!ticket # 267 - März 2024

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Österreichs Eventmagazin Nr.1 Damit sind Sie live dabei!

Influencer DAVE, der Tunichtgut

David Scheid und Jan Frankl bringen ihre gehypte ORF-Mockumentary „Dave” live auf die Bühne!

St. Patrick ’s Day

Mit der Musik von Flogging Molly & Dropkick Murphys im Ohr bereisen wir die besten Distillerien der grünen Insel.

thunderstruck

musik show sport theater kabarett 2,90 € Ausgabe 267 MÄR 2 0 2 4 AC/DC Österreichische Post AG / MZ 15Z040254 M, CTS Eventim Austria GmbH, Mariahilferstraße 41 –43, 1060 Wien; Preis: € 2,90
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Vensterln

Auch, wenn sie in manchen Fällen enervierend ist, bin ich dennoch, im Grunde meines Herzens, unterm Strich ein Freund einer „Österreichischen Lösung” – wobei ich dieses geflügelte Wort nicht in seiner klassischen und somit negativen Konnotation (also: vermeintliche Lösungen, die als unzufriedenstellend für alle Beteiligten sind) verstehe, sondern vielmehr mit einer laxen Herangehensweise identifiziere. Es ist dies ein Ansatz, der gerade nach Österreich zugereiste deutsche – dem Klischee nach: „gründliche”, sprich pedantisch penible –KollegInnen gerne nicht nur vor große Herausforderungen stellt, sondern gar zur Weißglut treibt. Während in Österreich auch einmal etwas „nach Bauchgefühl”, in Grauzonen mehr oder weniger unweit von reglementierten Vorgaben gemacht wird, sucht man über den nördlichen Landesgrenzen hinaus oft und manchmal auch zwangsweise nach messbaren Kriterien, an denen eine Sache dingfest zu machen ist, und bleibt strikt am bürokratischen Pfad verhaftet, ohne nach links und rechts auf die Landschaft zu achten. Verstehen Sie mich nicht falsch: Das ist gut und richtig, wenn etwa am offenen Herzen operiert wird, Verkehrsströme geleitet, Urteile gesprochen oder Finanzen geschupft werden (und auch in diesen Fällen gibt es wohl einige wenige Ausnahmen, wo das dicke Lehrbuch nicht richtig spricht). Aber dennoch existieren im Leben

gewisse Bereiche, in denen gerade eine gewisse Unschärfe, eine gewisse Unberechenbarkeit, eine gewisse Unvorhersehbarkeit und vielleicht sogar eine überschaubare Gefährlichkeit den Reiz ausmachen – gerade im nebulösen Umfeld des kulturellen Treibens. Und natürlich: Nur bis zu einem gewissen Grad. Ältere Semester trauern dahingehend einem „Rock’n’Roll-Lifestyle” nach, gehoben könnte man von einem kläglich vermissten Laissez-faire sprechen, das dereinst im Kulturbetrieb noch verbreiteter war und heute nur noch vereinzelt auftritt. Das beginnt bei der lästigen Garderobenpflicht, geht über Vorgaben, wie klein und durchsichtig mitgebrachte Taschen sein müssen und was darin vorhanden sein darf, bis hin zu streng vorgegebenen Zeitplänen, die einen Konzertabend durchtakten. Selbstverständlich stärkt es das Sicherheitsgefühl, wenn man weiß, dass professionelle Arbeiter etwa den monströsen Bühnenaufbau am Nova-Rock-Gelände hochgezogen haben, der zudem noch x-mal auf sämtliche Sicherheitsbestimmungen hin von unabhängigen Experten überprüft wurde. Selbstverständlich erleichtert es die Planbarkeit, wenn man in Frack und Abendkleid gewandet in die Oper rauscht und weiß, dass jene pünktlich mit dem Hauptabendprogramm beginnt und nach exakt 180 Minuten dreimal heftig beklatscht wird, bevor man den Babysitter wieder ablöst. Alles andere als zwangspro-

fessionalisiert funktionieren (und ja, das tun sie!) hingegen so kleine D.I.Y.-Schuppen wie das Venster99 in den Wiener Gürtelbögen. Hier lärmten bis vor kurzem noch regelmäßig und ohne nennenswerte Zwischenfälle vor stets beflügeltem Publikum irgendwelche Noise-/Punk-/CoreKünstlerInnen, der Eintritt in bar kostete mal so viel, mal so viel, das Bier war mal diese, mal jene Marke und kostete auch Daumen-mal-Pi, während der Konzertbeginn stets fließend angesetzt war. Nun stürmte die Hütte kürzlich die Finanzpolizei, das Gewerbeamt und (so heißt es zumindest) gar die Wega – und zog, vorerst, den Stecker. Am Papier verstehe ich den Ansatz, dass wenn bei der Wiener Stadthalle die Registrierkasse rattert, sie auch im Venster99 rattern muss. Ich verstehe auch den Ansatz, dass hier wie dort eine Personalverrechnung mit allen Nebenkosten „gleiches Recht für alle” bedeutet. Aber ich gebe auch zu bedenken, dass es für einen diversen, spannenden Kulturbetrieb unumstößlich ist, leidenschaftliche Sorglosigkeiten nicht blind auszureißen. Die lockere, spaßige Niederschwelligkeit, die schusselige Originalität, die kreative Radikalität wird so ausradiert und geht ersatzlos: flöten. Subkultur, das ist eine Grundsatzentscheidung, die anders als das Gleiche sein will – und von Haus aus nicht im „fairen Wettbewerb” stehen.

Stefan Baumgartner (Chefredakteur)

|03 EDITORIAL
STEFFEN HENSSLER 18
Mit „Hensslers Schneller Nummer” kündigt der deutsche Fernsehkoch seine letzte Live-Tournee an. Ein letztes Mal möchte der Hamburger mit Schnauze live und vor Publikum beweisen, dass Kochen keine Hexerei ist.

IN DIESER AUSGABE

[12] Dave David Scheid & Jan Frankl haben mit ihrer ORF-Serie einen Hit gelandet, der nun auch auf die Bühne kommt [14] Nu Metal ein nostalgisches Genre, dem sogar die Jugend nachfiebert [16] Thomas Brezina präsentiert uns eine Anleitung für ein Leben voller Freude [18] Steffen Henssler zeigt in „Hensslers Schneller Nummer”, dass Kochen keine Hexerei ist – allerdings zum letzten Mal live vor Publikum [20] St. Patricks Day zu den Klängen von Dropkick Murphys und Flogging Molly reisen wir zu den besten irischen Distillerien [24] Urban Priol ist ein weiser alter Mann, mit Verständnis für die Generationen

>> oeticket.com/magazine mit den aktuellsten VeranstaltungsNeuigkeiten, den wichtigsten Alben-Veröffentlichungen, Single- und Videopremieren, Fotos von den geilsten Konzerten in ganz Österreich, Interviews mit Stars und zahlreichen Gewinnspielen!

Quasi Slayer am Nova Rock. Kerry King, die eine Gitarrenhälfte der ThrashMetal-Legende Slayer, wird nach dem Aus seiner ehemaligen Stammband im Jahre 2019 nun sein erstes Soloalbum „From Hell I Rise” am 17. Mai via Reigning Phoenix Music veröffentlichen. Darauf zu hören sind 13 neue Stücke, davon sind das Titelstück und „Rage” aus der „Repentless”-Session, als erste Single wurde bereits „Idle Hands” veröffentlicht. Neben ihm an der Gitarre hören wir Mark Osegueda (Death Angel) am Gesang, ex-Slayer-Schlagzeuger Paul Bostaph, Kyle Sanders (Ex-Hellyeah) am Bass und Phil Demmel (exMachine Head, ex-Vio-lence) an der zweiten Gitarre. n Kerry King spielt am 13. Juni und somit am ersten Tag des Nova Rock Festivals neben u. a. Green Day, Corey Taylor, Dogstar und Asinhell. Tickets gibt es bei oeticket.com.

Taylor Swift. Bei der 66. Grammy-Verleihung wurden unter anderem Taylor Swift, Billie Eilish und Miley Cyrus ausgezeichnet. Erstere hat schon wieder einen Rekord gebrochen, wurde sie immerhin für ihr aktuelles Album „Midnights” (2022) in der Kategorie „Album des Jahres” ausgezeichnet. Damit ist sie die einzige Künstlerin, die viermal in dieser Kategorie gewonnen hat. Der Preis wurde von der kanadischen Musikerin Céline Dion überreicht. Swift nutzte die Gelegenheit zudem, um ihr neues Album anzukündigen, es heißt „The Tortured Poets Department” und wird am 19. April erscheinen – wir dürfen wohl davon ausgehen, dass im August bei den Wien-Konzerten ihrer Welt-Tournee auch das eine oder andere neue Stück den Weg in die Setlist finden wird. Achja: Die Kansas City Chiefs, bei der Taylors Freund Travis Kelce spielt, haben im Februar den Superbowl gewonnen!

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JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ
Fotos: Philipp Rathmer, Andrew Stuart, Universal Music
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SCHEINWERFERLICHT

Die Vorfreude auf die Open-Air-Saison steigt! Ganz neu im Programm sind die australischen Hard-Rock-Legenden AC/DC, die im Juni für zwei Konzerte nach Wien kommen. Ganz klar bei so einem Ereignis: Die Tickets waren innerhalb weniger Stunden vergriffen. Die gute Nachricht aber: Es gibt noch eine Chance, sie am 21. Juli live in Bratislava zu erleben! Doch nicht nur aus Wien gibt es tolle Neuigkeiten zu vermelden! Das LIDO SOUNDS wird zum 4-Tages-Festival und bietet uns am 27. Juni einen zusätzlichen Festivaltag mit den legendären Kings of Leon und The Kooks. Noch wird in der legendären Wiener Arena die neue Soundanlage justiert, damit der Schall die umliegenden Bewohner nicht mehr so stört. Besucher der Arena dürfen sich hingegen auch hier wieder auf einen tollen Open-Air-Sommer freuen, wir nennen exemplarisch: Grossstadtgeflüster, Beatsteaks, Finch, Bilderbuch, Bibiza, Jan Delay, NOFX, Placebo, Heilung mit Zeal & Ardor und Einstürzende Neubauten. Einige Shows sind bereits ausverkauft, mit ein bisschen Glück werden Sie aber auf FanSale fündig: Hier können Tickets absolut sicher und unkompliziert und maximal zum Originalpreis von Fan zu Fan weiterverkauft werden!

Roberta Scheifinger

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GEWINNSPIELE

Die Gewinnspiele der aktuellen Ausgabe finden Sie auf den Seiten 18–19 und 20–22.

Zu gewinnen gibt es:

• drei Bücher von Steffen Henssler

• drei fette Jameson-Goodie-Pakete

Eine Teilnahme an den Gewinnspielen ist möglich auf oeticket.com/magazine im Beitrag „!ticket Gewinnspiele März 2024“. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 15. April 2024.

Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteurin und Herausgeberin

Einstürzende Neubauten suchen, auch auf ihrem neuen Album „Rampen apm: alien pop music”, das am 5. April erscheinen wird, nach dem unentdeckten Ton und dem noch unausgesprochenen Wort. Es heißt, Blixa Bargeld, N.U. Unruh, Alexander Hacke, Jochen Arbeit, Rudolph Moser und Felix Gebhard schicken sich an, sich nun von ihrer eigenwilligsten Seite zu zeigen –wer mit der bisherigen Diskografie der Berliner vertraut ist, weiß, dass das eine Zwischenwelt im Universum der Popmusik bedeuten könnte: Ein Niemandsland zwischen Vergangenheit und Zukunft, auch mit lärmgewaltigen Kracheruptionen und kryptischen, oftmals fragmentarischen Lyrics. Nicht nur Aliens sollten daher auch am 5. September in die Open Air Arena schauen.

Das LIDO SOUNDS findet dieses Jahr zwischen 27. und 30. Juni am Urfahrmarkt in Linz statt –moment, sind das nicht vier Tage statt bisher drei? Völlig richtig, denn Kings Of Leon (Foto) werden bereits einen Tag vor der Event-Reihe das musikalisch-bunte, sommerliche Treiben in der oberösterreichischen Landeshauptstadt eröffnen, im Vorprogramm hören wir eine ungestüme, mutige Mischung aus Melancholie und Euphorie, wenn The Kooks die Bühne entern –aber, es soll noch mehr an diesem Tag kommen!

Aber auch die bereits bestehenden drei Tage haben mit Marc Rebillet, Gossip, Roy Bianco & Die Abbrunazati Boys sowie Tränen am Freitag, Montez, OG Keemo, Bukahara und Ikkimel am Samstag, sowie Skofi am Sonntag ordentlich Verstärkung bekommen. Wenn das nicht zig gute Gründe sind, im Sommer ein Wochenende in Linz zu begehen!

Placebo haben vergangenen Dezember ein umfangreiches Boxset mit Live-Aufnahmen aus Spanien, Mexiko und London veröffentlicht, wobei im Londoner White Room lediglich Stücke aus ihrem aktuellen Album „Never Let Me Go” festgehalten haben. Doch Brian Molko und Co. werden sich – mit einer Setlist queerbeet – auch tatsächlich live blicken lassen, und zwar am 14. August Open Air in der Arena!

FR, 31.05.24

SA, 01.06.24

SO, 02.06.24

SA, 08.06.24

SO, 09.06.24

MO, 10.06.24

LINZ WR. NEUSTADT EISENSTADT ST. PÖLTEN VILLACH SALZBURG GRAZ

TICKETS: www.nxp.at, 02742/71400, Geschäftsstellen von oeticket.com, Raiffeisenbanken

Thomas Rabsch (Einstürzende Neubauten), Barracuda Music
Gräfe &
Stefan Baumgartner
Live
Of Leon)
Fotos:
(Placebo),
Unzer (Steffen Henssler),
(Jameson), Arcadia
(Kings
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Angus Young

Gemeinsam mit seinem Bruder Malcolm gründete er 1973 AC/DC und ist bis heute das einzige Bandmitglied, das AC/DC ununterbrochen angehört. Rhythmusgitarre, Bass, Schlagzeug – ja selbst die Position am Gesang war bei AC/DC schon mehrfach, wenngleich manchmal nur temporär, ersetzbar. Den Lead bei AC/DC hat der heute 68-Jährige somit nicht nur an der Gitarre ...

Und in welcher Besetzung gastieren AC/DC nun in Wien und Bratislava?

Angus Young – Lead Gitarre

Stevie Young – Rhythmus Gitarre

Brian Johnson – Gesang

Chris Chanes – Bass

Matt Laug – Schlagzeug

Keep rollin’ rollin’, rollin’

Allen Rückschlägen und Krisen zum Trotz fährt die unaufhaltbare Dampflok AC/DC der nächsten großen Stadiontour entgegen.

Angus Young führt sein Team seit 50 Jahren rigoros an – und ließ sich von nichts aus der Erfolgsspur werfen.

Als ich AC/DC 2010 am Flughafen Wels das erste Mal live sah, hatten die Australier schon mehrere Karrieren hinter sich. Damals wackelte das fulminante Österreich-Open-Air lange wegen einer Bodenbrütervögel-Diskussion, dafür war die Stammtruppe rund um den zeitlosen Schuljungen Angus Young an der Lead-Gitarre stabil. Bruder und HauptSongwriter Malcolm Young gab den stoisch-ruhigen Rhythmusgitarristen, der unscheinbare Cliff Williams versteckte sich am Bass, Skandalnudel Phil Rudd trommelte souverän und Frontmann Brian Johnson war von seinem späteren Hörsturz noch meilenweit entfernt. Bon Scott, das alkoholgeschwängerte Front-Raubein der 70er-Jahre, war zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 30 Jahre nicht mehr am Leben, weil er nach einer Zechtour an seinem eigenen Erbrochenen erstickte, ist durch Johnsons Timbre aber omnipräsent. Auf Kultsongs wie „Hell Ain’t A Bad Place To Be“, „High Voltage“, „T.N.T.“ und natürlich „Highway To Hell“ aus der ScottÄra wollen und können die Gebrüder Young nicht verzichten.

Can’t Stand Still

Erst im Laufe des letzten Jahrzehnts wurde

treuen AC/DC-Anhängern klar, dass Spielleiter Angus sich sein Lebenswerk nicht von Schicksalen nehmen lässt. Als Phil Rudd sich 2015 wieder mal ungebührlich verhielt, wurde einfach 90er-Drummer Chris Slade rekrutiert. 2016 erlitt Johnson den besagten Hörsturz und war so überrascht wie alle anderen auch, dass die Band nicht etwa auf seine Genesung wartete, sondern kurzerhand Rock-Rüpel Axl Rose engagierte, der seinen ramponierten Ruf auf der darauffolgenden Stadion-Welttournee mit Pünktlichkeit und guter Stimme wieder aufbesserte. Zu dieser Zeit saß Malcolm aufgrund von Demenz schon längst daheim unter häuslicher Pflege, während sein Bruderherz mit veränderter Mannschaft beständig den „Duck Walk“ zelebrierte und einfach weitermachte –wie es dem Arbeitsethos von gebürtigen Schotten (die Youngs kamen im rustikalen Glasgow zur Welt) eben geziemt. Allen Kritikern und Unkenrufern zum Trotz –bis die Pandemie die gut geölte Maschine für einige Jahre ausbremste.

Power Up

„Wenn wir im Proberaum sind, dann schaut er uns über die Schulter“, so Angus über das verstorbene Bruderherz, „er ist

und bleibt immer ein essenzieller Bestandteil von AC/DC. Wo ich bin, ist auch er.“ Wie durch eine wunderhafte Schicksalsfügung, puzzelten sich die in alle Himmelsrichtungen verstreuten Teile der Band wieder zusammen. Für Johnson wurde ein Hörgerät angefertigt, mit dem er sogar vor Verstärkern singen kann, Phil Rudd bekam die ärgsten Drogenprobleme wieder in den Griff und Cliff Williams verschob gar seinen einst schon angekündigten Ruhestand auf unbestimmt, weil das Feuer für das Album „Power Up“ (2020) und eine damals noch nicht näher definierte Live-Rückkehr wieder entfacht war. Und Malcolms unscheinbarer, aber bienenfleißiger Neffe Stevie Young schnallt sich ohnehin seit jeher die Gitarre um, wenn Not am Mann ist oder gerufen wird. So gelang es dem alten Fuchs Angus tatsächlich die Band durch alle Krisen und Probleme zu lavieren, ohne sich dabei um die Ansichten von außen oder barsche Medienberichte zu kümmern. Frei nach dem erprobten Motto „what happens in the band, stays in the band“ hielt der überzeugte Antialkoholiker alles Unheil auf Distanz und ließ jedwede Form von Kritik wie an Teflon von sich abperlen.

Fotos: Atlantic Records |09

Back in Black

Mit seiner Band lebte Angus schon immer in einer undurchdringlichen Blase, noch bevor dieser Ausdruck im Internetzeitalter überhaupt etabliert war. Unbeirrbar werkte er mit seinem älteren Bruder Malcolm an der rifflastigen Rhythmusmaschinerie, ohne sich aus dem Tritt bringen zu lassen. Nach Bon Scotts Tod veröffentlichte man mit Brian Johnson am Mikro wenige Monate darauf „Back In Black“, eines der kommerziell erfolgreichsten Alben der gesamten Musikgeschichte, das bis heute rund 50 Millionen Mal über die Ladentische ging. Als die Band in den 80ern an kreativen Schwächephasen litt, passte man sich keinem Trend an, sondern musizierte unaufhaltsam weiter und feierte 1990 mit der Single „Thunderstruck“ und dem Album „The Razor’s Edge“ ein Erfolgscomeback. Auch wenn die Zeiten der dicken Rockgrätsche durch den Grunge-Hype schon obsolet war – mit diesem Werk fuhren die Australier noch einmal kräftig die Krallen

der Vergangenheit aus. Für Musiksnobs gilt der Begriff AC/DC gemeinhin als Synonym für Redundanz und Monotonie, doch in ihrer bornierten Kurzsichtigkeit vergessen jene Zweifler nur allzu gerne, dass sich das musikalische Gesicht der Band sehr wohl stets veränderte – wenn auch oft nur in Nuancen. Zwischen Alben wie „Highway To Hell“ und „Fly On The Wall“ oder „Powerage“ und „Blow Up Your Video“ liegen Welten, wenn man sie aus dem AC/DCKosmos heraus betrachtet.

It’s A Long Way to the Top ...

Die größte Stärke der Australier war neben der internen Verschwiegenheit schon seit jeher die Working-Class-Attitüde. „Wir haben früh bemerkt, dass wir keine ,Overnight-Sensation‘ sein würden“, rekapituliert Angus, „wir mussten uns jeden Kontinent, jedes Land und jede Stadt hart erspielen. Aber wir haben das Livespielen geliebt und das Publikum auf unsere Seite gezogen –die Mundpropaganda hat das Übrige

für uns gemacht. Wir haben uns überall von ganz unten hochgearbeitet.“ Heute, exakt 50 Jahre nach der Gründung, thront man längst an der absoluten Spitze. AC/DC sind seit 20 Jahren in der Rock And Roll Hall Of Fame, haben mehr als 200 Millionen Alben verkauft und dienen als Blaupause für schnörkellose und grundehrliche Rockmusik. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr gab es Anfang Oktober beim kalifornischen Power Trip-Festival nur einen einzigen Auftritt, aber der bewies eindrucksvoll, dass die alten Herren noch immer mühelos zum Abriss fähig sind. Im Anschluss hat sich Williams jedoch in den Ruhestand verabschiedet – nach Rose wurde jedoch nicht Duff McKagan engagiert, sondern Jane’s Addictions Chris Chaney, während wie auch am Power Trip Matt Laug hinterm Kit sitzen wird.

n AC/DC gastieren im Zuge ihrer „PWR UP“-Tour am 23. und 26. Juni im ErnstHappel-Stadion, am 21. Juli am Old Airport Vajnory in Bratislava.

DIE FÜNF BESTEN AC/DC ALBEN EVER: CHRONOLOGISCH, DAFÜR REIN SUBJEKTIV

Vermutlich verkörpert keines der AC/DC-Alben ungestümen Rock’N’Roll-Vibe mehr: „Let There Be Rock” wurde 1977 veröffentlicht, als der Punk Rock auf seinem Zenit war und hatte eine derart rohe Kante, eine manische Intensität und eine street credibility, die Punks und Headbanger gleichermaßen ansprachen. Das liegt vermutlich vor allem daran, dass das Album live und mit allen Fehlern aufgenommen wurde.

Möglicherweise finden wir auf „Powerage” nicht nur die beste Young-Gitarrenarbeit, zudem war es auch das letzte Album, wo AC/DC voll und ganz in ihrem Element waren, dafür aber mit einer ganz speziellen Dynamik: Hier hören wir insbesondere das Monster „Riff Raff” und „Gimme A Bullet”, das stark nach Lynyrd Skynyrd klingt. Kein Wunder, dass Joe Perry und Keith Richards dies als bestes AC/DCAlbum erkoren haben!

Nachdem Produzent Eddie Kramer gefeuert wurde, bewies sein Nachfolger Mutt Lange das Genie, all das Blut, den Schweiß und die Tränen, die er aus der Band presste, auch auf ein Album zu übertragen: So klingt der „Highway” schwungvoll, präzise, gelassen, aber auch energetisch. Besonders deutlich wird dies bei „Walk All Over You”, „Touch Too Much” und natürlich bei „If You Want Blood”.

Für fast alle außer Joe Perry und Keith Richards ist „Back in Black” das beste AC/DCAlbum, es ist zumindest ihr meistverkauftes. Insbesondere, dass Brian Johnson nach dem Tod von Bon Scott so mühelos anschloss, davor muss man schon den Hut ziehen. Geholfen hat vielleicht auch, dass während der Aufnahmen auf den Bahamas draußen ein tropisches Gewitter tobte, denn so klingt das Album auch ...

Produzent Bruce Fairbairn, der Mann, der drei Jahre zuvor mit „Permanent Vacation” die Karriere von Aerosmith wiederbelebt hatte, wollte, dass AC/DC wieder wie 17jährige Rabauken klingen. Bestes Beispiel dafür ist natürlich „Thunderstruck”, aber zweifelsohne auch „Fire Your Guns” & „Moneytalks”.

„Mistress For Christmas” geriet hingegen zwar äußerst unspektakulär, war dafür von Donald Trump inspiriert ...

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JULY, 21 2024

BRATISLAVA

VAJNORY - OLD AIRPORT

Der Tunichtgut

Mit der ORF-Serie „Dave“ haben David Scheid und Jan Frankl einen Überraschungserfolg hingelegt. Jetzt bringen die beiden die Alltagsgeschichten des wohlstandsverwahrlosten Tunichtguts, der ein erfolgreicher Influencer werden möchte, auf die Bühne. Ein Gespräch über Christian Clerici, urinierende Hunde und Scheids neue Karriere als seriöser Schauspieler.

Foto: Jan Frankl

Dave ist ja eigentlich eine traurige Gestalt mit gutem Herz. Scheid: Ja. Es geht nicht darum, nur grauslich zu sein.

Frankl: Oft wird er auf das Grausliche reduziert. Das hat mich von Anfang an gestört. Für mich ist „Dave“ eigentlich eine griechische Heldensage. Eine Odyssee. Er hat ein Ziel und wird ständig davon abgelenkt.

Warum wird „Dave“ auf Energy Drinks, Kiffen und Körpergeräusche reduziert?

Frankl: Wahrscheinlich weil die Art Sendung fürs Publikum neu ist. Wenn man sich Boxen anschaut, ohne sich auszukennen, glaubt man auch, das ist irrsinnig gewalttätig. Eigentlich ist es aber ein sehr taktischer Sport.

Scheid: Ich finde ja, dass sich die Figur in der zweiten Staffel schon sehr verändert hat. Man sieht einen Prozess, eine Entwicklung in der Persönlichkeit. Dave wird immer normaler.

Er wäre gern Influencer. Inzwischen ist euer Instagram-Kanal derart erfolgreich, dass die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen. Scheid: Es ist schön, wenn die Serie ins echte Leben reinspielt. Es hat allerdings die Kehrseite, dass sie manchmal als Reality-TV verstanden wird. Ich werde auf der Straße oft als dieser Dave wahrgenommen. Ein bisschen fürchte ich mich schon vor der Fahrzeugkontrolle durch einen Polizisten, der es nicht verstanden hat. Der nimmt mir das ganze Auto auseinander.

Wie wurde aus der TV-Serie ein Bühnenprogramm? Scheid: Es ist definitiv ein Guzi für die Fans, damit sie das mal aus nächster Nähe erleben können. Wir wollen die Leute aus dem Wohnzimmer und von der Couch holen. Aber man muss die Serie nicht gesehen haben, um Spaß daran zu haben. Frankl: Wir bringen viele Witze, die in den ersten beiden Staffeln keinen Platz hatten. Scheid: Ein Rest of-Programm.

Frankl: Mit sehr viel Publikumsinteraktion.

Wie jung oder alt ist die Zielgruppe? Frankl: Diverser als wir selbst dachen. Die stärkste Zielgruppe ist von 25 bis 35, danach kommen erst die 17- bis 24-Jährigen.

Scheid: Sie schauen aber schon ab 12. Ich weiß nicht, ob das gesund ist.

Wieviel Freiheit lässt euch der ORF? Scheid: Sehr viel. Bei ein paar Kleinigkeiten bin ich im Nachhinein traurig, dass man sich das nicht getraut hat. Aber im Großen und Ganzen haben wir Narrenfreiheit. Unser Sendeplatz ist finanziell undankbar aber kreativ sehr dankbar. Wir können viel machen, was bei anderen verhandelt werden müsste.

Frankl: Die Sendung funktioniert auch nur, weil sie ungeschliffen ist.

Gedreht wird im öffentlichen Raum. Folgt alles einem Drehbuch, oder wird auch wild improvisiert? Scheid: Wir haben natürlich ein Drehbuch. Dazu kommt Improvisation und manchmal unbeschreibliches Glück. Unser Set ist die Straße. Insofern wissen wir nie, was passiert. Zum Beispiel kommt während einer Szene ein Hund daher und uriniert. Darauf würden wir gar nicht kommen. Und wenn es uns einfallen würde, wäre die Umsetzung mit einem Hundetrainer sehr aufwändig.

Ex-ORF-Star Christian Clerici spielt eine wichtige Nebenrolle. Warum gerade er? Scheid: Weil er ein Schönling ist, ein Promi, aber kein A-List-Promi. In den Neunzigern war er jemand. Heute schaut er immer noch gut aus.

Frankl: Er verkörpert perfekt den ORF-Star aus den Neunzigern. Nur die Jugend kennt ihn vielleicht nicht mehr.

Scheid: Mittlerweile sprechen sie ihn aber schon auf der Straße an. Taugt ihm voll. Er erlebt jetzt einen zweiten Frühling.

passt perfekt für die Rolle des sympathischen Machos und ist ein irrsinnig guter Improvisator.

Frankl: Auch mit ihm hatten wir Glück. Er

David, du bist demnächst an der Seite von Maria Hofstätter und Anja Plaschg im Film „Des Teufels Bad“ zu sehen. Wie kam es zu dieser ernsten Rolle? Scheid: Der Caster des Films hat „Dave“ gesehen und mochte meine natürliche Art zu improvisieren. Für mich ist es eine große Chance. Ich darf zeigen, dass ich nicht nur rumstolpern und lustig sein kann. Ich muss allen Beteiligten danken. Sie hatten das Vertrauen, einen TV-Kasperl für eine wahnsinnig deepe, arg düstere, historische G’schicht zu nehmen.

Wie groß war der Respekt vor der Aufgabe? Scheid: Sehr groß. Wir haben uns intensiv vorbereitet. Die Geschichte spielt 1750. Wir mussten lernen, wie man damals gelebt hat. Ich habe als Vorbereitung mit Maria Hofstätter eine Woche bei einem Bauern in Oberösterreich mitgearbeitet. Und sie hat mein Oberösterreichisch verfeinert, damit es für die Rolle passt. Es geht stark um die Sprachmelodie und die Attitude, die dahinter steht. Das ist jetzt schon der zweite Dialekt, den ich mir angeeignet habe.

Wieso? Scheid: Ich bin als Kind von Wien nach Niederösterreich gekommen. In der Volksschule hatte ich sprachlich am Anfang Troubles, ich wurde nicht so willkommen geheißen als Weana Bazi. Also habe ich rasch Niederösterreichisch gelernt.

n „Ein Miststück“ mit Dave & Jan spielt es laufend im Wiener Stadtsaal, am 20. März in der Kürnberghalle, am 19. Mai im Grazer Orpheum. Außerdem spielt Scheid „Als die Welt noch eine Scheibe war“ laufend in der Kulisse, im Niedermair und im Wiener Stadtsaal.

KINOTIPP: „Des Teufels Bad“ startet am 8. März in den heimischen Kinos.

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Nu Kids on th

Eine halbe Dekade lang dominierte Nu Metal die Welt der harten Musik. Das Genre war so beliebt wie umstritten und flackert heute noch immer, doch der Glanz verblasst weit entfernt in der Nostalgie der Vergänglichkeit.

Als ich kurz vor Weihnachten durch Facebook scrollte, fühlte ich mich wie in einer Zeitschleife gefangen. Wenige Stunden davor wurde das Konzert der Nu-Metal-Legende Korn angekündigt und die Pinnwand war voll von Postings zwischen Veranstaltungszusagen und purer Nostalgie in Form von YouTube-Videolinks oder persönlichen Erinnerungen an irgendwelche Korn-Konzerte zu Zeiten, als Social Media noch nicht einmal ein Begriff war. Nun ist Facebook beileibe keine Plattform der Jungen, doch dass Korn 30 Jahre nach ihrem Debütalbum noch immer so eine Strahlkraft haben, ist alles andere als selbstverständlich. Das eben angesprochene, selbst-

betitelte Erstwerk gilt heute als die Geburtsstunde eines Subgenres namens Nu Metal, das rund ums Millennium in seine Hochphase geriet, aber unter Metal-Puristen so verschrien und kritisiert war wie maximal noch der etwas später populär gewordene Metalcore. Doch Nu Metal war nicht einfach nur Musik, er war in seiner Hochzeit für eine ganze Generation Lebenseinstellung und Protestplattform und dem Grunge damit in seiner Haltung näher als in seinem Sound.

Jener war eine mutigere und offenere Fortsetzung von Crossover-Bands wie Pantera, Body Count, Fear Factory, Anthrax oder auch Rage Against The Machine, die schon

in der ersten Hälfte der Neunziger experimentierten und sich von gängigen Klangklischees lösten. Nu Metal wagte sich aber noch tiefer in den Hip-Hop vor und sorgte damit für allumfassende Unmutsbekundungen der Szenetreuen, die, damals noch von MTV und klar auseinanderdividierten Jugendkulturen geprägt, keine Lust darauf verspürten, sich ihren Metal verwässern zu lassen. Korn prägten Adidas-Jogginghosen und den offenen Umgang mit Verletzlichkeit, Depressionen und Schmerz. Doch waren Jonathan Davis und Co. nicht nur musikalisch ihrer Zeit voraus. Auch inhaltlich dauerte

Korn 1993 gegründet, gelten die Kalifornier als Mitbegründer des Nu Metal. Live besonders beeindruckend: Der vom Alien-Designer HR Giger entworfene Mikrofonständer von Jonathan Davis.

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Foto:
Richard Beland

he Block

es noch länger, bis diese „Emo-Haltung“ nicht nur von der maskulinen Hörerschaft, sondern auch von den Musikern selbst akzeptiert und zelebriert wurde. Zwischen 1995 und 1997 wagten auch die Deftones mit „Adrenaline“, Sepultura mit „Roots“ oder Sevendust erste Schlenker in diese neue Klangwelt. Die richtige Explosion des Genres gab es aber erst 1998.

Zu dieser Zeit lag der Metal kreativ brach. Die extremen Ausprägungen Black, Death und Thrash Metal hatten ihre Hochzeit bereits hinter sich, der Groove- und Alternative-Metal verfing sich längst in der Ausatmung der explosiven Grunge-Welle, Power Metal wurde alleine von Hammerfall am Leben gehalten. Fans harter Klänge dürsteten nach etwas Neuem, Ungehörtem. Sie sollten es bekommen. Das Debütalbum von System Of A Down samt der Hit-Single „Sugar“ vermischte unbekannte Osteuropa-Referenzen mit treibenden Blastbeats, Korns „Follow The Leader“ brachte die Wegbereiter kommerziell endgültig zum Explodieren und Brasiliens Säulenheiliger Max Cavalera verknüpfte südamerikanische Rhythmen mit der Ungezügeltheit des Thrash Metals in seinem neuen Projekt Soulfly. Dazu viel Unsicherheit, Teenage-Angst, DCSkateschuhe, Dickies-Kappen, BaggyPants, Tunnel-Piercings und Rastahaare auf der einen Seite. Ausuferndes White-Boy-Gehabe, offen zur Schau getragener Sexismus und tendenziöses Prollverhalten auf der anderen Seite. Nu Metal war in seiner Hochzeit gleichermaßen verletzlich und offen wie anbiedernd und anstrengend. Eine ganz spezielle Melange, die in ihrem Kontrast bis

heute einzigartig bleiben sollte. Zum Brandbeschleuniger des boomenden Genres mutierte Ende der Neunziger ausgerechnet Ozzy Osbourne. Der Dunkelpapst bot den jungen Wilden mit dem einst noch frischen „Ozzfest“-Festivals eine fulminante Bühne, die sie gut zu bespielen wussten. Zwischen 1998 und 2001 erschienen so gut wie alle Nu-Metal-Alben, die für das Genre prägend sein sollten. System Of A Downs Meisterwerk „Toxicity“, Linkin Parks „Hybrid Theory“, noch immer das bestverkaufte Debüt einer Band im 21. Jahrhundert, die ungemein aggressiven Slipknot-Alben „Slipknot“ und „Iowa“, Limp Bizkits Tough-Guy-Manifest „Significant Other“, „Infest“ von Papa Roach oder Disturbeds „The Sickness“. Im weiteren Kreis dazuzählen muss man auch die sich stets deutlich vom Genre distanzierenden Deftones oder Incubus. Selbst inhaltlich und musikalisch sehr dürftige Kapellen wie Mudvayne, Mushroomhead, Crazy Town, P.O.D., die weichgespülten Staind oder das Frauen-Kollektiv Kittie kamen zu ihren Warhol’schen 15 Minuten Ruhm (oder mehr). Ähnlich wie der Grunge verpuffte auch die allumfassende Wirkung des Nu Metal aber schneller, als ihr lieb war. Bands wie die Deftones, Linkin Park, Slipknot und nicht zuletzt Korn entwickelten sich in andere Richtungen, Coal Chamber lösten sich gleich ganz auf und Treugebliebene wie Limp Bizkit waren schlagartig verpönt, weil sich die Gesellschaft, ihr musikalischer Geschmack und auch ihr Zugang zu verschiedenen Inhalten weiterentwickelte.

Zu viele generische, nach ihren großen Idolen klingende Bands langweilten das Genre zusätzlich, außerdem erfuhren in den mittleren

Vended heißt die 2018 gegründete Band von Griffin Taylor und Simon Crahan, den Nachkommen der Slipknot-Mitglieder Corey Taylor und Shawn „Clown“ Crahan.

2000er-Jahren Subkulturen wie Death- und Thrash-Metal wieder einen Boost. Wer bis dahin noch immer stolzer Nu Metaller war, neigte sich am ehesten der – ebenso impulsiven und ziemlich kurzlebigen – Hochphase des Metalcore zu. Mit dem Terminus Nu Metal lassen sich heute maximal noch Limp Bizkit ansprechen, deren Frontmann Fred Durst längst zur ironischen Parodie seiner selbst wurde. Ansonsten fiebert die Jugend den Glanztaten der Alten nach – etwa in Form von Vended, wo die Söhne von Corey Taylor und Shawn Crahan (Slipknot) ihr musikalisches Heil in einer modernisierten Form des 2000er-Trendgeballers suchen. Ist der Nu Metal wirklich „das schlimmste Genre aller Zeiten“, wie der renommierte NME einst beinhart urteilte? Der Hype um das Wiener Korn-Konzert sagt eindeutig: nein.

n Korn spielen am 29. Juli in der METAStadt, Vended am 11. Mai in der Szene.

Ein Leben vo

Thomas Brezina hat zeitlebens gute und schlechte Erfahrungen gemacht. Und trotzdem ein erfülltes Leben gelebt. Nun verrät er uns, wie das geht: Nicht im Rahmen eines trockenen Vortrags, sondern mit seiner Lebensgeschichte, die auch viele Lacher bereitstellt.

TEXT: MANUEL SIMBÜRGER

Die Idee kam bei der Feier zum 60er, ein Alter, das zwar noch nicht den Lebenswinter bedeutet, aber in dem trotzdem schon langsam die bunten Blätter zum Fallen beginnen. Da blickte Thomas Brezina auf sein Leben zurück, auf gute, als auch schwierige Zeiten, auf Heiles, das kaputt ging, und Kaputtes, das wieder heil wurde. Wieso nicht draus ein Bühnenprogramm machen? Immerhin inspiriert Brezina mit seinen über 600 (!) Büchern, Podcasts, Social Media-Beiträgen und Vorträgen seit jeher alle Altersgruppen – und außerdem hat er immer „Ja“ zu allem gesagt, was auf ihn zukam.

„Lieben, lachen, anders machen: Eine Anleitung für ein Leben voller Freude“ ist keine Comedy, aber es gibt viel zu lachen. Kein Vortrag, aber viele Gedankenanstöße. Persönlich wie nie zuvor und mit überraschenden Wendungen erzählt Brezina unterstützt durch intime, berührende Fotografien und durch interaktive Aktionen mit dem Publikum aus seinem Leben. Das ausverkaufte Debüt im November 2023 im Wiener Globe war bereits ein voller Erfolg.

Sie geben viel Persönliches vor fremden Menschen preis. Gehört dazu nicht wahnsinnig viel Mut? Natürlich ist es eine Herausforderung, aber wenn ich

Menschen begegne, interessiert es mich auch nur, wenn sie ehrlich über sich erzählen und nicht irgendwelche Phrasen dreschen. Dafür habe ich keine Zeit! Aber wenn Menschen ehrlich über sich erzählen, dann kann ich davon etwas mitnehmen und lernen. Und aus diesem Grund mache ich so ein Programm gerne. Ich befinde mich aktuell zudem in einer Zeit in meinem Leben, wo ich vieles weitergeben möchte. Vielleicht helfe ich ja jemandem damit.

Sie feierten im Jänner Ihren 61. Geburtstag. Kommt damit automatisch ein Reflektieren, ein Zurückblicken und Nachdenken? Ich blicke zurück, aber unter dem Motto: „Was kann ich weitergeben?“ Ich bin nicht wehmütig. Die Vergangenheit ist vergangen. Mich interessiert die Gegenwart, mich interessiert, was ich heute machen kann.

Auf welche konkreten Anekdoten dürfen wir uns freuen? Eine der Geschichten, die mich ja selber sehr amüsiert, ist, dass mein Deutschprofessor in der sechsten Klasse meiner Mutter gesagt hat, ich soll alles im Leben machen, nur nichts mit Deutsch oder Sprache (lacht). Ich erzähle generell sehr viel über mich als Kind, weil unsere tiefste Lebensfreude, die wir auch als Erwachsene haben können, in uns

schon als Kindern gesteckt ist. Wir müssen sie nur wiederentdecken. Ich zeige auf der Bühne auch, wie man das machen kann.

Auch schwierige Zeiten in Ihrem Leben werden Thema sein ... Ja, ich erzähle über eine sehr, sehr große Krise in meinem Leben, eine sehr traurige Trennung. Eine Zeit, in der ich wirklich dachte, ich werde mein ganzes Leben lang allein bleiben. Und wie sich dann alles auf völlig unerwartete Weise verändert hat. Damals habe ich gelernt: Wenn du Liebe suchst, muss dir klar sein, dass du sie nicht unbedingt findest, sondern es gibt da andere, bessere Tricks – auch dafür, selbst der bestmögliche Partner zu sein.

Es stimmt also: Wenn man aufhört, nach der Liebe zu suchen, findet sie einen? Ja und nein. Da gehört schon mehr dazu. Nur aufzuhören zu suchen, das klingt sehr resignativ. Es ist nicht so, dass ich im Zimmer sitzen kann und sage: Die Liebe wird mich finden! So ist es nicht. Man muss dem Leben eine Chance geben, aber gleichzeitig muss man es schaffen, mit sich selbst gut zu leben.

Sind Sie jemand, der bereut? Was hilft’s, wenn ich es bereue? Geschehen ist geschehen. Es geht um das Jetzt, was ich

Foto: Jan Frankl

voller Freude

jetzt tun kann. Es ist natürlich menschlich, zu bereuen. Aber die Frage ist: Wie lange bleibt man an diesen Gedanken hängen?

Würden Sie gerne noch einmal jung sein? Bei aller Fantasie bin ich dafür wohl zu nüchtern. Was nützt es, noch einmal jung sein zu wollen? Mein gefühltes Alter liegt bei 38,5. Dieses verklärte Zurückschauen, der Wunsch, nochmal 20 sein zu wollen, heißt ja

nur, man würde gerne wieder in einer bestimmten Situation sein, aber mit dem Wissen von heute. Erinnern wir uns: Damals als Kind wollten wir so schnell als möglich erwachsen werden.

Gibt es vielleicht etwas ganz Konkretes, das Sie früher schon gerne gewusst hätten? Ja, ich hätte schon früher und öfter gerne gewusst, dass es besser wird, als ich im Augenblick denke, fürchte oder mir in meinen wildesten Träumen ausmale.

In ihrem Programm geht es auch um Lebensglück. Wie definieren Sie Glück? Glück ist ein völlig überstrapazierter Begriff. Das, worum es geht, ist ein erfülltes Leben. Ein erfülltes Leben ist nicht ständig Sonne und Wonne. Es besteht vielmehr darin,

dass ich alles dransetze und das Beste tue, um das im Leben zu machen, was ich gerne machen möchte. Und dass ich mit all dem, was da kommt und was mir um die Ohren fliegt, so gut wie möglich umgehe. Manche Bestandteile im Leben mögen wir gar nicht und manche mögen wir sehr. Für die, die wir sehr mögen, müssen wir etwas tun.

Man kann Ihnen während der Pause des Programms auch Fragen stellen. Welche Fragen bekamen Sie beispielsweise? Das waren wahnsinnig viele und man kann natürlich nur ganz wenige davon beantworten. Zum Beispiel wurde gefragt: „Ist Erfolg gefährlich?“

Und? Ja, Erfolg ist absolut gefährlich. Du brauchst die richtigen Leute rund um dich, die dich am Boden halten und die dich ganz genau beobachten. Das halte ich für ganz, ganz wichtig. Denn Erfolg ist auch sehr herausfordernd.

Welche Projekte haben Sie außerdem in der Pipeline? Es kommt in der Osterzeit ein Buch über die Kraft des Vergebens heraus. Ein ganz besonderes Buch, das ich unbedingt schreiben wollte. Der Titel: „Na und, sagte der weiße Schimpanse –Eine Geschichte über das Vergeben“. Im Herbst kommt außerdem der neue Krimi rund um Kaiserin Sisi.

n „Lieben, Lachen, anders machen” von Thomas Brezina erleben wir am 10. April im Orpheum Graz, am 30. in der Kürnberghalle Leonding, sowie am 9. Juni im Theater im Park.

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Bisschen schneiden, rühren, Pfanne bewegen

Der deutsche Fernsehkoch Steffen Henssler hat ins Internet expandiert und ist mit seinem Kanal „Hensslers Schneller Nummer“ nun auch dort erfolgreich. Er will vermitteln, dass Kochen keine Hexerei ist. Nun bringt der Hamburger mit Schnauze das Format auf die Bühne. Es wird seine letzte Live-Show sein, wie der Entertainer und Restaurantbetreiber mit Hang zum Multitasking verrät.

Foto: Philipp Rathmer 18|
TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER
SPIEL
Wir verlosen drei Kochbücher von Steffen Henssler. Mehr Informationen siehe Seite 6.
GEWINN

Warum zahlen Menschen Eintritt, um Ihnen beim Kochen zuzusehen? Die Leute zahlen auch Eintritt, damit ihnen jemand Witze erzählt. Das könnte man in der Kneipe am Tresen günstiger haben. Die wollen aber einen bekannten Comedian oder eben mich sehen. Es ist Entertainment, das ich biete. Ich stehe nicht nur stumpf da und koche. Die Show wird ein rundum lustiger Abend mit Anekdoten, Geschichten, Einspielern, Pannen. Und natürlich geht es auch darum, dass ich den Leuten etwas mitgebe, das sie zu Hause in der Küche nachmachen können: eine gute Rezeptidee, ein geiler Kniff.

Das Format funktioniert auf jeden Fall, Tausende kommen in Ihre Kochshows. Und viele kommen wieder, das freut mich. Es ist eine relativ neue Sache, die es vor 20 Jahren noch gar nicht gegeben hat. Die Konkurrenz ist auch überschaubar. Solche Shows haben meines Wissens bislang nur Tim Mälzer, Horst Lichter, Jamie Oliver und ich gemacht. Fertig.

Diesmal laden Sie zu „Hensslers Schneller Nummer“. So heißt auch Ihr InternetFormat. Warum sind Sie als Fernsehkoch ins Netz gegangen? Das ist eine tolle Plattform, wo ich allein bestimme, was ich mache. Ich mag Fernsehen, aber du bist immer abhängig von Produzenten und vom Sender. Im Netz redet mir niemand drein, was ich anziehen und sagen soll. Da bin ich autark. Ich liebe das Internet wirklich dafür, dass ich auf meinen Kanälen machen kann, was ich will.

Pardon: Sie wirken nicht wie jemand, der sich viel reinreden lässt. Das stimmt. Nichtsdestotrotz ist Fernsehen jedes Mal ein Riesenaufwand. Wenn ich etwas fürs Netz drehe, muss ich nicht lange überlegen. Da ist es egal, wenn was nicht so gut läuft. Am nächsten Tag kommt schon das nächste Ding hinterhergeflogen. Einfach Sachen raushauen, das mag ich. Auch der Kontakt

zu den Zuschauern ist viel direkter.

Was macht ein gutes, schnelles Rezept aus? Die Zeit ist Nebensache. Manche Gerichte gehen in fünf Minuten, manche brauchen 50. Die Hauptsache ist: Unkompliziert muss es sein. Und einfach nachzumachen, auch wenn man nicht tief drin sitzt in der Kochmaterie.

Am besten kommen simple Sachen an: Bratkartoffel, Rumpsteak oder die BudSpencer-Pfanne. Ist das nicht unter Ihrer Kochwürde? Gar nicht. Gerade wenn man einfach kocht, muss alles stimmen. Ich mache diese Gerichte auch selber zu Hause so. Wenn ich koche. Noch lieber gehe ich essen.

Andere Rezepte sind anspruchsvoller. Lauwarmes Zucchini-Carpaccio mit Parmesan-Zabaione, klingt das nicht für Kocheinsteiger abschreckend? Es ist die Frage, wie man’s erklärt. Wir bekommen oft Rückmeldungen von Leuten, die überhaupt keine Kocherfahrung hatten und die wir motiviert haben. Denen konnten wir die Angst nehmen. Zabaione heißt einfach, dass man mit einem Schneebesen in einer Schüssel rührt. Im Grunde will ich zeigen, dass Kochen halb so wild ist: Bisschen schneiden, rühren, Pfanne bewegen.

Durch die Pandemie haben viele Menschen sich Essen nach Hause liefern lassen. Das Bestellen ist geblieben. Wird immer weniger gekocht? Jein. Es gibt verschiedene Tendenzen. Die Resonanz auf meinen Kanal ist sehr groß. Wir verkaufen durch die Videos auch viele Gewürze, Saucen und Öle in unserem Shop. Ein Trend, den ich beobachte, ist, dass Leute das Kochen verwenden, um ein bisschen runterzukommen von der täglichen Hektik. Man trinkt ein Glas Wein und kocht. Natürlich ist der Zeitgeist sehr schnell. Aber manche schätzen es, sich richtig Zeit zu lassen in der Küche.

Sie kochen im Fernsehen und im Internet, gehen auf Tournee und betreiben eine ganze Reihe von Lokalen. Wieviele Stunden hat Ihr Tag? Auch nicht mehr als Ihrer. Ich habe ein gutes Team und Leute in entscheidenden Positionen, mit denen ich schon lang zusammenarbeite. Man muss akzeptieren, dass man nicht immer alles unter Kontrolle hat.

Wie hoch ist die Chance, Sie in einem Ihrer Restaurants anzutreffen? Am Wochenende gar nicht so gering. Aber darum geht es nicht. Ich muss da nicht selber sein, es läuft auch ohne mich. Als Koch bist du ständig mit schwierigen Arbeitszeiten, Hitze und Stress konfrontiert. Irgendwann musste ich mich entscheiden: Will ich selber im Restaurant stehen und jeden Tag kochen? Oder will ich die ganzen anderen Möglichkeiten, die sich mir bieten, wahrnehmen? Ich liebe diesen Beruf, aber wenn ich es mir aussuchen kann, muss ich ihn nicht jeden Tag ausüben.

Also keine Burnout-Gefahr? Noch geht’s. Ich bin eigentlich entspannt, lebe viel von Tag zu Tag und schaue, was passiert. Früher war ich wesentlich mehr unterwegs. Heute mache ich im Grunde nur noch meine eigenen Sendungen. Ich achte schon auf meine Kräfte. Deshalb wird diese Tour auch meine letzte sein. Ich merke, ich muss weniger machen, sonst leiden andere Sachen darunter. Man wird ja auch ein bisschen älter.

Sie und Tim Mälzer sind seit Jahren die dominierenden Fernsehköche. Wie ist Ihr Verhältnis? Besser als viele denken. Es wirkt so, als würden wir immer streiten. Wir lieben es, ein bisschen über den anderen herzuziehen. Aber immer mit einem Augenzwinkern. Wir sind gute Buddies.

n Steffen Henssler gastiert mit „Hensslers Schneller Nummer“ zwischen 1. und 5. Mai in Salzburg, Linz, Graz und Wien.

Flüssiges

Wenn man an Irland denkt, werden viele urtypische Dinge assoziiert: Schafe, Leprechauns, die Farbe Grün, Guinness und Musik. Vor allem aber Whiskey, der sich im Gegensatz zu seinem schottischen Pendant mit „e“ schreibt – und auch sonst markant unterscheidet. Grund genug für einen feucht-fröhlichen Streifzug durch die grüne Insel und ihre Brennereien. Im Ohr: Celtic Punk Rock. TEXT: MARKUS HÖLLER

Das oft zitierte Glück der Iren ist häufig nur ironisch, wenn nicht gar zynisch zu betrachten. Man nehme nur die vielen außergewöhnlichen Musiker, die der Inselstaat hervorgebracht hat. Von Van Morrison über Rory Gallagher und Thin Lizzy bis zu den Cranberries, doch wer wird am erfolgreichsten: U2, ausgerechnet. Großartige Schauspieler wie Liam Neeson oder Cillian Murphy, die nie in ihrer Muttersprache arbeiten können, weil sie sonst keiner versteht. Die unglückliche Lösung in Nordirland, die auch im Jahr 2024 noch eine Mauer in Belfast nötig macht, damit sich Protestanten und Katholiken nicht an die Gurgel gehen. Und zu allem Übel noch die frechen Schotten, die sich, ob der diversifizierteren Geschmacksprofile aus Unmengen an Destillerien (und besserem Marketing) seit Jahrzehnten anmaßen, den Uisce Beatha (gälisch für Aqua Vitae; Wasser des Lebens) erfunden zu haben. Wo doch heute anhand einer Chronik aus Clonmacnoise eindeutig feststeht, dass das Destillat erstmals 1405 in Irland schriftlich erwähnt wurde – ganze 90 Jahre vor einer erstmaligen Niederschrift in Schottland. Alles andere ist, so wie die oft bemühte irische Trinkkultur, nur Folklore.

Simple Herstellung, komplexes Ergebnis Nun, wo die Historie und Etymologie geklärt wären, ist auch die Erzeugung relativ schnell besprochen. Zuerst verfährt man wie bei der Herstellung von Bier, aus gemälztem Getreide und Wasser wird eine Maische angesetzt, in der Hefe den Zucker in Alkohol wandelt. Für den Brand wird diese Brühe dann in großen Kesseln mehrfach destilliert, bis ein hochprozentiger Schnaps entsteht. Dieser wird dann in Eichenfässer gefüllt und reift dort eine unterschiedliche Anzahl von Jahren. Fertig. Im Detail freilich sieht das wesentlich vielfältiger aus, dazu kommen auch noch strenge gesetzliche Regelungen. Dies alles sprengt aber jeglichen redaktionellen Rahmen. Nur so viel als kleiner Spickzettel: schottischer Whiskey darf ausschließlich aus gemälzter Gerste hergestellt werden, wird üblicherweise zweifach gebrannt und muss mindestens 40% Alkohol haben und drei Jahre in Eichenfässern lagern. Irischer Whiskey hingegen kann neben mindestens 30% gemälzter und 30% ungemälzter Gerste auch andere Getreide als Basis haben und wird traditionell dreifach gebrannt, bei Lagerung und Alkoholgehalt verhält es sich wie beim Schotten. Die vermeintlich geringen Unterschiede machen aber beim Endprodukt

viel aus. Während bei schottischen Produkten ein grundsätzlich schärferes und je nach Brennerei recht klar abgegrenztes Geruchs- und Geschmacksprofil vorherrscht, sind die Iren meist weicher, runder und mit weit weniger Ecken und Kanten in der Sensorik versehen. Dort wie da gibt es aber natürlich Ausnahmen, Whisky und Whiskey sind reine Naturprodukte und die Vorgänge in Brennblase und Fass sind nach wie vor mehr Magie als exakte Wissenschaft. Daher die oft auch innerhalb einer Brennerei deutlich ausgeprägten Variationen von Charge zu Charge und Fass zu Fass.

Whiskey vor Ort

Wer sich das alles in Form einer kompetent aufbereiteten Präsentation im Detail erklä-

Fotos: Katie Hovland, Emanuela Giurano
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Insel gold

ren lassen will, dem empfehle ich die Jameson Experience in Dublin. Als leidenschaftlicher Sammler und Trinker aller Arten von Whiskey und Whisky seit über 30 Jahren habe ich an die hundert Brennereien besucht; nirgends wird das so gut aufbereitet wie dort. Was irgendwie ironisch ist, denn dieser Ort ist heute keine Operating Distillery mehr, der eigentlich äußerst beliebige Wald- und Wiesen-Standard Jameson wird eigentlich ganz im Süden in Midleton hergestellt. Nebst anderen Brands wie Redbreast, Powers, Paddy, Spot, usw. Man sieht also, dass nicht nur bei der Form der Brennblasen und der Lagerung eine große Vielfalt herrscht, sondern auch bei Produktionsorten und Marken. Es lohnt sich daher, in nur drei Stunden von Österreich nach Dublin zu jetten, sich dort in einen Mietwagen zu setzen (Achtung, Linksverkehr!) und eine Inseltour zu den interessantesten Destillerien Irlands zu unternehmen. Grüne Hügel, steile Klippen, alte Schlösser, belebte

Dropkick Murphys

2023 haben die Murphys „Okemah Rising” veröffentlicht und wissen auf ihrem 12. Album nach wie vor, mit einer gelungenen Mischung aus irischem Folk Rock, Americana und Mörderballadentum zu überzeugen.

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Pubs und natürlich Schafe sind da ein willkommener Side Benefit. Bereit für eine virtuelle Tour?

Start und Ziel Dublin Dublin ist über die Jahrzehnte zu einer Millionenmetropole gewachsen, die für Städtereisende ein lohnendes Ziel ist. Aber entgegen allen Vermutungen gar nicht so sehr für Destillerien. Während in goldenen Zeiten vor der großen Depression der 1920er

hier zig Brennereien in Betrieb waren, sind es heute nur eine Handvoll innerhalb der Stadtgrenze. Hier lohnt es sich vor allem, die der Familie von Whiskey-Pionier und gemeinhin als Retter der irischen Whiskey-Wirtschaft anerkannten John Teeling zu besuchen. Wer es gerne jünger und lifestyliger hätte, kann – in unmittelbarer Nähe des legendären Guinness-Storehouse – auch Roe & Co begutachten. Disclaimer an dieser Stelle: Durch den Boom der letzten Jahre

Flogging Molly

Das letzte und siebte Album von Flogging Molly, „Anthem”, stammt aus dem Jahre 2022 und glänzt ebenfalls mit einer gelungenen Mischung aus Irish Folk und Punk Rock, traditionelle irische Instrumente inklusive.

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GEWINN SPIEL

IT’S THE SPIRIT WE SHARE. THIS ST. PATRICK’S DAY

gibt es, nach dem Tiefpunkt Ende des letzten Jahrhunderts mit nur drei (!) Brennereien, mittlerweile weit über 40 Whiskey-Destillerien in Irland. Nicht jede lohnt sich, nicht jede kann und will überhaupt Besucher empfangen. Ich habe daher nur welche herausgepickt, die wirklich signifikant sind. Nach gestrecktem Galopp Richtung Norden, vorbei an der eher unspannenden Cooley Distillery, überquert man die grüne Grenze nach Nordirland, um die dortige Bushmills Distillery zu besuchen. Die 1784 gegründete Brennerei ist das Juwel der Industrie im britischen Teil der Insel und kann mit sehr gutem Whiskey und einem umfangreichen Visitors Centre aufwarten. Die Westküste Irlands, so schön sie ist, kann punkto Whiskeys eher wenig bieten, daher geht es gerade runter nach Zentralirland, wo sich mit der Kilbeggan Distillery (ehem. Locke’s) und Tullamore DEW zwei der bekanntesten Marken finden. Wirklich interessant ist die lange, sich windende Straße auf die Halbinsel Dingle, wo sich mit der gleichnamigen kleinen Destillerie einer der interessantesten und fähigsten Betriebe der neuen Generation befindet. West Cork im Süden wiederum ist ein Industriekomplex, der neben Whiskey auch Unmengen an anderem Alkohol herstellt, beim irischen Lebenswasser aber durchaus den einen oder anderen potenten Kandidaten hat. Dann kommt, Richtung Nordosten, die schon erwähnte Midleton Distillery, faktisch das Herz der Whiskey-Industrie Irlands. Waterford und Glendalough sind die letzten spannenden Stationen, bevor man wieder in Dublin landet.

Tourismus vs Wahrheit

Klar kann man dort dann in den Bezirk Temple Bar eintauchen, sich in überfüllten Touristenbars neppen lassen und den Eindruck gewinnen, die Iren saufen 24/7 und hören am liebsten nur The Corrs und The Pogues aus der Dauerfett-Phase des kürzlich verstorbenen, großartigen Shane McGowan. Das könnte unzutreffender nicht sein. Denn,

obwohl es natürlich in der grauen Vergangenheit ein gravierendes Alkoholproblem auf der Insel gab und der durchschnittliche Ire grundsätzlich schon trinkfest ist, hat man durch staatliche Maßnahmen wie strengen Jugendschutz und vor allem horrende Steuern auf Alkohol den Genuss von zumindest Hochprozentigem gut im Griff. Tatsächlich ist es so, dass ein und dieselbe Flasche/Abfüllung eines Whiskeys in Österreich billiger ist als in der Destillerie. Der Ire nach Feierabend greift also lieber zum geliebten Guinness, Murphy’s, Kilkenny oder Galway Hooker (kicher) und hört Snow Patrol oder irische Altvordere wie die Stiff Little Fingers. Und sicher nicht U2. An der Stelle ein Witz, den mir ein Guide in Cork erzählt hat: „What’s the difference between Bono and God? God doesn’t think he’s Bono.“ Naja, worauf ich hinauswill: die Iren selbst fangen mit dem oft vermittelten Fremdbild des Whiskeys saufenden, Riverdance-artig hopsenden Gingers wenig an und sehen sich als moderne Europäer, die zwar ein starkes Geschichtsbewusstsein, aber keine selbstbeschädigenden Tendenzen mehr aufweisen. Daher hatten und haben Expats wie Flogging Molly-Gründer Dave King kein Problem damit, auch unter der heißen Sonne Kaliforniens typische irische Rhythmen und die omnipräsente Fiedel mit modernem Rock zu verschmelzen, ohne kommerziell zu wirken. Viele irische Bands und Künstler zählen darüber hinaus zu den besten Live-Musikern, die man für Geld kriegen kann. Grund dafür ist das im irischen Alltag fest verwurzelte Busking, also Straßenmusizieren. Wer monate- oder jahrelang gelernt hat, das kritische Publikum auf irischen Straßen zu fesseln, hat später mit einem vollen Wembley auch kein Problem. Darauf trinken wir!

n Flogging Molly gastieren am 23. August auf der FrischLuft-Bühne des Posthofs, am 24. August in der Kasemattenbühne, Dropkick Murphys spielen am letzten Nova-Rock-Tag, am 16. Juni.

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ROCK ANTENNE Österreich

ALBUM-TIPP: GREEN DAY – Saviors

Green Day sind wirklich ein Phänomen: Zum Einen sind sie immer noch die netten

Punks von nebenan, zum Anderen eine der größten Bands der Welt.

Mit „Saviors“ legen die Drei ihr mittlerweile 14. Studioalbum vor.

Auch wenn die US-Amerikaner vor 20 Jahren mit „American Idiot“ einen musikalischen Befreiungsschlag gelandet haben, verhält es sich mit Green Day im Grunde wie mit Motörhead: Wo

Green Day draufsteht, ist auch Green Day drin! Und das ist durchaus als Kompliment gemeint: Kaum eine andere Band schafft es bereits einge昀eischte, aber auch neue Fans so sehr zu begeistern.

Wir rocken gemeinsam: Green Day sind heuer live am Nova Rock Festival in Nickelsdorf zu Gast – dieses 昀ndet vom 13. bis zum 16. Juni statt.

Jetzt neu in Wien auf UKW 104,6 und landesweit über Web, App und DAB+

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Foto: Getty Images/MirAgareb Copyright: Warner Music (Warner)

In seinem Programm „Im Fluss“ führt Urban Priol das scharfe Schwert der Satire. Privat erträgt der 62-jährige Bayer das Attribut des Boomers mit dem Gefühl lächelnder Altersmilde. Wichtig ist ja nur, dass die Generationen miteinander im Gespräch bleiben.

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Foto: Michael Palm

Urban Priol gilt seit Jahrzehnten als einer der populärsten Kabarettisten Deutschlands; 1997 wurde er mit dem Salzburger Stier ausgezeichnet, 2002 mit dem Deutschen Kabarettpreis; 2007 gewann der Mann mit der auffälligen Starkstromfrisur (gemeinsam mit seinem Kollegen Georg Schramm) für die ZDF-Sendung „Neues aus der Anstalt“ den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Comedy“. Aktuell ist der Satiriker, der sich politisch selbst als linksliberal verortet, mit seinem Programm „Im Fluss“, das kurz vor Corona premierte, auf Tournee.

Du bist für deine scharfzüngigen Kommentare zum Tagesgeschehen bekannt. Wie gelingt das mit einem Programm, das bereits mehr als vier Jahre alt ist? „Im Fluss“ war von Anfang an als fließende Baustelle konzipiert. Ich schreibe jeden Tag neue Blöcke, in denen ich auf aktuelle Entwicklungen reagiere. Dafür fliegen Teile hinaus, die nicht mehr relevant sind. Das hält meine eigene Spannung hoch und hilft mir auch, geistig frisch zu bleiben.

Adaptierst du das Programm für ÖsterreichAuftritte? Klar! Mein Onkel hat in Strebersdorf am Wiener Stadtrand gewohnt, als Kind war ich in den Sommerferien oft bei ihm. Deshalb habe ich früh eine Affinität zu Wien und Österreich entwickelt. Als Bayer bekomme ich außerdem genau mit, was bei euch los ist. Österreichische Themen wie die Rolle Ischgls am Beginn der Pandemie oder aktuell die Signa-Pleite wirken sich zudem stark auf Deutschland aus.

Du hast deine Karriere bereits 1982 begonnen. Diese Zeit ist mit heute nicht mehr zu vergleichen, oder? Wir befanden uns damals mitten im Kalten Krieg und mussten jeden Moment damit rechnen, dass ein Atomkrieg ausbricht oder ein Atomkraftwerk in die Luft fliegt. Außerdem dachten wir, dass die Robben aussterben und sich das Ozonloch nie mehr schließen wird. Aber was war das für eine beschauliche Zeit, so ganz ohne die Empörung und Aufregung in den Online-Foren.

Angetreten bist du – wie du in deinem jüngsten Buch „Was reg ich mich auf?!“ schreibst – mit der Vision, den damals frisch gewählten Bundeskanzler Helmut Kohl „mit dem scharfen Schwert des Spottes“ möglichst rasch aus dem Amt zu entfernen. Kohl war dennoch 16 Jahre lang Kanzler – schmerzt es zu akzeptieren, dass die Macht des Kabarettisten nicht weit über die eines Hofnarren hinausgeht? Die Rolle des Hofnarren gefällt mir, er darf den Mächtigen immer die Wahrheit entgegenschleudern. Ich war damals in Folge riesiger Abrüstungs- und Friedensdemos unheimlich motiviert, selbst das Wort zu ergreifen und die Welt zu retten. Ich war von diesem jugendlichen Sturm und Drang beseelt, den man als 20-Jähriger einfach haben muss. Aber mit der Zeit reift die Erkenntnis, dass das Leben nicht so einfach ist. Und dass es gar nicht Aufgabe der Satire ist, Regierungen zu stürzen.

Was dann? Wenn mich persönlich etwas aufregt, kann ich das als Kabarettist verarbeiten und meinem Publikum das Gefühl geben, dass sie mit ihrer eigenen Unzufriedenheit, ihrem Zorn nicht allein sind. Wir bestärken uns gegenseitig. Natürlich staunt man, dass gewisse Themen im Lauf der Jahre immer wieder auftauchen. Nazis scheinen zum Beispiel ein stetig nachwachsender Rohstoff zu sein. Umso mehr motiviert mich zu sehen, dass sich die Zivilgesellschaft stärker als je zuvor gegen rechtsextreme Entwicklungen auflehnt. Es geht eben doch etwas weiter!

Du bist 62 und spielst genussvoll mit dem Image des saturierten Boomers. Aber wie geht es dir privat mit dem Etikett des „weißen alten Mannes“? Ich spüre eine gewisse Altersgelassenheit und nehme viele Dinge nicht mehr so richtig ernst. Andererseits schaue ich mir junge Vertreter des politisch konservativen Spektrums an und denke mir: So vergreist, wie die im Hirn schon sind, war ich nie und werde ich hoffentlich nie sein. Aber generell bewundere ich die jungen Leute und gönne ihnen ihre Möglichkeiten. Ich gehöre nicht zu denen, die über die Gen Z motzen, weil

sie sich nicht mehr kaputtarbeiten will. Sie haben doch nur aus den Fehlern ihrer Eltern und Großeltern gelernt. Wichtig ist, dass wir einander zuhören und voneinander lernen.

Deine Tochter ist 29 und lebt in Kanada. Was kannst du von ihr lernen? Es ist spannend zu sehen, was sie und ihre Generation bewegt, vieles davon verändert auch meinen eigenen Blickwinkel. Wenn auch nicht alles. Das Gendern beispielsweise ist für sie ein unglaublich wichtiges Thema, während ich mir denke: Das kann doch jeder halten, wie er will. Allgemein bin ich aber der Meinung, dass beide Generationen viel voneinander lernen können.

Hast du das Gefühl, dass nachfolgende Generationen noch interessiert, was du zu sagen hast? Dieses achselzuckende „OK, Boomer“ kommt natürlich hin und wieder vor. Aber ich werde auch immer wieder von jungen KollegInnen um Tipps gebeten, worauf sie gerade am Beginn ihrer Karriere achten sollen.

Was rätst du ihnen? Wäre ich heute Anfang 20, würde ich wieder unbedingt Kabarettist werden wollen. Und ich würde, wie so viele der jungen Garde, mit TikTok- oder YouTube-Videos starten. Wichtig ist aber zu verstehen, dass ein paar viral gegangene Clips noch nicht für ein abendfüllendes Programm reichen. Ich vergleiche das gern mit Silvesterraketen: Sie steigen rasend schnell auf, explodieren spektakulär, aber dann stürzen sie ab und verglühen. Wenn du in der Unterhaltungsbranche langfristig erfolgreich sein willst, brauchst du viel Geduld und Ausdauer.

Und ein Markenzeichen wie deine Frisur. Gib uns zum Schluss doch bitte einen Beauty-Tipp: Wie stylst du deine Haare? Ganz schnell: Frotteehandtuch, statische Aufladung, Haarspray. Fertig!

n Urban Priol gastiert mit „Im Fluss“ zwischen 4. und 6. April in Linz, Tulln und Graz.

Petition: SMS* mit EIS an 54554 *Mit Ihrer SMS erklären Sie sich einverstanden, dass Greenpeace Ihre Telefonnummer zum Zweck der Kampagnenkommunikation erheben, speichern & verarbeiten darf. Diese Einwilligung kann jederzeit per Nachricht an service@greenpeace.at oder Greenpeace, Wiedner Hauptstraße 120-124, 1050 Wien widerrufen werden. SMS-Preis laut Tarif, keine Zusatzkosten. Greenpeace dankt für die kostenlose Schaltung dieses Inserats. Die Arktis ist in Gefahr. Retten wir die Heimat der Eisbären!

9.3. Querbeat

13.3. Paul Plut

14.3. Anna-Sophie

8.5. Die Sterne

10.5. William Fitzsimmons

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Freizeitstress. Astrid Exner

Massenkündigungen in der Musikindustrie: Werden Angestellte rausgeworfen, steigt der Aktienkurs. Das ist zynisch und alles andere als nachhaltig.

POV: You’re about to get laid off”: Unter diesem Titel ging letztens die US-Angestellte Brittany Pietsch auf TikTok viral. Sie hatte ihr Kündigungsgespräch mitgefilmt, und darin kam ihr Arbeitgeber denkbar schlecht weg. Gefeuert hatte sie nämlich nicht ihr Vorgesetzter, sondern zwei fremde Personen, die das schon den ganzen Tag taten. Statt die Hintergründe zu erklären, wiederholten sie im 15Minuten-Timeslot nur Floskeln. Danach hatte Pietsch keinen Job mehr, trat aber eine globale Diskussion über den Umgang von Unternehmen mit ihrer Belegschaft los. Wenn Konzerne nur auf das Wohl ihrer Investor:innen schauen, vergessen sie nämlich gern, dass sie auch ihren Angestellten gegenüber eine Verpflichtung haben.

In der total hippen und amikablen Musikindustrie läuft der Hase kein bisschen anders. Beim Streamingdienst Spotify mussten kürzlich 17 Prozent der Belegschaft gehen, bei Tidal 10 Prozent, beim Musikverlag BMG 40 Personen. Alles im Namen von Effizienz. Im Jänner kam die Kündigungswelle in Wien an, als der Österreich-Chef der weltgrößten Plattenfirma Universal Music überraschend sein Büro räumen musste – und mit ihm bald hunderte seiner Kolleg:innen weltweit. Diese Kündigungen passieren nicht etwa, weil es der Branche schlecht geht. Ganz im Gegenteil betonte CEO Lucian Grainge kurz davor, Universal wäre die erfolgreichste Firma in der Geschichte der Musikindustrie. Noch 2022 stellte das Label 500 neue Leute ein. Warum also

Die Musik- und Unterhaltungsbranche kennt Astrid Exner von der Plattenfirma bis zur Konzertlocation aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie war Kommunikationschefin im Kulturzentrum WUK, kuratierte Playlisten beim Majorlabel Sony Music und beobachtet die Szene als Jurymitglied verschiedener Preise und Förderprogramme. Ihr Musikblog Walzerkönig war in den 2010er Jahren die erste Anlaufstelle für lokale Popmusik. Bis 2021 schrieb sie für The Gap die feministische Kolumne Gender Gap. Hier beschäftigt sich Astrid mit Diversität in all ihren Dimensionen, besonders was Kultur und Entertainment betrifft.

jetzt die euphemistische „Verschlankung”?

Als die Büros der Musiklabels das letzte Mal leerstanden, hatte man die Zeitenwende verschlafen, die sich mit Napster ankündigte. Der CD-Verkauf brach ein und Kündigungen waren notwendig. Aber diesmal? Ist es nur die Gier der eh schon dicken Fische, die die Workforce für ein Wegwerfprodukt halten.

Die nächste Ausgabe erscheint am 3. April.

Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta

Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst: Stefan Baumgartner Anzeigen: Ines Rubitzko, BA

Anzeigenproduktion: Susanne Franzl Redaktion: Stefan Baumgartner, Astrid Exner, Sebastian Fasthuber, Robert Fröwein, Markus Höller, Hannes Kropik, Manuel Simbürger Fotos: siehe Copyright Cover: Christie Goodwin Medieninhaber, Eigentümer, Redaktionsanschrift: CTS Eventim Austria GmbH, !ticket Eventmagazin, Mariahilfer Straße 41–43, 1060 Wien Designkonzept, grafische Produktion: QMM Quality Multi Media GmbH, Mariahilfer Straße 88a/II/2a, 1070 Wien Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager

Druck: Walstead Leykam Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten

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Foto: Karo
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