TIM_28_29_Erwin Steinhauer_g_KSB_k1.qxp_Layout 1 15.03.17 16:19 Seite 2
D
as hat nichts mit Workaholic zu tun, weigert sich Erwin Steinhauer, 65, im Interview zu bekennen, vielmehr geht es ihm um die Abwechslung. AuĂerdem: âIch habâ jetzt bis zum MĂ€rz drei Monate nichts gemacht, auĂer mich fĂŒr das kommende Projekt vorzubereiten, auf ,Flieger, grĂŒĂ mir die Sonneâ von H.C. Artmann. Ich habâ viel gelesenâ. Der Schauspieler und Kabarettist gibt sich extrem entspannt, âWirklichen Stress hatte ich gar nicht, keine Drehtage. Ich habe mich der Familie gewidmet, meinen Söhnen. Es ist ruhig.â FĂŒr jeden anderen wĂ€re es nur die Ruhe vor dem Sturm, fĂŒr Steinhauer ist die Masse der anstehenden unterschiedlichsten Live-Termine bloĂ ein laues LĂŒfterl. Bereits Ende MĂ€rz geht er mit Erwin Steinhauer & Seine Lieben auf Tournee. â,Flieger, grĂŒĂ mir die Sonneâ ist ein aktueller literarischer Text von H.C. Artmann, mit dem wir ein Hörbuch produziert hatten. Dieses Hörbuch bringen wir jetzt auf die BĂŒhneâ, umreiĂt er sein aktuelles Projekt. Das Konzept ist nicht neu, bereits vor einigen Jahren hat es sich bei âDracula, Draculaâ, ebenfalls von H.C. Artmann, bewĂ€hrt. Auch damals wurde aus dem Hörbuch ein Artmann-Live-Abend. Kurz vor seinem Tod hatte sich der geniale Wiener Schriftsteller von Steinhauer noch gewĂŒnscht, dass
termine
empfiehlt
Gemeinsam mit âSeinen Liebenâ gibt es das Musikprogramm âFlieger, grĂŒĂ mir die Sonneâ unter anderem am 1. April in der St. Pöltner BĂŒhne im Hof und am 28. April im Wiener Konzerthaus. Musikalisch wird es auch bei âDas GlĂŒck is a Vogerlâ mit den OĂ Concert-Schrammeln am 21. Mai in Linzer Brucknerhaus und mit klezmer reloaded extended, u. a. im Theater Akzent Ende September. âJingle Bellsâ heiĂt es Ende November auch von Fernitz bis Wien, und am 2. Juli gibt es in Stainz gemeinsam mit Fritz Schindlecker noch âDie österreichische Psycherl-Analyseâ.
er genau diesen Text interpretieren sollte: Die Geschichte eines Hochstaplers, der Zeuge eines Schiffsunfalls an der KĂŒste wird ⊠Abwechslungsreichtum Zur Abwechslung â und da sind wir beim Hauptmotiv Steinhauers, der sich nicht mit einem Projekt begnĂŒgt â singt er alte Wiener- und Heurigenlieder. Im Gegensatz zum Artmann-Programm gibtâs da weniger Tiefgang: âEs dreht sich ausschlieĂlich um Wein, Weib und Gesangâ, lacht Steinhauer, âund die Betonung liegt hier eindeutig auf Wein. Die Lieder haben schon Hans Moser und Paul Hörbiger gesungen.â Es ist das Schielen nach der âguten, alten Zeitâ, die die Texte aus den (Un-)Tiefen der Wiener Seele so attraktiv machen. âSie treffen ein bestimmtes LebensgefĂŒhlâ, seziert der Mime, âsie sind noch mit groĂem GlĂŒck behaftet, mit Optimismus. Etwas, was in Texten heutzutage gar nicht mehr zu lesen ist.â Jetzt, so Steinhauer bedauernd, ist das LebensgefĂŒhl von Angst geprĂ€gt. Nicht ganz so ernst geht es bei den BĂŒchern â und Lesungen â zu, die Steinhauer mit dem Autor Fritz Schindlecker bestreitet. âIn Stainz in der Steiermark lesen wir aus den beiden BĂŒchern, die wir zusammen geschrieben habenâ, erklĂ€rt er. Darin wird humoristisch abgearbeitet, was denn die Bewohner jedes Bundeslandes so ausmacht. âBei den Wienern ist es das Raunzen und das Sudern, bei KĂ€rntnern ist es etwas anderesâ, umreiĂt er, âes ist eine witzige PsycherlAnalyse. Das ist der wienerische Ausdruck fĂŒr verhaltensauffĂ€llige Menschen.â Als einer, der den legendĂ€ren H.C. Artmann persönlich gut gekannt hat, weiĂ Steinhauer sicher, was der Dichter zu seinem Vornamensvetter im Parlament gesagt hĂ€tte: âNicht einmal ignorieren âŠâ
|29