Tierisch Gut 1/2018 - Frühjahr

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GEHEIMNISVOLLER AXOLOTL

© Foto: shutterstock.com / Kuttelvaserova Stuchelova

EIN „WASSERMONSTER“ LEHRT UNS DIE SELBSTHEILUNG

Der Axolotl ist eine in Mexiko vorkommende Amphibienart. Die Tiere sind nachtaktiv und bevorzugen kühles, sauerstoffreiches Süßwasser. Ihr Name leitet sich aus dem Aztekischen ab und bedeutet in etwa „Wassermonster“. Denn „Xolotl“ war ein Aztekengott und „atl“ heißt Wasser.

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ild lebende Axolotl ernähren sich von anderen Wasserlebewesen, aber fressen auch den eigenen Nachwuchs, sie neigen also zu Kannibalismus. Der Axolotl wurde von den mittelamerikanischen Ureinwohnerinnen­ und Ureinwohnern als Delikatesse angesehen. Die Azteken ­sahen in ihm ein heiliges Tier und fanden dennoch nichts dabei, ihn bei Festessen zu verspeisen. In Europa kennen wir ihn seit dem frühen 19. Jahrhundert, nachdem Alexander von Humboldt im Jahr 1804 als Erster einen Axolotl mitbrachte.

Unglaubliche Regenerationsfähigkeit Einzigartig ist die Fähigkeit des Axolotls, Gliedmaßen und Organe wiederherzustellen. Er kann verlorene Körperteile binnen weniger Wochen wieder nachwachsen lassen, und zwar vollständig und funktionstüchtig – samt Knochen, Muskeln und Nerven. Das funktioniert auch mit verletzter Netzhaut, durchtrenntem Rücken­mark, Organen und sogar mit Teilen des Gehirns und des Herzens. Das ist natürlich für Forscherinnen und Forscher seit dem 19. Jahrhundert ein Auftrag – viele wollten und wollen das Erfolgsgeheimnis lüften.

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Meilenstein der Forschung Heuer kam es zu einem Durchbruch: Ein internationales Forschungsteam konnte das Erbgut des Überlebenskünstlers entschlüsseln. Die im Jänner 2018 im Fachblatt „Nature“ veröffentlichte Arbeit stellt schon aufgrund der Größe des Axolotlgenoms einen Meilenstein dar. Das Genom des Tieres ist mit 32 Milliarden Basenpaaren mehr als zehnmal so groß wie das des Menschen – nun wurde es vollständig sequenziert und ist damit das größte bisher sequenzierte Genom überhaupt. Dieser Schritt war wichtig, um zu verstehen, wie die Selbstheilung funktionieren kann. Jetzt hat die Forschung praktisch den Schlüssel dazu in der Hand. /

Leider ist der Axolotl inzwischen selten geworden: Seit 2006 stuft ihn die IUCN in ihrer Roten Liste in der höchsten Gefährdungskategorie „critically endangered“ (akut vom Aussterben bedroht) ein. Im Washingtoner Artenschutzübereinkommen wird die Art im Anhang II gelistet, in der EG-Verordnung 318/2008 im ­Anhang B. Die Entnahme der Tiere aus den Heimatseen ist ­inzwischen streng verboten.


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