Die Heilig-Kreuz-Kirche Stadtroda „Die Kirche zum Heiligen Kreuz auf dem gleichnamigen Gottesacker in dem Stadttheile des Alten Marktes gelegen, ist die älteste Kirche der Stadt und galt noch 1529 als zweite Pfarrkirche derselben; seit dem 17. Jahrhundert wird sie nur noch bei Leichenbegängnissen benutzt.“ So schrieb Ernst Conon Löbe, Geheimer Kirchenrat, Superintendent, Ehrendoktor der Jenaer Universität und Verfasser der „Chronik der Stadt Roda und der in dieselbe eingepfarrten Dörfer“. Gemeinsam mit seinem Vater Julius gab er die bis heute einzigartige dreibändige „Geschichte der Kirchen und Schulen des Herzogtums Sachsen-Altenburg“ heraus. Löbe bewohnte von 1873 bis 1914 die Superintendentur Kreuzstraße 2, jetzt Stadtmuseum „Alte Suptur“ und eines der ältesten Stadtrodaer Bürgerhäuser. Seine letzte Ruhestätte fand er auf eben dem alten Gottesacker oberhalb der Heilig-KreuzKirche. Die Heilig-Kreuz-Kirche, eine von drei Kirchen Stadtrodas, stammt vermutlich aus der Zeit, als sich unter dem Regiment der Herren von Roda zu Beginn des 12. Jahrhunderts auf der Anhöhe links des Flüsschens Roda Siedler niedergelassen und einen befestigten Marktflecken begründet hatten. Löbe erwähnt allerdings: „Bei einer Reparatur im Jahre 1681 fand man einen Stein, auf welchem die Jahreszahl 1014 eingehauen gewesen sein soll, die deshalb bei der Erneuerung der Kirche im Jahre 1826 über der nördlichen Eingangsthür mit angebracht worden ist.“ Gleichzeitig erhielt der Turm sein heute noch am Mauerwerk sichtbar aufgesetztes Obergeschoss mit den Spitzbogenfenstern. Der älteste Teil der Kirche, „der lang rechteckige Chor, welcher das Untergeschoss des Thurmbaus bildet und außen mit Strebepfeilern versehen ist, ist im (romanischen) Übergangsstyl der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts angelegt und gothisch im 14. bis 15. Jahrhundert ausgebaut“, schreibt Löbe. Obwohl er sich das Alter betreffend vorsichtig ausdrückt, erscheint angesichts der frühen Besiedlung das Baujahr 1014 nicht undenkbar. Denkbar auch, dass damals ein hölzerner Wehrturm an der Stelle des jetzigen Turmes stand. Im Jahre 1681 „unter Herzog Christian erneuerte glücklich die Jesu fromm geweihte Gemeinde dieses heilige Haus. ...“ Das steht neben der Bitte an Christus um Frieden, Licht des Wortes und Wohl-
ergehen für die sächsischen Herzöge und ihr Volk im Kircheninneren auf einer Tafel über dem romanischen Chorbogen. Der Chorbogen öffnet den Blick in das von drei kleinen spitzbogigen Fenstern erhellte spätgotische doppelte Kreuzgewölbe des Altarraumes. Die Rippen der Gewölbe fußen auf Konsolen in Form von Menschen- und Tierköpfen. Die Schlusssteine zeigen den Christuskopf und ein Lamm. Renovierungsarbeiten um 1959 brachten die Pflanzenornamente der früheren Gewölbebemalung zu Tage und legten die Weihekreuze an den Wänden frei. Einen ganz besonderen Schatz der Kirche bilden fünf kunstvoll geschnitzte spätgotische Heiligenbildnisse, darunter die Heilige Elisabeth, die Heilige Magdalena, die Heilige Barbara und die Heilige Anna selbdritt mit Maria und dem Jesusknaben. Diese Kunstwerke entstanden um 1500 und gehörten vermutlich damals zu einem Altarschrein. Wohl in Folge der Reformation als von Gott ablenkende Bilder auf den Dachboden verbannt, verstaubten sie dort bis in die 30-er Jahre des vorigen Jahrhunderts, kamen dann in die Stadtkirche und fanden schließlich wieder ihren Platz im ursprünglichen Domizil. Die beiden „jüngeren“ Apostel Petrus und Paulus aus der Renaissancezeit gehörten wahrscheinlich zu einem ihnen gewidmeten Nebenaltar in der einstigen Klosterkirche. Die in dunklem Holz errichtete Empore an der Nord- und Westwand und die Holzdecke verleihen dem Kirchenraum eine heimelige Stimmung. Zwei Gemälde über der Kanzel erinnern an die früheren Pfarrer Jacob Crell und Samuel Müller. 1977 stiftete ein Gemeindemitglied eine kleine, aber klangschöne Orgel, gebaut von Karl-Heinz Schönefeld in Stadtilm. Sie erklingt zu Orgelvespern, zu den Kreuzkirchenmusiken und zu geistlichen Amtshandlungen im Laufe des Lebens von der Taufe bis zum letzten Segen. 700 Jahre nach der Stadtgründung steht es leider nicht gut um das alte Gotteshaus. Unter dem Gewicht des Turmes bilden sich bedenkliche Risse im Chorbogen. Statisch unzulänglich ausgeführte frühere Sanierungsarbeiten tragen dazu bei und natürlich das Alter des ehrwürdigen Gemäuers. Seit 2010 bemüht sich nun ein Förderkreis um dessen Erhaltung. Getragen von der Kirchgemeinde um Pfarrer Tobias Steinke und der weltlichen Gemeinde. Ihm gehören derzeit
13 Mitglieder an, unter anderen Beate Bock als Vorsitzende, Dr. Günter Ahnert als ihr Stellvertreter und der für die hartnäckige und erfolgreiche Durchsetzung verfolgter Ziele wohlbekannte Landtagsabgeordnete Wolfgang Fiedler. Zuallererst geht es nun darum, den Turmunterbau vor dem Einsturz zu bewahren. Zwei Spannanker über dem Chorbogen sollen den Querdruck der Turmlast abfangen. Das und das Vernadeln der Risse kostet allein 20.000 #. Die danach notwendigen Arbeiten am Bau und das Dachdecken erfordern nach Schätzung der Fachleute 224.800 €. Ein gehöriger Batzen Geld. Doch Kirchgemeinde und Stadt wollen unbedingt gemeinsam das Bauwerk als bedeutendes Zeugnis für die Ortsgründung erhalten. So stand 2010 zum 700-jährigen Stadtjubiläum auch die Kreuzkirche im Blickpunkt des Geschehens. Am 14. April fand bereits ein Benefizkonzert zu ihren Gunsten statt. Mit dem Polizeiorchester Thüringen. Weitere Benefizveranstaltungen und die traditionellen Kreuzkirchenmusik – Konzerte im Sommer in der Kirche selbst sollen dazu dienen, Euro für Euro zusammenzutragen. Eine von Mitarbeitern der Roda-Werkstatt angefertigte KirchenSpenden-Box steht für „Vorübergehende“ im Bürgerbüro bereit. Friedhelm Berger, Chef des UND-Verlags Stadtroda, porträtierte die Kirche und gab Kunstpostkarten heraus. Wer sie erwirbt, spendet damit für das Kirchenprojekt. Der UND-Verlag edierte auch das Buch „Stadtroda – Das alte Wahrzeichen der Stadt“. Geschichte und Geschichten von Heiligkreuz, aufgeschrieben von Heike Rode. Natürlich hofft der Förderverein auf viele neue Mitglieder und für hoffentlich viele Spender gibt es ein Spendenkonto. Das gemeinsame Credo von Pfarrer und Bürgermeister: „O h n e Heiligkreuz fehlt der ‚Skyline‘ der Altstadt das herausragende Monument und unserer Stadt ein historisch bedeutendes Bauwerk – m i t ihr gewinnen wir einen Ort besonderer spiritueller und kultureller Begegnungen. Wenn sich die Bürger Stadtrodas mit dem Projekt Heilig-Kreuz-Kirche identifizieren, können wir sie bestimmt erhalten.“ Dann gesellt sich zu den auf dem Türsturz des Nordeingangs verzeichneten fünf Jahreszahlen der bisherigen Erneuerungen bald eine sechste. Spendenkonto bei der Sparkasse: Konto-Nr. 402 656 - BLZ 830 530 30
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