Berlin Valley 26 November 2017

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DIGITAL REVOLUTION

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WORKSPACE - OPEN SPACE ODER LOST IN SPACE? Der erste Eindruck zählt. Ob online oder direkt vor Ort. B2B-Kunden lassen sich bei der Auswahl eines Unternehmens von der ersten Gesamterscheinung leiten. Diese ist somit ein wichtiges Entscheidungskriterium, bevor es zu einem persönlichen Kontakt kommt. Ein überzeugendes Corporate Design, eine selbstbewusste Außendarstellung sowie beeindruckende Aufnahmen der Inneneinrichtung kreieren ein Image, das man so schnell nicht wieder vergisst. Für die Akquise zukünftiger Kunden, den Gewinn von Mitarbeitern im »War of Talents« und die Motivation von Kollegen ist ein überzeugendes Gesamtkonzept die Grundlage für Erfolg und Weiterentwicklung.

Lindemann Projekt 2017: Covus, Berlin | Planung | Foto: Seel Bobsin Partner

Lindemann baut auf 100 Jahren Erfahrung in der Produktion und dem Handel von Büromöbeln auf. Tradition, Verlässlichkeit und Innovation sind die Grundpfeiler des in Berlin ansässigen Familienunternehmens. Das Kompetenz-Team Lindemann ist darauf spezialisiert, innovative Bürolösungen zu gestalten, welche den ersten Eindruck in einen geschäftlichen Erfolg umwandeln. Das qualifizierte Team aus Architekten, Designern, Produktberatern, Projektmanagern, Tischlern und Monteuren plant und realisiert mit interdisziplinärem Wissen individuelle Erfolgsumgebungen für moderne Nutzer.


INHALT

70–77 Christian Vollmann

30–39 Factory

42–62 Drone Insights

Auf der Suche nach der Delle im Universum

Disruption von oben

Warum er nicht Kinderarzt, sondern erfolgreicher Seriengründer geworden ist, und wie er Stadtmenschen einander näher bringen möchte, verrät der sympathische Christian Vollmann im Interview.

Willkommen in der faszinierenden Welt der Drohnen. Längst der größte Wachstumstreiber der Unterhaltungsindustrie sind sie drauf und dran, zahlreiche Märkte nachhaltig zu verändern.

84–101 Craft Beer

Work hard, play hard in der neuen Factory

Die Renaissance des guten Geschmacks

Über 14.000 Quadratmeter für Startups. Mit Bällebad und Playstation. Ein wahrgewordener Gründertraum? Mit Factory-Gründer zum exklusiven Rundgang durch die neuen Räume.

Craft Beer haucht der stagnierenden Bierbranche neues Leben ein. Und nicht nur das: Es bringt auch verloren geglaubte Vielfalt und guten Geschmack.

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Foto: Johannes F. Räbel (Coverstory) | David Lemanski (BVDS) | Frank Luca, Unsplash (Craft Beer) | Pixabay (Drohnen) | Alexander Freundorfer

INHALT Editorial 7 Contributors 12 Moments 14 Die Gewinner des EyeEm Fotografiewettbewerbs 2017 Gadgets 16–21 Eine Frage der Technik: „Go go Gadgets“ Early Stage 22–26 Wie erfolgreiche Pressearbeit für Startups funktioniert Venture Daily 64–66 News zum Mitfiebern: So entsteht der beliebte Startup-Newsletter Startup-Newsletter 68 Must-reads – Newsletter-Empfehlungen der Redaktion Interview 78 Nextdoor Country Manager Deutschland Marcus Riecke Gegenüberstellung 79 Nebenan.de vs. Nextdoor Branchen Close-up 80 The Winner takes it all Success Story 82 Endlich geschafft! Die Achterbahn von Movinga-CEO Finn Hänsel NKF Summit 120–125 NKF Summit Volume 2 – Rückblick auf den „Crashkurs für Corporates“ NKF Summit 126–129 Interview: Maximilian Viessmann NKF Summit 130–132 Interview DB Digital Ventures/Redstone The Hundert 134–137 Das beliebte Startup-Magazin The Hundert präsentiert die Top-100-Startups aus Berlin Lesson learned 141 Contorion: Schneller Exit mit vielen Learnings Coworking International 142–145 Andere Länder, andere Sitten? Worldwide work Antwerpen Fitness/Food 148–149 Fit, fitter, Büro-Hengst? Tipps und Food fürs Healthy Office Tools 152–154 Am digitalen schwarzen Brett: Pinterest Startup Media 155–157 Aus der Kultur: Gründer-Lektüre Impressum 162

104–117 BVDS Fünf Jahre Bundesverband Deutsche Startups Richtfest zwischen Fakten, Forderungen und Fehlern. Was hat der BVDS erreicht? Wo will er hin? Wir haben mit den Verbandslenkern gesprochen.

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EDITORIAL

RESET 2.0 Liebe Leserin, lieber Leser, Willkommen zur neuen Ausgabe von Berlin Valley. Neu im maximalen Sinne, denn bei dieser Ausgabe haben wir zum zweiten Mal den Reset-Knopf durchgedrückt: neues Format, neue Themen, neues Team … doch alles der Reihe nach. Getrieben von Neugierde hatte ich Berlin Valley vor fünf Jahren als Blog über die Berliner Startup-Szene gegründet. Ich wollte verstehen, wie erfolgreiche Startups funktionieren. Wollte Geschäftsmodelle analysieren und Weltveränderer interviewen. Wollte Fragen stellen und Wissen weitertragen. Zwei Jahre später erschien die erste gedruckte Ausgabe von Berlin Valley – auch das ein echter Meilenstein. Seither hat sich unglaublich viel verändert: Aus dem Initialprojekt Berlin Valley ist mit NKF Media ein echter Verlag entstanden, mit inzwischen zwanzig

tollen Mitarbeitern. Heute wird Berlin Valley flankiert von vielen spannenden Medienprojekten wie The Hundert, Venture Daily, Heet.io und dem NKF Summit. Berlin Valley wurde im Lauf der Zeit immer professioneller. Mit Corinna Visser hat vor zwei Jahren eine hervorragende Journalistin die Rolle der Chefredakteurin übernommen. Unter ihrer Führung erfolgte vor zwei Jahren der erste Relaunch. Die Marke Berlin Valley hat deutschlandweite Bekanntheit erlangt und steht als Wirtschaftsmagazin der Zukunft konkurrenzlos auf weiter Flur. Nun folgt der zweite Relaunch und mit ihm das nächste Level. Ab sofort erscheint Berlin Valley in einem neuen kompakteren Format und auf doppelt so vielen Seiten wie bisher. Dadurch gibt es mehr Platz für ausführliche

Vielen Dank! OHNE DIE UNTERSTÜTZUNG UNSERER SPONSOREN WÄRE DIESES MAGAZIN NICHT REALISIERBAR. DAFÜR GANZ HERZLICHEN DANK AN:

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EDITORIAL

Doppelte Staffelübergabe mit Corinna Visser

Das aktuelle Team von NKF Media

Themenschwerpunkte. Und auch die regelmäßigen Rubriken haben wir thematisch erweitert. Ab sofort gibt es Rubriken für junge Gründer, spannende Gadgets, internationale Coworking Spaces und ausgewählte Tools.

liebgewonnene Redakteurin Anna-Lena Kümpel hat das Team und Berlin aus persönlichen Gründen verlassen. Beiden sei an dieser Stelle nochmal herzlichst für die tolle Zusammenarbeit gedankt. Es war eine gute Zeit! Viel Glück für eure nächsten Schritte.

Aufgrund der hohen Nachfrage haben wir die Druckauflage von Berlin Valley auf 30.000 Exemplare erhöht und die Distribution optimiert. Inzwischen erhält man Berlin Valley gratis an über 300 festen Locations in ganz Deutschland. Und auch wenn die Verteilung auf Events, in Coworking-Spaces und Cafés weiterhin kostenlos bleibt, so hat Berlin Valley ab sofort einen offiziellen Preis. Wir wurden oft gefragt, ob wir Einzelhefte versenden oder ein Abo anbieten. In beiden Fällen lautet die Antwort ab sofort „Ja!“.

Für mich persönlich bedeutet das, wieder näher an den inhaltlichen Themen zu agieren. Berlin Valley hatte ich vor drei Jahren aus Neugierde über die Startup-Szene gegründet. Diese Neugierde ist geblieben. Sie gehört zur DNA von Berlin Valley. Von daher freuen wir uns gemeinsam auf die Zukunft. Sie verspricht viel Gutes! Viel Spaß mit der neuen Ausgabe und willkommen im nächsten Level,

Der Relaunch von Berlin Valley geht auch mit personellen Änderungen einher. Die aktuelle Ausgabe wurde mit einem komplett neuen Team erstellt. Corinna Visser hat die Redaktionsleitung an mich übergeben. Auch unsere

Ihr/euer Jan Thomas

MEHR WUMMS Mit Media for Equity groß rauskommen

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WACHSEN CEO Sascha van Holt über die Strategie von Sevenventures

ARBEITEN

SURFEN

Mindspace will überall in Deutschland neue Coworking Spaces eröffnen

Senatorin Cornelia Yzer fordert freies WLAN in der Berliner Innenstadt

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Relaunch #1 März 2016 Die erste Ausgabe Oktober 2014

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Relaunch #2 Aktuelle Ausgabe

Foto: Max Threlfall | Jan Zappner (Teamfoto)

MÄRZ 2016 – KOSTENLOS

DAS STARTUP-MAGAZIN


Wir suchen keine Follower. Sondern Menschen, die uns digital vorantreiben. www.porsche.de/karriere Folgen Sie nicht, gehen Sie voraus. Wir bieten Ihnen Einstiegsmöglichkeiten rund um die Themen Connected Car, Smart Mobility und Digitale Geschäftsmodelle. Mit anderen Worten: spannende Chancen für Ihre Zukunft.

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DANKE an unsere Anzeigenkunden fĂźr drei groĂ&#x;artige Jahre

Berlin Valley erscheint seit November 2014 im Verlag NKF Media.

WWW.NKF.MEDIA

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... und allen anderen Kunden, Wegbegleitern, Partnern und UnterstĂźtzern. berlinvalley.com

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Contributors Wir bedanken uns bei den folgenden Gastautoren, die uns tatkräftig bei der Erstellung von Berlin Valley 26 unterstützt haben BRIGITTE ZYPRIES Die Bundesministerin für Wirtschaft und Energie gratuliert dem Bundesverband Deutsche Startups und freut sich über fünf erfolgreiche Jahre. Seite 114

Drohnen in Europa oder gar „Drones gone wild“? Wohin die Entwicklungen der – wie er sie nennt – fliegenden Datensammler streben, erläutert der Gründer und CEO von Drone Industry Insights in seinem Kommentar. Seite 50

CHRISTIAN ZIACH Investments sind sein Geschäft. Als Branchenexperte und Mentor für einen Business Inkubator der Europäischen Raumfahrtorganisation nimmt der Investment Manager des HighTech Gründerfonds aufstrebende Drohnen-Startups unter die Lupe. Seite 61

MASOUD KAMALI Der Managing Director und Founder von WestTech Ventures ist ein Visionär der Startup-Szene und Unternehmer der ersten Stunde. In seinem Kommentar resümiert Masoud Kamali, was fünf Jahre Bundesverband Deutsche Startups gebracht haben. Seite 114

OLIVER LEMKE Sein Bier finden Bierliebhaber bereits seit 1999 am Hackeschen Markt in Berlin. Als Craft-Bier-Pionier hat der Gründer, Inhaber und Geschäftsführer der Brauerei Lemke nur ein Ziel: Richtig gutes Bier. Seine Gedanken zum Markt auf Seite 94

OLIVER WESSELOH 2013 gewann er die Weltmeisterschaft der Biersommeliers. Zeitgleich kennt er sich als Kreativbrauer bestens mit der CraftBeer-Szene aus. In einem Statement verrät der Geschäftsführer der Kehrwieder Kreativbrauerei Oliver Wesseloh, warum sich das Craft-Beer-Geschäft lohnt. Seite 95

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BALÁZS TARSOLY Als Experte für Food-ServiceBranding und Restaurant-Marketing verrät er, warum die Systemgastronomie Craft Beer braucht und was der Trend mit Individualismus zu tun hat. Seite 87

Foto: Drone Industry Insights | Stefan Kny | Julia Schwendner | High Tech Gründer Fonds | Susie Knoll | BRAUEREI LEMKE BERLIN GMBH | Serena Carloni

KAY WACKWITZ


CONTRIBUTORS

WALDEMAR JANTZ MARC-OLIVER HUHNHOLZ Mit über 30 Jahren Erfahrung im Venture-Capital-Geschäft in Deutschland und den USA macht dem Partner von Target Partners keiner etwas vor, wenn es darum geht, Startups zu beurteilen. So auch beim Segment der Drohnen-Startups. Seite 62

Mittlerweile mehr als zehn Jahre Pressesprecher des Deutschen Brauer-Bunds kennt Marc-Oliver Huhnholz das Geschäft mit dem kühlen Blonden genau. Was der Craft-Beer-Trend für den Markt bedeutet, erklärt er in einem Statement. Seite 95

FINN HÄNSEL Wenn jemand weiß, was Durchhaltevermögen bedeutet, dann der CEO von Movinga. Er blieb am Ball, als viele das Umzugsstartup bereits abgeschrieben hatten. Die Learnings, die er mitgenommen hat, gibt's auf Seite 82

Foto: Christian Thiel/Marc-Oliver Huhnholz | b10 | Venture Capital | Adela Dupetit | Target Partners | Max Threlfall | Saskia Uppenkamp

DANIEL HÖPFNER Wo wir im Geschäftsfeld der Drohnen „hinschwirren“, ahnt der Co-Founder und Partner von b10 | Venture Capital bereits. Seine Einschätzungen auf den Seiten 54 und 60

CORINNA VISSER ANNA-LENA KÜMPEL Als rechte Hand von Corinna Visser hat die Nachwuchsredakteurin für konstanten Qualitätsjournalismus und spannende Nachrichten aus der Startup-Welt gestanden. Ihr Interview mit Kristin Moellering findet ihr auf Seite 64

Zweieinhalb Jahre lang war Corinna als Chefredakteurin Kopf und Aushängeschild der Berlin-Valley-Redaktion. Als letzte Amtshandlung hat sie mehrere Interviews geführt, unter anderen mit Max Viessmann und Sabine Petzsch. Diese findet ihr auf Seite 126 und Seite 134

UND SONST NOCH? Unser weiterer Dank für ihre Mitarbeit und Unterstützung im Rahmen dieser Ausgabe gilt: Hanna Bachmann (hepster), Stephan Noller (ubirch), Nikolai Roth (Maklaro), Frieder Damm (sleep.ink/Daizu), Peer Schulz (helpcheck), Hannes Mehring (CrowdTV), Oliver Dietrich (FreshDetect), Anna Kaiser und Jana Tepe (Tandemploy), Dirk Graber (Mister Spex), Daniel Krauss (Flix­ Bus) sowie den Unternehmen Runtastic, HelloFresh und Blinkist

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MOMENTS

EyeEm Photography Festival & Awards 2017 Eine begeisterte Community feiert sich und die Fotografie Von Christian Fuchs

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Zum vierten Mal fand im September in Berlin das EyeEm Photography Festival & Awards statt. Die Community reiste aus der ganzen Welt an, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Teil des Festivals waren die Awards, zu denen es im Vorfeld über 590.000 Einsendungen von 88.000 Fotografinnen und Fotografen in sechs Award-Kategorien gab: Porträt, Landschaft, Fotojournalist, Architektur, Street-Fotografie und Community Vote. Entlang einer Fotowand wurden aus allen Einsendungen die 100 Finalisten präsentiert. „EyeEm sieht das Festival und die Awards als Wertschätzung für die Community“, sagt Gen Sadakane (CCO und Mitgründer von EyeEm). Ein Schwerpunkt des Festivals in diesem Jahr war das Thema AI, künstliche Intelligenz, das immer größeren Einzug in die Fotografie hält. Neben vielen anderen Programmpunkten gab es auch ein Portfolio-Review, bei dem Fotografinnen und Fotografen professionelles Feedback zu ihren Bildern einholen konnten. „Die Leute kommen, weil sie sich verbessern wollen, um Input zu ihren Bildern zu bekommen und zu interagieren. Dafür ist das Festival der richtige Ort“, meint Gen. eyeem.com/festival

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1 | The Community Vote Robert Torrontegui (27) aus Manila, Philippinen (aufgenommen in Manila, Philippinen) 2 | The Portraitist Adeolu Osibodu (20) aus Ogun State, Nigeria (aufgenommen im Redemption Camp, Ogun State, Nigeria) 3 | The Photojournalist Ramin Mazur (30) aus Chișinău, Moldawien (aufgenommen in Modawien) 4 | The Great Outdoors Guiga Pira (30) aus Rio de Janeiro, Brasilien (aufgenommen im Golf von Kalifornien, Mexiko) 5 | The Architect Denise Kwong (37) aus Sydney, Australien (aufgenommen in Hongkong)

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GADGETS

Alles eine Frage der Technik Ein Leben ohne Gadgets – kaum vorstellbar. Wir zeigen die begehrtesten Fundstücke der Redaktion

Hart im Mitnehmen

Zusammengestellt von Justus Zenker und Felix Rolser

Mit der Unterstützung von Investoren und Designern entwickelte sich Horizn Studios zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz im Segment der Reisegepäck- und Taschenhersteller. Nun haben die Berliner ihr neues Hartschalenkoffer-Modell in den Farben Oliv, Dunkelblau und Schwarz vorgestellt. Typisch für den Smart-Traveller-Vorreiter: In jedem Koffer ist ein Ladegerät für alle Smartphones und Mobilgeräte integriert. Preis: 249 Euro. horizn-studios.com

Künstliche Freundschaft Comeback des Jahres: Nach mehr als einem Jahrzehnt hat Sony eine Neuauflage seines Roboterhundes Aibo vorgestellt. Im Vergleich zu seinen Vorgängern soll der neue Begleiter auf die Stimmung seines Besitzers reagieren können und dank künstlicher Intelligenz im kostenpflichtigen Abo-Modell sein Verhalten nach und nach an die Reaktionen des Menschen anpassen. Ab Januar 2018 wird Aibo zunächst in Japan verfügbar sein. Preis: ab umgerechnet 1500 Euro. aibo.sony.jp/en

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GADGETS

Assistent im Ohr Passend zum Pixel-2-Smartphone hat Google auch neue Kopfhörer vorgestellt. Bei den Pixel Buds handelt es sich um Bluetooth-Kopfhörer, die auf Fingerdruck den Kanal zum Google Assistant auf dem Smartphone öffnen. Per Sprachbefehl lassen sich dann verschiedene Dienste, etwa der Google Übersetzer, aktivieren. Wisch- und Tippbewegungen am rechten Ohrhörer steuern die Lautstärke oder Titelwahl. Das mitgelieferte Etui erfüllt zudem die Funktion einer mobilen Ladestation. Preis: 179 Euro. store.google.com

Klipp und klar Nicht größer als eine Kreditkarte ist der Handyhalter des Wiener Startups Hold Innovation. Aus diesem Grund eignet sich der Hold besonders gut als Visitenkarte für Unternehmen, die die Karte mit eigenem Design oder einer Botschaft bedrucken können. Die Mindestbestellmenge liegt bei 250 Exemplaren ab 1,50 Euro netto pro Stück. Einzelne Holds gibt’s bei Amazon. Preis: 6,29 Euro. your-hold.com

Dosenkino Wer sich bei der Präsentation nicht auf fremde Anzeigegeräte und Kalibrierungen verlassen möchte, bringt einfach seinen eigenen Projektor mit. Der Capsule der Anker-Marke Nebula hat das Format einer Getränkedose und verfügt über eine Auflösung von 854 x 480 Pixeln sowie einen 360-Grad-Lautsprecher. Video- und Musikinhalte lassen sich mit Airplay, Chromecast, Bluetooth, WLAN und HDMI übertragen. Unterstützer der Indiegogo-Kamapgne erhalten aktuell noch einen Rabatt auf den Verkaufspreis von rund 350 Dollar. anker.com

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GADGETS

Mitfahrer Chris Künstliche Intelligenz hilft dabei, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die wichtig sind. Mit diesem Antrieb hat German Autolabs den digitalen Beifahrer Chris entwickelt. An der Frontscheibe positioniert verbindet er sich mit dem Smartphone und optimiert die relevanten Funktionen wie Navigation, Messaging, Musik und Anrufe für die Umgebung im Auto, etwa durch einfache Gestensteuerungen. Auslieferung ist für Sommer 2018 angekündigt. Preis: 199 Euro. Vorbestellungen unter hellochris.ai

Entspannte Beinarbeit

Gesunder Widerstand Mangelnde Bewegung ist das große Manko eines Bürojobs. Zum Ausgleich verspricht der Sywos One ein gleichmäßiges Training von Muskelgruppen des Oberkörpers ohne Gewichte. Der Widerstand des Geräts ist stufenlos verstellbar. Die Griffe lassen sich leicht entfernen und mit einem Gewicht von 590 Gramm passt der Sywos One in jedes Handgepäck. Preis: 139 Euro. sywos.com

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Mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 25 Kilometern pro Stunde und einer elektrischen Reichweite bis zu 35 Kilometern ist der X2City von BMW Motorrad und ZEG (unter anderem Kettler) die passende Alternative zum Fahrrad, Auto oder dem Angebot des öffentlichen Nahverkehrs. Die Einstufung als sogenanntes Pedelec erlaubt eine Nutzung ohne Helmpflicht und Motorradführerschein. Der Ladevorgang des Rollers über die Steckdose dauert etwa zweieinhalb Stunden bei leerem Akku. Preis: circa 2.500 Euro. Vertrieb unter anderem über kettler-alu-rad.de


GADGETS

Freiheit für Spieler

Dufte Sache

Viele Virtual-Reality-Headsets haben aktuell den Nachteil, dass Kabel für die Übertragung von Video, Sprache und Strom die Bewegungsfreiheit und somit das immersive Erlebnis einschränken. Deshalb hat TPCast ein Funkmodul entwickelt, das eine Latenz von unter zwei Millisekunden bei voller Auflösung ohne Kompression verspricht. Die Energie kommt über eine Powerbank, die Akkulaufzeit wird mit rund fünf Stunden angegeben. Nach HTC Vive soll auch die Oculus Rift noch im vierten Quartal 2017 den Drahtlos-Adapter erhalten, teilte der chinesische Hersteller im Rahmen von Facebooks OC4-Konferenz mit. Preis: 349 Euro. tpcastvr.com

Das ist sie also. Mit Unterstützung der Crowd und durch Business-Angel-Investments hat das Berliner Startup Bonaverde die Vision einer Kaffeemaschine verwirklicht, die Kaffee nicht nur brüht, sondern vorher auch röstet. Nachteil: Spontan Kaffee kochen ist nicht drin. Je nach Sorte dauert allein der Röstvorgang bis zu 20 Minuten. Vorteil: Die Kaffeebauern sollen durch den Direktvertrieb über die Bonaverde-Plattform deutlich besser verdienen, weil Zwischenhändler wegfallen. Preis: ab circa 800 Dollar. bonaverde.com

IBB HILFT UNTERNEHMEN BEI FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG Stark, zuverlässig und modern –­seit Jahren ist die Investitionsbank Berlin (IBB) Partner für innovative Existenzgründer und bestehende Unternehmen in Berlin. Durch monetäre Angebote für Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) legt sie die optimale monetäre Basis zur Umsetzung innovativer Ideen. Gerade für technologieorientierte KMU, die sehr intensiv in Forschung und Entwicklung tätig sind, ist das Kredit-Programm „Berlin Innovativ“ interessant. „Es ist zinsgünstig und zielt auf die Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln von innovativen KMU sowie mittelgroßen Unternehmen zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit und Schaffung neuer Arbeitsplätze ab“, sagt Dessislawa Thordsen, Kundenberaterin in der IBB. „Die maximale Darlehenssumme liegt bei zwei Millionen Euro, wobei der Kreditbetrag zu mindestens 80 Prozent für die Finanzierung von Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsaktivitäten eingesetzt werden muss.“ Obwohl KMU in vielen Bereichen zu den Vorreitern des technischen Fortschritts gehören, ist nicht jedes Unternehmen in der Lage, eine eigene Forschung- und Entwicklungsabteilung aufzubauen beziehungsweise zu finanzieren. Und auch die Investition in ein Forschungsvorhaben wird oft aus monetären Gründen überdacht. Hier setzt das Förderprogramm „Transfer BONUS“ an: Auch dieses Angebot richtet sich speziell an innovative Unternehmen. Es bezuschusst KMU, die technologieorientiert sind oder ein Projekt mit Technologiebezug umsetzen möchten und dafür externes wissenschaftliches Know-how benötigen.

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KONTAKT UND BERATUNG Investitionsbank Berlin Kundenberatung Wirtschaftsförderung Bundesallee 210 10719 Berlin Telefon: 030 2125-4747 E-Mail: wirtschaft@ibb.de IBB: ibb.de/gruenden Transfer BONUS: transferbonus.de

Die IBB ist gleichermaßen Partner für Startups und innovative Bestandsunternehmen.

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Schweizer bauen Smartwatch ohne Akku Auch wenn Smartwatches mittlerweile technische Wunderwerke sind, können sie in Sachen Energieautarkie mit mechanischen Automatik-Uhren nicht mithalten. Die Kombination aus kinetischer Energie und Federspeichern verschafft diesen batterielosen Werken teilweise eine Gangreserve von bis zu einem Monat. Der Akku einer Apple Watch 2 hält dagegen mit Mühe nur einen Tag durch. In diese technische Lücke drängt das schweizerische Startup Sequent. Zusammen mit Kinetron hat das Team eine Smartwatch mit Mikrogenerater entwi-

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ckelt, der die Uhr allein durch die Bewegungen des Trägers ständig mit Energie versorgt. Der gespeicherte Strom soll ausreichen, um sämtliche Funktionen der Sequent Watch, darunter Pulsmesser, GPS-Tracker und Benachrichtigungssystem, zu gewährleisten. Voll aufgeladen verharrt die Uhr bis zu 300 Tage im Stand-by-Modus einsatzbereit. Mehr als eine Million Schweizer Franken hat das Startup auf Indiegogo gesammelt, um die Uhr nun in verschiedenen Design-Varianten auf den Markt zu bringen. Preis: ab circa 450 Dollar. sequentwatch.com


GADGETS

Einheizer Nach erfolgreicher Kickstarter-Kampagne kann der Winter kommen. Die Shirts von Polar Seal sind nicht nur mit flachen und flexiblen Heizelementen ausgestattet, sondern verfügen auch über ein robustes Kontrollsystem. Die Knöpfe am Arm sind stoß- und wasserfest und lassen sich auch mit Handschuhen bedienen. Aktiviert wärmt die Kleidung in drei Stufen (40, 45 und 50 Grad Celsius) bis zu acht Stunden. Preis: ab 179 Dollar. polarseal.me

Verständnisvoll Aus seiner Vorliebe für Amazons Echo-Produkte hat Sonos-Gründer John MacFarlane keinen Hehl gemacht. Nun folgt den Ankündigungen das erste Produkt mit Integration der Amazon-Spracherkennung Alexa. Für eine reibungslose Kommunikation hat der Hersteller drahtloser Lautsprechersysteme den Sonos One unter anderem mit sechs Fernfeld-Mikrofonen erweitert. Zwei One-Lautsprecher lassen sich wie gewohnt zu einem Stereo-System koppeln. Preis: 229 Euro. sonos.com

Klappt einfach Brompton ist seit den 1980er-Jahren bekannt für seine kompakten und robusten Falträder. Nun hat die britische Marke das erste E-­ Bike in traditioneller Bauweise angekündigt. Der Frontmotor des Electric unterstützt in drei Stufen die Muskelkraft bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde. Preis: ab circa 2.900 Euro. brompton.com

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Vom Startup zum Stadtgespräch Von Lena Kappei

Alles begann mit einer simplen Idee auf dem Weg zum Badesee: die Revolution der Haferflocke. Körnerfreunde sollten sich ihr liebstes Biomüsli individuell online zusammenstellen können. Geld für PR und Marketing hatten die Gründer von Mymuesli Hubertus Bessau, Philipp Kraiss und Max Wittrock nicht. Doch sie trotzten den anfänglichen Skeptikern und erzählten einigen Bloggern vom geplanten Start­ up. Das Ergebnis: Nach dem Start der Website im April 2007 schrieben einige über Mymuesli und das Studenten-Startup landete in zehn Tagen auf Platz eins der Google-Suche für „Müsli“. Immer mehr Magazine, Zeitungen, Radio- und TV-Sender wollten über das Startup aus Passau berichten. Der Rest ist eine wahre Erfolgsgeschichte.

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Glückwunsch, ihr habt ein Unternehmen gegründet – aber keiner redet über euch. Mit der richtigen Pressearbeit könnt ihr Bekanntheit und Vertrauen für eure Produkte gewinnen Zugegeben, das ist ein Glücksfall. Auch schafft es nicht jeder Gründer mit seinem Unternehmen in eine viel gesehene TV-Gründershow, deren Twitter-Hashtag regelmäßig toptrendig ist und PR zum Selbstläufer macht. Deshalb ist es für Gründer wichtig, mithilfe richtiger Pressearbeit auf ihr Unternehmen aufmerksam zu machen. Die Kommunikation mit Journalisten und Bloggern kann entscheidend für den Erfolg des Produkts sein.

Was kann gute Pressearbeit? Obwohl die Begriffe häufig in einem Atemzug genannt werden, gibt es einen Unterschied zwischen PR und Marketing. Kurz gesagt: Mit

Fotos: microgen/iStock, mymuesli/Viktor Strasse, ubermetrics

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STARTUP-BASICS Marketing wirbt ein Unternehmen selbst für ein Produkt, bei PR berichtet die Presse als neutraler Beobachter über das Unternehmen und seine Produkte. Im Wesentlichen geht es bei beiden darum, die Akzeptanz und die öffentliche Wahrnehmung zu der Firma positiv zu gestalten. Doch mit Werbung geht man den direkten Weg zum Verbraucher, während Pressearbeit eher die – noch dazu augenscheinlich neutrale – Empfehlung eines Dritten darstellt. Und Letztem schenken Menschen immer noch mehr Zuwendung und Vertrauen. „Die Frage ist: Was möchte man mit seinem Unternehmen erreichen?“, sagt Sachar Klein, Agentur-Chef von Hypr, zu Berlin Valley. „Geht es um einen kurzfristigen Abverkauf, ist Performance Marketing sicher der effizientere und bessere Weg. Wenn es aber darum geht, eine Marke, ein Unternehmen mit einer Vision aufzubauen, kommt man nicht an PR vorbei.“ Viele denken, dass es bei der PR darum geht, Menschen von der eigenen Unternehmung erfahren zu lassen. „Aber das ist nur die eine Seite der Medaille, das kann Werbung auch. Bei der PR geht es vor allem darum, was Menschen über dein Unternehmen und dich als Person denken sollen.“ Doch eines vorweg: PR ist weder Ersatz für ein großartiges Produkt noch eine Garantie für Verkäufe. „Was PR aber gut kann, ist, deinen Namen da draußen bekannt zu machen und zu zeigen, was dein Produkt gut macht“, sagt die US-amerikanische Kommunikationsberaterin Lindsey Green.

Sympathien gewinnen Jedes Unternehmen steckt sich Ziele. Diese gelten auch als Orientierung für die Kommunikation. Zahlen und Fakten parat zu haben, ist essenziell. Und: Zahlen und Fakten werden von der Presse gerne wiedergegeben. Noch wichtiger ist es für Gründer aber, die Kernbotschaft des Unternehmens in einer spannenden Geschichte zu erzählen und damit Emotionen zu wecken. Das Stichwort ist Storytelling. Das wusste auch schon Apple Gründer Steve Jobs: „Wer wird am Ende gewinnen? Es ist derjenige, der die beste Geschichte erzählt.“ „Was immer hilft, sind die sympathischen Gesichter hinter dem Startup. Geschichten lassen sich nur über Menschen erzählen und viele Startups machen den Fehler, mit technischen Details überzeugen zu wollen. Das klappt im ersten Schritt nur selten“, erklärt Martin Gardt

Ohne Budget zum Erfolg: Die Mymuesli-Gründer Philipp Kraiss, Max Wittrock und Hubertus Bessau (v. l.) haben vor dem Launch ihrer Web­ site einfach ein paar Blogger angesprochen.

von Online Marketing Rockstars. Wichtige Fragen, die es zu klären gilt, wären also: Wie kam es zur Idee und Gründung des Startups? Wer steckt hinter dem Team? Was kann das Produkt und welches gesellschaftliche Problem löst es? Einige Anekdoten, die diese Fragen kreativ beantworten, können die perfekte Unterhaltung für die Leserschaft des Journalisten liefern. Gute Startup-PR ist wie ein erfolgreicher Pitch. „Entscheidend sind im ersten Schritt oft die Vision und die Story der Macher. Gleichzeitig muss auch um das Produkt eine Erzählung geschaffen werden, die neugierig macht“, sagt Gardt zusammenfassend.

Aller Anfang ist Networking Am Anfang steht der Aufbau persönlicher Kontakte zu Journalisten, die für den jeweiligen Bereich bedeutend sind. Eine Handvoll heraussuchen, Nummern austauschen, regelmäßig zum lockeren persönlichen Gespräch treffen. So wissen die Journalisten, wer hinter dem Unternehmen steckt, und können sich bei Bedarf direkt melden. „Pressefrühstücke sind gern gesehene Abwechslungen im Alltag“, weiß Charlotte Erdmann, Geschäftsführerin der Kommunikationsagentur Solokarpfen. „Aber die wenigsten Journalisten haben dafür noch Zeit. Deshalb lieber die Journalisten dort ansprechen, wo sie sich sowieso aufhalten, und sie auf Konferenzen, Tagungen oder Messen zum persönlichen Gespräch einladen.“ „Ein Netzwerk basiert in erster Linie auf Vertrauen“, sagt Sachar Klein. „Vertrauen entsteht nicht über Nacht. Das bedeutet, dass man viel Zeit investieren muss, um das Vertrauen von relevanten Personen zu gewinnen. Stichwort Vertrauen: Das entsteht am ehesten dann, wenn man Menschen etwas gibt, ohne etwas als direkte Reaktion zurückzufordern.“

Spamming vermeiden

Entscheidungshelfer: Ubermetrics misst den Erfolg von PR- und Marketing-Aktivitäten und ihren Einfluss auf das Geschäft.

Die Pressemitteilung kann ein wichtiges Tool für das Startup sein. Doch wer Hunderte von PR-Rundmails wahllos verschickt, verliert schnell den Überblick und sammelt selten Sympathiepunkte. „Blind herausgeschickte Pressemitteilungen an E-Mail-Listen bleiben in der Regel völlig ohne Reaktion. Es bleibt Fleißarbeit ohne Erfolgsaussichten“, sagt auch Thomas Koch, Chairman der Media­ agentur TKD. Kein Redakteur hat heute die Zeit, um jede E-Mail zu lesen, die gar nicht seinem Interessengebiet oder dem seiner Leser entspricht. Im schlimmsten Fall landen die folgenden E-Mails dann im Spam-Ordner. „Erfolg versprechender ist, man konzentriert sich auf die wichtigen Presse-Ansprechpart-

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Wenn Pressemitteilung, dann so!

* Das Timing ist entscheidend. Der Mehrwert für die Adressaten muss klar sein und die PR auf Tagesaktualität setzen. Werden die Journalisten persönlich mit Namen und individuell angesprochen, umso besser. Kennt man sich bereits persönlich, wird ein „du“ statt „Sie“ gern gesehen. Und Geduld: Nach zwei Tagen schon telefonisch nachzuhaken ist äußerst unprofessionell. Lieber nach einer Woche mit einem weiteren Thema mal anklopfen. 24

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Eins vorab: Die Pressemitteilung ist nur ein PR-Tool von vielen. Fragt euch vorher, ob eure Pressemeldung notwendig ist und nicht vielleicht nur Zeit – eure und die der Journalisten – kostet. Wenn ihr den Weg gehen wollt, dann achtet auf die folgenden Punkte.*


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ner und bemüht sich selbst um mehr Individualität“, sagt Koch. Es ist Gründern also anzuraten, ganz gezielt auf für das Startup relevante Magazine, Zeitungen, Journalisten und Blogger zuzugehen. Wer schreibt für wen die Artikel mit großer Reichweite? Hier lässt sich schon im engeren Branchenumfeld erfragen, welche Namen für welche Medien von Bedeutung sind. Ansonsten sind die wichtigsten Multiplikatoren auf Twitter und Co. zu finden und anzuschreiben.

Ständig weiterentwickeln Zu guter PR gehört auch das Pflegen der eigenen Social-­ Media-Kanäle. Je nach Zielpublikum sind aktuell gehaltene Facebook-, Instagram- oder Twitter-Accounts (Air­ bnb oder auch die Deutsche Bahn machen es vor) für das Schneeballprinzip der Neuigkeiten absolut obligatorisch. Dazu gehören Fotos, Videos und die richtig gesetzten Hashtags mit weiterführenden Links. „Ganz wichtig in der PR ist auch: Nicht stehen bleiben, sondern sich ständig weiterentwickeln – besonders in puncto Online-Marketing und neue Medien“, weiß Jörg Röthlingshöfer, Chef der PR-Agentur Factum.

Das Worst-Case-Szenario Tritt der Worst Case ein, muss die Krisen-PR ansetzen. Die sollte immer schon zu Beginn der PR-Arbeit in der Schublade liegen. Ihre möglichen Inhalte: eine Liste möglicher kritischer Fragen und des passenden Wordings der Antwort. Ansprechpartner zu den einzelnen Bereichen des Produkts, die auch wirklich gegenüber der Presse sprechen dürfen. Verhaltensanweisungen gegenüber der Presse, wenn es zum Shitstorm kommt. Verhaltensanweisungen an die Mitarbeiter gegenüber Nicht-Mitarbeitern. Spätestens hier empfiehlt es sich, eine erfahrene Kommunikationsagentur einzuschalten. Gut vorbereitet tritt ein Unternehmen derartigen Krisen gelassener entgegen.

Erfolg ist messbar Der Wert und die Reichweite der Pressearbeit kann heute mit weit mehr als nur dem klassischen Pressespiegel ausgewertet werden. Die Medienbeobachtung und deren anschließende Evaluation sind ein wichtiges Instru-

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Sind PR-Roboter die Zukunft? Schon heute können Algorithmen den perfekten Zeitpunkt ermitteln, zu dem die Pressemitteilung versendet werden soll. Automatisierungstechnologien können den PR-Redakteur beim Monitoring, bei der Recherche und beim Faktencheck unterstützen und erstel-

„Wer wird am Ende gewinnen? Es ist derjenige, der die beste Geschichte erzählt“ Steve Jobs

len schon Textentwürfe mit Daten, die der Redakteur nur noch rund schreiben muss. Auch automatisierte Pressemitteilungen auf Grundlage von Produktdatenblättern und Quartalsberichten sind inzwischen machbar. Für eine gewisse Zeit- und Kostenersparnis ist das keine schlechte Entwicklung. Doch für die Glaubwürdigkeit eines jungen Unternehmens ist der echte Dialog zwischen Gründern und Kunden immer noch unersetzlich. Auch im kreativen und originellen Storytelling mit emotionalen Aspekten ist der Redakteur der künstlichen Intelligenz (noch) überlegen.

Foto: Echobot

Messbarer Erfolg: Das PR- und Marketing-Tool Echobot beobachtet Online-Medien, kümmert sich um den Pressespiegel, analysiert Influencer und erstellt E-Mail-Alerts sowie Presseberichte.

ment dafür. Mit Tools wie Google Analytics kann ein Start­up gleich an mehreren Punkten seinen PR-Erfolg messen und sich in Infografiken anzeigen lassen. Ob es der Traffic auf der Website, im Blog oder in der App ist, die Auswirkungen sozialer Netzwerke auf das Startup (Social Shares) oder die aktuelle Kampagnenentwicklung in Realtime: Regelmäßiges Monitoring der Nutzungsergebnisse ist für ein Startup unverzichtbar. Wird die Zahl der Kunden stetig größer, hilft es, die Kundenzufriedenheit mit Tools wie dem Net Promoter Score (NPS) zu ermitteln. Mit nur wenigen Fragen an den Kunden, den sich daraus ergebenen Punkten und einer Formel wird der relative Anteil von Fürsprechern und Kritikern des Produkts ermittelt. Die in der Marktforschung gestellte Frage, „Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie dieses Unternehmen einem Freund oder Kollegen weiterempfehlen werden?“, kann auf die Medienberichterstattung des Startups adaptiert werden: „Wie sehr empfiehlt der Artikel mein Produkt?“ So lässt sich nach Empfehlungen und Kaufabsichten suchen. Ein weiteres Monitoring-Tool ist Echobot, das sowohl soziale als auch klassische Medien angeht. Es kann zudem die PR-Arbeit vereinfachen, da die PR-Abteilung hier Adressen verwalten und Pressemitteilungen an einen Verteiler schicken kann. Ubermetrics filtert das mediale Rauschen und liefert dem Kunden Informationen darüber, welche Nachrichten wirklich relevant sind. Das hilft, um Trends frühzeitig zu erkennen und die eigene Message über die richtigen Kanäle zu publizieren. Weitere Tools sind Radarly und Brandwatch.


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DIE EXIT-SPIELE SIND ERÖFFNET Bei der vierten #TechNight Berlin der HypoVereinsbank ging es um Erfahrungen in verschiedenen Exit-Strategien. An einem Thema kam die Diskussionsrunde an diesem Abend nicht vorbei: Airberlin. „Ich habe Airberlin geliebt. Sie war immerhin schneller als Flixbus“, erinnerte Dr. Dominik Matyka, Gründer von Cavalry Ventures und Moderator der #TechNight Berlin, an die vor dem Aus stehende Fluggesellschaft. Die rund 200 geladenen Gäste reagierten amüsiert, schließlich gehörte neben Emmanuel Thomassin, CFO von Delivery Hero, und Remco Westermann, CEO der Gamigo Group, auch Arnd Schwierholz zu den Experten in der Podiumsrunde. Schwierholz, heute CFO von Flixbus, zeichnete bis September 2016 für Airberlin als CFO verantwortlich. „Airberlin war ein tolles Unternehmen, wie eine kleine Lufthansa. Aber sie hat ihre Identität verloren“, sagte Schwierholz und baute damit die Brücke zum Thema der vierten #TechNight Berlin: „The Exit Games“. Die Panelteilnehmer waren aufgerufen, auf die Notwendigkeit von Exit-Strategien hinzuweisen, aber auch Szenarien und Ereignisse zu kommentieren, wenn sich die Dinge wie im Fall von Airberlin nicht positiv entwickeln. Das sieht bei vielen Startups in Berlin anders aus. „Nicht nur Europa, allein Berlin ist ein superin­ teressanter Hub. Sowohl für Startups als auch für Investoren. Hier werden qualitativ hochwertige Deals gemacht“, sagte Matyka. „Der aktuelle Markt zeigt: Es sind gute Zeiten für Business Angels.“ Zu weiterem Wachstum kann die passende Exit-Strategie verhelfen, wie etwa der Börsengang.

STRATEGIE IN SCHWIERIGEN ZEITEN: REDEN Für Delivery Hero, die mittlerweile weltweit agierende Online-Bestellplattform für Essen, wurde der Weg zum IPO in diesem Jahr jedoch schwerer als geplant. Es fehlte im Jahr zuvor frisches Kapital.

2016 standen die Aufnahme eines mehr als 30 Millionen Euro teuren Kredits und kleinere Kapitalerhöhungen an. Das Unternehmen brauchte eine Übergangsstrategie: So wurden beispielsweise die Mitarbeiter angehalten, sparsam zu sein, und Tochtergesellschaf­ ten sollten liquide Mittel an die Holding abgeben. Thomassins Strategie in der schwierigen Zeit der roten Zahlen war vor allem: Reden. Sein Rat an Gründer: „Kümmere dich um deine Leute. Ohne diese Menschen würde das ganze Business nicht funktionieren. Bleibe menschlich und halte das Team zusammen.“

RICHTIGE ENTSCHEIDUNGEN, RICHTIGER ZEITPUNKT Flixbus habe bisher keine Pläne für ein IPO, betonte Schwierholz. „Ich denke, dass wir vor allem mit Geld aus dem privaten Kapitalmarkt Fahrt aufnehmen können.“ Die Zauberformel beim Bus­ unternehmen ist: Triff die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt, und zwar schnell. Flixbus ist seit seiner Gründung 2011 (damals noch GoBus) zu einem großen Startup geworden, das kleine Startups kauft. Leidet darunter die Unternehmenskultur? „Auch wir müssen mit jeder gekauften Firma dazulernen“, so Schwierholz. Seine Botschaft ans Publikum: „Die Rolle des Managements bei einem Exit ist, Optionalität zu kreieren. Ich muss als CFO wissen, welche Appetizer den Investoren gefallen.“

KENNE DEINE SHAREHOLDER! Auch die Gamigo Group kann erfolgreiche Exits für sich verbuchen. Seit 2013 hat sie mehr als 20 Firmen als Käufer akquiriert. „Es gibt nicht den einen richtigen Weg der Finanzierung, es kommt immer sehr auf das Unternehmen an“, sagt Vorstandsvorsitzender Remco Westermann, und rät zu Mut. „Gehe als Gründer deine eigene Richtung. Kenne deine Shareholder und nimm das Risiko an. Bleibe bei deiner Vision.“ Deutschland könne wirklich Innovationen bieten, resümieren die Experten. „Hier gibt es einfach gute Konditionen, dein Business zu starten“, so der gebürtige Franzose Thomassin, „besonders in Berlin“. Die Nähe zu allen wichtigen VCs und die guten Networking-Möglichkeiten sprächen dafür. Schwierholz fügt schmunzelnd hinzu: „Sobald es läuft, kannst du von überall arbeiten. Ich würde Mallorca empfehlen.“ Weitere Infos zur #TechNight Berlin: hvb.de/tech

1 | Olivier Khayat, Co-Head Corporate & Investment Banking UniCredit 2 | Podium (v. l.): Dr. Dominik Matyka (Cavalry Ventures), Emmanuel Thomassin (CFO Delivery Hero), Remco Westermann (CEO Gamigo Group) 3 | Arnd Schwierholz, CFO Flixbus 4 | „The EXIT-Games“, Panel der vierten #TechNight Berlin


5 | Patrick Lindstädt, Paul Echt und Falko Meißner vom Tech Team der HypoVereinsbank mit den Panelisten 6 | Treffpunkt der Tech-­ Szene: Duncan McIntyre (Delivery Hero), Oliver Hüfner (Smunch), Georg Lindner (GLNS) 7 | Die Fabrik23 gibt den perfekten Rahmen. 8 | Stärkung für das Networking bis weit in die Nacht

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Fotos: Michael Fahrig

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Foto: Alexander Freundorfer

Hat schon mal Platz genommen: FactoryGründer Udo Schloemer auf dem Ledersofa vor der Bibliothekswand der neuen Factory Görlitzer Park.


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„Die Factory ist eine echte Plattform geworden“ Das Gespräch führte Jan Thomas.

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ie Factory gehört zu den Dreh- und Angelpunkten der boomenden Berliner Startup-Szene. Hier geben sich internationale Szenestars wie Uber-Gründer Travis Kalanick und Eric Schmidt (Alphabet) die Klinke in die Hand. Genauso die gesamte deutsche Politikprominenz. Jetzt eröffnet die Factory ihren zweiten Standort. Berlin Valley traf Factory-Gründer Udo Schloemer zum Gespräch.

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Ihr eröffnet gerade einen zweiten Standort in Berlin. Kannst du kurz das Konzept der Factory beschreiben und wie es sich verändert hat? Die Grundidee der Factory war schon immer, einen Ort für Startups zu schaffen, an dem sie sich austauschen und gemeinsam Ideen und Projekte entwickeln können. Wir wollten auch von Anfang an Corporates einbinden, weil wir die Überzeugung haben, dass diese die Herausforderung der Digitalisierung innerhalb ihrer bestehenden Strukturen nicht meistern können. Doch es hat sich schnell herauskristallisiert, dass die Factory nicht einfach nur ein Real-Estate-Case sein soll, der Räume vermietet, sondern ein echter Businessclub. Wir wollen Leute aktiv vernetzen und ein relevantes soziales Netzwerk aufbauen. Je stärker die Digitalisierung voranschreitet, desto größer ist auch der Bedarf, sich analog auszutauschen – von Mensch zu Mensch. Daher haben wir nach und nach die Flächen der Factory in einen Club umgewandelt und flankierende Eventreihen etabliert. Heute erhält man für 50 Euro einen Flex Desk und auch den Zugang zu Events, zur Gastronomie sowie zu unserer Software.

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Für die geschmackvolle Inneneinrichtung des 14.000 Quadratmeter großen Campus ist das Startup 99Chairs verantwortlich.

Jetzt eröffnet ihr einen zweiten Standort. Was ist der Unterschied zur ursprünglichen Factory? Ich würde sagen, wir haben das Thema „work hard, play hard“ noch stärker herausgearbeitet. Es gibt jetzt tatsächlich einen Play-Room mit Bällebad, Tischtennis, Tischkicker und Playstations. Innovation entsteht ja auch in den Momenten, wo man sich ausruht oder abgelenkt ist. Außerdem haben wir einen Coding-Room,

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wo die Programmierer aus mehreren Firmen in einem Raum sitzen können und ihre Erfahrung untereinander austauschen, obwohl sie an verschiedenen Produkten arbeiten. So etwas hat bislang eindeutig gefehlt. Es gibt auch einen eigenen Yoga-Raum, deutlich größere Event­ räume, ein riesiges Cinema als Präsentationsraum, ein Restaurant, ein Bistro, Meetingräume, Workshop-Spaces und vieles mehr. Auf jeder Etage gibt es eine große Community-Kitchen. Eines meiner persönlichen Highlights ist die Bibliothek, eine Art überdimensionaler Thinktank, wo man sich zurückziehen und ohne Mobiltelefon wirklich mal abschalten kann. Und wir haben drei Innenhöfe, die wir natürlich wettermäßig entsprechend nutzen. Nicht zu vergessen den großen Fahrradkeller. Ihr habt einige spannende Ankermieter und Kooperationen. Das IoT-Segment entwickelt sich zu einer Kernkompetenz von Deutschland. Das wird die nächste große Welle. Deswegen haben wir auch den Zuschlag für den IoTHub digital der Bundesregierung bekommen. Wir haben jetzt ein eigenes Makers Camp mit echter Werkbank, mit 3D-Drucker und Lötkolben, wo du wirklich deine Ideen umsetzen kannst. Und wir konnten Next Big Thing als Company Builder für IoT gewinnen. Das ist echter Deep

Foto: Alexander Freundorfer

Kannst du diesen Businessclub etwas genauer beschreiben? Klar. Wir fokussieren uns auf zwei Bereiche: Zum einen auf den Zugang der Corporates zu den Talenten. Bislang müssen Corporates ihre Hubs als Single Brand gründen und relativ viel Geld ins Branding stecken, um die Zielgruppe der Generation Y zu erreichen – ohne Garantie, dass die echten Cracks wirklich bei ihnen anfangen werden. Bei uns können sie ihren Hub risikolos auf 30 oder 40 Quadratmetern starten und sind mittendrin. Zum zweiten wollen wir zwar keine Räume mehr vermieten, aber dennoch den Startups vergleichbare Möglichkeiten bieten wie den Corporates. Daher gibt es für Startups kleinere Räume für bis zu zwölf Personen, die Startups anmieten können. Sobald sich das Startup etabliert hat und zu groß wird, verlässt es die Factory, bleibt aber Mitglied, um weiterhin Teil der Community mit seinen Möglichkeiten zu sein.


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Wir wollen langfristig eines der bedeutendsten Alumni-Programme der Welt aufbauen Tech. Mit der Code-University haben wir noch einen zusätzlichen USP: die erste Universität in Europa, bei der die Programmierer von morgen ausgebildet werden. Das bedeutet Zugang zu den Toptalenten von morgen und auch internationale Anziehungskraft. Wir glauben nach wie vor, dass Berlin der bedeutendste Hub in Europa wird, weshalb wir uns darauf konzentrieren, die besten Leute der Welt hier anzusiedeln. Zusätzlich haben wir die Newschool eingebunden, eine staatlich anerkannte Ersatzschule, die das klassische Schulmodell verlässt. Dort unterrichtet man projektbasiert, nicht nach Lehrplan, und ersetzt Lehrer durch ein Netzwerk vieler Experten. Du siehst, wir setzen voll auf das Thema Education, machen das aber nicht selbst, sondern mit starken Partnern. Darin spiegelt sich auch die Entwicklung der Factory in den vergangenen anderthalb Jahren wider: Am Anfang haben wir noch gedacht, wir bauen ein Ökosystem, in dem wir alles selber anbieten. Inzwischen halten wir uns aus den Inhalten raus und versuchen, die besten Partner zu finden. Wir sind eine echte Plattform geworden. Unser USP sind die Partner und das Matchmaking. Kannst du erklären, wie das Matchmaking funktioniert? Unseren Slogan „Community of Innovators“ meinen wir sehr ernst. Diese Community bringen wir über ver-

schiedene Kanäle zusammen. Zum einen via Events, wo wir bewusst die richtigen Zielgruppen mit ähnlichen Interessen zusammenzubringen. Außerdem haben wir eine eigene Software entwickelt, in der jeder seine Skills eintragen kann. Dieser Prozess wird durch unsere Scouts unterstützt, die unsere Mitglieder kennen und wissen, was sie suchen. Dieses menschliche Know-how funktioniert zurzeit sogar noch besser als die Software, kann aber perspektivisch natürlich keine 3000 Leute verwalten. Ich denke, wir haben die Möglichkeit, langfristig eines der bedeutendsten Alumni-Programme der Welt aufzubauen. Mit den stärksten Membern, die untereinander Innovation betreiben und sich gegenseitig helfen. Unabhängig davon, wo man auf der Welt lebt. Wie ist euer Team strukturiert? Wir haben im Moment knapp 70 Mitarbeiter und werden mit dem neuen Standort wohl auf circa 80 Mitarbeiter wachsen. Schwerpunkte sind natürlich Community-Management und Marketing. Unser Ziel ist es, eine international starke Marke aufzubauen. Für uns ist es wichtig, die internationalen Talente, die nach Berlin kommen, früh einzubinden. Unsere Kooperation mit Techcrunch Disrupt ist hierfür ein gutes Beispiel, denn alle Besucher der Disrupt können sich auch in der Factory aufhalten.

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Wie Sensorberg die Interaktion von Mensch und Raum ermöglicht

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staltet werden sollte, um ihnen die Interaktion mit dem Raum zu ermöglichen”, erklärt Michael von Roeder.

Smart Workspaces Das 27-köpfige Team arbeitet seither an der Digitalisierung des physischen Raums. Besonderes Augenmerk legt Sensorberg dabei auf Smart Workspaces. Für den neuen Sensorberg-CEO war schnell klar: Coworkings sind noch nicht so weit digitalisiert, wie es möglich wäre. Die gerade im Rohbau befindliche Factory war daher ein mehr als passender Kunde. Die größten Herausforderungen bei dem Projekt lagen ähnlich wie bei 99Chairs in den typischen bauseitigen Themen – Staubfreiheit in den Räumen. „Aber wir haben alles partnerschaftlich hingekriegt“, resümiert von Roeder.

Fotos: Alexander Freundorfer

In der neuen Factory braucht niemand mehr Sorge zu haben, Schlüssel oder Zugangskarten zu Räumen oder Schließfächern zu verlieren – es gibt gar keine. Die Interaktion mit dem Gebäude findet allein über die Factory-App statt. Mit dieser können Meetingräume nicht nur gebucht, sondern auch aufgeschlossen und persönliche Dinge sicher in den Schließfächern im Flur verwahrt werden. Die Technologie, die dahinter steckt, kommt vom Berliner Startup Sensorberg. 2013 als Beacon-Management-Plattform gestartet, hat sich der Fokus inzwischen geändert. Im März 2017 übernahm Michael von Roeder die Geschäftsführung von Gründer Alexander Oelling. Seitdem versteht sich Sensorberg als IoT-Company mit einem Schwerpunkt auf Responsive Buildings. „Wir glauben, dass IoT in Gebäuden um die Menschen herum ge-


FACTORY 1 | Die Schließfächer werden mit der Factory-App gesteuert. 2 | Bewegliche MeetingHütten sorgen für Flexibilität. 3 | Maximaler Raum für Begegnung 4 | Überlebensgroße Tierbilder vor rauer Betonwand setzen künstlerische Akzente.

Und das Design? Wir glauben an Innovation und an unternehmerischen Mut. Innovation zu fördern, heißt, dass jeder, der den Mut hat, ein Unternehmen zu gründen, auch dafür belohnt werden muss. Deswegen haben wir beschlossen, dass wir Projekte, wo immer es möglich ist, mit einem Startup realisieren und nicht mit etablierten Unternehmen. Aus diesem Grund haben wir das Interieur der gesamten Factory mit dem Startup 99Chairs umgesetzt. Auf ihrer Plattform sind Architekten aus der ganzen Welt versammelt. Wir haben sie gefragt, ob sie sich zutrauen, das Projekt Factory zu realisieren und sie haben es genial umgesetzt. Ich könnte mir vorstellen, dass sie an dieser Aufgabe enorm gewachsen sind. Was mir aber am meisten gefällt: Wir haben eine Ausschreibung unter vier etablierten Innenarchitekten gemacht. Nicht einer war in der Lage, so schnell eine Planung zu liefern wie 99chairs, die das alles in sechs Wochen geplant haben.

„Unseren Slogan ‚Community of Innovators‘ meinen wir sehr ernst“

Betrachtest du die Factory auch als Start­up? Tatsächlich führen wir unser Unternehmen wie ein Startup – mit allen Höhen und Tiefen. Und mit vielen Herausforderungen, auch hinter den Kulissen. Wir sind derzeit in einer Wachstumsphase, wo wir nicht immer nur kuscheln können. Am Ende des Tages geht es auch ums Business. Wir haben jetzt Investoren in der Factory, die unseren Netzwerkgedanken mittragen, die bei Corporates vernetzt sind und mit denen wir uns gegenseitig Vorteile bringen können. Zeitgleich ist es wichtig, dass wir unseren Businessplan ernst nehmen. Wir wollen ja – zumindest wirtschaftlich – der Startup-Welt irgendwann entwachsen. Wie stehst du zu dem Vergleich mit Wework? Ich sehe klare Unterschiede. Wework schafft eine sehr moderne und angenehme Umgebung für innovative Unternehmen. Durch Wework entsteht ein Raum, wo Corporates außerhalb ihres Unternehmens etwas gestalten können. Im Unterschied zu Wework legen wir jedoch den Schwerpunkt auf die Community und nicht darauf, Räume oder Schreibtische zu vermieten. Wir sehen Wework daher eher als nachgelagerte Stufe für Teamgrößen ab circa 15 Personen, die ihren Proof of Concept bereits haben und wachsen wollen. Über die Software bleiben wir mit diesen Teams aber weiterhin verbunden.

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FACTORY Was denkst du über die astronomischen Finanzierungsrunden von Wework? Ist das nachvollziehbar? Die Frage ist ja, was man erreichen will. Wework will durch das starke Wachstum die Marke etablieren und seinen Mitgliedern den Vorteil bieten, dass sie in unterschiedlichen Städten arbeiten können. Die Finanzierungsrunden und die Verpflichtungen, die Wework eingeht, finde ich sehr mutig. Sie zahlen sehr hohe Mietpreise und haben einen harten Businesscase, wodurch sie ein klares Income per Square Meter brauchen. Was da in kurzer Zeit aufgebaut wurde, halte ich für den nackten Wahnsinn. Da ziehe ich den Hut. Ob das langfristig wirtschaftlich tragfähig ist, ist eine andere Frage. Bei uns spielen solche Überlegungen keine Rolle. Eines unserer wichtigsten Ziele ist, den Membership-Beitrag so gering wie möglich halten, um Innovation zu fördern. Wir fokussieren uns darauf, den Corporates großen Nutzen durch Zugang zu Talenten bieten, den sie dann auch finanzieren.

Das Berliner Startup 99Chairs schafft mit innovativem Interior Design Raum zum Arbeiten, Vernetzen und Kreativsein Den Eingang bilden fließende Lamellen aus Holz, von rauen Betonwänden im Innenbereich blicken einem überlebensgroße Tierbilder von Büffel und Pfau entgegen, wie man sie aus der Berliner Street-ArtSzene kennt. Mittendrin flexible Meeting-Boxen, wie kleine Häuser aus Sperrholz. Weitere Highlights: ein Bällebad mit Schwarzlichtinstallation, eingerahmt von einer breiten Wand mit pinkfarbenen, hexagonförmigen Sitzluken, und ein Auditorium, das in Form und Einrichtung an eine Mischung aus Flugzeug und Kinosaal erinnert. Das ungewöhnliche Interior Design hat die neue Factory Dependance dem Team von 99Chairs zu verdanken. Für das 2014 gegründete Startup, dessen Online-Plattform professionelles, individuelles Innendesign vom Online-Konzept bis zum Möbelkauf anbietet, war die Factory das erste Großprojekt – und zugleich sein Meisterstück.

Innovative Bürokonzepte

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Positive Naivität „Ich werde mein ganzes Leben sagen: Ich habe 2017 nur für die Factory gearbeitet“, sagt Kilic und lacht. Warum sie sich ein solches Großprojekt mit Millionenbudget überhaupt zugetraut haben? „Unser Vorteil war die positive Naivität, mit der wir im Januar gestartet sind. Hätten wir genau gewusst, was auf uns zukommt – ich weiß nicht, ob wir das Projekt dann angenommen hätten“, gibt die Projektmanagerin zu. Eine Menge gelernt habe sie insbesondere, was die speziellen bauseitigen Themen angeht. „Beim Bau geht alles Hand in Hand“, erklärt Kilic. Die Zusammenarbeit mit verschiedensten Gewerken – Schreiner, Lichtinstallateure, Tape Artists – brachte zudem ganz neue Einblicke in die Händlerkommunikation. „Wir sind als Unternehmen einen großen Schritt in Richtung Erwachsenwerden gegangen“, bestätigt Content-Marketing-Managerin Julia Boos. Mit den Aufgaben ist 2017 auch das Team von 99Chairs rasant gewachsen: von 21 Mitarbeitern am Jahresanfang auf mittlerweile 55 Mitarbeiter und weitere 40 bis 50 externe Designer in ganz Deutschland. Bisher konzentriert sich der Kundenkreis des Startups auf die DACH-Region, nächstes Jahr sollen ein bis zwei weitere Länder in Europa dazu kommen. Außerdem ist eine Virtual-Reality-App in Entwicklung, mit der man Räume auch virtuell betreten kann.

Fotos: Alexander Freundorfer

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Ursprünglich als reines B2C-Konzept gestartet, wurden sie von ihren Kunden immer öfters gefragt, ob sie nicht auch etwas für deren Büros entwerfen könnten. Mit den ersten Projekten für Geschäftskunden entdeckten sie das Potenzial, das im B2B-Bereich steckt. Mittlerweile sind die B2C-Projekte ein Selbstläufer und der Fokus liegt auf innovativen Bürokonzepten für Geschäftskunden und der Frage: Wie kann man einen Arbeitsplatz gestalten, der produktiver, motivierter und kreativer macht? Eine beeindruckende Antwort darauf geben die mehr als 10.000 Quadratmeter der Factory. Projektmanagerin Damla Kilic erarbeitete mit acht Designern – einer davon in Portugal, einer in Italien – innerhalb von weniger als sechs Wochen das komplette Konzept inklusive Kostenkalkulation. Auf diese Schnelligkeit ist nicht nur das Team stolz, auch Factory-Betreiber Udo Schloemer war beeindruckt von dem Tempo und der Hands-on-Mentalität, dem „Wir machen das jetzt!“. Für das Startup selbst sicherlich auch eine glückliche Paarung: Ein Erstkunde aus dem Corporate-Bereich hätte ihnen bei dieser Budgetgröße nicht die Freiheiten gewährt, das ist dem Team bewusst.


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Fotos: Alexander Freundorfer

1 | Großer Empfang mit Logowand 2 | Offenheit trifft Rückzugmöglichkeiten 3 | In einigen Räumen der Factory gilt absolutes Handyverbot. 4 + 5 | Zentraler Gedanke der Factory sind Begegnungen. Entsprechend haben die Designer Voraussetzungen für gute Gespräche geschaffen.


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Die beiden ehemaligen Factory Geschäftsführer Lukas Kampfmann (l.) und Niclas Rohrwacher übergeben das Steuer an den neuen CEO Ramin G. Far (r.).

„Digital ist genauso wichtig, wenn nicht wichtiger“

Foto: Factory

Der neue CEO Ramin G. Far über seine Herausforderungen und die Factory als Marke Seit November 2017 ist Ramin G. Far neuer CEO der Factory. Er folgt auf Niclas Rohrwacher und Lukas ­Kampfmann, die das Unternehmen verlassen haben. Far war zuvor Gründer und CEO der international ausgerichteten Produktvergleichsseite Versus.com, die vor allem in den USA erfolgreich ist (Exit Juli 2016 an Menschdanke). Zeitgleich ist Far als Investor aktiv. Die Personalie lässt insofern aufhorchen, da es sich bei Far um einen echten Digitalprofi handelt, der vor seiner eigenen Gründung bei diversen Konzernen (unter anderem Daimler und MTV) für Branding-Themen verantwortlich war. Far sieht sich mit diesem Background bestens gewappnet für die Aufgaben der nächsten Jahre: „Wir haben in der Factory ein Hammerwachstum. Die Factory ist einer der Hidden Champions in der Stadt. Vielen ist nicht bewusst, wie schnell wir wachsen. Meine Vorgänger haben hier extrem gute Arbeit geleistet, insbesondere bei der Kundenzufriedenheit und der Markenarbeit. Man kennt uns in Berlin, in Europa und im Silicon

Valley. Meine Aufgabe ist es nun, da weiterzumachen, wo meine Vorgänger aufgehört haben. Wir wollen in den kommenden fünf Jahren mit vergleichbarer Geschwindigkeit wachsen und weiterhin unser Markenversprechen einlösen.“ Das Markenversprechen der Factory sieht er vielschichtig: „Eine Marke steht für konstante Qualität. Für Credibility. Dafür steht die Factory. Wir bieten das beste Netzwerk für Entrepreneure. Aus diesem Grundgedanken entsteht ein ganzes Ökosystem mit Startups, Corporates und VCs und unseren Facilitys.“ Diesen physischen Gedanken will die Factory auch digital vorantreiben, will sich dabei aber klar von anderen Plattformen wie Linked­ in abgrenzen. „Digital ist für uns genauso wichtig, wenn nicht wichtiger. Da liegt sehr viel Potenzial. Hier wollen wir den nächsten Schritt schaffen. Wir haben tolle Leute in unserem Space, die sich in vielen Bereichen ähneln. Diese auf einem neuen Level zusammenzubringen, ist der Gedanke, der mich antreibt.“

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Die Freiheitsstatue, das bekannteste Wahrzeichen New Yorks

BERLIN – NEW YORK: ZWEI STÄDTE MIT EINER SEELE Obgleich das Valley bis heute unerreicht ist, konnten Los Angeles, New York und andere Städte erstaunliche Zuwächse verzeichnen. Je nach ihrem vertikalen Markt sehen sich viele Berliner Start-ups außerhalb des Valleys nach strategischen Investoren und Büros um, um den US-Markt zu erobern. New Yorks unternehmerische Tradition von der Finanzwirtschaft bis hin zum Modebusiness lockt die Berliner Start-ups.

VERBINDUNGEN ZWISCHEN NEW YORK UND BERLIN NACH ZAHLEN Laut Pitchbook erreichten die New Yorker Investitionen in Europa und Berlin 2015 ihren Höhepunkt und gingen im letzten Jahr entsprechend dem internationalen Trend leicht zurück. In Berlin kam es 2015 zu 33 Abschlüssen von Risikokapitalgebern aus New York, 2016 waren es nur noch 19 Abschlüsse. Obwohl das Investi­tionsvolumen der VC-Investoren aus New York abgenommen hat, haben sich deren Interessenfelder erweitert. So reichten die größten Investitionen von New Yorker Unternehmen in Berlin vom Reise-Start-up GoEuro, an dem auch Goldman Sachs aus New York und Investoren aus dem Silicon Valley wie Kleiner Perkins beteiligt waren, bis hin zum Fintech-Start-up N26, das von Valar Ventures des bestehenden Investors Peter Thiel mit 40 Millionen Dollar der Serie B unterstützt wurde. Die Zyklus-­ Tracking-App Clue konnte in einer Serie B 20 Millionen Dollar mit

der Beteiligung des bestehenden Investors Union Square Ventures erzielen. Die Suchmaschine für Ferienwohnungen HomeToGo konnte unter Führung des neuen Investors Insight Venture Partners eine Investition der Serie B in Höhe von 20 Millionen Dollar erreichen, während sich Eniac Ventures an der Video-App für Lippensynchronisation mit einer Runde in Höhe von 9,6 Millionen Dollar beteiligte und Greycroft 4,3 Millionen Dollar in eine Serie A für Blinkist investierte, ein Start-up, das Sachbücher in handlichen Überblicken zusammenfasst.

NEW YORKER INVESTITIONEN IN BERLIN Im Oktober 2015 schrieb Fred Wilson, der Mitbegründer von Union Square Ventures, dass sich 22 Prozent des Portfolios in Europa befinden (mit einigen Investitionen in Berlin) und dass er einen weiteren Anstieg erwartet. Neben Union Square Ventures, die in Clue, SoundCloud und The Food Assembly investierten, tätigten auch andere Fonds beachtliche Investitionen in Berlin: Greycroft Partners (Blinkist, Pepo), Insight Venture Partners (Hello­Fresh, HomeToGo), Thrive Capital (Raisin – ehemals SavingGlobal, ResearchGate), Lerer Hippeau Ventures (Spectrm, Klara), BDMI Fund (Spectrm, Splash, Kitchen Stories) und Valar (EyeEm, N26) sind nur einige Beispiele für Investitionen in Berlin. Laut Fred Wilson besteht ein Grund für die Attraktivität Berlins in den bestehenden Kontakten mit Berliner Investoren, wie etwa


Fotos: pexels.com/Pixabay, Berlin Partner/Gralapp

mit den Fonds Atlantic Labs und Project A Ventures. „Atlantic Labs verfügt über sehr gute Kontakte an der Ostküste, insbesondere zu Investoren aus New York. Wir haben drei Deals mit Union Square Ventures (Clue, SoundCloud und The Food Assembly) und zwei Deals mit Valar (Klara and EyeEm). In gewisser Weise scheint man hier etwas offener für Geschäfte mit Europa zu sein als im Valley“, so Jens-Philipp Klein, Partner von Atlantic Labs.

„Der Talentpool in NYC ist beachtlich, besonders für Start-ups“ ZWEITBÜROS IN DER STADT, DIE NIEMALS SCHLÄFT Wie es bereits Generationen von unternehmerischen Träumern vor ihnen taten, kommen auch Berliner Start-ups nach New York, um hier ihr Glück zu finden. Von der Sprachtraining-App Babbel über das Medizintechnik-Unternehmen Klara bis zur Foto-App EyeEm gibt es so viele Verbindungen zwischen Berlin und New York wie nie zuvor. New York hat etwa für EyeEm eine ganz besondere Bedeutung. Als die Gründer den ersten mobilen Fotowettbewerb organisierten, gab es dazu Ausstellungen in Berlin und New York. Für ein im Bereich Fotografie tätiges Unternehmen waren beide Städte eine logische Wahl. Aber nicht nur Künstler gründen Zweitniederlassungen ihrer Start-ups in Im Meatpacking District, Hotspot für Lifestyle und Kreativität

Auf der Highline, New Yorks neuer Magnet für Touristen und Kreative

New York. Auch das Medtech-Start-up Klara hat dort seine Firmenzentrale; das Team ist im Verhältnis 50 zu 50 aufgeteilt: Wachstum und operatives Geschäft in den USA und Produktentwicklung in Berlin. „In New York City befinden sich einige der weltweit größten medizinischen Einrichtungen und wir konnten wichtige Beziehungen aufbauen, da man sich hier einfach auf einen Kaffee um die Ecke treffen kann. Der Talentpool in NYC ist beachtlich, besonders für Start-ups. Die Menschen sind motiviert, intelligent und flexibel. Clevere Leute zieht es nach New York City”, so der Sprecher von Klara, Alexis Sheehy.

DER SPIRIT VON NEW YORK Während Berlin und New York niemals die Bedeutung oder die Größe des Silicon Valley haben werden, erinnern uns beide Ökosysteme daran, dass es nicht nur einen Ort oder eine Methode gibt, um ein erfolgreiches Start-up aufzubauen. Die kreative internationale Atmosphäre und der kulturelle Wandel hin zu wachsenden Investitionen und besseren Beziehungen sorgen dafür, dass sich beide Städte auf einem soliden Expansionskurs befinden. Die Märkte und Technologien werden sich sicherlich weiterentwickeln, aber Berlin und New York werden damit Schritt halten. Denn es ist kein Zufall, dass sich die Bewohner der beiden Städte in der jeweils anderen Stadt wie zu Hause fühlen. von Kalie Moore Die Autorin bloggt als „Berlin Startup Girl“ sowohl in Berlin als auch in New York und ist Kennerin dieser Szenen.

New Yorker Startups zu Gast in Berlin Vom 27. November bis zum 8. Dezember lädt die Start Alliance junge Unternehmen aus ihren Partner-Städten zum Dezember-Programm nach Berlin: Pitch Trainings, Coaching und Networking stehen auf der Agenda. Am öffentlichen Demo Day am 7. Dezember habt ihr die Möglichkeit, die internationalen Start-ups zu treffen. Mehr Infos unter: startalliance.net/programs Die Start Alliance Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, globale Aktivitäten für Berliner Startups mit internationalen Ambitionen zu erleichtern, zum Beispiel mit Austausch-Programmen, die Berlin Partner jedes Jahr organisiert, um junge Gründer bei der Expansion zu unterstützen. Zu den Partnerstädten gehören New York, Shanghai, Paris, London – und Tel Aviv. Informiert euch über die Programme: startalliance.berlin


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N O I T P U

R S I D Drohne im Anflug: Heute noch ein Bild mit Seltenheitswert, aber mรถglicherweise bald Teil unseres Alltags.

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N E B O N RUBRIK

O V N

Längst haben Drohnen das Smartphone als größten Wachstumstreiber der Unterhaltungsindustrie abgelöst. Das eigentliche Potenzial des Drohnenmarktes wird aber erst langsam und schemenhaft deutlich

Foto: Pixabay

Von Jan Thomas

Es war Ende 2013, als Jeff Bezos dem US-Sender CBS erklärte, Amazon arbeite an einem drohnengestützten Lieferkonzept. Unter dem Label „Prime Air“ sollen künftig gogenannte Octocopter die bestellte Ware binnen 30 Minuten zum Käufer liefern. Obgleich damals eher eine PR-Aktion, war Bezos’ Ankündigung doch eine Art Weckruf für unterschiedlichste Branchen. Die wenigsten Unternehmenslenker dürften vorher das Game-Changer-Potenzial der Drohnen gesehen haben. Heute, vier Jahre später, sind Drohnen dem Nischendasein entwachsen. Im Hobbysegment gehörten sie im letzten Jahr zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken. Doch nicht nur im Privatgebrauch sind Drohnen en vogue – vor allem der Markt für kommerzielle Drohnenanwendungen floriert.

Ein ungeheuer dynamischer Markt In Deutschland sind laut Deutscher Flugsicherung (DFS) bereits 400.000 Drohnen im Einsatz. Die DFS rechnet damit, dass sich diese Zahl bis 2020 auf etwa 1,2 Millionen verdreifachen wird. Auch in den USA boomt der Markt: Nach Angaben der Federal Aviation Administration bewegen sich rund 770.000 Drohnen im amerikanischen Luftraum. Perspektivisch dürfte jedoch China der größte Absatzmarkt für private Drohnen werden. In der Unterhaltungselektronik haben Drohnen die Smartphone-Branche längst als Wachstumstreiber abgelöst. Allerdings flachen die Verkäufe der Privatdrohnen bereits ab: 2015 stieg der Drohnen-Absatz noch um fast 150 Prozent, während er 2016 „nur noch“ bei 60 Prozent lag. Beim Absatz rechnet Gartner für das Jahr 2017 mit weltweit etwa drei Millionen verkauften Drohnen. Der Umsatz werde dabei im Vorjahresvergleich um ein Drittel auf sechs Milliarden US-Dollar steigen, mit einem Umsatzanteil der Profi-Drohnen von fast 3,7 Milliarden US-Dollar. Bis 2020 könne dieser B2B-Umsatz sogar auf 6,6 Milliarden US-Dollar steigen, so Gartner. Im Vergleich zum privaten Drohnenmarkt ist der Markt der drohnenbasierten Dienstleistungen somit deutlich größer. Dieser Logik folgt auch das Beratungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers, das bis 2020 ein weltweites B2B-Potenzial von 127 Milliarden US-Dollar prognostiziert. Im kommerziellen Bereich ist auch mit der größten Schlacht zu rechnen, denn viele große Techkonzerne wie Microsoft, Facebook, Intel, Alphabet oder Amazon bringen sich derzeit in Stellung. Trotz boomenden Marktes herrscht schon jetzt ein Verdrängungs-

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DROHNEN wettbewerb unter den Hardware-Herstellern. Unternehmen wie der US-Hersteller 3D Robotics oder Parrot aus Frankreich gerieten in den vergangenen Monaten bereits ins Straucheln und bauten im großen Stil Stellen ab. Auch der Actionkamera-Hersteller Gopro musste im vergangenen Jahr seine Kamerardrohnen wegen Batterieproblemen zurückrufen, woraufhin der Aktienkurs des Unternehmens einbrach. Und auch einige Startups mussten bereits aufgeben, so unter anderem die viel beachteten Lily Robotics aus San Francisco, die bereits mehrere zehntausend Vorbestellungen für ihre wasserdichten Quadrocopter gewinnen konnten. Während sich also der globale Markt für Consumer-Drohnen konsolidiert, konnte der globale Marktführer, das chinesische Drohnenunternehmen DJI, seinen Marktanteil auf circa 70 Prozent ausbauen. Das Unternehmen aus Shenzen mit einem angeblichen Jahresumsatz von deutlich über einer Milliarde US-Dollar, wurde in seiner letzten Finanzierungsrunde mit acht Milliarden US-Dollar bewertet. Ohnehin gilt die Branche unter Wagniskapitalgebern als heiß, besonders in den USA und in China. Über eine Milliarde US-Dollar wurden im Jahr 2015 in den Markt investiert.

Auch beim Vermesser im Hoch- und Tiefbau gibt es dank Einsatz von Drohnen immense Sparpotenziale: „Um eine Großbaustelle von 16 Hektar zu vermessen, braucht ein klassischer Vermessungstrupp rund eine Woche, während unsere Drohne dies in einem vollautomatischen Flug innerhalb von acht Minuten erledigt“, so Benjamin Federmann von Drohnen-Unternehmen Aibotix aus Kassel. Folgt man den Analysten von Gartner, liegen die größten Chancen im Drohnenmarkt in der Energiebranche und bei Infrastruktureinrichtungen. Drohnen können eingesetzt werden, um Öl- und Gasfelder, Windräder, Solaranlagen, Stromleitungen, Bahnstrecken oder den Verkehr auf Autobahnen zu inspizieren beziehungsweise zu überwachen. Schon seit Jahren suchen Drohnen mit Wärmebildkameras nach ausgefallenen Panels der Solarparks. Und auch Wartungszyklen für Ölplattformen können laut Hersteller Intel durch den Einsatz von Drohnen um bis zu 75 Prozent gesenkt werden. Bislang mussten Plattformen tagelang stillgelegt werden, damit die Rohre zur Wartung abkühlen konnten. Drohnen erledigen diese Untersuchung binnen weniger Minuten, ohne große Abkühlungsprozedur. Andere Einsatzgebiete Grenzenlose findet man bei FeuEinsatzgebiete erwehr, RettungsDas immense Pokräften, KüstenwaBernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer Bitkom tenzial des Drohche und Polizei. nenmarktes wird nachvollziehbar, sobald man sich mit Doch Drohnen können nicht nur überwachen, sie den Einsatzgebieten kommerzieller Drohnen befasst. könnten sich auch als Lebensretter etablieren: In ersDiese bieten nämlich längst mehr als nur faszinieren- ten Feldversuchen unterstützen mit Schwimmwesten de Videoaufnahmen von oben. In der schönen neuen ausgestattete Überwachungsdrohnen die Küstenwache, Drohnenwelt entstehen derzeit Unmengen neuer Wirt- um Ertrinkende zu retten. In den Innenstädten können schaftszweige. PWC rechnet für das Jahr 2020 mit einem Drohnen mit Defibrillatoren die Opfer mit Herzstillstand 127-Milliarden-Dollar-Markt, bei dem die Segmente Infra- schneller versorgen als ein Krankenwagen. Auch bei der struktur und Bauindustrie (erwarteter Jahresvolumen 45 koordinierten Rastersuche bei Naturkatastrophen spieMilliarden US-Dollar), Landwirtschaft (über 32 Milliarden len Drohnen inzwischen eine wichtige Rolle, indem sie US-Dollar), zivile Sicherheit (zehn Milliarden US-Dollar) Opfer lokalisieren oder einen Überblick von Geländesituund Medien und Unterhaltung (knapp neun Milliarden ationen liefern. US-Dollar) am umsatzstärksten sein werden. Zahlreiche der neuen Einsatzgebiete werden dabei maximal dis- Massive Veränderungen in der Logistik Man ahnt es schon: Noch gravierender werden die beruptiv für bestehende Branchen sein. Beispiele: Unbemannte Flugobjekte übernehmen Überwa- vorstehenden Veränderungen wohl im Logistiksegment. chungsaufgaben mit Kameras. Sie erfassen Umgebungen Dank der neuen Drohnenpotenziale scheint völlig offen, mittels Sensoren, sammeln Daten und werten diese aus. ob der Kampf um die letzte Meile tatsächlich auf der StraEinsatzgebiete sind unter anderem Archäologie oder die ße stattfinden wird. „In den kommenden Jahren werÜberprüfung von öffentlichen Einrichtungen wie Was- den wir in der Logistik geradezu revolutionäre Verändeserdämmen und Wegen. Oder in der Landwirtschaft, wo rungen durch die Digitalisierung erleben“, so Bernhard Landwirte dank Drohnen eine Analyse ihrer Äcker in- ­Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Hightech-Verbandes klusive Düngerplan erhalten können. Genau wie bei der Bitkom, auf dem 34. Deutschen Logistik-Kongress 2017, Schädlingsbekämpfung in Weinbergen, wo Sensoren aus der unter dem Motto „Neues denken – Digitales leben“ der Luft erkennen, wie weit sich Triebe an Reben bereits stattgefunden hat. Allerorts herrscht Goldgräberstimentwickelt haben. Die Drohne spritzt das Pflanzengift nur mung. Sämtliche großen Logistiker, allen voran Amadort, wo es notwendig. Diese Methode spart Zeit, Geld zon, experimentieren derzeit mit der Zustellung von und ist gut für die Umwelt. Im Waldland Thüringen wer- oben. Sie treibt der Traum von geringeren Personalkosden derzeit intelligente Landwirtschaftsdrohnen gegen ten, schnelleren Abläufen und vor allem Unabhängigkeit. Selbst Deutsche Post-Chef Frank Appel zeigt sich begeisfünf Millimeter große Fichtenborkenkäfer eingesetzt.

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Foto: Volocopter

„In den kommenden Jahren werden wir in der Logistik geradezu revolutionäre Veränderungen durch die Digitalisierung erleben.“


DROHNEN

WAS DROHNENPILOTEN WISSEN MÜSSEN Haftpflichtversicherung Egal ob zu Hobbyzwecken oder aus gewerblichen Ambitionen, Drohnen sind versicherungspflichtig. Kennzeichnungspflicht Drohnen mit einem Startgewicht über 250 Gramm unterliegen der Kennzeichnungspflicht (Namen und Adresse des Eigentümers), lesbar und feuerfest In der Luft Die maximale Flughöhe für Drohnen ist generell auf 100 Meter über Grund begrenzt. Ab einem Gewicht von zwei Kilogramm wird ein Flugkundenachweis benötigt. Dieser gilt für fünf Jahre. Die Prüfung muß durch eine anerkannte Prüfstelle erfolgen. Verboten ist außerdem: • Fliegen außerhalb der Sichtweite • Fliegen über Wohngrundstücken • Fliegen über Naturschutzgebieten • Fliegen innerhalb eines Radius von 1,5 Kilometern zu Flugplätzen • Fliegen in Kontrollzonen, wenn man eine Höhe von 50 Metern überschreitet • Fliegen mit einer Drohne über fünf Kilogramm Startgewicht ohne Ausnahmegenehmigung

Schon bald Realität? Volocopter über den Dächern der Großstädte

Mindestens 100 Meter Sicherheitsabstand muss eingehalten werden zu: • Menschenansammlungen • Bundesfernstraßen, Bundeswasserstraßen und Bahnanlagen • Krankenhäuser • Unglücksorten, Katastrophengebieten und anderen Einsatzorten von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben • militärischen Anlagen und Organisationen sowie mobilen Einrichtungen und Truppen der Bundeswehr im Rahmen angemeldeter Manöver und Übungen • Industrieanlagen • Justizvollzugsanstalten, Einrichtungen des Maßregelvollzugs • Anlagen der Energieerzeugung und -verteilung

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tert von den neuen Möglichkeiten: Speziell in dünn besiedelten oder schwer erreichbaren Gebieten „könnte die Drohne eine Packstation ansteuern, einen Carport oder eine Terrasse“. Die Post-Tochter DHL testet seit längerem die Lieferungen auf eine Alm in Berchtesgaden und die entlegene Insel Juist. Branchenvorreiter Amazon hingegen zündet bereit die nächste Stufe: Auf die Lieferung per Drohne soll möglicherweise die Lieferung per Fallschirm folgen. Und damit nicht genug: Im April 2016 hat Amazon ein Patent angemeldet, demzufolge Drohnen mit großen Logistik-Zeppelinen interagieren sollen, die in fast 14 Kilometern Höhe über den Städten kreisen. Eine Art fliegendes Logistikzentrum. Auch die Schweiz wird dank innovationsfreudiger Rahmenbedingungen immer öfter zum Schauplatz der Drohnen-Revolution. Im September diesen Jahres gelang ein erfolgreicher Test zur autonomen Paket-Belieferung. Eine Drohne des US-Unternehmen Matternet lieferte ein Paket auf das Dach eines sieben Kilometer entfernten Lieferwagens. Die Idee: Drohnen versorgen künftig Lieferwagen, damit diese seltener zur Basis zurückkehren müssen. Und auch die Schweizer Post testet derzeit im Tessin einen drohnenbasierten Transportservice, der Laborproben und Medikamente zwischen mehreren Krankenhäusern hin und her fliegt. Viel Bewegung also im Logistikbereich. Experten sind sich jedoch einig, dass es in der Paketlogistik noch zahlreiche Herausforderungen zu lösen gilt: Die Reichweiten der Drohnen sind noch recht kurz, die automatische Navigation in dicht besiedelten Städten mit vielen Funkmasten schwierig und die sichere Übergabe der Ladung noch gänzlich unerforscht. Vor ähnlichen Herausforderungen stehen auch Drohnenkonzepte, die sich auf Essenslieferungen spezialisieren. Auch hier gibt es derzeit zahlreiche Drohnenkonzepte im Experimentierstadium: In der isländischen Hauptstadt Reykjavík testet das israelische Drohnen-Logistikunternehmen Flytrex die Lieferung von Essenbestellungen und zielt neben Kostenreduktion auch auf eine geringere Umweltbelastung. Und auch die amerikanische Pizza-Kette Domino’s liefert in Neuseeland seit Ende August erstmalig erfolgreich Pizza per Drohnen aus. Der Service soll in den nächsten Monaten auf mehrere Ländern, unter anderem auch auf Deutschland, ausgeweitet werden.

Die Mär der fliegenden Autos Das Paket-Logistik-Segment ist noch lange nicht das Ende der Drohnen-Innovationen. Noch deutlicher wird das Ausmaß der anstehenden Veränderungen im Markt

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der Personenbeförderung. Auch hier liefern sich zahlreiche Unternehmen, darunter auch einige deutsche, ein Wettrennen um das autonome Fortbewegungsmittel der Zukunft. Zu ihnen zählen unter anderem das Karlsruher Unternehmen E-volo, das ein Helikopter-ähnliches Fluggerät mit 18 Rotoren ins Rennen schickt. Oder Lilium, das gerade ein viel beachtetes Investment in Höhe von 90 Millionen US Dollar verkünden konnte. Genauso wie Volocopter, dessen Team vom modernsten Fortbewegungsmittel unserer Zeit spricht und das gerade seinen erfolgreichen Jungfernflug in Dubai absolviert hat. Ohnehin scheint Dubai ein „heißes Pflaster“ für unbemannte Fluggeräte zu sein. Auch die Taxi-Drohnen vom Typ Ehang 184 aus China befinden sich dort derzeit im Testmodus und sollen voraussichtlich ab Sommer 2018 Wolkenkratzer vernetzen. Unkenkufe sehen Parallelen zu der Zeit, als Kutschen von Autos abgelöst wurden. In einem anderen nicht minder ambitionierten Feld bewegen sich Facebook, Alphabet und der amerikanische Telekommunikationskonzern AT&T. Alle drei Unternehmen arbeiten an hochfliegenden Dohnen, die als Relaisstationen für schnelles Internet in entlegenen Weltgegenden dienen sollen (siehe auch S. 52). Und wer hätte gedacht, dass uns mal die Disruption von Feuerwerken ins Haus steht? Geht es nach Intel, erleben wir künftig ein Silvester mit Drohnen statt mit Raketen. Intel präsentierte bereits auf mehreren Events eine programmierte Formation aus bis zu 500 Intel Shooting-Star-Drohnen. Prädikat: Äußerst beeindruckend.

Fotos: Getty Images

Kameradrohne im Profi-Einsatz


DROHNEN

Klare Regelungen erforderlich Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Die Bedenkenträger werden lauter und sie haben durchaus einen Punkt. Alleine im ersten Halbjahr 2017 zählte die Deutsche Flug­ sicherung über 40 Behinderungen des deutschen Luftverkehrs durch Drohnen – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreshalbjahr. Es mangelt noch an klaren Regeln für den Luftraum. Zur Zeit existieren weder ein einheitlicher Luftkorridor für Drohnen, noch sind die Haftungsfragen geklärt. Zwar ist für Drohnenpiloten seit April 2017 eine Haftpflichtversicherung vorgeschrieben und Flüge über 100 Höhenmeter sind grundsätzlich verboten, doch vielen Drohnenkritikern geht diese Regelung nicht weit genug. Sowohl die Forderungen nach einer Kennzeichnungspflicht werden lauter, als auch Drohnenführerscheine öffentlich diskutiert. Seit dem 1. Oktober 2017 ist dieser für den Betrieb von Drohnen und Modellflugzeugen ab zwei Kilogramm Pflicht. Benötigt werden dann einen Flugkundenachweis sowie eine Prüfungsbescheinigung durch eine vom Luftfahrt-Bundesamt anerkannte Stelle.

Neue Gefahren durch den Terror? Gravierender als die mögliche Unwissenheit der Drohnen-Piloten wiegt jedoch die Gefahr der missbräuchlichen Nutzung unbemannter Fluggeräte. Schon längst findet daher ein Wettrüsten zwischen den Herstellern von

Oktocopter im Einsatz

Drohnen und den Herstellern von Drohnenabwehrtechniken statt. Spätestens seit Anfang 2015 eine Drohne unerkannt im Garten des Weißen Hauses abgestürzt ist, ist die Welt in Alarmbereitschaft. Was bringen Zugangskontrollen und Mauern, wenn die neue Gefahr von oben drohen könnte? Geofencing, also elektromagnetisch erzeugte Zäune, die eine Drohne stoppen können, stehen an der Tagesordnung. Das scheint auch nötig: Nach aktuellem Kenntnisstand hat der Islamische Staat bereits handelsübliche Hobbydrohnen zu Granatwerfern umfunktioniert und diese in Syrien und im Irak eingesetzt. „Ein ähnliches Szenario kann man sich auf in unseren Städten vorstellen“, sagt Jörg Lamprecht, CEO des Drohnenabwehrsystems Dedrone (siehe Interview auf S. 54). „Nimm eine Drohne und hänge eine Flasche Coca-Cola darunter, zeichne noch ein Giftzeichen darauf und fliege damit in ein Stadion. Wenn Du die Cola dann über die Menschen sprühst, reicht das, um eine Panik entstehen zu lassen. Das Szenario ist realistisch.“ Pikante Randnotiz zum Thema Sicherheit: 2016 wurde bekannt, dass der weltgrößte zivile Drohnenhersteller DJI die weltweiten Nutzerdaten seiner Geräte und Programme in China und in Hongkong sammelt und auf Anfrage der chinesischen Regierung übergibt.

„Drohnen werden sich dort durchsetzen, wo sie einen hohen Nutzen haben“ Roland Siegwart, Leiter des Departements für autonome Systeme ETH Zürich

Arbeitsvernichter oder Freizeitbeschaffer? Folgt man den Ankündigungen Jeff Bezos’ aus dem Jahr 2013, würde Amazon schon heute, spätestens aber 2018, seinen Kunden die Pakete per Drohne zustellen. Wie so oft entwickelt sich der Fortschritt jedoch etwas langsamer als gehofft. Dennoch: Drohnen sind den Kinderschuhen deutlich entwachsen und werden in Zukunft eine selbstverständlichere Rolle in unserem Leben übernehmen. Dazu Roland Siegwart, Leiter des Departements für autonome Systeme an der ETH Zürich: „Wir wollen zwar sicher nicht, dass tausende Drohnen über uns fliegen, aber sie werden sich dort durchsetzen, wo sie einen hohen Nutzen haben und die Gesellschaft nicht zu stark beeinträchtigen, zum Beispiel in abgelegenen Gebieten“. Dennoch haben Drohnen das Potenzial, den Traum von einer Welt, in der Maschinen dem Menschen Arbeit abnehmen, ein großes Stück wahr werden zu lassen. Gartner geht davon aus, dass Drohnen zur Kategorie der wichtigsten neuen Technologien gehören, die in den nächsten zehn Jahren revolutionäre Entwicklungen anstoßen werden, deren Auswirkungen bislang niemand wirklich abschätzen könne. Bleiben wir gespannt.

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Fotos: Lilium, Drone Champions League, Disney Corporation, Multidrones, Pixabay,

1 Lilium entwickelt Luft-Taxis für bis zu fünf Personen. 2 Beim Drone-Racing werden Geschwindigkeiten von 140 km/h erreicht. 3 In der Agrarwirtschaft werden Drohnen bei der Überwachung von Feldern eingesetzt. 4 Bei der Überwachung der Produktivität erzielen Drohnen hervorragende Ergebnisse. 5 Bei einem Feuerwerk in Disney World kamen im vergangenen Jahr hunderte leuchtender Drohnen von Intel zum Einsatz.


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DRONE RACING Mit 140 Kilometer pro Stunde durch die Stadt

Drone Champions League 2017 Finale 2./3.12. | Station Berlin dcl.aero

Foto: Drone Champions League

Von Nils Lennard Behrens

Drone-Racing ist pures Adrenalin, denn das Fliegen einer Renndrohne ist verbunden mit Geschwindigkeiten von bis zu 140 Kilometern pro Stunde. Auch wenn die Piloten dabei in stationären Cockpits sitzen, langweilig wird ihnen nicht: Die Drohnen übertragen ihr Sichtfeld auf die First-Person-View-Brille des Piloten, der die Drohne per Funksteuerung mit zwei Joysticks lenkt. Das lässt wenig Toleranz für zittrige Finger auf dem Parcours samt Hindernissen. Drone Racer sind in Teams organisiert. In diversen Konstellationen treten sie gegeneinander an und sammeln bei einem Sieg Punkte für ihr Team. Designierte LED-Farben der Drohnen sorgen für leichte Identifikation im Flug und machen die Rennen auch für Zuschauer unterhaltsam und bei den ho-

hen Geschwindigkeiten auch aus der Ferne erlebbar. Beim Kick-off-Event der Drone Champions League (DCL) – quasi der Formel eins des Drone-Racings – im Juni 2017 haben 180.000 Besucher die beeindruckenden Battles der Highspeed-Drohnen in einem 600 Meter langen Tunnel unter dem Arc de Triomphe in Paris verfolgt. Aber auch die Folgeevents der DCL, unter anderem auf dem Mont des Arts in Brüssel, boten mit epischer Kulisse visuelle Highlights für die Besucher. Der letzte Stopp der DCL-Saison 2017 ist im Dezember in Berlin, wo das Drohnenrennen als Feature-Event auf dem Conrad Campus stattfindet. Zuschauer können dort spannende Rennen beobachten, erste Erfahrungen am Steuer sammeln und die First-PersonView-Brillen ausprobieren.

CHINA START

"Starting up your business in China has never been so easy with China Start!”

For global start-ups and growth companies to learn, partner and pitch

-- Bo Ji, Program Director

Program Highlights

1 Week program 2 Accelerators visits 3 Cities: Beijing,Shanghai, Shenzhen 4 Pitch events for investments & partners 5 Company visits After progam support

A 5-day China immersion program for start-ups and growth companies to learn China-specific knowledge, network with potential local partners and pitch for Chinese investment.

WHEN

19-23 March, 2018 Application will close on 10th March 2018.

WHERE

Contact US

Ms. Liping Wan Program Manager Email: lpwan@ckgsb.edu.cn Tel: +44 (0)20 7766 8201 www.china-start.org

WHAT

Beijing, Shanghai, Shenzhen

WHY CKGSB A Global Authority on China Knowledge and Network

4.94/5

CHINA START Program Overall Satisfaction Rate

- More than 50% of CKGSB’s alumni are at the CEO or Chairman level and, together, their companies accounted for 1/6 of China’s GDP in 2014 - 1,000+ active angels (more than 50% of CKGSB’s 10,000 alumni have invested as an angel)


DROHNEN

ES FEHLEN PIONIERE Kommentar von Kay Wackwitz, CEO von Drone Industry Insights

Fast keine Interaktion mehr Nun macht eine Drohne das alles nicht ganz allein. Da liegt der Hase im Pfeffer. Obwohl der Automatisierungsgrad inzwischen ein hohes Niveau erreicht hat, scheuen sich viele, diese Technologie zu adaptieren. Das liegt weniger am Fluggerät selbst, sondern an den starken Einschränkungen seitens des Gesetzgebers und daran, was nach dem Flug mit den Daten gemacht werden muss. Aus zehn Gigabyte Fotos von einer Brücke muss erst eine Aussage herausgearbeitet werden. Auch da kommt uns die Technologie stark entgegen: Asset-Management-Softwarelösungen gibt es, und die ersten Deep-Learning-Algorithmen, getrimmt darauf, Daten nach Mustern wie Rissen oder Korrosion zu durchsuchen, sind bereits verfügbar. Kurzum: Durch die Automatisierung wird der Weg vom Problem zum Report immer besser komplettiert. Die ohnehin immensen Einsparungen der Datengenerierung werden dadurch noch größer. Jetzt müssen die Daten automatisiert von der Drohne in den Rechner kommen. Das kann auf zwei Wegen passieren: entweder durch den Upload in eine Cloud, wobei die Bandbreite einen erheblichen Engpass darstellt, oder über sogenanntes On-board-Processing. In diesem Fall fliegt der Computer gleich mit. Da die heutigen Drohnen eher klein sind und die Flugzeit von der Menge der mitgenommenen Batterien bestimmt wird, bleiben meist keine Nutzlastkapazitäten für Computer übrig.

Aufregende Zeiten Der Drohnenmarkt als Schmelztiegel der Technologien bringt in unglaublicher Geschwindigkeit neue Lösungen hervor. Diese Entwicklung wird durch strategische Partnerschaften von Hardware, Software, Service und R&D-Firmen noch weiter beschleunigt. Kunden wollen eine End-to-end-Lösung, die sich am besten noch mühelos in den Firmen-Workflow integrieren lässt. Intel hat das erkannt und baut sich ein eigenes Drohnen-Ökosystem auf. Von Hardware über Flugplanung, Datenanalyse, Schnittstellen

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bis hin zum Asset- und Datenmanagement zählt bereits alles zum Portfolio. Die fliegende One-fits-all-Drohne hat sich zu einem industrie- und anwendungsspezifischem Gerät entwickelt und ist in der Lage, präzise Daten zu sammeln oder eben auch Pakete auszuliefern. Warum das so schwierig ist, liegt hauptsächlich an drei Dingen: 1. Die Gesetzgebung erlaubt keine Flüge außerhalb der Sichtweite und schon gar nicht über besiedeltem Gebiet. 2. Datenschutz und Akzeptanz der Bevölkerung müssen gesichert sein. Das ist vor allem in Mitteleuropa ein Thema. In Afrika, wo Drohnenlieferungen täglich stattfinden und der erste Drohnen-Flughafen in Ruanda gebaut wird, stellen Drohnen einen Lebensretter dar. Das lässt Akzeptanzfragen gar nicht aufkommen. 3. Die Technik, die zwar schon viel kann, muss bei Lieferungen bis zur Haustür mit vielen Problemen umgehen – und das autonom. Neben dem Paket muss erforderliche Sensorik mitgenommen werden, um bei der Landung vor Ort Bäumen, Laternen, Wind und anderen Fallen ausweichen zu können. Mikrowellen- und Laser-Sensorik werden in naher Zukunft auch diese Lücken schließen und damit der Branche weiteren Aufwind geben. Es sind wirklich aufregende Zeiten und der Einsatz von Drohnen wird sehr viel Gutes tun auf der Welt. Was es jetzt noch braucht sind Pioniere, die diese Technologie adaptieren und das volle Potenzial nutzen, welches Drohnen bieten.

Foto: Drone Industry Insights

trag können bestimmt und sogar Rehkitze vor dem Mähdrescher bewahrt werden.

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g. sultin & Con t sich seit g n u s sch fas r ts be rktfor igt fü e: Ma stry Insigh arkt , fert n h c ie n d a u Br Indu nenm rk tst Drone dem Droh unden Ma ftsentK hä mit nalen Gesc 2014 rnatio stitionen, e t . n in ratio ihre Inve integ t bei s ker ä s r c e e e z b d an, d Pro ik Bö r n d u n g e n H wicklu ackwitz, yW a K : r e 14 Gründ gsjahr: 20 un d n ü r G r: 10 beite Mitar neii.com dro URL :

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Drohnen erarbeiten sich ihren Platz in der Wirtschaft und werden bald nicht mehr wegzudenken sein. Das Potenzial, Aufgaben schneller, sicherer und mit gleichbleibender Qualität zu erledigen, entfaltet sich besonders an Stellen, wo der Einsatz von Personal entweder gefährlich oder teuer ist. Aber von vorn: aktuell erobern Drohnen Bereiche wie Vermessung und Inspektion im Sturm. Sie sammeln in kurzer Zeit hochpräzise Daten, eine Baustelle muss dafür nicht mehr geschlossen werden. Durch die regelmäßige Wiederholung dieser Aufgaben kann man Baufortschrittskontrollen standardisieren, Verzögerungen verringern, BIM-Daten erstellen und abzutragende Volumina auf eine Handvoll Kiesel genau bestimmen. Man kann Zufahrtswege prüfen und mit Vorher-/Nachher-Aufnahmen sogar Schadensersatzansprüche klären. Ob in Steinbrüchen, Tagebauten, im Hoch- oder Tiefbau – Drohnentechnologie ist ein echter Paradigmenwechsel, wenn es um die Erstellung operativ wichtiger Daten geht. Im Bereich der Inspektion und des Monitorings werden die Möglichkeiten noch größer: Bahntrassen und Hochspannungsleitungen können auf Schäden untersucht werden. Brücken, Schornsteine und Windkraftanlagen werden in kurzer Zeit inspiziert, ohne dass sich Industriekletterer in gefährliche Höhen begeben müssen. Waldbestände, Erntezeitpunkte und Schädlingsbefall, Bodenzustand und voraussichtlicher Ernteer-

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AQUILAS TRAUM Alle Erdenbewohner mit Internet zu versorgen, ist das Ziel der Aquila-Drohne. Dazu muss sie fliegen: drei Monate lang Von Lennard Behrens

Ready for Take-off: Das Team des Facebook Connectivity Labs arbeitet an der Vision einer vernetzten Welt.

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RUBRIK grund ihres geringen Gewichts sensibel ist, wurden keine nennenswerten Schäden an der Drohne verzeichnet. Facebook-Chef Mark Zuckerberg zeigte sich nach dem zweiten Testflug überzeugt: „Niemand hat jemals ein unbemanntes Flugzeug gebaut, das monatelang in der Luft bleibt. Wenn Aquila bereit ist, soll daraus eine Flotte solarbetriebener Flugobjekte entstehen, die Internetverbindung auf der ganzen Welt gewährleisten soll. Heute kann mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung immer noch nicht auf das Internet zugreifen. Eines Tages wird Aquila helfen, das zu ändern.“ Wann Aquila marktreif sein wird, steht derzeit noch in den Sternen. Zahlreiche weitere Tests werden erforderlich sein, um Sicherheit und Effizienz des Projekts zu steigern. Die Kluft zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern geht jedoch weit über den Zugang zu Informationstechnologien hinaus. Doch gleichberechtigter Zugang zum Internet ist essentiell. Und Aquila könnte dabei ein entscheidende Rolle spielen.

„Niemand hat jemals ein unbemanntes Flugzeug gebaut, das monatelang in der Luft bleibt.“ Mark Zuckerberg

Foto: Facebook

Siebeneinhalb Milliarden Menschen leben derzeit auf unserem Planeten. Knapp die Hälfte hat Zugang zum Internet. Die größte Hürde für den weiteren Ausbau liegt in den Kosten, welche die Erbauung einer globalen Infrastruktur inklusive Landnutzungsrechten, Funkmasten und Glasfaserkabeln mit sich bringt. Das Facebook Connectivity Lab hat es sich zur Aufgabe gemacht, isolierte Gebieten zu vernetzen. Das ambitionierte Ziel: Eine Funk-Drohne, die mithilfe von Solartechnik drei Monate am Stück in der Luft bleiben kann. Das Signal der Drohne wird dabei mittels Türmen empfangen und in WLAN- oder LTE-Netzwerk umgewandelt. Auf diese Weise können sich Mobiltelefone und Smartphones mit dem Internet verbinden. Im Jahr 2016 hob Aquila zum ersten Testflug ab, um Daten über Leistung, aerodynamische Handhabung, Lebensdauer und Besatzungstraining zu sammeln. Der Jungfernflug war zwar objektiv kein Erfolg und endete nach 96 Minuten mit einer unsanften Bruchlandung, doch die Erkenntnisse bildeten die Grundlage für zahlreiche Verbesserungen, wie ein individuelles Brems- und Höhenkontrollsystem oder den Autopiloten. Doch auch die Konkurrenz hatte Probleme: Im Januar 2017 gab die Google-Mutterfirma Alphabet bekannt, ihr Konkurrenzprojekt Titan Aerospace aufzugeben. Drohnen seien für die Erschließung des weltweiten Internetraums weniger geeignet als das parallel verfolgte Ballon-Projekt Loon-Ballons. Aquila zeigte sich unbeeindruckt und startete im Mai 2017 zum zweiten Testflug. Detailverbesserungen in den Solarfeldern sorgten für eine längere Flugzeit von insgesamt 106 Minuten. Um Gewicht zu sparen, tauschte das Team das Fahrwerk gegen Kev­ lar-Pads an der Unterseite aus. Und obwohl Aquila auf-

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DROHNEN

DROHNEN AN DIE MACHT? Kommentar von Daniel Höpfner zur Geschäftsfeldentwicklung mit Drohnen

Entertainment: Spielzeug für Große Vergangenes Jahr habe ich mich selbst mit einer DJI Mavic Pro beschenkt und erkunde damit meine Umgebung. Das Geschäft mit dieser Art von Drohnen ist aber kein Business, das für Venture Capital interessant ist. Das Disruptionspotenzial ist im Hardware-Markt nicht groß genug. Die Entwicklungen in der Drohnen-Hardware sind aber eher Evolution als Revolution. Natürlich geht es immer noch besser, schneller und sicherer, aber weitere relevante Player neben den bereits etablierten Herstellern wird es außerhalb der Nischen nicht geben. Ich glaube an Drohnen im B2C-Bereich und als Entertainment. Ich sehe aber kein B2B-Business, das Potenzial zur Skalierung hat.

Vermessung und Überwachung Die Vermessung von Gebäuden, das Inspizieren von Sturmschäden oder die Überwachung von Plätzen – das alles sind spannende Bereiche, die erst in Zukunft erschlossen werden. Doch stellt sich immer die Frage: Brauche ich dazu wirklich Drohnen? Was ist mit Satelliten? Schaut euch mal Planet oder ICEYE beziehungsweise Axelspace an. Diese werden immer günstiger und immer besser. Drohnen müssen von Menschen gesteuert werden. Es dauert, die Fläche abzufliegen und sie sind

Das Disruptions­ potenzial ist im Hardware-Markt nicht groß genug fehleranfällig. Also auch kein Mega-Markt, der „disrupted“ werden kann. Die Drohnen sollten nicht das Business sein, sondern Mittel zum Zweck, um Business realisieren zu können. Dann wird das Startup auch für VCs interessant.

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Lieferungen Kommt in fünf Jahren wirklich die Pizza per autonomer Drohnen-Lieferung? Oder ist das ein Zukunftsszenario, wie wir sie durch unsere Eltern aus den 50er und 60er Jahren kennen, als von fliegenden Autos gesprochen wurde? Auch wenn viele gerade diesen Bereich erforschen, ist es wenig realistisch, dass schon bald tausende Drohnen die Logistik der letzten Meile bewältigen. Andere Technologien werden das wohl das effizienter lösen. Sicher wird es Dinge, wie die oft zitierte Medikamentenlieferung in nur schwer zugänglichen Bereichen einer Alm oder in wenig zivilisierten Gebieten Afrikas geben. Hier befinden wir uns in einer Nische, die eher keinen Venture-Capital-Business-Case darstellt.

Kein B2B-Markt in Sicht Bisher sehe ich keinen Bereich, in dem Drohnen einen nennenswerten Impact liefern und damit ein Game-Changer oder Category-Killer sein könnten. Die durch Drohnen gelösten Probleme sind keine Top-Priority-Probleme potenzieller B2B-Kunden. Startups im Drohnen-Business sollten sich entweder auf Hardware im Infrastrukturbereich oder auf Software für das Management von Drohnen beziehungsweise Software für das Management des gesamten Prozesses fokussieren. Es muss, wie immer, ein richtiges Problem gelöst werden. Glaube ich an die Technologie: Ja. Glaube ich dass damit neue Ideen und Services möglich werden: Ja. Sehe ich einen B2C-Massenmarkt: Ja, vielleicht ähnlich wie Selfie Sticks oder Gopros. Sehe ich einen skalierbaren B2B-Markt? – Nein, bisher nicht. Es kommt was auf uns zu. Ich bin gespannt.

Foto: b10 | Venture Capital

Glaubt man all den Zukunftsvisionen zum Drohnenmarkt, wird bald vieles um uns herumschwirren: Drohnen mit eiligen Medikamenten, jene zur Inspektion von S-Bahn-Brücken, Polizei-Drohnen zur Überwachung krimineller Schwerpunkte und natürlich tausende Lieferdrohnen mit Paketen von Amazon. Wir als B10 schauen uns seit anderthalb Jahren verschiedene Drohnen-Startups an, mit einer Präferenz auf Software-Lösungen. Bisher konnte uns keines überzeugen, doch wir haben drei Bereiche identifiziert, in denen Drohnen spannend werden.


DROHNEN

SCHUTZENGEL MIT ROTOREN

Foto: Unsplash

Sie schützen Menschen und retten Leben. Vier Innovationen der vier Elemente – Willkommen in einer neuen Ära!

Aerones

Zipline

Die Brandbekämpfung nachhaltig zu verändern, das hat sich der lettische Drohnenhersteller ­Aerones zur Aufgabe gemacht. Im Einsatz gegen Hochhausbrände hat der Lebensretter erste Tests erfolgreich absolviert. Aerones unterstützt Löschkräfte, die bei Wolkenkratzerbränden oftmals unter erstickenden Bedingungen leiden. Dabei erreichen die Drohnen Höhen von bis zu 400 Metern – für Feuerwehrleitern undenkbar. Die Drohne fliegt bis zu 30 Minuten, wiegt 55 Kilogramm und kann das Dreifache ihres Eigengewichts heben. Derzeit sind die Drohnen noch nicht serienreif: Für die Markteinführung sucht das Startup nach einem Investor.

2016 hat das Drohnenunternehmen Zipline das weltweit erste Drohnenliefersystem für medizinische Produkte aufgebaut. In Ruanda wird ein Schwarm Drohnen eingesetzt, um Blutkonserven an Gesundheitseinrichtungen zu liefern. Die Vision: die zwölf Millionen Bürger von Ruanda schnell mit medizinischen Produkten zu versorgen. Dabei ist Zipline witterungsunabhängig. Die Bestellung der medizinischen Produkte und auch die Bestätigung erfolgt via Textnachricht. Durchschnittlich 15 Minuten später werden die Bestellungen per Fallschirm abgeworfen und landen in einem fest definierten Bereich an ihrem Bestimmungsort.

Branche: Brandbekämpfung Gründer: Jānis Putrāms, Andris Dambis, Dainis Krūze Gründung: ­ 2015 Standort: Riga, Lettland aerones.com

Branche: Liefersystem medizinischer Produkte Gründer: Keenan Wyrobek, Phu Nguyen, Keller ­Rinaudo, William Hetzler, Peter Seid Gründung: 2011 Standort: San Francisco, USA flyzipline.com

Microdrones

Helper

Microdrones ist dem weltweiten Hunger auf der Spur. Seine Flotten unterstützen Landwirte auf der ganzen Welt aus der Vogelperspektive. Microdrones überwacht landwirtschaftliche Nutzflächen und gibt Informationen über potenzielle Bedrohungen für Pflanzen. Die Drohnen sammeln Daten über Nährstoff- und Feuchtigkeitsgehalt sowie die allgemeine Vitalität von Nutzflächen. Pflanzenkrankheiten oder Schädlingsbefall werden erkannt und Landwirte alarmiert, damit Maßnahmen zur Sicherung der Erträge ergriffen werden können. Multispektral- und Wärmebildaufnahmen erzielen massive Ertragsverbesserung.

Die Helper-Drohne rettet Ertrinkende auf See. Gesteuert von Rettungsschwimmern an der Küste lässt die Drohne selbstaufblasende Bojen bei gefährdeten Opfern fallen. Navigationsinformationen geben Rettungskräften einen Überblick und helfen dabei, den genauen Ort des Opfers zu bestimmen. Dank Full-HD- und Ultra-HD-Videos gelingt eine verlässliche Einschätzung der Situation. Die Drohnen haben eine Batteriekapazität von 15 bis 25 Minuten bei einem Aktionsradius von bis zu zwei Kilometern. Einsetzbar ist die Drohne bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 50 Kilometern pro Stunde.

Branche: Agrarüberwachung Gründer: Udo Jürß, Jan Wendel, Daniel Schübeler Gründung: 2006 Standort: Siegen, Deutschland microdrones.de

Branche: Wasserrettung Gründer: Fabien Farge Gründung: 2016 Standort: Pau, Frankreich helper-drone.com

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RUBRIK

„DEDRONE WAR ECHT STAR WARS“ Jörg Lamprecht, CEO und Co-Founder von Dedrone, im Gespräch mit Berlin Valley über die Zukunft unbemannter Flugobjekte, Geschäftsmodelle und die Gefahren beim Einsatz von Drohnen Das Gespräch führte Nils Lennard Behrens.

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DROHNEN Während man in Deutschland den Einsatz von Drohnen gesetzlich reguliert, zogen die Gründer des Kasseler Startups Dedrone ins Silicon Valley und entwickelten dort eine ganzheitliche Lösung zum Schutz vor unbemannten Flugobjekten. Was genau ist Dedrone? Drohnen werden immer leistungsfähiger, tragen mehr Last, erreichen höhere Reichweiten. Kriminelle Handlungen werden da zur Herausforderung. Daher brauchen wir ein Frühwarnsystem für den Luftraum, ähnlich einer Einbruchmeldeanlage fürs Haus. So ist vor drei Jahren die Idee zu Dedrone entstanden.. Welche Gefahren stecken hinter dem Einsatz von Drohnen und wie unterscheidet ihr zwischen Drohnenerkennung, -identifikation und -abwehr? Drohnen heben heute bis zu 100 Kilogramm. Irgendwann können wir unsere Kinder damit zum Kindergarten fliegen. Aber man kann eben auch Gefangene befreien oder illegale Kurierfahrten ermöglichen. Mittlerweile gibt es Drohnen, die mit Schusswaffen, Flammenwerfern oder Kettensägen ausgerüstet sind. Oder sie werden mit Hacking Devices wie Rasperry Pie ausgestattet, die sich in Unternehmensnetzwerke einhacken und Daten stehlen. Man muss erkennen, dass es sich um eine Drohne handelt und sie im nächsten Schritt identifizieren. Ist es eine Phantom 2 oder eine DGI Inspire 2, und wo sitzt der Pilot dazu? Im dritten Schritt werden die entsprechenden Gegenmaßnahmen eingeläutet, Signalstörungen oder kinetische Möglichkeiten, um die Drohne frühzeitig abzufangen. Wie stellt ihr es technisch an, den Luftraum bestimmter Bereiche zu schützen? Wir nutzen Sensoren wie Frequenzscanner, Kameras oder Mikrofone. Zunächst analysieren wir Funkfrequenzen, denn jede Drohne korrespondiert mit einer Fernsteuerung auf dem Boden. Diese erfassen und orten wir. Zudem scannen wir den Himmel mit Kameras. Dabei arbeiten wir mit Mustererkennung, um Drohnen von Vögeln oder Helikoptern zu unterscheiden. Zusätzlich nutzen wir Mikrofone und Radarsysteme.

Foto: Dedrone

Und wie wehrt man Drohnen ab? Das Abwehren ist relativ einfach: Jamming, Fachbegriff für eine Signalstörung, gibt es schon seit 50 Jahren. Es wird zumeist verwendet, um Handysignale zu stören, kann aber auch für Drohnen zuverlässig eingesetzt werden. Dadurch wird die Drohne von ihrer Bodenstation entkoppelt und zur Landung oder zum Umkehren gezwungen. Diese Technologie ist nicht neu, aber sehr wirkungsvoll.

Rechenzentren haben nicht selten ihre Infrastruktur auf dem Dach. Wenn eine Drohne die Lüftung und die Klimaversorgung lahmlegt, hätte das den Ausfall der gesamten Anlage zur Folge. Aus welchen Branchen kommen eure Kunden? Beispielsweise deutsche Autohersteller, die vermeiden wollen, dass vorzeitige Bild- oder Filmaufnahmen Ihrer Prototypen gemacht werden. Auch Rechenzentren im Silicon Valley oder Botschaften in Südamerika. Wir haben eine starke Nachfrage bei Fußballstadien oder NFL Arenen, wo sich Menschen versammeln und eine Drohne verheerende Auswirkungen haben könnte. Wir haben über 200 Installationspartner, beispielsweise World Wide Technologies, einen Systemintegrator aus den USA. Das Unternehmen ist in Deutschland eher unbekannt, ist jedoch der zweitgrößte Systemintegrator für Cisco mit über zehn Milliarden US Dollar Umsatz. Aus welchen Branchen kommen eure Kunden? Beispielsweise deutsche Autohersteller, die vermeiden wollen, dass ihre neuen Modelle bei Testfahrten gesehen werden beziehungsweise vorzeitige Bild- oder Filmaufnahmen davon gemacht werden. Auch Rechenzentren im Silicon Valley oder Botschaften in Südamerika. Wir haben eine starke Nachfrage im Bereich Veranstaltungssicherheit, zum Beispiel Fußballstadien oder NFL Arenen, also überall dort, wo sich Menschen versammeln und wo eine Drohne verheerende Auswirkungen haben könnte. Wir haben über 200 Installationspartner, beispielsweise World Wide Technologies (WWT), einen Systemintegrator aus den USA. Das Unternehmen ist in Deutschland eher unbekannt, ist jedoch der zweitgrößte Systemintegrator für Cisco mit über zehn Milliarden US Dollar Umsatz. Wie ist es Euch als jungem Startup gelungen, so einen Big Player am Markt für Euch zu gewinnen und mit ihm eine weltweite Distribution aufzubauen? Wir mussten wirklich viele Gespräche führen und viele potenzielle Partner haben uns nicht mal angehört. In den USA ist die Unternehmensstruktur anders als in Deutschland: Ein typisches Startup in Deutschland hat neun Ingenieure und einen Vertriebler. In den USA sind es neun Vertriebler und ein Ingenieur. Der Fokus liegt auf dem frühen Kundenzugang. Die Unternehmen, die von Anfang an ein starkes Sales-Team aufbauen, werden zu-

Die Dedrone-Gründer unter sich: Dr. Ingo Seebach, Jörg Lamprecht und Rene Seeber

Welche Plätze sind aus eurer Sicht besonders schützenswert? Jeder, der einen Zaun hat, hat ihn aus einem bestimmten Grund: Ich möchte nicht, dass Menschen über mein Grundstück laufen und irgendetwas tun. Daher brauchen wir ein Äquivalent zum Zaun für die Luft. Und natürlich gibt es potenziell kritische Ziele wie Atomkraftwerke, Wasserdämme oder Wasservorratsspeicher.

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DROHNEN meist auch erfolgreich. Unternehmen, die sich zu sehr auf ihr Produkt und ihre Technologie konzentrieren, laufen Gefahr, in Schönheit zu sterben. Es muss ein starker Hands-on-Vertrieb dabei sein.

verkaufen. Diese Zwischenzeit muss finanziert werden. Skalieren ist teuer, wenn man es zügig machen will. Die deutschen Unternehmen lassen sich dafür ja gerne mal hundert Jahre Zeit. In den USA muss das schneller gehen.

Wer sind eure Investoren und wonach selektiert ihr diese? Unsere erste Seed-Runde war 2015 in Deutschland. Mit diesem Geld haben wir einen Prototypen gebaut, um damit in die USA zu gehen. Ab Januar 2016 haben wir dann im großen Stil Investoren im Silicon Valley abgeklopft. Im Mai 2016 haben wir dann eine Series A mit Menlo Ventures über zehn Millionen US-Dollar abgeschlossen. Menlo Ventures ist einer der Top 10 VCs im Silicon Valley mit einem Wahnsinns-Track-Record – unter anderem sind sie Investor von Uber und Siri. Im Februar 2017 haben wir dann in der B-Runde 15 Millionen US-Dollar von Felicis Ventures eingesammelt. Auch John ­Chambers, der jahrelang CEO von Cisco war und heute im Aufsichtsrat sitzt, hat privat bei uns investiert.

Euer Pricing beginnt bei 7000 Euro. Wie groß können Projekte werden? Die großen Projekte liegen im Bereich von 20 bis 30 Millionen, wobei die durchschnittliche Größe ungefähr 150.000 bis 200.000 US-Dollar beträgt, beispielsweise bei Stadien oder großen Headquarters. Aber es geht auch kleiner: Mit einzelnen Sensoren kann man schon viel machen

Somit habt in drei Jahren circa 28 Millionen US-Dollar eingesammelt. Wofür investiert ihr das? Wir haben jetzt eine schlagkräftige Vertriebsorganisation in den USA aufgebaut. Aber es dauert auch sechs bis neun Monate, bevor sie anfangen, das Produkt zu

„Es gibt kein Gesetz der Welt, das eine Drohne aufhalten würde das zu tun, was sie tun will“ Unliebsame Besucher haben mit Dedrone keine Chance.

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Was sind aus deiner Sicht eigentlich die größten Interessenkonflikte in der Drohnenbranche? Du kennst ja beide Seiten. Internet und Mobiltelefonie haben neu definiert, wie wir Produkte wahrnehmen oder generieren. Ich bin überzeugt, dass Drohnen ähnlich beeinflussen werden, wie wir in Zukunft Logistik betreiben, Stadtentwicklung dokumentieren oder Daten aggregieren. Natürlich entsteht ein Sicherheitsproblem, das man technisch lösen muss. Es gibt kein Gesetz der Welt, das eine Drohne aufhalten würde, das zu tun, was sie tun will. Es gibt ja auch Gesetze gegen Einbruch, Diebstahl oder Mord, aber das Gesetz alleine langt nun mal nicht. Elon Musk hat vor kurzem vor der Entwicklung autonomer KIs gewarnt, gerade bei Kampfsystemen. Wie stehst du zu dem Thema? Wenn günstige Drohnen zehn Kilogramm tragen, einen Autopilot haben und autonom über ein paar Kilometer hinweg fliegen, dann können sie großen Schaden anrichten. Terrormilizen werfen Handgranaten in Mossul mit Hilfe von Drohnen ab. Ein ähnliches Szenario ist auch in unseren Städten denkbar, denn das ist einfach, schnell


∆Ich wusste immer, was ich werden wollte: mein eigener Chef. RUBRIK

„Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch große Vorfälle gibt“ zu machen und vor allem erwerbbar. Nimm eine Drohne und hänge eine Flasche Coca Cola drunter, zeichne noch ein Giftzeichen darauf und fliege damit in ein Stadion. Wenn Du die Cola dann über die Menschen sprühst, reicht das, um Panik entstehen zu lassen.

Mit einer KfW-Förderung für Gründer.

Wie hat sich die Welt der Drohnen verändert, seit ihr Dedrone gegründet habt? Als wir Dedrone gegründet haben, da war das ganze Thema noch Science Fiction. Dedrone war echt wie Star Wars. Doch nun vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwo auf der Welt ein Vorfall mit einer Drohne geschieht. Sei es, dass eine Drohne einen Airliner beim Landen hindert oder vor dem Weißen Haus abstürzt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch große Vorfälle geben wird. Schlaue Terroristen werden sich doch nicht mehr selbst in die Luft sprengen. Die nehmen lieber eine Drohne. Vor kurzem ist die neue Drohnenverordnung in Kraft getreten. Wie stehst du dazu? Diese Gesetze sind in erster Linie ein Akt der Hilflosigkeit. Man muss aufpassen, nicht zu viele Gesetze zu erschaffen, die den Innovationszyklus beschränken. Wenn man den innovativen Unternehmen Stolpersteine vor die Füße wirft, dann geht an die Wirtschaftsleistung an Deutschland vorbei.

Foto: Dedrone

Also wäre ein Drohnenführerschein aus deiner Sicht eher kontraproduktiv? Eine Einweisung ist zielführend. Wir haben zwei Unternehmen in Deutschland, die Lufttaxis herstellen, Lilium aus München und E-Volo aus Karlsruhe – das ist doch geil! Da sind wir doch wirklich vorne dabei. Es gibt keine anderen Unternehmen auf der Welt, die so weit sind wie wir Deutschen. Aber trampelt jetzt nicht mit den Gesetzen und Vorgaben darauf rum. Es ist ein schönes, nettes Pflänzchen: gießen, liebhaben, wachsen lassen. Proaktiv begleiten, und wenn ich nur ein Testgelände in einem dünn besiedelten Bundesland zur Verfügung stelle. Mit welchen gravierenden Veränderungen rechnest du in den kommenden Jahren? Grundsätzlich wird es von allem mehr geben: Mehr Drohnen und mehr Applikationen für Drohnen. Zum Beispiel Lieferdrohnen, die autonom von A nach B fliegen. Der Luftraum ist ein völlig unbearbeitetes Feld mit unendlichem Raum für Innovation. Das stellt jedoch He­ rausforderungen an das Flugplan-Management und die Infrastruktur. Dabei geht es vor allem um das Sicherstellen der Kollisionsfreiheit. Das geht auch einher mit unserer Wahrnehmung über autonom fahrende Systeme. Autonome Systeme werden Innovationstreiber für die nächsten zehn Jahre.

Egal ob Sie ein Unternehmen neu gründen, als Nachfolger übernehmen oder innerhalb der ersten drei Jahre erweitern: Als größte deutsche Förderbank unterstützt die KfW Ihr Vorhaben mit staatlich geförderten Krediten. Lassen auch Sie sich von der KfW fördern! Mehr Informationen bei Ihrem Finanzierungspartner* oder auf www.kfw.de/gruenden

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* Finanzierungspartner sind Geschä sbanken, Sparkassen, Genossenscha sbanken und Direktbanken.


RUBRIK

DROHNENSTARTUPS IM CHECK Drei Experten haben neun Drohnenstart­ ups inspiziert:

Daniel Höpfner B10 Venture Capital Investitionen: Enway, Get it done, Fliit, Carjump Daniel Höpfner ist Gründer des Berliner Investors b10. Zusammen mit Henri Kühnert investiert er in (Pre-)Seed Start-ups und unterstützt diese mit einem Team aus Experten in HR, Finance, Design, PR und Legal beim erfolgreichen Aufbau der Startups.

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Spherie

Flynex

Dotscene

Branchenzweig: 360-Grad-Aufnahmen Gründer: Nicolas Chibac und Jonathan Hesselbarth Gründungsjahr: 2016 Standort: Hamburg Mitarbeiter: 12 Investoren: IFB Förderung, eigenfinanziert spherie.net

Branchenzweig: 360° Aufnahmen ohne Retusche Gründer: Nicolas Chibac und Jonathan Hesselbarth Gründungsjahr: 2016 Standort: Hamburg Mitarbeiter: 12 Investoren: IFB Förderung, eigenfinanziert flynex.de

Branchenzweig: Erstellung von 3D-Landschaftsmodellen Gründer: Nicolas Trusch, Maryan Wieland, Andreas Wachaja, Michael Juhnke, Wolfram Burgard Gründungsjahr: 2016 Standort: Freiburg i. Br. Investoren: eigenfinanziert Mitarbeiter: 8 dotscene.com

Die Gründer von Spherie haben FilmKnow-how mit fortschrittlicher Drohnentechnologie zusammengeführt und zum internationalen Patent angemeldet. Das innovative Konzept bietet ein stabiles Flugverhalten mit einem 360-Grad-Blickfeld, ohne störende Teile des Trägersystems zu filmen. So wird das Erlebnis für den Betrachter maximal immersiv und der Aufwand in der Postproduktion minimiert. Bis zum finalen Schnitt erstellen die Mitarbeiter dabei jeden Arbeitsschritt. Kunden finden sich in der Automobilbranche, Städteplanung, Entertainment und Touristik. Spherie ist eine Innovation, die mit heutigem Stand nicht reproduziert werden kann.

Flynex befähigt Unternehmen mittels modularer Software, Drohnen automatisiert und skalierbar für gewerbliche Datenanwendungen einzusetzen. Dabei werden Drohnen in Wertschöpfungsketten und bestehende Prozesse integriert. So liefert das Startup operative Unternehmenssoftware für Planung, Flug sowie Analyse und verknüpft diese mit dem Ziel branchenspezifischer Datenanalyse. Luftfahrtkenntnisse, eigene Flotten oder Piloten werden nicht benötigt. Die frei zugängliche Luftraumkarte Map2Fly visualisiert die komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen zur Luftraumnutzung und hilft mittlerweile mehr als 60.000 Piloten.

Dotscene entwickelt 3D-Lasersensoren, die mittels Drohnen präzise und kosteneffizient Immobilienbestände, Infrastruktur und ganze Stadtteile scannen. Das Startup liefert seinen Kunden aus Immobilienwirtschaft und Baugewerbe 3D-Modelle vom Boden und aus der Luft. Die technische Innovation ist der mobile Laserscanner Dotcube 600k sowie eine cloudbasierte Software zur Datenprozessierung. Die Ergebnisse werden in dreidimensionale CAD-Modelle übertragen und in den Workflow des Kunden integriert. So bietet das Startup seinen Kunden das Potenzial von Industrie 4.0, BIM (Building Information Modeling) und Digitalisierung mit intuitiver Bedienung via App.

Die aufgenommenen Bilder sehen beeindruckend aus und die Technik scheint gut zu funktionieren. Das Business ist projektorientiert, bietet jedoch begrenzte Wachstumsmöglichkeiten. Für Venture Capital deswegen eher wenig interessant, können die beiden Gründer ohne zusätzliche Investoren wohl gesund wachsen.

Flynex ist das Google Maps für die 3D-Navigation von Drohnen. Das ist ein großer Markt, da theoretisch jeder Player in dieser Industrie mit Flynex zusammenarbeiten kann. Deswegen glaube ich stark daran. Die entscheidenden Fragen bleiben aber: Wer genau ist der Kunde und warum nutzt er das?

Durch die manuelle Steuerung der Drohnen ist das Business schwer skalierbar, da jede Drohne mindestens einen Mitarbeiter bindet. Die Lidar-Sensoren sind Industriestandard. Die Frage ist, ob künftig Satelliten diese Aufgaben übernehmen? Ein Fokus auf Software zur Verwertung der Daten wäre interessant.

Foto: Spherie, Flynex, Dotscene, b10 | Venture Capital

Die Vielfalt auf dem Drohnenmarkt ist aktuell unerschöpflich.


Foto: Flyability, Skysense, Drone Rescue Systems, HTGF

RUBRIK DROHNEN

Flyability

Skysense

Drone Rescue Systems

Branchenzweig: Kollisionssicherung an schwer zugänglichen Stellen Gründer: Patrick Thevoz, Adrien Briod Gründungsjahr: 2013 Standort: Lausanne, Schweiz Investoren: ETF Partners, Bettina Buechel, MKS Mitarbeiter: 50 flyability.com

Branchenzweig: autonome Ladestationen Gründer: Andrea Puiatti Gründungsjahr: 2014 Standort: Berlin Investoren: Qualcomm Ventures, Techstars, Angels Mitarbeiter: 7 skysense.co

Branchenzweig: Absturzsicherung Gründer: Andreas Ploier, CEO und Markus Manninger, CTO Gründungsjahr: 2016 Standort: Graz, Österreich Investoren: Dr. David Kasper Mitarbeiter: 6 dronerescue.com

Flyability hat die kollisionstolerante Drohne Elios entwickelt, die für Inspektion und Erforschung unzugänglicher Orte entwickelt wurde. Elios verfügt über einen Rahmen aus Carbonfaserstruktur, kollisionstolerant bis zu 15 Kilometer pro Stunde. Die Drohne entfaltet ihr Potenzial in schwer zugänglichen Orten, wo der Einsatz bisher zu gefährlich oder einfach unmöglich war. Der Einsatz der Drohne reduziert Risiken, Kosten und infrastrukturelle Ausfallzeiten in der Industrie. Arbeiter müssen keine gefährlichen Orte aufsuchen und die Inspektion von Rohrsystemen oder komplexen Gebäudestrukturen ist eine Frage von Stunden. Das modulare Design ist individualisierbar.

Skysense hat die erste autonome Ladestation für Drohnen entwickelt. Diese ermöglicht es Unternehmen, eine Vielzahl von Drohnen ohne menschliches Eingreifen aufzuladen. So können kommerzielle Drohnen eingesetzt werden, um Prozesse in Logistik, Industrie oder Handwerk zu automatisieren. Die Flugzeit von Drohnen wird auf diese Art ohne manuelles Eingreifen maximiert. Skysense ist mit der Mehrheit kommerzieller Drohnen auf dem Markt kompatibel und einfach zu bedienen. Weltraumorganisation NASA und erste Kunden zeigen sich überzeugt. Interesse bekunden außerdem Unternehmen aus Industrie und Logistik sowie Regierungen.

Drone Rescue Systems entwickelt autonome Rettungsfallschirme für Drohnen, der Stürze bremst und Drohnen bei Systemausfällen sanft auf dem Boden absetzt. Die Stromversorgung läuft autonom und funktioniert bei einem Totalausfall zuverlässig. Niedrige Flughöhen unter acht Metern kann der Fallschirm auffangen. Eine Blackbox-Funktion bietet in Versicherungs- und Haftungsfragen Antworten. Das System kann auf jeder gängigen Drohne angebracht werden, zeichnet sich durch ein geringes Gewicht (circa 280 Gramm) aus und ist wiederverwendbar. Mit seiner Lösung richtet sich das Unternehmen an Endnutzer und zum direkten Einbau an Drohnenhersteller.

Schwer zugängliche Infrastruktur kann bei Wartungsarbeiten schnell und einfach inspiziert oder schwer beschädigte Gebäude im Falle von Naturkatastrophen nach Verletzten abgesucht werden. Flyability bietet mit seiner kollisionstoleranten Drohne viele neue Anwendungsmöglichkeiten und hat klar Marktpotential.

Eine einfache, attraktive Lösung zum Aufladen einer Vielzahl von Drohnen. Da sich in Zukunft immer mehr Unternehmen für den Einsatz von Drohnen entscheiden werden, liefert Skysense einen elementaren Baustein zur Automatisierung von Drohnenflügen. Interessant für zukünftige Flottenbetreiber von Drohnen.

Eine interessante Technologie, die für große Drohnen attraktiv ist. Bei kleineren Drohnen wird sich die Nachrüstung negativ auf die Nutzlast auswirken. Da Fallschirmlösungen für Drohnen und Fail-Safe Algorithmen in Autopiloten bereits existieren, ist insbesondere das USP der Technologie wichtig für den Markterfolg.

Christian Ziach High-Tech Gründerfonds Investitionen: Egym, Next Kraftwerke, Heliatek, Nfon, Fazua und mehr. Christian Ziach ist Investment-Manager beim HTGF und bringt Expertise aus seiner Tätigkeit beim Deutschen Zen­ trum für Luft- und Raumfahrt sowie der Bundeswehr im Bereich Hardware & Automation ein. Außerdem ist er Startup-Mentor für einen Inkubator der Europäischen Raumfahrtorganisation.

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RUBRIK

Waldemar Jantz Target Partners Investitionen: Abusix, Dedrone, Finanzchef24, Gpredictive, Quobyte, Sicoya und mehr. Waldemar Jantz hat über 30 Jahre Erfahrung im Venture-Capital-Geschäft in Deutschland und den USA. Gemeinsam mit seinen Partnern Berthold von Freyberg, Kurt Müller und ­Michael Münnix finanziert er junge Tech-Startups mit B2B-Fokus in der Frühphase und unterstützt sie beim Wachstum.

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Skynamic

Multirotor

Volocopter

Branchenzweig: stabile Luftaufnahmen für Filmproduktionen Gründer: Gabriel Manz, Julian Glöckner, Ferdinand Wolf Gründungsjahr: 2013 Standort: Mainz Investoren: eigenfinanziert Mitarbeiter: 6 skynamic.net

Branchenzweig: Ersatzteillieferung Gründer: Oliver Knittel, Volker Rosenblatt Gründungsjahr: 2008 Standort: Brieselang & Berlin Investoren: eigenfinanziert Mitarbeiter: 20 multirotor.net

Branchenzweig: Personentransport Gründer: Stephan Wolf und Alexander Zosel Gründungsjahr: 2011 Standort: Bruchsal Investoren: Daimler, Lukasz Gadowski Mitarbeiter: 40 volocopter.com

Skynamic schließt die Lücke zwischen Hubschrauber und Kamera-Kran bei Filmaufnahmen. Wo für gewöhnlich aufwendige Kamerafahrten gefragt sind, kommt der Oktokopter des Startups zum Einsatz. Von großen Höhen bis nah an den Protagonisten oder ein fahrendes Auto. Die Spezialanfertigungen ermöglichen es dem Anwender, besonders große und schwere Kino-Kameras zu fliegen, die auf Kundenwunsch mit einer Vielzahl an Optiken bis zu einem Gesamtgewicht von 20 Kilogramm ausgestattet werden können. Dennoch ist die Drohne auch unter hoher Belastung in der Lage, das Geschehen dynamisch und stabil aufzuzeichnen.

Logistik ist für Unternehmen ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Multirotor bietet als Alternative zum Standardtransport von Waren die schnelle Lieferung und Abholung per Drohne aus der Luft. Die Anwendungsgebiete sind innerbetrieblicher Transport sowie die Verteilung von Gütern. Im Ersatzteiltransports führen Ausfälle von Maschinen so nicht mehr zu Produktionsausfällen und Umsatzeinbußen. Die Drohnen fliegen autonom auf einer Fläche bis zu 4.000.000 Quadratmetern. Mit einer redundanten Auslegung der Ektronik sowie Motoren und Akkumulatoren wird den Kunden ein leistungsfähiger, flexibler und vor allem sicherer Drohnenflug gewährleistet.

Die Volocopter-Drohne ist das modernste Fortbewegungsmittel weltweit. Das Unternehmen ist führend bei der Entwicklung von senkrecht startenden, elektrischen Multikoptern für den Personentransport. Die technische Plattform ist flexibel und unterstützt ferngesteuerten und autonomen Flugbetrieb. Bereits 2011 schrieb das Unternehmen Luftfahrtgeschichte mit dem bemannten Flug des weltweit ersten, rein elektrischen Multikopter. 2016 erhielt Volocopter die vorläufige Verkehrszulassung durch die deutsche Luftfahrtbehörde für einen Zweisitzer-Volocopter. Im Jahr 2018 soll der erste Volocopter mit Zulassung auf den Markt gebracht werden.

Es existiert ein Markt, auf dem sich zahlreiche Unternehmen tummeln, von denen sich Skynamic klar unterscheiden muss. Eine Differenzierung ist das Fliegen von schweren Kino-Kameras; die Frage ist, wie nachhaltig dieser Vorteil ist. das Wachstumspotenzial eines solchen Spezialanbieters ist eher begrenzt.

Transport-Drohnen für die „letzte Meile“ werden heiß diskutiert, sind in der Umsetzung aber schwierig. Auf öffentlichen Flächen gibt es regulatorische Fragen. Bisher müsste man jeden Flug bei der Flugsicherung anmelden. Einsätze auf Firmengeländen sind möglich, aber kompensiert die Schnelligkeit auch die Kosten?

Personen-Drohen erfahren großes Interesse. Allerdings ist die Frage der Luftraumüberwachung noch ungeklärt. Ich sehe Anwendungen außerhalb des dicht besiedelten Westeuropas. Als Alternative zu Auto und Kleinflugzeug existiert wahrscheinlich bereits ein Markt in den USA, im Mittleren Osten oder China.

Foto: Skynamic, Multirotor. Volocopter, Target Partners

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RUBRIK

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Foto: Florian Stein

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VENTURE DAILY

„Elon Musk läuft mir ständig über den Weg“ Kristin Moellering ist verantwortliche Redakteurin für den Startup-Newsletter Venture Daily. Im Interview spricht sie über unkritische Medien, große Finanzierungssummen und News zum Mitfiebern Das Gespräch führte Anna-Lena Kümpel.

Kristin, was ist Venture Daily? Venture Daily ist ein Newsletter über das Start­upÖkosystem, Innovation und Digitalisierung. Wir kuratieren werktäglich News aus mehr als 100 Quellen und filtern alles heraus, was für Startup-Enthusiasten wichtig ist. Das ist in der Quantität und auch in der Güte der Recherche einzigartig.

blieben. Mitte Juli kam die Meldung, dass knapp 200 Mitarbeiter entlassen werden müssen. Zwei Wochen später hieß es dann, dass die gesamte Finanzierung vermutlich nur noch bis zum vierten Quartal reicht. Und so ging es weiter, bis die rettende Meldung kam, dass der CEO ausgetauscht wird und die Temasek Holding und Raine Group investieren.

Wie unterscheidet sich Venture Daily von anderen Newslettern zum Thema? In Deutschland gibt es einige Newsletter von den Startup-Medien. Die meisten von ihnen verweisen aber nur auf den eigenen Content. Venture Daily bietet eine umfassendere Perspektive: Wir verlinken den Content von allen relevanten nationalen und internationalen Quellen.

Welche Menschen und Firmen begegnen dir immer wieder? Elon Musk läuft mir ständig über den Weg. Was er macht, fasziniert mich genauso wie den Rest der TechWelt, weil seine Projekte ebenso gigantisch wie wahnsinnig sind und gerade deshalb so spannend. SpaceX, Hyper­ loop, Neurolink, mit dem er das menschliche Gehirn mit einer künstlichen Intelligenz verbinden möchte – das ist wirklich beeindruckend, visionär und bleibt hängen. Aber auch von den großen VCs, vor allem von Softbank und Andreessen Horowitz, nehme ich viel wahr. Und natürlich ist auch Uber beinahe omnipräsent – sowohl mit negativen als auch positiven Meldungen: Man denke an den Sexismus-Skandal, an die fast filmreif inszenierte Suche für die Nachfolge von Ex-CEO Travis Kalanick oder an die gigantischen Finanzierungsrunden.

Wie lange machst du das schon? Angefangen habe ich vor ziemlich genau einem Jahr. In einer dreimonatigen Anfangsphase haben wir Venture Daily im Verlag NKF Media konzipiert. Da haben wir viele Designs, die Quellen, das Recherchesystem und verschiedene Rubriken getestet und uns immer wieder Feedback geholt. Du scannst also seit einem Jahr jeden Tag, was in der Startup-Szene los ist. Welche News bleiben dir in Erinnerung? Das sind gar nicht so sehr die Mega-Finanzierungssummen, eher die News, die sich wie Episoden einer Serie lesen. Wo man wirklich mitfiebert, wie das ausgeht. Soundcloud beispielsweise ist mir gut in Erinnerung ge-

Aus welchen Branchen kommen besonders viele News? Das Thema Mobility ist aktuell ganz groß: autonomes Fahren, Sharing, E-Mobility. Das scheint auch mit den Diesel-Skandalen zusammenzuhängen. Vor Kurzem erst hat Lilium 90 Millionen Dollar für seine Passagier-Droh-

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VENTURE DAILY ne bekommen, Daimler hat in Volocopter und in Clevershuttle investiert. Auch das Thema Kryptowährungen kommt häufig vor. Hier werden etablierte Strukturen in der Finanzwelt gehackt, das ist sehr spannend. Das Phänomen ist sehr jung und wahnsinnig disruptiv. Innerhalb von wenigen Jahren entwickelte sich beispielsweise der Bitcoin von einem Nischen-Phänomen zu einer ernsthaften Investitionsmöglichkeit. Da war und ist immer viel Dynamik. Alleine seitdem ich für die Redaktion von Venture Daily verantwortlich bin, konnten wir beobachten, wie der Bitcoin von 600 Euro auf fast 4.000 Euro gestiegen ist. Und wie er nach dem Handelsverbot in China abstürzte und sich gerade wieder stabilisiert. Das finde ich sehr spannend. Aber Mobility und Kryptowährung sind nur zwei von vielen Trends, die momentan diskursrelevant sind. Auch Fintech, Insurtech und Proptech tauchen immer wieder auf. Wir arbeiten gerade daran, diese Branchen mit spezialisierten Newslettern zu bedienen. Du liest jeden Tag Meldungen von mehr als 100 Medien – welche sind die wichtigsten für dich? Techcrunch berichtet sicher am breitesten, hier finde ich News aus fast allen Branchen und Regionen, auch aus Indien, China oder Südamerika. International sind auch The Verge, Mashable, Engadget und Wired wichtig. Ich mag aber auch The Guardian und The Atlantic, weil man hier auch öfter eine kritische Sicht der Dinge zu lesen bekommt. Technologische und wirtschaftliche Entwicklungen werden meist tiefgehend und umfassender betrachtet, vor allem, was ihre soziokulturellen Folgen anbelangt. Hast du das Gefühl, dass in Tech-Medien unkritisch gehypt wird? Oft, ja. Gerade bei News zu den großen Playern wie Facebook oder Apple. Was hier teilweise als Innovation dargestellt wird, ist eigentlich nichts Bahnbrechendes. Bei dem Release des iPhone X beispielsweise haben Me-

„Wir berichten auch über Newcomer in Deutschland, die einen hohen sechsstelligen Betrag eingesammelt haben“ dien fast ausschließlich über die technischen Neuheiten des neuen iPhones berichtet. Überall erschienen Artikel zum randlosen Display oder zur Facescan-Technologie, über die das iPhone X verfügt. Die eigentliche Innovation, eine LTE-basierte Apple Watch, die auch ohne iPhone auskommt, trat medial völlig in den Hintergrund. Dabei könnte sie das digitale Ökosystem und die Art und Weise,

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wie der Mensch mit Tech-Gadgets umgeht, völlig revolutionieren. Das Mini-Display der Apple Watch könnte zum Beispiel dazu führen, dass Menschen zukünftig mehr via Voice-Interfaces kommunizieren. Wir müssen damit kritisch umgehen. Es gibt in Venture Daily unter anderem die Kategorie Investments und Exits. Wann ist ein Invest­ ment relevant? In Deutschland liegt der magische Wert bei einer Million Euro. Das sind eher die Later-Stage-Investments. Wir berichten aber auch über Newcomer, die einen hohen sechsstelligen Betrag eingesammelt haben. Wenn die Gründungsidee dann noch wirklich innovativ oder sozial relevant ist, bereitet mir das auch persönlich große Freude.

„Die Good Reads sind etwas grotesk-bizarre Dinge, die keinen News-Charakter haben müssen“ Und international? Im internationalen Kontext gelten bei Finanzierungssummen etwas andere Maßstäbe, da geht es im Grunde genommen erst bei 50 Millionen Dollar los. Neben der Summe spielt auch der Investor eine Rolle. Wenn jemand wie Andreessen Horowitz investiert, ist das für ein Startup ein Ritterschlag. Das deutsche Pendant dazu wäre wahrscheinlich der operative VC Project A. Gegen Ende des Newsletters gibt es immer die Good Reads. Wie wählst du die aus? Das ist eigentlich meine Lieblingskategorie. Die Good Reads sind etwas grotesk-bizarre Dinge, die keinen News-Charakter haben müssen, so etwas wie „Alibaba-CEO Jack Ma imitiert Michael Jackson“. Ich stolpere bei der Recherche ständig über solche auffälligen News mit Tendenz zur Satire. In den Good Reads gibt es dann auch die Interviews oder Features zu verschiedenen Themen. Hier kommen vor allem auch Dinge vor, die mir persönlich wichtig sind. „Diese zehn Gründerinnen sollten Sie kennen“ zum Beispiel. Welche Artikel werden am meisten geklickt? Je verrückter, desto besser. Aber Elon Musk geht wirklich immer gut. Und die Mega-Investments. Ihr startet immer mit einer Top-Story. Wie entscheidet ihr, welche News es nach oben schaffen? Da geht es um Relevanz. Meistens stehen große Namen oder große Zahlen oben – im Idealfall beides. Etwas Nischiges kommt da selten vor.



Die besten Startup-Newsletter Venture Daily präsentiert die wichtigsten Startup-Nachrichten des Tages. Wem das noch nicht langt, der findet hier weitere Newsletter-Empfehlungen Von Daniela Rattunde und Michelle Schwarzkopf

NATIONAL Der Spiegel: Startmenü Im breiten Newsletter-Spektrum des Nachrichtenmagazins Der Spiegel ist „Startmenü“ die richtige Wahl für alle Techies. Immer montags um 16 Uhr informiert Startmenü darüber, was die Tech-Welt bewegt. Experten aus der Redaktion von Der Spiegel und Spiegel Online schreiben im Wechsel über aktuelle Events, neue Apps und Gadgets, Netz-Hypes und Lesenswertes von anderen News-Seiten. spiegel.de/newsletter Wired Germany: Daily Bits In den Daily Bits werden jeden Morgen die wichtigsten News zu aktuellen Trends und Innovationen aus den Bereichen Technologie, Wirtschaft, Politik und Kultur aufgegriffen und vertieft. newsletter.wired.de

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Horizont: Tech Seit Februar 2017 hat auch das Fachmagazin Horizont einen eigenen Tech-Newsletter im Angebot. Jeden Werktag pünktlich zur Mittagspause hält „Tech“ seine Leser über alle wichtigen Entwicklungen des Vormittags auf dem Laufenden. Die Themen reichen von Adtech über Start­ ups bis Virtual Reality. horizont.net/newsletter t3n Das Magazin für digitales Business und Zukunftstechnologien schickt seinen Newsletter-Abonnenten zweimal wöchentlich die besten t3n-Artikel ins Postfach. Dazu gibt’s Hinweise auf besondere Aktionen und Gewinnspiele. t3n.de/store/newsletter


STARTUP-NEWSLETTER

INTERNATIONAL Launch Ticker Der Newsletter informiert zweimal täglich über das Wichtigste aus der Tech-Szene. Auf jeweils maximal 300 Zeichen kuratiert das Launch-Ticker-Team die Top-Storys aus allen relevanten Quellen der Tech-Welt und schickt sie vormittags und nachmittags an seine Leser. launchticker.com Techstars Startup Digest Der wöchentliche Newsletter von der Community für die Community ist personalisiert für mehr als 300 Städte. Um relevante Inhalte und Insider-Wissen zu bieten, arbeitet das Startup-Digest-Team mit Mitgliedern des jeweiligen lokalen Startup-Ökosystems zusammen. startupdigest.com Quartz Daily Brief, Quartz Obsession & Quartzy Quartz, die digitale Wirtschafts- und Tech-Publikation von Atlantic Media, wartet gleich mit mehreren spannenden Newslettern auf:

VentureCapital Magazin Das Portal für Investoren und Entrepreneure. Der wöchen­ tlich erscheinende Newsletter „Private Equity Flash“ informiert über Neuigkeiten aus der Private-Equity-­ Branche, aktuelle Marktentwicklungen, wichtige Termine und neue Beiträge des VC Magazins. vc-magazin.de Internet World Business Das B2B-Magazin „Internet World Business“ kennt sich in der digitalen Wirtschaft bestens aus. Zweimal täglich versorgt der Newsletter seine Abonnenten mit den wichtigsten Branchen-News rund um E-Commerce, Mobileund Online-Marketing, Social Media und Mobile-Technik. internetworld.de/newsletter Gründerszene Das Online-Magazin der Startup-Szene fasst sechsmal die Woche alle Top-Themen, Jobs und Events der Szene zusammen. gruenderszene.de/p/newsletter D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt D64 versteht sich als Denkfabrik des digitalen Wandels. Leitgedanke ist die Frage, wie das Internet eine gerechte Gesellschaft fördern kann. Entsprechend bringt der D64-Ticker von Montag bis Freitag Aktuelles aus der Digitalszene mit News aus dem politischen Umfeld zusammen. d-64.org Finletter Bei Finletter dreht sich alles um Fintech. Jeden Freitag erscheinen die Finletter, in denen die News der Woche aus der Fintech-Branche zusammengefasst sind. Zu den Abonnenten zählen insbesondere Finanzunternehmen, der Newsletter ist aber so geschrieben, dass er auch für Interessierte aus anderen Bereichen wie Kommunikation oder Beratung relevant ist. finletter.de

Der Daily Brief macht den Blick weit für die Weltwirtschaft und liefert jeden Morgen die wichtigsten und interessantesten Nachrichten direkt ins Postfach. qz.com/daily-brief Quartz Obsession ermöglicht werktägliche Gedankensprünge in die faszinierendsten Ecken von Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie. Jede Ausgabe beschäftigt sich mit einem einzelnen Nachrichtenthema und erklärt dessen historische, kulturelle und ökonomische Relevanz – ob Quantenphysik, Polyester oder Bitcoin-Mining. Das ungewöhnliche Format spielt mit interaktiven und Multimedia-­ Elementen. qz.com/quartz-obsession Beim Lifestyle-Ableger Quartzy hingegen dreht sich alles um das gute Leben. Quartzy bietet wöchentlich eine individuelle Auswahl an Fundstücken aus Kunst, Kultur, Mode und Essen. qz.com/quartzy Anand Sanwal/CB Insights Der Datenexperte unter den Newslettern. Mehr als 300.000 Abonnenten nutzen bereits die Diagramme und Auswertungen des New Yorker Tech-Unternehmens, um auf dem Laufenden zu bleiben oder tiefer in die Tech-Welt einzusteigen. Anand Sanwal kombiniert hartes Faktenwissen mit einem unnachahmlichen Ton aus Humor und einer Prise Respektlosigkeit. cbinsights.com/newsletter Fortune: Term Sheet Im Newsletter-Portfolio von Fortune ist Term Sheet die Adresse für alle wichtigen Deals und Deal-Maker. Redakteurin Polina Marinova berichtet täglich über die wichtigsten VC- und Private-Equity-Deals und bettet sie in den breiteren wirtschaftlichen Kontext ein. fortune.com/tag/term-sheet Founder Weekly Wissenswertes vom Entrepreneur für Entrepreneure: Wöchentlich kuratiert Rahul Chaudhary Must-reads, How-to-Guides, Tipps und Tricks, Buchempfehlungen und mehr für Unternehmer. Founder Weekly erscheint jeden Mittwoch. founderweekly.com

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Christian Vollmann prägt seit Jahren die deutsche Startup-Szene. Der Business Angel of the Year 2017 über seinen Weg nach Berlin, Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt und warum er ohne Oliver Samwer hier nicht stehen würde

H C A N E H C U S R E E D L F L AU DER DE M U S R E V I N U IM Das Gespräch führte Jan Thomas. Text: Christian Fuchs

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u stammst eigentlich aus Süddeutschland, lebst aber seit 2001 in Berlin. Was hat dich hergeführt? Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bamberg. Ich habe an der Otto Beisheim School of Management (WHU) in Vallendar studiert und kam für ein Praktikum nach Berlin. Beides war eher ein Zufall. Ich wollte eigentlich Kinderarzt werden und absolvierte 1996 meinen Zivildienst in einer Kinderklinik. Dabei habe ich mir das Handgelenk gebrochen und konnte drei Monate nicht arbeiten. Aus dieser Langeweile heraus habe ich dann beschlossen, zusammen mit einem Freund eine Firma zu gründen. Wir haben uns HTML beigebracht und Webseiten verkauft. Dabei habe ich entdeckt, dass mir das Verkaufen mehr Spaß macht als das Programmieren. Dadurch ist dann die Erkenntnis gereift, dass ich vielleicht doch besser BWL studieren sollte. Dazu muss ich allerdings anmerken, dass der Klinikalltag auch wirklich grauenvoll war. Dann also zum Studium an die WHU? Auch eher ein Zufall. Eigentlich hatte ich mir das ESB-Reutlingen-Programm ausgesucht, wo du irgendwie zwei Jahre im Ausland studierst und viele Praktika machst. Die WHU kannte ich gar nicht. Ein Freund hatte mich auf deren Aufnahmetest hingewiesen und meinte, der WHU-Test könnte ein guter Testlauf sein für die Aufnahmeprüfung in Reutlingen. Laut meinem Freund war es sowieso unmöglich, den Test zu bestehen, weswegen ich auch ganz tiefenentspannt hingefahren bin. Und dann habe ich den Test doch bestanden. Also habe ich mich näher mit der Uni beschäftigt und festgestellt, dass sie anscheinend richtig gut ist, aber auch unglaublich teuer. Das Studium an der WHU kostete damals 48.000 DM für acht Semester. Meine Eltern – und dafür bin ich ihnen extrem dankbar – sagten ohne zu zögern: „Wenn es das ist, was du machen willst, dann zahlen wir dir das.“ Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass meine beiden Eltern gegen Kriegsende geboren wurden und auf dem Land groß geworden sind. Beide kamen aus kinderreichen Familien und Geld fürs Internat gab es nur für den ältesten Sohn, wodurch meine beiden Eltern aus finanziellen Gründen weder aufs Gymnasium gehen noch studieren konnten. Ihre Lehre daraus war: „Die Bildung unserer Kinder ist das Wichtigste, daran wird nicht gespart.“

Fotos: Johannes Räbel

So entsteht natürlich auch ein gewisser Erfolgsdruck, oder? Genau. Ich kam aus der WHU raus mit dem ganz klaren Auftrag an mich selbst: „Ich stehe da in der Pflicht.“ Und auch wenn ich das Geld nicht zurückzahlen musste, wollte ich meinen Eltern beweisen, dass sich das Investment in mich gelohnt hat. Und deshalb wollte ich damals auch wirtschaftlichen Erfolg haben, daraus mache ich überhaupt keinen Hehl. Eine Art Payback-Mentalität. Noch während deines Studiums hast du Oliver Samwer kennengelernt, der gerade Alando in Berlin gestartet hatte. Das war eine ganz lustige Geschichte. Wir mussten ja alle ein Pflichtpraktikum machen. Damals gab es eigentlich nur Praktika in der Beratung oder im Investment-Banking. Alle Kommilitonen hatten sich schon längst um ihre Praktikumsplätze gekümmert, nur ein Kommilitone und ich wussten nicht, was wir machen sollten. Und dann erzählte uns jemand von Alando und einem gewissen Oliver Samwer, den zu diesem Zeitpunkt noch keiner kannte. Und so kam eins zum anderen. Fünf Tage vor dem geplanten Beginn – ich war noch in Vallendar – rief uns Oli an und meinte, wir sollen unbedingt morgen schon anfangen. Einen genaueren Grund nannte er nicht. Also kamen wir ziemlich hektisch nach Berlin und haben tatsächlich

COVER STORY am Freitagmorgen angefangen. Quasi mit Betreten des Raums kam Oli zu mir und meinte: „Hier ist dein Tisch. Hier sind ein paar CDs. Gleich kommt ein Mann durch die Tür und wenn der fragt, was du machst, antwortest du, dass du Content Manager Music bist und für Angebot und Nachfrage im Musikbereich sorgst.“ Der Mann, der durch die Tür kam, war Pierre Omidyar von Ebay und es war der Tag, an dem Ebay Alando gekauft hat. Das Team bestand ja nur aus neun Leuten. Und ohne meinen Kommilitonen und mich hätte das Büro zu leer ausgesehen. Die Phase bei Alando war auf jeden Fall ein echter Eye-Opener. Unterbewusst hatte ich sofort verstanden: Internet will change everything. Glück und Intuition sind eng verbandelt.

„Oliver Samwer war jahrelang ein Mentor für mich“ Mit Alando hast du also Startup-Blut geleckt. Wie ging es weiter? Mein zweites Praktikum war bei Mundwerk, also Project 49. Das war das Startup von Christian Weiss, Max Moldenhauer und Christian Schwagen. Ein kleiner Mythos, bei dem exzellente Leute als Praktikanten gearbeitet hatten, unter anderem Lukasz Gadowski. Jeder zweite Praktikant hat dann selbst gegründet. Es war quasi eine Ausbildungsstätte für die Leute, die geschnallt hatten, dass das Internet ein Game-Changer ist. Als ich von dort zurück zur WHU kam, platzte die Tech-Blase. Trotzdem: Ich wollte unbedingt Consumer Internet machen. Berlin war dabei definitiv der zweite Eye-Opener. Ich kam ja wie gesagt aus einem kleinen Dorf mit 1200 Einwohnern und hatte in Vallendar studiert, einer „Weltstadt“ mit 20.000 Einwohnern. Und dann eben Berlin, als Stadt der Freiheit, die kurz nach der Jahrtausendwende gerade erwachte – einfach der perfekte Rahmen. Als dann ­Oliver Samwer auf mich zukam und mich gefragt hat, ob ich iLove für ihn aufbauen will, habe ich ja gesagt. Du warst also eher Angestellter und kein Gründer. War das eine gute Entscheidung? Oliver Samwer war jahrelang ein Mentor für mich. Ich habe sehr viel von ihm gelernt: Execution, Schnelligkeit, Entscheidungsfreude, Risikobereitschaft, Skalierung. Ohne ihn würde ich hier nicht sitzen. Irgendwann realisiert man aber, dass es auch Sachen gibt, die man sich besser nicht abschaut. Die Zeit bei iLove war großartig. Ich hatte nichts zu verlieren und habe in zweieinhalb Jahren eine Firma von Null auf 25 Millionen Umsatz gebracht, die auch noch profitabel war. Ich habe mich eigentlich um alles gekümmert. Also sehr viel Online-Marketing, aber natürlich auch die Produktentwicklung. Natürlich sagt man sich hinterher: Hätte ich mal besser verhandelt und um Anteile gekämpft. Meine Verhandlungsposition war einfach echt beschissen. Da kommst du nicht auf die Idee zu sagen: „Lass doch Jamba 95 Prozent haben und gib mir fünf.“ Aber ich habe unglaublich

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COVER STORY viel gelernt. Das war eine Gründung ohne Upside, aber auch ohne Downside. Mit MyVideo kam deine erste eigene Gründung, mit den Samwers als Investoren. Wie kam es zu der Idee? Myvideo war sehr spannend. Es gab extrem starkes Wachstum und das Projekt ging total viral, explodierte förmlich. Ich hatte den Hockeystick von Youtube gesehen und mich gefragt, warum das niemand in Deutschland macht. Drei Tage später hatte ich ein Team und die erste Finanzierung von den Samwers geraised. Sieben Wochen danach war die Seite live. Dementsprechend sah sie dann auch aus. Es war sicher kein Highlight, aber den Spruch „If you are not embarrassed by the first version of your product, you’ve launched too late“ (Reid Hoffman, Anm. d. Red.) würde ich absolut unterschreiben. Aber alle Grundfunktionalitäten waren vorhanden. Drei Tage später gingen dann Tom Bachem und Ibrahim Evsan mit Sevenload.de, quasi aus dem Nichts, online. Später fand ich heraus, dass sie 13 Monate lang an der Seite programmiert hatten. Sevenload sah viel besser aus als MyVideo. Doch uns ist es schließlich gelungen, das deutlich schlechtere Produkt in den Markt zu drücken. Also das Glück, der erste im Markt gewesen zu sein? Ja. Der frühere Launch war entscheidend. In den Augen der Presse war MyVideo von Anfang an das deutsche Youtube. Und dadurch und aufgrund der selbstverstärkenden Netzwerkeffekte wird es dann für Konkurrenten schwierig, das wieder aufzuholen. Im nächsten Schritt haben wir dann MyVideo Frankreich gelauncht. Hier lief es sogar noch besser und das Wachstum war noch steiler. Leider war Bandbreite im Jahr 2006 noch richtig teuer. Mit unserem explosionsartigen Erfolg stiegen auch die Kosten und wir mussten konstant Geld nachschießen. Zeitweise steckten bis zu 80 Prozent meines privaten Vermögens in dem Projekt. Speziell in Frankreich waren die Kosten

Die Idee zu Nebenan.de hat Christian Vollmann lange verfolgt.

Gute Stimmung beim eDarling-Gründerteam

„Hier ist dein Tisch. Hier sind ein paar CDs. Du bist jetzt Content Manager Music” immens, denn dort lief es richtig gut. Doch aufgrund der hohen Kosten ging uns das Geld aus. Trotz perfekten Wachstums standen wir mit dem Rücken zur Wand. Daher haben wir irgendwann die Entscheidung getroffen, Frankreich wieder abzuschalten. Wir haben uns quasi ein eigenes Bein abgeschnitten, um zu überleben. Klingt nach einer harten Entscheidung. Wollten die Samwers das Projekt nicht stützen? Gekonnt hätten sie es. Das nicht zu tun, war vielleicht im Nachhinein ein Fehler. Wir hätten dort sicher auch Marktführer werden können und es hätte Dailymotion vielleicht nie gegeben, was damals für 250 Millionen an Yahoo gehen sollte. Aber wer richtige Entscheidungen trifft, trifft auch mal falsche. Aber wenn du Oliver Samwer mit so einer Diskussion kommst, winkt er sofort ab und sagt: „Es bringt nichts, jetzt ‚hätte, wäre, wenn‘ zu spielen.“ Oli will nie über die Vergangenheit sprechen, sondern schaut immer nach vorne. Wobei er immerhin mal zugegeben hat, dass es ein großer Fehler war, Alando nach fünf Monaten an Ebay zu verkaufen. Echt? Das gibt er öffentlich zu, ja. Dazu muss man verstehen, dass Alando zu Ebay Deutschland wurde. Und ganz ehrlich, wenn du mal in diesen Netzwerkeffekten drin bist, kannst du da eigentlich Affen hinsetzen. Soll heißen, Alando wäre auch ohne Ebay zur größten Auktionsplattform Deutschlands geworden. Und Ebay Deutschland war umsatzmäßig der zweitgrößte Marktplatz für Ebay und prozentual der profitabelste weltweit, profitabler als die USA.

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Fotos: Johannes Räbel

Investment Highlights Das Videoportal MyVideo ist eine Gründung von Christian Vollmann und wurde 2007 für geschätzt 27 Millionen Euro an maxdome (ProsiebenSat.1) verkauft. Der Service wurde im September 2017 eingestellt. myvideo.de

Movinga koordiniert Umzüge, vereinfacht den Prozess und senkt die Kosten. Das Berliner Unternehmen hat Investitionen von insg. 58 Millionen Euro eingesammelt. movinga.de

Das Berliner Handwerker-Startup vereinfacht und beschleunigt das Sanierungsmanagement. Was früher Wochen gedauert hat, soll mit Doozer in wenigen Augenblicken passieren. Doozer sammelte im August 2017 3,5 Mio. Euro ein. doozer.de

Tagmarshal hat ein GPS System entwickelt, mit dessen Hilfe die Länge der Spielrunden auf Golfplätzen kontrolliert werden kann. Anfang 2017 gab es eine zweite Investitionsrunde, angeführt durch Christian Vollmann. tagmarshal.com

Betreut.de vermittelt Tagesmütter, Baby- und Tiersitter, Haushaltshilfen oder Seniorenbetreuer an Familien. Jobsuchende können sich anmelden und anderen Menschen im Alltag aushelfen. 2012 Exit an care.com aus den USA. betreut.de

Imedo.de (heute Ärzte.de) ist eine Informationsplattform zu Symptomen und Therapiemöglichkeiten und Ärzten. Das Unternehmen wurde 2015 an Müller Medien verkauft. aerzte.de

Skrill, 2001 unter dem Namen moneybookers in London gegründet, ist ein E-Geld-Institut. Skrill ermöglicht es, seine Zahlungen leicht online durchzuführen. 2007 Übernahme durch PE-Investor Investcorp für EUR 105 Mio. Euro. skrill.com

Das 2007 gegründete Live-Dating Portal KissNoFrog bietet unter anderem Video Chats und Online-”Speed-Datings” an. Zu den Investoren zählen Holtzbrinck Ventures und Global Founders Capital. kissnofrog.com

Wie ging mit MyVideo weiter? Mit dem Abschalten von Frankreich haben wir uns etwas Zeit erkauft. Diese Zeit haben wir genutzt, um Prosieben als Investor an Bord zu holen. Prosieben hat Geld für Equity investiert und obendrein haben wir auch noch Media bekommen. Es ging ja auch um gute Inhalte: Outtakes und Serien und solche Sachen. So haben wir den Vorsprung gegenüber Sevenload weiter ausgebaut. Parallel hat RTL dann noch Clipfish ins Rennen geschickt. Auf der Zielgeraden lagen wir mit einem Marktanteil von 70 Prozent klar vorne, Clipfish kam auf 20 oder 25 Prozent und Sevenload war weit abgeschlagen. Mit Tom Bachem bin ich heute immer noch eng befreundet. Er wäre auch um ein Haar unser CTO geworden. Wenn du ihn heute fragst, was sein Haupt-Learning war, würde er wahrscheinlich sagen, dass er viel zu spät gelauncht hat. Hätte er einfach nur drei Monate programmiert und nur eine halbfertige Plattform veröffentlicht, dann hätte es Myvideo wahrscheinlich gar nicht gegeben.

Vor Myvideo warst du bereits als Investor aktiv. Du hast dich unter anderem sehr früh an Moneybookers beteiligt. Wie kam es dazu? Moneybookers ist echt eine besondere Geschichte, die aus einer Begegnung an der WHU resultierte. Während einer Veranstaltung mit Oliver Samwer kamen zwei Gründer auf ihn zu und pitchten ihre Idee, weil sie Tipps von ihm wollten. Oli hatte es jedoch eilig und verwies sie an mich. Die beiden wollten von Antigua aus Sportwet-

Würdest du den Grund dafür eher im Glück sehen oder waren bestimmte Maßnahmen und Entscheidungen ausschlaggebend? Myvideo war die erste Plattform am Markt, auch wenn es nur drei Tage Unterschied waren. Ich bin als Erster proaktiv auf die Presse zugegangen habe gesagt: „Hier ist das deutsche Youtube.“ Dadurch war das mediale Interesse schon stark auf uns konzentriert. Wir hatten die meisten Videos, was nicht nur für die Nutzer, sondern auch für die Content-Owner entscheidend war. Bei uns bekam jeder Upload einfach mehr Views. Und zusätzlich waren die Media-Deals entscheidend. Unterm Strich kann ich mir den Myvideo-Erfolg schon auf die Fahne schreiben. Wir haben viele Sachen richtig gemacht.

„Ich kenne Christian schon seit Mitte 2000, den ­Jamba-Zeiten. Mit Christian habe ich ein paar nette Investments zusammen. Viele kennen ihn als jemanden mit einem guten Näschen für Trends und gute Gründer. Operativ ist er meines Erachtens genauso stark. Deswegen finde ich gut, dass er wieder was Eigenes macht“ Martin Sinner, Idealo berlinvalley.com

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„Christian hat ein super Gespür für tolle Geschäftsideen und denkt sehr schnell. Er ist einer der erfolgreichsten Business Angels in Deutschland, hat tollen Gründungen zum Erfolg verholfen und ­tolle Exits begleitet”

Das Büro von Nebenan.de in Friedrichshain-Kreuzberg.

Robert Maier, Ladenzeile

ten für den asiatischen Markt anbieten, also vor allem Pferderennen in Hongkong und solche Sachen. Ich hatte davon keine Ahnung. Man muss aber wissen, dass Sportwetten in Hongkong größtenteils ein Schwarzmarkt sind, der von den Triaden kontrolliert wird, also von der Mafia. In diesen Markt zu gehen, war quasi, als würdest du schreien: „Hier, zerschlagt uns mal die Kniescheibe, weil wir wollen der Mafia jetzt das Geschäft wegnehmen.“ Das war für Investoren einfach zu heikel. Ich war aber unwissend und wir kamen ins Gespräch. Irgendwann fragten sie mich, ob ich nicht mit ihnen gründen möchte. Ich habe dann auch wirklich sehr viel Arbeit reingesteckt und auch einige Klausuren deswegen total versemmelt. Ich habe sie dann länger unterstützt, aber für mich passte das eigentlich nicht richtig. Trotzdem waren sie so fair, mir ein paar Prozent zu überlassen. Schließlich gelang es ihnen tatsächlich, einen Investor aus der Schweiz zu gewinnen, der eine Million Deutsche Mark investieren wollte, sofern ein weiterer Investor ebenfalls investieren würde. Also sprachen sie Oliver Samwer erneut an, der mich dann anrief und fragte, was ich davon halten würde. Auf meinen Rat hin haben sie tatsächlich investiert. 2003 hatten sie eine Krise, weil kein Payment-Provider mehr mit ihnen zusammenarbeiten wollte. Sportwetten sind kein einfacher Markt. Das Team hatte sich notgedrungen schon auf den europäischen Markt konzentriert und aus dieser Misslage heraus Moneybookers gegründet. Das wurde ein unglaublicher Erfolg. Und aus Moneybookers wurde später Skrill. Heute ist Moneybookers ein Unicorn.

Inzwischen hast du um die 70 Investments gemacht. Wie behält man da den Überblick? Bist du überhaupt nah genug an den Gründern dran? Das erstreckt sich ja über zwölf Jahre. Als Business Angel, der sehr früh reingeht und nur im einstelligen ­ Prozentbereich investiert, kannst du nur in Teams investieren, die komplett eigenständig agieren. Du kannst zwar noch ein paar Tipps geben und aufpassen, dass bestimmte Fehler nicht gemacht werden. Aber wenn ich reingehen und operativ mithelfen müsste, damit es was wird, dann darf ich nicht investieren.

„Wenn man Erfolg hat, dann investiert man in die nächste Generation und hilft ihr. Ohne immer direkt zu fragen, was man dafür kriegt”

Auch Hitflip und StudiVZ waren frühe Investments von dir, richtig? StudiVZ war mein allererstes Investment. Da habe ich etwa 3000 Euro investiert. Im Gegenzug für ein Prozent der Anteile. Damals brauchtest du als Angel nicht so viel Vermögen, weil die Bewertungen noch ganz andere waren. Und du musst dir vorstellen: Da kam so ein Ehssan Dariani rein, der weder fertig studiert noch sonst was gemacht hatte. Der hatte nichts. Weder ein Produkt noch ein Team. Nur eine Idee und wollte dafür Geld haben. Das war ein reines Investment in einen Typen und seine Idee. Bei Hitflip (später Hitmeister) waren es im Jahr 2005 schon 10.000 Euro. Das war damals für mich eine echt relevante Größenordnung. Die wurden unlängst an Real verkauft.

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Wobei die Startups dich wahrscheinlich auch wegen deiner Expertise und deines Netzwerks ansprechen, oder? Ja, genau. Und mein Learning ist, dass ich in dieser Hinsicht de facto ein bisschen zu viel gemacht habe. Ein anderes Thema bei Investoren ist ja immer dieses „Fear of missing out“. Das ist definitiv die schlechteste Triebfeder für ein Investment. Das sind typische Learnings, die man als Angel im Lauf der Zeit macht, abgesehen davon, dass man auch viel Geld verliert. Von meinen 70 Investments sind 25 pleite. Neun waren erfolgreiche Exits und der Rest läuft noch.


COVER STORY zu beantworten. Aber dann, am Ende des Tages, wird es doch eine Bauchentscheidung und du fragst dich eher, ob der Gründer integer ist. Brennt er wirklich für das Thema? Und reicht diese Leidenschaft aus, um nicht bei den ersten Schwierigkeiten aufzugeben? Was ist die wichtigste Eigenschaft bei Gründern? Wahrscheinlich Resilienz, also die psychische Widerstandskraft. Leider kann man diese nicht immer sofort identifizieren. Da liegt man auch mal daneben und wird menschlich enttäuscht. Aber am Ende des Tages funktioniert das Early-Stage-Investing ähnlich wie das VC-Investing: Ein Homerun zahlt alles andere x-fach zurück. Aber den brauchst du natürlich auch. Du wurdest in diesem Jahr als Business Angel des Jahres ausgezeichnet. Wie ist das einzuordnen? Das ist ein Preis vom Business Angels Netzwerk Deutschland. Ein Startup, in das du in den letzten drei Jahren investiert hast, muss dich nominieren. Und dann gibt es eine Jury, die auswählt. Ich habe mich sehr über die Auszeichnung gefreut. Wenn du das zwölf Jahre lang machst und es dir nicht ums Finanzielle geht, sondern eben auch um Pay-forward, also Junggründern zu helfen, die in einer ähnlichen Situation waren wie ich, dann ist so ein Award eine echte Anerkennung.

Fotos: Johannes Räbel

Folgst du bei deinen Investments bestimmten Mustern? Wie suchst du dir Startups aus, in die du investierst? Es gibt Investoren, die extrem strukturiert, strategisch und systematisch vorgehen. Die sind dann Branchenkenner, die oft eine Investment-Hypothese zugrunde legen. So war ich nie. Ich habe eigentlich immer in die Menschen investiert. Und immer, wenn ich diese Leitlinie verlassen habe, bin ich auf die Schnauze gefallen. Natürlich kannst du dir vor einem Investment immer tausend Fragen stellen. Wie groß ist der Markt? Baut das Unternehmen Wettbewerbsvorteile auf ? Hat es einen echten USP? Dann kannst versuchen, die vielen Fragen rational

„An Christians Persönlichkeit sind mehrere Seiten spannend, die es für mich so reizvoll machen, mit ihm zu arbeiten, von ihm zu lernen und vor allem, gemeinsam etwas zu bewegen. Christian behält immer einen kühlen Kopf. Er hat immer die nötige Attention to Detail“

Hast du dich in den letzten Jahren persönlich verändert? Gute Frage. Zum einen habe ich mein Payback in Pay-forward gedreht. Das ist es auch, was Berlin im Vergleich zum Silicon Valley noch fehlt. Wir brauchen eine Pay-forward-Mentalität. Ich bin ein großer Verfechter dieser Idee. Meine Eltern haben nie erwartet, dass ich zurückzahle. Aber wenn dir etwas Gutes widerfährt, geh’ auch deinerseits in Vorleistung. Wenn sich diese Denke etabliert, entsteht ein positives Ökosystem. Die Leute im Silicon Valley haben das verstanden. Dort ist es Teil der Stärke. Siehst du denn eine Chance, dass sich das durchsetzt? Ich bin hoffnungsvoll, dass es zunehmen wird und es ist noch keine Selbstverständlichkeit. Ich sehe zwar einige, die das machen, aber es wird noch nicht oft genug thematisiert. Aber mich treibt das um. Darum mache ich auch beim Bundesverband Deutsche Startups mit. Ich wünsche mir, dass wir uns in Berlin, und auch in Deutschland und Europa, noch mehr als Ökosystem verstehen. Gemeinsam ist man einfach stärker. Und wenn man Erfolg hat, dann investiert

Vollmann: „Ich habe mein Payback in Pay-forward gedreht.“

Till Behnke, Nebenan.de

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COVER STORY man in die nächste Generation und hilft ihr – ohne immer direkt zu fragen, was man dafür kriegt. Das möchte ich gerne fördern. Irgendwann kommt ja wieder was zurück, wenn auch später oder indirekt. Diesen Gedanken möchte ich gerne fördern. Und natürlich gibt es Schmarotzer und Trittbrettfahrer. Aber das ist eine kurz gedachte Strategie, denn das spricht sich herum. Aus meiner Sicht ist Reputation mit das wertvollste Gut. Das heißt, dass du aus falschem Verhalten kurzfristig einen Gewinn ziehen kannst, langfristig aber das Gegenteil bewirkst.

Vollmann: „Aus meiner Sicht ist Reputation das wertvollste Gut.“

Dann noch ein paar Sätze zu Edarling. Dort bist du 2015 ausgestiegen. Wir hatten bei Edarling unsere Anteile von Eharmony zurückgekauft. Dadurch gab es eine Art „Natural Cut“. Mir war klar, dass ich mich entweder nochmal für drei bis vier Jahre committen oder aussteigen müsste. Und dann habe ich zu meinen Mitgründern David und Lukas, mit denen ich eng befreundet bin, offen gesagt: „Jungs, sorry, aber mir fällt es schwer, mich jetzt nochmal mehrere Jahre Volldampf für das Thema zu motivieren.“ Wir haben dann mit ­Michael Schrezenmaier einen weiteren Partner ins Team geholt und ich bin ausgestiegen.

„Eines der ersten Investments von Christian Vollmann war Researchgate. Er hat es damals sehr schnell abgewickelt. Was ich faszinierend fand, dass er – wie viele US-Investoren später – überhaupt nicht aufs Revenue-Modell geschaut hat, sondern nur aufs Produkt und die Person“

lege sehr viel Wert darauf, die Burn Rate möglichst lange gering zu halten, weil das einfach Lebenszeit bedeutet. Deswegen drehen wir jeden Cent dreimal um. Auch unser Büro haben wir eigenhändig renoviert. Alle Mitarbeiter – inklusive uns Gründern – verdienen weniger, als sie woanders kriegen würden. Das gelingt, weil wir alle an den Social Impact glauben. Wir suchen Leute, die intrinsisch sagen: „Ich finde das geil, was ihr macht.“ Das hat Kraft. Du glaubst nicht, wie viele Leute auf der Suche sind nach mehr Sinn in ihrer täglichen Arbeit. Bei uns lernt man extrem viel. Nicht nur, wie man seinen Job macht, sondern auch, wie man ein Unternehmen gründet. Trotzdem ist Deutschland der schwerste Markt, um ein Social Network aufzubauen. Und hyperlocal war schon immer der heilige Gral, den noch niemand geknackt hat. Deswegen ist Nebenan.de für mich ein echter Rollercoaster. Wir sind ja noch Pre-Revenue und haben noch einen relativ weiten Weg bis zur Monetarisierung – da muss man schon Eier in der Hose haben.

Ijad Madisch, Researchgate

Und seitdem machst du Nebenan.de. Als ich bei Edarling ausgestiegen bin, war mir klar, dass ich irgendetwas brauche, das mich inhaltlich fasziniert. Bei dem ich weiß, warum ich es tue. Früher war meine Motivation eher der wirtschaftliche Erfolg. Heute würde mir das überhaupt nicht mehr reichen. Man ist ja viel mehr getrieben vom „Warum“ und fragt sich, welche „Delle im Universum“, wie Steve Jobs es so schön ausgedrückt hat, man selbst machen will. Ich hatte vor ein paar Jahren eine echte Sinnkrise und habe mich gefragt, was ich mit meiner Erfahrung, dem Netzwerk und meiner Reputation überhaupt machen soll? Man sucht ja zwangsläufig etwas Sinnstiftendes. Und ich hatte keine Lust mehr auf das nächste Rat Race – auf ein Modell, das alle kopieren. Das ist mir zu viel Stress. Nebenan.de läuft also stressfrei? Natürlich ist mit Nebenan.de auch viel Stress verbunden. Wir haben ein Team von 40 Leuten. Da musst du die Kosten im Griff haben, also die Gehälter der Leute, Miete und so weiter. Mein Team macht immer Witze über mich, weil ich ein sehr sparsamer Gründer bin. Ich

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D N U E G T I F D A N H E C B E S L R DIE NACHBA E T N U VON .DE B N A N E NEB

Nebenan.de macht den Kiez erlebbar und bringt Nachbarn zusammen Von Christian Fuchs

Foto: Nebenan.de

Manchmal gibt es Ideen, die einen gefangen nehmen. Manchmal über Jahre hinweg. So war es auch bei Seriengründer Christian Vollmann und der Idee zu nebenan.de. Der aktuelle Fokus liegt auf Wachstum, Reichweite und Engagement der Nutzer auf der Plattform. Über 4600 Nachbarschaften findet man dort bereits. Auf diese verteilen sich über eine halbe Million adressverifizierte Nutzer, die ihren Nachbarschaften bereits

„Endlich kann ich sagen: Man ist auch in einer Großstadt wie Hamburg nicht anonym. Viele Nachbarn habe ich jetzt kennengelernt, ins Herz geschlossen und merke, wie oft sich die Wege im Alltag doch kreuzen.” Karla, Nachbarin in Hamburg

erfolgreich zugeordnet werden konnten. Nebenan.de hat jedoch weit mehr Nutzer, deren Adresse noch nicht verifiziert wurde. Diese Verifizierung ist aufwändig, stellt aber sicher, dass nur Anwohner innerhalb fester Grenzen zur jeweiligen Nachbarschafts-Community gehören. Natürlich ist das eine Hürde, “baut aber zugleich auch Vertrauen auf, wenn die Nutzer dann die Namen und Adressen ihrer Nachbarn sehen und die Kommunikation mit ihnen führen können”, glaubt Vollmann. Belastbare Zahlen gibt es nicht, “aber ich bin mir 100 Prozent sicher, dass es über 90 Prozent der Konversationen und auch der Transaktionen im echten Leben sind, die daraus entstehen, Leute leihen sich Sachen, tauschen Sachen, helfen sich gegenseitig. Über 90 Prozent dieser Sachen hätten ohne die Plattform nicht, einfach gar nicht stattgefunden.”, sagt Christian. Das Nachbarschaftsnetzwerk versteht sich als digitaler Helfer, um Menschen einer Nachbarschaft im echten Leben zusammenzubringen. Sie sollen die Möglichkeit bekommen Feste zu organisieren, Verabredungen zu treffen oder auch Werkzeuge oder andere Gegenstände zu verleihen. „Bei uns haben sich schon Eltern-Kind-Gruppen, Verabredungen zum Hund ausführen und Tennis spielen ge-

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funden“, erzählt Christian begeistert. Auf der Plattform gibt es über 1000 Themen, die in Nachbarschaften diskutiert werden. In der Nutzung gibt es zwischen Stadt und Land Unterschiede. Ein anderer Fokus als Facebook. Hat das Netzwerk eine Chance neben Facebook? Ein klares Ja, denn die Menschen, die sich bei Nebenan.de registrieren, schätzen den Wert des Netzwerkes und dass es sich eben nicht auf das Virtuelle beschränkt, sagt Christian. Es geht eben doch mehr um das echte Treffen und die Begegnung mit den Menschen im Leben da draußen. Das passt zum Fokus des Netzwerkes, welches Social-B2B-Sharing, Nachhaltigkeit, teilen, helfen und Themen im Alter sehen. Im nächsten Schritt wird Nebenan.de es ermöglichen, dass öffentliche Einrichtungen, wie Bezirksämter, Stadtverwaltungen, Gemeinden, Kommunen und vielleicht auch Feuerwehr, THW und andere Profile anlegen können. Danach kommen gemeinnützige Organisation, also Charities, Vereine, Quartiersmanagement hinzu. Somit soll das Netzwerk neben den Menschen aus den Nachbarschaften wachsen. Später werden sicher lokale Dienstleister folgen, um auch für die Monetarisierung einen möglichen Grundstein zu legen. Seit Juni 2017 gibt es mit Nextdoor einen Wettbewerber auf dem deutschsprachigen Markt, der sich in die Nachbarschaften mischt (siehe Interview mit Nextdoor Country Manager Germany „Das ist sportlicher Wettbewerb, der mich eher anspornt“, sagt Christian. Das Thema Nachbarschaft bekommt so mehr Aufmerksamkeit und das tut uns gut. Davon profitiert auch Nebenan.de. „Hier sind wir der Goliath und Nextdoor der David. In Deutschland werden wir das Ding gewinnen.“

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INTERVIEW

„Wir haben eine Datenschutz-Käseglocke, in die keiner reingucken kann“ Interview mit Marcus Riecke, dem Country Manager von Nextdoor, über die ersten drei Monate in Deutschland Das Gespräch führte Jan Thomas.

Wie ist die Positionierung von Nextdoor im Vergleich zu anderen großen Social Networks? Die Unterschiede überwiegen dramatisch. Nextdoor ist der Erfinder des sozialen Netzwerkes, das sich ausschließlich an Nachbarn richtet. Gegründet vor sechs Jahren in den USA von einem sehr erfahrenen Gründerteam. Anders als andere soziale Netzwerke nutzt man Nextdoor, um sich mit Leuten zu verbinden, die man eben nicht kennt. Außerdem ist Nextdoor nicht ein einziges, global skalierendes, soziales Netzwerk, sondern hunderttausende, denn jede einzelne Nachbarschaft wird als Social Network definiert. Dabei ist der Radius deiner möglichen Kontakte kartographisch definiert und somit beschränkt. Diese Nachbarschaften sollten in der Regel nicht größer als fünftausend Haushalte sein. In Nordfriesland könnte es aber sein, dass drei Dörfer nur fünfhundert Haushalte sind. Der dritte große Unterschied ist, dass wir ein privates soziales Netzwerk sind. Das mutet zwar oft kontraintuitiv an, aber bei uns sind sämtliche Konversationen und Mitgliedschaften nur für bestätigte Mitglieder dieser Nachbarschaft sichtbar. Es ist quasi eine Datenschutz-Käseglocke über jeder Nachbarschaft, in die keiner reingucken kann. Seht ihr schon einen Unterschied in der Akzeptanz zwischen beispielsweise Nordfriesland und den Ballungszentren? Es ist noch sehr früh. Wir sind ja erst am 20. Juni 2017 gelaunched, sind jetzt gerade dreieinhalb Monate unterwegs. Im Endeffekt hängt es vom Engagement der Nachbarn ab.

Monetarisiert ihr schon? In Deutschland ist das sicherlich für die nächsten zwei Jahre noch kein Thema. Das Geschäftsmodell wird in Amerika gerade erprobt. Die Monetarisierung hat begonnen und ist natürlich ein werbefinanziertes Modell, bei dem es darum geht, die Geschäfte und Dienstleistungen der Nachbarschaft an Laufkundschaft zu kommunizieren und Leads zu generieren. Klingt im Vergleich zu Facebook sehr kleinteilig. Das mag so sein. Wahrscheinlich ist es kleinteiliger als bei Facebook. Aber früher gab es ja auch mal die Gelben Seiten, wo letztendlich alle lokalen Dienstleister und Anbieter vertreten waren. In Deutschland habt ihr mit Nebenan.de einen Wettbewerber, mit dem ihr euch messen lassen müsst. Wie genau guckt ihr da hin? Wir kommen mit der Macht der weltweiten Marktführerschaft um die Ecke und haben sechs Jahre Erfahrung darin, wie man so etwas aufbaut. Wir haben mitt-

Adaptiert ihr eure internationalePlatform eins zu eins in die lokalen Märkte oder habt ihr hier jetzt auch ein Tech-Team sitzen, das gravierende Anpassungen machen muss? Das ist relativ marginal, aber es gibt natürlich ein paar kleine Anpassungen. Aber nichts Grundlegendes, sondern eher Details. Und wie sehen bei euch Teamgröße und Struktur aus? Wir sind im Augenblick zwölf Leute auf Deutschland verteilt. Das Hauptteam sitzt in Berlin. Ihr habt beeindruckende Investoren an Bord. Welche Vision habt ihr da verkauft? Da fehlen mir natürlich die Insights. Fakt ist aber, dass wir ein Netzwerk für Nachbarschaften aufbauen wollen, Clusters entwickeln, Wachstum zeigen und organisches Wachstum ohne Marketing-Ausgaben generieren. Unsere Mitglieder sind so begeistert von der Wertschöpfung, dass sie selber das Einladen von weiteren Nachbarn übernehmen. Bei uns wird Community wirklich gelebt, und zwar nicht auf der Plattform, sondern im echten Leben. Daraus resultiert organisches Wachstum und das ist wahrscheinlich das, was Investoren reizt.

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CKaEnager Germdaenry E I R CUS untry M r einer

MAeitRJanuar 201m7 aCnoy. Zuvor wpaar,ehat Lycos vmoitn-

ist s Euro CEO r Ger xtdoo er bei AOL i eBay und rope. e N n it e vo Eu e b b r r e e a urop onst n Mit r VP E ent von M erste a w , t nde resid y. ´ gegrü nd Vice P Iversit u Z iV O von E C Stud r re zt wa Zulet


INTERVIEW lerweile Millionen von Usern in drei Märkten, die in mehr als 160.000 Nachbarschaften Nextdoor nutzen. Und es ist ja nicht so, als ob Nextdoor in Amerika keine Mitbewerber gehabt hätte. Oder in England. Die Antwort ist also eher: Nein, wir gucken uns das nicht so genau an, sondern wir sind darauf vollauf konzentriert, Nutzen zu stiften bei unseren Nachbarn. In Deutschland läuft es sehr gut an.

Was sind aus deiner Sicht kritische Faktoren, die so ein Rennen dann entscheiden? Der entscheidende Faktor ist der Netzwerkeffekt. Wie schnell setzt welcher Netzwerkeffekt ein, und wie schnell kannst du mit welchen monetären Mitteln das Wachstum befördern? Da kommt dann wahrscheinlich irgendwann auch die Tiefe der Taschen zum Tragen. Da sind unsere wahrscheinlich ein bisschen tiefer. Aber genauso wichtig ist der Fundus an Erfahrung und an den ganzen Execution-Details, die eben dazu gehören.

Sind Nachbarschafts-Social-Networks ein Winner-takes-it-all-Markt? Und ist dadurch der zeitliche Vorsprung von Nebenan.de möglicherweise doch relevant? Der Markt ist riesig und weder wir noch die anderen sind jetzt an einem Punkt, wo nicht noch genügend Platz wäre. Außerdem belebt Wettbewerb das Geschäft und macht uns ja auch besser, womit ich aber nicht sagen will, dass uns Deutschland in den Schoß fallen wird.

Was sind denn die KPIs, anhand derer sich Erfolg bemisst? Vor allem die Anzahl der Nachbarschaften und dann die Lebendigkeit in einer einzelnen Nachbarschaft – also zum einen die Breite, aber auch die nötige Tiefe an Mitgliedern und eben auch die richtigen Mitglieder, damit Konversationen entstehen und eben Gemeinschaft baut. Wir haben mittlerweile Millionen von Usern in drei Märkten, die in mehr als 160.000 Nachbarschaften Nextdoor nutzen. Und es ist ja nicht so, als ob Nextdoor in Amerika keine Mitbewerber gehabt hätte. Oder in England. Die Antwort ist also eher nein, wir gucken uns das nicht so genau an, sondern wir sind darauf vollauf konzentriert, Nutzen zu stiften bei unseren Nachbarn. In Deutschland läuft es sehr gut an.

Nebenan vs. Nextdoor Zahlen und Fakten zu Nextdoor und Nebenan.de

Gründer

(US)

(D)

Nirav Tolia, David Wiesen, Prakash Janakira-

Marcus Riecke (Deutschland Chef seit Juni

Christian Vollmann, Till Behnke, Ina Brunk,

man, Madison Bell, Sarah Leary

2017)

Sven Tantau, Michael Vollmann, Matthes

Oktober 2011

Juni 2017

Juni 2015, Launch Mitte 2016

San Francisco, Kalifornien

Berlin

Berlin

Scheinhardt Gründung Sitz Mitarbeiter

200

12

40

Reichweite

Über 160.000 Nachbarschaften.Niederlassun-

1.500 Nachbarschaften (Oktober 2017)

Über 500.000 aktive Nutzer;

gen in USA, UK, Niederlande, Deutschland

Geschäftsmodell

Real Estate Listings (seit Oktober 2017)

4.600 Nachbarschaften

s. nextdoor USA

Die Nutzung ist für Privatpersonen kosten-

Langfristig: Local Commerce / Lead-Gene-

los

rierung für Läden oder Unternehmen in der

Langfristig: Local Commerce / Lead-Gene-

unmittelbaren Nachbarschaft. Werbung. Zie-

rierung für Läden oder Unternehmen in der

lumsatz: bis 2020 soll ein Umsatz von einer

unmittelbaren Nachbarschaft. Werbung.

halben Milliarde Dollar mit der Plattform realisiert werden. Investoren

u.a. Redpoint Ventures, Insight Venture Partners Benchmark Capital, Shasta Ventures,

s. nextdoor USA

Burda Principal Investments, Lakestar sowie zahlreiche Business Angels

Rich Barton Greylock Partners, Kleiner Perkins Caufield & Byers, Tiger Global Management, Allen & Company und Google Ventures Investment Sonstiges

210 Mio. US$ Dollar Übernahme

von

über 8 Mio. Euro Nachbarschaftsnetzwerk

Streetlife (UK) im Februar 2017

Übernahme

vom

Nachbarschaftsnetz-

werk WirNachbarn.de im Juni 2017

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ANALYSE

The winner takes it all Von Jan Thomas

Über den „Straßenkampf “ der Nachbarschaftsportale Nebenan.de und Nextdoor. Die Analyse eines sich anbahnenden Wirtschaftskrimis Studi VZ vs. Facebook, MyTaxi vs. Uber oder Wimdu vs. AirBnB... Die Liste der „Schlachten“ zwischen deutschen Davids und internationalen Goliaths ist lang. Ab sofort ist sie um ein Kapitel reicher: Nextdoor, der internationale Marktführer unter den Nachbarschaftsnetzwerken, hat seine Plattform in Deutschland gelauncht und trifft auf Nebenan.de von Serienunternehmer Christian Vollmann, das in Deutschland ca. ein Jahr Vorsprung hat. Nachbarschafts-Social Networks könnten sich als dritte Stufe der Social Networks etablieren. Nach Facebook für Freunde und LinkedIn für das berufliche Netzwerk soll so die Kontaktaufnahme zwischen Nachbarn in Großstädten und Dörfern legitimiert werden. Alles wird sich in den folgenden Monaten um die Frage drehen, ob eine Koexistenz zwischen Nebenan und Nextdoor möglich ist. Naheliegender wäre ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb. Glaubt man der Gerüchteküche, bringt sich Nextdoor derzeit deutschlandweit in Stellung. Nextdoor (gegründet 2011, Gesamtinvestment 210 Millionen US Dollar von zahlreichen Top-VCs sowie einer Bewertung von über einer Milliarde US Dollar) hat seine Community-Seite im Juni 2017 offiziell in Deutschland gestartet. Deutschland-Chef Markus Riecke ist ein erfahrener Manager, der Know-How aus Konzernen, der Startup-Landschaft und vor allem zu Classifieds mitbringt. Gerade im Startupumfeld agierte er aber in der Vergangenheit eher glücklos. Bei StudiVZ, wo er als Geschäftsführer aktiv war, „scheiterte Riecke offenbar daran, aus der reichweitenstarken Internetseite eine Geldmaschine zu machen“, urteilte damals die Welt.

Nextdoor auf Platz 160 der meistbesuchtesten Websites in den USA und verzeichnete allein im September 2017 über 60 Mio Visits* (Sep 2016: 36 Mio Visits) von 9,1 Mio Unique Visitors. Die US-Nutzerzahlen sind solide, wenn auch kein echter Hockeystick. Es fehlen die Netzwerkeffekte anderer Social Networks. Investoren sind bei Moonshots generell geduldiger - ohne Beleg für das Geschäftsmodell, und der steht noch aus - dürfte der Erfolgsdruck auf das Gründerteam jedoch zunehmen. Eine weitere Problemzone von Nextdoor findet sich in der schleppenden Internationalisierung. Nextdoor ist neben den USA auch in Holland (Countryrank 1.234) und den UK (Countryrank 1.619) aktiv. Anfang 2017 hat man in den UK den dortigen Marktführer Streetlife übernommen. Details zur Transaktion wurden zwar nicht veröffentlicht, aber TechCrunch vermutete einen Kaufpreis von rund 10 Millionen Pfund. Die Übernahme wurde desaströs gemanagt: Noch im Jahr 2016 verzeichnete Streetlife monatlich 4,4 Millionen Visits von 684.000 Unique Visitors. Nach der Übernahme durch Nextdoor sind die Nutzerzahlen eingebrochen und liegen nur noch bei knapp 2 Millionen Visits und 445.000 Unique Visitors. In Kürze dürfte die nächste Investitionsrunde anstehen. Hier wird sich zeigen, wie viel Geduld, Vertrauen und Phantasie die Investoren dem Nextdoor-Modell entgegenbringen.

NEXTDOOR UNTER ZUGZWANG Nextdoor ist ein echter Moonshot und hat Potenzial zum lukrativen Game Changer im Social Networking. Im Heimatmarkt ist Nextdoor unangefochtener Marktführer. Laut Branchendienst Similar Web liegt

HOLPRIGER DEUTSCHLANDSTART Der deutsche Markt zählt sicherlich zu den lukrativsten Märkten weltweit. Die ersten drei Monate liefen für Nextdoor Deutschland jedoch eher mau. Bislang dümpelt die

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ANALYSE

Plattform bei 71.000 Visits und 21.000 Unique Visitors gänzlich unbeobachtet von der Öffentlichkeit. Dazu Branchenexperte Sven Schmidt (u.a. Online Marketing Rockstars): „Das aktuelle Ergebnis ist für ein soziales Netzwerk mit Massenmarkt-Ambitionen ein Satz mit X, nämlich gar nix.“ In den letzten 12 Monaten hat Nebenan.de den deutschen Markt bereits ordentlich beackert. Christian Vollmann kennt den Vorteil des First Movers aus seinen MyVideo-Zeiten. Wie damals hat er auch dieses Mal die Aufmerksamkeit der Presse auf sich gezogen. Aber ist der Vorsprung dauerhaft verteidigbar oder gewinnen am Ende die tiefen Taschen der US-Marktführers? Mit Lakestar und Burda hat Vollmann ebenfalls große Namen an seiner Seite. Und in der Vergangenheit hat das Unternehmensnetzwerk XING (ebenfalls ein Burda-Investment) bewiesen, dass es durchaus möglich ist, einem internationalen Tech-Giganten ein deutsches Gegengewicht zu stellen. XING hat gegenwärtig eine Marktkapitalisierung von rund 1,5 Mrd. Euro. Dazu Sven Schmidt „langfristig – und das hat man bereits bei Facebook vs. StudiVZ gesehen – macht das bessere Produkt den Ausschlag.“

Nebenan Foto: Getty Images

NEXTDOOR UND AXEL SPRINGER Nach missglückten Deutschlandstart schaltet Nextdoor nun offensichtlich in den Angriffsmodus. Das manager magazin lancierte Ende Oktober 2017 die Gerüchte über einen Einstieg Axel Springers bei Nextdoor. Weder Axel Springer noch Nextdoor wollten sich zu den Gerüchten äußern – für Sven Schmidt ist dies nachvollziehbar: „Ein Startup, in dem unter anderem Benchmark investiert ist und das auf dem Papier eine Milliarde wert ist, proklamiert die PR-Hoheit bei diesem Deal für sich. Zweitens: Wenn Dein Deutschlandgeschäft aktuell nicht abhebt, dann willst Du erst PR machen, wenn die KPIs anziehen.“ Auf der Suche nach einem Geschäftsmodell experimentiert Nextdoor USA seit kurzem mit Immobilien-Anzeigen. Neben Groupon-ähnlichen Geschäftsmodellen sind digitale Rubrikenmärkte die wahrscheinlichste Monetarisierungsoption für Nextdoor. Sie sind unglaublich margenstark und haben stark lokalen Bezug. Das passt also, denn Axel Springer ist nach eigenen Angaben der größte Classified-Anbieter weltweit. Zur Unternehmenstochter Axel Springer Digital Classifieds gehören u.a. Immonet, Immowelt, Stepstone,

SeLoger oder Totaljobs. Zeitgleich kennt sich Axel Springer in der Monetarisierung von lokalem Traffic aus. Zwei AS-Beteiligungen verdienen hierbei besondere Aufmerksamkeit: MeineStadt.de und die Bonial Group (Kaufda). MEINESTADT.DE UND BONIAL Mitte 2012 hat Axel Springer Das Regionalportal MeineStadt.de übernommen. Hier werden auch die Tücken des Local Commerce deutlich. Ursprünglich als Städteportal gestartet, ist MeineStadt.de heute als Teil von AS Classifieds zur statischen SEO-Seite verkommen. Man konzentriert sich darauf, lokale Suchbegriffe in Leads für Partnerseiten wie Immowelt, Lovescout, Autoscout, Booking.com und Eventim zu konvertieren. Aktuell verzeichnet MeineStadt über 15 Millionen Visits von über 9 Mio Unique Visitors und liegt damit weit vor lokalen Kontrahenten wie Gelbeseiten.de (6,1 Mio Visits), aber auch deutlich hinter dem Marktführer Ebay Kleinanzeigen (141,2 Mio Visits). Die Kooperationspotenziale zwischen MeineStadt.de und Nextdoor dürften sich wohl nur auf den deutschsprachigen Raum beschränken. Anders sähe es bei einer Zusammenarbeit zwischen Nextdoor und der Bonial Group aus, die mit dem erfolgreichen digitalen Schweinebauch-Konzept 2013 in die USA expandiert ist. Unternehmensangaben zufolge hat Axel Springer bislang 90 Millionen US Dollar in das Unternehmen investiert. Im November 2016 verkündete Bonial CEO Christian Gaiser, das Unternehmen wolle seine aktive Nutzerbasis in den USA von 3 Millionen auf 10 Millionen steigern. Der Traffic der US-Seite ist jedoch seit März 2017 (16 Mio Visits) stark rückläufig (September 2017: 9,8 Mio Visits). Möglicherweise ist also die Beteiligung Axel Springers an Nextdoor der Vorbote eines internationalen Joint Ventures. ES BLEIBT SPANNEND So viel steht fest: Das Thema Nachbarschaftsportale wird uns in den kommenden Monaten beschäftigen. Eine Kooperation zwischen Nextdoor und Axel Springer könnte ein cleverer Schachzug für beide sein. Oder ein Akt der Verzweiflung von Nextdoor, denn bislang musste Nextdoor noch nie durch Medienpartner wachsen. Auch stellt sich die Frage, ob nicht die Out-of-Home-Anbieter Ströer (national) oder WallDecaux (international) ein sinnvollerer Partner Nextdoor wären. Hier läge gegenseitiges Potenzial: Zum einen agieren die Out-of-Home-Anbieter hyperlokal und zum anderen könnten Nachbarschaftsportale eine sinnvolle Verlängerung ins Digitale bedeuten. Wir drücken allen Beteiligten die Daumen und freuen uns auf spannende und facettenreiche nächste Monate. *alle Besucherzahlen stammen vom Branchendienst Similar Web

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SUCCESS STORY

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GmbH

den ik r Kun ogist timiert fü L e e n nli op s ein he: O vinga , indem e t und Branc bung: Mo B h glich c ö a i m n e r r A e h c n g eren Bes chun ge vo r and Umzü Online-Bu rt. Auf de r f tik ü tie che garan a die Logis einfa t ä t li Qua ving rt Mo hohe timie p o e Seit n. CEO) itione Sped e Hänsel ( g A FO) ) ke (C : Finn Team ian Blasch uillat (COO cq Flor a J d erran 15 Engu 20 , jahr: t/GFC s ung terne Santo n I t e Gründ ter: 160 ert, ock bei ird, R an Schub M i ta r arlyb h E p : e n t e S tor res, Inves Ventu o Index Capital n Eur lione re il u t M n 8 e V :5 shöhe tition .de s e v n I ga movin URL : powe

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SUCCESS STORY

Vom Sanierungsfall zur erfolgreichen Neuausrichtung Finn Hänsel vom Umzugsstartup Movinga über seine Learnings und die Maßnahmen, die seinem Team aus der Krise halfen Durchhaltevermögen …

Investoren …

Movinga konnte sich nicht von einem Tag auf den anderen ändern. Performance, operative Standards und Kultur. All das sind Themen, für die man zwar früh Weichen stellen kann, bei denen die wahre Veränderung aber erst deutlich später eintritt. Und wenn diese dann endlich eintritt, dauert es noch einmal lange, bis das auch in der externen öffentlichen Wahrnehmung passiert. Das erfordert eine Menge Durchhaltevermögen von allen Beteiligten.

Was für das Team gilt, gilt auch für die Investoren. In vielen anderen Investoren-Zusammensetzungen würde es Movinga heute nicht mehr geben. Wir sind extrem dankbar, Investoren zu haben, die mit uns ans Modell und ans Team geglaubt haben. Earlybird, GFC und Stephan Schubert haben die Neuausrichtung sehr aktiv begleitet und waren nicht nur Sparringspartner, sondern auch aktive Unterstützer. Ein solches Szenario ist in der Startup-Szene nicht selbstverständlich.

Transparenz … Genau aus diesem Grund war auch gnadenlose Transparenz gegenüber allen Gruppen wichtig, um Vertrauen wieder herzustellen. Das haben wir jetzt seit dem Sommer 2015 konsequent durchgezogen. Offen ansprechen, was die Probleme sind, was man verändert und was die Erwartungen daran sind. Ohne falsche Scheu.

Marke …

Der Glaube …

Technologie …

Startups scheitern. Das ist ein täglicher und normaler Prozess, besonders wenn sich herausstellt, dass diese kein valides Business Model haben. Während unserer Neuausrichtung war es immens wichtig, dass alle Beteiligten an das Modell Movinga glauben: Investoren, Angestellte und Management. Alle waren sich einig, dass das Geschäftsmodell genial ist – nur eben einen sehr schlechten Start hatte (um das mal vorsichtig zu formulieren). Dieser Glaube hilft, auch gegen alle Widrigkeiten immer das Ziel im Auge zu behalten.

Um ein Geschäftsmodell im Markttest zu belegen, darf es auch mal manuell zugehen. Aber um zu skalieren, braucht es Technologie. Anderthalb Jahre Investment in Automatisierung, Technologie und ein schlagkräftiges Engineering-Team waren einer der größten Erfolgsfaktoren zur erfolgreichen Neuausrichtung. Um das Geschäftsmodell zu belegen, musste auch bewiesen werden, dass es 95 Prozent automatisierbar ist.

Foto: Movinga

Team … Es war sehr wichtig ein Team um einen zu haben, was für das Business brennt und auch in harten Zeiten sehr loyal ist – und eben Glauben und Durchhaltevermögen mit an den Tisch bringt. Vor allem muss es ein Team sein, was immer wieder einen Aufbruch plant und nicht in alten Verhaltensmustern feststeckt – das ist in solchen Situationen tödlich. Ich bin extrem stolz auf unser Team und was hier alle geleistet haben.

Um Vertrauen zu schaffen, ist eine starke Marke extrem wichtig. Mit Ralf Möller haben wir unseren perfekten Hero gefunden, der für Zuverlässigkeit, Kraft und Ehrlichkeit steht. Und der auch persönlich in schweren Zeiten immer zu uns gestanden hat und weiterhin steht.

Fokus … Immer das Ziel vor Augen haben, sich fragen, „Was muss passieren, damit das Geschäft ein Erfolg wird?“, und sich genau auf die Antworten fokussieren, ist immens wichtig. Man darf zwar auch keinen Tunnelblick entwickeln, aber in einer kritischen Phase muss man auf das setzen und investieren, was wirklich die Firma voranbringt. Klingt selbstverständlich, ist aber oft in der Tagesroutine nicht ganz einfach.

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E C N DIE A S S I T A L N A E F R DER V I E L

CRAFT BEER

Wer hätte es gedacht? Die im Sinkflug befindliche Bierbranche erhält dank mutiger junger Bier-Startups neues Leben eingehaucht. Das Phänomen Craft Beer ist in Deutschland auf dem Vormarsch und belegt, dass es einen Biermarkt jenseits industriell gefertigter Massenbiere gibt. Handelt es sich nur um ein temporäres Phänomen oder tatsächlich die Disruption des Biermarktes?

Fotos: Adam Wilson

Von Nadine Meya

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CRAFT BEER

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Deutschland, das Land des Reinheitsgebotes und der Fernsehbiere. Hier wird Biertradition noch groß geschrieben. Sei es dank Bier, das aus „Felsquellwasser gebraut“ wird, um die „Perle der Natur“ oder um die Mittagspause im „Paulanergarten“. In Deutschland kommt das Fernsehbier gefühlt kurz nach der Muttermilch. Doch die Zeiten ändern sich. Statt Fernsehjingle à la „Sail away“ stimmen Deutschlands Brauereien ein in eine Kakophonie des Trübsals und des Jammerns. Der Grund: Der jährliche Pro-Kopf-Bierkonsum in Deutschland ist eingebrochen – von rund 125 Litern in 2000 auf 104 Liter in 2016. Alleine in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres ging der Bierabsatz in Deutschland um 3,1 Prozent auf rund 72 Millionen Hektoliter zurück. Das Bier, das einst „so 'erlisch geprickelt hat in Haralds Bauchnabel“, prickelt also immer seltener. Die etablierten Brauereien liefern sich ein Rückzugsgefecht, Ausgang offen. Aktuell stehen mit Hasseröder und Diebels angeblich wieder zwei bekannte deutsche Biermarken zum Verkauf. Und auch die erfolgsverwöhnte Brauerei Oettinger, immerhin Nummer zwei im deutschen Markt, hat sich unlängst von ihren Geschäftsführern getrennt. Wobei das größte Sorgenkind der Branche weiterhin der ehemalige Marktführer Warsteiner ist, dessen Umsätze alleine in den letzten zwei Jahren um circa zehn Prozent zurückgingen.

Genuss fernab der Preissensitivität Doch es gibt Hoffnung. Denn während sich der Markt der etablierten Brauereien zunehmend konsolidiert, gibt es

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mit der aufkeimenden Craft-Beer-Szene einen spannenden Gegenentwurf zum Massengeschmack. Fernab vom Schweinebauch-Preiskampf der Etablierten, präsentieren sich die jungen deutschen Craft-Beer-Marken diesbezüglich noch recht immun. Die handwerklich hergestellten Biere öffnen vielmehr den Markt für zahlungskräftige Zielgruppen fernab des Mainstreams. Bier als Ausdruck der Individualität. Vor Jahren noch undenkbar, sind Bierkenner plötzlich bereit, deutlich mehr für den außergewöhnlichen Biergenuss zu zahlen. In einer Umfrage bekannten sich immerhin sieben Prozent der deutschen Biertrinker als sehr häufige Craft-Beer-Konsumenten – Tendenz steigend. Und auch der Ernährungsreport 2017 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft bekräftigt die fehlende Preissensitivität im CraftBeer-Segment: Für Konsumenten ist der Geschmack von Lebensmitteln beim Kauf das entscheidende Kriterium. Hinzu kommt, dass 73 Prozent der deutschen Konsumenten auf Regionalität achten. Der Preis hingegen ist nur für 57 Prozent das ausschlaggebende Kriterium. Gute Voraussetzungen für regionale Brauereien, die beim Geschmack punkten, aber deren Craft-Biere zumeist teurer sind als die der industriellen Brauereien.

Import aus der neuen Welt Der Craft-Beer-Trend findet seine Ursprünge in den Vereinigten Staaten der 70er Jahre, als lediglich sechs Brauereien den gesamten Markt dominierten. 1976 eröffnete The New Albion Brewery, die erste Craft-Beer Brauerei

Fotos: Christin Hume

CRAFT BEER


CRAFT BEER

Foto: Oliver Wendel

der USA. Eine Art Urknall der sogenannten Renais­sance des amerikanischen Craft Beers. Ungefähr zeitgleich erfuhr auch das Homebrewing einen Aufwind. Diese beiden Trends mündeten schließlich in einen echten CraftBeer-Boom – mit zählbaren Folgen: Gab es 1980 lediglich acht Brauereien, so waren es 2014 schon 3400. Heute teilen sich 4269 US-Kleinbrauereien einen Marktanteil von zwölf Prozent am Gesamtbierabsatz. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter: Alleine im Jahr 2015 stieg das amerikanische Craft-Brauerei-Absatzvolumen um 13 Prozent. Das ist noch kein echter Massenmarkt, aber der Druck auf die Etablierten nimmt zu. So hat Beck's beispielsweise reagiert und experimentiert eifrig mit neuen Sorten wie „Pale Ale“ und „Amber Lager“. Auch in Deutschland wächst die Zahl der neuen Herausforderer. Konträr zum sinkenden Bierkonsum entstehen immer neue Brauereien. In der Zeit von 2008 bis 2016 ist die Gesamtzahl der Braustätten von 1328 auf 1408 gestiegen. Grund genug, sich intensiver mit den neuen Herausforderern zu beschäftigen und über Chancen und Risiken zu sprechen. Im Rahmen eines Round Tables trafen wir die jungen Berliner-Brauereien Schoppe Bräu, BRLO, Berliner Berg und Quartiermeister. Wir wollten wissen, wie es ist, eine neue Brauerei zu gründen. Auf der Suche nach dem perfekten Geschmackserlebnis haben wir außerdem Rob McInerney vom englischen Startup IntelligentX befragt. Das junge Unternehmen braut das weltweit erste Bier mithilfe künstlicher Intelligenz und orientiert sich somit möglichst nah am Kundengeschmack. Völlig ohne technische Hilfsmittel kommt hingegen Craft-Beer-Pionier Garrett Oliver, Brauer der legendären Brooklyn Brewery, aus. In unserem Interview gewährt er Einblicke, wie die Renaissance der Esskultur und der Craft-Beer-Trend zusammenhängen. Der Biermarkt ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Vieles ist in Bewegung. Der Preisdruck auf austauschbare Produkte wächst. Zeitgleich entsteht ein völlig neues Qualitätsbewusstsein mit ungeahnter Vielfalt. Wie auch immer das Rennen ausgehen wird – Sieger ist so oder so der Konsument. Prost!

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CRrAaft Beer ist ehinbesondere sAsrotehen Kreatti-en.

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! T K N N E I DR DIFFER Ein Kommentar von Balázs Tarsoly

Warum die Gastronomie Craft Beer braucht – ein Appell an die systemische Vielfalt Wie oft bin ich wie im Schock im Restaurant oder vor dem Kühlregal erstarrt, als ich erkannte: Die haben ja nur die Standardbiere… Diese Momente sind seltener geworden – zum Glück. Geblieben ist der fahle Nachgeschmack, nie eine Wahl gehabt zu haben. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit braucht das Craft Beer in Hinsicht auf die (Un)Erreichbarkeit des Mainstreammarktes nicht zu haben: Der Weg zum Markt führt über die Systemgastronomie und durch den Handel in die Herzen der Menschen. Apple hat gezeigt, dass man die Fans, die einen dafür lieben, dass man der ewige Herausforderer ist, nicht verlieren muss, wenn die Marke den Mainstream erobert. Noch nimmt der Gastronom die Biermarke, die ihm die Sonnenschirme auf der Terrasse zahlt. Zeitgleich erobern aber auch neue Trends den gastronomischen Alltag: Plötzlich gibt es überall coole „Bowls“, wo es vorher Teller gab. Und ein Vapiano lässt seine Openings von hübschen Bloggerinnen moderieren und dokumentieren. Dem Gastronom ist also alles recht, solange er die Sehnsüchte seiner Gäste befriedigt. Wir alle wollen doch einfach nur eine gute Zeit mit Menschen verbringen, die wir mögen, weil sie unsere Identität bestätigen. Ähnlich verhält es sich mit Craft Beer. Es ist Ausdruck unserer Individualität, da es eine Magie besitzt, die sich aus dem Kontrast der Einzigartigkeit von „Craft“ und der Massentauglichkeit von „Beer“ nährt. Restaurants, in denen es Stühle in unterschiedlichen Farben gibt, aber auch von allen Farben gleich viel und alle sind gleich neu, will keiner mehr. Das war okay für eine Zeit des Übergangs. Wir wollen das individuelle Erlebnis mit Qualitätsgarantie. Das kann das regionale Craft Beer sein. Wie wäre es, wenn Vapiano Berlin BRLO und Vapiano Frankfurt NAIV im Programm hätte? Der Gast würde es sicherlich zahlend danken. Craft Beer sollte seine Vielfalt zelebrieren, denn genau darauf begründet es sich. Es hat viele Gesichter: regional, individuell, pragmatisch, urban, natürlich, aber auch Handwerk, Design, Luxus oder Kunst – alles ohne Widerspruch und alles im eigenen Design. Bräuchte es da nicht einfach nur noch einen Kanal, eine Online-Plattform, die die Administration und Logistik für alle Craft-Beer-Hersteller übernimmt und für die Gastronomie bündelt? Sodass Vapiano mit einem Klick einkaufen, aber in jeder Stadt individuell anbieten kann? Zumindest auf Deutschland beschränkt, wäre das doch denkbar. berlinvalley.com

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CRAFT BEER

R E E B E T L F B A C R N D ETA U M I M O R U I P REM R P E ERS ER

ZUR

DES

I M I B T

Vier Player, eine Leidenschaft: Im Rahmen eines exklusiven Fachgesprächs haben die Craft-Beer-Jungunternehmer David Griedelbach (Quartiermeister), Michele Hengst (Berliner Berg), Katharina Kurz (BRLO) und Thorsten Schoppe (Schoppe Bräu) über Konkurrenz, Markt und den Trend hin zu einer neuen Biervielfalt diskutiert

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Fotos: Alexander Freundorfer

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CRAFT BEER Wo in Deutschland finden wir die Anfänge des Craft-Beer-Marktes und wie habt ihr eure Leidenschaft dafür entdeckt? Thorsten Schoppe: Nachdem ich mich entschlossen hatte, zu brauen und mich hier in Berlin niederzulassen, bin ich an die erste Craft-Beer-Brauerei in Deutschland geraten – die Bier Company in Kreuzberg. Die hat mich für die große Industrie versaut. Dort haben wir 150 verschiedene Biersorten in einem winzigen Kessel gebraut. Wir haben alles reingeschmissen, was „Kräuter Kühn“ im Angebot hatte. 1996 hat die Brauerei bereits Hanfbier gebraut und damit eine riesige Welle ausgelöst, woraufhin sie vom Deutschen Brauer-Bund angefeindet wurde. Sie waren einfach viel zu früh dran und der Markt war noch nicht so weit. Sie mussten mangels Nachfrage zur Jahrtausendwende schließen. Heute sind die Aufmerksamkeit und das Interesse der Öffentlichkeit ganz anders. Damals war es den Menschen schon revolutionär genug, wenn das Bier unfiltriert war. Heute ist eine ganz andere Klientel für uns entstanden. Katharina Kurz: Die Idee, Craft Beer herzustellen, hatte ich auf einer Australienreise im Januar 2014. Craft Beer war dort schon längst angekommen. Es gab dann diesen Moment, als ich in einem Bottleshop stand und ein Sixpack kaufen wollte. Die Sortenvielfalt war so groß, dass ich mich nicht entscheiden konnte. In Deutschland ist mir das zwar auch schon passiert, nur aus anderem Grund: Hier war es mir immer egal, welches Bier ich nehme, weil sie einfach austauschbar waren. Und das ist seltsam, denn jeder machte coole Limos, Wodkas und Gins, aber beim Bier passierte in Deutschland nichts. Die Wahrnehmung hat sich erst in den letzten Jahren geändert. Michele Hengst: Bei mir war es nicht Australien wie bei Katharina, sondern Kanada. Dort habe ich die Biertheken kennen- und lieben gelernt. Man hat hunderte Biere

zur Auswahl, jedes sieht schöner aus und schmeckt fantastischer als das andere. Du fühlst dich wie ein Kind im Schokoladenladen und weißt gar nicht, wo du zugreifen sollst. Dann kommst du zurück nach Deutschland und alles, wonach du greifst, schmeckt am Ende gleich. Diese Gleichförmigkeit haben wir getestet. Als wir loslegten, haben wir uns Menschen von der Straße geschnappt und mit fünf Standardbieren aus dem Supermarkt eine Blindverkostung gemacht. Viele waren davon überzeugt, ihre Lieblingsbiere erkennen zu können. Mit dem Ergebnis, dass niemand auch nur ein einziges Bier richtig zuordnen konnte. Das ist bezeichnend für den deutschen Biermarkt. Das zu ändern und die deutsche Biertradition – selbst die lokale Berliner Biertradition – wieder aufleben zu lassen, ist eine große Motivation. Hinzu kommt, dass sich bei den Konsumenten ein neues Premiumverständnis entwickelt hat. Vor zehn oder 15 Jahren war der Besitz von Statussymbolen noch wichtig. In unserem Kosmos ist das gar nicht mehr gefragt. Wir definieren uns über Produkte des täglichen Konsums. Das fing mit Lebensmitteln und dem Bio-Boom vor 30 Jahren an. In den letzten Jahren hat der Trend auch die Getränkeindustrie erreicht. Plötzlich sind kleine Manufakturen im Bereich Limonade relevant. Dieser Prozess ist jetzt am Biermarkt angekommen. Die Menschen fragen nicht mehr so stark die Massenbiere nach, sondern kaufen Bier von kleineren Brauereien. Damit grenzen sie sich ab. Sie schauen sehr viel genauer hin, wie nachhaltig ein Produkt entwickelt wird und wie groß der Impact dahinter ist. Ganz nach dem Motto: Man ist, was man isst. Immer mehr Craft-Beer-Anbieter drängen auf den Markt. Seht ihr euch untereinander eher als Konkurrenten oder als gemeinsame Wegbereiter eines neuen Biertrends? David Griedelbach: Die Industriebiere sind immer

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Unternehmen: Quartiermeister korrekter Konsum GmbH Person: David Griedelbach, Geschäftsführer & Mitgründer URL: quartiermeister.org Gründung: 2010 Mitarbeiter: 7 + 25 Ehrenamtliche im Verein Biere im Sortiment: 4

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Unternehmen: Berliner Berg GmbH Person: Michele Hengst, Geschäftsführerin URL: berlinerberg.de Gründung: 2015 Mitarbeiter: 10 Biere im Sortiment: 6

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CRAFT BEER

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Unternehmen: Schoppe Bräu GmbH Person: Thorsten Schoppe Gründer, Braumeister, Gesellschafter URL: schoppebraeu.de Gründung: 2001 Mitarbeiter: 9 Biere im Sortiment: 14

Unternehmen: BRLO Person: Katharina Kurz, Co-Founder und Geschäftsführerin URL: brlo.de Gründung: 2014 Mitarbeiter: 12 Brauerei, 35 Gastronomie Biere im Sortiment: 7

noch stark beim Verbraucher verankert. Wenn eines unserer Biere gekauft wird, ist das schon viel wert. Da ist es fast egal, welche Marke es ist. Hauptsache es ist nicht mehr Beck's, Pilsener Urquell oder Radeberger – und das ist der erste Schritt. Der Konsument ist oftmals noch nicht aufgeklärt genug, um die Unterschiede zwischen unseren Brands zu kennen. Von daher funktionieren wir sicher gut zusammen aber in dem Moment, wo sich der Konsument für eine Marke entscheidet, tut es einem von uns weh. Michele Hengst: Konkurrenz belebt das Geschäft. Der Markt wird immer größer und ich freue mich auf die Herausforderungen, die der Trend mitbringt. Für uns als Brauerei ist es gut, dass so viele Player auf dem Markt sind und jeder seine Nische besetzt. Und auch für den Verbraucher ist es fantastisch, dass es mittlerweile eine solche Biervielfalt gibt. Außerdem arbeiten wir ja alle auf das gleiche Ziel hin: weg von den standardisierten Industriebieren und hin zu einer neuen Biervielfalt in Deutschland. Katharina Kurz: Einen gewissen sportlichen Ehrgeiz gibt es sicherlich. Aber im Verbund funktioniert die Vielfalt besser. Wenn du als Craft Beer alleine neben Beck's und Warsteiner im Supermarktregal stehst, hast Du einen schweren Stand. Hast du aber ein gut gepflegtes CraftBeer-Regal mit 20 anderen Brauereien und 100 verschiedenen Sorten, sieht das natürlich anders aus. Daher befinden wir uns an einem Punkt, an dem wir tatsächlich gemeinsam vorangehen sollten, um den Markt zu entwickeln. Es gibt ja noch viel Luft nach oben.

auf die Qualität der Produkte geachtet zu haben. Der Preis war entscheidend für den Kauf eines Produktes. So bestimmt der Verbraucher den Markt und wenn er es billig will, dann bietet der Markt das enstprechend an – sowohl im Supermarkt als auch in der Gastronomie. Das Interesse, wie wir es gerade haben, wird schon schwächer. Für bestimmte Bierstile wird der Craft-Beer-Trend dennoch nachhaltig sein, da sich die Biervielfalt langfristig breiter etablieren wird. Katharina Kurz: Wenn du dir den Alkoholmarkt anschaust, ob Spirituosen oder Bier, ist es interessant zu se-

Was fehlt Euch, um von Gastronomie und Handel akzeptiert zu werden? Thorsten Schoppe: Mir geht die Gastronomie inzwischen auf den Geist. Ich stehe kurz davor, es bleiben zu lassen, da es so schwierig ist, überhaupt reinzukommen. Es gibt ein paar Craft-Bars in der Gegend. Wenn du ein neues Bier hast, darfst du mal zwei Fässer vorbeibringen. Wenn die leer sind, war es das dann meistens aber auch. Michele Hengst: Vor allem die Preissensibilität spielt eine Rolle. Deutschland ist dafür bekannt, lange Zeit nicht

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„Die Menschen fragen nicht mehr so stark die Massenbiere nach, sondern kaufen Bier von kleineren Brauereien. Damit grenzen sie sich ab“ hen, dass Marken in der Regel über die Gastronomie aufgebaut werden. Im Kontext der Gastronomie müssen wir Craft-Beer-Brauerein zusammenarbeiten. In Berlin hast du Glück, wenn der Wirt einen Hahn frei hat. Da kommt dann einer von uns dran – für mehr ist kein Platz. Und die vielleicht 15 ernsthaften Craft-Beer-Bars unterstützen nicht nur die Berliner Szene, sondern jagen auch immer neuen, seltenen, ausländischen Craft-Bieren hinterher. Nur von diesen Bars kann man als Brauer nicht leben. Es gibt aber immer mehr wegweisende Gastronomen, die sich auf die Kombination von Bier und Essen einlassen. Sie binden das Bier aktiv in ein Menü ein. So wird

Fotos: Alexander Freundorfer

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das Thema den Konsumenten Stück für Stück näher gebracht. Und dann folgt irgendwann der Einzelhandel. In Deutschland agiert der Handel teilweise zu schnell. Viele Einzelhändler wollen ein Craft-Beer-Regal machen. Ich würde lieber noch ein bisschen warten, denn wir wissen nicht, ob der Verbraucher schon so weit ist. Das Schöne ist aber, dass Craft Beer mit Bier-Klischees aufräumt und wir die Biere genauso spannend präsentieren können wie andere Spirituosen. In Berlin gibt es schon viele Vorreiter. Wir brauchen aber noch mehr und müssen der Gesellschaft erklären, was es mit dem Trend auf sich hat. David Griedelbach: Der Schritt in den Supermarkt ist gerade für junge Biermarken eine Herausforderung. Ab einer gewissen Größe des Partners macht man sich unter Umständen abhängig. Man muss vorfinanzieren, die kapazitären Grundlagen schaffen und braucht Kisten und Flaschen. Zudem muss man wissen, ob es eine Listungsgebühr gibt. Gibt es offiziell keine, kann es durchaus sein, dass diese nachträglich erhoben wird. Von diesen Spielchen hört man oft, auch aus anderen Branchen. Daher muss man abwägen, ob der Weg in den Handel wachstumsfördernd ist oder eher ein Risiko darstellt. Trotzdem sind wir beispielsweise in der Bio Company, bei LPG und Alnatura. Thorsten Schoppe: Es ist sinnvoll, sich relativ breit aufzustellen. Wer weiß, wie lange die Craft-Beer-Welle noch rollt. Ich war vorher am Markt und würde auch gerne hinterher noch da sein. Aber wenn wir in den Einzelhandel gehen, bekommen wir Probleme mit den Fachhändlern. Ein Supermarkt kann das Bier günstiger anbieten. Die Fachhändler bestellen dann noch die Blaubeer-, Rosmarin-, Chili- und Sauerbier-Sorten. Die Standardbiere gibt es dann im Einzelhandel. Die Specials gibt es in den Craft-Beer-Läden.

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Wie steht es um die Etablierung eurer Marken? Kennen Euch die Verbraucher schon und gibt es schon echte Fans? David Griedelbach: Wahrscheinlich sind es noch viele Impulskäufe von Menschen, die Craft Beer mal im Fernsehen gesehen oder davon gehört haben. Dann gehen sie in den Edeka und sehen ein Craft-Beer-Regal, finden es zwar teuer, nehmen aber mal eine Flasche mit. Und plötzlich ist das Regal leer. Momentan gibt es großes Interesse – dank der Presse – aber auch dank einer gewissen Neugier der Verbraucher. Michele Hengst: Der Berliner Craft-Beer-Markt ist differenziert vom Rest der Republik zu betrachten. In Berlin ist das Thema schon sehr weit. Hier hast du im Supermarkt definitiv Kunden, die ganz explizit nach unseren Marken greifen, also echte Fans. National sieht es ganz anders aus. Katharina Kurz: Wir alle haben Fans von unseren Marken. Da ist ein wirklicher Markenaufbau erfolgt. Unsere Biere sprechen nicht nur die Nerds an, sondern viele neue Leute, die an das Thema Craft Beer herangetragen werden. Die fragen nicht nur nach den ausgefallenen Sorten, sondern auch nach unseren „normalen” Bieren, die du im Supermarkt bekommst. Darüber hinaus bieten wir ein echtes Gastronomie-Erlebnis. Wer uns besucht, kann BRLO erleben. Unser Brauhaus ist unsere Heimat. Da bekommst du Tee-Bier oder Berliner Weiße mit Stachelbeeren. Und in der Folgewoche haben wir dann irgendetwas anderes Tolles. Es ist diese Mischung, die den Unterschied macht und Storytelling ist natürlich auch wichtig. Du brauchst Geschichten, die du um deine Marke herum erzählen kannst. Aber zuerst muss natürlich die Bierqualität auch stimmen. Sonst trinkt man es einmal und kauft es nicht wieder.

Fotos: Alexander Freundorfer

„Um Craft zu sein, musst du deinen Kessel mit einem drei Meter langen Holzlöffel umrühren“


CRAFT BEER Auf welche Herausforderungen muss sich ein junger Craft-Beer-Brauer einstellen, womit hattet ihr zu kämpfen? Katharina Kurz: Die letzen Jahre waren ein wilder Ritt und wahnsinnig viel Arbeit. Das Allerschwierigste sind Logistik und Effizienzen. Logistik is a Bitch. Bier ist ein Produkt, das schwer ist, bewegt werden muss und zügig verbraucht werden muss. Das ist nicht wie bei einem Gin, von dem eine Bar eine kleine Kiste kauft und die ein paar Monate dasteht. Du brauchst genug Kisten zum Abfüllen und die verschiedenen Braustätten müssen koordiniert werden. Ständig geht irgendetwas schief. Wir haben jetzt eine Fuck-up-Liste eingeführt, um zu prüfen, was alles schiefgeht. Das gibt uns Aufschluss über die Sparpotenziale gesetz den Fall, es würde alles reibungslos laufen. Michele Hengst: Generell ist es so, dass wir neue Wege gehen und versuchen, smartere Lösungen für Probleme zu finden. Das ist der Gründer- und Unternehmergeist, der noch in uns steckt und den wir auch brauchen. Wir haben unsere Brauerei in einem denkmalgeschützten Gebäude gebaut. Das war natürlich ein Riesenakt. Ansonsten ist die Logistik auch bei uns ein großes Thema. Wir stehen in einer Abhängigkeit zu kartellartigen Strukturen. Es ist egal, wen du anfragst, du bekommst von jedem den gleichen Preis. Nehmen wir beispielsweise den Bereich Rahmen. Die Lieferanten reden einfach nicht mit dir, wenn du nicht eine halbe Million Leerrahmen auf einmal bestellst, wie es Beck's und Co. machen. Du be-

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Wie steht es um euer Wachstumspotenzial? Any last words? Thorsten Schoppe: Der Verbraucher will, dass wir klein bleiben. Sobald du den Prozess digitalisiert hast, bist du schon nicht mehr Craft. Um Craft zu sein, musst du deinen Kessel mit einem drei Meter langen Holzlöffel umrühren. Vor ein paar Tagen war der Brauer der Brooklyn Brewery, Garrett Oliver, bei mir. Er hat erzählt, dass es immer interessanter wird, je größer sie werden, da sie mehr experimentieren können. Sie haben das Geld, um sich auszuprobieren. Es muss in den Markt investiert werden. Ich war früher auch kleiner und habe nur für mich alleine sorgen müssen. Es ist schön zu wachsen. Das ist nicht nur unternehmerisch gesund, sondern dein Produkt wird auch immer besser. Katharina Kurz: Wir sind in Deutschland noch ganz am Anfang. Da ist noch unglaublich viel Luft nach oben und wir müssen aufpassen, dass wir uns jetzt nicht kaputtreden, bevor es richtig angefangen hat. Brauereien, die jetzt die Botschafter der Szene sind, wird teilweise vorgeworfen, sie seien schon zu groß. Betrachten wir die Hektoliter, ist dieser Vorwurf einfach lächerlich. In diesem Kontext müssen wir aber aufpassen und müssen diese deutsche Erwartung, man müsse noch mit einem Löffel dastehen und selbst rühren, überwinden.

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CRAFT BEER

E K M E S L I L U A NO H A U N * A E E R G M K B F R A VO LEM Was sind die heutigen Herausforderungen für einen Brauer und wie verändert sich der Markt? Die mediale Aufmerksamkeit für das Thema „Craft“ hat den Markt geöffnet. Dadurch ist es für uns einfacher geworden, die eigenen Produkte im Lebensmitteleinzelhandel oder bei den Zwischenhändlern zu positionieren. Ansonsten sind es vor allem die Regularien, die unsere Arbeit erschweren und Gewinne schmelzen lassen. Die Inflation bei den Bau- und Lohnkosten macht es zudem sehr schwer, noch rentabel zu arbeiten. Beide Faktoren werden zukünftig zu erheblichen Preisanstiegen für die Konsumenten führen. Zur Zeit starten viele neue Brauereien. Rechnest du auch mit einem Brauerei-Sterben der etablierten? Das Brauerei-Sterben hat ja schon vor vielen Jahren stattgefunden. Der Ausstoß der neu gegründeten Brauereien ist so minimal, dass er den Großen auf absehbare Zeit nicht schaden dürfte. Im Gegenteil: Eine steigende Wertigkeit des Produktes Bier in den Augen des Konsumenten sollte dazu führen, dass auch die etablierten Brauer wieder vernünftige Preise für ihre Produkte verlangen können und somit auch deren Überleben sichern.

Hat Craft Beer das Potenzial zur Tradition? Die Brewers Association, die „Erfinder“ des Begriffs „Craft“, definiert diesen eindeutig mit starkem Fokus auf Handwerk und Regionalität, aber z.B. auch Kreativität. Das entspricht im Wesentlichen der Art und Weise, wie die meisten kleinen und mittelständischen deutschen Brauer ohnehin arbeiten. Im Grunde handelt es sich somit lediglich um eine Entwicklung zurück zu den Ursprüngen des Bierbrauens, gewürzt mit einer Prise zusätzlicher Kreativität. Neu und sehr erfreulich ist die mediale Aufmerksamkeit, die das Thema Bier mit dem Aufkommen des Begriffs „Craft“ wieder genießt. Ich gehe davon aus, dass sich „Craft“ dauerhaft als Marktsegment etablieren wird. * An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an das Brauhaus Lemke für die Beherbergung des „Craft Beer Round Tables“.

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Person: Oliver Lemke, Gründer, Inhaber und Geschäftsführer URL: lemke.berlin Gründung: 1999 mit Lemkes Spezialitäten-Brauerei, Brauhaus am Hackeschen Markt Mitarbeiter: 12 Biere im Sortiment: 8

Beim Oktoberfest steigen die Bierpreise jedes Jahr. Bei den sogenannten Fernsehbieren stagnieren sie. Wie ist die Situation im Einkauf? Die Bierpreise in Deutschland, gerade im Bereich Flaschenbier sind ein Skandal. Produktionsaufwand und Kapitaleinsatz für die Produktionsmittel stehen im im Vergleich zu anderen Getränken in keiner Relation. Eine Preiskorrektur ist dringend erforderlich. Die inflationäre Preisentwicklung im Einkauf zeigt das umso dringlicher.

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Fotos: BRAUEREI LEMKE BERLIN GMBH, Julia Schwendner, Christian Thiel/Marc-Oliver Huhnholz

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N E M S T I DMEM O F F Die deutschen Brauer sehen Craft-Biere als Bereicherung. Viele der Mitgliedsbrauereien des Brauer-Bundes – kleine, mittlere wie große Betriebe – sind erfolgreich im Craft-Segment unterwegs, zum Teil schon seit vielen Jahren. Wir sehen in Deutschland und Europa eine Entwicklung, von der alle Brauer profitieren: Craft gibt den Brauereien die Chance, Braukunst, Braukultur und Biervielfalt wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken, die Wertigkeit des Genussmittels Bier zu steigern und neue Konsumentenkreise zu erreichen. Wir schätzen, dass es allein in Deutschland mittlerweile rund 6.000 verschiedene Biermarken gibt, wobei das Pils mit über 50 Prozent Marktanteil in der Beliebtheit der Verbraucherinnen und Verbraucher unangefochten auf Platz eins steht, gefolgt von den Sorten Export- und Weizenbier. Wenn neuerdings immer mehr hopfen- und malzbetonte, aromaintensive Biere als „Craft-Biere“ die deutsche Biervielfalt bereichern, wird damit der seit jeher vielfältige Biermarkt noch facettenreicher. Tatsache ist: Nirgendwo ist der Biermarkt so abwechslungsreich wie in Deutschland, in keinem anderen Land haben die Verbraucherinnen und Verbraucher eine größere Auswahl. Deutsche Biertrinker könnten rein rechnerisch mehr als 15 Jahre lang jeden Tag ein anderes Bier probieren.

Oliver Wesseloh, Geschäftsführer, Kehrwieder Kreativbrauerei Oliver Wesseloh e. K. Wir leben Bier, beschäftigen uns den ganzen Tag damit und haben auch schon alle unsere Freunde „versaut“ – ein Fernsehbier rühren die auch nicht mehr an. Die mediale Aufmerksamkeit ist groß und endlich wird wieder positiv über Bier berichtet, Bier ist wieder in aller Munde. Wir kreativen Brauer verzeichnen Wachstumsraten, von denen die großen Brauereien nur träumen können, denn der Gesamtmarkt schrumpft seit Jahren. Dennoch werden wir mit unseren kreativen Bieren auch langfristig

Marc-Oliver Huhnholz, Pressesprecher, Deutscher Brauer-Bund e. V. Es gibt tief in Bayern Familienbrauereien, die seit Jahrhunderten brauen und nun auch erfolgreiche Craft-Biere anbieten. Und es gibt Familienbrauereien, die einmal ganz klein angefangen haben und heute ihre nationalen Marken im Fernsehen bewerben. Die deutsche Brauereilandschaft und die regionalen Biermärkte sind so bunt wie nie zuvor. Wir sollten diese Biervielfalt genießen statt zu versuchen, sie in Schablonen zu pressen.

nur einen verhältnismäßig kleinen Anteil des deutschen Biermarktes einnehmen – dieser ist dafür aber umso lukrativer, wie ein Blick in die USA zeigt, die uns in Sachen Biervielfalt um Jahrzehnte voraus sind. Hier liegt der Marktanteil der Craft Breweries bei 12,3 Prozent Marktanteil, deren Umsatzanteil bei 21,9 Prozent. Eine Entwicklung, von der alle Beteiligten profitieren: Die Lieferanten freuen sich, dass ihre Rohstoffe wieder wertgeschätzt werden und über Aroma und Qualität gesprochen wird, statt über Menge und Preis; wir Brauer können ohne Kompromisse handwerklich brauen, was uns gefällt; die Händler, die am Verkauf einer herkömmlichen Kiste Bier schon lange nichts mehr verdienen, sie haben an einer Flasche Kreativbier den gleichen Stücknutzen wie an einer Kiste Fernsehbier; und last but not least natürlich und vor allem die Konsumenten, die keinen billigen Einheitsbrei wollen, sie haben eine Auswahl spannender Produkte, die sie nach ihren Bedürfnissen und Gelegenheiten auswählen können. Auch wenn die große Masse vermutlich immer über den Preis die Kaufentscheidung trifft, egal ob beim Bier oder auch beim Kaffee, bei der Schokolade oder beim Fleisch, wächst die Gruppe derjenigen, die finden, dass Geiz nicht geil ist und die sich wieder damit auseinandersetzen, was sie zu sich nehmen und wie, womit und unter welchen Bedingungen die Produkte hergestellt werden.

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Die Einsatzmöglichkeiten künstlicher Intelligenz scheinen unendlich und schwer zu fassen. Dass wir die Schwelle zum Zeitalter der KI überschritten haben könnten, wird durch IntelligentX deutlich. Gründer Rob McInerney über sein Unternehmen, das er zum kundenzentriertesten Unternehmen der Welt bauen möchte. Von Nadine Meya 96

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Foto: IntelligentX

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CRAFT BEER

Es ist das alte Problem: „Wir geben um die 60 Milliarden für Marktforschung aus. 75 Prozent der neuen Produkte scheitern jedoch noch im ersten Jahr. Dann geben wir 500 Milliarden für Werbung aus, um zu kompensieren, dass die falschen Produkte hergestellt werden und die Leute davon zu überzeugen, sie zu kaufen“, erläutert Rob McInerney vom Londoner Startup Intelligent Layer die Mechanismen des Marktes. Wer McInerney als Visionär bezeichnet, liegt sicherlich nicht ganz falsch. Der Jungunternehmer beschäftigt sich seit seinem Studium mit Anwendungsfeldern der künstlichen Intelligenz. Mit seinem Unternehmen Intelligent Layer ist nun der erste Schritt gemacht, maschinelles Lernen und computerbasierte Entscheidungen in die Produktion echter Produkte zu implementieren. Das Ziel: Unternehmen dabei zu helfen, nur noch Produkte zu entwickeln, die Konsumenten wirklich wollen.

Intelligent Layer hat zur Erprobung ihrer KI ein spannendes Produkt identifiziert: Bier Wie in anderen Teilen der Welt boomt die Craft Beer Szene auch in London. Diesen Trend machen sich McInerney und sein Cofounder Hew Leith zu Nutze. „Craft Beer ist ein Produkt, das sich ständig verändert. Mittlerweile werden Biere angeboten, die wir vor fünf oder sechs Jahren sicher nicht gesehen hätten. Der Geschmack der Menschen hat sich sehr verändert – und er verändert sich weiter“, erklärt McInerney. Ihr Startup-Projekt IntelligentX versucht mithilfe von künstlicher Intelligenz (sie nennen es Automatische-Brau-Intelligenz – ABI), das perfekte Bier zu produzieren. Damit dies gelingt, legt man im wahrsten Sinne des Wortes ein „Intelligentes Layer“ zwischen Verbraucher und Brauer. Dabei entsteht ein spannender Prozess: Konsumenten, die das AI Bier trinken, geben mittels ABI Feedback und definieren dadurch die Bierrezeptur nach ihrem Geschmack.

Zwischengelagerte Intelligenz „Wir arbeiten mit Algorithmen, die den Verbrauchern Fragen stellen, Feedback sammeln und dieses interpretieren. Diese Erkenntnisse fließen in die Verbesserung der Rezeptur des Bieres ein“, so McInerney. „Unsere Algorithmen sind gut darin, Variablen zu identifizieren, die sich verändern könnten. Dann sammeln sie zu diesen Variablen detailliertere Informationen, um schließlich das Rezept entsprechend anzupassen.“

Bier ist nur der Anfang Das Unternehmen hat Traction und große Pläne: Man möchte internationalisieren. Auch ABI soll in den kommenden Monaten als echte Plattform erreichbar werden. Bislang war das AI-Bier in der Brauerei der Gründer zu bekommen. Die KI wurde lediglich über die auf Flaschen abgedruckte URL „gefüttert“. Und natürlich möchte man die Produktpalette erweitern.

Die Krux der Technologie oder wohin mit der KI – ein neues Marketing „Wir wollen das kundenzentrierteste Produktunternehmen der Welt werden und eine Veränderung der Industrie bewirken, bei der die Wünsche der Verbraucher im Fokus stehen.“ Denn viele Verbraucher sind von der derzeitigen Produktvielfalt schlichtweg überfordert: „Die Verbraucher haben nicht das Gefühl, von der Industrie gehört zu werden. Sie erhalten nicht die Produkte, die sie haben wollen. Und auf die Änderung von Geschmack reagieren Unternehmen oft nur mit der Anpassung von Werbung und Marketing. Diesen Missstand wollen wir beenden.“ Inwieweit dies gelingen wird, hängt für McInerney davon ab, wie sehr diese Unternehmen ihre Geschäftsmodelle anpassen können. Die Hersteller sollen dabei natürlich auch von der Technologie profitieren. „Betrachten wir einen normalen Brauer. Er experimentiert und bringt dann ein neues Rezept auf den Markt. Viele Brauer gehen noch in Kneipen und hören sich an, was die Verbraucher zu ihrem Produkt zu sagen haben, sie führen mini Fokusgruppen durch und machen Marktforschung. Mit unserer Technologie können Produzenten in viel größerem Umfang mit Fokusgruppen arbeiten“, beschreibt McInerney die Vorteile der KI. Sie dient dem Austausch von Wissen und soll den Verbrauchern eine Stimme verleihen, die normalerweise ungehört bleiben.

Ein Leben mit KI Ob und inwieweit wir bald nur noch die Produkte kaufen, die wir tatsächlich wollen, ist nicht vorhersehbar. Die Demokratisierung der Produktionsprozesse ist dank IntelligentX auf einem vielversprechenden Weg. Es bleibt abzuwarten, in welchen anderen Lebensbereichen „Intelligent Layer“ helfen können, Prozesse in Richtung „gutes Leben“ zu optimieren.

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CRAFT BEER

N E D N U T S 4 O 2 E I N BRL D VO

Von Nils Lennard Behrens

Über den weltweit ersten Beer-Hackathon 70 Techies, Geeks, Designer und Coder kamen im September 2017 zum ersten Craft Beer Hackathon in der Brauerei BRLO zusammen.Das gemeinsame Ziel: die Craft-Beer-Szene nachhaltiger zu gestalten. Unterstützt wurden die 17 Teams von erfahrenen Mentoren der Berliner Brauerei-Szene, unter anderem von Stone Brewing Berlin, Schneeeule, The Mash Pit, Bierfabrik und Hopfenhelden. Die teilnehmenden Teams verfolgten unterschiedlichste Konzepte. Das Coder-Team Crosslend ein Blockchain-basiertes Kollaborations-Tool, das Bierbrauer als Genossenschaft vernetzt, um den Einkauf von Rohstoffen zu optimieren und transparenter zu gestalten. Das Team Brewup zielt auf Gypsy-Brewers, also auf Bierbrauer ohne eigene Brauanlage, und bringt Brauereien und Bierhersteller zusammen. Der Brauer soll so einen verlässlichen

Partner finden, während die Brauerei ihre Leerlaufzeiten reduzieren kann. Eine Nummer größer war das Konzept des Teams Brauerei-Experiment Evaluation Rootkit (BEER). Mittels branchenspezifischer Optimierungsalgorithmen soll maschinelles Lernen in den Brauerei-Prozess implementiert werden. Den Innovationen der Craft Beer Brauereien scheinen im Rahmen der Digitalisierung keine Grenzen gesetzt. Aber sind die erhaltenen Ergebnisse auch zu verwenden? „Der erste Craft Beer Hackathon war für uns ein voller Erfolg, bei dem alle Teilnehmenden viel Spaß hatten und über ein ganzes Wochenende großartige Ideen entwickelten, wie man Craft Beer nachhaltiger und weniger analog gestalten könnte“, resümiert Katharina Kurz, Geschäftsführerin von BRLO. Auch unter den teilnehmenden Teams gab es nur strahlende Gesichter, weil man 24 Stunden mit Forschen, Diskutieren, Coden und natürlich Trinken verbringen konnte. Bei der anschließenden Preisverleihung gab es für die Sieger einen Jahresvorrat an Craft Beer und eine Party im BRLO Brewhouse.

Fotos: BRLO

Die Ergebnisse des Hackathons wurden unter dem Label Open Source entwickelt und sind allen Interessierten unter gitlab.com/brlo-hack zugänglich.

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CRAFT BEER

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Von Nadine Meya

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Aus Wasser wird Bier Es war ein langer Weg, an dessen Anfang nicht mehr stand als die Idee eines Marktes. Es gab keine Spur der Biervielfalt, wie wir sie heute kennen. Im Gegenteil. Oliver erinnert sich an die kulinarische Tristesse, die in den Staaten vorherrschte: „Lange Zeit aßen wir sehr einfache Lebensmittel. An so etwas wie einen Spezialitätenladen zu denken, wäre absurd gewesen. Amerikanischer Käse war nicht mehr als Plastik. Das Brot glich einem chemischen Schwamm und das Bier schmeckte wie Wasser.“ Ein Aufenthalt in Europa öffnete ihm die Augen. Seine Leidenschaft für Bier war geweckt und zeigt sich heute in einer Symbiose aus alter und neuer Welt. „In Europa entdeckte wir die Grundlage, veränderten sie, kombinierten sie mit anderen Dingen und schickten sie zurück.“ In der 1988 von Steve Hindy und Tom Potter gegründete Brooklyn Brewery fand Oliver den Hort seiner Kreationen. Den heutigen Erfolg der Szene sieht er als Ergebnis harter Arbeit und Durchhaltevermögen. „Ende der 90er Jahre kam langsam ein neues Qualitätsbewusstsein auf, speziell bei Lebensmitteln. Doch für Bier galt das zunächst nicht.“ Um die neuen Biersorten zu etablieren, musste es gelingen, den Konsumenten nicht nur einmalig, sondern dauerhaft zu erreichen. „Natürlich kannst du Menschen dazu bringen, etwas zu probieren. Die Kunst ist aber, sie dazu zu bekommen, von alleine nach deinem Produkt zu fragen.“ Die Etablierung dieser Nachfrage war für Oliver eine der größten Herausforderungen: „Es war, als wäre man ein Fisch und hätte keinen Ozean. Wir mussten erst den Ozean erschaffen und ihn befüllen. Dann erst konnten wir darin schwimmen.“

Fotos: The Brooklyn Brewery / Carlsberg Deutschland GmbH

Von der Wiedergeburt der Esskultur und der Öffnung des Craft-Bier-Marktes. Craft-Beer-Pionier Garrett Oliver ist überzeugt: Der Wandel des Biermarktes ist Teil eines neuen Qualitätsbewusstseins

Garrett Oliver ist ein Überzeugungstäter. Der Brauer der legendären Brooklyn Brewery in New York hat die Anfänge des Trends Craft Beer in den Staaten miterlebt und mitgestaltet. Er erinnert sich noch gut an die Zeit, als Craft Beer nicht mehr war als eine Idee. Heute scheint er stolz darauf, eine Bewegung mitkreiert zu haben, die für ein neues Bewusstsein steht: Der durch herkömmliche Biermarken in Vergessenheit geratene, besondere Biergeschmack ist zurück.


Heute ist Craft Beer in aller Munde. Auf der ganzen Welt greifen die Menschen nach IPAs, Stouts und Pale Ale. Das Ergebnis eines Lernprozesses: „Wir mussten den Menschen beibringen, was es mit Craft Beer auf sich hat. Das ist ungefähr so, wie wenn du Menschen Jazz vermitteln möchtest. Du gibst ihnen das Bier und erklärst, wie es entstanden ist und warum es besonders ist. Dann kombinierst du es mit dem passenden Essen. Das machst du immer wieder und wieder.“ Inzwischen hat der Craft-Beer-Pionier das „Craft-Erlebnis“ auf über 900 Bier-Tastings, Dinnern und Kochvorführungen in 16 Ländern präsentiert. Doch seine Mission ist damit noch lange nicht abgeschlossen. Inzwischen hat Oliver auch mehrere Bücher über Bier in der Kombination mit Essen veröffentlicht. Denn natürlich will er möglichst viele Menschen zum Umdenken bewegen. „Es wird immer Menschen geben, die nur die ihnen bekannten Biere trinken werden. Viele Verbraucher denken bei Bier weiterhin an die 90 Prozent der Marken, die schon seit Jahrzehnten im Supermarkt stehen.“ Oliver überrascht das nicht. Für aufgeschlossene Konsumenten sind die neuen Biere eine Bereicherung. „Der Wandel ist da und die Menschen wollen die neuen Biere, doch sie müssen erst einmal verstehen, dass das Neue einen Platz in ihrem Leben einnehmen kann. Früher haben sie für eine Tasse Kaffee auch nur 50 Cent bezahlt und heute geben sie ein Vielfaches aus.“

„Die Menschen wollen die neuen Biere, doch sie müssen zunächst verstehen, dass das Neue einen Platz in ihrem Leben einnehmen kann“ „A Beer and a moment“ vs. deutsches Reinheitsgebot „An guten Tagen kannst du sehen, wie Menschen die Erkenntnis ereilt. Auf den ersten Blick nur ein kleiner Moment, aber mit einer Veränderung gleichbedeutend mit einem Plus an Lebensqualität. Wie bei der Entdeckung guter Musik. Die behältst du dein ganzes Leben.“ Ob diese Kreativität auch ein Angriff auf das Reinheitsgebot ist? „Ich denke nicht, dass wir das Reinheitsgebot herausfordern. Es hat die Qualität des deutschen Bieres bewahrt, aber auch die Kreativität unterdrückt. Als wolle man eine Symphonie kreieren, bei der man auf 30 Prozent der Instrumente verzichtet. Du bist dann noch in der Lage, eine gute Symphonie zu komponieren, aber sie wird niemals dieselbe Tiefe besitzen wie mit allen Instrumenten. Wir haben diese Instrumente wiederentdeckt und ich bin froh, dass sich so viele Brauer dafür interessieren.“

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Nicole Kunas ist Partnerin im Bereich International Tax Services bei EY in Berlin und sieht beim Thema Steuern für Start-ups beileibe nicht nur Risiken, sondern Chancen zur vorteilhaften Nutzung und Gestaltung.

STEUERN FÜR GRÜNDER Oft außerhalb des Fokus und doch existenziell: EY-Partnerin Nicole Kunas spricht über steuerliche Themen in Start-up-Un­ter­­ nehmen und den Steuerstandort Deutschland aus Sicht von Investoren und Start-ups Nicole, wie siehst du den Start-up-Standort Deutschland aus steuerlicher Sicht? In den letzten Jahren gab es mehrere Initiativen, um Start-ups auch steuerlich zu fördern. Das Förderprogramm INVEST etwa begünstigt private Investitionen durch Business Angels in junge, innovative Start-ups mit einem steuerfreien Erwerbszuschuss und einem Exitzuschuss, das heißt einer pauschalen Erstattung von Steuern auf Gewinne aus der Veräußerung von Anteilen. Auch mit der jüngsten Einführung eines fortführungsgebundenen Verlustvortrags zur Verrechnung mit zukünftigen Gewinnen nach einem Anteilseignerwechsel will der Gesetzgeber ausdrücklich insbesondere Start-ups vor nachteiligen Steuerfolgen schützen. Da Investoren sich häufig nur gegen Übernahme von Anteilen bei Start-ups engagieren, verbessert gerade diese Neuregelung die Situation der jungen Unternehmen. Deutschland hat in den vergangenen Jahren durch eine Reihe von Maßnahmen Fortschritte dabei gemacht, ein Start-up-förderliches Steuerrecht zu schaffen. Diese Rahmenbedingungen müssen unbedingt bewahrt und ausgebaut werden. Nennen

möchte ich hier den Erhalt der Steuerfreistellung von Gewinnen aus dem Verkauf von Streubesitzanteilen wie auch die anteilige Freistellung des Carried Interest von vermögensverwaltenden Fonds. Aus meiner Sicht muss die neue Bundesregierung den eingeschlagenen Weg weiter verfolgen und die Attraktivität Deutschlands als Standort für Unternehmensgründer und ihre Investoren weiter steigern.

„Deutschland könnte gerade im Vergleich mit anderen Ländern noch deutlich mehr steuerliche Anreize bieten“ Wie siehst Du das deutsche Steuerrecht bei der Förderung von Start-ups im internationalen Vergleich? Deutschland könnte gerade im Vergleich mit anderen Ländern, in denen eine ausgeprägte Start-up-Kultur herrscht, noch deutlich mehr steuerliche Anreize bieten. Blickt man auf das Vereinigte Königreich oder Israel, sieht man Verbesserungspotenzial beispielsweise bei der Besteuerung von Mitarbeiter-Beteiligungsprogrammen und bei der Innovationsförderung mittels steuerlicher Sonderregelungen, die einen Steuerabzug von Forschungs- und Entwicklungskosten und eine Steuerentlastung bei den Investoren und Gründern ermöglicht.


Für Investoren bietet das Vereinigte Königreich außerdem etwa unter bestimmten Voraussetzungen mit dem Entrepreneurs’ Relief eine steuerliche Entlastung beim Verkauf von Unternehmensanteilen durch Anwendung eines Steuersatzes von nur 10 Prozent auf den Veräußerungsgewinn. Außerdem werden Investitionen in junge Unternehmen im Rahmen des Enterprise Investment Scheme beziehungsweise des Seed Enterprise Investment Scheme steuerlich gefördert, indem Investoren einen Teil ihrer Kosten gegen die persönliche Steuerlast verrechnen können. Entsteht beim Verkauf der Anteile ein Gewinn für den Investor, ist er nach einer Haltefrist steuerfrei. Zudem können aus einem Verkauf resultierende Verluste steuerlich geltend gemacht und gegen andere positive Einkünfte gerechnet werden, sodass die Steuerbelastung insgesamt sinkt und die Kosten fehlgeschlagener Investitionen verringert werden.

„Bei Start-ups steht am Anfang die Verwirklichung ihrer innovativen Geschäftsidee im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit“

Woran sollten Start-ups im Bereich Steuern denken? Bereits im Stadium der Unternehmensgründung werden die steuerlichen Weichen gestellt: Die Wahl der passenden Rechtsform des Unternehmens und die Form der eigenen Beteiligung der Gründer kann nämlich später, zum Beispiel bei der Aufnahme von Investoren, eine große Rolle spielen. Häufig unterbewertet wird von den Start-ups auch der Bereich Umsatzsteuer. Falsch behandelt kann sie völlig unabhängig von der tatsächlichen Gewinn- oder Verlustsituation als Kostenfaktor das wirtschaftliche Aus für ein Geschäftsmodell bedeuten. Die steuerliche Komplexität steigt zudem überproportional, sobald ein Start-up grenzüberschreitend tätig wird, um in weiteren Ländern gleichzeitig sein Geschäftsmodell auszurollen und damit Skalierungseffekte zu nutzen. Werden die steuerlichen Rahmenbedingungen dabei nicht berücksichtigt, kommt es häufig zu einer Fehleinschätzung des Compliance-Aufwands und sogar zu nicht einkalkulierten Kosten des Geschäftsmodells in Form ausländischer Steuern. Große steuerliche Komplexität erleben wir auch und gerade beim Einstieg von internationalen Investoren. Hier geht es regelmäßig darum, die Realisierung von stillen Reserven nur für steuerliche Zwecke ohne entsprechenden Cashflow aus der Transaktion für das Unternehmen oder die Gründer zu vermeiden.

Wieso ist das Thema Steuern und steuerliche Compliance für Unternehmensgründer aus deiner Sicht so wichtig? Bei Start-ups steht am Anfang der Unternehmensentwicklung häufig und zu Recht die Verwirklichung ihrer innovativen Geschäftsidee im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wir beobachten daher oft, dass der von Beginn an erforderliche und konsequent zu betreibende Aufbau von Unternehmensprozessen und darunter auch die richtige Abwicklung steuerlicher Verpflichtungen nicht immer früh genug und mit ausreichender professioneller Unterstützung erfolgt.

Und wieso sollte sich ein Unternehmensgründer mit diesen Fragen an EY wenden? Der Einsatz von Erfahrung und Spezialkenntnissen, über die EY als weltweit beratendes Unternehmen verfügt, ist in jedem Fall dann ein Vorteil, wenn es um Aufgaben geht, bei denen Startups kostspielige Fehlentscheidungen treffen können. EY wendet hier einen integrierten Ansatz an. Im Rahmen der EY Start-upIni­tiative bieten wir abgestimmte Dienstleistungen und Beratung aus verschiedenen Bereichen wie Finance & Accounting, Steuern, Recht und Transaktionen an. Das ermöglicht uns in Teams, die mit der Kultur und den Geschäftsmodellen von Startups vertraut sind, sinnvolle Lösungen auch und besonders für die steuerlichen Themen bei Start-ups zu erarbeiten.

Gleichzeitig wachsen erfolgreiche Start-ups besonders schnell. Dadurch werden Prozessschwächen schnell zu Hindernissen bei der weiteren Entwicklung und auch bei der Suche nach Investoren, wenn etwa notwendige Informationen nicht oder nicht in ausreichender Qualität beschafft werden können oder steuerliche Compliance-Defizite im In- und Ausland aufgearbeitet werden müssen. Der dann beginnende nachträgliche Aufbau der Prozesse und die Vergangenheitsbewältigung sind sehr zeitaufwendig, häufig teuer und verzögern den weiteren Expansionskurs.

Um welche steuerlichen Fragestellungen kann es sich dabei konkret handeln? Abhängig vom jeweiligen Entwicklungsstand des Start-ups beginnt das Spektrum bei der steuerlichen Beratung und Unterstützung in Investitionsrunden und dabei insbesondere bei Fragen betreffend die Strukturierung von Beteiligungen durch Investoren. Häufig gibt es auch Beratungsbedarf zu Mitarbeiter-­ Beteiligungsprogrammen und, wie bereits angesprochen, im Bereich der Umsatzsteuer.

Eine Liste der Leistungen, die EY für jede Phase der Entwicklung eines Start-ups anbietet, ist auf unserer Website start-up-initiative.ey.com dargestellt. Wenn ihr Interesse daran habt oder in Zukunft Neuigkeiten von der EY Start-up-Initiative erhalten möchtet, schreibt einfach eine E-Mail an nicole.kunas@de.ey.com.

Sobald Start-ups sich mit ihrer Geschäftstätigkeit internationalisieren ist eine Steuerberatung durch Experten im Bereich des internationalen Steuerrechts und mit Verständnis der Besonderheiten von digitalen Geschäftsmodellen essentiell. Hier geht es darum, steuerliche Risiken einzuschätzen und die tatsächlichen Kosten der Internationalisierung im Steuerbereich zu verstehen und soweit möglich gering zu halten. Denn gerade bei digitalen Geschäftsmodellen stellen sich regelmäßig sehr komplexe und schwierigen Problemen, die zu lösen sind, damit Steuern nicht zum Hindernis für den Geschäftserfolg werden. Hier sind wir aufgrund der langjährigen Erfahrung unserer Teams und unseres globalen, integrierten Expertennetzwerks sehr gut aufgestellt.


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5 JAHRE BVDS Das Gespräch führte Jan Thomas.

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Foto: David Lemanski

Der Bundesverband Deutsche Startups feiert sein fünfjähriges Bestehen. Höchste Zeit für ein Zwischenfazit. Florian Nöll und Sascha Schubert, die Vorsitzenden des BVDS, im Interview


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IM RENNEN UM DIE RICHTIGE POLITIK Die Gründung eines Verbands ist ein großer Schritt. Was waren eure Motive? Florian Nöll: Der Verband ist Mittel zum Zweck. Ausschlaggebend für die Gründung war die Erkenntnis, dass das deutsche Startup-Ökosystem nicht weit genug war, um international mithalten zu können. Wir stellten uns die Frage, woran das lag. Diese Frage treibt uns heute noch an und mündet in weitere, beispielsweise wie wir unser Ökosystem grundsätzlich weiterentwickeln können. Deutschland liegt beim Funding-Volumen und bei der Anzahl der Börsengänge noch weit hinter den USA zurück. Leider treffen wir noch immer auf ein politisches Unverständnis. Deshalb haben wir an diversen

Stellen noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Nicht selten müssen Strömungen innerhalb der Parteien, die Startups positiv gegenüber stehen, gegen jene unterstützt werden, die andere Dinge auf der Agenda haben. Das sind teilweise dicke Bretter, die es zu bohren gilt. Wie bewertet ihr die Bundestagswahl? Wo seht ihr Chancen und Risiken? Sascha Schubert: Wenn Jamaika kommt, sehe ich das als Chance. Wir haben eine Union, die sich in den letzten Jahren klar zur Startup-Industrie bekannt hat. Hier sind Ansprechpartner, die eingearbeitet sind und voraussichtlich auch in der nächsten Legislatur eine Rolle spielen werden. Wir haben eine

FDP, die quasi ihr gesamtes Wahlprogramm auf Digitalisierung aufgebaut hat. Jetzt sind sie in der Pflicht, das auch umzusetzen. Und die Grünen dürften mit Tatendrang in eine neue Regierung eintreten. Wir haben bei vielen Themen Gemeinsamkeiten. Viele Gründer wählen die Grünen aus persönlicher Überzeugung oder im Kontext von Themen wie Nachhaltigkeit, Energie oder Mobilität. Wichtige Themen, bei denen wir ein guter Ansprechpartner sind. Florian Nöll: Ich denke nicht, dass es unsere Aufgabe ist, Parteien zu bedauern. Wenn überhaupt, bedauern wir das Ausscheiden einzelner Personen. Wir hätten sicherlich gerne weiter mit Brigitte Zypries zusammengearbeitet.

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Wie ist euer Gefühl gegenüber den Politikern, mit denen ihr künftig arbeiten müsstet? Sascha Schubert: Bei denen, die auf politischer Ebene Verantwortung bekommen, sind wir optimistisch, dass wir entweder

wurde, angekommen – auch bei den Grünen. Ich denke, dass die Grünen am ehesten in der Lage sind, destruktiv zu denken und Themen radikal zu hinterfragen. In diesem Punkt ähneln sie einem Startup. Habt Ihr einen Wunschkandidaten für das Amt des Wirtschaftsministers? Florian Nöll: Nee, wir haben mit dem liberalen Wirtschaftsminister Rösler gut zusammengearbeitet, genauso wie mit zwei sozialdemokratischen Wirtschaftsministern. Wir kommen mit einer Ramona Pop gut klar, haben gute Beziehungen zu den Ministern in Baden-Württemberg oder zu einer CDU-Wirtschaftsministerin in Hessen.

„Startups bilden den Mittelstand von morgen, oder sogar die Basis für die Weltmarktführer von morgen“ gute Beziehungen haben, auf die wir aufbauen oder neue Beziehungen etablieren können. Wir hatten ein sehr effizientes Wirtschaftsministerium, das offen für Startups war und viel getan hat. Das Thema ist aber auch in den Parteien, in denen es früher nicht verstanden

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Und wie sieht es beim Thema Digital­ ministerium aus? Was muss eurer Meinung nach passieren, um den nächsten Schritt zu gehen?

Florian Nöll: Wir brauchen ein eigenständiges Digitalministerium. Da wir in erster Linie ein Wirtschaftsverband sind, der Startup-Interessen vertritt, nimmt dieser Punkt natürlich einen großen Stellenwert ein. Sascha Schubert: Bei der Berliner Wahl haben wir zuletzt, relativ laut einen Digitaloder Internetsenator gefordert. Der wurde nicht geschaffen. Es gibt in jeder Partei einen Mittelstandsbeauftragten, einen für Großoder Familienunternehmen. Unser Ziel ist es, dass in jeder Partei bei der Frage danach, wer für Startups zuständig ist, drei oder vier die Hand heben. Dazu muss klar kommuniziert werden: Startups bilden den Mittelstand von morgen, oder sogar die Basis für die Weltmarktführer von morgen. Zalando ist ein sehr junges Unternehmen, das an der Börse glaube ich fast so viel wert ist wie Lufthansa. Davon gibt es immer mehr – relativ jung und relativ groß. Diese Unternehmen stehen am Anfang ihrer Geschichte, nach zehn Jahren ist ja nicht Schluss. Bei SAP ging es nach dem Börsengang erst richtig los. Das Unternehmen ist von 1000 auf rund 80.000 Mitarbeiter gewachsen. Ich habe letztens mit einem Politiker gesprochen, der wusste nicht, dass

Fotos: David Lemanski

Interview im Wework Potsdamer Platz: Für Florian Nöll und Sascha Schubert steht fest, es gibt noch viel zu tun.


Zalando aus Deutschland kommt. Das ist ein Problem und ein gutes Beispiel für unser Tagesgeschäft, die Wahrnehmung für die Startups zu schärfen. Wenn man in diesem Kontext jetzt mal ketzerisch sagen würde: Rösler, Gabriel und Zypries haben eigentlich als Wirtschaftsminister aus Sicht der Startups überhaupt nichts erreicht? Florian Nöll: Das würde ich nicht unterschreiben. Rösler hat 2012 ein Maßnahmen-Papier zur digitalen Wirtschaft vorgestellt, das in der Legislatur der rote Faden war. Es wurden Themen wie das Börsensegment abgehandelt oder der Wagniskapital-Zuschuss. Es waren wichtige Themen zur KfW enthalten – dass sie wieder als Anker­ investor in Venture-Capital-Fonds fungiert. Irgendwie – auch wegen unserer Arbeit – haben wir es geschafft, dass die Bundesregierung auch 2013, obwohl die FDP nicht mehr dabei war, diesen roten Faden weitergesponnen hat.

ner mehr. Das führt zu konkretem Handeln an allen Stellen. In den Berliner Universitäten werden eigene Mittel zur Verfügung gestellt. Die Hochschulen, die ehemaligen Fachhochschulen erhalten ein Gründungszentrum, in dem sie alle zusammen arbeiten. Die Politik muss hier nicht nur einmal angestoßen werden. Das ist dann die Aufgabe einer Interessenvertretung, wie wir es sind. Was muss jetzt von der neuen Regierung gefordert werden, gibt es Handlungsempfehlungen, Stichwort Startup Agenda? Florian Nöll: Wir brauchen mehr Gründer. Das ist eine Frage der Bildung – aber auch das Thema einer Kultur der zweiten Chance. Jeder zweite Deutsche sagt, er würde nicht gründen, weil er Angst vorm Scheitern habe. Das ist eine immense Bremse. Ein weiterer Punkt ist das Thema Finanzierung. Wie schaffen wir es, aus den Kapitalsammelstellen – Versicherungsfonds und Pensionskassen – Eigenkapital zu mobilisieren. Wir ha-

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„Wir brauchen ein Zuwanderungsgesetz, denn Vielfalt ist für uns erfolgsentscheidend“

Das heißt, der Geist der FDP war nach wie vor präsent? Sascha Schubert: Man hat zumindest gute Konzepte nicht verworfen. Ein Sigmar Gabriel war nicht immer sehr präsent, womit wir nicht immer glücklich waren. Aber das neue Börsensegment hat er von Anfang bis Ende durchgedrückt und seinen Teil zur Umsetzung beigetragen. In der gleichen Zeit war Brigitte Zypries diejenige, die quasi die Fahnen hochgehalten hat und sich trotz anfänglicher Skepsis den Respekt der Szene erarbeitet hat. Bei ihr hatte man keinen Zweifel daran, dass sie Lust hat und nicht bloß irgendwie musste.

Was ist daraus entstanden? Welche Maßnahmen oder Instrumente hat Brigitte Zypries tatsächlich umgesetzt? Sascha Schubert: Ein wirtschaftspolitisches Instrument ist die KfW. Da sind die Mittel erhöht wurden und mit Coparion wurde ein Fonds geschaffen, in dem 225 Millionen liegen. Auch ein High-Tech Gründerfonds hat mehr Mittel bekommen. Das geht nur mit Unterstützung des Wirtschaftsministeriums. Jedes Landwirtschaftsministerium und jede Landesbank hat ihre Fonds erhöht. Die grundsätzliche Richtungsänderung pro Start­ ups hat dazu geführt, dass die Länder viel mehr gemacht haben. Früher hieß es Startups sind nicht relevant. Inzwischen sagt das kei-

ben Vorschläge gemacht, wie eine Umsetzung aus dem deutschen Mittelstand heraus beziehungsweise den vererbten Eigenkapitalmassen, die auf Tagesgeldkonten von Familienunternehmen rumliegen, funktionieren kann. Hier geht es um steuerliche Anreize. Mitarbeiterbeteiligungsprogramme müssen in Deutschland richtig geregelt werden. Als dritte Säule ist ein Zuwanderungsgesetz nötig, weil Vielfalt für uns erfolgsentscheidend ist. Apropos International - ihr seid auch außerhalb von Deutschland aktiv. Florian Nöll: Wir wollen Gründungsstandorte verbinden. Dazu haben wir ein Israel-Programm initiiert, das israelischen Startups hilft, den Weg nach Deutschland zu finden – entweder im Rahmen der Suche nach Mitgründern aus Deutschland oder bei der Suche nach Industriepartnern. In Indien machen wir etwas ähnliches. Indien ist ein riesiger Markt. Mit Blick auf die Entwicklung von China, wo inzwischen viele deutsche Startups unterwegs sind und wesentliche Umsatzanteile machen, sehen wir in Indien große Potenziale. Wir wollen den Markt be-

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Eine weitere Eurer Aktivitäten ist der Startup-Monitor, der gerade zum fünften Mal erschienen ist. Was ist Eure Motivation dabei? Florian Nöll: Wir wollen erklären, wie die Startup-Welt funktioniert. Aus Beobachtungen lässt sich nicht ermitteln, wie sich zum Beispiel die Startup-Szene in Leipzig oder in Kaiserslautern entwickelt. Wir brauchen einen Beleg, die empirische Unterfütterung für unsere politische Agenda.

steht dann, dass 75 Prozent es machen und gleichzeitig 95 Prozent denken, dass es nicht gut funktioniert. Gibt es Meilensteine und Ziele für die kommenden fünf Jahre? Wann sagt ihr „Mission accomplished“? Sascha Schubert: Ein Unternehmen, das in den letzten zehn Jahren gegründet wurde und bei dem die Gründer noch operativ an Bord sind – soll in den DAX. Dazu gehört ein geschlossener Finanzierungskreislauf, das heißt auch ein funktionierender Börsenmarkt. Zudem müssen wir einen kulturellen Wandel schaffen. Jeder Student muss die eigene Gründung als Berufsziel in Erwägung ziehen. Florian Nöll: Ein regelmäßiger Austausch mit der Politik ist wichtig. Nicht nur Studenten sollen an Startups denken, auch die Politik – mehr als jetzt. Wir wollen daran arbeiten, dass die Finanzierungslücke zu anderen Ländern weiter geschlossen wird. Künftig können Forderungen, wie ein Prozent des Versicherungsgeldes aus bestimmten Bereichen soll in Wachstumskapital investiert werden, das Ökosystem antreiben, sodass unser Finanzierungsrückstand im Vergleich zur Größe der USA nicht einen Faktor sieben oder acht zeigt, sondern vielleicht noch zwei oder drei. Wir können kein Google, kein Facebook bauen, wenn wir es uns leisten, nur zwei Milliarden in Startups zu investieren. Sascha Schubert: Es hat mich viele Gespräche gekostet, der Politik zu erklären, dass man mit Visionen nicht zum Arzt gehen muss, sondern an die Börse. Damals, als Rös-

„Mit Visionen muss man nicht zum Arzt gehen, sondern an die Börse!“ Sascha Schubert: Es müssen Fakten geschaffen werden. Wir wollen herausfinden, ob ein Programm beim Gründer angekommen ist und welchen Einfluss es auf die Strukturen hatte. Nehmen wir das Thema Frauen: Der Anteil von Frauen in Startups, die Startups gründen, steigt – langsam, aber stetig. Auch Entwicklungen bei den Schwerpunkten der Szene interessieren uns. Früher stand Fundraising thematisch auf Platz eins. Inzwischen ist das Thema Vertrieb wichtiger geworden. Es ist wichtig, Bescheid zu wissen, um zu entscheiden, ob man mit der Politik spricht. Betrachten wir die Zusammenarbeit zwischen Startups und etablierter Wirtschaft. Jeder beschäftigt sich damit, aber keiner weiß, wie der Status ist. Im Startup-Monitor

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ler gesagt hat, wir brauchen ein Börsensegment, danach Gabriel damit konform ging, da hatten wir die Themen plötzlich im Koalitionsvertrag. Bis dahin mussten wir Grundlagen klären: Was ist ein Startup? Wie finanziert es sich? Welche Rolle spielt da die Börse? Warum haben wir nicht die Zeit, zu besprechen, was alles schiefgelaufen ist, sondern müssen nach vorne blicken und zur Kenntnis nehmen, dass die Staaten in der gleichen Zeit aus ihrer New Economy „The Economy“ gemacht haben und wir nicht – zumindest nicht in der Digitalwirtschaft auf Weltniveau. Deshalb ist meine Herangehensweise: Was machen wir in den nächsten drei bis fünf Monaten? Da wird ein Koalitionsvertrag geschrieben. Was dann im Vertrag steht, wird vielleicht umgesetzt. Was nicht drinnen steht, wird auf keinen Fall umgesetzt. Es muss für uns das oberste Ziel sein, zu klären, wie viele Gespräche und mit wem wir diese führen müssen, damit die wichtigsten Punkte unserer Agenda aufgenommen werden. Noch eine letzte Frage. Glaubt ihr, dass ihr manchmal zu nah an der Politik dran seid und deshalb keinen ausreichend kritischen Dialog führt? Florian Nöll: Mein Eindruck ist, dass uns viele andere Verbände dafür beneiden, dass wir es geschafft haben, viele persönliche Beziehungen zu etablieren. Und meine feste Überzeugung ist, dass es uns in den letzten fünf Jahren nicht davon abgehalten hat, im entscheidenden Moment auch Zähne zu zeigen und auf politische Freundschaft keine Rücksicht zu nehmen, wenn es für die Startups wichtig war.

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Fotos: Bundesverband Deutsche Startups, Max Threlfall, Manuel Dolderer

treten, um den Weg für Startups zu ebnen und den Wissensaustausch zu organisieren.


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DIE ERSTEN SCHRITTE Als Internet-Unternehmer und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des BVDS kennt sich Thomas Bachem mit den Hürden des Geschäfts aus. Diese finden nicht selten ihren Ursprung in der Politik und markierten den Startschuss des BVDS. Ein Rückblick auf die Anfangstage des BVDS

Trotz seiner gerade einmal 31 Jahre gehört Thomas Bachem zu den wichtigsten Akteuren der Startup-Szene.

Von Nadine Meya Wir schreiben das Jahr 2010. Immer wieder waren „Startup-feindliche“ Gesetzgebungen im Gespräch. Der Aufschrei innerhalb der Gründerszene war zwar groß, außerhalb der Szene jedoch nicht zu hören. Zeit also, sich Gehör zu verschaffen. Motiviert von der Idee einer unabhängigen Stimme war schnell klar, dass dieses Ziel nicht erreicht werden könnte, würde man sich einfach nur in einen existierenden Verband eingliedern. „Ich wollte verhindern, dass wir den bestehenden Verbänden zu ähnlich werden, denn die waren, zumindest in der Außenwahrnehmung, sehr angestaubt und bürokratisch. Eine Neugründung speziell für Gründer machte viel mehr Sinn“, erinnert sich der damals 24-jährige Bachem zurück.

VOM MECKERN ZUM MACHEN „Mein unternehmerisches Selbstbild ist von der Überzeugung geprägt, dass Unternehmer Macher sind und keine Meckerer. Umso erstaunlicher war es, dass man in den Reihen der Startups immer wieder eine Art ‚deutsches Meckern‘ vernehmen konnte. Das musste man irgendwie anpacken und verändern“, erklärt Bachem. Der Zuspruch innerhalb der Szene war groß: „Es gab viele Unterstützer, aber leider wenige, die sich

damit aktiv beschäftigen wollten“. Und doch gab es einen engen Zirkel mit Personen wie Verena Delius, Constanze Buchheim, Alexander Koelpin oder Tilo Bonow, die erste Ideen austauschten. „Wir hatten sehr verschiedene Auffassungen darüber, was in der Umsetzung realistisch ist. Unklar war beispielsweise, ob wir bundesweit auftreten könnten oder nur in Berlin? Mir war jedoch von Anfang an klar, dass wir eine bundesweite Bewegung sein mussten“, so der Internet-Unternehmer weiter.

Der Schlüsselmoment war, als Florian Nöll, heute Vorsitzender des BVDS, parallel einen Verein für Gründungspolitik aufbauen wollte und per E-Mail zu einem Treffen einlud. Plötzlich wurde das Vorhaben konkret: „Florian ist ein sehr guter Politikkenner und hat den Verband zu dem gemacht, was er ist. Ich hatte in diesem Bereich gar keine Kenntnisse. Andererseits hatte ich ein starkes Netzwerk und hatte mir aufgrund der vielen Gespräche im Vorfeld zugetraut, innerhalb von einem Monat 100 Mitglieder für so

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5 JAHRE BVDS einen Verband zu gewinnen.“ Es herrschte Einvernehmen und so konnte die Basis für den Bundesverband nach nur zwei Wochen gelegt werden. Eine legendäre Gründungsversammlung im Gaffel Haus in Berlin kam zusammen. Rund 20 Personen unterschiedlichster unternehmerischer Herkunft, folgten dem Aufruf – von Jens Best, Tobias Kollmann, Erik Heinelt und David Hanf bis hin zu Mitarbeitern von KPMG, Google und auch einigen Privatpersonen. „Eine ganz skurrile Runde“, erinnert sich Bachem an diesen Moment. Bis zur eigentlichen Gründung sollten

„Ich bin überzeugt, Unternehmer sind Macher und keine Meckerer. Umso erstaunlicher war es, dass man in den Reihen der Startups immer wieder eine Art ‚deutsches Meckern‘ vernehmen konnte“

noch zwei Jahre vergehen, in denen die Initiatoren „jede freie Sekunde“ damit verbrachten, ihre Verbandsgründung voranzutreiben. „In dem Verband steckt bestimmt ein Jahr unbezahlte Arbeit von mir.“ Was ihn dazu motiviert hat, dieses Investment zu bringen? Einerseits die Leidenschaft dafür, „die Szene zusammenzubringen, zu netzwerken, Leute kennenzulernen“. Außerdem braucht es natürlich viel Leidenschaft. Denn nur so konnte aus dem anfänglichen „Hobby“ des Unternehmers die bundesweit einflussreichste Startup-Organisationen entstehen.

STARTUP AGENDA AUF EINEN BLICK – „MEHR GRÜNDER, MEHR VIELFALT, MEHR EUROPA“ Das sind die wichtigsten Forderungen der Startup Agenda 2017 des Bundesverbands Deutsche Startups:

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Zukunftskapital für das Wachstum deutscher Erfolgsgeschichten Deutschland braucht mehr Wachstumskapital für Startups, die international oder in anderen Bereichen durchstarten wollen! Dafür müssen Kapitalanlagerestriktionen angepasst und steuerliche Anreize für VC geschaffen werden. Zudem müssen gesetzliche Restriktionen liberalisiert werden, um Institutionelle Anleger für Investitionen zu öffnen.

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Über Steuern Investitionen in Startups steuern Deutschland muss an seinen rechtlichen sowie steuerlichen Rahmenbedingen für VC arbeiten, um international mithalten zu können. Ein Regelwerk für den gesamten Bereich des privaten Beteiligungskapitals muss her.

Mehr Business Angels gewinnen für mehr erfolgreiche Gründungen Deutschland braucht mehr Business Angels, um den Unternehmenserfolg von Gründern zu steigern. Risiken müssen minimiert, potenzielle Angel stärker geworben sowie ausgebildet und Investitionen attraktiver gestaltet werden.

Für unternehmerische Initiative werben – mehr Gründerinnen und Gründer von Anfang an Deutschland muss lernen, wieder ein Gründerland zu sein. Das Bild des Unternehmers muss wieder positiv besetzt werden. In Schule, Hochschule und der beruflichen Bildung müssen Entrepreneur­ ship Education und technologieoffene Infrastrukturen etabliert werden. Gründungsvorhaben während der Ausbildung und Begegnungen zwischen Gründern und jungen Menschen müssen gefördert werden.

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Mehr Gründerinnen für mehr Ideen Wir brauchen mehr Frauen als Gründer und auf Investorenseite. Dafür müssen wir mehr Mädchen für MINT-Fächer und Frauen für MINT-Studiengänge begeistern. Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehören überarbeitet. Ausländische Fachkräfte und Gründer willkommen heißen Deutschland muss Fachkräfte aus dem Ausland willkommen heißen. Um Einwanderungsprozesse zu vereinfachen, brauchen wir ein Zuwanderungsgesetz. Darüber hinaus brauchen wir ein Start­upVisum, um es Menschen aus Drittstaaten zu ermöglichen, zu gründen. Nicht zuletzt müssen Welcome Center aufgebaut werden.

Harmonisierung des Startup-Ökosystems in Europa Nationale Hürden müssen überwunden werden, um es Start­ ups in Europa zu ermöglichen, auf den Markt zuzugreifen und ein gemeinsames Ökosystem aufzubauen. Dazu sollten wir Markteintrittsbarrieren zwischen den Mitgliedstaaten senken und nationale Rechtsordnungen sowie steuerliche Rahmenbedingungen aneinander anpassen. Eine neue Deutschland AG Unternehmen und Startups müssen zur Digitalisierung der Wirtschaft stärker zusammenarbeiten. Um Synergien zu schaffen und Innovationen im Land zu halten sollten sich Unternehmertum und Startups mit Kapitalbeteiligungen und gegenseitigen Aufsichtsratsmandaten verflechten. Gesetzliche Anreize und attraktive Investitionsbedingungen für Kapitalgesellschaften müssen geschaffen werden. Die Wirtschaft braucht zur Stärkung eine Deutschland AG.


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1 | Gerade erst wurde der 5. Startup Monitor – eine BVDS-Studie zur Szene – veröffentlicht. (v.l.n.r.oben: Sabiha Dalis, Lukas Wiese, Christoph Stöckmann, Toni Schneider, Florian Nöll; v.l.n.r.unten: Malte Fritsche, Julia Kensbock, Prof. Dr. Tobias Kollmann, Jeanine Hurte) 2 | BVDS Vorstand sowie Gründer und Geschäftsführer (COO) der Door2Door GmbH Tom Kirschbaum gemeinsam mit Angela Merkel auf dem Weg zu einer besseren Organisation von Mobilität in Deutschland. (ganz links: Peter Tauber, l. vorne: Tom Kirschbaum, r. hinten: Maxim Nohroudi)

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3 | Mit Günther Oettinger auf der CEBIT 2016 im Gespräch zum Digital Single Market. (v.l.n.r.: Florian Nöll, Günther Oettinger) 4 | Die German Valley Week (hier die Delegation von 2014) des BVDS fand in diesem Jahr bereits zum fünfte Mal statt. Wie in jedem Jahr knüpfen deutsche Gründer im berühmten Silicon Valley Kontakte fürs Leben. 5 | Beim IT-Gipfel 2012 hat der BVDS gemeinsam die erste Startup Agenda auf den Weg gebracht und Philipp Rösler überreicht. (v.l.n.r.: Thomas Bachem, Florian Nöll, Philipp Rösler, Jimmy Schulz)

Fotos: BVDS, Door2Door GmbH

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Fotos: BVDS

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6 | Die German Valley Week mit der Delegation von 2014 7 | BVDS der ersten Stunde: Die Geburt des Verbands war ein langer Prozess und einte bundesweite Stimmen der Szene an einem Tisch. (v.l.n.r.: Florian Nรถll, Erik Heinelt, Thomas Bachem, David Hanf, Prof. Dr. Tobias Kollmann, Sascha Schubert) 8| Die German Valley Week mit der Delegation von 2015 9| Die German Valley Week mit der Delegation von 2013 gemeinsam mit Philipp Rรถsler

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BRIGITTE ZYPRIES Bundesministerin für Wirtschaft und Energie

2012 gründete Florian Nöll gemeinsam mit 17 weiteren Startup-Unternehmern den BVDS. „Lobbyismus für Anfänger“ titelte damals das Wall Street Journal. Der BVDS war damals ein Anfänger im besten Sinne: ein Startup. Der gerade veröffentlichte fünfte „Deutsche Startup Monitor“ beschreibt ein Startup als Unternehmen, das mit seiner Technologie oder seinem Geschäftsmodell innovativ ist. Das trifft auch auf den BVDS zu: Die Gründer haben vor fünf Jahren eine Lücke entdeckt und gefüllt. Sie haben ein politisches Sprachrohr für eine wachsende, aber noch wenig organisierte Gründerszene in Deutschland etabliert. Die Durchschlagskraft des Verbandes zeigte sich gleich bei der Bundesratsinitiative zur Besteuerung von Veräußerungen aus Streubesitz oder, wie die Startup-Szene es nannte, dem „Anti-Angel-Gesetz“. Nicht zuletzt der Hartnäckigkeit des BVDS ist es zu verdanken, dass für Business Angel und da-

mit auch für die Finanzierung von Startups keine zusätzlichen Belastungen entstanden sind. Eine weitere zentrale Forderung des BVDS aus der Anfangszeit war die Einrichtung eines neuen Börsensegments für Start­ ups. Dies haben wir im Bundeswirtschaftsministerium aufgenommen und den Round Table „Mehr Börsengänge junger Wachstumsunternehmen in Deutschland“ etabliert. Im März 2017 hat die Deutsche Börse schließlich mit „Scale“ genau ein solches Börsensegment eingeführt. Ein wichtiger Schritt nach vorne! Die Bilanz für einen so jungen Verband ist beeindruckend: Der BVDS ist ein wichtiger und handlungsfähiger Ansprechpartner für Politik und Wirtschaft. Die Zahlen des bereits im fünften Jahr veröffentlichten „Deutschen Startup Monitor“ werden von allen gerne genutzt. Auch das Bundeswirtschaftsministerium hat in den letzten Jahren eng und erfolgreich mit dem BVDS zusammenge-

arbeitet, viele seiner Anliegen unterstützen wir. Wir sind beim German Israeli Startup Exchange Program (GISEP) und dem German Indian Startup Exchange Program (GINSEP) dabei und fördern so beide die internationale Vernetzung. Das signifikante Mitgliederwachstum bescheinigt dem Startup-Verband eindrucksvoll, dass er die Positionen seiner Mitglieder auf der politischen Bühne erfolgreich vertritt. Kurzum: Der Startup-Verband ist selbst ein sehr erfolgreiches Startup. Deutschland braucht innovatives Unternehmertum und mehr Startup-Mentalität in Wirtschaft, Gesellschaft und auch Politik. Der Startup-Verband trägt mit seinen Initiativen maßgeblich dazu bei, dass wir ein funktionierendes Ecosystem für Startups schaffen. Ich wünsche alles Gute zum fünften Geburtstag und eine erfolgreiche Zukunft!

AM ANFANG DIE SKEPSIS

Kapitalbranche und die deutschen Fonds sammeln unglaubliche Summen ein, die bald in unzählige Startups in verschiedenen Stadien der Entwicklung investiert werden. Jede Menge Acceleratoren, Inkubatoren und Corporate-Acceleratoren sind in verschiedenen deutschen Städten entstanden (sogar in meiner alten Heimat Frankfurt am Main!). Wäre dies alles ohne den Startup-Verband möglich? Schwer zu beantworten, aber die hohe Zahl an Aktivitäten des Verbands zeigt, dass er einen guten Job macht. Früher haben nicht nur Politiker die Startups nicht verstanden, sondern auch die deutschen Corporates. Beide Gruppen, Politik und Corporates, tun dies jetzt, unter anderem dank des guten Drahts des Verbands zu den Start­ ups. Fachgruppen im Verband vereinfachen dies. Auf diversen Events wird „genetworked“, Firmen werden gekauft, zusammengeführt und weiterhin gegründet. Also, die Rahmenbedingungen stimmen! Es geht uns gut!

München, Stuttgart, Frankfurt, Köln und Düsseldorf – und last but not least – Sachsen. Mehr Dialog zwischen Politikern und Firmengründern muss her. Die Politik sollten wir dahin bringen, dass die Rahmenbedingungen im Interesse der Gesamtbevölkerung definiert und den Startups auch mehr Möglichkeiten zur Verfügung gestellt werden, zum Beispiel an Daten zum Testen der medizinischen Systeme (MedTech) zu gelangen und diese auch zu validieren. Natürlich müssen wir den Politikern auch die Angst nehmen, dass wir allein an personenbezogenen Daten interessiert sind und zeigen, was zum Wohle aller geschaffen werden kann.

MASOUD KAMALI Managing Director und Founder von WestTech Ventures

Als ich im Winter 2012 von der Gründung des BVDS hörte und einen Artikel darüber auf Gründerszene las, habe ich einen Kommentar geschrieben (anonym, da ich den einen oder anderen Initiator der Gründung persönlich kannte): „Die Startups sollten große Firmen bauen und sich um die Arbeit der Gründung kümmern – und nicht Verbände, um nur Blabla zu ernten.“ Ich hatte Sorge, dass wir nur „Talk the Talk“ und nicht „Walk the Walk!” machen. Also, nur reden und nichts tun! Es sind jetzt fünf Jahre vergangen und ich wurde eines Besseren belehrt! Der Start­ up-Verband ist heute stärker als in der Anfangsphase: Zalando, Delivery Hero und andere sind „Unicorns“ und an der Börse, Parteien geben sich digital, es werden immer mehr Gelder in verschiedene Phasen der Unternehmen investiert. Internationale Investoren sind fester Bestandteil der deutschen

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WÜNSCHE AN DAS GEBURTSTAGSKIND Ich verstehe, dass der BVDS wie ein Lobbyist funktioniert und Berlin die besten Voraussetzungen dafür bietet. In nationalen Angelegenheiten kommen wir an Berlin nicht vorbei, aber es läuft auch viel mehr in der „Provinz“ – dank unseres föderalen Systems. Werdet föderaler und schaut mehr nach

DIALOG MIT DER BEVÖLKERUNG Startups sind Teil und Beschleuniger der Globalisierung. In Deutschland leben mehr als 18 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Die meisten stammen aus den europäischen Ländern. Mehr als ein Drittel der Gründer haben einen Migrationshintergrund. Wir sollten den Beitrag, den solche Gründer leisten, aufzeigen und mit der Bevölkerung über die gemeinsame Zukunft debattieren. Wir sind nicht Jobkiller, sondern Zukunftsgestalter! Wer kann dies besser vermitteln als der Startup-Verband? In diesem Sinne: Herzliche Glückwünsche!

Fotos: Stefan Kny, Susie Knoll

„DER BVDS WAR DAMALS EIN ANFÄNGER - IM BESTEN SINNE: EIN STARTUP“


Mein Private Banking ist PUNK* * PersĂśnlich. * Unkonventionell. * NatĂźrlich. * Kosmopolitisch. Das Private Banking der Berliner Sparkasse. Mehr in Berlin.

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5 JAHRE BVDS

DESWEGEN SIND WIR MITGLIED BEIM BVDS „In MV ist es schwerer als in Hubs wie Berlin sich mit der Start­ up-Welt zu vernetzen. Der BVDS hat uns vernetzt und in viele Themengebiete eingebracht. Wir freuen uns sehr auf die German New York Week!“ - Hanna Bachmann „Wegen der Menschen, wegen der Kontakte, weil ein Verband in puncto Interessenvertretung für Startups ganz andere Möglichkeiten bietet, weil wir extrem viel von guter Vernetzung halten, weil der Verband Zugang zu spannender Infrastruktur und einigen Chancen eröffnet, …“

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„Weil wir die Arbeit des Verbands und seine Rolle als nationale Stimme für Jungunternehmer überaus wichtig finden und schätzen. Als führende Interessenvertretung ist er unerlässlich, da er sich für eine stärkere politische Wahrnehmung der Bedürfnisse von Gründern einsetzt. Darüber hinaus befürworten wir die Vernetzung und den Austausch der Startup-Szene.“

- Daniel Krauss

- Nikolai Roth „Als Mister Spex vor knapp zehn Jahren gegründet wurde, war Deutschland – vor allem im internationalen Vergleich – alles andere als gründerfreundlich. Seitdem hat sich einiges getan, aber wir sind noch lange nicht an dem Punkt, an dem innovatives Unternehmertum fest in der (politischen) Gesellschaft verankert ist. Der Verband ist für uns ein Partner, um unseren Interessen eine Stimme zu geben.“ - Dirk Graber

„Der Zugang zu tollen Events, Netzwerken und Menschen. Geleb-

„Weil wir den Austausch mit anderen Start­ ups sowie Akteuren im Digitalumfeld und die Nähe zur Politik sehr schätzen.“ - Peer Schulz

te Kooperation im besten Sinne!“

- Frieder Damm

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„Der Austausch mit anderen Startups ist uns sehr wichtig. Zudem sind die guten Kontakte zu anderen Verbänden und zur Politik sehr wertvoll.“

„Bündelung der Startup-Interessen, Netzwerk, Informationen“

- Anna Kaiser & Jana Tepe

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5 JAHRE BVDS

DAS WÜNSCHEN WIR UNS VOM BVDS „Weiterhin so gute Arbeit, Veranstaltungen und ein Brückenschlagen zwischen New and Old Economy – denn wir sind eine Wirtschaft!“

10 Mitglieder vom Bundesverband beziehen Position!

„Wir wünschen uns, den Fokus ein Stück weit von Berlin auch auf andere Bundesländer zu verlegen und auch ggf. in NRW mal ein Event zu organisieren.”

- Anna Kaiser & Jana Tepe „Weiterhin eine gute Repräsentanz der deutschen Startups gegenüber der Politik, Unterstützung bei wichtigen Themen wie der Lockerung von Regulierung, der Unterstützung bei den Themen der Digitalisierung und der dazugehörigen Infrastruktur in Deutschland.“ - Daniel Krauss „Digitalisierung und Gründertum dürfen nicht länger nur Buzzwords im Wahlkampf sein, sondern müssen fest auf der Agenda der Bundesregierung verankert werden. Dazu gehören Themen wie, internationalen Fachkräften den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern, Regulierung und bürokratische Hürden abbauen. Hier erwarte ich eine klare Positionierung.“ - Dirk Graber

- Peer Schulz

„Startups in D zu einem relevanten Wirtschaftssegment machen, Connect zur „alten“ Industrie herstellen, Rahmenbedingungen verbessern.”

„Lobbyarbeit für Startups, Netzwerke mit Konzernen, Aufbau von Acceleratoren und Inkubatoren“

- Stephan Noller

„Eine persönlichere Vernetzung der Gründer.“ - Hanna Bachmann

„Wir wünschen uns, dass der Verband seine Position weiter fundieren kann für eine stärkere, politische Durchsetzungskraft.“

- Hannes Mehring

„Eine Fortsetzung der guten Arbeit :)“

- Nikolai Roth

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ÄSTHETIK DES LICHTS IN WIRKSAMEN RÄUMEN Licht ist für Menschen eine der wichtigsten Voraussetzungen guten Lebens: Licht regt den wachen Geist an, bringt das Gemüt emotional zum Schwingen und hält unseren Stoffwechsel in Gang. Der ganze Mensch nimmt die Wirkungen des Umgebungslichtes auf. Entsprechend groß sind die Chancen und Risiken, die in der Lichtgestaltung eines Raumes liegen: Trübes, schwaches, ungünstiges Licht bedrückt und macht apathisch, eine anregende Lichtstimmung dagegen hellt auf und fördert die Leistungskraft. designfunktion kennt die eminente Bedeutung guter Lichtkonzepte für Büro- und Arbeitswelten und widmet sich daher dem Thema in den designfunktion Lichtwochen. Besonders spannend ist aktuell eine Produktreihe, die Lichtgestaltern neue kreative Möglichkeiten eröffnet: designfunktion Berlin stellt interessierten Architekten und Unternehmen exklusiv Haller E von USM vor.

WORAUF ES ANKOMMT: LICHT ALS PRODUKTIVFAKTOR In modernen Bürokonzepten zählt nicht nur die Flächeneffizienz und die Wirtschaftlichkeit der Räume. Unternehmen, die vielversprechende, aber rare Fachkräfte an sich binden wollen, planen auch gleich eine überzeugende Aufenthaltsqualität mit ein. Sie denken an eine Arbeitsumgebung, die die Gesundheit unterstützt und das Wohlempfinden steigert. Einen entscheidenden Einfluss auf diese Ziele hat das Beleuchtungskonzept. Es kann gleich mehrere Faktoren positiv beeinflussen: die emotionale Wirkung, die Ergonomie und Funktionalität des Raumes und nicht zuletzt die architektonische Aussage und Poesie der eingerichteten Arbeitswelt. Sie ist es, die aus einfachen Arbeits-

stätten motivierende und produktive Umwelten formt. Diesen besonderen Mehrwert in Büros zu erreichen, ist eine Frage der Kreativität. Ralf Tiedtke, Geschäftsführer von designfunktion Berlin, fasst diese Aufgabe zielorientiert auf: „Ich frage nicht, was Kreativität ist. Mich interessiert, wo ich im Raum kreativ sein kann.“

WAS QUALITATIVE LICHTPLANUNG LEISTET Ein nutzerbezogenes, wahrnehmungsorientiertes Lichtkonzept führt zu mehr Lebensqualität und Produktivität in Büros und Arbeitswelten. Die Räume werden als ästhetisch und einladend wahrgenommen, die Mitarbeiter fühlen sich wohl und gehen ihren Aufgaben mit mehr Freude und Kreativität nach. Die Experten von designfunktion erreichen dieses Licht, indem sie sich eng mit den planenden Architekten und Unternehmen abstimmen. Für Arbeitsplätze, Empfangs- und Wartebereiche, Konferenzräume und informell genutzte Räume wie Teeküchen und Kasinos gelten ganz unterschiedliche Anforderungen an gutes Licht. Dabei haben sie durchweg auch die technische Seite der Beleuchtung im Blick: Wie energiesparend und nachhaltig ist das Konzept? Welche Betriebskosten sind zu erwarten? Wie flexibel lässt sich die Lösung später einmal an veränderte Bedürfnisse anpassen?

ZUVERLÄSSIGE PARTNER FÜR EIN SPEZIELLES GEWERK Dabei können Architekten und Bauherren in allen Projektphasen auf die Expertise der Lichtspezialisten zählen: wenn gewünscht, von der Entwurfs- und Ausführungsplanung über Belieferung und Montage bis hin zur Baubegleitung. Was designfunktion darüber


hinaus auszeichnet, ist der enorme Marktüberblick des Unternehmens. Wenn es darum geht, in einem kaum überschaubaren Markt geeignete Produkte zu finden, beraten die Experten von designfunktion ganz unabhängig und schlagen Hersteller vor, die zu den Anforderungen am besten passen. Ein ausgesprochen durchdachtes und empfehlenswertes Produkt sollten Sie auf jeden Fall kennenlernen: USM Haller E. Die elektrifizierte Variante des modernen Regalklassikers.

USM HALLER E: DESIGN-STAURAUM JETZT MIT LICHT USM Haller ist seit vielen Jahrzehnten ein Klassiker im Markt der intelligenten System-Einrichtung. Jetzt hat ihm USM nach mehreren Jahren intensiver Forschung und Entwicklung eine Haller E genannte Reihe zur Seite gestellt, die das Regalsystem mit den metallenen Streben elektrifiziert. Haller E integriert Leuchten und USB Charger, ohne die klassische Eleganz zu stören. Der Trick besteht darin, die bekannten Verbindungsrohre für die Stromleitung zu benutzen und so die reduzierte Ästhetik des Systems zu erhalten. Leuchten und andere elektrische Komponenten werden einfach am Rohr eingeklinkt.

Fotos: NoelRichter

Praktisch sind die USB Charger für mobile Geräte, die wie die Leuchten ganz einfach dort angebracht werden können, wo sie gebraucht werden. Hier kommt zusammen, was zusammengehört: eine ästhetische, zeitlos schöne Gestaltung mit den eindrucksvollen Leuchtkörpern, die jeder USM-Haller-Einrichtung eine weitere, nützliche Funktion hinzufügen. Die angenehme Wirkung der Beleuchtung muss man gesehen haben. Es gibt so viele Möglichkeiten, Haller E zu verwenden – es ist sicherlich der einfachste Weg, sich das System selbst anzusehen, um sich in Ruhe inspirieren zu lassen. Genau dazu lädt designfunktion in Berlin im November zweimal ein.

Unser Schauraum in Kreuzberg Wir geben Ihnen Beispiele dafür, wie die Gestaltung mit Licht zum Ziel führt. Natürlich können Sie sich auch Haller E von USM aus der Nähe ansehen. the classic in a new light – Vorweihnachtlicher Lichterabend bei designfunktion 29. November 2017 Dr. Dienes, USM Group Product Development Director, hält um 18.00 Uhr einen Vortrag zur intensiven Entwicklungszeit und zu den schier unerschöpflichen Möglichkeiten von Haller E. Gemeinsam mit Ihnen wollen wir die Lichterwochen bei designfunktion ausklingen lassen und die Vorweihnachtszeit einläuten. Anmeldung und weitere Informationen über teresa.gertke@designfuntkion.de Veranstaltungsort designfunktion Gesellschaft für moderne Einrichtung Berlin mbH Lindenstraße 1 10969 Berlin Telefon: +49 30 4003376-00 berlin@designfunktion.de


Florian Langenscheidt, Unternehmer, Investor und ehemaliger Vorstand der Brockhaus AG auf dem NKF Summit: „Wir haben die neuen Player nicht ernst genommen und den Wandel verschlafen.“

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T H E „G EINF U A ER D N A “ U Z

Wie können etablierte Unternehmen von Start­ ups profitieren? Diese Frage stand im Mittelpunkt des zweiten NKF Summit, der als prominent besetzter „Crashkurs für Corporates“ sämtliche Erwartungen erfüllte

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NKF MIT

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Das Radialsystem V, eines der ersten Pumpwerke Berlins und im zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört, verbindet in seiner Architektur kongenial den restaurierten Altbau mit einem modernen Überbau aus Stahl, Glas und Beton. Die perfekte Kulisse also für den NKF Summit, der sich in der zweiten Ausgabe am 8. September genau diesem Thema widmete – der Verschmelzung von alter und neuer Welt. Der Unternehmer und Investor Florian Langenscheidt eröffnete vor rund 500 Teilnehmern den „­Crashkurs für Corporates“. Seine Botschaft: „Champions müssen offen für das Disruptive sein, das alles über den Haufen wirft.“ Es folgte ein Line-up von rund 40 ausgewählten Speakern, die in Vorträgen und Diskussionsrunden Herausforderungen benannten, Rahmenbedingungen forderten, aber auch konkrete Handlungsanweisungen gaben: „Lernt euch kennen, lernt die unterschiedlichen Sprachen kennen und kommt so näher zusammen“, appellierte Stephanie Renda, Vorstandsmitglied beim Bundesverband Deutsche Startups. Namhafte Unternehmen wie etwa Daimler, Audi, SAP, L’Oréal, Würth, Viessmann und EY nutzten den NKF Summit, um ihre Erfolgswege, Accelerator und weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit vorzustellen. Auf der anderen Seite präsentierten Startups wie Delivery Hero, Solarisbank, Opinary, Coolar oder Einhorn ihre disruptiven Geschäftsmodelle und Erfahrungen, machten aber auch deutlich, was etablierte Player ihnen voraus haben: „Für Corporates ist Wachstum wohl selbstverständlich, als Startup mussten wir das erst lernen“, erklärte Movinga-Geschäftsführer Finn Hänsel. Parallel zur großen Bühne bot der Deep Dive Room Workshops, unter anderem von Xing und I-potentials sowie Startup-Pitches zum Reinschnuppern. Weiterer Programmpunkt: Ein Speed-Networking mit einem Dutzend Investoren, darunter Join Capital, G+J Digital Ventures, Westtech Ventures, Eventures, Point Nine Capital, Partech und Cavalry Ventures. Max Viessmann, CDO der Viessmann Group, fand das passende Resümee für den NKF Summit bei Sokrates: „Das Geheimnis der Veränderung ist, dass man sich mit all seiner Energie nicht darauf konzentriert, das Alte zu bekämpfen, sondern darauf, das Neue zu erbauen.“ berlinvalley.com


Marcel „Otto“ Yon, Leiter des Cyber Innovation Hub der Bundes­ wehr: „Wenn wir das richtige Team zusammenstellen, können wir in zwei Jahren erreichen, was sonst zehn Jahre braucht.“

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Wie können Corporates und Startups erfolgreich zusammenarbeiten? Diese Frage steht im Mittelpunkt des NKF Summit. Nach der erfolgreichen Premiere im Dezember 2016 mit mehr als 200 Teilnehmern in der Berliner Location Von Greifswald zog die Neuauflage des „Start­ up-Crashkurses für Corporates“ im September 2017 rund 500 Teilnehmer ins Berliner Radialsystem V. Hochkarätige Vertreter aus Old und New Economy prägen die Reden und Panels des Hauptprogramms. Ergänzt wird die Konferenzreihe von Workshops und Startup-Pitches im Deep Dive Room sowie einem Speed-Networking mit Investoren. Die Redaktion von Berlin Valley begleitet das Event im Live-Blog und den sozialen Medien. Startups, Corporates und Investoren haben die Möglichkeit, sich im Rahmen dieser Konferenzreihe aufmerksamkeitsstark zu präsentieren. Der NKF Summit Vol. 3 wird voraussichtlich 4 stattfinden. nkf-summit.com im April 2018 in Düsseldorf

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1­ + 5 | Unterstützt wurde der NKF Summit Vol. 2 unter anderem von Berlin Cuisine und Aqua Monaco. 2 | Anna-Lena Kümpel (Berlin Valley) diskutierte mit Marko Wenthin (Solarisbank) und Frank Kebsch (Arvato) die Synergieeffekte der Zusammenarbeit von Startups und Corporates. 3 | Durch das Programm führte Berlin-Valley-Chefredakteurin Corinna Visser. 4 | Im Radialsystem V war auch körperliche Aktivität möglich. 6 | Andreas Winiarski (Earlybird) fragte Anton Waitz (Project A) und Johannes Bruder (Rocket Internet) nach ihren Investment-Kriterien. 7 | Susanne Hahn, Leiterin Lab1886 bei Daimler 8 | Norbert Muschong (Vorwerk) und Boris Kühn (Deutsche Bahn) diskutierten mit Julius Bachmann (Redstone Digital) unter Leitung von Stephan Dörner (T3n) Vor- und Nachteile eines strategischen Investments.

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N E M H E N G R N E U B T “ Ü R N R I O E T W W E „ T N N A A L R P E N V E D R Ü F

Max Viessmann, CDO der Viessmann Group, auf dem NKF Summit: „Wir wollten nicht ‚just another venture corporate‘ werden, sondern wir investieren in Themen, die unser Risiko diversifizieren.“

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INTERVIEW

Max Viessmann über Wege und Werkzeuge, ein 100-jähriges Traditionsunternehmen zu digitalisieren, und darüber, wie man die Mitarbeiter mit auf die Reise nimmt Das Gespräch führte Corinna Visser.

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roup ann G m s s e : Vi Name g: 1917 mann un d V i es s n n n Grü a h er: Jo n) 0 Gründ ter: 12.00 h es s e z-, i (Nord r von Hei e b rf r o a t d e l n l Mi e e l l n t s e ort: A r Her hlsystem Stand Führende d Kü n : u e c trie Ser vi Indus .d e n n ss m a e i v : URL

Max, wie bringt man ein Unternehmen mit hundertjähriger Tradition ins digitale Zeitalter? Durch erstaunlich pragmatische Maßnahmen, die zum Teil digital und zum Teil auch analog sind. Das Wichtigste für eine Organisation wie die unsrige mit 12.000 (Familien-)Mitgliedern ist, dass man eine Plattform schafft, um sich zu den Themen auszutauschen. Ich habe meine ersten zwölf Monate im Unternehmen damit verbracht, Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Leute abzuholen. Wir haben jeden Montag eine Q&A-Session veranstaltet, die wir dann mit einem Augenzwinkern TGIM genannt haben: Thank God it’s Monday. Das war ein enorm großer Hebel, um sowohl Bedenken und Ängste zu nehmen, als auch sehr konkret zu zeigen, was es alles zu gewinnen gibt.

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Was waren die großen Fragen, die da geklärt wurden? Bis vor zweieinhalb Jahren konnte niemand etwas mit dem Thema Digitalisierung oder Industrie 4.0 anfangen, es war total abstrakt. Die Leute haben sich schwer getan zu verstehen, wie weit digitale Elemente schon heute Teil ihres Alltags sind. Als Konsumenten sind wir daran gewöhnt, in einem Android- oder Apple-Ökosystem unterwegs zu sein und verschiedene Services zu nutzen. Aber weder unsere Lösungen und Produkte noch wie wir im Unternehmen zusammenarbeiten sind auf einem ähnlichen Standard. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie wir unsere Lösungen transferieren beziehungsweise die Zusammenarbeit verändern können. Dieser Ansatz hat den Leuten sehr geholfen, weil er sehr konkret ist. Die Politik und viele Medien sind super da­rin, den Leuten zu erklären, dass sie in Zukunft nicht mehr benötigt werden, weil Roboter und künstliche Intelligenz den Menschen überflüssig macht. Und das macht ihnen Angst. Diese Angst ist in Deinen Augen unbegründet? Wenn man zurückschaut – egal welche industriel-

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INTERVIEW le Revolution man betrachtet – ist es immer so gewesen, dass Technologie Teile der Arbeit des Menschen substituiert hat, aber nicht, um den Menschen zu substituieren, sondern um die Arbeit zu erleichtern. Wir als Unternehmen haben die Verantwortung dafür, Sorge zu tragen, dass wir die Leute noch besser einsetzen können und ehrlicherweise auch deren Arbeitserfahrung und Erlebnis noch besser gestalten. Wenn Technologie uns dabei hilft, dann ist das für alle Beteiligten erst mal positiv. Eure Produkte sind doch schon seit vielen Jahren mit Prozessoren ausgestattet. Worin liegt der große Unterschied? Unser Ausgangspunkt ist immer die Frage: Welchen Mehrwert stiften wir für unsere Kunden und unsere Partner. Das ist auch bei digitalen Produkten so. Heute heizen die Heizungen in den meisten Kellern dieser Welt fröhlich vor sich hin, wie der Heizungsbauer sie irgendwann einmal eingestellt hat. Das hat weder mit den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen zu tun, noch ist es effi­ zient. Der erste Schritt ist also, die Heizung zu vernetzen, damit sie in der Lage ist festzustellen, ob jemand zu Hause ist oder nicht. Wenn wir diese Daten in der Cloud haben, lernen wir über die Zeit die Bedürfnisse der Menschen kennen. So können wir Wärme dann zur Verfügung stellen, wenn sie tatsächlich benötigt wird, und leisten damit auch einen wichtigen Mehrwert für unseren Planeten, weil wir Brennstoffe effizienter einsetzen.

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Was bedeutet das für die Organisation? Es geht darum, uns anders zu organisieren: Wie können wir digitale Tools nutzen, um die Zusammenarbeit der Leute zu verbessern? Es geht gar nicht in erster Linie darum, Hierarchien abzubauen, aber indem man allen die gleichen Informationen zugänglich macht, ändert sich natürlich vieles. Wenn ich eine Q&A-Session per Google Hangout streame, erreiche ich eben nicht nur die 800 Leute vor mir im Auditorium, sondern ich erreiche 10.000 und mehr Leute in der Company und kann quasi eine Frage, die 80 Prozent der Leute beschäftigt hat, direkt beantworten. Das heißt, bei Viessmann in Nordhessen spricht man jetzt Englisch, um alle Leute auf einmal erreichen zu können? Die Sprachbarriere hat am Anfang eine große Rolle gespielt. Wir mussten den Leuten erklären, wie wichtig es ist, dass wir keinen Kollegen im Ausland diskriminieren. Wir haben sehr aktiv das Verständnis geweckt, dass wir noch enger zusammenwachsen müssen. Und weil wir eine sehr loyale Mannschaft haben, ist es sehr schnell klar gewesen. Wo es sprachliche Barrieren gibt, versuchen wir das zu überbrücken. Welche Ergebnisse haben die Fragestunden noch gebracht? Sie haben dazu geführt, dass wir unsere Mitarbeiter zu ganz bestimmen Themen wie etwa IoT weiterbilden konnten. Wir haben sehr gezielt E-Learning-Programme aufgesetzt. Im ersten Jahr ging es darum, dass die Mitarbeiter ihr Wissen und das Verständnis für die Themen erweitern. Im zweiten Jahr ging es dann an die Umsetzung. Die Q&A-Sessions haben dazu geführt, dass wir uns bes-

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ser abgestimmt haben. Jemand hat sich vor 400 Leuten hingestellt und gesagt, wo sein Problem liegt. Und dann wurden ihm dort Lösungen angeboten. Auf diese Weise haben wir uns synchronisiert, das war ein wesentlicher Treiber. Bekommt ihr in Nordhessen und anderswo die Talente, die ihr für die Zukunft braucht? Wir haben unseren Mitarbeitern gegenüber eine soziale Verantwortung. Das heißt, gerade wenn sich so viel verändert und die Halbwertszeit von Fähigkeiten sehr schnell abnimmt, müssen wir den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, dass sie auf den Zug aufspringen. Wir müssen sie in die Lage versetzen, dass sie auch in Zukunft ihren Beitrag leisten können. Deswegen war das Erwartungsmanagement ganz klar: Ein Jahr lang investieren wir in euch, ein Jahr lang fangen wir an, gemeinsam die Sachen umzusetzen, und überall da, wo wir uns professionalisieren müssen, weil die Themen komplexer werden und wir feststellen, dass wir nicht die richtigen Kompetenzen haben, dort verstärken wir uns. Das machen wir sehr dediziert, weil ein nordhessischer Heizsysteme-Hersteller zum Beispiel nicht Experte in User-Experience-Design ist.

DER E I , W ER DIE N E Z „HEI NGSBAUESTELLT U G N HEIZ NG EIN MIT DE U T HEIZ DAS HA ICHEN TS HAT, TSÄCHL N NICH TA NISSE ÜRF U TUN“ D E B Z Ihr habt eure Leute aber dazu gemacht? Genau, wir haben einen Teil der Leute dazu befähigt. Und wo die Veränderung so drastisch war, dass wir uns verstärken mussten, haben wir an unterschiedlichen Orten Teams aufgebaut, die sich darum gekümmert haben. Unter anderem auch in Berlin. Was habt ihr in Berlin für Aktivitäten? Die Digitalisierung läuft bei uns dreigeteilt. Der erste Teil ist: Wir transformieren den Kern. Der Zweite ist: Wir bauen digitale Produkte, die an das Kerngeschäft angrenzen. Das geht in den Bereich IoT, aber auch in Proptech und Constructiontech. Hier sehen wir eine strategische Nähe, darum ist es gut, auch die Plattform entsprechend zu bauen. Und der dritte Teil ist, dass wir diversifizieren. Wir haben in München den Wagniskapitalgeber Vito Ventures aufgebaut, der in Deep-Tech-Companys investiert. Vorher gab es keinen Fonds, der das gemacht hat. Leider ist es immer noch so, dass die Gründerteams im Bereich Deep Tech in Europa einfach nicht den Support bekommen, den sie verdient haben.


INTERVIEW Das wollt ihr ändern? Ja, es gibt noch viele Themen im Deep-Tech-Space, die heute nicht adressiert sind, und deswegen haben wir in Berlin Wattx aufgebaut. Als Company Builder setzt er sich damit auseinander, wie man einen Deep-Tech-Nukleus aufbauen kann, der so viel Expertise an einem Ort versammelt, dass die Gründer nicht immer wieder von null anfangen müssen. Das ist ein wenig wie das anfängliche Konzept von Rocket Internet. Damals war das Onlinemarketing eine differenzierende Fähigkeit, die die Rocket-­Companys nach vorne gebracht hat. Wir versuchen techlastigen Startups die nötigen Tools – Onlinemarketing, User-Experience-Design und Research – bereitzustellen, damit sie skalieren können. Wir sind jetzt ungefähr 100 Leute in Berlin und die Wachstumsgrenze ist noch nicht in Sicht.

Foto: Dominik Tryba

Wie soll es weitergehen? Wir haben eine Mission. Wir übernehmen Verantwortung für den Planeten, indem wir nachhaltige und kundenzentrierte Energielösungen anbieten. Wir fokussieren uns auf die Lebensräume der Menschen. Bei der Beantwortung der ‚großen‘ Energiefragen von morgen werden wir immer digital-/technologiegetrieben sein. Das heißt, wir als Unternehmen werden Wärme und Kälte, also die richtige Temperatur, immer maximal effizient zur Verfügung stellen und auf der anderen Seite werden wir uns damit auseinandersetzen, wie wir noch zusätzlich dazu beitragen können, dass unsere Erde auch für zukünftige Generationen lebenswert bleibt.

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N E N N E Ö L K E I R I V „W TUPS EN“ R N F A ST EN ÖF R Ü T Schnittstelle zwischen Corporates und Start­ ups: Boris Kühn, Managing Director Deutsche Bahn Digital Ventures, und Julius Bachmann von Redstone Digital leiten die Investments der Deutschen Bahn.

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Boris Kühn von DB Digital Ventures und Julius Bachmann von Redstone über ihre Zusammenarbeit, die Strategie und den Mut zum Risiko Das Gespräch führte Corinna Visser.

Julius, was ist das Konzept von Redstone? Julius: Wir sind die Schnittstelle zwischen Corporates und Startups. Redstone wird von Startups als Investor und von Kunden als Dienstleister, der für Corporate-Ventures-Fonds arbeitet und sie mit Startups zusammenbringt, wahrgenommen. Redstone unterstützt Corporates dabei, ihre Corporate-Venture-Capital-Aktivitäten in das richtige Setup zu bringen und übernimmt zum späteren Zeitpunkt auch das Fondsmanagement. Deutsche Bahn Digital Ventures ist einer unserer Kunden im Bereich Mobility, Transport und Logistik. Redstone hat eine Art Blaupause für verschiedene Unternehmen entwickelt, oder? Julius: Es gibt einen sehr rudimentären Prozess, aber eine Blaupause funktioniert da nicht, weil jedes Unternehmen seine eigene Strategie hat. Darauf stellen wir uns ein. Was wir machen ist customized. Boris, warum seid ihr von Deutsche Bahn Digital Ventures zu Redstone gegangen? Boris: Deutsche Bahn Digital Ventures gibt es seit November 2016. Bevor wir losgelegt haben, haben wir uns im Markt umgehört, wer uns in der Ramp-up-Phase unterstützen kann. Da ist uns Redstone von Marktteilnehmern wärmsten empfohlen worden. Wir sind zwar eine eigene Gesellschaft, aber Teil eines großen Konzerns. Um schnell Fahrt aufzunehmen, haben wir Redstone als Verstärkung an Bord geholt. Von wem ging der Impuls aus, einen Corporate-­ Venture-Fonds zu gründen? Boris: Der Impuls kam aus dem Vorstand. Wir haben das Thema lange diskutiert. Wir haben auch vorher in Startups investiert – allerdings aus dem M&A-Bereich heraus. Aufbauend auf einer detaillierten Marktanalyse haben wir letztlich vom Vorstand ein klares Mandat bekommen, diesen Fonds aufzubauen mit einem Commitment von 100 Millionen Euro für Startup-­Investments bis 2019. Julius: Das ist typischerweise, was in der Industrie passiert: Erst muss der Vorstand verstehen, dass das eine weitreichende strategische Entscheidung ist. 100 Millionen Euro ist wirklich ein großes Commitment. Dann arbeiten wir mit dem strategischen Stab und mit der M&A-Abteilung zusammen, um alles in eine Struktur zu gießen. Wie ist der Fonds angelegt, arbeitet er strategisch oder geht es allein ums Geldverdienen?

Boris: Die Ausrichtung ist vorwiegend strategisch, das Ziel, die Innovationskraft der Deutschen Bahn zu stärken und zugleich zu beschleunigen. Vor dem Hintergrund liegt unser Fokus zunächst darauf, interessante Startups zu finden, die im Mobilitäts-, Logistik- oder Smart-City-Bereich unterwegs sind. Diese Startups sollten weit genug vom Kerngeschäft entfernt sein, sie sollten aber durchaus an einer Technologie oder an einem Produkt arbeiten, die in drei, vier, fünf Jahren sehr wohl für die DB relevant sein können. Wir sind nicht der vorgelagerte M&A-Arm, sondern verfolgen einen klassischen Venture-Capital-Ansatz. Wir gehen Minderheitsbeteiligungen ein und beteiligen uns zusammen mit anderen Investoren an den entsprechenden Unternehmen. Unser Plus dabei ist, dass wir im Austausch zwischen dem Konzern und den Startups die Innovationskraft auf beiden Seiten beflügeln können. Die Startups profitieren dabei von unserem internationalen Netzwerk, bekommen den Zugang zu unseren Fachexperten, zu verschiedenen Märkten und ausgewählten Daten. Wir können den Start­ups sehr viele Türen öffnen und deren Entwicklung aktiv unterstützen. So entsteht für Konzern als auch Startup eine Win-Win-Situation. Julius: Das ist genau die Kombination, die wir suchen. Wir arbeiten mit sehr vielen Startups und mit verschiedenen Fonds zusammen. Von den Corporates kommt das Branchen-Know-how. Die Personen, die in dem Corporate-Venture-Arm sitzen und die den Konzern sehr lange kennen, bringen ihre umfangreiche Erfahrung ein und die Power, zum Beispiel beim Vertrieb und bei der Pressearbeit. Das ist wertvoll für die Portfolio-Firmen. Von unserer Seite kommt das Element Aufbau der Ventures. Die Redstone-Partner sind seit 15, 20 Jahren im Ökosystem. Sie sind selbst Gründer und Investoren und wissen, wie man Firmen aufbaut. So ergänzen wir uns ausgezeichnet.

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Die Deutsche Bahn hat den Accelerator DB Mindbox, die Plattform Beyond1435 und den VCFonds. Gibt es eine übergeordnete Strategie? Boris: Das kann man im Lebenszyklus gut erklären. Der DB Accelerator in der DB Mindbox spürt Leute mit guten Ideen auf. Da reden wir oft noch nicht von einer eigenen Firma, sondern über Gründer in einer frühen Phase. Es geht darum, mit neuen Ideen die Produktwelt der DB weiterzuentwickeln. Beyond1435 ist der Anlaufpunkt für innovative, disruptive Tech-Startups abseits des Kerngeschäfts, die gemeinsam mit der Deutschen Bahn und unseren Partnern ihre Projekte im Markt etablieren und weiter wachsen wollen. Wir arbeiten sehr eng mit diesen

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Kollegen zusammen. Allerdings kommt der Fonds erst dann ins Spiel, wenn es um eine konkrete Beteiligung geht. Das heißt, im Lebenszyklus setzt der Fonds da an, wo Beyond1435 aufhört. Alles ist Teil eines Ökosystems, der den Kern unserer Digitalisierungsstrategie bildet. Julius, ist das aus eurer Sicht empfehlenswert? Julius: Solange diese Unternehmen, die aus dem Acce­lerator kommen, von der Qualität her in den Deal­ flow passen, macht das Sinn. Wenn man aber aus politischen Gründen in ein Startup investiert, weil es aus dem eigenen Accelerator kommt, dann ist das schwierig. Aber so lange das ein gutes Unternehmen ist, gibt es keinen Grund, warum das nicht so sein sollte. Boris: Wir machen da keinen Unterschied. Wenn wir mit dem DB Accelerator zusammenarbeiten, haben wir den Vorteil, dass wir sehr frühzeitig mit den Unternehmen in Kontakt sind. Wenn wir uns entscheiden sollten, in das Unternehmen zu investieren, dann ist unser Qualitätsanspruch genauso hoch wie bei einem externen Startup. Es muss zu unserer Investment-Policy passen, der Reifegrad des Produktes oder der Technologie muss stimmen.

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Wie weit über die Schiene hinaus investiert die Deutsche Bahn? Boris: Wir begreifen den Mobilitätsmarkt weitreichend und schauen uns an, was links und rechts vom typischen Bahn- und Busverkehr relevant ist. Wir haben Ende Oktober Deutschlands ersten autonomen Bus im öffentlichen Straßenraum gestartet. Wir haben in den USA in Connected Signals investiert, ein Startup im Bereich Smart City, welches mithilfe von künstlicher Intelligenz die Rot- und Grünphasen von Ampeln zur optimalen Steuerung von Verkehren für einzelne Autos, autonom fahrende Flotten oder ganze Städte entwickelt. Am Ende des Tages werden wir über die intelligente Vernetzung von Mobilitätsketten sprechen. Da gehören Schiene und Bus genauso dazu wie der Individualverkehr. Gerade in Rich-

tung autonomes Fahren wird der Kunde der Bahn künftig erwarten, dass wir das intelligent vernetzen. Das heißt im Umkehrschluss, wir investieren – teilweise gemeinsam mit den Autoherstellern. Da gibt es Überschneidungen. Wenn immer mehr Corporates VC-Fonds auflegen, ist dann zu viel Geld am Markt, sodass die Qualität der finanzierten Startups sinkt? Julius: Ich glaube, ein Startup entscheidet sich nicht wegen des Geldes dafür, ein Investment von einem Corporate anzunehmen. Es ist so viel Geld im Markt, dass man wählen kann. Die Firmen, in die wir investieren möchten, sind alle so gut, dass sie von überall Geld bekommen würden. Es geht um mehr als Geld: um das Branchenverständnis, Vertriebspower und so weiter. Würdest du dir wünschen, dass die Deutsche Bahn bei ihren Investments noch mutiger ist? Julius: Wenn man sich das Portfolio der Deutschen Bahn anschaut, dann sind dort Investments dabei, die vom Risikoprofil durchaus Investments von international agierenden VC-Fonds entsprechen. Die Bahn hat ein tiefes Verständnis ihrer Industrie. Ich habe überhaupt keine Sorgen, dass es der DB an Mut fehlt – ganz im Gegenteil. Was sind eure Pläne bei DB Digital Ventures? Boris: Deutschland ist unser Heimatmarkt, aber im Hinblick auf ein ausgewogenes Portfolio wollen wir uns verstärkt im Ausland umschauen. Unser Investmentfokus liegt über Europa hinaus in den USA und Israel. In den USA werden wir uns nicht nur im Silicon Valley umschauen. Es gibt andere Hotspots wie Chicago oder Austin/Texas, die hochinteressant für uns sind. Perspektivisch möchte ich auch Asien nicht ausschließen. Wir werden uns als Fonds breiter aufstellen und uns auch personell verstärken, um das alles stemmen zu können.

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THE HUNDERT

Nach einer herausragenden Ausgabe zur StartupSzene in New York kehrt das Magazin The Hundert zu seinen Wurzeln zurück und porträtiert die spannendsten jungen Startups Berlins

E K A T N E E H W T T , S N R I A “ F T „ N T I A L H R E N MA AKE B T WE Das Gespräch führte Corinna Visser.

Sabine, gerade ist die zehnte Ausgabe von The Hundert erschienen. Du bist Projektleiterin. Was ist euer Konzept? Wir präsentieren in jedem Heft 100 Startups. Das ist die Grundidee. Aber kein Magazin ist wie das andere. Wir beleuchten jedes Mal entweder einen neuen Aspekt eines Ökosystems oder ein ganz neues Ökosystem mit den 100 Top-Startups. Wie hat sich das Konzept von The Hundert seit dem Jahr 2013 gewandelt? In der ersten Ausgabe hat unser Gründer Jan Thomas Meinungen von Experten zum Ökosystem in Berlin gesammelt. Ab der zweiten Ausgabe haben wir dann Start­ ups porträtiert. Anfangs war das Magazin thematisch auf Berlin ausgerichtet. Ab dem achten Heft sind wir über Berlin hinausgegangen und haben 100 Gründerinnen aus ganz Europa vorgestellt. Mit dem neunten Magazin haben wir auch Europa verlassen und die Top-100-Startups aus New York porträtiert. Bis zur neunten Ausgabe kamen die Texte immer von den Startups selbst, die zehnte Ausgabe wollten wir individueller gestalten. Wir haben mit allen Startups kurze Interviews geführt. Warum diesmal wieder Berlin? Weil wir hier angefangen haben. Im ersten Magazin ging es um Berlin und mit der Jubiläumsausgabe wollten wir wieder zurück zu den Anfängen. Seit der letzten Berlin-Ausgabe sind auch schon zwei Jahre vergangen und wir wollen zeigen, wie sich die Szene in der Zeit verändert hat. Berlin ist eines der wichtigsten Startup-Ökosysteme in Europa.

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Shivram Ayyagari (l.) und Oliver Hüfner, die Gründer von Smunch, auf den Treppen des Berliner Konzerthauses.

THE HUNDERT

Jonas Leve (l.) und Manuel Ronnefeldt von 7mind meditieren am Potsdamer Platz.

„Wir wollten zurück zu den Anfängen und zeigen, wie sich die Szene in Berlin verändert hat“ Wieso habt ihr Oliver Samwer für das Vorwort ausgesucht? Wir versuchen für jede Ausgabe von The Hundert eine außergewöhnliche Person für das Vorwort zu gewinnen. Bei der NYC-Ausgabe zum Beispiel war es Kevin P. Ryan, Gründer unter anderem von Business Insider, Gilt, MongoDB und Zola. Er wird auch Godfather der Startup-Szene von New York genannt. Für unsere Jubiläums-­Ausgabe haben wir uns Oliver Samwer gewünscht, also den Architekten der Berliner Startup-Szene. Es freut uns sehr, dass er diese Rolle übernommen hat. Wie habt ihr die Startups ausgewählt? Wir hatten im März einen Open Call. Jedes Startup konnte sich bewerben. Gleichzeitig haben wir recherchiert, welche neuen Startups man in Berlin kennen sollte. Wir haben auch unser Netzwerk gebeten, Startups vorzuschlagen. Am Ende hatten wir eine Liste mit insgesamt 860 Startups, bei denen wir dann geprüft haben, ob sie passen.

Florian Stein, the Hundert

Welche Kriterien habt ihr angelegt? Die Startups durften nicht vor 2013 gegründet und nicht schon einmal in The Hundert vorgestellt worden sein. Sie müssen ihren Hauptsitz in Berlin haben. Das hat die Liste auf 760 Startups reduziert. Aus dieser Longlist haben wir als Redaktion 240 spannende Startups ausgewählt. Dafür haben wir uns zum Beispiel angeschaut, welche Investments sie bekommen haben und von wem, wie ihre mediale Präsenz ist, ob ihr Geschäftsmodell innovativ und skalierbar ist. Wir haben auch darauf geachtet, dass die Startups aus verschiedenen Branchen kommen, denn wir wollen nicht nur Fintechs oder Digital-Health-Startups zeigen, sondern die ganze Bandbreite des Berliner Ökosystems. Wie ging es dann weiter? Die letzten 240 Startups haben wir in acht Gruppen zu je 30 Start­ups aufgeteilt. Wir hatten 40 Jury-Mitglieder, also haben jeweils fünf Juroren eine der acht Startup-Gruppen bewertet. Wie habt ihr die Jury ausgewählt? Wir haben Experten für Startups und für das Berliner Ökosystem gesucht. Es ist eine bunte Mischung aus Investoren, Gründern und Kennern der Berliner Szene. Wir haben auch darauf geachtet, die Balance zwischen Männern und Frauen zu halten.

Wer sitzt in der Jury? Zum Beispiel Fränzi Kühne von der Digitalagentur Torben, Lucie und die gelbe Gefahr. Neben ihrem COO-Posten bei der Agentur ist sie Deutschlands jüngste Aufsichtsrätin in einem börsennotierten Unternehmen, nämlich bei Freenet. Aber auch Sonali De Rycker von Accel, Florian Heinemann von Project A sowie Rocket-Vorstand Alexander Kudlich sitzen in der Jury. Gab es für dich Überraschungen bei der Auswahl der Jury? Einige Startups, die ich persönlich als Favoriten gesehen habe und deren Projekte ich total spannend fand, haben es leider nicht unter die Top 100 geschafft. Aber natürlich bin ich auch als Redakteurin an die Sache heran­ gegangen, die bestimmte Dinge cool findet und nicht als Investor, der darauf achtet, wie viel Potenzial die Start­ ups haben. Es war gut, dass wir eine sehr gemischte Jury hatten, die sich die Startups mit unterschiedlichem Fokus angeschaut haben. Gibt es denn einen Sieger? The Hundert ist kein Ranking. Daher gibt es keine Nummer eins. Einige Startups haben mehr Punkte bekommen als andere, aber das veröffentlichen wir nicht. Welche Fragen habt ihr gestellt? Wir wollten zum Beispiel wissen, was die Gründer aus heutiger Sicht gern anders gemacht hätten, welche Tipps sie für andere Gründer haben oder wie sich die Berliner Startup-Szene verändert hat. Manchmal haben wir sehr persönliche Antworten bekommen. Welche Startups findest du besonders spannend? Mein Lieblings-Startup ist Rumicon. Die machen Herden-Management. Das Foto-Shooting war auch sehr witzig, weil wir sie mitten in einer Kuh-Herde fotografieren konnten. Dafür sind wir nach Brandenburg rausgefahren. Ein Startup, dessen Produkt ich selbst jeden Tag nutze, ist Noisli. Da kann man sich verschiedene Geräu-

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THE HUNDERT sche zusammenstellen und damit den Bürolärm ausblenden. Workeer gefällt mir sehr gut, weil sie Jobs in Berlin an Flüchtlinge vermitteln. Cellbricks sitzt auf dem gleichen Gelände wie wir mit NKF und macht 3D-Cellular-Printing. Ihr Ziel ist es, menschliche Organe zu drucken. Akvola Technologies hat Technologie zur Wasserreinigung entwickelt, das ist auch spannend.

TwentyBN entwickelt künstliche Intelligenz, die die Welt durch Video versteht. Ziel ist es, dass Computer ähnlich wie Menschen lernen, unbekannte Informationen zu bewerten und richtig einzuschätzen.

Was war eure Design-Idee für das Magazin? Wir wollten, dass die Ausgabe auch die Stadt zeigt und nicht nur die Startups. Die Gründer sollten als Teil der Stadt vorgestellt werden. Wir wollten in Restaurants sein, in Parks, an Seen, in den verschiedenen Kiezen. Also haben wir nach tollen Locations gesucht. In den fünf Shooting-Wochen hat es sehr viel geregnet, deswegen war das nicht ganz so leicht. Wir haben die Fotos gedruckt, an verschiedene Wände plakatiert und noch einmal fotografiert. Überall in Berlin gibt es diese abgerissenen Plakate, das wollten wir aufnehmen. Uns gefiel die Idee, das Heft ein wenig im 80er-Grunge-­ Style zu gestalten. Damit wollten wir die Seele der Stadt zeigen. Ihr hattet auch eine besondere Social-Media-­Kampagne. Wir hatten im Mai drei Wochen lang 37 schwedische Fotografie-­ Studenten in Berlin. Der Kontakt kam über den Kulturspace. Die Studenten haben für uns eine Social-Media-Kampagne geplant und umgesetzt. Wir haben den Studenten unsere Magazine gegeben und verschiedene Elemente wie eine Karte von Berlin, Glitzerstifte, Ballons. Sie sind dann in Zweiergruppen zwei Wochen durch Berlin gezogen und haben am Schluss ihre Top-fünf-Bilder ausgewählt. Damit konnten wir unsere Social-Media-Kanäle bespielen und uns als Teil von Berlin präsentieren.

Coolar hat ein stromfreies Kühlgerät zum Transport von Medikamenten und Impfstoffen entwickelt. Angetrieben von Sonnenenergie sorgt ein Adsorptionskältesystem für die Kühlung.

Wie sieht das Team von The Hundert aus? Das Team hat eine wechselnde Größe. Während der Shootings hatten wir drei Fotografen, die gleichzeitig gearbeitet haben und mit jedem Fotografen war ein Praktikant unterwegs. Ich habe alles koordiniert. Jetzt sind wir insgesamt drei Leute im Team. Wie geht es mit The Hundert weiter? Nach der Berlin-Ausgabe wollen wir wieder international werden. Wir haben unsere Leser gefragt, welche Ökosysteme sie interes­ sieren und die drei häufigsten Antworten waren: Tel Aviv, London und Lissabon. Jetzt entscheiden wir, wohin wir fahren.

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Die Data Artisans, von den Denkern hinter Apache Flink gegründet, ermöglichen es Fortune-500-Unternehmen, ihre Geschäfte in Echtzeit zu führen mit Datenverarbeitung im Stream.

Jourvie hilft Menschen mit Essstörungen, ihr Essverhalten zu protokollieren, und bietet ihnen Bewältigungsstrategien, damit sie besser mit schwierigen Situation umgehen können.


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Mimi Hearing Technologies hat eine App entwickelt, bei der sich die Musik an das Gehör des Zuhörers anpasst – wie eine Brille für die Ohren.

Heartbeat hat eine moderne Patient-Reported-Outcome-Software entwickelt, bei der Ärzte und Therapeuten Patienten über Tablet und E-Mail befragen können.

Nils Lucas, Jasper Kettner, Anne Schönharting, Irene Wissel, Florian Stein

Zeitgold ist darauf fokussiert, kleinen Unternehmen Zeit bei ihrem Finanzmanagement zu sparen, in dem sie das komplette administrative Verfahren übernehmen.

Engigo fördert soziales Engagement und Lebensqualität. Das Startup bringt Menschen zusammen, die einander helfen wollen. Es unterstützt die Vernetzung von Senioren mit lokalen Helfern und Pflegekräften.

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Emmy bietet schnellen Zugang zu mehr als 1.000 Elektro-Rollern in Hamburg, Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart und Mannheim. Der Preis pro Minute liegt bei 0,19 Euro.

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what is the why in medical progress? THE BEAUTY OF IMPACT – A TRUTH IN TEN (2 of 10) A Series of 10 publications by Bayer Foundation about so­ cial impact startups that create tech solutions for the big challenges in public health. WHAT’S THE WHY IN TOP-NOTCH MEDICINE? BY THIMO V. SCHMITT-LORD We have to acknowledge that modern medicine finds itself on the frontier to new horizons. With all the new technology available today we can do what has never been done before. CrispaCas is an example of such revolutionary thinking as they are at the forefront of killing diseases by gene therapy. Medical robots are about to kick in the door to a new age in surgery, while target drug design is nowadays able to organize health in the human body instead of merely fighting the symptoms of a disease. We are about to open another chapter in the ongoing history of disruptive progress in human health. Our journey of future medicine has been started in the early days with science pioneers such as Robert Koch or Gerhard Domagk, who pushed open new doors to better health by applying the technologies of their time to the understanding and healing of health deficiency in the human body.

BUT WHAT IS THE WHY IN MEDICAL PROGRESS? What is the deeper purpose of medical innovation when billions are still suffering from basic health needs today? What is the purpose of innovative ophthomology when millions of preventable cases of blindness occur every year just because people cannot afford to pay for a required basic eye treatment out of their pockets? What is the purpose of precision surgery when at the same time hundreds of millions are suffering from an epidemic increase of Tuberculosis in former Soviet states that used to be at the forefront of public health for decades? What is the purpose of further pushing the health expectancy towards a frontier line of 150 years for a small percentage of the world population when we are facing the threat of 130 million people suffering from dementia by 2050 with no clue whatsoever as to how society will ever be capable of providing proper care for all these people?

”Any innovation is only as good as the ecosystem in which it is applied. “ Thimo V. Schmitt-Lord, CEO at Bayer Foundations


We have to face it: basic health is not doing good and top-notch medicine will not bring sustainable impact on large scale unless we are not able to fix such deficiencies. The role model startups in this series of articles are demonstrating how tech innovations can help us solve humanity’s big challenges in basic health. These are the icons of the power of human will. Let us celebrate their power to change the world for the better. Let’s create #SocialFiction in partnership.

MEDICAL INNOVATION NEEDS TECH STARTUPS BY JEANNETTE GRÄFIN BEISSEL VON GYMNICH Innovation – what an exhilarating movement. Innovation opens our eyes to new chances. Innovation is creative, improves society and is the birthplace of hope. I have been lucky to co-edit a book with the Bayer Foundations: ”The Beauty of Impact - Innovation for Purpose“ which beautifully illustrates this thought by describing incredible innovators who dared to meet tech-challenges to fulfill their dreams. Undaunted by news of chaos and doom, they open their intellect to the challenge of despair. Inability to cope is no option. On the contrary, insurmountable problems energize them to develop new tech towards sustaining humanity. No drop is too small, no setback too great. Innovation is the passion compelling them to find solutions and is at once also the driving force behind each individual project presented. Mostly personal experience has been the first motivation. And personal experience tends to be the answer to ”what is the why in top notch medicine“. Whilst experiencing a technological revolution which will allow eradication of disease through gene technology, safer surgery through the implementation of robots, and target drug design for organizing health, the real ”what is the why“ is found within the passion of each personal innovator.

They are the role model startups in this book and in the fol­lowing series of articles. Their technical innovations won‘t simply help solve some of the larger health challenges we now face. Their personal stories will further inspire others to follow the same course, creating a chain of solutions where the momentum, once begun, can‘t be stopped. Jeannette Gräfin Beissel von Gymnich is a German-American author and founder of the Jeannette Gräfin Beissel von Gymnich foundation, geared towards helping children in Germany who have experienced violence and neglect.

ONEDOLLARGLASSES – PROPER GLASSES FOR EVERYONE The World Health Organization estimates that more than 600 million people in the developing world are visually impaired, most without access to eye care or glasses. Visually impaired people cannot learn, cannot work and cannot provide for their families without proper glasses. Hundreds of millions of people are facing this situation just because they cannot afford to buy the glasses they need. “OneDollarGlasses” provides a smart solution: a lightweight, flexible spring steel frame and prefabricated lenses which can be locally manufactured with simple bending machines at a price of 1US$ for a pair of glasses. This means: access to a proper pair of glasses to almost all people in need, worldwide.

Scalability: low- and-middle income regions of the world and beyond Impact outlook: 600 million people lack access to eye care or proper eyeglasses www.onedollarglasses.org

Mary Matthews, inventor and CEO of Prompt by Memrica: smart assistance App for people with dementia.

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PROMPT BY MEMRICA – SMART ASSISTANT APP FOR PEOPLE WITH DEMENTIA The World Health Organization has identified dementia as a public health priority; the number of people living with the disease will almost triple in the next three decades, reaching more than 130 million cases by 2050. Recent research shows that earlier intervention could prevent up to one third of cases through a combination of strategies, including maintaining social connections. Mary Matthews, founder of Memrica has created PROMPT, a smart assistant app for dementia patients to help those in the early stages feel confident about each day and stay socially active.

Scalability: Global Impact outlook: 50 million people with dementia today, 130 million forecast in 2050 www.memrica.com

Brian Gitta, inventor of Matibabu: non-invasiv Malaria screening device.

FITED – FIGHTING SCOLIOSIS WITH SMART TECHNOLOGY MATIBABU – NON-INVASIVE MALARIA TESTS Almost half of the world population lives in areas where malaria is a permanent threat. The World Health Organization estimates that more than 200 million cases of malaria occurred worldwide, with up to 600,000 people dying from the disease every year, mostly children under five years of age in sub-Saharan Africa. The good news: malaria is entirely treatable, if diagnosed early and medicated properly. As a consequence, over a billion malaria blood tests must be carried out frequently – which is not only cost intensive, but also puts people in the developing world under permeant risk of an even more serious infection such as HIV or ebola. Brian Gitta has developed a smarter solution: MATIBABU – the world’s first non-invasive test device for mass malaria screening with zero infection risks.

Largely unknown to most of us, scoliosis – an abnormally curved spine condition – remains a major health issue. Over 140 million people – approximately 2% of the world’s population – is affected, particularly in the developing world where standard child screening is not usual. FITED has invented a smart solu­ tion: an easy to use screening app with fully integrated 3D workshop procedures enabling anyone anywhere to be diagnosed for scoliosis and to get a custom-fit medical corset.

Scalability: Worldwide Impact outlook: 140 million people = 2% of world population www.FITED.com

Scalability: South Saharian Africa, South Asia, Latin Americas Impact outlook: 1 billion malaria tests per annum www.matibabu.thinkitlimited.com

Thimo V. Schmitt-Lord MBE. Impact investor | Innovation enthusiast | CEO at Bayer Foundations My special interest areas are frontier science and social innovation. I am passionate about the creation of social fiction and societal impact by applying purpose-driven tech innovations to the world’s biggest challenges. I see my key role in the transformation of business excellence into the non-profit sector and in the connection of good ideas and frontier innovators to power, knowledge and funding.

Book project “The Beauty of Impact – Tech Pioneers with a Higher Mission” showcasing tech pioneers who create new solutions for humanity’s challenges in public health. Email us to get your free copy: bayer.foundations@bayer.com


LESSON LEARNED

Fünf Fehler auf dem Weg zum schnellen Exit Richard Schwenke, Co-Founder von Contorion, spricht nach dem Exit über die wichtigsten Learnings aus drei Jahren. Von Christian Fuchs

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Unterschätzter IT-Aufwand

Zu langer Brandname

Immer wieder ist Contorion zu optimistisch an die IT-Schätzungen von Projekten herangegangen. Das hat unweigerlich zu Frustrationen bei den Stakeholdern und der IT geführt. „Das hängt von Persönlichkeiten ab, ist aber auch ein allgemeines Phänomen in der IT. Tickets werden oft sehr optimistisch geschätzt“, meint Richard. Ungeplantes und dann explodierende Storys sind häufig nicht vorherzusehen.

Contorion ist ein Markenname mit vier Silben. Er überzeugte damals das Team in Verbindung mit dem Logo zu 100 Prozent. Auch heute ist man mit dem Fantasienamen glücklich, selbst wenn es hin und wieder zu lustigen Wortneuschöpfungen oder Verwechslungen mit Lieferanten und Kunden kommt. „Ein Name wie dieser muss schon ein paar Mal gehört werden, um sich einzuprägen“, sagt Richard. Trotzdem glaubt er nicht, dass der Name zum Beispiel einer Expansion ins Ausland im Wege steht, dafür habe der Markenname einen zu geringen Anteil am Erfolg. Dennoch würde er anderen empfehlen, weniger Silben und bekannte Wörter zu nutzen.

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Halbherzige Einführung von Scrum Am Anfang nutzte Contorion Kanban. Es erwies sich als ideale Lösung zu Beginn und ermöglichte einen schnellen Austausch zwischen Gründern und Produktteams. In den vergangenen zwölf bis 18 Monaten hat Contorion dann mit der Einführung von Scrum begonnen – zunächst jedoch sehr halbherzig. Es wurden nur Teile eingeführt und viele Altlasten kamen weiterhin aus Kanban. Man habe zwar zunächst versucht, weiter nur mit Tickets zu arbeiten, stellte dann aber fest, dass eine strategische Projektzielausrichtung die bessere Wahl ist. Die Projektteams wurden dann mit klarem Fokus gebildet und haben sich an inhaltlichen Zielen orientiert.

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Zu starke Ausrichtung Richtung Online-Channels versus Offline Als Pure-Online-E-Commerce-Startup hat man sich zunächst auf Online-Kanäle konzentriert. Später wurde jedoch realisiert, dass man sich alle Kanäle anschauen und diese testen muss, um sich dann auszurichten. Online wird als Kanal immer teurer. Daher investiert Contorion nun in Offline-, beispielsweise einen Katalog für Maler, Trocken­ bauer und Fliesenleger, und testet parallel weitere Offline-Kanäle.

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Fehlender Fokus bei Zielgruppe und Angebot Dieser Fehler hängt mit Fehler zwei zusammen. Am Anfang wollte sich Contorion breit aufstellen, um möglichst viele Produkte für eine breite Zielgruppe anbieten zu können. Es kristallisierte sich heraus, dass dies kein sinnvoller USP für die Anfangszeit eines Startups ist. Findet die Zielgruppe nicht das richtige Produkt, ist auch das Feedback unweigerlich kein gutes. Besser ist ein spezifisches Minimum Viable Product für eine klar definierte Zielgruppe, um daraus konstruktives Feedback zu erhalten. Eindeutige Mehrwerte von Anfang an sind elementar wichtig.

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Fosbury & Sons in Antwerpen In seiner neuen Reihe besucht Berlin Valley die schÜnsten Coworking Spaces der Welt. Bei unserem Auftakt tauchen wir ein in die einzigartige Atmosphäre des Fosbury & Sons im Herzen von Antwerpen

Fotos: Tijs Vervecken, Frederik Vercruysse

Von Lennard Behrens

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COWORKING INTERNATIONAL

Der Coworking Space Fosbury & Sons ist direkt am Koning Albert­ park in Antwerpen gelegen. Er glänzt mit einer Architektur aus Beton, Glas und Holz. Wir erleben eine Mischung aus edlen Kronleuchtern und gemütlichen Design-Möbeln, die zum Verweilen einladen. Eine Art Indus­ trial-­Charme trifft Bauhaus. Man merkt schnell: Hier wird nicht nur gearbeitet, sondern auch ge­ lebt. Gemeinsame Feiern mit Champagner gehören bei der Community ebenso zur Tagesordnung wie Live-Musik von Gitarren und Trompeten.

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Wo kann ich essen und trinken? Le John, Veranda, The Jane, Den Armen Duivel, Vitrin, Coffeelabs, Tinsel, Kaffeenini. Was sollte ich besuchen? Den Brandt Park und Middelheimpark (Kunstgalerie im Freien ), Graanmarkt 13, Het MAS (Aussichtsplattform mit Blick über die Stadt), Bourla Schouwburg, Pakt. Wo bleibe ich über Nacht? Hotel Julien oder Hotel Pilar.

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THIS IS ANTWERPEN

Antwerpen ist die größte Stadt Flanderns in Belgien. Hier glitzern mehr Diamanten als im gesamten Rest der Welt. Und man findet an fast jeder Ecke ein Startup. Bereits im Mittel­ alter war Antwerpen aufgrund seines Seehafens eines der größten Handelszentren Euro­ pas. Heute ist die Stadt auch bekannt für Mode, Museen und Theaterkultur. Neben kulinarischen Highlights wie Kirschbier und Waffeln mit Schlag hat die zweitgrößte belgische Stadt auch kulturell einiges zu bieten: Diamantenviertel, Rubenshaus, Liebfrauenkathedrale oder das Modemuseum MoMu.

Fotos: Tijs Vervecken, Frederik Vercruysse

COWORKING INTERNATIONAL


„Ein Zuhause erschaffen“ Stijn Geeraets (Mitte) hat 2016 gemeinsam mit Maarten Van Gool (r.) und Serge Hannecart den Coworking Space Fosbury & Sons gegründet. Die Idee war bereits 2014 entstanden und wird seitdem konsequent umgesetzt. Er erklärt das Konzept dahinter. Was macht euren Coworking Space einzigartig? Wir haben vier wichtige Fundamente, auf denen unser Konzept aufbaut. Diese sind: Raum, Menschen, Events und Service. Unsere Vision ist es, das Arbeiten lebenswerter zu gestalten. Verfolgt ihr ein bestimmtes Konzept? Wir wollten ein Zuhause erschaffen, kein Office – ein Ort, an dem man gerne Zeit verbringt. Man kann Fosbury & Sons mit einem täglichen Festival oder Hotel vergleichen. Hier lernt man interessante Menschen kennen und macht Business. Es ist ein Ort, an dem man atmen kann.

Fosbury & Sons Inhaber: Maarten Van Gool, Serge Hannecart, Stijn Geeraets Gründung: 2016 Adresse: Mechelsesteenweg 271 2018 Antwerpen, Belgien Öffnungszeiten: Bar: 09.00 Uhr–17.00 Uhr für Mitarbeiter: 24 Stunden Größe: 4000 Quadratmeter Coworker: Playco, Nike, Omakase Für: Startups, Corporates, Freelancer, Entrepreneure, Intrapreneure, Mittelstandsunternehmen URL: fosburyandsons.com

Wie laufen diese Begegnungen ab? Wir bringen Menschen in einer Wohlfühl-Atmosphäre zusammen und teilen unser Wissen miteinander. Bei uns gibt es gutes, gesundes Essen und viel Musik. Wenn es etwas zu feiern gibt, machen wir das alle zusammen. Dadurch entstehen Beziehungen, die dauerhaft für gute Laune und erstklassige Arbeitsatmosphäre sorgen. Was macht eure Stadt besonders für Unternehmer? Antwerpen ist eine kleine Stadt mit viel Freiraum und unzähligen Möglichkeiten. Man hat das Gefühl, dass man hier tatsächlich etwas bewirken kann. Dazu kommt diese kulturelle und intellektuelle Energie um uns herum, die es einem wirklich leicht macht, kreativ und inspiriert zu arbeiten.

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NEXT LEVEL OFFICES: FLEXIBLE BÜROFLÄCHEN FÜR MODERNE ANSPRÜCHE Der Hund bellt, der frisch gebrühte Kaffee duftet, ein lautes Lachen kommt vom Besprechungstisch, drei Gründer aus Südamerika diskutieren lautstark und emotional die Fußballergebnisse in der alten Heimat … Coworking kann inspirierend und facettenreich sein. Die kreative Journalistin, die manchmal ihren Hund mitbringt, der Grafikdesigner vom Nebentisch, der gerne in der Mittagspause gewürzreich kocht, oder die fröhliche Besprechung am Nebentisch: Es herrscht eine kreative Betriebsamkeit – für die einen ein inspirierendes Umfeld, für andere aber ist die damit oft verbundene Unruhe doch eher ein kontraproduktives Arbeitsumfeld. Wenn aus einem Startup ein junges Unternehmen wird, können sich die Anforderungen an das Arbeitsumfeld grundlegend ändern. Die kleinen Schreibtische im Coworking reichen dann irgendwann nicht mehr aus und man will eigentlich nur noch eines: in Ruhe produktiv arbeiten. Ähnlich ging es auch dem Berliner Team des Proptech-Unternehmens Allthings. Dirk Dittrich vom Berliner Allthings-Team erinnert sich noch genau: „Anfangs haben wir uns in einem Coworking-Bereich in Berlin sehr wohl gefühlt. Aber schnell war der Punkt erreicht, wo wir auf der Suche nach einer für uns maßgeschneiderten Büroeinheit in einem passenden Umfeld waren, welche die Möglichkeit zum ungestörten Arbeiten bietet. Es war uns auch wichtig, dass der Service vor Ort stimmt und wir uns ganz auf die Entwicklung unseres Un-

ternehmens konzentrieren können. Und das ohne langfristige Vertragsbindung.“ Next Level Offices bietet ideale Bedingungen mit flexiblen, möblierten oder unmöblierten Bürolösungen und kurzen, monatlichen Vertragslaufzeiten, transparenten und festen Preisen und gutem Service.

DIE GEBAUER HÖFE: EINE BERLINER HISTORIE Historische Industriearchitektur kombiniert mit einem zentralen Standort direkt an der Spree und modernster Technik – die Gebauer Höfe der GSG Berlin blicken auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Ganz in der Nähe des Ernst-Reuter-Platzes wurden sie in charakteristischer Architektur errichtet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wählte der Industrielle Friedrich Gebauer den Standort in der damals noch von Berlin unabhängigen Stadt Charlottenburg für seine Bleicherei und Maschinenfabrik. In den folgenden Jahren wurde hier für das aufstrebende Berlin produziert und der Sitz des wachsenden Unternehmens erweitert und ergänzt. 1910 wurde das Ensemble als letztes mit dem fünfgeschossigen Speicherhaus auf der nördlichen Seite ergänzt. Nach einigen Jahrzehnten unterschiedlicher Nutzung begann ab 1990 die umfassende Sanierung und Ergänzung des Gebäudekomplexes, um moderne und gut ausgestattete Büroflächen mit einem umfassenden Serviceangebot zu schaffen. In reizvoller Backsteinbauweise und in unvergleichlicher Lage unmit-


telbar an der Spree sind die Höfe heute moderner Standort für Berliner Unternehmen: mit vier Höfen und 75 Mieteinheiten, die als Offices, Geschäftsräume, Werkstätten und Produktionsräume von einem bunten Branchenmix der Dienstleistungsbranche genutzt werden. So finden sich hier unter anderem der Art Directors Club, Läden für Golf- und Tenniszubehör, die EINSTEIN-Kaffeerösterei, Architekten, Rechtsanwälte, ein RAHAUS-Möbelladen und das Café ZEITLOS nebst Strandbar.

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DAS BÜROKONZEPT MIT RUNDUM-SERVICE-PAKET Das flexible Konzept der Next Level Offices bietet diverse Büro­ lösungen an: Die vollständig abgetrennten Büros bieten Ruhe – entscheidend für einen produktiven Workflow. Es steht ein größeres Event an? Kein Problem: Ein Freikontingent für die Nutzung eines technisch voll ausgestatteten Konferenzraumes ist im Preis bereits enthalten. Weitere Räume für Meetings oder Veranstaltungen können bei Bedarf flexibel gebucht werden. Zu der bereits in der Miete enthaltenen Infrastruktur gehören neben dem Highspeed-Internet der GSG Berlin (WLAN und LAN) auch die Nutzung der Drucker, Scanner und Faxgeräte. Die Post wird direkt den Büros zugestellt und auch die Kaffee-, Tee- und Wasser-Flat ist inklusive. Der professionelle Empfangsservice steht für Mieter zur Verfügung und verschiedene interessante Angebote finden sich in unmittelbarer Nähe: In den Cafés und Restaurants der Umgebung kann man sich gut mit Kunden treffen und eine kleine oder auch größere Pause einlegen – oder man genießt einfach einen ruhigen Moment an der Spree. Und nach einem langen Bürotag kann man mit dem Besuch im Crossfit-Studio bei myLeo direkt in den Gebauer Höfen etwas für seine Gesundheit tun. Parkplätze sind in unmittelbarer Nähe verfügbar. Next Level Offices bietet zum Komplettpreis optimale Voraussetzungen damit ein Unternehmen die nächste Stufe – also das

NEXT LEVEL – erreichen kann: ein umfassendes Serviceangebot, flexible Büroflächen und Vertragslaufzeiten und natürlich das Ambiente des historischen Hof-Ensembles. Und das alles aus der Hand eines verlässlichen Anbieters: der GSG Berlin, mit 45 Standorten und circa 900.000 Quadratmetern Fläche der größte Gewerbeflächen-Anbieter Berlins und seit 52 Jahren verlässlicher Partner der Berliner Wirtschaft.

Next Level Offices im Überblick 1 Preis – alles drin, keine versteckten Kosten 9 Büros – diverse Bürolösungen zur Wahl 24 Stunden – Bürozugang ohne Einschränkungen ab 999 €/Monat (netto) Inklusive Kaffee-, Tee- und Wasser-Flatrate Büroadresse mit Postzustellung Meeting-Räume Highspeed-Internet Drucken, Scannen und Faxen next-level-offices.de

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1 | Außenansicht Historische Industriearchitektur trifft auf moderne Bürokultur. 2 | Empfang Ein freundlicher Empfangsbereich heißt Kunden und Gäste willkommen. 3 | Konferenzräume Die hellen Konferenzräume sind komplett ausgestattet. 4 | Küche Für Pausen steht die moderne Küche zur Verfügung.


FITNESS

Stress ade Mit Runtastic und Berlin Valley fit durch den Büro-Alltag

Reduziere dein Stresslevel mit den richtigen Lebensmitteln Bist du diszipliniert und kochst dein Lunch täglich vor, oder holst du dir lieber ein Stück Pizza? Lebensmittel beeinflussen dein Stresslevel – positiv, aber auch negativ. Meide „Stress-Foods“ wie Zucker und raffinierte Kohlenhydrate in Weißmehl- oder Fertigprodukten. Greif lieber zu Walnüssen, Frühstücks-Haferbrei mit Früchten, grünem Blattgemüse oder auch mal einem Stück dunkler Schokolade. Das hilft, gelassen zu bleiben.

„Walkie Talkie” statt Meeting im Sitzen Ob im Büro oder auf der Couch: Wie viele Stunden pro Woche verbringst du sitzend? – Es sind zu viele. Nicht umsonst sagt man: „Sitzen ist das neue Rauchen.“ Verzichte auf Meetings im Office, gehe mit den Kollegen nach draußen! Besprechungen im Gehen abzuhalten, ist eine tolle Abwechslung. Zusätzlich hilft die frische Luft, das Immunsystem zu stärken. Die Bewegung ist für den Stressabbau besonders förderlich.

Setze auf Wasser und meide Koffein Wenn du oft müde und unkonzentriert bist, kann das an Wassermangel liegen. Damit du im stressigen Alltag das Trinken nicht vergisst, solltest du gleich morgens eine große Karaffe mit Wasser auf deinen Schreibtisch stellen – sie wird dich erinnern. Meide jedoch Kaffee und Energydrinks. Koffein erhöht den Blutdruck und die Herzfrequenz. Nimmst du zu viel davon zu dir, kann das zu innerer Unruhe führen.

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Finde dein Workout zum Stressabbau Im Büro war so viel los und abends findest du nicht mehr zur Ruhe? Setz pünktlich zum Feierabend auf Sport und powere dich so richtig aus: Geh eine Runde laufen oder mach ein paar Übungen mit dem eigenen Körpergewicht, zum Beispiel mit der Runtastic-Results-App. Schnell wirst du den anstrengenden Tag vergessen haben. Wichtig: Achte auf dich und die ersten Anzeichen von zu viel Stress wie Schlafstörungen oder Gewichtszunahme. Ein aktiver Lebensstil und die richtigen Lebensmittel helfen dir, Stress abzubauen und gesund zu bleiben.

Runtastic GmbH Branche: Mobile Health and Fitness Beschreibung: Runtastic ist führend im Bereich digitale Gesundheit und Fitness. Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich zu begeistern und ihnen dabei zu helfen, ihr tägliches Leben bewusster wahrzunehmen, ihre Ziele zu erreichen sowie besser und länger zu leben. Gründer: Florian Gschwandtner, Christian Kaar, Alfred Luger, René Giretzlehner Gründungsjahr: 2009 Mitarbeiter: 206 URL: runtastic.com powered by heet.io

Foto: Runtastic

Eine wichtige Deadline steht bevor. Unzählige E-Mails häufen sich im Posteingang. Das Telefon klingelt unentwegt und jeder Kollege scheint ein Anliegen zu haben. Im Joballtag fällt es oft gar nicht so leicht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die folgenden vier Tipps helfen dir, innere Unruhe abzubauen und dauerhaft gesund zu bleiben.


FOOD

Lecker und gesund Hellofresh und Berlin Valley zeigen Mangold von seiner besten Seite

s a l G m i t a l a S Die Zutaten: Du brauchst gewürfelte Gurken, in Scheiben geschnittene Radieschen, Rettich­sprossen, gewürfelte Avocado, Kichererbsen, rote Linsen, zerkleinerte Mangoldblätter und Cashewkerne. Das Dressing: Verrühre in einer großen Schüssel 2 EL Olivenöl, 1 EL Essig, 1/2 TL Honig, 1/2 TL Senf, etwas Salz und Pfeffer. Mangold roh essen? Probier mal, ob die robusten Blätter des aromatisch herben Blattgemüses deinen Geschmack treffen. Nutze am besten zarte Blätter für den Salat und wasche sie vorher gründlich ab. Übrigens: Mangold macht fit! Er ist reich an Mineralstoffen, darunter Eisen, Kalium, Phosphor und Magnesium, und hat einen hohen Gehalt an Vitamin C.

Foto: HelloFresh

HelloFresh Deutschland Branche: Food Beschreibung: Hellofresh versendet Kochboxen mit gesunden Zutaten zum einfachen Selbstkochen – direkt an die Haustür. Gründer: Dominik Richter, Thomas Griesel Gründungsjahr: 2011 Mitarbeiter: ca. 2.500 weltweit, davon 500 in Deutschland Investoren: Insight Venture Partners, Rocket Internet, Baillie Gifford, Phenomen Ventures, Vorwerk Direct Selling Ventures URL: hellofresh.de powered by heet.io

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DAS GURUCOLLECTIVE: PIONIERGEIST IN DER WELT DES LIEFERESSENS Wenn das E-Mail-Postfach überläuft, der Nachwuchs richtig miese Laune hat oder die Deadline unerbittlich näher rückt, bleibt einfach keine Zeit für einen ausgiebigen Restaurantbesuch, selbst wenn der Magen knurrt. Das bestätigen auch die insgesamt 17 Milliarden Euro, die im Jahr 2016 europaweit für Essen zum Mitnehmen ausgegeben wurden. Klar wird, dass hungrige Menschen selbst entscheiden möchten, wie sie die Mahlzeit in ihr Leben integrieren. Demnach wird auch immer mehr Essen nach Hause oder direkt zum Arbeitsplatz bestellt. So ist es möglich, die To-do-Liste abzuhaken, ohne auf leckere und abwechslungsreiche Gerichte zu verzichten. Bisher gab es in diesem Bereich allerdings eine große Kluft, da Restaurants, die einen Lieferdienst als ergänzenden Service anbieten, oft gar nicht darauf vorbereitet sind. Das Ergebnis sind Gerichte, die kalt, durchgeschüttelt und lieblos beim Kunden ankommen.

DIGITALE RESTAURANTS GEGEN DEN ANALOGEN HUNGER Die Nachfrage nach geliefertem Essen, das nicht nur lecker ist, sondern in Restaurantqualität beim Kunden ankommt, steigt stetig. Gefragt sind gesunde, abwechslungsreiche Menüs, die den Schreibtisch oder die heimische Couch so erreichen, wie sie auf dem Bestellportal beschrieben und gezeigt werden. Genau an diesem Punkt setzt das von den Studienfreunden Paul Gebhardt und Dimitrios Ploutarchos gegründete GuruCollective an, das in Berlin die erste Kette digitaler Restaurants betreibt, die sich ausschließlich auf geliefertes Essen konzentrieren. Konkret heißt das, an Standorten in Berlin Kreuzberg und Mitte wer-

den Gerichte der Restaurants GreenGurus, GringoBurritos, MoodyMonkey, SpoonySoups und Earl’sDeli frisch zubereitet und in einem Radius von drei bis fünf Kilometern ausgeliefert. Bestellt werden kann über Plattformen wie Deliveroo, Lieferheld oder Lieferando, einige der Restaurants verfügen sogar über ihren eigenen Webshop.

„Wir sind die erste Kette digi­ taler Restaurants, die sich ausschließlich auf Lieferessen konzentriert“ Dimitrios Ploutarchos, Co-Founder

Von gesunden Salaten und Wraps, über saftige mexikanische Burritos, feurige Currys und cremige Suppen bis hin zu großzügig belegten Sandwiches werden vielfältige Geschmacksrichtungen abgedeckt. Doch dabei geht es nicht nur um Abwechslung auf dem Teller. Der Clou dieser sogenannten Ghost-Restaurants ist, dass es kein Ladenlokal gibt. Stattdessen sind die Zutaten, Rezepte, Abläufe und Verpackungen speziell auf den Lieferprozess ausgerichtet.


Der Anspruch ist, dass alles frisch, lecker, heiß und vor allem appetitlich beim Kunden ankommt. Der Lieferprozess soll keine Minderung der Qualität bedeuten, weil der Lieferweg lang, die Kurve zu eng oder die Verpackung zu wenig belastbar ist. Aus diesem Grund ist die größte Aufgabe des GuruCollective Teams, alle Aspekte des Zubereitungs- und Lieferprozesses genau darauf abzustimmen. Ziel ist ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis, das durch Synergien der Restaurants in Bezug auf Einkauf, Per-

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DIE ZUKUNFT DES LIEFERESSENS

„Für uns ist Lieferessen das absolute Hauptgeschäft und spielt nicht die zweite Geige wie bei vielen anderen Restaurants heute.”

Seit der Gründung im März 2016 arbeitet das Team des GuruCollective stetig an der Vision weiter, das Konzept der digitalen Restaurantkette von Berlin aus in die Welt hinauszutragen. Dabei ist die Entwicklung ein stetiger Prozess, der immer wieder neue Aufgaben zutage fördert, auf die reagiert werden muss. Alle Entscheidungen werden dahingehend getroffen, nicht nur die Abläufe zu optimieren, sondern bei jeder Neuerung die hohe Qualität sowie die positive Erfahrung für den Kunden mitzudenken.

Paul Gebhardt, Co-Founder

sonal und Infrastruktur erreicht wird. Zusätzlich soll jede Bestellung auch mit einem Erlebnis verbunden sein, nicht nur für die Geschmacksknospen. Vom ersten Klick bis zum letzten Krümel soll der Bestell- und Liefervorgang Spaß machen. Teil dessen ist auch, dass die Verpackungen nicht nur robust und speziell für rasante Fahrten ausgelegt, sondern auch möglichst umweltfreundlich sind. Genauso wie die Auslieferung, die per Fahrrad oder Elektroroller stattfindet, und so richtig viele Abgase spart.

Denn im Endeffekt geht es darum, eine leckere Alternative zum bisher dagewesenen Lieferessen darzustellen, das durch Geschmack, Frische und Qualität überzeugt und genug kulinarische Alternativen bietet, um jeden Tag anders schmecken zu lassen. Trotz Schlechtwetterfront, E-Mail-Flut oder Serienmarathon kann man sich so mit richtig gutem Gewissen etwas gönnen. Mehr Informationen unter: gurucollective.de

FLEXIBILITÄT DURCH DIE COLLECTIVELABS Zusätzliche Innovationen im Portfolio des GuruCollective sind durch die CollectiveLabs möglich. Dabei handelt es sich um temporäre Restaurants, die Gerichte internationaler Küchen jeweils über einen kurzen Zeitraum erproben. PulledBurgerLab, PastaLab, IndiaLab, PizzaLab oder RamenLab erweitern die Geschmackspalette des GuruCollective und ermöglichen noch mehr Abwechslung. Je nach Erfolg werden die zunächst temporären Restaurants weiterentwickelt und ohne langfristige Vorbereitungen oder großes Investment Teil des ständigen Angebots.

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1 | GringoBurritos Berlin‘s Most Wanted Burritos gringoburritos.de 2 | GreenGurus Freshe Bowls und smarte Snacks greengurus.de 3 | Earl’sDeli Famous Sandwiches earlsdeli.de 4 | MoodyMonkey Thai-Curries, same same, but different! moodymonkey.de


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Eine Katalog-App voller inspirierender Ideen Bei Pinterest heften Nutzer Rezepte, DIY-Anleitungen, schöne Möbel oder Erinnerungen an die digitale Pinnwand. Auch für Unternehmen bietet die App zahlreiche Vorteile Pinterest ist voller Inspirationen. Mehr als 200 Millionen Menschen weltweit nutzen die App täglich und pinnen Rezepte, Style- und Wohnideen, Anleitungen und Kreatives an digitale Pinnwände. In Deutschland wird pro Tag mehr als 3,5 Millionen Mal gepinnt. Die Nutzer organisieren ihre Pinnwände nach Themen und können entscheiden, ob sie diese mit anderen teilen wollen oder ausschließlich privat nutzen. Haben Websites den Pinterest-Merken-Button auf ihren Seiten eingebaut, können Nutzer quasi im Vorbeisurfen Inhalte pinnen und ihren Pinnwänden anheften. In Deutschland genießt Pinterest besonders im Food-, Home-/DIYund Style-Bereich immer größere Verbreitung. Aus diesem Grund haben auch bekannte Marken wie Maggi, Knorr, Rewe, Otto und Ikea seit einigen Jahren Pinterest als starken Traffic-Kanal für sich entdeckt. Pinterest ist dabei absatzfördernd. Laut einer Studie des US-Marktforschungsunternehmens Millward Brown Digital zum Pinterest-­ Nutzungsverhalten von 2015 verwenden 93 Prozent der aktiven Pinner die Plattform zur Planung ihrer Käufe. Food ist eines der populärsten Themen auf Pinterest. Einige Food-Marken und Food-Content-Publisher, mit denen Pinterest zusammenarbeitet, verzeichnen dadurch eine bis zu siebenfache Steigerung ihres Traffics.

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Hashtags

Food - Maggi

Über Hashtags können Nutzer alle Pins aufrufen, die diesen Hashtag in der Beschreibung enthalten. Eine beschreibende Formulierung mit Wörtern und Wortgruppen wird empfohlen. Aktuelle Pins werden bei der Hashtag-Suche eines Nutzers ganz oben im Feed angezeigt.

Maggi ist seit 2015 auf Pinterest und bekommt mehrere hunderttausend Besuche jeden Monat. Heute ist Pinterest der größte Social-Referral-Traffic-Kanal.

200 Mio.

aktive Nutzer monatlich weltweit

Was ist ein Pin? Pinnen meint das Anheften von Bildern, Beschreibungen und Interessen an eine digitale Pinnwand.

Pinnwände Pins werden auf Pinnwänden organisiert. Meist werden sie themenbezogen angelegt. Pins können zwischen den Pinnwänden hin und her geschoben werden. Neben öffentlichen Pinnwänden gibt es auch geheime und Gruppen­pinnwände.

> 3,5 Mio.

100 Mrd.

Besonders attraktiv für Food, Fashion, Home/DIY, Beauty

Pins täglich in Deutschland

Pins auf 2 Mrd. Pinnwänden

Visuelle Suche Eine Texteingabe ist nicht mehr nötig. Eine Lupe auf dem Pin ermöglicht die Auswahl eines Bildausschnittes, den Pinterest sofort erkennt und verwandte Pins anzeigt.

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Startups und Corporates sind vertreten

Halbwertzeit eines Pins: etwa 3 Monate

93 %

Merken-Button Die Einbindung des Merken-Buttons auf der eigenen Website erleichtert den Nutzern wiederum das Pinnen von Inhalten auf ihren Pinnwänden. Neben dem Merken-­Button gibt es auch den Folgen-Button, das Pin-Widget, das Profil-­Widget und das Pinnwand-Widget für die Website, um das Pinterest-Profil zu bewerben.

Home/DIY – Dawanda

der User nutzen Pinterest zur Planung von Einkäufen

Showcase Unternehmen können Pinterest Showcase nutzen und bis zu fünf Auslagen hervorheben. Diese werden dann im Profil ganz oben angezeigt und rotieren in einer Schleife. Somit bekommen diese Inhalte besondere Aufmerksamkeit.

Dawanda ist ein DIY-OnlineMarkt­platz und seit 2011 auf Pinterest aktiv. Pinterest ist der zweit­größte Social-Traffic-Referrer für Dawanda. Kunden, die von Pinterest auf die Website kommen, haben einen 13 Prozent höheren Warenkorb als Kunden von anderen sozialen Netzwerken.

85 % mobile Suchen täglich

Pinterest Inc. Best Practice für Marken und Unternehmen · Merken-Button auf der eigenen Website · regelmäßiges Pinnen · Verknüpfung mit anderen Marketing-Profilen · Nutzung von Rich Pins · Analyse der Daten mit Pinterest Analytics

Branche: Technologie Beschreibung: Pinterest ist eine App voller Möglichkeiten, die Menschen hilft, ihr Leben zu gestalten. Auf Pinterest entdecken Menschen Ideen, die zu ihren Interessen passen und die sie umsetzen möchten. Gründer: Ben Silbermann (Co-Founder, CEO) Evan Sharp (Co-Founder, Head of Product) Gründungsjahr: 2010 Mitarbeiter: 1.200 URL: pinterest.de powered by heet.io

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STARTUP MEDIA

Heiter bis wolkig Erneut geht E-Commerce-Experte Olaf Kolbrück unter die Autoren. „Gebete an die Cloud“ erzählt von Hoffnungen und Horror einer digitalen Zukunft

Mit fünf fantastischen, digitalen Geschichten zeichnet Olaf Kolbrück eine Zukunft, die schon bald Realität werden könnte. Seine Geschichten begeistern mit Horror und fantastischen Ideen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, wenn ein Science-Fiction-Autor mit dem intergalaktischen Urheberrecht konfrontiert wird oder ein ganzes Dorf unter der Schlafkrankheit leidet. Überraschende Wendungen sind garantiert und die ein oder andere Anspielung auf die digitale Szene bleibt nicht aus. Passend dazu sind die „Gebete an die Cloud” das erste Selfpublishing-Projekt des Autors, der auch das Online-Magazin Etailment.de leitet. Nach zwei Krimis hat Kolbrück sich nun für seine Kurzgeschichten den Epubli Verlag als Partner gesucht. Das Coverdesign entstand mit einem Gestalter über die Plattform 99Designs.

„Gebete an die Cloud“ erschien im September 2017 im Epubli Verlag. Preis: 6,99 Euro (Taschenbuch, 124 Seiten); 0,99 Euro Kindle Edition. epubli.de

LESEN UND GEWINNEN In „Nächste Ausfahrt Zukunft“ erzählt der Physiker und Wissenschaftsjournalist Ranga ­Yogeshwar Geschichten aus einer Welt im Wandel: Die digitale Revolution, Fortschritte in der Gentechnik oder die Entwicklungen der künstlichen Intelligenz greifen fundamental in unser Leben ein. ­Yogeshwar fragt auf 400 Seiten: Was bleibt? Was verändert sich? Und was macht das mit uns? „Nächste Ausfahrt Zukunft“ ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen und kostet 22 Euro (E-Book 18,99) – oder nichts, wenn ihr eine E-Mail an verlosung@berlinvalley.com schreibt. Unter allen Einsendungen mit Betreff „Yogeshwar“ verlosen wir fünf Exemplare des Buchs.

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Das neue Handbuch von

Paulo Coelho

Vee weiß, wie’s geht

Gary „Vee“ Vaynerchuk hat Antworten. Und zwar auf (fast) alles. Davon sind auch die Fans des Social-Media-Gurus auf Twitter (1,5 Millionen) Facebook (2,2

Millionen) und Youtube (76.000 Abonnenten) überzeugt. In „#AskGaryVee“ sind die interessantesten Fragen des erfolgreichen Video-Blogs mit Garys Antworten nun auch auf deutsch zusammengestellt. Von erfolgreichen Twitter-Strategien für Start­ ups über die Kunst, Promis für die eigene Marke zu gewinnen, bis hin zum wirksamen Launch neuer Produkte. Die richtige Lektüre also für alle Gründer und Entrepreneure. „#AskGaryVee“ ist im Finanzbuch Verlag erschienen. Preis: 19,99 Euro (E-Book: 15,99 Euro). m-vg.de

Unterwegs informiert

Paulo Coelho Der Weg des Bogens

Ein Buch über Mut und Leidenschaft, im Bogenschießen wie im Leben.

Die Hörbuch-Plattform Audible hat in Zusammenarbeit mit Medienmarken, Journalisten und Moderatoren ein eigenes Podcast-Programm gestartet. Inter­ viewprofi Jörg Thadeusz und Brand Eins liefern beispielsweise jeden Mittwoch einen Wirtschaftstalk. In „Mind the Gap“ sprechen Expertinnen über Frauen in der Wirtschaft. Oder „Vice – Radio Motherboard“ hält die Hörer in Sachen Technik auf dem Laufenden. Zum Start stehen 22 Formate zur Verfügung, auch aus

den Bereichen Sport, Satire und Entertainment. Sämtliche Podcasts sind im Audible-Abo-Preis für 9,95 Euro pro Monat enthalten. audible.de

„Startup“ geht weiter

Zeichnung: © Christoph Niemann

Paulo Coelho Der Weg des Bogens Diogenes

160 Seiten, Leinen, Euro (D) 18.– Auch als eBook und Hörbuch www.paulocoelho.info

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Diogenes

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Die Crew um Nick Talman (Adam Brody), Izzy Morales (­Otmara Marrero) und ­Ronald Dacey (Edi Gathegi) ist zurück. Auch FBI-Agent Phil Rask (­Martin Freeman) ist wieder am

Start, wenn sich in Miami alles um die digitale Währung Gencoin dreht. In Staffel zwei starten Izzy, Nick und Ronald mit Araknet ein neues Projekt, das sich haarscharf am Rande der Legalität bewegt. Jede Menge Thrill und Action sind also programmiert. Staffel zwei wird seit dem 28. September 2017 auf der Sony-Plattform Crackle ge­streamt – und ist auch aus Deutschland zu erreichen. Die Folgen von Staffel eins könnt ihr unter anderem auf Amazon ­Prime Video sehen. crackle.com


Kennste schon? Vier Bücher für Gründer und Neudenker zum Mitreden – zusammengestellt von Blinkist

BÜCHER FÜR GRÜNDER , MACHER & MANAGER € 34,00 | ISBN 978-3-86774-556-7

„Side Hustle: Build A Side Business And Make Extra Money – Without Quitting Your Day Job“ Von Chris Guillebeau, Oktober 2017 Interessant für alle, die mit dem Gedanken an ein eigenes Business spielen, aber den Sprung in die Welt der Selbstständigkeit noch nicht gewagt haben: Nach seinem Erfolgshit „The 100$ Start-up“ erklärt Chris Guillebeau in seinem neuen Buch, wie jedermann ein erfolgreiches und profitables Nebenprojekt starten und damit schnell ein Einkommen generieren kann.

„Radical Candor: Be A Kickass Boss Without Losing Your Humanity“ Von Kim Scott, März 2017 Bei der Frage, was der perfekte Führungsstil für ein Unternehmen ist, scheiden sich die Geister. Manche empfinden den einfühlsamen Kumpeltyp als idealen Chef, andere schätzen es, wenn ein autoritärer Boss die Richtung vorgibt. Dieses Buch plädiert für die goldene Mitte – die sogenannte radikale Offenheit (oder auf Englisch: radical candor). Das Buch erklärt, wie du auf dem Chefsessel Schonungslosigkeit mit Empathie verknüpfst, um so die beste Beziehung zu deinen Angestellten aufzubauen.

€ 19,90 | ISBN 978-3-86774-582-6

„Tools der Titanen: Die Taktiken, Routinen und Gewohnheiten der Weltklasse-Performer, Ikonen und Milliardäre“ Von Tim Ferriss, Dezember 2016 Wer noch nach Kniffen für Kreativität sucht, liegt mit „Tools der Titanen“ genau richtig. In seinem aktuellen Buch verrät Tim Ferriss die Erfolgsgeheimnisse der berühmten Gäste aus seinem Podcast „The Tim Ferriss Show“. Er erklärt, welche Tricks und Taktiken Weltklasse-Sportler oder Top-Manager anwenden, damit sie gesund, reich und erfolgreich werden.

EN GESCH

KTIPP

€ 24,00 | ISBN 978-3-86774-573-4

„Reinventing Organizations: A Guide To Creating Organizations Inspired By The Next Stage In Human Consciousness“ Von Frédéric Laloux, Februar 2014 Wer heute ein Unternehmen gründet, für den ist längst klar, dass alte Machtstrukturen ausgedient haben. Aber wie genau sieht die Alternative aus? Frédéric Laloux erklärt die Grundsätze der modernen Unternehmenskultur und gibt Ratschläge, wie jede Firma beginnen kann, sich zu einer modernen und ganzheitlichen Organisation zu entwickeln.

Blinkist ist eine App, die Wissen aus Sachbüchern einfacher zugänglich macht. Die Kernaussagen werden in clevere Kurz­ texte – sogenannte Blinks – verpackt, die sich in 15 Minuten unterwegs lesen oder anhören lassen. blinkist.com

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Versicherung digital

Kinderleicht Geld anlegen

Die Technologiefirma ELEMENT hat vor kurzem ihre BaFin-Lizenz für Versicherungsprodukte erhalten – als erster volldigitaler Schaden- und Unfallversicherer, in Rekordzeit von nur zehn Monaten. ELEMENT ist insbesondere auf Kooperationspartner ausgerichtet. Der Versicherer fungiert als Plattform für alle, die neue, digitale Versicherungsprodukte anbieten wollen, von Insurtechs über Online-Händler, die zusammen mit ihren Produkten eine Versicherung anbieten wollen, Makler oder auch traditionelle Versicherer, die in kürzester Zeit ein neues Produkt entwickeln wollen. Vorstand Dr. Wolff Graulich: „Durch unsere API können wir unseren Partnern maßgeschneiderte Lösungen bieten, die noch gar nicht existieren.“

Europaweit bei Banken Geld anlegen – seit der Gründung des Zinsportals WeltSparen ist das kinderleicht: Über 150 Tages- und Festgelder stehen aktuell bei 37 europäischen Banken zur Auswahl. Seit kurzem können nicht mehr nur Privatpersonen, sondern auch Geschäftskunden den simplen wie einzigartigen Service nutzen. Mehr als 90.000 Kunden vertrauen bereits auf WeltSparen – und haben mehr als 4 Milliarden Euro über das Online-Portal angelegt. Und WeltSparen will noch mehr: In Kürze wird der Zinsanbieter sein Angebot um einfache Investmentprodukte erweitern.

ELEMENT AG Hardenbergstraße 32 10623 Berlin element.in

WeltSparen Immanuelkirchstr. 14 A 10405 Berlin weltsparen.de

Einfach reisen

Digital Innovators

Wir bei MotionTag sind überzeugt, dass unsere Städte nachhaltiger werden müssen. Ein Baustein dafür sind intelligente Verkehrslösungen. Der tägliche Nahverkehr sollte einfach, kostengünstig und umweltfreundlich sein. Dafür wollen wir die Transportsysteme in städtischen Regionen vereinfachen und die Kombination verschiedenster Transportmittel ermöglichen. Unser Mobility-as-a-Service-Produkt TicketEasy bietet den Fahrgästen ein unkompliziertes Pay-as-you-go-Ticketing mit Best-Pricing. Gleichzeitig hilft unser Mobilitätsanalytikangebot den Verkehrsanbietern Probleme sowie Potenziale in ihrem Angebot zu identifizieren und es somit stetig zu verbessern.

FreightHub wurde 2016 gegründet und vereinfacht inzwischen für mehr als 500 Kunden den weltweiten Warentransport. Der Import und Export von Frachten erfordert noch immer einen enormen manuellen Aufwand und hat erheblichen Kommunikationsbedarf zwischen lokalen Speditionen, Agenten, Zollbehörden und Reedereien. Durch die Verwendung digitaler Technologien und einen hohen Automatisierungsgrad reduzieren wir Zeitaufwand, Fehlerraten sowie intransparente Kommunikation und vereinfachen so die Abwicklung der gesamten Supply Chain. Mit unserem jungen, internationalen und hochmotivierten Team und zusammen mit den sehr erfahrenen Gründern revolutionieren wir das internationale Transportwesen!

MotionTag Sybelstraße 42 10629 Berlin motion-tag.com

FreightHub Saarbrücker Str. 37 a 10405 Berlin freighthub.com


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Der Energiekanister

Robotics Innovation Hub

Ein neuer Standard-Akku zum Speichern von Ökostrom und für elektrische Leichtfahrzeuge (LEV). Basierend auf einem standardisierten Multiuse-Akku­ modul, dem GreenPack, entwickelt die Firma GreenPack Energiespeicher für Haushalte und Akkuautomaten für den öffentlichen Raum, die eine Infrastruktur darstellen, um elektrische Leichtfahrzeuge und Geräte mit Energie zu versorgen. Die Aufstellung der Akkuautomaten auf privaten Flächen, z. B. beim örtlichen Discounter, vermeidet das Blockieren von Parkplätzen und der Akkuwechsel von Hand dauert nicht länger als das gewohnte normale Tanken von Benzin. Die Infrastruktur von Akkuautomaten für Leichtfahrzeuge ist eine ergänzende Alternative zur Ladesäulen-Infrastruktur.

GESTALT Robotics ist ein in Berlin ansässiger Innovation-Hub für Service- und Industrierobotik mit den Schwerpunkten Wahrnehmung, Kognition und Interaktion. Neben Beratung und Erstellung von Automatisierungskonzepten befasst sich das interdisziplinäre Team primär mit Software- und Hardware-Entwicklung sowie mit der Erstellung von Proof of Concepts und Prototypen. Darüber hinaus beinhaltet das Leistungsversprechen des Hubs Firmenpartnerschaften, Co-Creation und den gezielten Aufbau von Joint Ventures und Einzelunternehmen. Die Bandbreite der erfolgreich abgeschlossenen Projekte reicht von Retrofitting von Industrierobotern für Industrie 4.0 bis hin zur Integration von interaktiven Servicerobotiklösungen.

GreenPack GmbH Bennigsenstrasse 14 12159 Berlin greenpack.de

GESTALT Robotics GmbH Columbiadamm 31 10965 Berlin gestalt-robotics.com

Sorgenfrei investieren

Echtzeit-Daten für alle

LIQID ist ein digitaler Vermögensverwalter, der seinen Kunden exklusiven Zugang zu einem der renommiertesten Investment-Teams in Deutschland bietet: der Vermögensverwaltung der Familie Harald Quandt. Seit mehr als 30 Jahren verwalten die Experten hinter LIQID das Vermögen von Unternehmerfamilien mit überdurchschnittlichem Erfolg. Bei LIQID steht diese Expertise nun auch Ihnen zur Verfügung – kostengünstig und digital. Mit über 150 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen zählen wir wenige Monate nach unserem Start zu den größten digitalen Vermögensverwaltern Europas und unsere Kundenportfolios werden vom firstfive Vergleich der deutschen Privatbanken zu den am besten verwalteten in Deutschland gezählt.

Echtzeit-Apps – Applikationen, die Daten augenblicklich verarbeiten und anzeigen – werden zunehmend zum Standard. Endnutzer-Software wie Google Docs, Slack oder Trello sind nur die Spitze des Eisbergs, darunter verbergen sich eine Vielzahl von Industrie und Enterprise-Use-Cases: Börsen müssen Preise binnen Millisekunden an Endkunden senden, Carsharing-Anbieter ihre Fahrzeugflotten in Echtzeit managen, Sensoren Werte mit Verarbeitungssystemen teilen. deepstream entwickelt eine innovative Technologie, die es Unternehmen ermöglicht, Daten mit bislang unerreichter Geschwindigkeit mit Millionen von Browsern, Smartphones, IoT und Backend-Services zu synchronisieren.

LIQID Investments GmbH Kurfürstendamm 177 10707 Berlin liqid.de

deepstreamHub GmbH Engeldamm 64 10179 Berlin deepstreamhub.com


Foto: Ben Fuchs

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Der Musiklehrer für alle

Bitwala BlockchainBanking

Millionen von Menschen träumen davon, ein Musikinstrument zu lernen. flowkey hat es sich zum Ziel gesetzt, Produkte zu entwickeln, mit denen sich jeder Mensch diesen Traum erfüllen kann. Anfang 2015 wurde flowkey für Klavier und Keyboard gelauncht und entwickelte sich schnell zu einer der erfolgreichsten Lern-Apps im Bereich Musik – mit aktuell über einer Million Nutzern weltweit. Der Clou: Die App erkennt über das Mikrofon, welche Töne man auf dem eigenen Instrument spielt. So kann flowkey den Lernfortschritt messen und intelligentes Feedback zur Verbesserung geben. Nach nur wenigen Tagen spielen selbst Einsteiger schon die ersten Lieder – und sind ihrem großen Traum ein Stück näher gekommen.

Bitwala ist das führende Unternehmen, wenn es um Lösungen zum internationalen Geldversand auf der Basis von Bitcoin geht. Bitwala vertritt die Philosophie, dass es leicht, günstig und einfach sein sollte, über Landesgrenzen hinweg Geld zu verschicken. Bitwala nutzt Bitcoin und die Blockchain-Technologie, um die Art und Weise, wie wir international Geld verschicken, fundamental zu verändern. Bis dato hat Bitwala mehr als 57.000 Nutzer und hat mehr als 60 Millionen Euro transferiert. Das Unternehmen hat den Titel „Bestes Startup“ beim Fintech Forum 2017 in Paris geholt und wurde 2016 in der Kategorie „Bestes Fintech Startup“ beim Pioneers Festival mit dem 2. Platz ausgezeichnet.

flowkey GmbH Reuchlinstraße 10–11 10553 Berlin flowkey.com

Bitwala GmbH Ohlauer Straße 43 10999 Berlin bitwala.com

Lemoncat: Order. Eat. Love. IIoT für Business Outcomes Das rasant wachsende Berliner Startup LEMONCAT ist bundesweit das einzige Catering-Portal, das ausschließlich Geschäftskunden bedient. Seit dem Launch der Plattform im September 2016 wurde das Angebot kontinuierlich erweitert. Bei LEMONCAT finden Unternehmen aus über 450 Caterern in mehr als 280 Städten das passende Catering. Bei großen Veranstaltungen helfen professionelle Event-Manager, individuelle Catering-Wünsche über die Plattform abzuwickeln. LEMONCAT arbeitet dabei mit Caterern zusammen, die höchsten Qualitätsansprüchen genügen. „Dass die Unternehmen bei allen wichtigen Anlässen glänzen, das ist unsere Mission“, so Doreen Huber, CEO von LEMONCAT.

relayr ist ein schnell wachsendes IoT-Unternehmen, das Lösungen für die digitale Transformation von Branchen bereitstellt. Als Vordenker im IoT für Unternehmen ermöglicht relayr ein Zusammenspiel von Plattformen industrieller Qualität, weitreichende Datenanalysen und ein umfassendes Datenmanagement. Unternehmen werden gestärkt, indem man Daten durch die Konnektivität innerhalb eines IT-Ökosystems von jeglichen Geräten sammelt, um neue Lösungen und Einkommensquellen zu finden. Ob Sie ein Unternehmen des Fortune 500 oder des Mittelstandes, der Industrie 4.0 oder des Versorgungs- oder Produktionswesens sind, wir garantieren, dass der Anschluss an das IoT Ihre Geschäftsergebnisse verbessern wird.

LEMONCAT GmbH Dircksenstr. 47 10178 Berlin lemoncat.de

relayr GmbH Bergmannstraße 102/103 10961 Berlin relayr.io

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Erfolg mit gesunden Kühen Digitaler Assistent fürs Auto Große, leistungsstarke Milchkuhherden stellen höchste Anforderungen an das Gesundheits- und Fruchtbarkeitsmanagement. In unseren Ställen beginnt eine neue Ära, in der auf den Einsatz neuer Technologien gesetzt wird, um die Arbeit mit den Kühen effizienter zu gestalten. Wir haben ein Sensor­ system entwickelt, welches in den Pansen einer Kuh eingeführt wird und dort verbleibt. Ein Sensor ermittelt alle zur Beurteilung der Gesundheit und Fruchtbarkeit eines Tieres notwendigen Daten, speichert diese und übermittelt sie an den Landwirt. Mit Hilfe unseres Monitoringsystems können landwirtschaftliche Betriebe den Gesundheitszustand ihrer Herde verbessern und erfolgreicher wirtschaften.

German Autolabs hat sich auf die Entwicklung von Assistenzplattformen spezialisiert, die Mobilität im digitalen Zeitalter komfortabler und sicherer machen. Ihr erstes Produkt ist Chris – ein speziell für Autofahrer entwickelter digitaler Assistent. Das smarte Design-Gerät ermöglicht Fahrern über eine intelligente Spracherkennung sowie Gesten- und Sprachsteuerung einfach und bequem den Zugriff aufs Smartphone auch während der Fahrt. Nach der erfolgreichen Kickstarter-Kampagne arbeiten die Gründer Holger G. Weiss (ehem. CEO, Aupeo) und Patrick Weissert (ehem. Director Consumer, HERE) mit ihrem Team in Berlin intensiv auf den Produktlaunch 2018 hin.

dropnostix GmbH Geschwister-Scholl-Str. 51 14471 Potsdam dropnostix.com

German Autolabs Köpenicker Straße 154 a 10997 Berlin germanautolabs.com

Volders: Vertragsassistent

VIRALHITS AM FLIESSBAND

volders schafft Ordnung und Klarheit in der Vertragswelt des Nutzers. Bequem per App und Desktop-Anwendung können Verbraucher ihre gesamte Vertragssituation überblicken und mit nur wenigen Klicks Entscheidungen treffen – Tarife vergleichen, kündigen und wechseln. Dabei steht Volders seinen Nutzern beratend zur Seite, weist sie rechtzeitig auf auslaufende sowie sich verlängernde Verträge hin und schlägt ihnen passendere Angebote vor. So kann sich der Nutzer sicher sein, ständig die Kontrolle über sämtliche Verträge zu haben. Unser Ziel ist, dass Verbraucher immer über eine für sie optimale Vertragskonstellation verfügen, ohne sich darum kümmern zu müssen.

Stoyo ist die erste technologiegetriebene Kreativagentur, die auf jeden ihrer Spots 1 Million organische Views garantiert. Das Technologie-Startup nutzt dafür seinen einzigartigen Kreativprozess: eine datengetriebene Konzeption basierend auf den trending Themen in den sozialen Netzwerken und eine innovative Produktion samt iterativem A/B-Testing. Stoyo hat in den vergangenen zwei Jahren über 10 Milliarden Video-Views erzielt und arbeitet für Top-Marken wie die Deutsche Telekom, iglo, Bahlsen und Beiersdorf.

volders GmbH Oranienstraße 161 10969 Berlin volders.de

StoYo Media UG Saarbrücker Straße 20 10405 Berlin stoyo.io


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