 Lehrlinge in der sparte Tourismus, waren es 2010 nur noch 1867.

„Wie beurteilen Sie ganz allgemein das Image bzw. die Attraktivität von Arbeitsplätzen im Tourismus in Tirol?“

Häufigkeit

Prozent

sehr gut

141

Gut

574

10,1 41,1

Befriedigend

405

29,0

Weniger gut

173

12,4

Gar nicht gut

55

3,9

Weiß nicht/k. a.

49

3,5

1397

100,0

Gesamt

2500

2432 2000

%

1867

1500 1000 500 Lehrlinge

0 2006

2010 studie: iMaD Marktforschung

Zitiert „Noch immer sind die meisten Betriebe in Tirol Saisonbetriebe. Das heißt, die Beschäftigungsverhältnisse werden unterbrochen. Mehr Ganzjahresstellen wären sicher wünschenswert.“

„Die Rot-Weiß-Rot-Card ist ein einziges Stelleninserat für die Industrie. Das belastet den Arbeitsmarkt, weil wir vor allem im Bereich Zimmermädchen, Kellner suchen. Und diese Berufe fallen offenbar unter den erschwerten Zugang.“

Anton Kern, aMs Tirol über den arbeitermangel im Tourismus

Sepp Schellhorn, Präsident der Hoteliervereinigung (ÖHV) über die Rot-Weiß-Rot-Card

„Wir sind froh, dass wir unsere Gäste überhaupt bedienen können. Es gibt zu wenige Arbeitskräfte im Tourismus. Besser, wir haben Mitarbeiter aus Deutschland, mit denen wir zufrieden sind, als gar keine.“ Manfred Furtner, ÖHV-Vizepräsident und -Landesvorsitzender für Tirol, über deutsche arbeitskräfte im Tourismus


4 EDiToRiaL

Dem Winter (s)eine Bühne

D

© TiRoL WERBUnG

ie skiweltmeisterschaft in GarmischPartenkirchen mit ihren spannenden Rennen und glücklichen siegern ist Geschichte. Viele impulse, die rund um die ski-WM für den Wintersport gesetzt wurden, werden aber nachhaltige Effekte haben. Diese signale sind wichtig für das „Jahrhundertglück Wintertourismus“, von dem gerade Tirol so eindeutig profitiert. alle Experten sind sich einig: Die anziehungskraft des Winters ist direkt davon abhängig, wie viele Menschen von Kindesbeinen an mit der weißen Faszination „begeistert“ werden. Während vielfach der mangelnde nachwuchs auf den skipisten beklagt wird, hat eine aktuelle studie des Marktforschungsinstituts Manova jüngst eine rosigere Zukunft für den alpinen Wintersport vorausgesagt: Knapp jeder vierte 14- bis 70-Jährige fährt in zentralund osteuropäischen Ballungsräumen ski – in summe rund 53 Millionen aktive Wintersportler. Das in der studie erhobene zusätzliche Potenzial für den Wintersport ist erfreulich groß: Rund 38 Millionen Personen in den untersuchten Märkten könnten sich vorstellen (wieder) mit dem skifahren zu beginnen. Rund 10 Millionen davon können als enges Potenzial bezeichnet werden.

Österreichische Siegesfeiern. Den öffentlichkeitswirksamen scheinwerfer von skiweltmeisterschaften zu nützen, ist daher quer durch den alpenbogen ein gemeinsames anliegen der Tourismusregionen. Mit dem TirolBerg in Garmisch-Partenkirchen etablierte Tirol einmal mehr eine anziehungsstarke netzwerkplattform, eine Bühne für den Wintertourismus. Wenn der TirolBerg rief, dann ließen sich WM-sieger, Wirtschaftskapitäne, Politik & Promis, hochrangige sportfunktionäre sowie die internationale Presse nicht lange bitten. Unvergessen die österreichischen siegesfeiern – etwa von speedqueen Lizz Görgl oder Philipp schörghofer, die mit ihren spektakulären musikalischen Einlagen verzauberten. aber auch für die internationalen stars wie die Weltmeister Erik Guay, Tina Maze, Christoph innerhofer oder Ted Ligety waren die siegesfeiern im TirolBerg Pflicht und Freude zugleich. in summe war der TirolBerg, in dem sich neben der Tirol Werbung die Regionen Kitzbühel, Ötztal, ischgl, st. anton am arlberg und die Zugspitz arena präsentierten, damit „the Place to be“, DER Treffpunkt

dieser alpinen skiweltmeisterschaft, der in aller Munde war. Kein Wunder, dass der TirolBerg auch in der internationalen Medienpräsenz ganz oben stand. Mit einem multimedialen Pressedienst, der permanent aktuelle Pressebilder, -texte, audiointerviews und Videobeiträge für TV-anstalten bzw. große onlineplattformen anbot, punktete unsere Tirol Werbung zusätzlich im Bereich der modernen Öffentlichkeitsarbeit.

Neue Netzwerke. Genutzt wurden die zwei Wochen in Garmisch-Partenkirchen aber auch intensiv, um neue netzwerke zu knüpfen. so trafen sich im TirolBerg etwa Wirtschaftstreibende aus Bayern und Österreich zum Gedankenaustausch, die weltgrößte sportfachartikel-Messe isPo zu einem Galabend mit den Chefs der besten Unternehmen weltweit, aber auch die grenzüberschreitende initiative theaLPs, ein Zusammenschluss führender Touristiker, die mit viel Emotion und Leidenschaft die alpen als unverwechselbaren natur- und Kulturraum weltweit noch erfolgreicher positionieren wollen. Werbung für den Wintersport stand u. a. bei der Pressekonferenz des organisationskomitees der Jugendolympiade im Vordergrund, die im kommenden Jahr in innsbruck und seefeld stattfindet. anlässlich eines Kamingesprächs im TirolBerg wurde auch der „World snow Day“ der Fis, der am 22. Jänner 2012 weltweit über die Bühne gehen soll, vorgestellt. Mit dieser initiative will die Fis wieder mehr Familien und Jugendliche an den schneesport heranbringen, erklärte Gian Franco Kasper. Viele Regionen quer über den alpenbogen werden diesen impuls aufgreifen und wir können uns sicher sein: Tiroler Regionen werden bei den kreativen inszenierungen dieses Weltskitages wieder die nase vorn haben. Und das führende Wintersportland der alpen wird auch die nächste ganz große inszenierung für den Wintersport im sinne des ganzen Landes perfekt nützen. Wenn die weltweit 1. olympischen Jugend-Winterspiele nächstes Jahr in seefeld und innsbruck starten und 1058 athletinnen und athleten ein einmaliges Winterfest feiern, steht Tirol wieder im Zentrum der aufmerksamkeit. auch diese Bühne werden wir konsequent nützen, um das „Jahrhundertglück Wintertourismus“ mit immer neuen Bildern und Mythen in die Zukunft zu tragen. ×

JosEF M aRG REiTER , DiREK ToR TiRoL WERBUnG


5 Editorial saison

„Viele Impulse, die rund um die Ski-WM für den Wintersport gesetzt wurden, werden nachhaltige Effekte haben. Diese Signale sind wichtig für das ‚Jahrhundertglück Wintertourismus’, von dem gerade Tirol so eindeutig profitiert.“

„Mit einem multimedialen Pressedienst, der permanent aktuelle Pressebilder, -texte, Audiointerviews und Videobeiträge für TV-Anstalten bzw. große Onlineplattformen anbot, punktete unsere Tirol Werbung im Bereich der modernen Öffentlichkeitsarbeit.“

„Wenn die weltweit 1. Olympischen Jugend-Winterspiele nächstes Jahr in Seefeld und Innsbruck starten und 1058 Athletinnen und Athleten ein einmaliges Winterfest feiern, steht Tirol wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit. Auch diese Bühne werden wir konsequent nützen.“


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7 INHALT SAISON

© JULIA WESELY, JEWEILIGER FOTOGRAF, NORBERT FREUDENTHALER, GERHARD BERGER (2)

DIE FREUDE AM SPIELEN

42

MADE IN TIROL

22 30 44 OFFENLEGUNG GEMÄSS § 25 MEDIENGESETZ MEDIENINHABER/FIRMENSITZ: target group publishing GmbH, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck UNTERNEHMENSGEGENSTAND: Verlagstätigkeit GESCHÄFTSFÜHRER: Michael Steinlechner, Mag. Andreas Eisendle; Mag. Hermann Petz GESELLSCHAFTER DER TARGET GROUP PUBLISHING GMBH, DEREN UNMITTELBARE BETEILIGUNG 25 % ÜBERSTEIGT: • Moser Holding Beteiligung GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Herausgabe, Verlag und Vertrieb von Zeitungen GESELLSCHAFTER DER MOSER HOLDING BETEILIGUNG GMBH UND UNTERNEHMEN, DEREN MITTELBARE BETEILIGUNG AN DER TARGET GROUP PUBLISHING GMBH 50 % ÜBERSTEIGT: • Schlüsselverlag J.S. Moser GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Medienunternehmen • Moser Holding Aktiengesellschaft, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Verwalten von Beteiligungen UNMITTELBARE BETEILIGUNGEN DER MOSER HOLDING AKTIENGESELLSCHAFT AN ANDEREN MEDIENUNTERNEHMEN ODER MEDIENDIENSTEN ÜBER 25% SOWIE MITTELBARE BETEILIGUNGEN DER MOSER HOLDING AKTIENGESELLSCHAFT AN ANDEREN MEDIENUNTERNEHMEN ODER MEDIENDIENSTEN ÜBER 50%: • Schlüsselverlag J.S. Moser GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Medienunternehmen • Tiroler Tageszeitung GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Nachrichtenagentur und redaktioneller Dienstleister der Tiroler Tageszeitung • MOHO Newscenter GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Nachrichtenagentur und redaktioneller Dienstleister der Tiroler Tageszeitung • Tirolerin Verlags GmbH, Fulpmes, Unternehmensgegenstand: Ausübung des Zeitschriften- und Verlagswesens • Weekend Magazin Tirol GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: medienrechtliche Tätigkeiten, Beratungen • holl-medien GmbH, Wels, Unternehmensgegenstand: Herausgabe von periodischen Zeitschriften • Neu-Media GmbH, Neumarkt im Hausruckkreis, Unternehmensgegenstand: Herausgabe von Drucksorten und Magazinen • target group publishing GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Verlagstätigkeit • New Media Online GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Betrieb von neuen Medien • Regionalradio Tirol GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Betrieb eines Regionalradios • Moser Holding Beteiligung GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Herausgabe, Verlag und Vertrieb von Zeitungen • Bezirksrundschau GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Inhaltliche Gestaltung, Herstellung, Verbreitung, Besorgung der Abrufbarkeit und Herausgabe von Medien, insbesondere von periodischen Printmedien in Oberösterreich SONSTIGE UNMITTELBARE BETEILIGUNGEN DER MOSER HOLDING BETEILIGUNG GMBH AN ANDEREN MEDIENUNTERNEHMEN ODER MEDIENDIENSTEN ÜBER 25%: • Oberländer Verlags GmbH, Telfs, Unternehmensgegenstand: Verlagstätigkeit • Tirolerin Verlags GmbH, Fulpmes, Unternehmensgegenstand: Ausübung des Zeitschriften- und Verlagswesens • Weekend Magazin Tirol GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: medienrechtliche Tätigkeiten, Beratungen

16

NEUE SACHLICHKEIT MITARBEITER GESUCHT

DER WOHLFÜHLFAKTOR

8

ARBEITSPLATZ TOURISMUS IM WANDEL

THEMA: ARBEITEN IM TOURISMUS 08

Mitarbeiter gesucht Recruiting: Wie gewinnt man den Kampf um die besten Arbeitskräfte?

12

„Froh, dass wir sie haben“ Die Zahl der deutschen Arbeitskräfte im Tiroler Tourismus steigt stetig – mit Vor- und Nachteilen.

MAGAZIN 36

Reise zum Ich Selfness statt Wellness als Trend

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Fernsehlegende geehrt Hans-Dieter Hartl wurde mit dem Tiroler Tourismus Adler ausgezeichnet.

39

Startschuss für den theALPS-Award Premiere für einen besonderen Preis

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Arbeitsplatz Tourismus im Wandel Die Tourismuswirtschaft muss für langfristigen Erfolg auch als Arbeitsplatz attraktiver werden.

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Tourismus in Zahlen Grafik: Arbeitsplatz Tourismus

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22

Made in Tirol Tirols Tourismusschulen genießen weltweites Ansehen. SAISON hat mit Lehrern und Schülern gesprochen.

Weltmeister der Gastfreundschaft Auch bei der WM in Garmisch präsentierte sich der TirolBerg als eine außergewöhnliche Business-Plattform.

42

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Kartentrick Fachkräfte aus dem Ausland: Was kann die neue Rot-Weiß-Rot-Card?

Neue Sachlichkeit In der BTV-Galerie FO.KU.S präsentieren Fotografen eine neue Sicht auf Tirol.

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Betriebsübergaben ÖHV-Generalsekretär Thomas Reisenzahn im Interview

Die Freude am Spielen Die junge, sehr erfolgreiche Tiroler Flötistin Daniela Koch im Interview

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Der Wohlfühlfaktor Betriebliches Gesundheitsmanagement soll gesündere Arbeitsplätze sichern.

Decken-Gemälde Wie die Künstlerin Lucia FeinigGiesinger seit 18 Jahren mit bosnischen Frauen kunstvolle Quilts produziert

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Kommentare

32

„Für die Buam“ Ein Tiroler Touristiker träumt von einem neuen Berufsbild, dem Outdoor-Guide.

50

Nachgefragt

GRUNDLEGENDE RICHTUNG: SAISON informiert sechs Mal im Jahr über den Tourismus in Tirol.

IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 1/2011 (63. Jahrgang)

SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Steffen Arora, Julia Brugger, Mag. Nina Heizer, Esther Pirchner, Dr. Michael Riedler • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • ILLUSTRATIONEN: Philipp Frenzel • PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografik.net LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, t.pilgram@zielgruppenverlag.at • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -20, redaktion@zielgruppenverlag.at • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten


Mitarbeiter gesucht In der Hotellerie und Gastronomie wird es zunehmend schwieriger, geeignetes Personal zu finden. Wie gewinnt man den Kampf um die besten Arbeitskr채fte? V o n S y lv i a A i n e t t e r


IM 9 ARBEITEN TOURISMUS SAISON

zu guten Arbeitskräften kommt? „Es reicht nicht, nur irgendeinen Mitarbeiter anzustellen und zu beschäftigen. Eine wesentliche Frage muss auch sein, wie man gutes Personal dazu bringt, in den nächsten Saisonen wiederzukommen“, sagt Bauer. Bei der Personalsuche werde der interne Stellenmarkt häufig unterschätzt: Zufriedene Mitarbeiter bewerben den Betrieb als guten Arbeitgeber und rekrutieren so neue Mitarbeiter. Doch das funktioniert nur, wenn die Angestellten mit ihrem Arbeitgeber zufrieden sind. Vereinfacht gesagt: Wer gute Arbeitsbedingungen bietet, bekommt am leichtesten die besten Mitarbeiter. „Das erfordert nicht zwingend hohe Investitionen, kleine Maßnahmen zeigen oft schon große Wirkung“, erklärt Bauer. Gemeint sind ausreichend ausgestattete Unterkünfte, ein angenehmes Betriebsklima, eine gute Führung. Wer für seine

„Der Tourismus steckt im Bereich des Personalmanagements oft noch in den Kinderschuhen.“ CHRISTIAN BAUER, PERSONALBERATER

Recruiting-Kanäle für Betriebe gäbe es dabei genug: Neben den altbewährten Anzeigenschaltungen in lokalen Zeitungen und Annoncen im Internet unterstützt auch das Arbeitsmarktservice (AMS) die Touristiker bei ihrer Personalsuche. Das Netzwerk European Employment Service (EURES) ermöglicht es zudem, im Ausland nach geeignetem Personal zu suchen. Auch verzeichnen Jobbörsen im Internet und Recruitingmessen, die auf Tourismus und Gastronomie spezialisiert sind, regen Zulauf von Arbeitssuchenden – die schließlich doch nicht alle im Tourismus landen.

Mitarbeiterzufriedenheit. Christian Bauer ist Geschäftsführer der Personalberatungsfirma Connect Competence und Fachhochschullektor für Human Resource Management am Management Center Innsbruck (MCI). Eines seiner Beschäftigungsfelder betriff t das Personalrecruiting im Tourismus. Gibt es ein Patentrezept, wie ein Tourismusbetrieb

Arbeit Anerkennung und Lob bekommt, sich im Team und im Betrieb wohlfühlt, wird das Unternehmen kaum vorzeitig verlassen und eventuell in der nächsten Saison wiederkommen. Benefits wie der kostenlose Zugang zum hauseigenen Hallenbad in der Freizeit oder die Möglichkeit, das Firmenauto auch manchmal privat zu nutzen, verstärken den Effekt – und kosten den Arbeitgeber so gut wie nichts.

Eine Frage des Images. Das Posthotel in Achenkirch gilt als einer der Vorzeigebetriebe, was gute Mitarbeiterführung betriff t. Zwischen 150 und 170 Angestellte arbeiten im Posthotel, davon 13 Lehrlinge. „Auch für uns ist es nicht immer einfach, Mitarbeiter zu finden“, erklärt Karl Reiter, Geschäftsführer des Posthotels, „theoretisch könnten wir 30 Lehrlinge ausbilden, aber wir bekommen zu wenig Bewerbungen. Der Andrang hält sich leider in Grenzen.“ Doch der interne Stellenmarkt funktioniert: „Immer öfter

© CONNECT COMPETENCE

V

or allem Tourismusbetriebe, die nicht ganzjährig geöffnet haben, kennen die Situation: In der Zwischensaison wird die Jagd nach Mitarbeitern zur Nervenprobe – es mangelt nicht nur an Fachkräften, sondern auch an Hilfspersonal und Lehrlingen. Dazu kommen der bürokratische Aufwand für Arbeitskräfte aus den Nicht-EU-Ländern und schrumpfende Saisonniers-Kontingente. Im Dezember 2010 waren beim AMS Tirol 2093 offene Stellen im Tourismus gemeldet. In der Arbeitslosenstatistik befanden sich zur gleichen Zeit 952 verfügbare Arbeitskräfte aus dieser Berufsgruppe. Im Bereich der Lehrlingsausbildung ist die Lücke noch größer: 366 offene Lehrstellen in der Tiroler Hotellerie/Gastronomie waren gemeldet, jedoch nur zwölf Jugendliche mit einem Berufswunsch im Tourismus wandten sich ans AMS.


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DAS IMAGE VON TOURISMUSBERUFEN „Wie beurteilen Sie ganz allgemein das Image bzw. die Attraktivität von Arbeitsplätzen im Tourismus in Tirol?“ Häufigkeit

Prozent

Sehr gut

141

10,1

Gut

574

41,1

Befriedigend

405

29,0

Weniger gut

173

12,4

Gar nicht gut

55

3,9

Weiß nicht/k. A.

49

3,5

1397

100,0

Gesamt

Studie: IMAD Marktforschung

© POSTHOTEL ACHENKIRCH

kommen Bewerber auf Empfehlung unserer Mitarbeiter. Es hat sich in der Branche herumgesprochen, dass wir angenehme Arbeitgeber sind.“ Eine gute Mitarbeiterführung sei das A und O, erklärt Personalberater Bauer. „Das Personal darf nicht nur als Kostenfaktor gesehen werden – schließlich hängt von ihm der Erfolg ab.“ Gerade im Tourismus mangle es häufig an der Pflege des Betriebsklimas und der Integration neuer Mitarbeiter ins Team – und wer wird freiwillig länger in einem Betrieb bleiben,

3,9 % Gar nicht gut

3,5 % Weiß nicht/k. A.

10,1 % 12,4 %

Weniger gut

29,0 %

Sehr gut

41,1 % Gut

Befriedigend

Zielgruppen: • UnternehmerInnen • MitarbeiterInnen • Lehrlinge • Auszubildende in Tourismusschulen • Jugendliche • Bevölkerung

New York, Las Vegas, eine Karibikkreuzfahrt oder eine Reise nach Afrika. Die Atmosphäre in unserem Team ist sehr familiär.“ Das gute Betriebsklima im Haus ist dem Hotelchef besonders wichtig: „Bei uns soll und kann jeder Mitarbeiter Gastgeber sein! Das macht das Posthotel nicht nur für die Gäste, sondern auch für die Mitarbeiter einzigartig.“

Mehr Struktur. Aber man muss seinem Team nicht gleich eine Karibikkreuzfahrt spendieren. Eine hohe Fluktuation und Personalmangel haben meist mehrere

„Alle Investitionen in unser Team lohnen sich – schließlich sind die Mitarbeiter unser Kapital und unsere Zukunft.“ KARL REITER, GESCHÄFTSFÜHRER POSTHOTEL ACHENKIRCH

in dem er sich nicht wohlfühlt, wenn es genügend freie Stellen gibt? Die Führung des Posthotels lässt sich das Wohlbefinden ihres Personals einiges kosten: „Unsere Mitarbeiter genießen zahlreiche Benefits: Sie werden in unserem 2009 neu errichteten Posthotel Refugium untergebracht, ein 5-Sterne-Wohnhaus für die Crew. Auch stehen ihnen alle Angebote für die Gäste günstig bis kostenlos zur Verfügung. Für unsere Betriebsurlaube lassen wir uns immer etwas Besonderes einfallen:

Gründe: Fehlendes Personalmanagement und falsche Erwartungen der Chefs sind zwei davon. Der erste Fehler geschieht oft bei der Stellenausschreibung bzw. der Bewerberauswahl. „Für einen Arbeitgeber sollte es nie darum gehen, den besten Mitarbeiter zu finden, sondern den für die ausgeschriebene Stelle passenden“, erklärt Christian Bauer. Doch oft wüssten Personalverantwortliche nicht, welche Fähigkeiten der Mitarbeiter mitbringen muss und wie sein Arbeitsbereich im

Detail aussieht. „Arbeitgeber entscheiden sich oft für den Bewerber mit den meisten Zertifikaten oder der besten Ausbildung – unabhängig davon, ob dies erforderlich ist, der Bewerber zum Betrieb passt oder die nötige soziale Kompetenz aufweist.“ Eine klare Stellenbeschreibung, ein strukturiertes Interview und mindestens zwei Personen, die beim Vorstellungsgespräch dabei sind – dann stehen die Chancen gut, dass die Entscheidung für einen Mitarbeiter die richtige ist. „Im Tourismus finden Vorstellungsgespräche oft zwischen Tür und Angel statt und bestehen nur aus einer belanglosen Plauderei – und die hat wenig Aussagekraft“, kritisiert Bauer. „So können Bewerber kaum richtig beurteilt und schon gar nicht miteinander verglichen werden.“ Voraussetzung für ein strukturiertes Interview ist allerdings die Erstellung eines ausführlichen Stellenprofils. Hat man schließlich einen Mitarbeiter gefunden, sollte man versuchen, ihn schnellstmöglich ins Team zu integrieren. „Ein Rundgang durch den Betrieb und eine Vorstellungsrunde bei den Kollegen sollten am ersten Tag Standard sein“, meint Bauer. Aber damit sei es nicht getan. Chefs, die ihren Mitarbeitern klare Anweisungen geben können und bei Problemen immer ein offenes Ohr haben, sind maßgeblich für das Wohlbefinden des Personals. Ein Zeitaufwand, der mitunter hohe Kosten spart: Ein Mitarbeiter, der nicht passt bzw. sich unwohl fühlt, wird seine Arbeit nicht gut erledigen, sich wenig engagieren und im schlimmsten Fall noch im Probemonat den Betrieb wieder verlassen. Und das kommt richtig teuer. ×


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Mit einer groß angelegten Werbekampagne versucht die Wirtschaftskammer Tirol das Image der Tourismusberufe aufzumöbeln. Peter Trost, Geschäftsführer der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, im Gespräch.

S

AISON: Warum haben Tourismusberufe ein schlechtes Image? PETER TROST: Für Jugendliche ist der Tourismus nicht unattraktiv. Die Wirtschaftskammer hat die Firma IMAD beauftragt, eine Imageanalyse durchzuführen: Laut dieser Studie haben aktive Lehrlinge und Mitarbeiter der Branche das positivste Bild von Tourismusberufen. Auch für Jugendliche, die vor der Berufswahl stehen, ist der Tourismus durchaus attraktiv. Das meinungsbildende Umfeld der Jugendlichen, also Eltern und Lehrer, müssen laut dieser Studie noch überzeugt werden, dass eine Ausbildung im Tourismus durchaus erstrebenswert ist. Gibt es an den Tourismusschulen zu wenig Schüler? Nein, ganz im Gegenteil: Die Nachfrage an den Tourismusschulen ist groß. Aber die Ausbildung ist sehr umfassend und so werben auch viele andere Branchen die Tourismusabsolventen ab. Rund 40 Prozent der Tourismusschüler planen gar nicht, im Hotel und Gastgewerbe zu arbeiten, wollen aber dennoch diese sehr interessante und spezifische Ausbildung absolvieren. Wie ist die Situation bei den Lehrlingen? Es gibt schon seit Jahren weniger Lehrlinge als offene Lehrstellen. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass wir im Vergleich zu anderen Branchen sehr viele Ausbildungsplätze anbieten können. Im ersten Lehrjahr verzeichnen wir heuer leider einen massiven Rückgang. Das liegt aber zu einem Großteil daran, dass aufgrund des Aufschwungs in Deutschland die deutschen Lehrlinge ausbleiben. Bei unseren „heimischen“ Lehrlingen ist der Rückgang Gott sei Dank geringer als in anderen Branchen. Dennoch haben wir intern einen großen Aufholbedarf. Welchen Einfluss hat die neue Zuwanderungsregelung auf den Tourismus? Wir müssen dafür sorgen, dass die langjährigen Saisonniers – aus Drittstaaten – nach wie vor bei uns bleiben dürfen, denn sie kennen die internen Arbeitsabläufe und sind so für viele Betriebe unverzichtbar. Es gibt Bestrebungen, hier eine befriedigende Lösung zu finden. Früher dachte man, nur die Anstellung von Fachkräften als Saisonniers sei sinnvoll. Inzwischen wissen wir in Tirol aber, dass man auch Hilfskräfte und ganz besonders auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Etage braucht. Vielen Dank für das Gespräch.

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Nachbarschaftshilfe. Die weitaus größte Zahl der ausländischen Saisonarbeiter kommt aus Deutschland.

© gerhard berger

12


IM 13 ARBEITEN TOURISMUS SaISON

„Froh, dass wir sie haben“ Die Zahl der deutschen Arbeitskräfte im Tiroler Tourismus steigt stetig. Die Vorteile sind zahlreich, doch so mancher Gast zeigt sich mit der Situation unzufrieden. VON NINA HEIZER

Heißes Thema.

ein großteil der einheimischen Touristiker weiß um das Problem und kann es nachvollziehen. Offiziell bestätigen will es niemand. das Thema ist zu heiß und keiner will es sich mit den wichtigen Unterstützern aus Sachsen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen verscherzen.

denn die Tourismusindustrie des Landes braucht sie dringend und setzt fest auf die arbeitnehmer aus dem Norden. Seit zehn Jahren rekrutiert das aMS gezielt im Nachbarland. „Ohne zusätzliche Saisonarbeiter wäre der Qualitätsstandard in der Tiroler gastronomie nicht zu halten“, heißt es vom arbeitsmarktservice. Vor einem Jahrzehnt sei der arbeitskräftemangel im Tourismus besonders groß gewesen. daher habe das aMS damals begonnen, gezielt Mitarbeiter aus deutschland anzuwerben, zur Unterstützung der Tourismusbetriebe. dabei sei mit der bundesanstalt für arbeit, deutschen bildungseinrichtungen und Vermittlungsagenturen zusammen gearbeitet worden.

Go South.

Mit erfolg, denn die Zahl der arbeitnehmer aus deutschland steigt seither stetig. Im bezirk Kitzbühel waren in der vergangenen Wintersaison knapp 1000 deutsche arbeiter in Tourismusbetrieben beschäftigt. die weitaus größte Zahl der ausländischen Saisonarbeiter kommt aus deutschland. Laut aMS sind etwas mehr als die hälfte der beschäftigten Inländer. Vor allem Köche und restaurantfachleute

werden gesucht, aber hilfskräfte werden ebenso benötigt. auch das Ötztal ist bei den deutschen nicht nur als Urlaubsort beliebt. Mit den hochburgen Sölden und Obergurglhochgurgl bietet es zahlreiche renommierte Tourismusbetriebe, die gerne auf Nachbarschaftshilfe zurückgreifen.

„Froh, dass wir sie haben.“ „Jeder betrieb im Ötztal ist natürlich bestrebt, so viele einheimische Saison-arbeitskräfte wie möglich zu beschäftigen, doch kann der lokale arbeitsmarkt nicht den gesamten bedarf in unseren Tourismushochburgen abdecken“, erklärt Carmen Fender, Marketingleiterin vom Ötztal Tourismus, „die Zusammenarbeit mit dem aMS funktioniert bei uns sehr gut, fehlende ressourcen werden meist mit interessierten arbeitskräften aus deutschland ausgeglichen. Sehr viele dieser Saisonniers kommen auch jedes Jahr wieder, das spricht für die arbeitsbedingungen in unserem Tal.“ doch seien die Touristiker selbstverständlich daran interessiert, mit ihren betrieben das Interesse an arbeitsplätzen im Tourismus zu steigern,

„Viele Deutsche wissen vielleicht nicht, dass man in Südtirol auch Deutsch spricht. Oder die Entlohnung ist in Nordtirol besser. Südtirol ist auch sicher als Region nicht so bekannt wie Nordtirol, weil wir nicht so viel Werbung machen“. heLMUTh SINN, dIreKTOr der abTeILUNg arbeIT der SÜdTIrOLer LaNdeSregIerUNg

© PrIVaT

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ls Tourist erwartet man sich schon, dass man von einheimischen Kräften bedient wird. Sonst geht sehr viel Urlaubsgefühl verloren. da könnte ich ja gleich in hamburg Urlaub machen“, sagt die Münchnerin Ingrid Stalzer. Sie kommt jährlich drei- bis viermal zum Skiurlaub in die Tiroler regionen, kennt Obergurgl, Serfaus-Fiss-Ladis und Kössen bei Kitzbühel sehr gut. als Tirol-Fan muss sie oft dem deutschen Personal die Speisekarte in die Landessprache übersetzen. Ihrer erfahrung nach sind die deutschen Servicekräfte auch oft nicht ausreichend geschult, „rotzig“ und unfreundlich. „Wie zuhause eben auch“, meint sie. die einheimischen seien auf ihre art freundlicher. Sie wüssten noch zu schätzen, dass man kommt und in ihrem Land Urlaub macht. den deutschen sei das egal. Sie spricht laut aus, was sich viele denken oder auf Skihütten und in Speisesälen diskutieren. durch die stetig steigende Zahl der deutschen arbeitnehmer im Tiroler Tourismus gehe die authentizität des Landes zunehmend verloren, befürchten viele gäste. Sie mögen das Tiroler Original, Kaiserschmarrn und das harte, kehlige „k“ in der Sprachmelodie.


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© ÖhV/LeChNer

um möglichst viele einheimische in unseren betrieben beschäftigen zu können. Manfred Furtner, Vizepräsident und Landesvorsitzender für Tirol von der Österreichischen hoteliervereinigung (ÖhV) begrüßt die steigende Zahl der deutschen arbeitnehmer in Tirol. „es gibt kaum Unterschiede zu den Tirolern. Sie sind genauso fleißig, freundlich und zuvorkommend.

viele arbeitssuchende aus deutschland die grenze. Im Jahr 2009 waren nur insgesamt rund 2340 bundesdeutsche zwischen Sterzing und der Salurner Klause beschäftigt, 320 von ihnen im gastgewerbe. „die Zahl der deutschen Mitarbeiter ist im letzten Jahrzehnt gestiegen, doch sind wir weit von dem Niveau in Nordtirol entfernt“, sagt helmuth Sinn, direktor der abteilung arbeit

„Es gibt kaum Unterschiede zu den Tirolern. Sie sind genauso fleißig, freundlich und zuvorkommend. Den Deutschen gefällt es in Tirol, sie kommen gerne wieder, finden hier bessere Arbeitsbedingungen als zuhause.“ MaNFred FUrTNer, ÖhV-LaNdeSVOrSITZeNder TIrOL

außerdem gibt es keine Sprachbarrieren. Wir sind froh, dass wir sie haben, denn es gibt zu wenige einheimische arbeitskräfte“, sagt er, „und den deutschen gefällt es in Tirol, sie kommen gerne wieder, finden hier bessere arbeitsbedingungen als zuhause.“

Geld und Ambiente. die Touristiker sind sich einig: die deutschen kommen aus verschiedensten gründen nach Tirol. Weil das Land so schön und die arbeitsqualität hoch ist. Weil sie freie Kost und Logis genießen und das System mit 14 Monatsgehältern anklang findet. Weil es zuhause, vor allem in Ostdeutschland, keine arbeit und in Tirol mehr geld gibt. Sie verdienen besser als in der heimat und schauen dabei noch auf den alpenhauptkamm. außerdem zieht die Marke Tirol und die renommierten betriebe machen in den Lebensläufen eindruck. Falls der Wirtschaftsaufschwung in deutschland weiter anhält und sich die arbeitsplatzsituation verbessert, könnte sich die Lage wieder ändern. doch Furtner ist sich sicher, dass trotzdem noch genügend zum arbeiten in den Süden auswandern werden: „Sie sind gerne bei uns. Unsere betriebe bieten ein tolles arbeitsklima, gutes gehalt und liegen in einer wunderbaren Umgebung.“

Italienisch als Muss. die Lage in Südtirol ist eine andere. Obwohl auch mit geographischen reizen und einem florierenden Tourismus gesegnet, bildet der brenner für

der Südtiroler Landesregierung. deutsche arbeitskräfte hätten in Südtirol keine so große bedeutung. „Viele deutsche wissen vielleicht nicht, dass man in Südtirol auch deutsch spricht. Oder die entlohnung ist in Nordtirol besser. Südtirol ist auch sicher als region nicht so bekannt wie Nordtirol, weil wir nicht so viel Werbung machen“, überlegt er laut. Für den hoteliers- und gastwirteverband (hgV) ist die Sprachbarriere der ausschlaggebende Punkt. „In Nordtirol reicht es, wenn der Mitarbeiter deutsch und eng-

lisch spricht. bei uns muss er aber vor allem Italienisch können. In Südtirol sind genau die hälfte der gäste italienisch sprechend und 40 Prozent deutschsprachig“, sagt ein Sprecher, „was nützt dem angestellten englisch, wenn das der Italiener nicht kann?“ Wenn ein Italiener nach Österreich auf Urlaub fahre, akzeptiere er, dass dort wenige seine Sprache beherrschen würden. „aber in Südtirol erwartet er es, weil er ja immerhin noch in Italien ist.“ die anzahl der deutschen erwerbstätigen jenseits des brenners soll aber in Zukunft wieder gesteigert werden. helmuth Sinn will sich auch an arbeitsbörsen beteiligen, um mehr deutsche Mitarbeiter zu bekommen. „Sie passen sehr gut in den arbeitsmarkt in Südtirol.“

Verlorenes Urlaubsflair. Nach Meinung der Münchner Urlauberin Ingrid Stalzer sollte er diese bestrebung nicht übertreiben. es nehme Flair und Urlaubsatmosphäre, wenn mit nord- oder ostdeutschem akzent der Kaiserschmarrn serviert oder das badetuch gereicht wird. die Vorwürfe prallen am ÖhV-Mann Furtner ab. „Wir sind froh, dass wir unsere gäste überhaupt bedienen können. es gibt zu wenige Mitarbeiter im Tourismus. Wir sind um jeden einzelnen dankbar. Sie sind freundlich, gut und kompetent. besser wir haben Mitarbeiter aus deutschland, mit denen wir zufrieden sind, als ich habe gar keinen“, sagt er. Und die deutschen gäste kommen ja trotzdem. Trotz eisbein, grütze und Klöpse serviert von Kai und ansgar. ×

DEUTSCHE ARBEITSKRÄFTE IM TOURISMUS die Zahl der deutschen arbeitskräfte in Tirol stieg in den vergangenen zehn Jahren rasant an: 2002 waren es nur 1380, im Jahr 2009 bereits 4800 beschäftigte. 2010 wurde diese Zahl schon im Juli übertroffen. Zum Vergleich: Insgesamt waren 2002 knapp über 4600 deutsche in Tirol beschäftigt, 2009 rund 13.400. die Wirtschaftskammer Tirol hat erhoben, dass von 2001 bis 2010 die Zahl der deutschen arbeitnehmer im Land um 13,2 Prozent zugenommen hat. In hotellerie und gastronomie allerdings um 22,8 Prozent, das bedeutet ein Plus von 7100 Mitarbeitern. allein in der hotellerie ergibt sich in dem Zeitraum ein beschäftigungsplus von knapp 32 Prozent, rund 6400 angestellte mehr. ein knappes drittel aller Lehrlinge in der heimischen gastronomie und hotellerie sind deutsche. Siegfried egger, Landesausbildungsreferent der Sparte Tourismus in der WK Tirol erklärt, dass deutsche Lehrlinge in der regel älter sind als die einheimischen und einfacher lernen. „Viele haben schon abitur und fangen erst dann mit einer Lehre bei uns an“, sagt er. „die bereits ausgelernten Fachkräfte, die zu uns kommen, haben zwar eine gute basis, ihre ausbildung ist aber nicht mit einer österreichischen vergleichbar. Ihnen fehlt auch merklich die erfahrung.“


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im 16 Arbeiten tourismus

Stabiler Wirtschaftsfaktor. Von 2000 bis 2009 wurden allein in Tirol 5763 neue Arbeitsplätze im Tourismus geschaffen.

Š gerhard berger

saison


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Arbeitsplatz Tourismus im Wandel Alte Strukturen aufbrechen, neue Wege einschlagen. Die Tourismuswirtschaft muss, um langfristig erfolgreich bestehen zu können, auch als Arbeitsplatz attraktiver werden. Innovative Unternehmer machen vor, wie es geht. VON S TEFFEN AROR A

Tourismus unverzichtbar. als Tourismusland ist Österreich für seine Qualität international bekannt. „diesem hohen Maß an Qualität ist es zu verdanken, dass sich der Tourismus auch in Krisenzeiten als Fels in der brandung bewährt hat“, sagt rudolf Kaske, Vorsitzender der gewerkschaft vida. es seien in erster Linie die arbeitnehmer, die den wirtschaftlichen erfolg eines Unternehmens garantieren – gerade in der dienstleistungsbranche. daher sei es unverzichtbar, in diese zu investieren, so Kaske weiter. Wie wichtig die Tourismuswirtschaft für Tirol ist, weiß auch aMs-Chef anton Kern aus erster hand. die arbeitsmarktdaten sprechen für sich und untermauern die rolle des Tourismus als „zweitwichtigsten Wirtschaftszweig Tirols nach der industrie“. ein drittel aller 123 Millionen gästenächtigungen in Österreich werden in Tirol verbucht. Und vor allem in den jüngsten Krisenjahren erwies sich die branche als stabiler Wirtschaftsfaktor, der sogar stetig für neue Jobs sorgt. Von 2000 bis 2009 wurden allein in Tirol 5763 neue arbeitsplätze im Tourismus geschaffen. das hat keine andere branche in dieser

Zeit geschaff t. als arbeitgeber ist die Freizeitindustrie für Tirol längst unverzichtbar geworden, fast elf Prozent aller Jobs hierzulande sind dem Tourismus zu verdanken. Kern streicht besonders die wichtige rolle der branche in sachen Jugendbeschäftigung hervor. denn der Tourismus ist in sachen Lehrstellen der drittstärkste bereich hinter gewerbe und handwerk sowie dem handel. so gibt es trotz Krisengejammer noch immer mehr offene Lehrstellen im Tourismus in Tirol als suchende.

Innovation als Wettbewerbsvorteil. Wie wichtig gutes und motiviertes Personal für den erfolg eines Unternehmens ist, weiß Michaela altenberger. seit fünf Jahren leitet sie zusammen mit ihrem Mann

nau, was sie ändern wollte, denn ihre erfahrung in der hotellerie war keineswegs nur positiv: „eigentlich wollte ich gar nicht zurück in dieses Fahrwasser, sondern lieber etwas ganz anderes machen.“ denn nicht nur aus sicht der arbeitnehmer, sondern auch aus der arbeitgeberperspektive sei die branche, so altenberger, in vielerlei hinsicht schwierig. als sich aber die Chance auftat, mit dem Fürstenhaus ein hotel von grund auf neu zu organisieren, sagten die altenbergers zu. „Weil wir gerne gestalten und aufbauen“, wie die Chefin meint. auch gewerkschafter rudolf Kaske attestiert der Freizeitindustrie in sachen arbeitsbedingungen dringenden handlungsbedarf: Kritikpunkte sind neben der

„Noch immer sind die meisten Betriebe in Tirol Saisonbetriebe. Das heißt, die Beschäftigungsverhältnisse werden unterbrochen. Mehr Ganzjahresstellen wären sicher wünschenswert.“ anTon Kern, aMs TiroL

Christian das Fürstenhaus in Pertisau am achensee. der Vier-sterne-superior-betrieb ist Teil der Travel-Charme-gruppe. als die altenbergers das haus übernommen haben, stand es mit der auslastung nicht zum besten, die Mitarbeiter wechselten im saisontakt. das ist heute anders, dank neuer und innovativer Konzepte zur Mitarbeiterführung, die vor allem Michaela altenberger forciert hat. die directrice hat das geschäft von der Pike auf gelernt und wusste daher ge-

entlohnung vor allem die rahmenbedingungen, wie überlange und familienfeindliche arbeitszeiten oder mangelnde aufstiegschancen, die oftmals nicht ausreichen, um qualifizierte arbeitnehmer in der branche zu halten, so Kaske. „die branchenflucht wird anhalten, wenn sich die Lohn- und arbeitsbedingungen nicht ändern“, warnt er. Um im österreichischen Tourismus diese Qualität und die internationale Konkurrenzfähigkeit zu erhalten oder sogar zu verbessern, müssten die

© die FoTograFen

A

rbeiten, wo andere Urlaub machen.“ dieser alte Werbeslogan der Tourismusbranche wird noch heute gerne strapaziert, wenn es um die Vorteile eines arbeitsplatzes in der Freizeitindustrie geht. doch längst wollen arbeitnehmer mehr als bloß schöne Landschaft. Leistungsgerechte entlohnung, einhaltung gesetzlicher ruhezeiten sowie die Vereinbarkeit von beruf und Familie stehen auch bei Tourismus-Fachkräften ganz oben auf der Wunschliste. Mit gut ausgebildetem und engagiertem Personal steht und fällt die Qualität eines Tourismusbetriebes.


© hoTeL FÜrsTenhaUs (2)

18

Fürstenhaus in Pertisau. Nach dem „Jahr der Abteilungsleiter“ folgte das „Jahr der Mitarbeiter“.

betriebe auf die ausbildung und Qualifizierung der beschäftigten setzen sowie attraktivere arbeitsbedingungen bieten.

Organisationsaufstellung. in Pertisau versuchten die altenbergers als Leiter des Fürstenhauses die herausforderung systematisch anzugehen und nutzten dazu erfahrungen aus der Psychologie: „Zuerst haben wir eine organisationsaufstellung gemacht.“ das ist ein instrument der modernen arbeitspsychologie und zählt zu den sogenannten systemaufstellungen. durch das aufstellen von Personen im raum können innere bilder von organisationen sichtbar und damit bearbeitbar gemacht werden. ohne viel information können in dem Fall die Mitarbeiter empfinden, wie es den Kollegen im „system“, sprich dem betrieb, geht. die Teilnehmer erhalten verdichtete informationen davon, was im betrieb los ist und wie die einzelnen Menschen zueinander in beziehung stehen. diese Methode ist relativ neu und dementsprechend verhalten waren auch die ersten reaktionen der Fürstenhausbelegschaft, erzählt altenberger. Um die Mitarbeiter zur Teilnahme zu motivieren, war vor allem eines wichtig: „Man muss zuallererst bei sich selbst beginnen, etwas zu ändern. nur wenn der Chef als oberste Führungskraft am meisten an sich arbeitet, kann er das auch von seinen Mitarbeitern verlangen.“ Man könne derartige Prozesse nicht von außen oktroyieren. doch gerade das sei die Krux für viele Unternehmer, glaubt altenberger: „Für viele ist das schwer zu akzeptieren, wenn man ihnen sagt, du

musst zuerst an dir selbst arbeiten. aber es funktioniert nun einmal nicht anders: Wenn ich ein system ändern will, muss ich mich selbst ändern, denn der Chef ist ein wichtiger Teil des systems.“

„Jahr der Abteilungsleiter“. nach diesem Prinzip nahmen die altenbergers die neustrukturierung des Fürstenhauses in angriff. Von oben nach unten musste ein neues denken implementiert werden. das heißt, nach der Chefetage waren die abteilungsleiter an der reihe. „Wir haben vor gut drei Jahren das ‚Jahr der abteilungsleiter‘ ausgerufen“, erzählt altenberger. die angestellten begegneten den unkonventionellen Methoden der altenbergers anfangs mit skepsis. etwa, wenn es darum ging, plötzlich „hausaufgaben“

die regelmäßig im haus war und diesen Prozess begleitete. daneben engagierte altenberger einen Tänzer, der mit den abteilungsleitern „Körperarbeit“ machte. „Weil der Körper in der Kommunikation eine wichtige rolle spielt“, wie altenberger erklärt. Und letztlich komme es gerade im Tourismus auf die Kommunikationsstrategien an. auch eine atem-Therapeutin wurde ins boot geholt, die mit den Fürstenhaus-abteilungsleitern trainierte. nach dem „Jahr der abteilungsleiter“ wurde das „Jahr der Mitarbeiter“ ausgerufen und zahlreiche „Mini-Workshops“, meist unter der Leitung einer Psychologin, wurden angeboten. die Teilnahme daran war stets freiwillig. obwohl die Trainingseinheiten während der Zimmerstunden stattfanden, meldeten sich immer mehr Mitarbeiter an, um mitzumachen. „anfangs war es schon schwer, die Leute zu überzeugen“, erinnert sich altenberger, „aber man darf sich von negativen reaktionen nicht entmutigen lassen.“ Man müsse sich immer vor augen halten, warum man das macht, erklärt sie: „Man macht das ja nicht nur für sich. das Ziel ist nicht, dass wir uns am ende alle ganz fest lieb haben. es geht um den gast, alles passiert letztlich für den gast.“ der erfolg gibt dem ehepaar altenberger recht. das Fürstenhaus konnte zahlreiche branchen-Preise einfahren und rangiert etwa bei holidayCheck mittlerweile unter den 99 besten häusern weltweit. drei Lehrlinge des hauses konnten in ihren sparten die Titel als Landessieger einfahren, die auslastung könnte nicht besser sein und zahlreiche positive rückmeldungen von gästen bestätigen die Qualität der dienstleistung. dieser erfolg bei den gästen bleibt auch bei den Mitarbeitern nicht unbemerkt, wie alten-

„Man muss zuallererst bei sich selbst beginnen, etwas zu ändern. Nur wenn der Chef als oberste Führungskraft am meisten an sich arbeitet, kann er das auch von seinen Mitarbeitern verlangen.“ MiChaeLa aLTenberger, hoTeL FÜrsTenhaUs, PerTisaU

zu erledigen. „Wir haben damit begonnen, zu hinterfragen. Warum führe ich, wie ich führe?“, erzählt die Chefin von den ersten schritten zur bewusstseinsbildung. Zudem wurde eine Psychologin hinzugezogen,

berger erklärt: „dieser neue geist steckt an, dem kann man sich nicht entziehen. Unsere abteilungsleiter bleiben nun länger im haus, die Fluktuation ist merklich gesunken.“


19 „Verkaufen uns zu billig“.

Doch trotz aller innovativen Programme gibt es Probleme in der Branche, die auch Altenberger Kopfzerbrechen bereiten. Wenn es etwa darum geht, Mitarbeiter aus der Region zu finden. „Vielen ist der Tourismus zu stressig. Zu viele Stunden, Wochenend- und Feiertagsdienst. Das schreckt die Leute ab“, so Altenberger. Dass dies auch an den geringen Löhnen liegt, räumt sie zögernd, aber doch ein. Michaela Altenberger weist in diesem Zusammenhang aber auch auf die Nöte der Unternehmer hin: „Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hierzulande grenzwertig. Wir verkaufen uns in Österreich schlichtweg zu billig.“ Top-Service und Spitzen-WellnessAngebote zählen hierzulande zu den Standards, die inbegriffen sind. Neben monetären Problemen sind es vor allem infrastrukturelle Nöte, die den Arbeitgebern und -nehmern im Tourismus zu schaffen machen. „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist im Gastgewerbe immer noch ein ungelöstes Problem“, so Altenberger. Sie fordert daher Engagement seitens der Gemeinden: „Nicht jedes Hotel ist in der Lage, einen eigenen Betriebskindergarten anzubieten. Hier wären Tourismusgemeinden gefragt, ihre Betreuungseinrichtungen dem wichtigsten Wirtschaftszweig anzupassen.“

Mit Einhorn. Seit 1881

M

Flexibilität ist keine Einbahnstraße. AMS-Chef Anton Kern würde sich ebenfalls familienfreundlichere Rahmenbedingungen für den Tourismus wünschen und verweist auf das Projekt RegioL im Tiroler Oberland: Dort haben sich Sozialpartner, Tourismuswirtschaft und Gemeinden zusammengetan, um etwa Kinderbetreuungseinrichtungen zu schaffen, die sich an den Bedürfnissen der Beschäftigten im Gastgewerbe orientieren. Zum Beispiel Kindergärten, die an Wochenenden geöffnet sind. Noch sind dies Pilotprojekte, doch Kern hofft, dass diese Beispiele Schule machen. Nur so seien die Einheimischen langfristig für die Branche zu begeistern, ist er sich sicher. Ein anderes Problem ist für Kern der saisonale Arbeitstakt: „Noch immer sind die meisten Betriebe in Tirol Saisonbetriebe. Das heißt, die Beschäftigungsverhältnisse werden unterbrochen. Mehr Ganzjahresstellen wären sicher wünschenswert.“ Zudem mahnt er von den Unternehmern Verantwortung ein, wenn es um die Anforderungen an die Mitarbeiter geht: „Flexibilität ja, wenn es keine Einbahnstraße ist. Viele haben das bereits erkannt und gehen auch auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter ein. Doch es muss noch mehr werden.“ Um auch in Zukunft bestehen zu können, so sind sich alle Experten einig, wird die Branche nicht um grundlegende Veränderungen umhinkommen. Neue Wege, wie sie Michaela Altenberger in Pertisau gegangen ist, werden nötig sein, um am hart umkämpften internationalen Markt überleben zu können. Die Arbeitnehmer sind gefordert, sich auf diese neuen Wege einzulassen. Sofern diese nicht nur auf das Gästewohl abzielen, sondern auch den Beschäftigten ein Mehr an Qualität bringen. Denn nur zufriedene Angestellte können auch Gäste zufrieden stellen. Die Altenbergers selbst sind vor kurzem zu neuen Ufern aufgebrochen: Sie haben das Fürstenhaus nach fünf Jahren erfolgreicher Arbeit verlassen. ×

I

T

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RN. SEIT

18

81


IM 20 ARBEITEN TOURISMUS SAISON

Tourismus als Arbeitgeber Von 214.629 unselbstständig Beschäftigten in Tirol sind 42.837 im Bereich Tourismus und Freizeitwirtschaft tätig. Landeck stellt mit 37,1 % die meisten Tourismus-Arbeitsplätze. Q U E L L E : B E S C H Ä F T I G T E N S TAT I S T I K W K T I R O L G R A F I K : M A R C O LÖ S C H

15,6

28,4 4079

Imst

14,1 6423

26,0 6549

4710

29,2

Kufstein

5525

Schwaz

Kitzbühel

Innsbruck Land

27,8 2764 Reutte

19,3

19,96

2230 Lienz

42.837

Gesamt Tirol

13,5

37,1

6475

Innsbruck Stadt

4082

Landeck

BESCHÄFTIGTE NACH BEZIRKEN

Laut der Beschäftigtenstatistik der Wirtschaftskammer Tirol arbeitet jeder Fünfte im Tourismus. Nicht mitgerechnet wurden die 3048 Arbeiter und Angestellten der Seilbahnen. In % von allen Branchen Beschäftigte Tourismus und Freizeitwirtschaft

Beschäftigte nach Branchen Branche

Unselbstständig Beschäftigte

Gastronomie

11.875

Hotellerie

26.359

Gesundheitsbetriebe

2051

Reisebüros

1057

Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe

139

Freizeit- und Sportbetriebe Gesamt Tourismus und Freizeitwirtschaft

1356 42.837


21

BESCHÄFTIGTENSTATISTIK Veränderungen 2001 – 2010 Gastronomie-Hotellerie Mitarbeiter

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

Gastronomie

in %

11.147 – – 19.988 – –

11.061 - 86 - 0,77 20.413 + 425 + 2,13

11.431 + 370 + 3,34 20.798 + 385 + 1,89

11.305 - 126 - 1,10 21.329 + 531 + 2,55

11.642 + 337 + 2,98 21.839 + 510 + 2,39

11.955 + 313 + 2,69 22.095 + 256 + 1,17

11.214 - 741 - 6,20 23.809 + 1714 + 7,76

11.290 + 76 + 0,68 24.045 + 236 + 0,99

10.551 - 739 - 6,55 24.326 + 281 + 1,17

11.875 + 1.324 + 12,55 26.359 + 2033 + 8,36

Gastronomie Hotellerie gesamt

31.135

31.474

32.229

32.634

33.481

34.050

35.023

35.335

34.877

38.234

– – 189.586 – –

+ 339 + 1,09 190.631 1045 + 0,54

+ 755 + 2,40 190.412 - 219 - 0,13

+ 405 + 1,25 192.659 + 2247 + 1,17

+ 847 + 2,59 197.260 + 4901 + 2,38

+ 569 + 1,70 201.899 + 4639 + 2,34

+ 973 + 2,86 206.470 + 4571 + 2,24

+ 312 + 0,89 211.089 + 4619 + 2,23

- 458 - 1,30 206.534 - 4555 - 2,16

+ 3.357 + 9,62 214.629 + 8095 + 3,90

Veränderung absolut in % Hotellerie Veränderung absolut

Veränderung absolut in % alle Branchen Veränderung absolut in %

Vergleich 2001 – 2010

+ 728 + 6,53 + 6.371 +31,87

+ 7.099 + 22,80 + 25.043 + 13,20

in dieser Statistik ist die Steigerung der Beschäftigung ersichtlich, Beschäftigungsplus in Tirol über alle Branchen von 2001 bis 2010 +13,2 %, Beschäftigungsplus Hotellerie und Gastronomie 2001 bis 2010 +22,8 %, Beschäftigungsplus in der Hotellerie alleine in diesem Zeitraum um + 31,9 %

DEUTSCHE IN TIROL Deutsche ArbeitnehmerInnen in Tirol im Tourismus Bestand in % aller Dt.

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

1376 29,7

1969 34,8

2528 35,7

3113 36,0

3673 35,7

4003 35,1

4642 35,4

4794 35,7

5097 37,5

Ein gutes Drittel aller Deutschen sind im Tourismus beschäftigt

Lehrlinge in der Sparte Tourismus in Tirol Alle 1. Lehrjahr 2. Lehrjahr 3. Lehrjahr 4. Lehrjahr Summe

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

774 610 536 59 1979

822 714 565 43 2144

847 778 667 42 2334

818 804 723 63 2408

862 776 739 55 2432

774 798 721 46 2339

663 725 751 61 2200 - 6,0

684 619 661 64 2028 - 7,8

615 639 570 43 1867 - 8,0

in % aller Dt. starker Rückgang der absoluten Lehrlingszahlen, insbesondere auf das Ausbleiben der deutschen Lehrlinge zurückzuführen

Deutsche Lehrlinge in der Sparte Tourismus in Tirol Deutsche

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

1. Lehrjahr

252 226 252 13 743 37,5

269 179 119 12 579 27,0

289 247 154 7 697 29,9

246 271 232 10 759 31,5

252 226 252 13 743 30,5

209 228 203 16 656 28,0

151 183 215 10 559 25,4

120 128 167 16 431 21,3

102 111 118 3 334 17,9

2. Lehrjahr 3. Lehrjahr 4. Lehrjahr Summe in % d. T-Lehrlinge

massiver kontinuierlicher Rückgang der deutschen Lehrlinge


IM 22 ARBEITEN TOURISMUS SAISON

Made in Tirol Tirols Tourismusschulen genießen weltweites Ansehen. Die Absolventen sind in den Chefetagen der besten Adressen rund um den Globus zu finden. SAISON hat nachgefragt, warum junge Menschen diesen Beruf ergreifen und was sie in der Branche erwartet. VON S TEFFEN AROR A

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urz nach Mittag steht eine Gruppe junger Leute vor dem Hinterausgang der Villa Blanka in Innsbruck und genießt die kräftige Frühlingssonne. Pause in Tirols Tourismus-Kaderschmiede, hoch über der Landeshauptstadt. Die Gruppe, die hier beisammen steht – allesamt mit weißen Hemden und Krawatten sowie langen schwarzen Schürzen perfekt adjustiert –, wird schon bald über die ganze Welt verstreut sein. Absolventen der Villa Blanka sind gefragt in den Tophotels und großen Touristik-Konzernen.

seiner Schützlinge zu berichten. Zwischen 100 und 120 Absolventen verlassen Jahr für Jahr die touristische Kaderschmiede in Innsbruck, um ihr Können weltweit unter Beweis zu stellen. Für Kreinig liegt es auf der Hand, warum sich junge Menschen für eine Ausbildung im Tourismus interessieren: „Es gibt, wie gerade die letzten Jahre bewiesen haben, kaum eine Sparte, die so krisensicher ist. Und zudem kenne ich keinen Touristiker, der arbeitslos ist.“ In der Bevölkerung sei, bedauert Kreinig, immer noch die Meinung verbreitet, dass Tourismus vor allem Gastronomie

„Es gibt, wie gerade die letzten Jahre bewiesen haben, kaum eine Sparte, die so krisensicher ist. Und zudem kenne ich keinen Touristiker, der arbeitslos ist.“ PETER KREINIG, DIREKTOR DER VILLA BLANKA

„Unsere Schüler bekommen meist schon vor dem Schulabschluss konkrete Jobangebote“, weiß Villa-Blanka-Direktor Peter Kreinig von den Berufsaussichten

und Hotellerie bedeutet. „Zwar gibt es auch hier mittlerweile hervorragende Berufsmöglichkeiten für junge Leute“, erklärt er, „aber Tourismus ist viel mehr als das.“

Der Schuldirektor verweist auf die zahllosen Möglichkeiten abseits klassischer Koch- und Kellner-Jobs, die diese Branche bietet: vom Marketing über die Tourismusverbände bis hin zu den Fluglinien oder Kreuzfahrtschiffen. Zudem betont Kreinig, biete eine fundierte Tourismusausbildung besonders vielfältige berufliche Möglichkeiten. „Unsere Absolventen sind gerade was Kommunikation angeht Spitzenkräfte“, so Kreinig.

Mit Menschen umgehen. Neben der umfassenden Fremdsprachenausbildung sei es die Fähigkeit, mit Menschen umzugehen, die Touristiker auszeichnet und für die Berufswelt so begehrt macht. Um dies zu verstärken, hat man an der Villa Blanka die Unterrichtsorganisation den geänderten Anforderungen des Arbeitsmarktes angepasst. „Was früher einzeln in den Fachgegenständen bearbeitet wurde, wird heute verbunden, um Synergien zu nutzen und die Selbstständigkeit zu fördern“, erklärt Kreinig. So wird immer mehr in Form von Projekten gearbeitet, im Zuge derer die Schüler angehalten sind, in Eigenregie ihr Wissen aus verschiedenen Bereichen so einzusetzen, dass am Ende ein optimales Ergebnis erzielt wird. Als Beispiel führt Kreinig hauseigene Veranstaltungen im zur Schule gehörenden


23

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Anschauungsunterricht. Absolventen von Tiroler Tourismusschulen wie der Villa Blanka sind international gefragt.

„Es ist sehr einfach, einen Job zu bekommen, es gibt zudem eine ganze Fülle interessanter Stellenangebote, die Bezahlung ist in der Regel nicht schlecht und man kann die ganze Welt bereisen.“ Die Negativseiten der Branche hält er hingegen für übertrieben dargestellt. Vieles habe sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert und die vereinzelten schwarzen Schafe unter den Arbeitgebern würden, so Müller, zu sehr hervorgehoben. „Wer sich für den Tourismus entscheidet, der weiß, dass das kein Fließbandjob ist“, erklärt der Direktor. Denn gerade die Tourismusindustrie sei

einmal Arbeitszeiten jenseits der Bürostunden. „Aber das ist längst nicht nur im Tourismus so“, sagt Müller, „in vielen anderen Branchen gehören Nacht- und Wochenenddienste ebenfalls zum Standard.“

Viele Berufe stehen offen. Wie viele seiner Absolventen der Branche langfristig treu bleiben, weiß Müller nicht. Das hänge vom Schultyp ab. Bei den Absolventen der klassischen Hotelfachschule glaubt Müller, dass rund 90 Prozent „berufstreu“ sind. Zumindest am Beginn. Ob sie später wechseln, ist nirgends dokumen-

„Jeder Absolvent, der arbeiten will, kriegt auch einen Job. Die müssen nur das ‚Rolling Pin‘ oder ‚Oscars‘ aufschlagen und können aussuchen.“ ALFRED MÜLLER, DIREKTOR DER ZILLERTALER TOURISMUSSCHULEN

als Dienstleistungsbranche den Gästen verpflichtet. Die Dienstleistung kann nur direkt am Gast erbracht werden, sie ist nicht im Voraus produzierbar. Das bedeute nun

tiert. Absolventen des Aufbaulehrganges schließen hingegen meist direkt an ihre Ausbildung im Zillertal ein Studium oder eine Fachhochschulausbildung an. Die

© ZILLERTALER TOURISMUSSCHULEN

Restaurant an. Dort haben die Schüler die Möglichkeit, ganze Events selbst auf die Beine zu stellen. Mit allem, was dazugehört: von der Pressearbeit bis hin zum Getränkeservice. „Praxisorientiert“ heißt das Zauberwort, das in der Tourismusausbildung großgeschrieben wird. Das bestätigt auch Alfred Müller, der seit mittlerweile 28 Jahren die Geschicke der Zillertaler Tourismusschulen in Zell leitet. Mit rund 600 Schülern ist dies der einzige aller 25 Tourismusschulstandorte Österreichs, der alle vier Schultypen anbietet: die Hotelfachschule, die Tourismusfachschule, die höhere Lehranstalt für Tourismusberufe sowie den Aufbaulehrgang. Von seinen Schülern erwartet Müller Einsatz und Begeisterung. Wer das mitbringt, dem garantiert er eine Karriere: „Jeder Absolvent, der arbeiten will, kriegt auch einen Job. Die müssen nur das ‚Rolling Pin‘ oder ‚Oscars‘ aufschlagen und können aussuchen.“ Flexibilität, Mobilität und Einsatzfreude seien selbstredend die Voraussetzungen, schickt er nach. Und: „Wer in einem der Spitzenhäuser arbeiten will, muss auch geringere Entlohnung in Kauf nehmen. Das war schon immer so, dafür rentiert sich diese Erfahrung im weiteren Berufsleben.“ Für Müller ist die Tourismusbranche das ideale Berufsfeld für junge Menschen.


24 Weltenbummler: Tourismusschüler im Praktikum Drei Schüler der Villa Blanka erzählen von ihren Praktikumserfahrungen. Gerade in der Tourismusbranche wird die Praxiserfahrung als unverzichtbarer Teil der Ausbildung angesehen. Den Schülern bieten die mehrwöchigen Betriebspraktika die Möglichkeit, erste Erfahrungen im stressigen Hotellerie- und Gastronomiealltag zu sammeln. Und wer Glück hat, kann nebenbei die Welt bereisen.

Swarovski-Luxus in British Columbia MARINUS BRANDL, 20 „Die alljährlichen Praktika waren für mich ein sehr wichtiger Teil der Ausbildung, denn sie gewährten mir Einblicke in die moderne Hotellerie und Gastronomie. Im Sommer 2010 absolvierte ich erstmals ein Praktikum im englischsprachigen Ausland, in der kanadischen Provinz British Columbia. Im dortigen Fünf-Sterne-Resort Sparkling Hill, das von Swarovski gestaltet wurde, habe ich alle Posten der Küche durchlaufen. Vom Frühstücksgeschäft bis hin zu hauseigenen Großveranstaltungen, bei denen ich in Eigenregie für das Anrichten der Desserts zuständig war. Im Zuge dieser Praxiserfahrung haben sich sowohl die sprachlichen wie auch die praktischen Fertigkeiten unserer Schulausbildung bewährt. Insgesamt war dieses Praktikum für mich ein unvergessliches Erlebnis, das mich privat und beruflich weitergebracht hat.“

Auf hoher See JASMINE GADSON, 18 „Die alljährlichen Praktika haben mir ermöglicht, schon während der Schulzeit die Welt zu bereisen. Zuletzt verbrachte ich im Sommer 2010 neun Wochen auf dem Kreuzfahrtschiff MS Albatros, das von Bremerhaven aus nach Skandinavien fährt. Es war eben diese Möglichkeit, die Welt zu sehen und immer neue Leute kennenzulernen, weshalb ich mich bei meinem letzten Praktikum fürs Schiff entschieden habe. Zu meinen Aufgaben zählten die Gästebetreuung, Check-ins und Check-outs. Dabei kam mir vor allem meine Sprachenausbildung zu Gute. Denn auch an Bord, in Personalkreisen, war Englisch die Umgangssprache. Daneben wandte ich Französisch und Italienisch an. Der tägliche Rezeptionsdienst im Umfang von acht Stunden hielt mich zwar neun Wochen lang auf Trab, aber es war eine wertvolle Erfahrung für mich.“

Werbebotschafter Tirols

© GERHARD BERGER (4)

DAVID PLUNSER, 18 „Für mein viertes und letztes Praktikum im Rahmen der Ausbildung an der Villa Blanka habe ich mich für den Verein ‚Urlaub am Bauernhof‘ entschieden. Neben dem eigentlichen achtwöchigen Praktikum, das hauptsächlich aus Korrespondenz mit Mitgliederbetrieben und dem Verfassen von Gästeinformationen bestand, zählten auch PR-Reisen zu meinen Aufgaben. So konnte ich als Praktikant zur ITB nach Berlin, zum Kilianifest nach Würzburg und zum Tiroler Fest nach Eupen in Belgien fahren, um dort Werbung für das Urlaubsland Tirol zu machen. Spannend waren für mich die vielen Gästekontakte, bei denen ich meine fundierte Sprachenausbildung anwenden konnte.“

Möglichkeiten sind heute eben mannigfaltig und dank der profunden sprachlichen und organisatorischen Ausbildung im Tourismus stehen den Absolventen viele Berufe offen. Dass aber das klassische Kerngeschäft Tourismus immer noch gut ankommt, weiß Müller durch die Praktika, die seine Schüler Jahr für Jahr absolvieren. „Wir machen jährlich eine Evaluierung und erhalten großteils positives Feedback. Von rund 450 Praktikumsberichten sind nur knapp zehn negativ.“ Für den Zillertaler Experten eine Bestätigung: „Ich glaube, dass der Tourismus für junge Menschen eine Branche mit Zukunft ist. Vor allem jene, die in Österreich ihre Ausbildung gemacht haben, sind weltweit begehrt. Unsere Schulen sind international sehr hoch angesehen.“ Das rühre nicht zuletzt daher, dass in vielen Chefetagen der Spitzenbetriebe Österreicher sitzen, die um diese Qualität wissen, sagt Müller. Nicht nur die Jobmöglichkeiten haben sich in den vergangenen Jahren geändert und wurden mannigfaltiger. Auch die Ausbildungsmöglichkeiten werden immer mehr. Da sind einerseits die klassischen Hotelfachschulen, die Jugendliche bis zum Maturaalter ausbilden. Dieser Schultyp erfreut sich immer größerer Beliebtheit, vor allem auch international, weil es solche berufsbildenden höheren Schulen etwa in Deutschland nicht gibt. Doch auch weiterführende Ausbildungen sind immer gefragter. Etwa der Fachhochschul-Lehrgang am Management Center Innsbruck, der mit akademischen Weihen lockt. Oder das zweijährige Tourismuskolleg Innsbruck, das Maturanten eine kurze, aber fundierte Grundausbildung zum Berufseinstieg bietet. „Wir sprechen vor allem jene jungen Menschen an, die noch nicht genau wissen, wohin es gehen soll. Mit unserer Form des Kurzstudiums ermöglichen wir Interessierten, sich im Rahmen der zweijährigen Ausbildung zu orientieren und gleichzeitig eine berufliche Qualifikation zu erlangen“, erklärt Tourismuskolleg-Leiter Christian Grote. Im Tourismuskolleg wird viel Wert auf die Praxis gelegt. Neben der Sprach- und Managementausbildung werden auch die Grundkenntnisse in Sachen Service, Küche und Rezeption vermittelt. So arbeiten die Schüler schon während ihrer Ausbildung auf den gängigen Rezeptionssystemen Fidelio und Casablanca. Rund 60 Absolventen verlassen jährlich das Kolleg. Viele davon schließen eine weitere Ausbildung


25 an, um etwa einen akademischen Titel – neu ist beispielsweise der Aufbaulehrgang an Partnerschulen zum Bachelor – zu erlangen. Das Besondere an seiner Bildungseinrichtung, so Schulleiter Grote, sei die intensive Betreuung durch Lehrpersonal und das fast schon familiäre Klima im Schulalltag. Mit nur sechs Klassen ist das Tourismuskolleg überschaubar, man kennt sich. Neben Schülern aus Österreich seien es vor allem Deutsche, die nun auf Grund der Gymnasiumszeitverkürzung nach Österreich kommen und eben auch am Kolleg eine Tourismusausbildung absolvieren wollen. „Weil es als Qualitätssiegel gilt, eine einschlägige Ausbildung in Tirol gemacht zu haben“, weiß Grote um das internationale Ansehen der heimischen Tourismusschulen.

Praxiserfahrungen. Und was sagen eigentlich die Schüler selbst? David Plunser, Jasmine Gadson und Marinus Brandl besuchen die diesjährige Abschlussklasse der Villa Blanka. Sie haben während ihrer Ausbildung bereits durchwegs positive Praxiserfahrungen im In- und Ausland

„Mit unserer Form des Kurzstudiums ermöglichen wir Interessierten, sich im Rahmen der zweijährigen Ausbildung zu orientieren und gleichzeitig eine berufliche Qualifikation zu erlangen.“ CHRISTIAN GROTE, LEITER DES TOURISMUSKOLLEG

sammeln können (siehe Kasten). Ob sie ihrer Branche treu bleiben, wissen sie aber noch nicht. Gadson war zwar „immer schon begeistert von der Hotellerie“ und vor allem davon, wie all diese Abläufe, die der Gast nicht sieht, die aber zum Funktionieren eines Betriebes nötig sind, organisiert werden. Dennoch spielt sie mit dem Gedanken, an die Tourismusschule ein Studium anzuschließen: „Wirtschaftspsychologie würde mich interessieren.“ David Plunser will auf den Marketingkenntnissen aufbauen, die er in der Villa Blanka vermittelt bekam, und ein einschlägiges Studium

anhängen. Marinus Brandl wiederum will den Bereich Finanzen, der ebenfalls Teil seiner betriebswirtschaftlichen Ausbildung an der Villa Blanka ist, vertiefen: „Ich überlege, an die FH nach Kufstein zu gehen. Ein Job im oberen Management, wo man mit den Finanzen zu tun hat, wäre mein Ziel.“ Dass sie alle ihren Weg machen werden, das steht für ihren Direktor fest. Denn darin sind sich alle Schulleiter, egal welchen Schultyps, einig: Die Tourismusbranche hat Zukunft. Vor allem für jene, die diesen Job in Tirol lernen durften. ×

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im 26 Arbeiten tourismus

Ministerriege. Die Minister Hundstorfer, Fekter und Mitterlehner stehen hinter der neuen Rot-Weiß-Rot-Card.

Kartentrick Vor jeder Saison bangt Tirols Tourismus um benötigte Arbeitskräfte. Wird es heuer erstmals anders sein – dank der neuen Rot-Weiß-Rot-Card für qualifizierte Zuwanderer? Die Skepsis ist groß. Dafür könnte eine neue Sozialpartnereinigung für unbürokratische Möglichkeiten sorgen. Von Michael Riedler

E

ine nach bestimmten Kriterien gesteuerte Zuwanderung – Länder wie Kanada oder die Vereinigten Staaten praktizieren dieses System schon seit vielen Jahren. Jetzt will auch Österreich solche Modelle kopieren: „Das starre Quotensystem, das keine Rücksicht auf Qualifikationen nimmt, wird durch die Rot-Weiß-Rot-Card ersetzt“, sagt Innenministerin Maria Fekter. Kriterien für die Vergabe der Punkte sind unter anderem berufliche Qualifikationen, Ausbildung, Alter und Sprachkenntnisse. Drei Personengruppen aus Drittstaaten können die RWR-Card beantragen: erstens hochqualifizierte Migranten, zweitens qualifizierte Migranten mit sogenannten Mangelberufen und drittens sonstige Schlüsselkräfte. Die Wirtschaftskammer zeigt sich unter dem Strich zufrieden: „Durch dieses kriteriengeleitete Zuwanderungsmodell wird klar dargelegt, welche Voraussetzungen Zuwanderer erfüllen müssen. Dies

schafft größtmögliche Transparenz sowohl für potenzielle Zuwanderer als auch für die bereits in Österreich lebende Bevölkerung“, sagt Kammerpräsident Christoph Leitl. Auch die Industriellenvereinigung erwartet sich einiges: Wiens Industriepräsident Georg Kapsch sieht einen „längst überfälligen Umstieg von einem Quotensystem zu einem kriteriengeleiteten Zuwanderungssystem“, denn man brauche „aus wirtschaftlichen wie gesellschaftspolitischen Gründen eine proaktive Migrations- und Integrationspolitik“.

Rot-Weiß-Rot-Card bringt wenig. Doch die Touristiker sind schlicht enttäuscht. Denn für den Tourismus schaut dabei nach ersten Einschätzungen wenig heraus: Qualifizierte Akademiker benötigt die Branche nur in eingeschränktem Maße, Schlüsselkräfte mit den vorgeschriebenen 2400 Euro Grundlohn ebenso wenig. Was gesucht wird, sind Kellner, Zimmermädchen, Rezeptionisten, Köche. Und Köche

sind auch die einzige Berufsgruppe, die eventuell als „Mangelberuf“ eingestuft werden könnte. Solche Mangelberufe werden per Verordnung festgelegt. Derzeit stehen die endgültigen Regelungen noch in Verhandlung, im Vorfeld regnete es aber Kritik der Touristiker. Sepp Schellhorn, Präsident der Hoteliervereinigung (ÖHV): „Die Rot-Weiß-Rot-Card ist ein einziges Stelleninserat für die Industrie. Das belastet den Arbeitsmarkt, weil wir vor allem in den Bereichen Zimmermädchen, Kellner suchen. Und diese Berufe fallen offenbar unter den erschwerten Zugang.“

EU-Öffnung. Die Angst der Touristiker: dass es auf dem Arbeitsmarkt für sie nicht wirklich leichter wird durch die Rot-Weiß-Rot-Card. Dabei gibt es heuer eine zusätzliche erweiterte Möglichkeit für Betriebe, zu Personal zu kommen: Österreich öffnet ab Sommer – neben Deutschland als letztes EU-Land – seinen Arbeitsmarkt für Arbeitskräfte aus

© BM.I/Alexander Tuma

saison


27 der gesamten eu (außer rumänien und Bulgarien). das betriff t Kräfte aus Polen, Tschechien, ungarn, slowenien, der slowakei, estland, lettland und litauen. 15.000 bis 25.000 Menschen könnten dies nützen, um arbeit in vielen österreichischen Branchen zu suchen. doch auch davon erwarten sich Tirols Touristiker wenig: Weil andere eu-länder früher ihren arbeitsmarkt eu-weit geöffnet haben, sind die guten auswanderungswilligen leute aus den jüngeren eu-ländern längst in anderen älteren eu-ländern tätig: in italien, england, meint Thomas Geiger von der Wirtschaftskammer: „die schwemme am arbeitsmarkt ist leider nicht zu erwarten“, sagt er. schließlich zahlt etwa Polen bereits rückholprämien, weil das land selbst seine Tourismusmitarbeiter benötigt. „natürlich kann man darüber diskutieren, warum Österreich seinen arbeitsmarkt für die eu 25 erst so spät aufmacht, aber da gab es eben Ängste bei arbeiterkammer und ÖGB, dass da zu viele arbeitskräfte aus drittstaaten hereinkommen“, rechtfertigt sich Wirtschaftsminister reinhold Mitterlehner vor den Touristikern.

Unerwarteter Durchbruch.

so hoff ten die Touristiker in der Folge, dass wenigstens die bisherige saisonnier-regelung erträglich ausfallen würde. Bisher gab es ein Kontingent von 1590 saisonniers im sommer und 2730 im Winter für Tirol (arbeitskräfte, die kurzfristig in der saison in Österreich Beschäftigungserlaubnisse erhielten). Zwei drittel diese saisonniers kamen aus jenen eu-ländern, für die sich der österreichische arbeitsmarkt heuer ohnehin öffnet. das restliche drittel kam aus sogenannten „drittstaaten“ (vor allem arbeitskräfte aus den Balkanländern, für den Tiroler Tourismus nicht unwichtig). diese leute drohten künftig ausgesperrt zu sein. Viele Touristiker, wie Manfred Furtner, Hotelier am achensee, warnten: „saisonniers brauchen das Geld, und wir brauchen die saisonniers. sie haben sich bestens eingearbeitet, sind geschätzte arbeitskräfte. diese leute lässt man kein Geld mehr verdienen, und wir kriegen gleichzeitig kein Personal.“ „unsere saisonniers sind seit Jahren und Jahrzehnten gerne bei uns, glaube nicht, dass sie mit neuen eu-ländern ersetzbar sind“, argumentierte schellhorn. Befürchtet wurde aus gegebenem anlass, dass die Kontingente wieder erst im allerletzten abdruck freigegeben werden. da kam es immer wieder zu unglaublichen

szenen. „Beim Weltcupauftakt in sölden hat das aMs Überstunden geschoben, um die Bescheide für die benötigten Mitarbeiter in letzter sekunden hinauszugeben“, berichtet Geiger. Wirtschaftsminister reinhold Mitterlehner versuchte, die Branche beim jüngsten ÖHV-Kongress in Mayrhofen zu beruhigen: die rot-Weiß-rot-Card werde für den Tourismus zwar kein riesiges Potenzial an arbeitskräften bringen, aber ab Mai gebe es ja schließlich die arbeitsmarktöffnung für alle Bürger der eu-25. doch dann gab es eine kaum möglich gehaltene einigung der sozialpartner. Jene Mitarbeiter aus drittstaaten, die in den letzten fünf Jahren für jeweils mindestens vier Monate in Österreich als saisonnier gearbeitet haben, haben künftig anrecht auf eine Beschäftigung für zehn Monate – und das ohne eine Prüfung durch das arbeitsmarktservice. das wäre ein bürokratischer Befreiungsschlag. die neuregelung wird derzeit vom sozialministerium geprüft. „Wir schätzen, dass wir zwei drittel der saisonniers aus drittstaaten über diese regelung hereinbekommen können“, sagt spartenobmann Harald ultsch: „das sind leute, die wir dringend brauchen und die bei uns schon zum Teil zu schlüsselarbeitskräften geworden sind.“

Die Rot-WeißRot-Card •

drei Personengruppen aus drittstaaten können die rot-Weiß-rot-Card beantragen: erstens hochqualifizierte Migranten, zweitens qualifizierte Migranten mit Mangelberufen (werden per Verordnung festgelegt) und drittens sonstige schlüsselkräfte, die nicht durch im inland arbeitsuchende abgedeckt werden können. Für Migranten der säule 2 und 3 gelten bestimmte Mindestentgelte.

um die rot-Weiß-rot-Card zu bekommen, müssen einwanderungswillige arbeitskräfte eine bestimmte anzahl an Punkten sammeln.

Kriterien für die Vergabe der Punkte sind unter anderem berufliche Qualifikationen, ausbildung, alter und sprachkenntnisse.

Hochqualifizierte (säule 1) brauchen mindestens 70 von 100 möglichen Punkten, Fachkräfte in Mangelberufen (säule 2) und sonstige schlüsselkräfte (säule 3) 50 von 75 Punkten. Zuwanderungswillige, die die Kriterien erfüllen, dürfen sich in Österreich niederlassen und arbeiten. die bisherige Quotenregelung fällt damit weg.

sprachkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich, sie bringen aber Punkte bei der Bewerbung. Für Familienangehörige gibt es unterschiedliche regelungen: angehörige von spitzenkräften benötigen keine deutschkenntnisse, Familienmitglieder von Migranten der zweiten und dritten Personengruppe müssen hingegen elementare sprachkenntnisse aufweisen.

die rot-Weiß-rot-Card wird zunächst für ein Jahr ausgestellt und kann in weiterer Folge für ein weiteres Jahr, danach für drei Jahre und schließlich auf fünf Jahre verlängert werden.

sozialminister rudolf Hundstorfer erwartet rund 8000 Zuwanderer pro Jahr über die rot-Weiß-rot-Card. derzeit wandern im schnitt rund 35.000 Personen zu, ein drittel davon aus nicht-eu-staaten.

das Gesetz soll mit 1. Juli in Kraft treten.

Unsicherheit bleibt. Was passiert mit dem restlichen drittel der bisherigen saisonniers aus drittstaaten, die weniger als fünf Jahre ein Österreich waren? Für sie wird es sicher strenger werden, kündigt auch der oberste Tourismusgewerkschafter rudolf Kaske an. es wird nun noch ein kleines Kontingent an saisonniers für diese arbeitskräfte geben, die Kriterien für eine arbeitsgenehmigung werden streng sein. immerhin kann die Branche aktiv in denjenigen eu-ländern werben, für die heuer der freie arbeitsmarktzugang gilt (von Polen über Tschechien bis ungarn). unter dem strich heißt das für die Touristiker: es gibt zwei bürokratische erleichterungen: erstens den freien Zugang für acht eu-länder, zweitens die arbeitserlaubnis für langjährige saisonniers, dann gibt es die (freilich beschränkten) Möglichkeiten der rot-Weiß-rot-Card. Gleichzeitig bleibt aber die unsicherheit, wie die bisherigen saisonniers ersetzt werden können, die noch nicht fünf Jahre in Tirol waren. licht und etwas schatten also, doch immerhin ist heuer erstmals Bewegung in die bisher so eingefahrene arbeitskräftesuche gekommen. ×


IM 28 ARBEITEN TOURISMUS SAISON

„Der Unternehmer muss seine Macht bewusst abgeben“ Betriebsübergaben sind schwierig: rechtlich, steuerlich und emotional. SAISON sprach mit Thomas Reisenzahn, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung, über Chancen und Risiken der Betriebsübergabe. DA S INTERVIEW FÜHRTE JULIA BRUGGER .

© ÖHV/FLORIAN LECHNER

ZUR PERSON Thomas Reisenzahn ist seit 2001 Geschäftsführer der Österreichischen Hoteliervereinigung und seit 2004 deren Generalsekretär. Der Tourismusmanager, Betriebsökonom und Hotelkaufmann gibt regelmäßig eintägige Seminare für eine erfolgreiche Betriebsübergabe. Dazu müssen beide Generationen am Seminar teilnehmen.


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S

AISON: Herr Reisenzahn, auch in Tirol stehen zahlreiche Familienbetriebe vor der Übergabe. Worin liegt die Herausforderung? THOMAS REISENZAHN: In Tirol gibt es eine große Anzahl an Familienbetrieben. Hier gilt: Das Familienoberhaupt ist gleichzeitig Betriebsoberhaupt. Konflikte können zu großen Schwierigkeiten bis hin zu negativen Auswirkungen im Wettbewerb führen. Eine Herausforderung besteht darin, die emotionale und die rationale Ebene so klar wie möglich auseinander zu halten. Habe ich die emotionale, sprich zwischenmenschliche, Ebene erst mal im Griff, kann ich mich voll und ganz darauf konzentrieren, wie ich meinen Betrieb am Markt positioniere. Das gilt doch im Grunde für jedes Unternehmen. Auf eine gewisse Art schon. Aber im Familienbetrieb befinden sich die Immobilie und das operative Geschäft in ein und derselben Hand. Das verkompliziert die Sache. Und es macht einen eklatanten Unterschied, ob mein Gegenüber ein Kollege oder meine Tochter beziehungsweise mein Enkelkind ist. Was, wenn der Nachfolger nicht aus dem Schatten des Seniorchefs treten kann? Das ist ein zentrales Problem. Es liegt voll und Ganz an der Bereitschaft des Seniorchefs, nach und nach die Zügel sowie die Hauptverantwortung an seinen Nachfolger zu übergeben. Viele meinen, sie wüssten es besser, und mischen sich weiterhin ein. Das kann zu Konflikten führen, die den Betrieb lahmlegen. Nur, wenn die Nachfolger die nötige Freiheit bekommen, in die Chefrolle reinzuwachsen, kann der Betrieb auch blühen. Der Unternehmer muss seine Macht bewusst abgeben. Da fällt mir Helmut Peter vom Weißen Rössl am Wolfgangsee als aktuelles Beispiel ein.

Können Sie das bitte erläutern? Helmut Peter hat einen mehrstufigen Übergabefahrplan mit genauer Kompetenzverteilung entwickelt. Mit der Loslass-Phase nahm er sich bewusst zurück und überließ der jungen Generation das Ruder. Peu à peu, bis zur Vollgeschäftsführung. Die Übergabe ist nun im letzten Drittel und die Beteiligten haben die Grundlage dafür geschaffen, dass sich der Seniorchef ganz aus dem Tagesgeschäft zurückziehen kann. Worauf ist zu achten, wenn der Betrieb verkauft wird? Wichtig ist, einen klaren Plan zu erstellen. Abfindungsansprüche, Ausscheiden der Gesellschafter, Zahlung von deren Rente, aber auch von Steuern sowie Auszahlung der Erbanteile für die Rechtsnachfolger – all das muss geklärt sein. Und wodurch zeichnet sich der ideale Nachfolger aus? Vor allem durch Freude an der Tätigkeit als Hotelier. Bei mehreren Kindern sollte nicht der Älteste Nachfolger werden, sondern derjenige, der an der Rolle als Unternehmer und Hotelier Gefallen findet. Den Betrieb zu übernehmen heißt, die Gesamtverantwortung und damit auch die Konsequenzen zu tragen. Das ist keine leichte Aufgabe.

BETRIEBE IN TIROL

Wesentlich für das Überleben ist eine stabile finanzielle Situation. Wo liegen die Schwierigkeiten? Ist ein Betrieb wirtschaftlich nicht gesund, findet eine Übergabe oft gar nicht statt. Grundsätzlich müssen also zunächst die Unternehmensbestandteile gesichert und die Vermögensgrundlage evaluiert werden. Größter Hemmschuh sind dabei immer noch die Steuern, also die Ertrags- und die Vermögenssteuer. Bevor der Unternehmer Unmengen an Steuern zahlt und damit an eigenem Gehalt verliert, lässt er den Betrieb lieber auf Sparflamme weiterlaufen. Etliche Betriebe sind deshalb auch heruntergewirtschaftet. Das ist ein großes Problem.

In Westösterreich gibt es mehr Familienbetriebe als im Osten. In den Städten und Thermengebieten herrschen Konzerne vor. In Tirol stehen 6300 Betriebe vor der Übergabe. Davon sind 1800 in Einzelgesellschaften und 1120 in Kapitalgesellschaften organisiert. Allgemein gilt: Laut Erfahrungswerten der ÖHV schaffen es 35 % der Familienunternehmen nicht in die zweite Generation, 65 % nicht in die dritte Generation und 85 % nicht in die vierte.

Welchen Vorteil haben Familienbetriebe gegenüber Konzernen? Die Werte der Familie fließen in der Regel eins zu eins ins Unternehmen ein. Das bietet die Chance, Unternehmenskonzepte konsequent und schnell umzusetzen. Deshalb werden Familienbetriebe auch so gerne gebucht. Das ist ein großer Vorteil, den die Kleinen gegenüber den Großen haben. ×

„Im Familienbetrieb befinden sich die Immobilie und das operative Geschäft in ein und derselben Hand. Das verkompliziert die Sache. Und es macht einen eklatanten Unterschied, ob mein Gegenüber ein Kollege oder meine Tochter beziehungsweise mein Enkelkind ist.“ THOMAS REISENZAHN

DAS EINMALEINS DER BETRIEBSÜBERGABE • Der Seniorchef sollte ein Hobby haben, dem er sich mehr und mehr im Zuge der Betriebsübergabe zuwenden kann. • Der Seniorchef muss fähig sein, seine Macht vollkommen abzugeben. • Es ist sinnvoll, sich bereits in Zeiten bester Gesundheit über die Betriebsübergabe Gedanken zu machen. Überhastete Übergaben wegen Krankheit kranken oft. • Der Seniorchef muss dem Junior bzw. Nachfolger die Möglichkeit geben, sein eigenes Charisma zu entwickeln und aufzubauen. • Der Unternehmer soll nicht nur mit dem Steuerberater und Anwalt, sondern auch mit seinen Nachfolgern über strategische und rechtliche Themen sprechen. • Der Seniorchef muss unbedingt auch in den Jahren vor der Betriebsübergabe Investitionen tätigen. Ansonsten droht der Aufwand für die Nachfolger zu groß zu werden. • Gibt es mehrere Rechtsnachfolger, wird das Erbe ausbezahlt. Die Übergabe und Auszahlung muss genau geplant werden, sonst können große finanzielle Belastungen für die Beteiligten entstehen.


im 30 Arbeiten tourismus saison

Der Wohlfühlfaktor Ein betriebliches Gesundheitsmanagement soll gesündere Arbeitsplätze im Tourismus sichern. Fachkräfte können damit in der Branche, Mitarbeiter im Unternehmen gehalten werden.

Eine Frage der Glaubwürdigkeit. Wie sollen gestresste Mitarbeiter dem Gast Entspannung vermitteln?

E

in raumhohes Fenster auf die Nordkette dominiert ihr Büro mitten am Sparkassenplatz in Innsbruck. An einem großen, aufgeräumten, weißen Schreibtisch haben drei Frauen ihre Laptops aufgeklappt und arbeiten. Der Raum ist zweckmäßig eingerichtet, auf einem Stuhl stapeln sich die Handtaschen. Nach ein paar Minuten im Büro würde man am liebsten seinen Computer auspacken, sich am freien Eck des Tisches ausbreiten und mitarbeiten. Claudia Schrettl, Claudia Muigg und Gabriele Adelsberger sind „Die Beraterinnen“. Als Unternehmensberaterinnen sind die Psychologie-Pädagogin, die Wirtschaftlerin und die Juristin in der systemischen Organisations- und Personalentwicklung tätig. Mit dem aktuellen Projekt haben sie

sich vorgenommen, in den Köpfen der Tiroler Touristiker zu schrauben und sie von der Wichtigkeit eines betrieblichen Gesundheitsmanagements in deren Unternehmen zu überzeugen. Damit meinen sie nicht die Vergrößerung des Wellnessbereichs oder ein Ayurveda-Buffet mehr, sondern den richtigen Umgang mit ihrer wichtigsten Ressource, den Mitarbeitern. „Oft steht das Marketing nach außen in großem Widerspruch zu dem, was die Angestellten vermitteln. Wenn ich mein Haus als Wohlfühl-Oase vermarkte, kommt es nicht gut, wenn mir die Rezeptionistin mit Ringen unter den Augen den Schlüssel reicht oder es für alle spürbar im Team nicht passt“, sagt Claudia Schrettl, die Projektleiterin. Wenn es im Betrieb krankt, spiegeln das

die Mitarbeiter nach außen und die Werbung greift nicht mehr. Der Gast merkt, dass eine große Diskrepanz herrscht, zwischen dem, was die Touristiker nach außen transportieren, und dem, wie sie mit sich selbst und den Mitarbeitern umgehen.

Fehlendes Komplettpaket.

Ein Touristiker hat die drei Frauen auf dieses Thema aufmerksam gemacht. Er trat mit der Frage an sie heran, wie er seine Mitarbeiter länger halten, wie er sie mehr an sein Haus binden könne. Er wusste, dass ein gutes Team wichtig ist, damit Gäste sich wohlfühlen, zufrieden sind und wiederkommen. Er bat um Tipps, wie er als Arbeitgeber attraktiver werde, um seine Besucher mit einer konstant bleibenden,

© norbert freudenthaler (2)

Von Nina Heizer


31 motivierten arbeitsgemeinschaft empfangen und verwöhnen zu können. Den Dreien war klar, dass ein ungesunder arbeitsplatz nur krank macht, zu einer hohen Drop-out-Quote führt. Vor allem im Tourismus würden gut ausgebildete mit Ende 20, anfang 30 die Branche verlassen und sich gesündere, familienund freizeitfreundlichere stellen suchen. Mit der abwanderung in andere sparten ginge viel Know-how verloren, da es nicht mehr für den Tourismus zu nützen sei. „Das Thema Gesundheitsmanagement ist vor allem im Westen Österreichs noch weitläufig unbekannt“, sagt Gabriele adelsberger, „es gibt in diesem Bereich noch viel Potenzial.“ Manche Häuser hätten schon ein ganz gutes angebot, aber ein Komplettpaket mache noch niemand. Dabei verfolgen die drei Frauen mit ihrem netzwerk an Profis keine medizinischen aspekte. sie bieten Führungskräfte-Coachings und Übungen für schnelles Entspannen an. sie lehren den Umgang mit Konflikten, stressminderung und überprüfen die Zusammenarbeit abteilungsintern und -extern. sie geben Tipps für Kleidung, schuhe und vieles mehr. Es geht nicht um medizinische Details sondern um einen reibungslosen und möglichst gesundheitsschonenden arbeitsalltag. Denn das optimiert den ablauf und ist die beste Werbung für den Gast. „als Hotelier muss ich mich fragen, wer meine Marke transportiert. Es ist

nicht der internet-auftritt, auch nicht die Hauszeitung, sondern hauptsächlich der angestellte. Wenn er nur ungesunden Verhältnissen ausgesetzt ist, funktioniert das nicht“, sagt Claudia Muigg. Um das Verhalten der Mitarbeiter zu optimieren, muss der Betrieb selber gesund sein.

Kein Strohfeuer.

Mit diesem ansatz sprechen die Unternehmensberaterinnen innovative, neugierige und offene Unternehmer an. Der Chef muss dahinterstehen, sonst verankern sich die Maßnahmen nicht. „Das ist ein neuer Zugang für die Hoteliers“, erklärt schrettl. in einer Kurz-analyse wird erhoben, was gesundheitsfördernd und was gesundheitsbelastend für den Mitarbeiter und sein Haus ist. „oft gibt es einfache Vorschläge, die nicht viel kosten und schon einen großen Unterschied machen.“ Jeder Prozess wird individuell begleitet und ganz speziell angepasst. Danach wird in abstimmung mit dem Chef ein Maßnahmenplan erstellt. Den Unternehmensberaterinnen ist wichtig, dass es nicht nur ein strohfeuer sein soll. Die schritte sollen sich im Betrieb verankern. Dafür wird ein Verantwortlicher bestimmt, der immer wieder kontrolliert, ob die betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen auch gelebt werden. „alibihandlungen haben keine nachhaltigkeit“, warnen sie.

Mit Unterstützung. Eine Kurz-analyse für die erste arbeitsgrundlage dauert

rund vier Wochen. Davon werden dann die weiteren Maßnahmen abgeleitet. „Die sind immer unterschiedlich. Je nachdem, ob es sich um einen saison- oder einen Jahresbetrieb handelt, wie viele abteilungen und Teams beschäftigt sind, ob eine Familie oder ein Manager das Unternehmen leitet“, sagt Claudia schrettl. Genauso unterschiedlich wie die verschiedenen schritte gestaltet sich der Preis. Beim Fonds „Gesundes Österreich“ können interessierte Unterstützungen beantragen. Die Verantwortlichen in Wien wissen bereits, wie wichtig betriebliche Gesundheitsvorsorge ist. ×

GESUNDHEITSMANAGEMENT Betriebliches Gesundheitsmanagement bedeutet ausgezeichnete Dienstleistungen durch gesunde Betriebe und gesunde Mitarbeiter. Dabei steht die Balance zwischen der mentalen und körperlichen Gesundheit der Mitarbeiter im Berufsalltag im Mittelpunkt. Das Unternehmen kann damit unmittelbar das vorhandene Potenzial der Mitarbeiter noch besser für den Tourismusbetrieb nutzen. „Die Beraterinnen“ Claudia schrettl, Claudia Muigg und Gabriele adelsberger sind in der systemischen organisationsund Personalentwicklung tätig. Ein besonderer arbeitsschwerpunkt liegt dabei in der Beratung und Begleitung von Tourismusbetrieben bei der Einführung von betrieblichem Gesundheitsmanagement. www.dieberaterinnen.com

„Das Thema Gesundheitsmanagement ist vor allem im Westen Österreichs noch weitläufig unbekannt. Es gibt in diesem Bereich noch viel Potenzial.“ GaBRiELE aDELsBERGER, „DiE BERaTERinnEn“


IM 32 ARBEITEN TOURISMUS SAISON

„Für die Buam“ Ein Tiroler Touristiker träumt von einem neuen Berufsbild, dem Outdoor-Guide. Viele Gründe sprechen dafür, manche Interessen aber dagegen. An denen wird die Vision bis auf weiteres scheitern. VON NINA HEIZER

„Geführte“ Sportarten. Rafting, Mountainbiken und das Begehen von Klettersteigen. An letzterem scheiden sich die Geister.

E

r strotzt vor Kraft und Überzeugung. Mit einem blauen Ordner unter dem Arm und vielen ausgedruckten Zetteln triff t sich Alois Amprosi gut vorbereitet zum Interview. Der Mann weiß, was er will, und weiß, dass er recht hat. Er hat eine Vision und einen langen Atem. Er hat viele Unterstützer und einige mächtige Gegner. Er hat in Jus promoviert und arbeitet erfolgreich als Touristiker im Oberland. Der Mann kennt sich aus. Er kämpft für „seine Buam“. Damit meint er die „erstklassig ausgebildeten, internationalen Guides“, mit denen er in seinem Unternehmen ein vielfältiges Outdoor-Aktiv-Programm mit unter an-

sind die Bergsportführer, die meinen, dass auch das Klettern im Tal in ihr Hoheitsgebiet falle. Sein Ziel ist es, dass diese boomende Sportart auch von anderen abgedeckt werden kann. Dafür braucht es aber eine Änderung im Bergsportführergesetz und eine Ausbildung, damit alles eine legale Grundlage hat und die Guides abgesichert sind. „Die Bergführer sagen: ‚Dann sollen sie eben unsere Ausbildung machen.‘ Aber wozu brauchen sie für Tätigkeiten im Talbereich eine Eisausbildung und eine hochalpine Ausbildung? Die Schulung zum Bergführer ist sehr umfassend und sehr gut, aber bietet zu viel für jemanden, der einen künstlich angelegten und ab-

„Es kann nicht sein, dass im Schnellverfahren ein Outdoor-Guide geschaffen wird. Die Ausbildung muss auf der des Bergsportführers aufgebaut werden. Dann sind sie Profis im Skifahren, im Fels, im Eis, einfach in allen Lagen.“ RAINER GSTREIN, PRÄSIDENT DES BERGSPORTFÜHRERVERBANDES TIROL

derem Rafting, Canyoning, Hochseilgarten, Mountain-Biking und Paragliding anbietet. Auslöser für den Kampf waren die Klettersteige im Talbereich. Seine Gegner

gesicherten Steig geht, zu dem er direkt mit dem Auto fahren kann“, sagt Amprosi. Außerdem hätten viele von ihnen schon eine Canyoning- oder Rafting-Guide-

Ausbildung und viele Themen würden sich überschneiden.

Der Ganzjahresguide.

Parallel zum Skilehrer im Winter könnte es einen Outdoor-Guide im Sommer geben, der alle Sportarten, bis auf Aktivitäten inklusive dem Klettern im hochalpinen Raum, abdeckt. Alois Amprosi verspricht sich davon viele Vorteile. Zum Beispiel wäre damit eine Jahresbeschäftigung für Skilehrer gewährleistet. Im Sommer könnten sie als Outdoor-Guides Geld verdienen. Auch wäre die gesellschaftliche Anerkennung für „die Buam“ endlich gegeben. Vor allem aber hätte auch der Gast die Möglichkeit, während seines Aufenthalts mit nur einem Führer unterwegs zu sein. „Viele Regionen Tirols bieten im Sommer im Umkreis von 30 Kilometern so viele verschiedene Aktivitäten im Sommer. Das ist einzigartig in Europa“, sagt Amprosi. Und wird gut genützt. Die Nachfrage ist groß, denn die Gäste sind unternehmungslustig. „Unsere Besucher wollen an einem Tag zum Raften, am nächsten zum Canoying und dann eine Wanderung machen. Immer öfter wird auch nach dem neuen Trend Klettersteige gefragt. Sie wollen die Vielfalt der Möglichkeiten ausprobieren und dafür haben sie momentan jeden Tag einen anderen Guide.“ Dabei wünsche sich der umtriebige Besucher, dass er eine persönliche Bindung zu einer Person seines Vertrauens aufbauen kön-


© FEELFREE TOURISTIK (4)

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ne. Das gebe dem Aufenthalt zusätzlich eine andere Qualität. Viele seiner Guides haben bereits mehrere Ausbildungen abgeschlossen. Aber die Möglichkeit zum Führen über talnahe Klettersteige befindet sich in einer rechtlichen Grauzone.

Abgrenzung und Spezialisierung. Amprosi ist bereit, von seinem Traum einer rechtlich abgesicherten, einheitlichen Berufsausbildung für den Outdoor-Guide abzuweichen. Der kleinste gemeinsame Nenner bleibt für ihn eine eigene Schulung und Befähigung für das Führen über die diskutierten Klettersteige, ohne dass die gesamte Bergführer-Ausbildung absolviert werden muss. Eine Art Modul ohne das hochalpinistische Wissen. „Das kann gern auch unter dem Dach des Bergführer-Verbands abgehalten werden.“ Dafür hat er zahlreiche Unterstützer in Politik und Wirtschaft gefunden. Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Bodenseer versichert Amprosis zum Beispiel in einem E-Mail, dass er „gedanklich ganz an Ihrer Seite“ stehe und „die Notwendigkeit und auch die Perspektive für diese Trendsportguides ganz klar“ sehe. Auch Rainer Schultheis, Ausbildungsleiter und Ausschussmitglied im Tirol Skilehrerverband findet den Ansatz sehr gut. „Ich bin absolut dafür, dass man das macht. Natürlich muss geklärt werden, wie viel Spezialisierung für diese Klettersteige nötig ist. Wo hört die Ausbildung des Guides

auf und wo fängt der Bergführer an. Das ist wichtig für die Sicherheit und um die Berufsgruppe der Bergsportführer abzusichern“, meint Schultheis. Denn bei diesem Thema gibt es „einen Wickel mit ihnen“. Doch das könnte seiner Meinung nach unter den Spezialisten gelöst werden. Mit dem neuen Ansatz wäre auch das Problem im Hochsommer gelöst, dass für die Masse keine Bergführer zur Verfügung stehen. „Wir bekommen in diesen Monaten keine

würde es noch keinen solchen Guide geben. Die Bergführer seien prinzipiell nicht dagegen, aber die Ausbildung müsse seiner Meinung nach auf der des Bergsportführers aufgebaut werden. „Dann sind sie Profis im Skifahren, im Fels, im Eis, einfach in allen Lagen“, sagt er. Er halte nichts von der Aufsplitterung der Berufsgruppen. Tourismusreferent LH Günther Platter teilt Gstreins Bedenken. Er ließ Amprosi nach einem Treffen, bei dem dieser seine Ansätze vorstellte, per Mail mitteilen, dass „sowohl die Experten des Hauses als auch die Vertreter der Bergführer massive Bedenken hinsichtlich der Sicherheitserfordernisse sowie der Einhaltung der hohen Qualitätsstandards, für die Tirol steht und bekannt ist, zum Ausdruck gebracht“ haben. Zudem würden sich sehr schwierige Abgrenzungsfragen ergeben (Schwierigkeitsgrade, Talnähe, Bergung, Ausbildung, …). Daher habe er entschieden, keine Outdoor-Guides sowie Sparten im Bergsportführerwesen vorzusehen. „Die Begründung für die Ablehnung unserer Initiative ist sehr oberflächlich und in allgemeinen Schlagworten gehalten“, sagt Amprosi, „das Modul für die Ausbildung ist noch nicht einmal zusammengestellt und sie stellen jetzt schon fest, dass die Sicherheitserfordernisse nicht eingehalten werden können?“ Nun ist sein Kampfgeist erst recht geweckt. „Das Wort ‚Klettern’ kommt im

„Die Schulung zum Bergführer ist sehr umfassend und sehr gut, aber bietet zuviel für jemanden, der einen künstlich angelegten und abgesicherten Steig geht, zu dem er direkt mit dem Auto fahren kann.“ DR. ALOIS AMPROSI, GESCHÄFTSFÜHRER FEELFREE TOURISTIK

Bergführer für unsere Gäste. Die sind alle im Hochalpinen unterwegs. Für die Masse im Tal gibt es keine Betreuung.“

„Massive Bedenken“.

Der Bergsportführerverband stellt sich vehement gegen diesen Zugang. „Es kann nicht sein, dass im Schnellverfahren ein OutdoorGuide geschaffen wird“, erklärt dessen Präsident Rainer Gstrein. International

Bergsportführergesetz gar nicht vor. Wenn Leute alleine einen Klettersteig gehen, ist das in Ordnung. Wenn sie ihn mit einem ausgebildeten Guide gehen, der das Risiko minimiert, ist es nicht mehr okay – das ist unlogisch.“ Es scheint jedenfalls nicht, als würde Amprosi jetzt aufgeben und die „Bemühungen“ für seine Buam einstellen. Bis auf weiteres bleiben die Klettersteige im grauen Talbereich. ×


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MAGAZIN

© TIROL WERBUNG/JOSEF MALLAUN

Am russischen Markt wird mit 28,9 % das stärkste Plus bei den Übernachtungen verzeichnet.

Saisonstart belegt im Ranking Platz 3 S owohl das Dezember-Ergebnis als auch die bisherige Wintersaison liegen im Ranking auf Platz 3, hinter 2008 und 2009. Mit 1,1 Mio. Ankünften ist die Zahl der Gäste in der bisherigen Saison um 1,5 Prozent zurückgegangen, bei den Nächtigungen muss ein Rückgang von 4,8 Prozent auf 4,6 Mio. verbucht werden. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Ausgangslage und der Lage

der Feiertage rechnet Tirol Werber Josef Margreiter mit einem Minus am Ende der Wintersaison. „Die Monate November und Dezember machen 17 Prozent des gesamten Wintergeschäftes aus. Zu der ungünstigen Lage der Weihnachtsfeiertage gesellt sich der späte Ostertermin. Die heurige Saison ist daher weniger attraktiv als im Vorjahr. Daher rechnen wir damit, dass wir den jet-

zigen Rückstand am Ende der Wintersaison nicht mehr wettmachen werden können“, erklärt Tirol Werber Josef Margreiter. Der frühe Wintereinbruch hat Tirol zwar im November ein schönes Ergebnis beschert, im Dezember machten sich allerdings die erschwerten Reisebedingungen und die Lage der Feiertage bemerkbar: minus 3,5 Prozent bei den Ankünften im Dezember und minus 7,2 Prozent bei den Nächtigungen. ×

Tirol, die Wette gilt Markus Kofler vom TVB Alpbachtal Seenland wettete mit Bayreuth um 500 Übernachtungen.

© GRIESSENBÖCK

U Andi Ender von Radio Mainwelle, TVB-Chef Markus Kofler und Moderator Bernd Rasser live aus Kramsach

m Gäste anzuwerben, beschreiten manche Tourismusregionen unkonventionelle Wege. So auch das Alpbachtal Seenland, das nun mit einer außergewöhnlichen Radiowette aufhorchen ließ: Tourismuschef Markus Kofler wettete mit Deutschland um ein gratis Wochenende für 500 Gäste. „Wetten, dass ihr es nicht schaff t, 500 Gäste gleichzeitig auf die Bayreuther Hütte nach Tirol zu bringen?“, lautete Koflers Wettaufforderung. Der Aufruf fand beim Bayreuther Radiosender Mainwelle Gehör, der mit Moderator Bernd Rasser die Wette annahm. Am 7. Februar haben sich innerhalb von zwölf Stunden knapp 3000 Menschen zur Massenwanderung angemeldet. Die Tourismusregion lädt nun mit Unterstützung vieler Vermieter die 500 Gewinner auf ein gratis Wochenende ins Alpbachtal ein. Die Einlösung der Wette geht am ersten Juli-Wochenende über die Bühne. ×


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KULTURTIPPS

© TVB INNSBRUCK UND SEINE FERIENDÖRFER

VON ES THER PIRCHNER

© CINE TIROL

Josef Margreiter (Tirol Werbung) und Johannes Köck (Cine Tirol) überreichten die von Swarovski gestiftete Skulptur und freuten sich mit der Preisträgerin.

MIT DEM RÜCKEN ZUR WAND Beim Axamer Wampelerreiten müssen die Wampeler zu Boden gerungen werden. Die dürfen sich davor schützen, indem sie sich mit dem Rücken zur Wand stellen. Sieger ist der, der am Ende die weißeste Weste respektive Pfoat anhat. 6.3.2011, 13 h, Axams

Cine Tirol Award an Kristina Trapp

ristina Trapp wurde für ihre besonderen Verdienste um das Filmland Tirol mit dem von Swarovski gestifteten Cine Tirol Award ausgezeichnet – im Rahmen der Veranstaltung „Cine Tirol & Ski 11“ in St. Christoph am Arlberg und im Beisein zahlreicher Filmschaffender aus Österreich und Deutschland wurden die besonderen Leistungen der EAVE-Geschäftsleiterin und ihres Teams zudem mit einer sehr persönlichen Laudatio von Cine-TirolLeiter Johannes Köck gewürdigt. Die Organisation EAVE (European Audiovisual Entrepreneurs) mit Sitz in Luxemburg ist nicht nur eine der führenden Aus- und Weiterbildungseinrichtungen für

Filmschaffende in Europa, sondern stellt auch ein herausragendes Netzwerk mit über 1000 europäischen Filmproduzenten als Absolventen und 200 Referenten aus über 30 Ländern dar. Kernstück des Trainingsprogramms ist das Angebot der EAVE-Workshops – und den EAVEWorkshop 2010 konnte Cine Tirol im Juli des vergangenen Jahres nach Seefeld führen. „Die gemeinsamen Bemühungen von Cine Tirol, Tourismusverband Olympiaregion Seefeld und Hotel Klosterbräu haben dazu geführt, dass EAVE diese Veranstaltung in Tirol zum besten EAVE-Workshop gekürt hat!“, erinnert sich Cine-Tirol-Leiter Johannes Köck.×

Erfolgreiches Heimspiel für die Enter Tourismuskonferenz

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it 390 Teilnehmern aus 50 Nationen größer als je zuvor, ging kürzlich im Congress Innsbruck die dreitägige „Enter e-Tourismus Konferenz“ über die Bühne. Von A wie Australien bis Z wie Zypern umspannte der Länderreigen auch Destinationen wie Sudan, Tansania, Nepal oder Kasachstan neben Tourismusklassikern wie Österreich, Italien, der Schweiz oder der USA. Vor 17 Jahren von der Tirol Werbung und von Congress Innsbruck gegründet, hat sich die „Enter“ zum weltweit wichtigsten Event für Informations- und

Tourismustechnologien entwickelt. Die drei Säulen Forschung, Destination und Tourismusindustrie machen sie zu einem einzigartigen Forum für einen maximalen Austausch von Information und Interaktion. Wie gefragt diese internationale Konferenz ist, zeigen auch die Destinationen, an denen sie Station gemacht hat: Edinburgh, Istanbul, Barcelona, Montreal, Helsinki, Kairo, Lausanne, Laibach, Amsterdam, Lugano. Alle drei Jahre kehrt die „Enter“ an ihren Gründungsort Innsbruck zurück, nächstes Jahr findet sie in Helsingborg (Schweden) statt. ×

FREIGEISTERSTUNDE Beim Festival artacts der Musik Kultur St. Johann treffen sich alljährlich internationale Freigeister der Jazz- und Avantgardeszene. Mit dabei sind diesmal Saxophonist Oliver Lake (Bild), Posaunist Steve Swell, Cannibales & Vahinés und viele mehr. 11. bis 13.3.2011, Alte Gerberei, St. Johann

© OSTERFESTIVAL TIROL

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© OLIVER LAKE

Die EAVE-Geschäftsleiterin wurde für ihre besonderen Verdienste um das Filmland Tirol mit dem Cine Tirol Award 2010 ausgezeichnet.

ZUR INNEREN EINKEHR Das Osterfestival kreist um die Endlichkeit des Daseins und bearbeitet das Thema mit den Mitteln der Kunst: Jordi Savall, das Quatuor Diotima (Bild) und das ensemble recherche geben Konzerte. Filme und Tanz ergänzen das Programm. 8. bis 24.4.2011, Innsbruck und Hall

WEITERE VERANSTALTUNGEN Friedrich Glauser: Matto regiert (Uraufführung) ab 5.3.2011, 20 h, Tiroler Landestheater, Innsbruck, www.landestheater.at Bela B. liest „Exit mundi (die besten Weltuntergänge)“ von Maarten Keulemans 5.3.2011, 20 h, Kulturfabrik Kufstein, www.kufa.at Ernst Insam: Kitzbühler Landschaften, Aquarelle bis 23.4.2011, Museum Kitzbühel www.museum-kitzbuehel.at Anonyme Skulpturen 26.2. bis 1.5.2011, Galerie im Taxispalais, Innsbruck, www.galerieimtaxispalais.at


36 MAGAZIN SAISON

Reise zum Ich Wellness war gestern, Selfness ist heute. Im Tiroler Tourismus ist der neue Trend aber erst bei wenigen angekommen. V O N S Y LV I A A I N E T T E R

Das Prinzip Selfness. Der Urlaub wird nicht nur genossen, sondern auch zur persönlichen Weiterentwicklung genützt.

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ohlfühlen und erholen: Für mehr als ein Viertel der ÖsterreichUrlauber sind das die Haupturlaubsmotive. Doch dass passive Wellnessbehandlungen die Lebenszufriedenheit nicht nachhaltig erhöhen, lässt eine neue Urlaubsform erahnen: Selfness-

Urlaub. „Selfness bedeutet ganzheitliche Weiterentwicklung. Es geht darum, sich selbst zu verstehen“, erklärt Harry Gatterer, Trendforscher und Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Österreich. Der Begriff Selfness selbst ist keineswegs neu. Bereits im Jahr 2003 sprachen Zukunfts- und Trendforscher davon,

ein Blick auf die Buch-Bestsellerlisten gab ihnen Recht: Lebensratgeber aller Art boomten – und tun es heute noch. Yoga wurde zum Massensport und Jakobswegwanderungen wurden modern. „Die Anforderungen im täglichen Leben steigen. Umso wichtiger wird auch, mit sich selbst im Reinen zu sein“, sagt Gat-


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dieser Pakete sind die Buchungen gut angelaufen“, erzählt Sonja Huber, Geschäftsführerin des liebes Rot-Flüh, „und vor allem freuen wir uns über das sehr gute Feedback der Gäste.“ Urlaub statt

Huber. Der Selfness-Trend wird Wellness im Tourismus auch nicht ablösen, sondern nur ergänzen. „Wellness wird aufgrund der Infrastruktur sicher bestehen bleiben. Aber wer nur ein Wellnesshotel hat und

„Wer nur Wellness allein anbietet, wird es künftig schwer haben.“ HARRY GATTERER, TRENDFORSCHER UND GESCHÄFTSFÜHRER DES ZUKUNFTSINSTITUTS ÖSTERREICH

Selbstfindung. Sich selbst finden, an seinen Schwächen arbeiten, das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren – wer im Alltag keine Zeit dafür hat, möchte zumindest den Urlaub dazu nutzen. Aber nicht überall, wo Selfness draufsteht, ist auch Selfness drin. „Ein Selfnesshotel braucht Angebote, die den Menschen helfen, sich weiterzuentwickeln. Da geht es nicht um das Räumliche, sondern um das Inhaltliche. Dazu braucht es ein Konzept“, bringt es Gatterer auf den Punkt. Ein solches Konzept gibt es im Hotel liebes Rot-Flüh im Tannheimertal: Bei den sogenannten „Body Balance Arrangements“ sind neben der Nutzung der Wellnesseinrichtungen auch Workshops und Gesprächseinheiten mit einem Psychotherapeuten vorgesehen. Die Themenbereiche sind umfassend – Schlafcoaching, Paarberatung, Burn-outProphylaxe sowie Raucherentwöhnung unter Hypnose sind nur eine Auswahl. „Wir bieten die diversen SelfnessPackages wiederholend das ganze Jahr über an. Trotz der völlig neuartigen und daher noch geringeren Bekanntheit

Therapie? „Therapeutische Angebote sind enorm wichtig“, stellt Gatterer klar. Die Qualität müsse jedoch stimmen, schließlich bedeute jede Buchung einen großen Vertrauensvorschuss. „Der Anbieter muss glaubhaft versichern, den Ansprüchen des Gastes zu genügen, sonst wird dieser gar nicht erst buchen.“

Hohe Ansprüche.

Der Selfnesser ist anspruchsvoll. „Die unterschiedlichen Themen erfordern natürlich viel Feingefühl und Kompetenz unseres Personals. Der Selfness-Gast braucht auch speziellere Betreuung als ein Wellnessgast“, gibt Huber zu bedenken. Das wirke sich auch auf die Länge des Aufenthalts aus. Vier Tage seien das Minimum, optimal wäre eine Woche. Eine klare Zielgruppe für die neuen Selfnesser ist nicht auszumachen. „Unsere Selfness-Gäste sind, abhängig vom Thema, zwischen 25 und 65 Jahre alt. Die Burn-out-Prophylaxe spricht natürlich Menschen an, die beruflich oder auch privat stark unter Druck stehen“, erzählt

nichts zusätzlich anbietet, wird es schwer haben“, prophezeit Gatterer. Auch das liebes Rot-Flüh verknüpft Selfness und Wellness miteinander: So sind bei allen Selfness-Packages SpezialMassagen und die Nutzung des Wellnessbereichs inkludiert. Ein Großteil der Gäste komme nach wie vor, um einen klassischen Wellnessurlaub zu erleben. „Nach allen Expertenprognosen sehen wir ein großes Potenzial in unseren SelfnessAngeboten. Der Alltag wird schließlich immer stressiger und die Menschen sehnen sich nach Gesundheit und glücklichen Beziehungen“, zeigt sich Huber vom Konzept überzeugt. ×

SELFNESS Unter „Selfness“ versteht man die Steigerung der Lebenskompetenzen: • Die Fähigkeit, sich gesund zu ernähren, Sport zu treiben und fit zu bleiben (körperliche Kompetenz) • Die Fähigkeit zur Work-Life-Balance und zum positiven emotionalen Umgang mit der sozialen Umwelt, mit Partnerschaft, Beruf und Familie (emotionale Lebenskompetenz)

© HOTEL LIEBES ROT-FLÜH

„Wir sehen ein großes Potenzial in unseren Selfness-Angeboten – weil sie fast jeden ansprechen.“ SONJA HUBER, GESCHÄFTSFÜHRERIN HOTEL LIEBES ROT-FLÜH

• Die Fähigkeit, selbstständige Entscheidungen in komplexen Lebenssituationen oder Krisen zu treffen (biografische Wachstumskompetenz) • Die Fähigkeit, zu lernen und einen bewussten Erfahrungsgewinn bis ins hohe Alter fortzusetzen (Reifungskompetenz) Quelle: Österreich 2025, Zukunftsinstitut 2010

© ZUKUNFTSINSTITUT ÖSTERREICH

terer. Das kann durch bewusstes Erleben unberührter Natur geschehen oder auch durch Coachings und Persönlichkeitsbildung. So wird der Wochenendtrip zum Beispiel mit einem Paarcoaching oder einer Raucherentwöhnung kombiniert. Im Single-Urlaub absolviert man einen FlirtKurs und nach der Massage geht’s nicht in die Sauna, sondern zum Lifestyle-Check. Lange Spaziergänge statt anspruchsvoller Bergtouren, Bewegung statt Sport, Meditation statt Sonnenbad – das Individuum steht im Vordergrund. „Sich helfen zu lassen, ist normal geworden. Oft braucht man Hilfe, um sich neu zu verorten“, erklärt Gatterer.


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Fernsehlegende geehrt

Übergabe. Hans-Dieter Hartl und Josef Margreiter Im Gespräch. Birgit Koller-Hartl (links) und Architekt Johann Obermoser

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n zahlreichen Dokumentationen hat Hans-Dieter Hartl Tirol einem großen Fernsehpublikum näher gebracht und so unbezahlbare Werbung für Tirol gemacht“, begründete Josef Margreiter die hohe Auszeichnung. Gedreht hat „der Hartl“, wie ihn seine Freunde nennen, fast in allen Ecken Tirols. Er hielt das Karwendel, die Wildschönau, das Alpbachtal, Osttirol, das Kühtai, den Wilden Kaiser und vieles mehr filmisch fest. Seine Filme wurden auch auf 3Sat, ARD und Phönix sowie im MDR und WDR gesendet. Hans-Dieter Hartl drehte Beiträge für den Bayerischen Rundfunk für die Doku-Serien „Bilder einer Landschaft“ und „Bilderbuch“. „Der Hartl“ war somit in Tirol und Deutschland präsent.

Ehrung in Alpbach. Zur Ehrung mit der hohen von Land und Tirol Werbung vergebenen Auszeichnung waren vor Weihnachten Touristiker, Weggefährten der Fernsehlegende und viele weitere Ehrengäste zum Böglerhof in Alpbach gekommen. Darunter Touristiker wie GF Peter Marko (Kitzbühel) und Obmann Adolf Mauracher (Alpbach), Hartls Arbeitskollegen Moderator Michael Pause, Reinhard Kungel und Florian Sutor, der Historiker und Gründer des Haymon Verlages Michael Forcher oder Architekt Johann Obermoser. Gezeigt wurde im Böglerhof Hartls neuestes Werk: „Als die Fremden kamen – Vom Winterurlaub in Tirol“. Zur Vorpremiere waren auch Darsteller im Film gekommen, unter anderem Senior-Böglerhofwirtin Karin Duftner. Vertreten war auch der Tiroler Skiverband mit Präsident Werner Margreiter und seinem Vorgänger Reinhard Eberl.

Kollegen. Hartl“mit Moderator Michael Pause

Gastgeberin. SeniorBöglerhofwirtin Karin Duftner mit dem Geehrten

„Ich bin sehr glücklich über diese Auszeichnung. Tirol ist mir ans Herz gewachsen. Es war mir immer ein Anliegen auch anderen die Schönheit Tirols näher zu bringen“, meinte „der Hartl“, nachdem er von Josef Margreiter, Direktor der Tirol Werbung, die Urkunde und die Nadel des Tiroler Tourismus Adlers überreicht bekam. Im Hause Hartl wird neben dem Journalismus übrigens auch der Tourismus groß geschrieben. Hartls Ehefrau ist die langjährige Österreich-Werberin Birgit Koller-Hartl. ×

ZUR PERSON Hans-Dieter Hartl wurde 1946 in München geboren und verbrachte seine Kindheit auf einem Bergbauernhof in Südtirol. Bereits vor seinem Studium arbeitete er beim Bayerischen Rundfunk. Es folgte ein Volontariat beim ARD. Seit 1979 ist Hans-Dieter Hartl Redakteur und Filmemacher. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt – wie könnte es anders sein – in Bayern, Österreich, Südtirol und Norditalien. Letztes Jahr wurde er von Südtirols LH Luis Durnwalder für seine Verdienste um das Land Südtirol geehrt.

© TIROL WERBUNG/ANDREAS FISCHER

Hans-Dieter Hartl hat unzählige stimmungsvolle Reportagen über Tirol gedreht. Für seine Verdienste um den Tourismus wurde der langjährige Redakteur beim Bayerischen Rundfunk nun mit dem Tiroler Tourismus Adler ausgezeichnet.


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© PRO.MEDIA/GERHARD BERGER, MCI

Schulterschluss. Die führenden Tourismusdirektoren der Alpenregionen aus Bayern, Schweiz, Italien und Österreich nutzen in Zukunft vermehrt die Synergien ihrer Arbeit, um gemeinsam den Alpentourismus zu fördern.

Startschuss für den theALPS-Award Bei der ersten Vollversion von theALPS feiert ein besonderer Preis Premiere: der theALPS-Award. Mit ihm werden künftig alle zwei Jahre die herausragendsten Tourismusprojekte der Alpen ausgezeichnet.

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or dem Hintergrund des immer härter werdenden touristischen Wettbewerbs ist ein alpiner Schulterschluss sinnvoll und notwendig, so der Tenor beim Prolog im September vergangenen Jahres. So lasse sich eine effektive Positionierung und globale Vermarktung der Alpendestinationen gewährleisten. Einen Beitrag dazu wird auch der theALPS-Award leisten, der heuer erstmals vergeben wird. Ziel der Premierenauflage ist es, herausragende Leistungen im Alpen-

tourismus rund um das Thema „Erfahrungsund Erlebnisraum Alpen“ auszuzeichnen. Gesucht wurden bereits realisierte Projekte bzw. touristische Attraktionen, die eine Produktinnovation zu diesem Leitthema darstellen. Teilnahmeberechtigt sind (touristische) Organisationen und Unternehmen, die seit mindestens einem Jahr operativ tätig sind und ihren Sitz in einer der theALPSPartnerregionen (Wallis, Bayern, Südtirol, Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten, Steiermark) oder einer Destination der alpinen Kooperation „Best of the Alps“ haben.

Auswahlverfahren. Eine Jury unter dem Vorsitz von Hubert Siller (MCI Tourismus) erstellt die Shortlist mit fünf Nominierten.

Shortlist aus fünf Nominierten. Die Einschreibfrist endete am 20. Feber – nun geht es an die Bewertung. Dabei erfolgt eine detaillierte inhaltliche Prüfung der eingereichten Projekte durch das Management Center Innsbruck (MCI). Anhand eines speziellen Kriterienkataloges werden die Bereiche Geschäftserfolg & Nachhaltigkeit, Innovation, Marketing und Marktpotenzial unter die Lupe genommen und eine erste Vorauswahl getroffen. Eine Expertenjury aus wissenschaftlichen Vertretern und touristischen Fachmedien – unter dem Vorsitz von Professor Hubert Siller, MCI Tourismus – erstellt dann eine Shortlist aus fünf Nominierten, aus der schließlich der Preisträger ermittelt wird. Die nominierten Projekte und der Preisträger gewinnen in zweierlei Hin-

sicht: Zunächst werden sie von den Jurymitgliedern besucht und in weiterer Folge in die Medienarbeit von theALPS 2011 integriert. Darüber hinaus werden die fünf Top-Projekte im Rahmen der theALPSNight am 6. Juni ausgezeichnet und mit umfangreichen Kommunikations- und Medienpaketen im Gesamtwert von ca. 30.000 Euro prämiert. ×

theALPS 2011 Im September 2010 startete theALPS, das sich als neue Plattform für gemeinsames touristisches Handeln im europäischen Alpenraum versteht, mit einem Prolog in Innsbruck. Mit dem „1. Gipfeltreffen der Tourismusminister der Alpenländer“ und dem theALPS-Symposium Future Mountain feierte man eine gelungene Premiere. Am 6. und 7. Juni 2011 findet nun die erste Vollversion von theALPS in Innsbruck statt, die durch die gleichermaßen innovative wie internationale Handelsplattform „theALPS – A new way of trading“ sowie den theALPS-Award zur touristischen Pflichtveranstaltung wird. Ab heuer findet theALPS regelmäßig statt, für die Austragung können sich die alpinen Partnerregionen bewerben. www.the-alps.eu


40 MAGAZIN SAISON

Weltmeister der Gastfreundschaft Bei der Ski-WM 2011 feierte der TirolBerg sein zehnjähriges Jubiläum. Auch in Garmisch-Partenkirchen präsentierte er sich als Business-Plattform, wo genetzwerkt und die Tiroler Gastfreundschaft gelebt wird. Für unzählige Sportler, Promis und Wirtschaftstreibende gehört ein Besuch im TirolBerg einfach dazu.

Tirol Abend

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ine besonders hohe Promidichte zeichnet mittlerweile traditionell den Tirol Abend im TirolBerg aus. Abfahrtsweltmeister Erik Guay aus Kanada und Tirols Landeshauptmann Günther Platter sorgten mit einem beherzten Bieranstich für Erfrischung. ×

Entspannt nahmen den Trubel die Tiroler Skilegenden Leonhard Stock, Günther Mader und Stephan Eberharter (von links).

Gemeinsam für die Alpen

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m die Verbundenheit der Alpentouristiker und das gemeinsame strategische Vorgehen auch bei den Skiweltmeisterschaften in Garmisch-Partenkirchen zu dokumentieren, luden Bayern Tourismus und Tirol Werbung die namhaftesten Touristiker des Alpenraumes in den TirolBerg ein, um hier gemeinsam für eine Sache einzustehen: dem Bekenntnis, mit sehr viel Emotion und Leidenschaft für den Urlaub in den Alpen Werbung zu machen. ×

(von links hinten): Harald Ultsch (Wirtschaftskammer Tirol), Urs Zenhäusern (Wallis Tourismus), Markus Tschoner (Best of the Alps), Georg Bliem (Steiermark Tourismus), Sybille Wiedenmann (Bayern Tourismus), Christine Lichtenauer (Oberbayern Tourismus). Vorne kniend von links: Josef Margreiter (Tirol Werbung), Leo Bauernberger (Salzburg Tourismus), Christoph Engl (Südtirol Tourismus)

Deutschlands Rekordinternationalem Lothar Matthäus war wiederum die Aufmerksamkeit der unzähligen Journalisten und Kamerateams gewiss: Er erschien zum ersten Mal mit seiner neuen Freundin Ariadne.

Weltmeisterlich

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Auch Anna Fenninger feierte ihren WM-Titel im TirolBerg.

flichttermin für jeden Weltmeister: der Besuch im TirolBerg. WM-Star Lizz Görgl freute sich über eine originale Opernballkrone aus dem Hause Swarovski, die ihr von Josef Margreiter (Tirol Werbung) und Christian Harisch (Kitzbühel Tourismus) überreicht wurde. Die Doppel-Weltmeisterin und Interpretin des offiziellen WM-Songs stellte außerdem mehrfach ihr Gesangstalent unter Beweis. Das Publikum im TirolBerg war begeistert. ×


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WintersportKultur

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er TirolBerg stand heuer ganz im Zeichen der Wintersportkultur. Dass diese auch bei den ersten Olympischen Jugend-Winterspielen (13. bis 22. Jänner 2012) gelebt wird, davon konnte man sich bei der Präsentation im TirolBerg überzeugen. Peter Bayer, Geschäftsführer der YOG 2012, Wolfgang Meighörner, Direktor der

Tiroler Landesmuseen, Landeshauptmann Günther Platter und Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung (von links), rührten die Werbetrommel für die Verbindung von Sport und Kultur. Präsentiert wurde außerdem die YOG-Snowcard, mit der während der Spiele drei Wochen lang 3584 Pistenkilometer in rund 80 Skigebieten befahren werden können. Ganz im Sinne der YOG 2012 sind zudem Kulturangebote wie das neue Tirol Panorama am Bergisel inkludiert. ×

Die Wärmepumpen-Systemlösung Die Heizung mit Erdwärme: sparsam – sauber – zukunftssicher! Die Pionierleistung und Entwicklung von Klemens Waterkotte, von ihm zum Erfolg geführt

seit 1969 www.waterkotte.de

Köstlichkeiten m 300 Gäste pro Abend zu verköstigen, ist jede Menge Engagement und Knowhow gefragt – wie man es aus der Tiroler Top-Gastronomie gewohnt ist. Spitzenköche wie Martin Sieberer (Bild rechts) aus Ischgl oder Bobby Bräuer aus Kitzbühel setzten Akzente. ×

© TIROL WERBUNG (12)

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42 MAGAZIN SAISON

Neue Sachlichkeit

Das Bild vom Abbild des Abbilds. Falls das Wetter schlecht ist, kann der Wanderer dennoch das Panorama genießen – auf einem Bild (Andrew Phelps).

In der BTV-Galerie FO.KU.S präsentieren sieben Fotografen eine neue Sicht auf Tirol: Die ungeschönte Landschaft tritt ins Blickfeld. Das Projekt Sight-_Seeing ist im Auftrag der Tirol Werbung entstanden. VON JULIA BRUGGER

Neue Bildsprache. Beim Blick auf so manche Bilder wächst der Wunsch nach mehr Licht, nach Sonne. Doch Co-Kurator und Fotograf Jörg Koopmann winkt ab. „Letzten Sommer hat es in Tirol kaum Sonne gegeben. Warum soll man also einen wesentlichen Teil der Wahrheit ausblenden?“ In den Bergen ziehen rasch mal Wolken auf und der Himmel färbt sich grau. Die Fotografen, die über einen Zeitraum von drei Monaten durch Tirol gereist sind, bilden diese Realität ab. „Die Bilder spannen den Bogen zwischen offensichtlich touristischem Reklame-Image und zeitgenössischer fotografischer Ästhetik“, erläutert Koopmann. Die Künstler brechen also mit der konventionellen Werbesprache, mit lauten Bildern, die an menschliche Träume und

Sehnsüchte andocken, die Illusionen verkaufen möchten. Es geht ihnen jedoch nicht um die Abbildung einer Gegenwirklichkeit – des Hässlichen oder Unschönen. Die Künstler zeigen das Natürliche, das Schöne und Idyllische mit all seinen Makeln. Ihr Blick ist direkt-dokumentarisch und erzählerisch. Der Betrachter wird zum Zuschauer einer Szene, er wird Teil der Szene. Eine wesentliche Voraussetzung für diesen unvoreingenommenen Blick durch die Kamera war, dass es kein klassisches Briefing gab. Die Fotografen hatten viel Freiheit, um neue Zugänge in der Landschaftsfotografie für Tirol zu entwickeln. In mehreren Treffen, beim gemeinschaftlichen Austausch und begleitet von kritischer Auseinandersetzung, entstand der Zugang. Künstlerisch und doch zielorientiert arbeiteten die Fotografen mit der Werbeindustrie und dem Tourismus zusammen.

Erzählerisches Bild. Nicht Topsportler, die über Felsen springen, oder Models mit Traumkörper werden zur Identifikationsfigur, sondern Menschen von Nebenan (Dominik Gigler).

So, wie es ist. Jörg Koopmann, der in Deutschland eine zentrale Rolle in der FotoCommunity spielt, meint: „Die emotional überladene Bildsprache lastet schwer auf den Menschen. Immer wieder wird ihnen Unerreichbares vor Augen geführt.“ Die Bilder der Ausstellung Sight-_Seeing befreien von dieser Last und konfrontieren den Betrachter mit Bekanntem und mit Vertrautem. Die Kamera fängt alltägliche Momente ein, die Fotos bleiben unbearbeitet. In Zeiten, in denen das menschliche Auge und das Gehirn intensive Farben und Formen gewohnt sind, tut der Anblick der Natürlichkeit gut. Traurigkeit und Einsamkeit schwingen in manchen Bildern mit. In anderen wiederum Hoffnung und Erhabenheit. Ja, so sieht es bei uns aus. So kennen wir die Almen, Berge, Straßen, Kapellen, Wälder und Tankstellen aus eigener Erfahrung. Ist das zu banal? Oder ist es nicht gerade das, worauf wir stolz sind? Derartige Fragen können die Bilder beim Betrachter aufwerfen. Das Gewöhnliche wird zum Besonderen. Und das haben die Landschaftsfotografen in ihrer intensiven Auseinandersetzung mit Tirol versucht festzuhalten. ×

Das Porträt entstand im Anschluss an ein einstündiges Gespräch. Der vorangegangene Dialog ermöglichte Nähe bei gleichzeitigem Respekt (Matthias Ziegler).

© JEWEILIGER FOTOGRAF, BTV

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erkehrsschilder, Baustellen oder Skilifte gehören ebenso zur Tiroler Landschaft wie Berge, Hütten und Kühe. Doch sobald die Landschaft in ihrer Schönheit auf Bild festgehalten werden soll, bleiben diese technischen Details für gewöhnlich ausgegrenzt. Sie gelten als unschön und störend, vor allem, wenn mit den Bildern geworben werden soll. Der Fotograf, Philosoph und Werber Wolfgang Scheppe ist anderer Meinung: „Normale Werbebotschaften sind unsichtbar geworden, weil sie als störend und bedrückend empfunden werden.“ Seit rund 15 Jahren arbeitet er immer wieder mit der Tirol Werbung zusammen. Scheppe entwickelte die Werbekampagne „Gefühlsraum“ sowie die Panorama-Bilder „Big Horizons“. Ebenso war er an der Konzeption des Tirol-Logos auf Basis des Zelger-Entwurfs beteiligt. Nun kommt er wieder zum Zug. Über ein Jahr entwickelte er gemeinsam mit einem siebenköpfigen Fotografenteam und im ständigen Diskurs mit der Tirol Werbung eine neue Bildsprache. Sie wendet sich ab von der inszenierten Sehnsuchtslandschaft. Wolfgang Scheppe propagiert das Sachliche, das Alltägliche.


43 Sight-_Seeing in der BTV BTV-Vorstand Peter Gaugg über die Motivation und den Mehrwert der Ausstellung in der Galerie FO.KU.S im BTV Stadtforum.

S DAS PROJEKT

Baustelle am Weg zum Obernberger See. Zwischen Kiesberg und Tribulaun entsteht eine Analogie (Jörg Koopmann).

Der Künstler und Kurator Wolfgang Scheppe entwickelte gemeinsam mit einem Team, bestehend aus sieben international anerkannten Landschaftsfotografen aus dem deutschsprachigen- und angelsächsischen Raum sowie einer Nachwuchsfotografin, eine neue Bildsprache für die Tirol Werbung. Im Zuge dieser Arbeit entstand eine Reihe weiterer Fotos, die nicht für Reklame, dafür für die Ausstellung Sight-_Seeing sowie für den gleichnamigen Bildband verwendet wurden. Der Blick der Fotografen ist unverblümt und direkt, die Landschaft ungeschönt. Genau das ist die Stärke der Bilder. Das Buch ist im Hatje Cantz Verlag erschienen.

DIE KÜNSTLER Frauen im Dirndl an der Tankstelle. Das Werbebild für die Ausstellung (Monika Höfler).

Sie stammen aus dem deutschsprachigen Raum oder sind dort schon lange ansässig. Alle sieben sind mit der alpinen Kultur vertraut. Gleichzeitig sind sie weit Gereiste mit Sinn für verschiedene Kulturen. Vom australischen Busch über Japan und Alaska ist ihnen kaum ein Kontinent fremd. Die Fotografen arbeiten zum einen künstlerisch-dokumentarisch, zum anderen für Magazine, Kampagnen oder für Werbungen. Fotografen: Michael Danner, Dominik Gigler, Monika Höfler, Jörg Koopmann, Verena Kathrein, Andrew Phelps, Matthias Ziegler Kurator: Wolfgang Scheppe Sight-_Seeing Ausstellung: bis 19.3.2011 Mo–Fr 11–18 h, Sa 11–15 h www.sight-seeing.tirol.at www.btv-fokus.at

AISON: Herr Direktor Gaugg, was erwartet kunstinteressierte Besucher in der Ausstellung? PETER GAUGG: Die Ausstellung bietet einen neuen Blick auf die alpine Sehnsuchtslandschaft Tirol. Sieben Fotografen, die zur Elite der europäischen Landschaftsdokumentaristen zählen, haben eine neue Perspektive eingenommen. Die Besucher sehen somit das Ergebnis eines künstlerischen Experimentes, das von der Tirol Werbung in Auftrag gegeben wurde. Wieso stellt die BTV-Galerie FO.KU.S ein Fotoprojekt der Tirol Werbung aus? Weil das Foto-Projekt vielversprechend ist. Es wird von international renommierten Künstlern getragen, und abgesehen davon ist Tourismus ein Teil des Geschäftsmodelles der BTV. Das heißt konkret? Wir sind seit über 100 Jahren Finanzpartner von zahlreichen Seilbahngesellschaften. Hoteliers, Gastronome, Händler und Gewerbetreibende mit Tourismusbezug gehören zu unseren Kunden. Wir haben demnach ein starkes Interesse, die touristische Wertschöpfung im ländlichen Raum zu steigern. Ist dies Ihr erstes Projekt mit der Tirol Werbung? Nein. Wir haben vor einem Jahr den „Tourismuspreis für Tirol und Vorarlberg“ ins Leben gerufen. In Kooperation mit der Tirol Werbung und der Vorarlberger Tourismuswerbung wurden vielversprechende Ideen für den heimischen Tourismus gesucht und erstmals am 18. September 2010 aus 38 Empfehlungen die besten Projekte prämiert. Weshalb hat sich die Galerie FO.KU.S auf Fotografie spezialisiert? Die Entscheidung fiel auf Fotokunst, weil es ein junger Kunstbereich ist. Er ist aufstrebend, vielfältig und viele Menschen sind ihm gegenüber aufgeschlossen. Das war für uns in einem Bankforum ein wichtiges Kriterium. Vielen Dank für das Gespräch.

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44 magazin saison

Die Freude am Spielen Mit gerade einmal 20 Jahren hat die Tiroler Flötistin Daniela Koch bereits Preise bei zwei wichtigen Flötenwett­ bewerben gewonnen, eine CD mit Kammermusik aufgenom­ men und ist Artist of the Year 2010 der Bank Austria. Am 4. März 2011 konzertiert sie in Innsbruck. Von Es ther Pirchner

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eit ihrem achten Lebensjahr spielt Daniela Koch Flöte: zuerst Blockflöte, dann, zwei Jahre später, wechselte sie zur Querflöte. Mit 16 begann sie an der Universität Mozarteum in Salzburg bei Michael Martin Kofler zu studieren. Nebenbei schloss sie die Schule ab, bereitete sich auf Wettbewerbe vor und errang einen Preis nach dem anderen. Bisherige Höhepunkte waren der erste Preis beim Internationalen Flötenwettbewerb in Kobe (Japan) 2009 und der zweite Preis beim ARD-Musikwettbewerb 2010. Mit der Auszeichnung „Artist of the Year“, die die Bank Austria verleiht, sind eine Konzerttournee im Rahmen der Jeunessekonzerte und eine CD-Aufnahme verbunden. Daneben bereitet sich Daniela Koch auf ihren Studienabschluss vor, kommt ihren Verpflichtungen als Akademistin in der Orchesterakademie der Münchner Philharmoniker nach und absolviert Probespiele bei verschiedenen Orchestern. Das bedeutet sehr viel Arbeit, Konzentration und Zeitaufwand, aber wenn Daniela Koch davon erzählt und vor allem wenn man sie spielen hört, klingt es vor allem nach sehr viel Freude am Spielen und am Ergründen der Musik. Ein Gespräch über Musik, mehr Musik und noch mehr Musik … SAISON: Sie haben – so wie viele junge Musiker – an mehreren Wettbewerben teilgenommen und waren dabei außergewöhnlich erfolgreich. Was ist der Reiz an dieser Art des musikalischen Vergleichsspiels? Daniela Koch: Der Vorteil an Wettbewerben ist, dass man ein großes Ziel vor Augen hat und versucht, sich so gut wie möglich darauf vorzubereiten. Man muss sich – über das normale Maß hinaus – mit Stücken sehr intensiv auseinandersetzen. Und davon profitiert man sehr. Deshalb liegt mir auch nicht so sehr daran, wie es ausgeht, schon durch die Vorbereitung macht man enorme Fortschritte. Wenn es dann noch so gut läuft, wie es bei mir gelaufen ist, bekommt man natürlich auch einen gewissen Bekanntheitsgrad. Das gilt wahrscheinlich auch für die Auszeichnung als „Artist of the Year“ der Bank Austria. Ja, der „Preis“ dabei ist, dass man auf Konzerttournee gehen und eine CD einspielen kann. Das ist eine tolle Sache, bei mir kam das gerade zum richtigen Zeitpunkt. Ich konnte in einem sehr guten


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© JULia WEsELY (2)

saal, dem angelika-Kauffmann-saal in schwarzenberg, aufnehmen, in dem die Konzerte der schubertiade stattfinden, und hatte ein tolles Team.

„Ich entdecke immer mehr die Schönheiten der zeitgenössischen Musik, auch wenn Schönheit vielleicht das falsche Wort ist. Es ist sehr spannend herumzuexperimentieren – und man braucht auch ein bisschen Mut.“

DIE GROSSEN DREI Für Flötisten gibt es drei bedeutende Wettbewerbe: • der internationale Flötenwettbewerb in Kobe, Japan • der internationale Musikwettbewerb der aRD in München • und der Concours de Genève in Genf, der nur sehr selten für Flöte ausgeschrieben wird. Bisher konnte kein Flötist alle drei Preise gewinnen.

CD Daniela Koch: My Magic Flute gemeinsam mit Christian Reif (Klavier) Gramola 2010

Eine erste CD ist ja immer auch eine Referenz. Welche Stücke haben Sie dafür ausgewählt? ich habe mir ein sehr buntes Programm überlegt, sozusagen einen streifzug durch die Flötenliteratur. nachdem ich in salzburg studiere und aus Österreich komme, wollte ich ein Werk von Mozart dabeihaben und habe die sonate in G-Dur KV 301 genommen. Ein anderes stück, das mir sehr am Herzen liegt, ist schuberts „Trockne Blumen“ für Flöte und Klavier, ein sehr tiefgründiges und technisch schwieriges Werk. Es basiert auf einem Lied aus dem Zyklus „Die schöne Müllerin“ und man hat den Eindruck, dass schubert den dramatischen Charakter des Liedes noch unterstreichen wollte. Dann habe ich noch das Concertino von Cécile Chaminade ausgewählt, ein Highlight der Flötenmusik, und die Freischütz-Fantasie von Claude Paul Taffanel. Das sind Variationen über Themen aus der oper „Der Freischütz“, und es macht extrem viel spaß, sie zu spielen, weil man sich sowohl in einen sänger hineinfühlen als auch zeigen kann, dass man auf der Flöte virtuos musizieren kann. Auf der CD und im Konzert in Innsbruck spielen Sie Kammermusik: Flöte mit Klavier beziehungsweise Flöte mit Klavier und Fagott. Bei anderen Konzerten und bei den Wettbewerben treten Sie mit Orchester auf. Muss man daran anders herangehen? natürlich ist es jedes Mal anders, aber es ist auch jedes Mal gleich. Man versucht, sich gut zu verstehen, eine gute Kommunikation zu finden, aber das ist eigentlich unter Musikern immer der Fall. Mit einem Pianisten hat man aber viel mehr Zeit zum Proben, das ist immer ein gemeinsamer Vorgang aus suchen und Finden. Beim spielen mit einem orchester ist die Probenzeit meistens sehr begrenzt. Man kann nicht so genau arbeiten, sondern versucht, gemeinsam eine Grundidee zu haben. Vieles muss man aber gar nicht durch Worte sagen, sondern man findet sich einfach übers spielen. in Japan habe ich im Finale Mozart gespielt und habe mich mit dem orchester und in dem saal sehr wohl gefühlt – und auch von der Jury ein überwältigendes Feedback bekommen.

Ist auch die Atmosphäre eine andere? Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. natürlich bin ich näher am Publikum, wenn ich in einem kleineren Rahmen spiele, insofern auch, als ich mir angewöhnt habe, bei meinen Recitals kurze Einführungen zu den stücken zu geben. Bei orchesterkonzerten sind aber zum Beispiel die Kadenzen besonders toll. Da spielt man allein und kann machen, was man will, und da lasse ich mich jeden abend neu von der atmosphäre inspirieren. Ihr Repertoire überspannt einen großen Zeitraum vom Barock bis zur Moderne. Spielen Sie auch gerne zeitgenössische Kompositionen? ich entdecke immer mehr die schönheiten dieser Musik, auch wenn schönheit vielleicht das falsche Wort ist. Es ist sehr spannend herumzuexperimentieren – und man braucht auch ein bisschen Mut. oft werden neue spieltechniken verwendet, es gibt spezielle Zeichen dafür und man muss sich erst zurechtfinden. Es ist ein längerer Prozess, bis man das Ganze dann in einem sinnvollen Kontext präsentieren kann. Sie sind derzeit auf Konzerttournee, studieren und bereiten sich auf Probespielen für eine Orchesterstelle vor. Das hört sich so an, als hätten Sie sehr viel zu tun. Ja, wenn ich eine orchesterstelle bekomme, ist das eine Dreifachbelastung. aber im studium habe ich das Gröbste hinter mir und insofern lässt sich das alles gut vereinbaren. Vielen Dank für das Gespräch.

KONZERT Daniela Koch, Querflöte David seidel, Fagott Cornelia Herrmann, Klavier Werke von schubert, Villa-Lobos, Beethoven 4. März 2011, 20 h Tiroler Landeskonservatorium innsbruck Jeunesse innsbruck Tel. 0699/109 967 46 innsbruck@jeunesse.at www.jeunesse.at www.danielakoch.com

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© GERHARD BERGER (3), DANIEL LIENHARD (3)

SAISON

Decken-Gemälde Seit nunmehr 18 Jahren entstehen in der Zusammenarbeit der Künstlerin Lucia Feinig-Giesinger mit bosnischen Frauen kunstvolle Quilts. Bis 30. April 2011 sind die großflächigen textilen Arbeiten bei „Frauen im Brennpunkt“ in Innsbruck zu sehen. VON ES THER PIRCHNER

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in Vorarlberger Flüchtlingsprojekt aus dem Jahr 1993 war der Ausgangspunkt für die Bosna Quilt Werkstatt, die heute im bosnischen Goražde besteht. Damals lud eine Psychologin, die Flüchtlinge im Caritas-Heim Galina betreute, Künstlerinnen und Künstler dazu ein, mit den Menschen im Heim Kunstwerke zu erstellen: nach eigenen Entwürfen, aber in einer (Handarbeits-)Technik, die den mitarbeitenden Flüchtlingen aus ihrer Heimat vertraut sein sollte. Anstatt jedoch das traditionelle Weben oder Stricken mit ihren eigenen „fremden“ Vorstellungen neu zu

INFO

BOSNA QUILTS bis 30. April 2011 Mo–Do 8.30–16.30 h, Fr 8.30–13.00 h Frauen im Brennpunkt Marktgraben 16/II, 6020 Innsbruck Tel. 0512/58 76 08 innsbruck@fib.at, www.fib.at www.bosnaquilt.at BUCH Lucia Feinig-Giesinger, Nikolaus Walter Vernähte Zeit. Die Bosna Quilt Werkstatt Otto Müller Verlag € 53,–

besetzen, entschied sich Lucia FeinigGiesinger dafür, eine für alle Beteiligten neue Technik zu wählen, und schlug vor, mit den Frauen zu quilten: Dabei werden Stoffbahnen aus Baumwolle, Leinen und Viskose zu großen, dünn wattierten Decken zusammengenäht und von Hand bestickt. Die Farbkomposition und die Auswahl der Stoffe liegen bei der Künstlerin. Die Stickarbeit erledigen die Frauen. Zu Beginn waren es zwischen zehn und 15, die sich zu dem Projekt anmeldeten und in einer Garage an den textilen Wandbildern arbeiteten. „Das war ein farbiger Raum mit halbfertigen Quilts“, erzählt Lucia Feinig-Giesinger, „mit Stoffen, mit Fäden. Die Kinder sind gekommen und haben ein bisschen mitgemacht. Die Zimmer in der Galina waren Kasernenzimmer, in denen drei Generationen in einem Raum lebten, in denen einfach alles Platz haben musste: Hausaufgaben, Besuch, Kaffee, Rauch, schlafen, alles.“ Mit der Quilt-Werkstatt „hatten die Frauen noch einen weiteren Ort, an den sie gehen konnten, wo sie etwas zu tun hatten. Dort haben sie nicht nur genäht, sie haben dort Kaffee getrunken, Nachrichten von zu Hause zu bekommen versucht, miteinander geredet.“

Grenzenloses Sticken. Die anfängliche Unsicherheit, wie mit den Stoffen umgegangen werden sollte, machte bald einer sehr persönlichen Bildsprache der einzelnen Frauen Platz. Jede von ihnen entwickelte ihren eigenen Stil – ausgehend von den sparsamen Vorgaben, die Lucia Feinig-Giesinger machte. Sie habe sich „nur sehr wenig von den Frauen gewünscht: Das eine war, dass sie über die Farbflächen hinaussticken sollten, ohne Grenzen – ‚graniza‘ –, das andere, dass nichts aus dem Bild herausspringen sollte“. So entstanden geometrische und ornamentale Muster, runde Formen, kleine figurale Motive und ganz regelmäßig angeordnete oder wild über die Stoffe ausgreifende Linien. Fünf Jahre lang wurde so genäht und gesteppt, rund 500 Quilts wurden fertiggestellt, Ausstellungen organisiert und die Stoffkunstwerke verkauft.

Übersiedelung. 1995 war der Bosnienkrieg vorbei, viele Orte waren zerstört. 1998 konnten beziehungsweise mussten die bosnischen Familien zurück – und zwei der Frauen nahmen die Bosna Quilt Werkstatt mit. Safira Hošo und Vesna Malokas suchten in ihrer Heimatstadt Goražde zehn weitere Frauen, mit denen sie weiterarbei-


47 ten konnten. Damit wurde die Bosna Quilt Werkstatt auch zu einem Projekt, das eine Brücke bildete zwischen Menschen wie ihnen, die Schutz im Ausland gesucht hatten, und jenen, die daheim geblieben waren. Seither besteht die „Werkstatt“ aus denselben zwölf Frauen, die damals in Goražde zusammenfanden und die Quilts in Heimarbeit herstellen. Das sei eine Stärke des Projekts, erklärt Lucia Feinig-Giesinger. „Es ist einfach schön, wenn sich diese kleine Gruppe in dieser Nachkriegssituation, in der es so viel Unsicherheit gibt, darauf verlassen kann, dass sie, solange es gut geht, weitermachen kann.“ Zwischen zehn und elf Stück produziert jede Frau im Jahr, die Stoffentwürfe macht Lucia Feinig-Giesinger nach wie vor in Vorarlberg, schickt Stoffe und Skizzen nach Goražde, wo sie von Safira Hošo an die Frauen verteilt werden. Diese ist auch die Ansprechperson für die Stickerinnen und hilft ihnen in fachlichen Fragen weiter. Die fertigen Stücke schickt sie dann zurück nach Österreich, von wo aus diese auf die verschiedenen Ausstellungen verteilt werden. Der Verkauf der Quilts ist übrigens die einzige Finanzierungsquelle des Projekts, es kommt ohne Subventionen aus.

Im Brennpunkt Interview mit Maria Trauner, Organisatorin der Ausstellung bei „Frauen im Brennpunkt“

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AISON: Warum passt die Bosna Quilt Ausstellung so gut zu „Frauen im Brennpunkt?“ MARIA TRAUNER: Unser Anliegen ist es, Frauen in ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit zu unterstützen, wir setzen uns für gleichen Lohn für gleiche Arbeit ein und das Recht auf einen qualitätsvollen Kinderbetreuungsplatz. „Frauen im Brennpunkt“ feiert heuer sein 25-jähriges Bestehen, und da freut es uns besonders, dass wir diese Ausstellung bei uns zeigen können. Welches Publikum sieht sich die Ausstellung an? Einerseits die Menschen, die hier ein- und ausgehen: Männer und Frauen auf Jobsuche, Eltern, Mädchen, die sich beraten lassen, andererseits Menschen, die wegen der Ausstellung kommen, vor allem Gruppen aus Schulen, Akademien und Frauenorganisationen.

MARIA TRAUNER, „FRAUEN IM BRENNPUNKT“, ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UND VERANSTALTUNGEN

Wie sind die Reaktionen auf die Quilts? Wir bekommen durchwegs sehr positive Reaktionen, es wurden auch schon einige Stücke verkauft und wir haben Anfragen von öffentlichen Stellen, die einen Quilt ankaufen wollen. Kaufinteressierte haben übrigens auch die Möglichkeit, einen Quilt zu Hause zur Probe aufzuhängen. Vielen Dank für das Gespräch.

Stolz und fröhlich.

2011 finden 15 Ausstellungen statt, in Österreich, der Schweiz, Deutschland und Italien, davor waren die Quilts auch in Paris, Göteborg und Istanbul zu sehen und – was für die zwölf Stickerinnen von besonderer Bedeutung war – in Sarajewo und Dubrovnik. In Innsbruck hat das Projekt nach mehreren Ausstellungen im Fotoforum West erstmals im Büro von „Frauen im Brennpunkt“ eine Heimat gefunden. Dort verfügt man zwar nicht über eine Ausstellungsfläche, wie

Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut.

sie in einer Galerie gegeben ist, in der alles perfekt ausgeleuchtet ist und nur die Kunstwerke allein zur Geltung kommen, dafür ist der Rahmen – die Arbeit mit Frauen und Familien – durchaus passend. Und wie auch in den zahlreichen vorangegangenen Ausstellungen sind die Rückmeldungen, die die Frauen erhalten, durchwegs positiv. Auch daraus ziehen die zwölf Frauen in

Goražde viel Selbstbewusstsein und Freude. Wenn man sie mit den Quilts sehe, sagt Lucia Feinig-Giesinger, wirkten sie „stolz und fröhlich“, und erzählt von einer Vernissage, bei der sie in ihrer Eröffnungsrede Safira Hošo fragte, was ihr die Arbeit mit den Quilts bedeute. Die Antwort rührte sie so sehr, dass sie ihre Rede beenden musste: „Es ist mein Leben und meine Liebe.“ ×

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Urlaub in Tirol wird mit einer Gesamtauflage von 290.000 Stück der Presse am Sonntag und der Süddeutschen Zeitung beigelegt. Die nächste Sommer-Ausgabe erscheint Mitte Mai 2011. Nähere Informationen: office@zielgruppenverlag.at oder 0512/58 6020.


49 KOMMENTARE SAISON

Verlottert ist nicht authentisch

V O N A LO I S S C H Ö P F

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enn im Sommer in Hintervorderdorf die Bagger auffahren, dann weiß der Landsmann, dass der Tourismus sich mit neuen Hotels, Liften, Pisten und Beschneiungsanlagen für den Winter rüstet. Ähnliche Aktivitäten sind aus der kalten Jahreszeit leider nicht zu vermelden. Die Almen und Bergwirtshäuser erfahren, wenn sie geschlossen bleiben, weil die Saison vorbei ist, mitnichten einen dem Wintertourismus auch nur annähernd vergleichbaren Investitionsschub. Für den Sommer wird weder in diesem Ausmaß neu gebaut, noch gründlich restauriert. Zusätzliche Attraktionen wie

Sollte es in den nächsten Jahren tatsächlich darum gehen, schwindende deutsche Marktanteile zurück zu erobern und hier vor allem das Segment der Über50-Jährigen zu erreichen, wird es nicht mehr genügen, den Investitionsstillstand im Sommertourismus als tirolerisches Alleinstellungsmerkmal zu verkaufen. Der Bergsommer ist merklich in die Jahre gekommen, was nicht bedeutet, dass er nicht nach wie vor ein hochinteressantes Produkt abgeben könnte. Gerade die Tatsache, dass mit einem oftmals fragwür„Die alpine Alm- und Berggastronomie verlottert fried- digen Angebot immer noch lich vor sich hin und präsentiert sich in einer Schäbig- Geschäfte gemacht werden, beweist, dass zumindest die Idee, seinen Urlaub in den Alpen keit, die noch immer an die Nachkriegsjahre erinnert.“ zu verbringen, noch lange in Mode bleiben dürfte. Erschwerend kommt derzeit hinzu, dass Kinderspielplätze, Eventparks, Märchenwälder oder botanische Gärweder Gemeinden noch Agrargemeinschaften, denen die Almten sind, wenn sie installiert werden, schon eine mittlere Sensation. gebiete und Wälder gehören, unternehmerisch denken, und Die alpine Alm- und Berggastronomie verlottert friedlich dass der nicht enden wollende Streit um die Eigentums- und vor sich hin und präsentiert sich in einer Schäbigkeit, die noch Nutzungsrechte zwischen Kommunen und Agrariern die Ausimmer an die Nachkriegsjahre erinnert. Ausgetretene Böden, gangslage noch weiter verdüstert: Denn wie sollen Institutionen, abgewohnte Stuben, mangelhafte Sanitäreinrichtungen, Schwedie ohnehin über zu wenig Wirtschaftskompetenz verfügen und denschalungen, fehlende Umkleideräume, bedenkliche Küchen: die zudem untereinander streiten und sich gegenseitig lähmen, in Die Summe des Verfalls und der Schlamperei wird kühn als jene der Lage sein, einem Sommertourismus den dringend benötigten Authentizität interpretiert, die an einen selbstverliebten Trachtler neuen Glanz zu verpassen? × erinnert, der meint, er sei schon deshalb etwas Besonderes, weil Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans. er in einer dreckigen Lederhose steckt.

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In der Wäscherei

VON ERNS T MOLDEN

erschiedene Fährnisse des Lebens führten vor 30 den neuesten entdeckt. Einen Veranstaltungsort, wie ich ihn Jahren dazu, dass meine Eltern, mein Bruder und mir in Wien wünschen würde, wie ich ihn ein einziges Mal in ich nach Tirol übersiedelten, und weil ich mich Hamburg erlebt habe (Schilleroper – Rest in Peace!), schlicht ein im Gymnasiastenalter befand, steckte man mich Traum von einem Veranstaltungsort: Da hat ein aus Deutschland zu den Franziskanern ins Internat nach Hall. Da, muss ich sagen, stammender Psychiater sich die ausgediente Wäscherei der Halhab ich’s nicht so schlecht erwischt. Den Tiroler-hassen-Wienerler Psychiatrie als Kunstort gesichert, schon vor einigen Jahren, Faktor glich ich durch mein E-Gitarristentum und mein beherztes dort rund zweimal im Monat für ausgewählte Abende aus den Mitwirken in Schulbands aus. Die in letzter Zeit thematisierten Bereichen Musik, Performance und Literatur aufgesperrt und Missstände in anderen katholischen Erziehungsanstalten waren dort ganz ohne den Druck eines auf gastronomische Einnahmen bei uns kein Thema, die Patres waren „Die Wäscherei P ist eben nur dort möglich, wo sie sich auch wohl ruppig, zeigten dafür aber soziale Ader, indem sie Buben aus armen, befindet, nämlich in Hall, an einer hochinteressant aufgeladenen namentlich Osttiroler Familien Schnittstelle aus alter Kultur und überwältigender Natur.“ fast umsonst ins Internat aufnahmen und an der Schule somit für eine ausangewiesenen Wirten Dinge möglich gemacht, die mit solchem gewogene, dünkelfreie Atmosphäre sorgten. Anspruch und in solcher Dichte angeblich nur in der großen Und Hall, ja, Hall mochte ich. Die ewige Stadt passieren können. Was nicht stimmt: Denn die Wäscherei Denkmalschützerei und der Aufräumwahn ginP, so der Name meines neuen Lieblingsvorpostens im Westen, gen mir zwar auf die Nerven, aber im Prinzip hatte ist eben nur dort möglich, wo sie sich auch befindet, nämlich dieses kleine Festung gewordene Städtchen am Fuß in Hall, an einer hochinteressant aufgeladenen Schnittstelle aus des Bettelwurfs schon etwas Hochromantisches und alter Kultur und überwältigender Natur. Und unter Mithilfe von Inspirierendes. Auch wenn ich mich nach Matura und Menschen, die wissen, dass es etwas Mut und Inspiration braucht, Bundesheer sofort wieder nach Wien verfügte, kam ich um unverwechselbar zu sein. immer gern wieder, denn für den reisenden SongWill sagen: Das Ausgesetzte, Vereinzelte, das so in der Großand-Dance-Man, wie Bob Dylan sagt, gibt’s stadt einfach nicht machbar ist, ist Teil des Erfolgs. Ihr Wäscher, wascht immer einen Grund herzukommen. weiter, kann ich nur sagen, und ladet mich wieder mal ein. × Vor bald einem Jahr nun hab ich Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien.


50 NACHGEFRAGT SAISON

15 FR AGEN AN ...

Renate Danler DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Rom, Wien, Iguazú Wasserfälle DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Gastfreundschaft, interkulturelle Beziehungen – Menschen aus der ganzen Welt kennen zu lernen, Fleiß und Kreativität DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Diskrepanz zwischen Werbebotschaft und Realität, nicht immer nachhaltiges Denken und Handeln, Zerstörung der Naturlandschaft DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Einzigartige Landschaft, Sport- und Erholungsmöglichkeiten, Familienbetriebe, Gastlichkeit DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Mangelndes Interesse der heimischen Jugend für eine Arbeit im Tourismus; betriebliche Strukturen – Größe häufig suboptimal, um gut wirtschaften zu können; Flächenwidmung, Landschaftsbild und Architektur sind nicht immer im Einklang. DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Die Positionierung der Hofburg Vienna als erste Adresse Europas. Seit gut vier Jahren darf ich das Kongresszentrum führen und habe damit einen der schönsten Berufe Österreichs. LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Gardasee – Erholung, Juli 2010, Indien – Studienreise, November 2010, regelmäßige Tirol-Aufenthalte über das Wochenende ICH LERNE VON: täglichen Gesprächen, Menschen, die ich beobachte, und vom Literaturstudium DAS KÖNNTEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: Einen Masterplan für Tirol und seine einzelnen Tourismusregionen, genügend Geld für dementsprechende Investitionen EINE TIROLERIN IN WIEN BRAUCHT: Tüchtigkeit und Kontakte. In meinem Beruf werde ich allerdings nicht als „Tirolerin“ identifiziert, sondern es zählt die Professionalität. REISEN BEDEUTET FÜR MICH: Erweiterung der Lebenserfahrung, Freude am Kennenlernen neuer Kulturen MEIN LIEBLINGSPLATZ IN DER HOFBURG: Der prunkvolle Zeremoniensaal mit seinen 24 korinthischen Säulen und 26 Kristalllustern. Hier finden auch die hochkarätigsten Veranstaltungen statt. WELCHEN BALL DARF MAN IN DER HOFBURG NICHT VERPASSEN? Wir haben 20 Bälle und jeder einzelne Ball hat seinen eigenen Charme und Charakter. Ein besonderer Höhepunkt ist zu Silvester unsere Eigenveranstaltung Kaiserball. DREI WORTE ZU KITZBÜHEL: Chic, trendig, sportlich HEIMAT HEISST FÜR MICH: Tirol und wo ich mich zuhause fühle

Renate Danler war Geschäftsführerin/Tourismusdirektorin von Kitzbühel Tourismus und Golfplatz Kitzbühel-Schwarzsee-Reith. Seit 2007 führt sie die Geschäfte der Hofburg Vienna.



Ich wünsche allen Athleten bei den YOG 2012 erfolgreiche und verletzungsfreie Spiele. HERBERT, 42, HCI-TRAINER EISHOCKEY JUGEND TEIL SEIN IST ALLES. Herbert Hohenberger, langjähriger Kapitän der österreichischen Eishockey-Nationalmannschaft sowie mehrfacher österreichischer und deutscher Meister, trainiert heute den Nachwuchs des HC Innsbruck. Die Olympischen Werte Freundschaft, Respekt und das Streben nach persönlicher Bestleistung haben bei Herbert aufgrund seiner Tätigkeit als Trainer einen besonders hohen Stellenwert. Er ist Vorbild für viele junge AthletInnen und trägt dadurch einen wesentlichen Teil zum Erfolg der 1. Olympischen Jugend-Winterspiele 2012 bei. WWW.INNSBRUCK2012.COM


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