Bert Wrede: »Diesen Fantasieraum ›Theater‹ laufen zu lassen« Ein Gespräch am 21. Februar 2017 in München
Bert Wrede Foto: Dirk Richard Heidinger
Was steht in Programmheften vor deinem Namen? Einfach nur »Musik«? Bert Wrede: Genau. Oder Komposition, oder Bühnenmusik. Mir ist egal, was dort steht. Ich habe Komposition studiert, deshalb habe ich keine Scheu davor, mich Komponist zu nennen, auch wenn ich mal nur Gequietsche, Gewaber oder Gewummer mache – so nennen sie es zumindest manchmal in den Kritiken. Es hat aber Sinn, wenn ich das mache – nicht, weil mir nichts einfällt, sondern, weil Gewummer vielleicht die adäquate Übersetzung eines Gefühls zur Bühne oder zum Stück ist.
Wie war dein Weg in die Theatermusik? BW: Nach meinem Musikstudium – ich habe an der Hanns-Eisler-Mu-
sikhochschule Gitarre studiert – hatte ich dort sechs Jahre einen Lehrauftrag. Nach einem Examenskonzert, ich hatte einen Saxophonisten begleitet, wurde ich gefragt, ob ich Studenten unterrichten will. Das hat mich sehr geehrt, und ich habe das gemacht. Die ersten vier Jahre hat es mir richtig Spaß gemacht, danach weniger, weil ich schnell das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten. Ich habe Konzerte mit verschiedenen Bands gespielt und später Friedrich Schenker, einen zeitgenössischen Komponisten aus der DDR, kennengelernt, dessen Musik ich sehr spannend und sehr gut fand. Der Kontakt zu ihm kam durch Albert Ostermaier anlässlich einer szenischen Lesung in Leipzig zustande, zu der Friedrich Schenker als Vertreter der ernsten Musik eingeladen war und ich als Vertreter der Underground-Szene. Ich habe als Student in Punk- und Undergroundbands gespielt und später in freien Jazz-Projekten. Weil ich mich schon immer sehr für Neue Musik und Komposition
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