!ticket Februar 2018

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nicht.“ Der größte gemeinsame Nenner der Menschen ist die Unzufriedenheit. Unzufrieden womit? Pizzera: Ganz einfach mit dem Dasein. Und wir gestehen viel zu selten unsere Fehler, unsere Schwächen ein. Paul, du hast auf Facebook einmal geschrieben „Selbstzweifel, Trauer, Wut und Existenzängste“ würden auch dich plagen. Aber gehört das nicht zu den Grundmotiven eines Künstlers? Pizzera: Die Leute glauben, Kabarettisten geht es immer gut. Dabei gibt es gerade in der Unterhaltungsbranche wahnsinnig viele depressive Kollegen. Unser Leben verläuft in Sinuswellen: Du hast Peaks, an denen alles irrsinnig geil ist, aber dann lassen die Endorphine nach und es geht richtig abwärts mit dir. Mit diesem Posting wollte ich klarstellen, dass es mir genauso geht wie jedem anderen Menschen. Wie haben deine Fans darauf reagiert? Pizzera: Überrascht, aber froh. Haben sich die Menschen euch gegenüber verändert, seit ihr berühmt geworden seid? Pizzera: Die Menschen, die mir wichtig sind, behandeln mich Gott sei Dank wie früher. Ich werde von meinen Freunden noch genauso verarscht wie immer. Jaus: Und das ist gut so. Wenn wir heute in irgendwelche Lokale gehen, dann hören wir die Leute natürlich tuscheln. Das ist mir egal, sollen sie tuscheln. Was ich aber überhaupt nicht mag, ist, wenn mich jemand ungefragt filmt oder fotografiert. Pizzera: Dann tanz halt nicht nackt am Tisch herum! Jaus: Mein Gott, das passiert halt. Aber im Ernst: Es ist ja kein Problem, wenn mich jemand fragt, ob er ein Foto machen kann. Aber wenn man feiert, dann

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siehst du immer wieder, wie irgendwo ein Handy in die Höhe gehoben wird. Das ist der Moment, wo die Party vorbei ist und du nach Hause gehen kannst. Nimmt einem das nicht die Lust aufs Fortgehen? Pizzera: Wenn wir privat unterwegs sind, versumpern wir am liebsten in einem Beisl am Ecktisch. Aber am gemütlichsten ist es ohnehin daheim, da brauchst du dich um gar nichts scheren. Was sind die positiven Seiten des Erfolgs? Jaus: Wenn man vor dem Erfolg nicht glücklich war, ist man es mit dem Erfolg auch nicht. Pizzera: Was mir taugt, ist die Anerkennung meiner Arbeit. Aber es gibt eine Studie, die besagt: Nach einem Lottogewinn oder einer Querschnittlähmung dauert es etwa vier Monate, bis du wieder im gleichen Gemütszustand bist wie vor dem einschneidenden Ereignis. Wir besitzen offenbar die Gabe, einen schweren Impact zu verarbeiten und sind dann wieder die Menschen, die wir vorher waren. War Platz 1 eurer Single „Jedermann“ so ein einschneidendes Ergebnis? Pizzera: Ja, dieser Erfolg hat sehr viel verändert. Vor allem bei Ö3. Anfangs hatten wir das Gefühl, sie wollen die Interviews so schnell als möglich über die Runden bekommen. Jetzt können sie gar nicht genug Selfies mit uns schießen. Habt ihr damit gerechnet, dass eure Debüt-CD „unerhört solide“ auf Platz 1 einsteigt? Jaus: Wir haben gehofft, dass wir nicht ganz so schlecht einsteigen werden. Wir hatten zuvor ja bereits fünf Singles in den Charts. Pizzera: Aber dass wir wirklich von 0 auf 1 schießen, das haben wir nicht er-

wartet. Den Erfolg haben wir übrigens zu Hause bei Otto auf der Couch mit einer Kiste Bier gefeiert. Das Album wurde in der zweiten Woche an der Spitze abgelöst. Wart ihr enttäuscht, dass ihr nicht länger an der Spitze wart? Jaus: Überhaupt nicht! Wie könnten wir enttäuscht sein? Wir spielen eine ausverkaufte Tournee, jede Single war ein Hit – alles, was nach Platz 1 von „Jedermann“ passiert ist, ist Luxus. Pizzera: Das ist doch der Lauf der Dinge. Wenn man über Platz 2 in der Hitparade enttäuscht ist, ist man realitätsfremd. Wird durch den Erfolg der Druck größer? Jaus: Die eigenen Erwartungen werden immer größer. Der einzige Mensch, den du wirklich enttäuschen kannst, bist du selbst. Pizzera: Und die Mama! Jaus: Und die Mama, natürlich. Aber es ist vollkommen okay, wenn etwas nicht funktioniert, solange du dein Bestes gegeben hast. Was wäre, wenn einer von euch beiden sagt: Mir ist alles zu viel, ich will nicht mehr? Jaus: Wir haben ausgemacht, dass wir immer ehrlich zu einander sind. Wenn einer sagt, er kann nicht mehr, dann machen wir als „Pizzera & Jaus“ Pause. Unsere Gesundheit ist wichtiger als jeder Auftritt. Pizzera: Wir ziehen das gemeinsam durch. Wie soll ich sagen: Wir wollen uns brauchen. Jaus: Pauli, das hast du schön gesagt!

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empfiehlt

ihrer ganze Jahr über mit Pizzera & Jaus sind das terwegs. Viele r un „unerhört solide“-Tou den ausverkauft, u. a. für Termine sind bereits für Innsd un i Ma d un rz Gasometer im Mä kets. Mai gibt es noch Tic bruck und Villach im


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