Hartliebs Sommer 2015

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Ruth Cerha über die „perfekte Urlaubslektüre“

Bücher für die heiße Jahreszeit Seite 2/3/4

Die Festung Europa

Livia Klingl über die Flüchtlings­ katastrophe

Jugend- und Kinder­ bücher für lange Sommertage Seite 6+7

»  Die Geschichte von viel Arbeit für wenig Geld, die Geschichte ihrer Leidenschaft, die Geschichte ihrer vielen netten   Kunden ... « Stammkunden, die sich nun noch ein wenig heimischer fühlen bei uns, weil sie durch die Geschichte einen Blick hinter die Kulissen be­ kommen haben, ein wenig Teil nehmen an unserem Buchhandels­ alltag und dem Familienleben. Am schönsten aber sind all jene Briefe, Postkarten und Mails von Men­ schen, die sich durch die Geschich­ te der „wundervollen Buchhand­ lung“ bestärkt fühlen, auch etwas zu wagen, oder die schon etwas gewagt haben und mir davon er­ zählen. Und die vielen Buchhänd­ ler aus ganz Österreich und auch aus Deutschland, die bei uns vor­ beikommen, weil sie mir sagen wollen, dass mein Buch auch ihre Geschichte erzählt: Die Geschichte von viel Arbeit für wenig Geld, die Geschichte ihrer Leidenschaft, die Geschichte ihrer vielen netten Kun­ den und der wenigen nicht so net­ ten. Und dass sie durch mein Buch neue Kunden gewonnen haben, Leute, die nicht mehr bei Amazon bestellen wollen, seit die Meine wundervolle Buchhandlung gele­ sen haben. Was für ein Erfolg! Petra Hartlieb

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Last call

20 Bücher, mit denen Sie durch den Sommer kommen

JOHN WILLIAMS

Butcher’s Crossing

(Seite 2+3)

FOTO: SHUTTERSTOCK / LUCKY TEAM STUDIO

Als ich vor eineinhalb Jahren mit meinem Lektor die letzten Überar­ beitungen an meinem Buch vor­ nahm, lachte er irgendwann und meinte: „Du wirst sehen, das wird ein Bestseller und dann wird es verfilmt und was machst du dann, wenn die japanischen Touristen­ busse vor der Buchhandlung ­stehen?“ Ein wenig sollte er recht bekom­ men, keine Verfilmung, keine japa­ nischen Busse, aber trotzdem sehr regelmäßig Menschen, auch Tou­ risten, die das Buch gelesen haben und nun einmal vorbeischauen, einmal kurz mit uns plaudern wol­ len, ein Foto machen. Und unsere

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Urlaubslektüre, die (f) Ruth Cerha | Autorin

Als ich kürzlich im Wartezimmer meiner prakti­ schen Ärztin saß, las ich die Buchempfehlungen in einer bekannten Frauenzeitschrift. Dort stieß ich auf einen besonders um diese Jahreszeit beliebten Hinweis: Die perfekte Urlaubslektüre! Was, so fragte ich mich zum wiederholten Mal, hat es damit auf sich? Was für Eigenschaften weist ein Buch auf, das zur perfekten Urlaubslektüre gekürt wird? Die meisten Menschen verstehen unter Ur­ laub eine Zeit, in der sie nicht ihrer gewohnten Ar­ beit nachgehen, jedoch gibt es so viele verschiede­ ne Arten, diese Zeit zu verbringen, dass ich mir kein Buch dieser Erde vorstellen kann, das für all diese Urlaube ein guter Begleiter ist. Dazu kommen noch die individuellen literarischen Vorlieben. Ich kenne jemanden, der im Urlaub den ganzen Tag am Strand liegt und dabei nervenzerfetzende Thril­ ler liest, je dicker, desto besser. Andererseits habe ich eine Freundin, die in ihrer Auszeit am liebsten Hunderte Kilometer zu Fuß geht. Dabei liest es sich schlecht, außer am Abend, wenn sie rechtschaffen müde ist von der körperlichen Anstrengung. Ich glaube also nicht, dass Es von Stephen King (1.536 Seiten) oder Todesmarsch die richtige Lektüre für sie wären. Frisch getrennte Menschen lesen vielleicht nicht so gerne die von anderen im Urlaub hochgeschätzten Liebesgeschichten, wäh­ rend sie auf einer bereits vor dem Ende der Bezie­ hung gebuchten Kreuzfahrt einsam an der Reling

stehen. Und ich könnte mir vorstellen, dass manche ­Thailandreisende nicht so viel Freude daran haben, dem Schicksal einiger Figu­ ren in Der Strand durch Le­ bensmittelvergiftungen, Haiattacken und Angriffe bewaffneter Drogendealer zu folgen, wie der wohlmeinende Freund dachte, der ihnen das Buch empfohlen hat. (Urspannend! Und spielt genau dort, wo du hinfährst!) Ich selbst lese gerne Bücher, deren Handlung sich in meinem Urlaubsland abspielt, auch oder gerade wenn sie nicht das idyllische Bild der Reiseführer und Hotelprospekte wiedergeben. Aber das ist eben mein persönlicher Geschmack. Und den ver­ liert man nicht, nur weil man zwei Wochen frei hat, egal ob man an Dschungeltrekkings teilnimmt, Museen besucht, segelt oder einfach nur isst, schläft und liest – wo auch immer. Sie müssen arbeiten, während die anderen Urlaub machen? Hier ist mein Rat: Legen Sie sich abends gemütlich aufs Sofa oder fahren Sie am Wochen­ende ins nächste Freibad und breiten Sie dort Ihr Hand­ tuch aus. Nehmen Sie das richtige Buch zur Hand – eines, das Ihrem Geschmack und Ihrer momentanen Stimmung entspricht. Öffnen Sie das Buch und lesen Sie. Denn das Buch ist Ihr Urlaub. Der bequemste und billigste, den Sie machen können.

Begegnung zweier Suchender Ruth Cerha | Bora. Eine Geschichte vom Wind

Ich werde den Namen der Insel, auf der der neue Roman von Ruth Cerha spielt, nicht verraten. Aber ich habe eine Woche Urlaub gebucht. Auf dieser Insel. Sofort, nachdem ich fertig war mit dem Buch. Und ich werde ein paar Tage auf den Spuren der Schriftstellerin Mara, die gerade ein wenig Schwierigkeiten mit dem Schreiben hat, wandeln und hoffen, dass ich all diese Plätze der Insel finden werde, die schönen und die abweisenden. Die Geschichte der Insel hab ich nach der Lektüre des wunderschönen Romans im Kopf, und die Liebesgeschichte mit Andrej werd ich mir einfach vorstellen. Frankfurter Verlagsanstalt, 288 S., e 20,50

Porzellangasse 36, 1090 Wien / Währinger Straße 122, 1180 Wien

LUGER

Kleine Ursache – große Wirkung

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FOTO: STEFAN IE

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FOTO: SEBASTIAN REICH

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John Williams landete mit Stoner im deut­ schen Sprachraum ­einen Überraschungs­ erfolg. Nun folgt die zweite geniale Übersetzung. Im Jahre 1870 geht ein Universitätsabsolvent in den Westen, um das unverfälschte Le­ ben kennenzulernen. Dazu ist ihm keine Unbill, kein Grauen und kei­ ne Herausforderung zu viel, mit zwielichtigen Begleitern macht er sich auf den Weg in ein entlegenes Tal, um eine dort vermutete Büffel­ herde zu finden. Dieses Abenteuer bringt die endgültige Wende im Leben der jungen Männer. Ein modern anmutendes Gesellschaftsund Landschaftsporträt, das die Grenzen von Gier und Allmachts­ denken aufzeigt. dtv, 368, e 22,60 GERTRAUD KLEMM

Aberland

Wir wissen, dass viele, besonders aus den jün­ geren Generationen, der Meinung sind, Frauen und Männer seien längst gleichberechtigt. Wir glauben das nicht und deswe­ gen mögen wir Bücher wie Aberland von Gertraud Klemm, die scharfsinnig und sarkastisch einen Blick auf zwei Generationen Frauen wirft und uns allen einen Spiegel vorhält. Elisabeth, 58, die auf alles verzichtet hat, was sie gerne getan hätte, und ihre Tochter Franziska, 35, der prinzipiell alles offensteht. Zumindest in der Theorie. Ein Buch, bei dem einem ziemlich oft das Lachen im Hals stecken bleibt und das einen an­ regt, über sein eigenes Leben nachzudenken. Große Literatur!

Droschl, 184 S., e 19,00

LINUS REICHLIN

In einem anderen Leben Wie viel Einfluss haben die Erlebnisse in der Kindheit auf das weitere Leben? Der Autor er­ zählt einfühlsam und spannend die Geschichte einer Familie, in der Al­ kohol und Streit zum Alltag gehö­ ren. Im Mittelpunkt steht Luis, der unter allen Umständen versucht, für seine Mutter da zu sein. Aber als alles aus dem Ruder läuft und sein Vater, ein angesehener Zahnarzt, das Lieblingsgemälde der Mutter verkauft, um an Geld zu kommen, ist Luis mit seiner Kraft am Ende ... Galiani Berlin, 384 S., e 20,60

www.hartliebs.at


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