Bohuslav Fuchs in Brünn

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Bohuslav Fuchs in Brünn


Bohuslav Bohuslav Fuchs Fuchs in in Brünn Brünn Bohuslav BohuslavFuchs Fuchswurde wurdeam am24. 24.3.3.1895 1895inin Všechovice Všechovicegeboren. geboren.Er Erstudierte studiertean ander der Akademie Akademieder derbildenden bildendenKünste KünsteininPrag. Prag. 1923 1923trat trater erseine seineStelle Stellebei beider derBaubeBaubehörde hördeininBrünn Brünnan, an,wo woer ernach nachzwei zweiJahren Jahren die diePosition Positiondes desChefarchitekten Chefarchitektender derStadt Stadt erhielt. erhielt.Ende Endeder der1920er 1920erJahre Jahregründete gründeteer er sein seineigenes eigenesBüro Büround unddas dasFamilienunterFamilienunternehmen nehmenMagazin MagazinAKA. AKA.Seine Seinearchitektoarchitektonischen nischenund undunternehmerischen unternehmerischenAktiviAktivitäten tätenmusste mussteer ermit mitdem demaufkommenden aufkommenden

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Sozialismus Sozialismus beenden. beenden. Nach Nach dem dem Krieg Krieg widmete widmeteer ersich sichder derStadtplanung Stadtplanungund undwar war 1954 1954Mitbegründer Mitbegründerdes desBrünner BrünnerAteliers Ateliers des desStaatlichen StaatlichenInstituts Institutsfür fürden denWiederWiederaufbau aufbauhistorischer historischerStädte Städteund undGebäude. Gebäude. Er Erwar warein einbedeutender bedeutenderPädagoge; Pädagoge;Ende Ende der der1940er 1940erund undininden den1950er 1950erJahren Jahrenauch auch Dekan Dekander derBrünner BrünnerArchitekturfakultät. Architekturfakultät.Er Er war warDelegierter Delegierterzahlreicher zahlreicherrenommierter renommierter internationaler internationalerKomitees. Komitees.B. B.Fuchs Fuchsstarb starb am am18. 18.9.9.1972 1972ininBrünn. Brünn.

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Einfamilienhäuser (Řadové rodinné domy)

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Café Zeman (Zemanova kavárna)

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Hotel Avion mit Café (Hotel Avion s kavárnou)

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Trauerhalle Zentralfriedhof (Obřad. síň Ústřed. hřbitova)

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Pavillon der Stadt Brünn (Pavilon města Brna)

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Reihenhäuser in der Kolonie „Neues Haus“ (Trojdům v kolonii Nový dům)

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Eigenes Haus von B. Fuchs (Vlastní dům B. Fuchse)

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Masaryk-Schülerwohnheim (Masarykův student. domov)

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Mährische Bank (Moravská banka)

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PARK LUŽÁNKY

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KRAVÍ HORA

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HRAD ŠPILBERK

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Kinderheim Dagmar (Dětský domov Dagmar)

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Fachschule für Frauenberufe Vesna (Odborná škola pro ženská povolání Vesna)

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Alfa-Palast (Palác Alfa)

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Stadtbad in Zábrdovice (Městské lázně Zábrdovice)

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Landesmilitärkommando (Zemské voj. velitelství)

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Villa Tesař (Tesařova vila)

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Bahnhofspostamt (Nádražní poštovní úřad)

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Rekonstr. des Hauses der Kunst (Rekonstr. DUMB)

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Busbahnhof (Autobusové nádraží)

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EINFAMILIENHÄUSER BARVIČOVA 4, 6, 8, 10, 12, 14/4–14 In der ersten Hälfte der 1920er Jahre versuchte das Brünner Stadtbaubüro die akute Situation der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu lösen. 1923 trug auch Fuchs zu dieser Problematik bei, indem er sechs Reihenhäuser entwarf. Diese Lösung ermöglichte es, nicht nur die Baukosten, sondern auch die Kosten für den Betrieb der Häuser zu senken, durch deren dichtes Beieinanderstehen eine bessere

Wärmedämmung erzielt wurde. Das Interieur der zweistöckigen Gebäude wurde sehr rational gestaltet, um drei Wohnräume unterzubringen. Architekt vergaß nicht den ästhetischen Effekt, der sich hauptsächlich in dem zweifarbigen Fassadenrelief manifestiert, auf der die leere Fläche über dem Hauseingang plastisch und durch Farbe hervorgehoben wurde. Aufgrund späterer Rekonstruktionen gehören jedoch die erwähnte zweifarbige Fassade und die Einheit des Ganzen bereits der Vergangenheit an.

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CAFÉ ZEMAN JEZUITSKÁ 687/6 Im Jahr 1925 wandte sich Josef Zeman an den Architekten Bohuslav Fuchs mit der Bitte, für ihn ein Café im Park in der Nähe des heutigen Janáček-Theaters zu entwerfen. Fuchs entwarf das erste konsequent funktionalistische Gebäude in Brünn. Den Gebäudekörper bildet der Quader des Hauptraums des Cafés, an den die kubischen Räume des Eingangs, des Salons und der Betriebsräume anknüpften. Das Café Pavillon wurde

1926 eröffnet. Nach der Verstaatlichung wurde es in einen Kindergarten umgewandelt und in den 1960er Jahren aufgrund des Baus des Janáček-Theaters abgerissen. Am 16. 11. 1996 veranstalteten die jungen Architekten Z. Pech und J. Janíková das Happening „Zweites Abstecken des Cafés Zeman“. Die künstlerische Provokation reifte im Jahr 1996 zu dem realen Gedanken, die Nachbildung dieses bedeutenden Gebäudes nach den ursprünglichen Plänen und erhaltenen Fotografien zu errichten. Heute ist das Interieur des Cafés unangemessen verändert.

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HOTEL AVION MIT CAFÉ ČESKÁ 150/20 Das achtstöckige Hotel, das sich 1925–1929 der Restaurantbetreiber M. Kostelecký nach einem Entwurf von B. Fuchs anstelle seines älteren Geschäfts bauen ließ, wurde zu einem weltberühmten Symbol der tschechoslowakischen Avantgarde. Der Architekt löste die Problematik des extrem schmalen Grundstücks mittels eines Stahlbetonskeletts, das es ihm ermöglichte, die Straßenfassade zu verglasen und ungewöhnliche

Effekte in den Interieurs zu erzielen, insbesondere im Café. In den oberen Etagen des Hotels mit Fensterbändern befanden sich 50 Zimmer. Ganz oben hatte der Besitzer eine Wohnung mit Terrasse. Weder der Denkmalschutz des Hotels von 1958 noch der Entwurf von Bohuslav Fuchs für den Umbau verhinderten den allmählichen Verfall der ursprünglichen Interieure. Seit 2010 ist es nationales Kulturdenkmal und wird seit 2016 rekonstruiert.

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TRAUERHALLE DES ZENTRALFRIEDHOFS VÍDEŇSKÁ 307/96 Ende des 19. Jahrhunderts begann die schnell wachsende Stadt Brünn mit dem Bau eines neuen Zentralfriedhofs nach Wiener Vorbild. Die erste Trauerhalle entstand hier 1926 nach einem Entwurf von Bohuslav Fuchs und Josef Polášek. Das Gebäude besteht aus einem einfachen, leicht erhöhten Kubus mit vier Risaliten. In drei von diesen waren Katafalke aus Marmor platziert, in dem vierten gab es

Seiteneingänge, über denen sich eine Musiktribüne befand. Der Innenraum der Trauerhalle ist in den Ecken durch vorgesetzte Säulenpaare mit Füllungen aus Glasbeton unterteilt, wodurch im Raum nahezu szenische Lichteffekte entstehen. Den horizontalen Gegenpol zur Halle bildet der hintere Flügel mit den Totenkammern, der mit dem Hauptgebäude verbunden ist. Im Außenbereich betont der Wechsel von glatt verputztem und rohem Mauerwerk die Gliederung des Gebäudes in einzelne Kuben.

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PAVILLON DER STADT BRÜNN, STRASSENBAHNHALTESTELLE VÝSTAVIŠTĚ 405/1 Im Jahre 1923 nahm B. Fuchs an einem Wettbewerb zur urbanistisch-architektonischen Gestaltung eines neuen Brünner Ausstellungsareals teil. Sein Projekt platzierte sich zwar nur auf dem dritten Platz, jedoch realisierte der Architekt den Pavillon der Stadt Brünn, einschließlich seiner Expositionen (zusammen mit dem Grafiker Emanuel Hrbek). Der einfache Quader mit

einem Stahlbeton-Skelett und Füllmauerwerk aus Ziegeln war ursprünglich durch ein freies Erdgeschoss auf Pfeilern aufgelockert. Bei großem Besucherandrang wurde der Hinterausgang mit der subtilen spiralförmigen Treppe an der Fassade genutzt. Eine monumentale Treppe führt den Besucher in die Eingangshalle, die durch eine Glaswand in der Fassade beleuchtet wurde. Die roten Keramikfliesen ergänzt eine Keramikplastik von Josef Kubíček am Haupteingang. Der denkmalgeschützte Pavillon dient heute verschiedenen Zwecken.

REIHENHÄUSER IN DER KOLONIE „NEUES HAUS“ PETŘVALDSKÁ 1010, 1009, 1008/6, 8, 10 Die Kolonie „Neues Haus“, ein Projekt der Brünner Bauherren Ruller und Uherka, wurde von der nur ein Jahr älteren Siedlung Weissenhof in Stuttgart inspiriert. Nach dem Stadtplan von Mies van der Rohe entwarfen weltweit führende Architekten diese als Musterwohnsiedlung für moderne Familienhäuser, die für

die breite Bevölkerung erschwinglich sein sollten. Das Konzept der Kolonie in Brünn entwickelte 1928 Bohuslav Fuchs zusammen mit Jaroslav Grunt. 16 Familienhäuser wurden von führenden tschechoslowakischen Architekten entworfen. Fuchs selbst war Autor dreier Reihenhäuser an der Ecke der Straßen Petřvaldská und Bráfova, einem langen Block, der in drei gleich große zweistöckige Wohneinheiten unterteilt war. Das erste Haus verfügt außerdem über eine Garage, über der sich ein Arbeitszimmer mit Terrasse befindet.



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EIGENES HAUS VON BOHUSLAV FUCHS HVĚZDÁRENSKÁ 860/2 Bei der Konzeption seines eigenen Hauses aus den Jahren 1927–28 ging B. Fuchs von einem variablen Grundriss mit horizontalen und vertikalen Einblicken in den Raum aus, mit Schwerpunkt auf dem Höhenprinzip. Von den Innenräumen ist der Wohnbereich mit Galerie am beeindruckendsten, die über zwei Etagen geöffnet ist. Fuchs legte großen Wert auf eine moderne technische Ausstattung des Hauses, wozu beispielsweise

die Frankfurter Küche gehörte. Im Jahre 1929 endete Fuchs' Tätigkeit als Chefarchitekt der Stadt und er gründete ein eigenes Architekturbüro. Der Raum, den er für diesen Zweck in seinem Einfamilienhaus entworfen hatte, genügte ihm hinsichtlich der Kapazität nicht mehr, weshalb er die Villa mit dem Nachbarhaus verband, wo er sich ein großes Planungsbüro einrichtete.

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MASARYK-SCHÜLERWOHNHEIM CIHLÁŘSKÁ 604/21 Den Architekturwettbewerb im Jahr 1927 für dieses Objekt gewann der Entwurf von Bohuslav Fuchs. Die Bauarbeiten begannen erst 1929. Die asymmetrisch gestaltete Hauptfassade des unteren Flügels mit multifunktionalem Trakt für Studenten wird von einer markanten Eingangsmarkise und den großen Mensafenstern dominiert. Im Erdgeschoss befanden sich die Speisesäle der Mensa und des Internats für bis

zu 300 Personen und eine Küche, im ersten Stock drei kleinere Klubräume und ein Lesesaal, darüber ein Tanzsaal mit Buffet und eine geräumige Wohn-Terrasse für Sportunterricht. Der zweite, vertikal konzipierte fünfstöckige Flügel des Internats ist durch Eckbalkone und Fensterbänder unterteilt. Das Erdgeschoss war einer Klinik, Büroräumen, Personalwohnungen und der Gebäudeverwaltung vorbehalten. Das in seiner äußeren Erscheinung authentisch erhaltene Gebäude ist ein Kulturdenkmal.

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MÄHRISCHE BANK NÁMĚSTÍ SVOBODY 92/21 Im Jahr 1928 schrieb die Mährische Bank einen Wettbewerb für ihren neuen Sitz aus. Aufgrund der Entscheidung der Wettbewerbsjury wurde der endgültige Entwurf den Architekten E. Wiesner und B. Fuchs anvertraut. Das Gebäude ist baulich einzigartig, das Stahlbetonskelett ist in den Innenraum verlagert und beide Straßenfassaden sind an abgehängten Deckenplatten aufgehängt. Das Ergebnis ist eine luftige Fassade,

die durch die Vertikalen des Hängesystems aus Stahl und die Horizontalen der Fenster mit Opaxit-Fensterbrettern gegliedert ist. Die zentrale Schalterhalle ist im ersten Obergeschoss platziert und mit Glasbausteinen überdacht. Die oberen Stockwerke waren Büros vorbehalten, von denen das Direktorat noch teilweise mit Originalmöbeln ausgestattet ist. Auf den letzten beiden Etagen befanden sich geräumige Wohnungen mit Terrassen. Heute ist das denkmalgeschützte Gebäude zu einem wichtigen Bestandteil des öffentlichen Lebens geworden.

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FACHSCHULE FÜR FRAUENBERUFE VESNA LIPOVÁ 232/18, LIPOVÁ 231/16 Zwischen 1929 und 1930 entwarf Bohuslav Fuchs zusammen mit Josef Polášek den weltberühmten und außergewöhnlich gut erhaltenen Komplex der Mädchenberufsschule und des Internats in der LipováStraße. Das nach der Mitbegründerin der Brünner Schulen benannte Internatsgebäude Vesna wurde nach den Grundsätzen des sog. holländischen Systems errichtet, bei dem die tragende Funktion von den

KINDERHEIM DAGMAR ZELENÉHO 825/51 Im Jahre 1928 brachten diese weihnachtlichen Sammlungen ausreichende finanzielle Mittel zur Gründung des Kinderheims Dagmar ein (benannt nach der dänischen Königin Dagmar, der Tochter von Přemysl Ottokar I., die für ihre Fürsorge für Arme bekannt war). Der Architekt Bohuslav Fuchs übernahm ohne Anspruch auf Honorar das Projekt für dessen Bau. Das dreistöckige Gebäude in Form eines einfachen Quaders

hatte Wirtschaftsräume mit schmalen Fensterbändern zur Straße, zum Garten führten die großen Fenster der Schlafsäle und die Eckbalkone der Gemeinschaftsräume. In den 1970er Jahren wurde der Innenraum im Zusammenhang mit einer Änderung des Betriebskonzepts des Kinderheims nach dem Prinzip von Familieneinheiten umgebaut. Das Gebäude wurde zuletzt im Jahr 2006 modernisiert.

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Außenwänden auf die kürzeren Querwände übertragen wird. Dies ermöglichte es, die einzelnen Wohnzellen zu verglasen und den Bau jedes Stockwerks auf ungefähr 6 Tage zu beschleunigen. Die Raumanordnung der Schule wurde progressiv unter Verwendung eines Stahlbetonskeletts nach neuen architektonischen und hygienischen Prinzipien gelöst. Die großen Glasflächen beleuchteten und belüfteten die Klassenzimmer ausreichend, und die Ausstattung mit Einbauschränken und Schiebewänden zwischen den Pfeilern war auch innovativ.

ALFA-PALAST POŠTOVSKÁ 657, 450, 455, 454/4, 6, 8, 10 Der multifunktionale Alfa-Palast entstand anstelle barocker Adelshäuser, die im Jahr 1930 der Brünner Bauunternehmer František Hrdina kaufte. Für die Erstellung eines Entwurfs für ein großzügig konzipiertes Wohnhaus mit Geschäftspassage und Kino wandte er sich an den Architekten Bohuslav Fuchs, dessen Projekt anschließend von Hrdinas Technischem Büro überarbeitet

wurde. Der Bau erfolgte in mehreren Etappen bis zum Jahr 1937. Der achtgeschossige Palast grenzt mit seiner Passage an die zum Freiheitsplatz orientierten Objekte. An die Geschäftshalle mit Galerie, die mit einer verglasten Decke überdacht ist, schließen die Wohnflügel mit drei Höfen an. Von der Passage führen acht separate Treppenhäuser mit Aufzügen zu ca. 180 Wohnungen unterschiedlicher Größe. Im Souterrain befanden sich ursprünglich das Kino Alfa mit 800 Sitzplätzen und die Tanzbar Metro Hall.


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STADTBAD IN ZÁBRDOVICE ZÁBRDOVICKÁ 158/13 Obwohl Badezimmer ab Ende des 19. Jahrhunderts ein üblicher Bestandteil von Wohnungen in Mietshäusern waren, verfügten noch in den 1920er Jahren lediglich ein Drittel aller Brünner Wohnungen darüber. Die Brünner nahmen deshalb ihre Körperreinigung in öffentlichen Bädern vor. Deren Netzwerk wurde in den 1920er Jahren von den Städtischen Wasserwerken, und zwar auch in Zusammenarbeit mit Bohuslav

Fuchs, erheblich erweitert. Dieser rekonstruierte im Jahr 1928 das (heute nicht mehr existierende) Sommerflussbad in der Výstavní-Straße. Anschließend modernisierte er das Wannen – und Duschbad in der Kopečná-Straße. Das größte Bauprojekt mit einer Fläche von 23.000 m2 war jedoch der Kurkomplex in Zábrdovice aus den Jahren 1929–32. Das Sommerbad mit Umkleidekabinen für 5.000 Personen hat ein Schwimmbecken und ist seit der Restaurierung in den 1990er Jahren voll funktionsfähig.

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LANDESMILITÄRKOMMANDO KOUNICOVA 156/65 Nach der Entstehung der selbständigen Tschechoslowakei wurde auch die Armee reorganisiert, im November 1918 nahm deshalb in Brünn das Landesmilitärkommando für Mähren und Schlesien seine Tätigkeit auf. Dies bestimmte im Jahre 1936 aufgrund der sich verschlechternden Sicherheitslage in Europa und der nationalsozialistischen Bedrohung ein neues Kommando des III. Korps. Dessen Hauptsitz wurde 1936–37 nach

einem Entwurf von Bohuslav Fuchs erbaut. Das fünfstöckige Gebäude evoziert mit seiner segmentalen Krümmung den Raum eines Platzes, dem das symmetrisch konzipierte Gebäude des Kreisgerichts seine endgültige Form geben sollte. Während des Zweiten Weltkriegs besetzte die Wehrmacht das Gebäude. Nach der Befreiung diente es bis zum Jahr 1950 erneut der tschechoslowakischen Armee, danach der neu entstandenen Technischen Militärakademie, heute ist es Sitz der Universität für Verteidigung. Im Jahr 2017 wurde die Fassade rekonstruiert.

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VILLA TESAŘ HROZNOVÁ 85/18 Die Villa für den Direktor der Živnostenská banka, Augustin Tesař, wurde 1937–38 erbaut. Die freistehende Villa mit zwei separaten Wohneinheiten ist ein Beleg für die Bemühungen des Architekten, den wissenschaftlichen Funktionalismus zu lyrisieren. In Fuchs' Bauten tauchen ab Anfang der 1930er Jahre Kurvenlinien und nautische Elemente auf, die auf der Maschinenästhetik von Schiffen basierten. Auch diese

Villa erinnert mit seinen abgerundeten Terrassen, die von einer schlanken Säule getragen werden, an ein Schiff. In jedem Stockwerk befinden sich eine Wohnung mit einer zentralen Halle, von der der Hauptwohnraum zugänglich war, eine Küche mit einem Dienstmädchenzimmer und ein Schlafzimmer mit angrenzendem Bad. Einzigartig ist die Farblösung der Fassade, die deren plastische Elemente betont. Sie wurde nach der Rekonstruktion im Jahr 2011 erneuert (Architekturbüro Tišnovka).

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REKONSTRUKTION DES HAUSES DER KUNST MALINOVSKÉHO NÁMĚSTÍ 652/2 Das ursprüngliche Gebäude des deutschen Kaiser Franz-Josefs-Jubiläums Künstlerhauses an der Brünner Ringstraße entstand im Jahr 1911 nach einem Entwurf des Wiener Architekten Heinrich Carl Ried. Sein Erscheinungsbild ist das Resultat eines Wettbewerbs im Jahr 1908, an dem sich 68 österreichische Architekten deutscher Staatsangehörigkeit beteiligten. Rieds Entwurf wurde von einer Fachjury ausgewählt,

BAHNHOFSPOSTAMT NÁDRAŽNÍ 118/7 Das Gebäude des Bahnhofspostamts aus den Jahren 1937–38 ist den Bedürfnissen des Zugtransports von Postsendungen angepasst. Dessen Bau, war aufgrund des instabilen Untergrunds recht problematisch. B. Fuchs entwarf daher in Zusammenarbeit mit dem Statiker B. Bloudek ein zweistöckiges Eisenbetonsouterrain als festes Fundament für den Bau. Das eigentliche Gebäude wird von einer leichten Stahlkonstruktion

getragen, die es ermöglicht, die inneren Trennwände zu verschieben und den gesamten Bau einfach zu verlegen. Diese Variante berücksichtigte auch den Plan, den Bahnhof um 0,5 km in südwestlicher Richtung zu verschieben, was nach zahlreichen und auch Fuchs‘ Studien zur Stadtplanung die Entwicklung der Stadt fördern sollte. Das Interieur wird von der Hauptschalterhalle dominiert. Noch erhalten geblieben sind auch der Paternoster und die Messingdetails an den Schaltern.

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zu der auch die führenden Architekten O. Wagner und F. Ohmann gehörten. Das Haus wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, der Rekonstruktion dieses wichtigen Kunststandes nahm sich 1946 B. Fuchs an. Dieser befreite vor allem die Fassade von der dekorativen Verzierung und ersetzte den ursprünglich abgerundeten Eingangsrisalit durch eine kubische Form, um den Bau der Ästhetik des Funktionalismus anzunähern. An Fuchs' Ideen knüpfte im Jahr 2009 auch die Rekonstruktion des Gebäudes durch Petr Hrůša an.

BUSBAHNHOF BENEŠOVA Als Stadtplaner beschäftigte sich Bohuslav Fuchs in vielen seiner Entwürfe auch mit der Lösung des Verkehrsproblems der Stadt Brünn. Ende der 1920er Jahre erwog er auch, den Hauptbahnhof nach Süden zu verlegen (später argumentierte er jedoch gegen diese Idee). Auf den frei gewordenen Grundstücken des Bahnhofs und der Schienen sollte eine Ringstraße mit mehreren öffentlichen Gebäuden, einschließlich eines

neuen Busbahnhofs, entstehen. Von dem großzügigen Projekt wurde im Jahr 1951 nur ein Bahnsteig gebaut, der mit eleganten dünnwandigen Bögen aus Spannbeton überdacht war, für deren Entwurf Fuchs mit Konrád Hruban zusammenarbeitete. Der Bahnsteig ist als ein hervorragendes Beispiel für Nachkriegsfunktionalismus denkmalgeschützt und wurde kürzlich rekonstruiert.


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Titelfoto: Komerční banka, studio Flusser, Z. Porcal Foto: Muzeum města Brna (Museum der Stadt Brünn), Barbora und Karel Ponešovi (BAM), NPÚ – Nationales Denkmalamt Text: Lucie Valdhansová, Jindřich Chatrný Die Beitragsorganisation TIC BRNO, p. o. wird finanziell von der Statutarstadt Brünn unterstützt. Umsetzung in Zusammenarbeit mit der DMO Brněnsko und durch Zuwendungen des Staatshaushalts der Tschechischen Republik aus dem Programm des Ministeriums für regionale Entwicklung und der Region Südmähren. 2020 www.destinace-brnensko.cz www.ticbrno.cz www.gotobrno.cz


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