Saison 06_2010

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„Früher waren Skikurse oft ein richtiger Drill, es ging darum, die Technik möglichst gut zu beherrschen. Der Spaß und das Fahren auf der Piste kamen erst ganz zum Schluss.“ CAROLINE MELMER

© ROSANNA BATTISTI (2)

Piste hinunterzustürzen. Und natürlich sollen auch junge Gäste an das Skifahren herangeführt werden. „Man muss es nicht dauernd üben und jedes Jahr auf Skiurlaub fahren. Auch wer einige Jahre pausiert hat, findet problemlos wieder den Anschluss.“

ber, dass ich keine halbe Stunde, nachdem ich mir die Ski angeschnallt habe, bereits meine ersten Schwünge fahre. „Viele Leute glauben, es sei sehr schwierig das Skifahren zu lernen und versuchen es deshalb gar nicht erst“, sagt Erich Melmer, Präsident von Interski-International. Doch es sei keine Geheimwissenschaft und jahrelanges Training sei auch nicht notwendig, um Freude daran zu haben. „Die Entwicklung der Ausrüstung ging in den vergangenen Jahren rasant voran und hat das Skifahren erheblich vereinfacht.“ Doch auch die Lehrtechniken haben sich geändert. „Früher hat man lange einzelne Schwünge geübt, sich auf die Technik konzentriert. Es musste alles genau stimmen. Heute geht man ganzheitlich vor, nicht mehr Schwung für Schwung, sondern man übt gleich zusammenhängende Bewegungen“, sagt Melmer. „Die Technik steht nicht mehr so im Vordergrund. Es geht um den Spaß.“ Mit dieser Botschaft möchte der im Jänner in St. Anton stattfindende Interski-Kongress neue Zielgruppen ansprechen, Menschen, die es bisher noch nicht wagten, sich mit zwei Brettern eine

Keine Gnade. Nach zwei Abfahrten vom Anfängerhügel, wird es ernst. Caroline kennt keine Gnade und befiehlt nun, eine blaue Piste auszuprobieren. Während der langen Schleppliftfahrt gibt sie mir Instruktionen, erklärt mir, wie ich die langgezogenen Kurven am besten bewältige und wie ich mich im Fall des Falles nach einem Sturz wieder aufrichte. Oben angekommen, schlottern die Knie. Der Neuschnee liegt noch auf der Piste. Langsam fährt Caroline los, ich hinterher. „Vor einer Kurve machst du eine Hochbewegung und der Talski ist der Chef, den musst du belasten!“, ruft sie mir noch zu. Und wieder funktioniert es viel besser als erwartet. Nach einem halben Tag ist die erste blaue Piste gemeistert. Zufrieden mit mir selbst, übersteigt der Ehrgeiz die Furcht und so schnell wie möglich geht es wieder hinauf. Diesmal geht es um die Technik. Ich neige dazu, das Gewicht nach hinten zu verlagern und die Skistöcke lässig mitzuschleifen, anstatt sie vor mir zu halten. Nun muss ich sie beide in der Mitte in die Hände nehmen, horizontal vor mir halten, langsam einige Schwünge fahren und die Stöcke dabei immer in die entsprechende Richtung neigen. Ich komme mir zwar seltsam dabei vor, aber die Übung zeigt Wirkung: Automatisch lehne ich mich nach vorne, die Kurven sind tatsächlich mit weniger Anstrengung zu bewältigen und ich hebe den Bergski nicht mehr jedesmal in die Luft. Die Schwünge, die Caroline vor mir fährt, werden immer kürzer, die Geschwindigkeit immer höher. Ich erinnere mich wieder, dass Skifahren auch

Spaß gemacht hat – trotz Schulskikurs. Die Oberschenkel beginnen zwar langsam zu brennen, doch zwei Herausforderungen stehen noch an: Fahren ohne Stöcke und mit verschränkten Armen sowie einige Meter auf der roten Piste, die mir am Vormittag noch Angst und Schrecken eingejagt hat. Bei der Abschlussbesprechung gibt mir Caroline noch Tipps für das nächste Mal, wenn ich mich bald alleine auf die Piste wage. „Am besten fährst du zuerst einmal mit dem Tellerlift, um dich aufzuwärmen. Und dann kannst du gleich wieder eine blaue Piste versuchen“, sagt sie. „Wenn du in ein Skigebiet kommst, in dem du dich nicht auskennst, dann organisier dir eine Karte von den Pisten und frag am besten nach, wie die Bedingungen sind. Dann funktioniert das – ganz sicher.“ Nach ein paar Tagen würde sie auch empfehlen, wieder einen Skilehrer für einige Stunden zu buchen, um an der Technik zu feilen, damit auch schwierigere Abfahrten bewältigt werden können. Das persönliche Fazit: Es funktioniert. Selbst eher unsportliche Menschen können problemlos in kurzer Zeit Spaß am Skifahren haben. ×

DER INTERSKI-KONGRESS IN ST. ANTON 1951 in Zürs gegründet, setzte sich Interski zum Ziel, Informationen und Meinungen über Skitechnik und neue Lehrmethoden unter den Alpenländern und darüber hinaus auszutauschen. Alle vier Jahre findet immer in einem anderen Land der Interski-Kongress statt. Der Kongress 2011 in St. Anton gliedert sich in mehrere Generalthemen: Pädagogische Aspekte und Entwicklungen im Wintersport sowie die Bedürfnisse der verschiedenen Altersgruppen. Welche Angebote wünschen sich etwa ältere Menschen, oder wie kann der Nachwuchs gesichert werden? Die letzten Kongresse fanden in Japan (1995), Norwegen (1999), der Schweiz (2003) und in Korea (2007) statt.


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