!ticket Oktober 2017

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TIM_08_10_Coverstory Gernot Kulis_g_KSB_k1.qxp_Layout 1 18.09.17 15:02 Seite 1

Heros Herkulis Über sechs Jahre hat Gernot Kulis sein Comedy-Debüt „Kulisionen“ gespielt, dabei über 200.000 Besucher köstlich amüsiert. Nun legt der „Herkulis“ noch ein Schäufelchen nach: Der Heros ist schlagfertig. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER

Im Oktober feiert nach einer Vielzahl „öffentlicher Proben“ dein zweites Programm „Herkulis“ Premiere. Stehst du nach dem gigantischen Erfolg der „Kulisionen“ unter Leistungsdruck? Grunsätzlich stehe ich vom Typ her mein ganzes Leben lang unter Leistungsdruck, weil ich mich immer nur mit dem Besten zufrieden gebe. Ich halte es nervlich nicht aus, wenn zwei Minuten einmal keine Pointe passiert. Ich nehme mir natürlich schon die Zeit, Geschichten in Ruhe zu

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erzählen, je länger aber keine Pointe kommt, umso größer muss dann meine Schlusspointe sein. Hast du – abgesehen vom Publikum bei deinen aktuell laufenden „öffentlichen Proben“ – ein Korrektiv? Nicht wirklich. Ich probe nie alleine und lerne auch keine Texte auswendig, erarbeite das Programm lieber mit dem Publikum. Ich glaube, dass wir ein gutes Gespür dafür haben, was ankommt – das merke ich jetzt auch bei den öffentlichen Proben. Es passt sehr oft schon auf Anhieb. Meine Frau kommt seit den „Kulisionen“ – dieser Titel kommt auch von ihr – unaufgefordert fast schon aufdringlich mit ProgrammtitelVorschlägen daher. Leider sind sie gut (lacht). Nun heißt das Programm dank ihr „Herkulis“. Fällt dir der Abschied von den „Kulisionen“ schwer? Ich habe eigentlich gar kein Interesse gehabt, mit „Kulisionen“ aufzuhören. Mir war „Kulisionen“ nie langweilig, ich habe auch die letzte Vorstellung gespielt wie die erste. Ich habe das Programm dauernd und auch regional adaptiert, und es kam auch vor, dass ich nachmittags noch nicht genau wusste, was ich abends sagen werde. Dadurch war ich immer konzentriert, fokussiert und teilweise auch ein bisserl nervös – die Anspannung war immer da. Die darf man nicht verlieren. Aber wir werden das

Programm nicht ganz in der Versenkung verschwinden lassen, nächstes Jahr im Sommer schreibe ich es für Deutschland um – da wird es nächsten Herbst in München dann auch eine Deutschlandpremiere geben. Im bayerischen Grenzgebiet sind wir ja schon erprobt, da sind die „Kulisionen“ super angekommen. Und vielleicht wird auch das Edinburgh Fringe für mich irgendwann einmal Thema, da verstehe ich Michael Mittermeier total, dass der das macht: Das ist back to the roots und eine riesige Herausforderung in einer Sprache, die man kann, aber nicht gänzlich beherrscht. Über 200.000 Menschen haben deine „Kulisionen“ bereits gesehen: Was verankert dich in der Oberliga der österreichischen Comedy? Ich glaube, ich bin durch meine Herkunft – geborener Kärntner, in der Jugend in der Steiermark aufgewachsen, seit 2000 in Wien beheimatet – sehr breit aufgestellt. Außerdem komme ich vom Land und weiß, wie die Leute dort ticken. Ich bin sehr bodenständig, vielleicht wie der Vorlaute einer Gruppe, dabei aber auch angreifbar und authentisch. Ich verstelle mich nicht, ich bin so, wie ich bin. Ich glaube, das Publikum hat sich ein bisschen auch danach gesehnt, dass da keine Figur auf der Bühne steht, ein Künstler, der zwar fantastisch, aber nicht greifbar ist. Ich glaube, das schweißt mich und das Publikum

Foto: Manfred Baumann

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arum es Witze gibt und warum wir das Lachen so genießen, darüber haben sich schon viele große Geister den Kopf zerbrochen. Von Kant, Schopenhauer über Freud bis hin zu modernen Kognitionswissenschaftlern bleibt es eines der großen Rätsel des Menschen. Tatsächlich gibt es Humor überall auf der Welt, und auch wenn sein Ursprung noch im Verborgenen bleibt: Lachen hilft nachweislich gegen Schmerzen, senkt den Blutdruck und baut Stress ab. Lachen ist die beste Medizin – das weiß der Volksmund schon lange. Seit 20 Jahren wächst das Interesse, Humor auch gezielt therapeutisch einzusetzen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der „Herkulis“: Herkulesaufgaben – also schier unlösbare Herausforderungen – begegnen uns im Leben immer wieder. Und für jede gibt es Herkulislösungen: Mit ein bisschen Witz geht vieles viel leichter von der Hand.


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