THEMA Sep / Okt 2020

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»Meisterklasse«, Foto: Andreas Lander

THEATERMAGAZIN 9 / 10 2020

A THEMA

MUSIKTHEATER KONZERT SCHAUSPIEL

Eine Familienfehde eskaliert: »Roméo et Juliette« im Opernhaus Zusammenklang am Klavier: Niederländisches Brüderpaar eröffnet Konzertsaison Schauspieldirektor auf der Bühne: Tim Kramer ist »Der Menschenfeind«


DER ZIGEUNERBARON JOHANN STRAUSS

LIEBES PUBLIKUM,

Premiere

wenn Sie diese Zeilen lesen, halten Sie die Herbstausgabe unserer Theaterzeitung »TheMa« in der Hand und fragen sich vermutlich: Wie geht es weiter am Theater Magdeburg? Die letzten Monate waren für uns alle von großem Verzicht geprägt. Um die Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus zu verhindern, musste das Theater Magdeburg seine Türen ab Mitte März fast sechs Wochen lang für den Publikumsverkehr schließen. Dabei haben wir Sie, liebe Zuschauer*innen, ganz besonders vermisst. Die Ruhe im gesamten Haus war für alle Theatermitarbeiter*innen eine völlig neue Erfahrung. Ich bedanke mich bei Ihnen allen für Ihre Geduld, mit der Sie dieser herausfordernden Situation begegnet sind. Viele von Ihnen haben uns wärmende Worte geschickt, manche sogar auf die Rückgabe ihrer gekauften Karten verzichtet. Diese Unterstützung rührt uns und hilft uns wirklich sehr. Die Zwangspause hat auch neue Energien freigesetzt: Unsere Magdeburgische Philharmonie spielte in Kleingruppen vor Pflegeeinrichtungen, um die Bewohner*innen dort aufzumuntern. Um Ihnen ein Stück Theater nach Hause zu bringen, haben Ensemblemitglieder – zunächst zu Hause und später wieder im Theater – Videos mit ganz unterschiedlichen künstlerischen Inhalten gedreht (#theaterzuhause). Unter dem Titel #wirspielenfuereuch durften wir dann ab Ende Mai endlich wieder das Opern- und Schauspielhaus für Kleinformate öffnen und so knapp 30 Vorstellungen vor Publikum spielen. Parallel musste unsere Planung für die Spielzeit 2020/2021 komplett überarbeitet werden, da möglichst viele ausgefallene Premieren in dieser Saison nachgeholt werden sollen. Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass wir nun endlich wieder mit unseren regulären Vorstellungen loslegen können. Im Opernhaus starten wir mit der Premiere von »Titus« unter der Regie von Dietrich W. Hilsdorf. Weiter geht es mit meiner Inszenierung der wunderbaren Oper »Roméo et Juliette« von Charles Gounod. Im Schauspielhaus erwartet Sie der Gundermann-Abend »Ich mache meinen Frieden«. Außerdem können Sie sich auf die Stückentwicklung »Tod der Treuhand« und die Premiere von Molières »Menschenfeind« freuen. Die Magdeburgische Philharmonie spielt ihr erstes Sinfoniekonzert mit Werken von Ludwig van Beethoven und Dobrinka Tabakova.

Sa. 24. 10. 2020 Opernhaus Bühne

Karen Stone, Foto: Andreas Lander

Natürlich müssen wir alle uns auch weiterhin an die bestehenden Abstands- und Hygieneregeln halten. Uns ist es ein ganz besonderes Anliegen, dass Sie sich bei Ihrem Besuch am Theater Magdeburg sicher fühlen. Zu unserem umfangreichen Hygienekonzept gehört, dass ausreichend mobile Handdesinfektionsspender bereitstehen. Außerdem werden Räume, in denen sich Besucher*innen und Mitarbeiter*innen aufhalten, regelmäßig gelüftet. Selbstverständlich sorgen wir auch dafür, dass Sie genügend Abstand zu den anderen Besucher*innen sowie Mitarbeiter*innen des Theaters einhalten können. Ich freue mich unglaublich darauf, Sie wieder an unserem Theater Magdeburg begrüßen zu dürfen. Unsere Künstler*innen brennen regelrecht darauf, wieder für Sie zu spielen und durch das Live-Erlebnis Theater etwas Einzigartiges zu schaffen. Abschließend wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Lektüre der »TheMa«. Bis bald in Ihrem Theater Magdeburg.

Herzlichst,

Ihre Karen Stone


Premiere

DER SCHAUSPIELDIREKTOR SPIELT DEN »MENSCHENFEIND«

Sa. 26. 9. 2020

Schauspielhaus Bühne

ELISABETH GABRIEL, SCHAUSPIEL-CHEFDRAMATURGIN UND REGISSEURIN, INSZENIERT IM SEPTEMBER DIE DRITTE SCHAUSPIELPREMIERE DER NEUEN SPIELZEIT. IN DER HAUPTROLLE VON MOLIÈRES »MENSCHENFEIND« WIRD KEIN GERINGERER ALS SCHAUSPIELDIREKTOR TIM KRAMER SELBST ZU SEHEN SEIN. CAROLINE ROHMER HAT BEIDE ZU DIESER SPANNENDEN ZUSAMMENARBEIT BEFRAGT.

Caroline Rohmer: Es ist nicht das erste Mal, dass ihr in den Rollen Regisseurin und Schauspieler zusammenarbeitet. Welche Erfahrungen nehmt ihr in die neue Produktion mit? Tim Kramer: Ich vermute, die Regisseurin hat schon ein paar Mal über mich gestöhnt. Darauf stellt sie sich jetzt schon ein. Elisabeth Gabriel: (lacht) Wir haben schon zweimal so zusammengearbeitet, am Theater St. Gallen. Einmal bei »Wer hat Angst vor Virginia Woolf?«, da hat Tim den George gespielt, und danach bei »Cyrano de Bergerac«, da war er in der Titelrolle besetzt. Das war immer eine schöne Zusammenarbeit. Tim wird aber nicht bevorzugt von mir behandelt, er wird wie das restliche Ensemble am ersten Tag auf die Probe kommen und mit mir und den anderen gemeinsam ausprobieren, wohin sich die Inszenierung entwickelt. Wie kam es dazu, dass ihr für das Wiederaufleben dieser Arbeitskonstellation Molières »Menschenfeind« gewählt habt? TK: Ich bin mit dem Stück schon wahnsinnig lange im Kontakt. Ich habe als junger Schüler in Hamburg eine Aufführung gesehen, die mich nachhaltig beeindruckt hat. Und seitdem beschäftige ich mich immer wieder mit Molière und dem »Menschenfeind«, habe viele verschiedene Inszenierungen von dem Stück gesehen und finde einfach diese Rolle unglaublich toll. EG: Dass wir das Stück spielen werden, ist also schon Tims Wunsch gewesen. Aber auch mich interessiert die Figur und ihr sehr spannendes Verhältnis zur Gesellschaft. Alceste ist ja jemand, der sich absolut kompromisslos gegen diese stellt, gegen die Vergnügungssucht, das Sich-Präsentieren, die falsche Freundlichkeit und Vordergründigkeit. Er verurteilt das alles sehr harsch. Aber man weiß nicht so genau: Will er die Menschen verändern, was macht er, um sie zu verändern, will er eigentlich nur abhauen? Er geht aber nicht einfach, sondern er ist ausgerechnet verliebt in eine Frau, die diese Gesellschaft, die er so hasst, am prägnantesten repräsentiert! Célimène ist die Unverbindlichkeit in Person, sie hält sich alle warm und dreht ihre Wahrheit immer zu ihrem Vorteil, um es sich mit niemandem zu verderben. Ich finde, das spiegelt auch unsere heutige Gesellschaft immer noch wider, besonders in den sozialen Medien. Im Internet zeigt man sich als bessere Version von sich selbst, man

netzwerkt und hält mit allen möglichen Menschen unverbindlich Kontakt, weil man nie weiß, wann man füreinander nochmal wichtig werden könnte. Und dazu positionieren sich ja auch heute ganz lautstark immer wieder Menschen, die mehr Ehrlichkeit einfordern, die Veränderung wollen, aber daraus folgen selten größere Konsequenzen. Das scheint mir eine sehr zeitgenössische Position: in der Kritik die eigenen Privilegien nicht hinterfragen zu wollen. Auch Alceste gehört ja zu dieser gehobenen Schicht. EG: Ja, und das ist das Komische wie Tragische, dass Alceste, wenn es um die Liebe geht, seine eigenen Ansprüche ignoriert. Aber man muss schon differenzieren: Alceste ist dann doch auch in einer Weise konsequent, die ihn letztlich am meisten einschränkt, wenn er nämlich wortwörtlich »in die Wüste« geht und sich für die Einsamkeit entscheidet. TK: Wenn man das Stück als junger Mensch sieht, dann hat man das Gefühl, erstmal eins zu eins alles unterschreiben zu können, was Alceste sagt. Dass er damit ins Leere läuft und sich selbst eine Grube gräbt und dass er einen wichtigen Aspekt außen vor lässt – nämlich, dass man mit anderen Menschen auf der Welt ist und nicht nur alleine –, das vergisst man dann lange. Ich glaube, ich will das auch vergessen in der Probenarbeit. Elisabeth muss sich damit auseinandersetzen, aber für mich ist die Sehnsucht diese Figur zu spielen damit verbunden, Dinge auszusprechen, die man selbst manchmal gerne öfter sagen würde (lacht). Es ist sicherlich oft vernünftig und richtig, nicht immer alles gleich auszusprechen, was man denkt, weil der Mensch erstmal vom Ego her denkt, trotzdem ist dadurch eine Wut über die Verhältnisse nicht weniger angebracht. Warum habt ihr euch für die Übersetzung von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens entschieden? EG: Diese Entscheidung kam von mir. Es gibt ja sehr viele Übersetzungen, auch sehr gute, viele, die auch klassischer sind. Ich finde an der Übersetzung von Gosch und Wiens toll, dass sie so modern klingt, dass sie also sehr direkt ist und man sofort versteht, was gemeint ist, und dass sich ein Satz nicht endlos hinzieht, bis man die Aussage erfasst hat. Sie lässt ein sehr direktes

Zeichnung: Gernot Sommerfeld

Spiel zu, und trotzdem arbeitet sie mit dem Reim und transpor- Wird sich in Zukunft wiederholen, dass du, Tim, mit dem Entiert immer noch die Eleganz der französischen Sprache und die semble hier in Magdeburg auf der Bühne stehen wirst? Liebe zur Form aus der Zeit der Stückentstehung. TK: So konkret weiß ich das noch nicht, aber grundsätzlich möchte ich es gerne. Es ist in der Tat so: Je älter ich werde, desto Kannst du, Elisabeth, noch etwas Einblick in deine Konzep- mehr zieht es mich wieder auf die Bühne. tion geben, um die Geschichte in der heutigen Zeit zu verankern? Wie kommt das? EG: Das Stück spielt an nur einem Ort, dem Salon der weibli- TK: Einer der Gründe, warum ich zur Regie ging, war, dass ich chen Hauptfigur Célimène. Wir verlegen das in einen für unsere mich als Spieler viel geärgert habe. Auch gelitten habe zum Teil. heutigen Vorstellungen etwas öffentlicheren Raum, in dem sich Man denkt über das Ganze nach und will sich in alles einbrindie Leute aber eben immer noch in erster Linie versammeln, um gen und denkt manchmal auch, man wüsste es besser. Jetzt als eine gute Zeit zu haben und um soziale Kontakte zu pflegen. Ich Regisseur reflektiere ich das. Und jetzt ist es für mich schön, als will nicht zu viel verraten, aber die Bühne spiegelt einen Ort, den Spieler mal nur über eine Perspektive nachzudenken, nicht alles das Publikum wiedererkennen kann. Er zeigt wortwörtlich ein im Blick haben zu müssen und nochmal anders in künstlerische öffentliches Parkett, in dem man sich interessiert an der Welt Arbeiten einzutauchen. Sich wirklich zu versenken funktioniert und dabei vor allem die eigene Oberfläche zeigt. Molières Figu- eben auch nur, wenn man sich nicht weiter Gedanken macht. ren sind ja zum Teil sehr überzeichnet und ich möchte deren Das ist ein Teil des Theaters, der mir oft abgeht und deswegen Fallhöhe zeigen in ihrem verständlichen, aber fehlgeleiteten Be- freue ich mich darauf, das jetzt mal wieder machen zu können. dürfnis nach Aufmerksamkeit und Gemeinschaft.

DER MENSCHENFEIND Von Molière | Deutsch von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens R Gabriel B Hegemann K Leibezeder M Woernle D Rohmer, Busch Mit Schmiedl, Steinert, N. N., Bangerter, Günther, Kramer, Meyer, Schneider, Spindler

Premiere Sa. 26. 9. 2020

19.30 Uhr Schauspielhaus Bühne

Premierenfieber So. 13. 9. 2020

11.00 Uhr Schauspielhaus Foyer


Premiere

Fr. 11. 9. 2020

Schauspielhaus Foyer

ICH MACHE MEINEN FRIEDEN Das Gelände des ehemaligen SKET-Werks in Magdeburg, Foto: A. Winternitz/rottenplaces.de Ralph Opferkuch

DEM PHANTOMSCHMERZ BEGEGNEN Thomas Schneider

Fotos: Andreas Lander

ICH MACHE MEINEN FRIEDEN Ein Abend für Gundermann Textfassung von Manuel Czerny und Laura Busch Songs und Texte von Gerhard Gundermann Uraufführung R Czerny B, K Hercher D Busch Mit Opferkuch, Schneider, Dost, Müller Premiere Fr. 11. 9. 2020 19.30 Uhr Schauspielhaus Foyer

Die Regisseurin Carolin Millner entwickelt für das Theater Magdeburg ein neues Stück, das sich mit der Arbeit der Treuhandanstalt, ihrer Rolle im Prozess der Wiedervereinigung und ihren (Nach-)Wirkungen auseinandersetzt. Der vieldeutige Titel »Tod der Treuhand« ist dabei ein Spiel mit Verweisen und Klischees, die sie aufzugreifen und aufzubrechen versucht: Die Behörde als verschriene Totengräber-Anstalt, der Ruf nach ihrer Abschaffung, die Ermordung des Treuhandpräsidenten Rohwedder sowie das Gefühl vieler Menschen, diese Zeit endlich hinter sich lassen zu wollen. Welche Bedeutung kann überhaupt die theatrale Auseinandersetzung für das Publikum haben? Für Millner, die lange in Frankfurt am Main gelebt und gearbeitet hat, ist es nicht die erste Beschäftigung mit DDR-spezifischen Themen: »Ich wurde in Halle an der Saale geboren und meine Familie ist von, durch und mit der DDR geprägt worden. Mit der Öffnung der Mauer und dem Umzug meiner Eltern nach Westberlin und später nach Stuttgart habe ich mich häufig fremd und nicht zugehörig gefühlt, obwohl ich doch die gleiche Sprache sprach. Dem wollte ich nachgehen und so habe ich schon während meines Regiestudiums in Frankfurt begonnen, mich künstlerisch mit dieser Zeit auseinanderzusetzen.« Zuletzt entstand daraus die Pentalogie »ROT ODER TOT«, die sich mit jedem Jahrzehnt der DDR und mit der Wiedervereinigung und den Möglichkeiten beschäftigt, Geschichtsverläufe anders zu denken. Die Arbeit der Treuhandanstalt kam in Mill-

Premiere

Ich sitze als Dramaturgin auf der Probe zum GundermannAbend, aber anstatt aufmerksam zuzuschauen, schweife ich in meinen Gedanken ab und bin wieder im Auto auf der Fahrt an die Ostsee. Zum ersten Mal höre ich bewusst diese mehr summende als singende Stimme, die mit der klarsten Poesie offenbart, was an mir auf der Landstraße vorbeirauscht: die schöne Melancholie der Landschaft einer Heimat von gestern, Sehnsucht nach Ferne, Heimweh, Kindheitserinnerung, Verlust und Glück. Die Ostseefahrt ist zwar erst zwei Jahre her und die Musik entstand größtenteils in der Wendezeit, in der ich geboren wurde und an die ich mich kaum erinnern kann, dennoch ist sie seitdem stetige Besetzung im Soundtrack meines Lebens. Jeder Mensch, der die Musik von Gerhard Gundermann kennt, hat so eine »Erstes-Mal-Geschichte«. So auch Thomas Schneider, der ihm 1988 als Konkurrent beim selben Gesangswettbewerb in Hoyerswerda mit Gundermanns Singeklub »Brigade Feuerstein« begegnet war. Gundermanns Musik hat Schneider seitdem nicht mehr losgelassen. Aus diesem Grund widmet er sich gemeinsam mit Ralph Opferkuch, den Musikern Martin Müller und Max Dost, mit denen er bereits den erfolgreichen Jacques-Brel-Liederabend kreierte, sowie Regisseur Manuel Czerny nun den Liedern und dem Leben des »singenden Baggerfahrers« – eine Bezeichnung, gegen die sich Gundermann zeitlebens gewehrt hat. Er wollte kein »Vorzeigeprolet« sein, aber keinem anderen sind mal so eben während Betriebsschichten die schönsten Lieder eingefallen. Gerhard »Gundi« Gundermann war ein Widerspruch in sich: Kämpfer, Rebell, Revolutionär, Spitzel und Bespitzelter, Täter und Opfer, Held und Antiheld mit großer Klappe, der sich an seiner naiven, aber zutiefst klugen Weltsicht zwischen Ideal und Realität zerrieben hat. Mit verschiedenen Bands wie »Gundermann & Seilschaft« oder solo war er erfolgreich unterwegs, hatte sogar einen Auftritt als Vorband bei Bob Dylan, dennoch wollte er seinen Fahrerstand im Tagebau nicht aufgeben. Unverzichtbar als Inspiration war für ihn der Rhythmus der großen Schaufelräder. So lebte er ein strapaziöses Doppelleben – morgens Bagger, abends Bühne – bis er 1998 mit nur 43 Jahren unerwartet starb. »Ich mache meinen Frieden« lässt diese viel zu kurze Schaffenszeit Gundermanns neu aufleben. (LB)

Fr. 25. 9. 2020

Schauspielhaus Studio

ners Beschäftigung in diesem Zusammenhang auch schon vor. Die spezifische Auseinandersetzung im Rahmen der aktuellen Arbeit bringe aber nochmals ein sehr diverses Bild zutage. Natürlich steht die Treuhand nicht nur für eine konkrete Behörde, sondern lässt auch Fragen zu überzeitlichen Themen wie Kapitalismus, Wohlstand und Glücksvorstellungen zu. Für die Regisseurin ermöglicht Theater gesellschaftliche Aufarbeitung, weil es verschiedene ästhetische Ebenen vereint, die es braucht, um mit dem Phantomschmerz wie auch mit dem Unverständnis umzugehen, das aus ihrer Sicht viele Menschen in Bezug auf die Wiedervereinigung verspüren. »Es würde mich freuen, wenn wir es schaffen, das Schwarz-Weiß-Bild über die Treuhand weiter aufzubrechen und ein Interesse anzustoßen, das man danach noch etwas weiter verfolgt«, so Millner. Sie ist gespannt auf den Austausch nicht nur mit den Schauspieler*innen, sondern auch mit dem Magdeburger Publikum. (CR)

TOD DER TREUHAND Stückentwicklung von Carolin Millner | Uraufführung R Millner B Habig M Bussmann D Rohmer Mit Albrecht, Signitzer, Will, Förster, Heimke Premiere Fr. 25. 9. 2020 19.30 Uhr Schauspielhaus Studio Premierenfieber So. 13. 9. 2020 11.00 Uhr Schauspielhaus Foyer


BEETHOVEN+

1. SINFONIEKONZERT

EIN STADTSCHREIBER FÜR JÜRGEN SPARWASSER

ZUSAMMENKLANG LUDWIG VAN BEETHOVEN Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36

DOBRINKA TABAKOVA »Together Remember to Dance«. Konzert für zwei Klaviere, Schlagzeug und Streichorchester. Deutsche Erstaufführung

LUDWIG VAN BEETHOVEN Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60

Lucas und Arthur Jussen, Foto: Marco Borggreve

Den perfekten Zusammenklang im Konzert erreicht man nicht nur durch hohe Konzentration und intensive Probenarbeit, sondern auch durch jahrelanges gemeinsames Musizieren. Den beiden Solisten des 1. Sinfoniekonzerts der neuen Spielzeit sollte dies nicht schwer fallen, handelt es sich doch um die Brüder Lucas und Arthur Jussen. Die Söhne einer Flötenlehrerin und eines Paukisten teilen schon seit frühester Kindheit den Platz am Klavier und werden in ihrer niederländischen Heimat längst als Superstars der Klassikszene gefeiert. Bereits im Alter von zehn bzw. dreizehn Jahren traten die Nachwuchskünstler im Amsterdamer Concertgebouw auf, zahlreiche Konzerte mit renommierten Klangkörpern wie dem Dänischen Radio-Sinfonieorchester, dem City of Birmingham Symphony Orchestra sowie Sinfonieorchestern in Dallas, Sydney und Shanghai folgten. Dass das charmante Klavierduo nicht nur optisch punkten kann, beweisen auch ihre erfolgreichen Einspielungen, die bei der Deutschen Grammophon erschienen sind: Ihr Debüt-Album, auf dem sie abwechselnd Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven spielen, wurde 2011 mit dem Publikumspreis des »Edison Klassiek Award« ausgezeichnet, und im letzten Jahr legten sie ihr bereits sechstes Album vor – mit Werken von Johann Sebastian Bach. Nun eröffnen die Niederländer gemeinsam mit der Magdeburgischen Philharmonie die Konzertsaison mit dem spektakulären Doppelkonzert »Together Remember to Dance«, das sie 2017 in Amsterdam uraufführten. Die kraftvolle, energische Komposition der britisch-bulgarischen Komponistin Dobrinka Tabakova, stellt dabei einen spannenden Kontrapunkt zu den heiteren frühen Sinfonien Beethovens dar. Damit wird die Reihe »BEETHOVEN+« auch in der neuen Spielzeit fortgeführt, die dem Meister der »syn phōnē« – des »Zusammen-Klangs« – gewidmet ist. (HF)

2. SINFONIEKONZERT

Lucas und Arthur Jussen Klavier Magdeburgische Philharmonie GMD Anna Skryleva Dirigentin

Yoichi Yamashita Violine Magdeburgische Philharmonie Felix Mildenberger Dirigent

Do. 24. 9./ Fr. 25. 9. So. 27. 9. 2020

Do. 29. 10. Fr. 30. 10. 2020

Opernhaus Bühne

BILDERRAUSCHEN MAURICE RAVEL »Rapsodie Espagnole«. Suite für Orchester

JOHN CORIGLIANO »The Red Violin«. Suite für Violine und Orchester

MODEST MUSSORGSKY »Bilder einer Ausstellung«

Ein verwunschenes Schloss, ein belebter Marktplatz, das Häuschen der Hexe Baba Jaga – in allen Farben schillernd ziehen vor dem inneren Auge des Publikums die Gemälde vorbei, die Mussorgsky zu seinem programmmusikalischen Klavierzyklus »Bilder einer Ausstellung« inspirierten. 1874 komponiert, etablierte sich das Werk besonders in der Orchesterfassung des Klangfarbenzauberers Maurice Ravel als eines der beliebtesten Repertoirestücke des Konzertsaals. Zusätzlich zu Ravels »Spanischer Rhapsodie« erklingt mit »The Red Violin« eine ebenso farbenfrohe Komposition des zeitgenössischen US-amerikanischen Komponisten John Corigliano, der mit seiner Musik für das Filmdrama »Le violon rouge« von François Girard im Jahr 2000 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Eindrücklich wird in der aus der Filmmusik erstellen Orchestersuite die Geschichte einer unglückbringenden roten Violine erfahrbar, die über Jahrhunderte hinweg ihren Besitzer*innen den Tod bringt. Am Dirigentenpult ist Felix Mildenberger zu erleben, der bereits 2018 im Rahmen des IMPULS-Festivals für Neue Musik mit der Magdeburgischen Philharmonie debütierte. (HF)

Opernhaus Bühne

Jörg Menke-Peitzmeyer, der diesjährige Magdeburger Stadtschreiber, hat seit März in unserer Stadt gelebt und gearbeitet. Bereits vor Antritt seines Amtes stand sein Plan fest: Er wolle in Magdeburg an einem Jugendstück über Jürgen Sparwasser schreiben, der Fußballlegende, die den 1. FC Magdeburg über Jahre hinweg prägte und bei der Fußball-WM 1974 das Siegtor im sagenumwobenen Spiel der DDR gegen die BRD schoss. Menke-Peitzmeyer erzählt in seinem Stück von einer »umgekehrten Republikflucht«: Ein westdeutscher Junge träumt nach Sparwassers Siegtor 1974 davon, sein großes Idol zu treffen und macht sich auf eigene Faust auf den Weg in den Osten. Wie Menke-Peitzmeyer in seinem Stadtschreiber-Blog verrät, hat dieses Thema für ihn durchaus autobiografische Bezüge, ja sei »ein Einfallstor in meine Familiengeschichte«. Wir sind gespannt und freuen uns, in Kooperation mit dem Literaturhaus Magdeburg die Abschlusslesung des diesjährigen Stadtschreibers im Schauspielhaus zu präsentieren. Schauspieler*innen des Theaters lesen Auszüge aus dem Entwurf und geben damit einen Vorgeschmack auf das neue Stück von Jörg Menke-Peitzmeyer. Im Anschluss stellt sich der Autor den Fragen der Moderatorin und des Publikums über Fußball und Theater, Ost und West und über sein Leben und Schreiben in Magdeburg. (EG)

Jörg Menke-Peitzmeyer, Foto: Ali Kabas

ZUGABE #1: »Mit Sparwasser nach Magdeburg« Abschlusslesung des diesjährigen Stadtschreibers Jörg Menke-Peitzmeyer Sa. 19. 9. 2020

19.30 Uhr

Schauspielhaus Foyer

OHREN AUF FÜR DIE WELT DER KLÄNGE

AUF DIE PLÄTZE, FERTIG, LOS …

KLASSIK FÜR KNIRPSE

VORHANG AUF!

DAS BELIEBTE FORMAT »KLASSIK FÜR KNIRPSE« IST WIEDER DA Kleinkinder mit Begleitpersonen horchen gespannt auf, wenn das Triangel ertönt. Der Klang kündigt den Beginn einer musikalischen Entdeckungsreise an. Nach und nach betreten Musiker*innen der Magdeburgischen Philharmonie den Raum und komplettieren sich zu einem Ensemble. Gemeinsam mit ihren Instrumenten gestalten sie für die jungen (und natürlich auch für die älteren) Gäste einen ganz speziellen Sonntagnachmittag. Das spielerisch-musikalische Format »Klassik für Knirpse« bietet das Theater Magdeburg mittlerweile seit drei Jahren an. Mit unterschiedlichen Ensembles sind auch in dieser Spielzeit Klänge und Besonderheiten von Musikinstrumenten zu erleben. Einem ersten Höreindruck folgt hierbei das Zusammenspiel der Instrumente und manchmal auch eine Überraschung: Wer hätte schon erwartet, dass man eine Harfe nicht nur zupfen, sondern auch klopfen kann? Nach etwa 30 spannenden Minuten sind alle Besucher*innen eingeladen, sich die Instrumente aus der Nähe anzuschauen und vielleicht sogar selbst einen Klang zu erzeugen. (MB)

Ein Nachmittag zum musikalischen Krabbeln und Träumen Ab 1 Jahr So. 13. 9. 2020

16.00 Uhr

Opernhaus Podium

»VORHANG AUF!« FÜR DIE NEUEN PROJEKTE DES THEATERJUGENDCLUBS Das theaterpädagogische Team steht wieder in den Startlöchern mit neuen Projekten für den Theaterjugendclub! Die Clubs sind ein wesentlicher Bestandteil der theaterpädagogischen Arbeit am Theater Magdeburg und laden junge Menschen ein, sich durch regelmäßige Teilnahme kreativ in den Theaterbetrieb einzubringen. Nach einem Grundlagentraining und einer szenischen Entwicklungsphase werden die Ergebnisse unter anderem auf der Podium-Bühne des Opernhauses präsentiert. Im Rahmen der Veranstaltung »Vorhang auf!« stellt das theaterpädagogische Team die neuen Projekte vor und nimmt Anmeldungen entgegen. Interessierte erfahren Themen und Mottos der altersspezifischen Gruppen, die sich in Kidsclub (8 bis 11 Jahre), Teensclub (12 bis 14 Jahre) und Jugendclub (15 bis 18 Jahre) gliedern. Durch besondere Kooperationen ist erneut das Angebot eines Medienclubs möglich. Zudem gibt es in Zusammenarbeit mit einem Tänzer und Choreografen erstmals ein Tanztheaterprojekt für Jugendliche. Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten … Seid gespannt, seid dabei und freut euch auf die Spielzeit im Theaterjugendclub! Aufgrund der aktuellen Lage ist für eine Teilnahme an dieser Veranstaltung eine Voranmeldung unter: veronika.riedel@theater-magdeburg.de notwendig. (MB)

Auftakt der Projekte des Theaterjugendclubs So. 27. 9. 2020

18.00 Uhr

Schauspielhaus Bühne


Premiere

MOZARTS LETZTE OPER? So umstritten wie ihr Titelheld – der römische Kaiser Titus (s. »TheMa« 3 / 4 2020) – ist auch die Oper »Titus« selbst: Stellt sie einen Rückfall Mozarts, der doch mit »Die Hochzeit des Figaro«, »Don Giovanni« und »Così fan tutte« die bürgerliche »opera buffa« revolutionierte, in die überkommene Form der aristokratischen »opera seria« dar? Wie konnte sich Mozart im Widerspruch zu seinen aufklärerisch-freimaurerischen Überzeugungen und humanistischen Gesellschaftsidealen auf dem Höhepunkt seiner kompositorischen Fähigkeiten ausgerechnet mit einer Huldigungsoper zur Krönung des Habsburger Kaisers Leopold II. zum böhmischen König abgeben? Und last but not least: Hat »Titus« wirklich den Titel »Mozarts letzte Oper« verdient, da doch die ungleich bekanntere und allseits beliebte »Zauberflöte« drei Wochen später uraufgeführt wurde? Tatsächlich schaute die Mozart-Literatur lange umso herablassender auf das höfische Auftragswerk, je mehr »Die Zauberflöte« zum Inbegriff des Mozart’schen Humanismus stilisiert wurde. Erst in den letzten Jahrzehnten wuchs die Erkenntnis, dass Persönlichkeit und Kunst des Wiener Klassikers mehr zu bieten haben als kindliche Frühvollendung und scheinbar pro-

Sa. 12. 9. 2020

Opernhaus Bühne blemloses Schaffen rund um Vogelfänger und magische Instrumente. Bei einer genaueren Beschäftigung mit seiner »Titus«Oper wird schnell deutlich, dass sich Mozart hier keineswegs den starren Formprinzipien des vorgegebenen Seria-Schemas oder den Zwängen einer Herrscherhuldigung unterordnete. Vielmehr durchbrach er die gesetzten Grenzen nicht nur durch musikdramatische Neuerungen, sondern vor allem inhaltlich durch eine offenkundige Politisierung des Bühnengeschehens. »Nicht Rückschritt, sondern Fortschritt ist das Kennzeichen dieses viel zu lange vernachlässigten Meisterwerks«, so fasst es Mozartforscher Hans-Joachim Fritz in seiner Monografie über die Oper zusammen. Und hier knüpft auch Regie-Altmeister Dietrich W. Hilsdorf an, der in seiner ersten Magdeburger Inszenierung den widersprüchlichen, doch immer politisch motivierten Beziehungen der Opernfiguren nachspürt. Dabei wird es nebensächlich, ob nun Uraufführungsdatum oder Kompositionszeitraum die Einordnung in Mozarts Gesamtwerk definieren. Wir bleiben dabei: »Titus« ist Mozarts letzte Oper – und eine zukunftsweisende allemal! (US)

Hannah Conlon, Emanuele Caporale, Giulia Marenco, Foto: Dean Barucjia

EINE CHANCE FÜR JUNGE TÄNZER*INNEN Bühnenbild »Titus«, Foto: Nilz Böhme

TITUS La clemenza di Tito Opera seria in zwei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart Reduzierte Fassung von Anna Skryleva Libretto von Caterino Mazzolà In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Premiere Sa. 12. 9. 2020

19.30 Uhr Opernhaus Bühne

Premierenfieber So. 30. 8. 2020

11.00 Uhr Opernhaus Wagnerfoyer

ML GMD Skryleva R, B Hilsdorf K Volles D Schröder Ch Wagner Mit D’Aguanno, Danon, Renard, H. Lee, Stüber Malagamba, Pantelić, Opernchor des Theaters Magdeburg, Magdeburgische Philharmonie

Vorstellungen Sa. 19. 9. / Sa. 26. 9. / So. 4. 10. / Sa. 10. 10. / Fr. 16. 10. / Fr. 6. 11. 2020

Giulia Marenco, Hannah Conlon und Emanuele Caporale haben den Sprung geschafft: Eben noch Praktikant*innen im Ballett des Theaters Magdeburg, sind sie ab dieser Spielzeit feste KompanieMitglieder. Dazu mussten sie Anfang des Jahres bei einer Audition im Opernhaus mitmachen: »Mich hat das schon ganz schön gestresst«, gibt Giulia, die aus Italien stammt, zu. Als Chefchoreograf Gonzalo Galguera ihr und Hannah nach der Audition mitteilte, dass sie zu festen Ensemblemitgliedern aufgestiegen sind, sei ein großer Druck abgefallen, sagt die junge Tänzerin. In der Magdeburger Kompanie fühlen sich alle drei wohl: »Ich finde, es ist eine gute Kompanie, weil man vor allem auch als junge Tänzerin schon Rollen bekommt«, schwärmt die Australierin Hannah. Sie war etwa in »Der Zauberladen« als Cancan-Tänzerin zu sehen, Giulia als eine der beiden Protagonist*innen im Jugendtanzstück »Roots« und als Colombine in »Der Nussknacker«. Emanuele durfte in »La Fille mal gardée« in zwei Vorstellungen

als Alain einspringen und weckte als eine der vier alten Puppen in »Der Zauberladen« Aufmerksamkeit: »Diese Rollen waren für mich etwas ganz Besonderes«, betont er. Die beiden Tänzerinnen freuen sich, dass sie als feste Ensemblemitglieder nun auch bei Musical-Inszenierungen am Theater mitwirken dürfen. Die Atmosphäre im Ensemble sei sehr gut, privat treffe man sich etwa im Café Alex in Magdeburg oder zum Salsa-Tanzen. »Es ist für unsere Arbeit wichtig, dass wir den Körper immer in Bewegung halten«, betont Hannah. Dies ist durch die Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung, denn die sonst so straffen Ballett-Probenpläne im Opernhaus sind stark ausgedünnt: Giulia hat sich zu Hause mit Pilates und Konditionstraining fitgehalten. Mittlerweile ist zumindest das Training im Ballettsaal wieder möglich. In ihrer freien Zeit hat die junge Tänzerin außerdem Ballettunterricht via Zoom gegeben: »Das hat mir unglaublich viel Spaß gemacht«, sagt sie. (LBE)


WAS WAR DEIN HÖHEPUNKT IN DEINER ERSTEN SPIELZEIT AM THEATER MAGDEBURG? ELISABETH GABRIEL, CHEFDRAMATURGIN SCHAUSPIEL: Der Höhepunkt meiner ersten Spielzeit in Magdeburg war für mich gleich zu Beginn »UTOP89«, unsere Stadtrauminszenierung anlässlich 30 Jahren friedlicher Revolution. Während der Arbeit daran habe ich einige Magdeburger*innen und ihre Schicksale kennengelernt und dadurch einen sehr persönlichen, bewegenden Einblick in die Geschichte der Stadt gewonnen, den man sonst oft erst nach Jahren bekommt. Besonders gefreut hat mich, dass diese Produktion, die zwischendurch so manche organisatorische Hürde überwinden musste, dann bei den Magdeburger*innen auch so gut ankam.

TIM KRAMER, SCHAUSPIELDIREKTOR:

ANJA SIGNITZER, SCHAUSPIELERIN: Die Premiere von »Vor Sonnenaufgang« – die dritte Premiere mit meinen neuen Kolleg*innen! Die Regisseurin kannte ich noch aus Braunschweig und aus diesem Grund kamen auch viele Freund*innen und Kolleg*innen, mit denen wir beide dort zusammengearbeitet haben, zur ersten Vorstellung – alle leben inzwischen woanders. Es fühlte sich nach Klassentreffen an und danach, dass sich verschiedene Welten verbinden und zu einer neuen zusammenfinden. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, in Magdeburg wirklich angekommen zu sein.

MARKO PANTELIĆ, BARITON:

Der Höhepunkt in meiner ersten Spielzeit am Theater Magdeburg war unsere Inszenierung von Giacomo Puccinis Oper »Turandot«. Alle Vorstellungen waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft und nach jeder Show gab es Standing Ovations vom Publikum. Ich hatte noch nie und an keinem Ort eine solche Erfahrung – das Theater Magdeburg ist für mich eine Fabrik für Bühnenwunder. Ich muss sagen, dass ich großen Spaß daran hatte, die Rolle des Ping zusammen mit den anderen Künstler*innen zu kreieren. Ich fühle mich hier in Magdeburg wie ein Teil einer wundervollen künstlerischen Familie.

RODRIGO ARYAM, SOLO-TÄNZER:

Für mich war definitiv das Handlungsballett »La Fille mal gardée« eine dankbare und tolle Erfahrung. Ich habe diese Spielzeit das Privileg gehabt, mit Gonzalo Galguera beim kreativen Prozess dieses einzigartigen Balletts zusammenzuarbeiten. Ich freue mich sehr darüber, dass ich darin verschiedene Rollen tanzen durfte.

Mein Höhepunkt in der Spielzeit war, ungewollt und unerwartet, die Aufführung von »Die Pest« zur »Wiedereröffnung« des Schauspielhauses nach dem Corona-Lockdown. Mit nur 32 Zuschauer*innen im Schauspielhaus sitzend ist mir die Bedeutung von Theater, Begegnung und Zusammenkunft geradezu körperlich bewusst geworden. Dieselbe Idee von Menschlichkeit, die Albert Camus in seinem Roman beschreibt, konnte ich glücklicherweise in der Krise bei den Mitarbeiter*innen des Theaters erleben, und an diesem Abend hat sich dies zu einem ganz besonderen Erlebnis verdichtet. Die herausragende Bedeutung von Theater wurde greifbar, dank dem großen Einsatz der Mitarbeiter*innen und der großen Zuwendung unseres Publikums. Dafür bin ich allen Beteiligten außerordentlich dankbar.

ANNA SKRYLEVA, GENERALMUSIKDIREKTORIN:

Für mich persönlich war die Spielzeit mit vielen Höhepunkten verbunden. Gleich mit meinem ersten Sinfoniekonzert als GMD im September 2019 durfte ich meinen Lebenstraum realisieren. Da haben wir den »Prometheus« von Alexander Skrjabin mit einem fantastischen Lichtdesign von Guido Petzold und Egbert Mittelstädt aufgeführt. In jedem Fall eine gelungene Produktion war Puccinis »Turandot«, die auch beim Publikum auf sehr positive Resonanz gestoßen ist. Auf den Beethoven-Zyklus habe ich mich sehr gefreut und ich bin sehr froh, dass wir noch die 9. und die 8. Sinfonie aufführen konnten. Und noch eins meiner Wunschstücke habe ich geschafft, zur Aufführung zu bringen – Strawinskys Ballett »Petruschka«. Ich muss sagen, dass – wenn auch in einer verkürzten Form – meine erste Spielzeit in Magdeburg für mich sehr positiv und mit vielen herausragenden Erlebnissen stattgefunden hat!

CHRISTOPH BANGERTER, SCHAUSPIELER:

Am Samstag, den 22. 2. 2020, kam ich wie üblich zum Einfechten für das Musical »3 Musketiere« ins Opernhaus. Für die Vorstellung durchlaufen wir vorab gemeinsam alle Fechtkämpfe, damit später auf der Bühne die Abläufe frisch im Gedächtnis sind. Nur wenige Stunden zuvor stand ich noch im Kreißsaal des Marienstift-Krankenhauses und meine frisch geborene Tochter Malena tat ihren ersten Schrei. Überglücklich, bei der Geburt mit dabei gewesen zu sein, spielte ich wie berauscht die Abendvorstellung.

TATIANA MARTÍNEZ, TÄNZERIN:

Für mich war es eine ganz neue Erfahrung, in einem Musical wie »Chicago« oder »3 Musketiere« mitzutanzen. Dieses Erlebnis habe ich sehr genossen. Generell kann ich mich hier tänzerisch ganz unterschiedlich ausdrücken. Außerdem habe ich noch nie zuvor gesungen, das war für mich im Musical sehr aufregend.

MAX COLOMBO, II. CHORBASS:

Meine Ankunft im Theater war sehr intensiv. Ich machte mein Vorsingen, eine Woche später zog ich in die Stadt und ein paar Tage später sang ich in zwei Premieren (»Die schöne Helena« und »3 Musketiere«) – alles innerhalb meines ersten Arbeitsmonats! »Turandot« war eine wunderbare Erfahrung! Ich bin gemeinsam mit meinem Partner auf der Bühne (er als Statist) aufgetreten. Und unsere Kinder, die zu Besuch aus Argentinien kamen, sahen uns gemeinsam aus dem Publikum. Das war für mich sehr aufregend. Mein künstlerischer Höhepunkt war die Vorbereitung und Generalprobe von »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«, die das Publikum wegen der Corona-Pandemie leider noch nicht sehen konnte. Ich bin hier in Magdeburg sehr glücklich.

FERMÍN VILLANUEVA, STELLV. SOLO-CELLIST:

Unser Theater ist immer für und mit Magdeburg gewachsen. Es macht mich glücklich zu sehen, wie wir von der Stadt gefördert werden, stärker werden und unser liebes, interessiertes, besonderes Publikum in Magdeburg weiter mit den unterschiedlichsten Vorstellungen verwöhnen können. Auf diesem positiven Weg der Entwicklung unseres Theaters möchte ich mich gerne engagieren. Schon jetzt durfte ich an diesem Haus Teil von ganz besonderen Musikerlebnissen sein.

Fotos: Kartal Karagedik (Elisabeth Gabriel, Anja Signitzer, Marko Pantelić, Tim Kramer, Christoph Bangerter), Carlos Quezada (Rodrigo Aryam), Thomas Leidig (Anna Skryleva), Dean Baracjia (Tatiana Martínez), Nicola Levin (Max Colombo), privat (Fermín Villanueva)


Vier Jahre nach der vom Publikum begeistert aufgenommenen Premiere der Oper »Faust« nach Johann Wolfgang von Goethe bringt das Theater Magdeburg zu Beginn der neuen Spielzeit nun wieder eine Oper des Franzosen Charles Gounod auf die Bühne. Und wieder ist es eine Oper, die auf literarischer Grundlage fußt: »Roméo et Juliette«. Shakespeares Liebestragödie »Romeo und Julia« beschäftigte Gounod bereits in den Jahren 1839/1840, nachdem er die »Symphonie dramatique« seines Kollegen Hector Berlioz gehört hatte, die sich programmatisch – und unter Beteiligung von Gesangssolist*innen und eines Chores – am Romeo-und-Julia-Stoff abarbeitete. Eine Oper wollte Berlioz allerdings nicht komponieren, eher eine Art imaginäres Theater durch Musik entstehen lassen. Er überließ es allein dem Orchester, die Liebesduette klanglich erfahrbar zu machen. Gounods Opern-Projekt nahm erst ab dem Jahr 1864 konkretere Form an. Das Libretto lieferten ihm Michel Carré und Jules Barbier, die ihm auch schon den Operntext zu »Faust« verfasst hatten. Die Uraufführung erfolgte am 27. April 1867 im Théâtre Lyrique in Paris. Regisseurin Karen Stone spürt in ihrer Inszenierung den stofflichen Wurzeln nach und sucht den Shakespeare in der Gounod-Oper. Ohne den lyrischen Grundcharakter der Oper zu verleugnen, will sie »zurück zu einer Elisabethanischen Robustheit«, wie sie selbst sagt. Dabei nimmt sie insbesondere die Figur des Romeo in den Fokus und befreit ihn von seinem romantischen Zuckerguss, der ihm – als männlichem Part des größten Liebespaares der Welt – übergegossen wurde und der bis in die heutige Zeit prägend wirkt. Romeo – das ist für viele der ungebrochene, wenn auch tragische, Held der ewigen Liebe. Für Stone sind auch ein Hang zur Gewalt und eine Sprunghaftigkeit in

Premiere

AUF DEN SPUREN VON SHAKESPEARE

Sa. 3. 10. 2020

Opernhaus Bühne

Sachen Liebe essentielle Aspekte dieser Figur. Julia ist für sie eine junge Frau, die sich zunächst einmal nach Freiheit und Selbstbestimmung sehnt. Ausgehend vom Liebespaar, das in dieser Welt nicht zueinanderkommen kann, lotet die Regisseurin in ihrer Inszenierung darüber hinaus das Spannungsfeld von innerer Nähe und äußerer Distanz aus – ein Thema, das in Zeiten des erzwungenen Social Distancing umso relevanter erscheint. Für die Titelpartien in »Roméo et Juliette« kehren eine Sopranistin und ein Tenor an das Theater Magdeburg zurück, die beide das Magdeburger Publikum schon in mehreren OpernProduktionen begeisterten. Raffaela Lintl (Juliette), bis vergangene Spielzeit festes Ensemblemitglied am Theater Magdeburg, brillierte unter anderem in der Titelpartie von Dvořáks »Rusalka« sowie als Liù in Puccinis »Turandot«. Der philippinisch-USamerikanische Tenor Arthur Espiritu stand bereits in zwei Inszenierungen von Karen Stone am Theater Magdeburg auf der Bühne – zunächst als Ferrando in Mozarts »Così fan tutte«, dann als Rodolfo in Puccinis »La Bohème«. Nun debütiert er in der Rolle des Roméo am Theater Magdeburg. (TSE)

SPIELZEIT-AUFTAKT Viele Zuschauer*innen aus Magdeburg und der Region waren aus den letzten Jahren den »Tag der offenen Tür« als Signal gewöhnt, dass das Theater Magdeburg seine Türen nach den Spielzeitferien wieder öffnet und eine neue, spannende Saison beginnt. Aufgrund der aktuellen Situation muss es in diesem Jahr eine veränderte Veranstaltung zur Saisoneröffnung geben, um den Schutz der Gesundheit der Zuschauer*innen und Künstler*innen zu gewährleisten. Das Theater Magdeburg bietet dem Publikum ab 16.00 Uhr im Opernhaus die Möglichkeit, sich über Tickets und Abos in

der Spielzeit zu informieren. Außerdem geben die Mitarbeiter*innen gerne Auskunft zum Sicherheits- und Hygienekonzept für beide Spielstätten. Um 18.00 Uhr gibt es dann im Opernhaus eine Vorstellung der Premieren der neuen Spielzeit mit einigen künstlerischen Beiträgen. Das Publikum kann sich mit dem Theater Magdeburg auf viele Einblicke in neue Produktionen sowie einige bekannte und neue Gesichter im Ensemble freuen. Auf eine schöne neue Spielzeit! (CV)

Spielzeit-Auftaktveranstaltung So. 6. 9. ab 16.00 Uhr (Tickets & Abos), 18.00 Uhr (Auftaktveranstaltung) im Opernhaus, Einlasskarten an der Theaterkasse

CARDS FÜR SCHÜLER*INNEN UND STUDENT*INNEN:

MUSIK THEATER CARD

SCHAU SPIEL CARD 2020 2021

Einmaliger Preis MUSIKTHEATERCARD: 25 € jede Eintrittskarte im Musiktheater 7 €

2020 2021 Einmaliger Preis SCHAUSPIELCARD: 20 € jede Eintrittskarte im Schauspiel 5 €

Schüler*innen und Studenten*innen (bis einschließlich 28 Jahren) zahlen einmalig für die Card und können beliebig oft alle Vorstellungen zu einem ermäßigtem Preis besuchen. Beide Cards gelten für die gesamte Spielzeit 2020 / 2021 und können zu jedem Zeitpunkt erworben werden. Gilt nicht für Premieren, Gastspiele und Sonderveranstaltungen.

IMPRESSUM ROMÉO ET JULIETTE Oper in fünf Akten von Charles Gounod Libretto von Jules Barbier und Michel Carré nach William Shakespeare In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln ML Borisov R Stone B, K Schulz D Schmidt-Ehrenberg Ch Wagner, Schweizer C Williams, KC Wollrab Mit Lintl, Espiritu/B. Lee, Repova, Ks. Dreißig, Winell/B. Lee, Kampmann/Diebschlag, Wollrab, Pantelić, Matz, Kremshovski, Stermann, Sketris, Heinrich, Opernchor des Theaters Magdeburg, Ballett Magdeburg, Magdeburgische Philharmonie

Hrsg: Theater Magdeburg, Universitätsplatz 9, 39104 Magdeburg | Generalintendantin: Karen Stone | Redaktion: Larissa Benz Texte: Larissa Benz (LBE), Matthias Brandt (MB), Laura Busch (LB), Hannes Föst (HF), Elisabeth Gabriel (EG), Caroline Rohmer (CR), Thomas Schmidt-Ehrenberg (TSE), Ulrike Schröder (US), Dr. Christine Villinger (CV) Termine: Künstlerisches Betriebsbüro | Layout und Satz: Claudia Heynen | Druck und Reproduktion: Media Print Barleben GmbH THEMA Theaterzeitung – eine Beilage der Tageszeitung »Volksstimme« vom 4. 9. 2020 | Änderungen vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr.

KARTENPREISE Oper / Operette / Ballett 14 — 34 € (erm. 9 — 24 €) | Musical 18 — 40 € (erm. 14 — 30 €) | Sinfoniekonzerte / Konzerte Extra 19 — 34 € (erm. 13 — 22 €) Schauspielhaus Bühne 22 € (erm. 12 €) | Schauspiel Studio 19 € (erm. 10 €) | Schauspiel Foyer / Junges Theater / Kammerkonzert 16 € (erm. 9 €) SWM-Card 10 % Rabatt | Sparkassentag 20 % Rabatt | WoBau-Card 10 % Rabatt | Netter Preis im Opernhaus jede Karte 20 €, im Schauspielhaus jede Karte 15 €

KASSE IM OPERNHAUS

Premiere Sa. 3. 10. 2020

19.30 Uhr Opernhaus Bühne

Premierenfieber So. 20. 9. 2020

11.00 Uhr Opernhaus Wagnerfoyer

Vorstellungen Fr. 9. 10. / So. 8. 11. / Sa. 14. 11. / Sa. 5. 12. / Fr. 25. 12. 2020 / So. 10. 1. 2021

Universitätsplatz 9, 39104 Magdeburg Mo. —Sa. 10.00  —18.30 Uhr Abendkasse: eine Stunde vor Vorstellungsbeginn

KASSE IM SCHAUSPIELHAUS Otto-von-Guericke-Straße 64, 39104 Magdeburg Vorstellungskasse jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Abo- oder Vorverkauf im Opernhaus. Folgen Sie uns auch auf:

www.theater-magdeburg.de | Tel.: (0391) 40 490 490 | E-Mail: kasse@theater-magdeburg.de


DomplatzOpenAir

HAIRSPRAY 18. Juni — 11. Juli 2021

Premiere

Fr. 18. 6. 2021

HAIRSPRAY DAS BROADWAY-MUSICAL Buch von Mark O’Donnell Thomas Meehan

Musik von Marc Shaiman

Liedtexte von Scott Whittman Marc Shaiman

Deutsche Fassung von Jörn Ingwersen (Dialoge) und Heiko Wohlgemuth (Songs) Basierend auf dem New Line Cinema Film — Drehbuch und Regie von John Waters

Karten unter (0391) 40 490 490 www.theater-magdeburg.de


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