!ticket April 2017

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as hat nichts mit Workaholic zu tun, weigert sich Erwin Steinhauer, 65, im Interview zu bekennen, vielmehr geht es ihm um die Abwechslung. Außerdem: „Ich hab’ jetzt bis zum MĂ€rz drei Monate nichts gemacht, außer mich fĂŒr das kommende Projekt vorzubereiten, auf ,Flieger, grĂŒĂŸ mir die Sonne‘ von H.C. Artmann. Ich hab’ viel gelesen“. Der Schauspieler und Kabarettist gibt sich extrem entspannt, „Wirklichen Stress hatte ich gar nicht, keine Drehtage. Ich habe mich der Familie gewidmet, meinen Söhnen. Es ist ruhig.“ FĂŒr jeden anderen wĂ€re es nur die Ruhe vor dem Sturm, fĂŒr Steinhauer ist die Masse der anstehenden unterschiedlichsten Live-Termine bloß ein laues LĂŒfterl. Bereits Ende MĂ€rz geht er mit Erwin Steinhauer & Seine Lieben auf Tournee. „,Flieger, grĂŒĂŸ mir die Sonne‘ ist ein aktueller literarischer Text von H.C. Artmann, mit dem wir ein Hörbuch produziert hatten. Dieses Hörbuch bringen wir jetzt auf die BĂŒhne“, umreißt er sein aktuelles Projekt. Das Konzept ist nicht neu, bereits vor einigen Jahren hat es sich bei „Dracula, Dracula“, ebenfalls von H.C. Artmann, bewĂ€hrt. Auch damals wurde aus dem Hörbuch ein Artmann-Live-Abend. Kurz vor seinem Tod hatte sich der geniale Wiener Schriftsteller von Steinhauer noch gewĂŒnscht, dass

termine

empfiehlt

Gemeinsam mit „Seinen Lieben“ gibt es das Musikprogramm „Flieger, grĂŒĂŸ mir die Sonne“ unter anderem am 1. April in der St. Pöltner BĂŒhne im Hof und am 28. April im Wiener Konzerthaus. Musikalisch wird es auch bei „Das GlĂŒck is a Vogerl“ mit den OÖ Concert-Schrammeln am 21. Mai in Linzer Brucknerhaus und mit klezmer reloaded extended, u. a. im Theater Akzent Ende September. „Jingle Bells“ heißt es Ende November auch von Fernitz bis Wien, und am 2. Juli gibt es in Stainz gemeinsam mit Fritz Schindlecker noch „Die österreichische Psycherl-Analyse“.

er genau diesen Text interpretieren sollte: Die Geschichte eines Hochstaplers, der Zeuge eines Schiffsunfalls an der KĂŒste wird 
 Abwechslungsreichtum Zur Abwechslung – und da sind wir beim Hauptmotiv Steinhauers, der sich nicht mit einem Projekt begnĂŒgt – singt er alte Wiener- und Heurigenlieder. Im Gegensatz zum Artmann-Programm gibt’s da weniger Tiefgang: „Es dreht sich ausschließlich um Wein, Weib und Gesang“, lacht Steinhauer, „und die Betonung liegt hier eindeutig auf Wein. Die Lieder haben schon Hans Moser und Paul Hörbiger gesungen.“ Es ist das Schielen nach der „guten, alten Zeit“, die die Texte aus den (Un-)Tiefen der Wiener Seele so attraktiv machen. „Sie treffen ein bestimmtes LebensgefĂŒhl“, seziert der Mime, „sie sind noch mit großem GlĂŒck behaftet, mit Optimismus. Etwas, was in Texten heutzutage gar nicht mehr zu lesen ist.“ Jetzt, so Steinhauer bedauernd, ist das LebensgefĂŒhl von Angst geprĂ€gt. Nicht ganz so ernst geht es bei den BĂŒchern – und Lesungen – zu, die Steinhauer mit dem Autor Fritz Schindlecker bestreitet. „In Stainz in der Steiermark lesen wir aus den beiden BĂŒchern, die wir zusammen geschrieben haben“, erklĂ€rt er. Darin wird humoristisch abgearbeitet, was denn die Bewohner jedes Bundeslandes so ausmacht. „Bei den Wienern ist es das Raunzen und das Sudern, bei KĂ€rntnern ist es etwas anderes“, umreißt er, „es ist eine witzige PsycherlAnalyse. Das ist der wienerische Ausdruck fĂŒr verhaltensauffĂ€llige Menschen.“ Als einer, der den legendĂ€ren H.C. Artmann persönlich gut gekannt hat, weiß Steinhauer sicher, was der Dichter zu seinem Vornamensvetter im Parlament gesagt hĂ€tte: „Nicht einmal ignorieren 
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