WiSe 17/18_johnson_nakowsky

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Masterthesis Teufelsberg, Berlin

Verfasser Miriam Johnson Sven Nakowsky Betreuer Prof. AA. Dipl. Kazu Blumfeld Hanada

Zweitprüferin Prof. Dipl.-Ing. Kirsten Schemel msa I münster school of architecture

Münster, Februar 2018 Copyright © Miriam Johnson / Sven Nakowsky 2018 Die Inhalte der Masterthesis sind urheberrechtlich geschützt. Die Inhalte dürfen weder ganz noch teilweise ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Urheber vervielfältigt und/oder veröffentlicht oder in einem Infomationssystem gespeichert werden.




,As we collide‘


Vorwort

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Zu Beginn des Studiums war das Wesen eines Ortes und die mit ihm einhergehenden Hierarchien und Strukturen fast unbekannt. Man konnte ihn spüren, aber er war nicht greifbar und es schien fast unmöglich ihn mit eigenen Worten zu beschreiben. Alles was man fühlte war die Aura die ihn umgab. Im Laufe der Jahre näherte man sich weiter und weiter an. Man begegnete vielen unterschiedlichen Orten die alle samt einzigartig waren, denn keiner glich dem anderen. Die Auseinandersetzung mit dem Bestand wurde ein festes Element unserer Arbeit und die Herangehensweisen waren, genau wie die Orte selbst, immer unterschiedlich. Die Field Station begegnete uns wie ein Geflecht aus unterschiedlichen Zeiten und Schichten. Ihre Mystik, sowie die vage Offenheit übte eine enorme Anziehungskraft auf uns aus, die wir nun mehr Stück für Stück aufzuschlüsseln versuchten. Der schrittweise Verfall der einstigen Struktur führte uns auf einen Weg der ebenfalls aus vielen Fragmenten und einzelnen Verästelungen bestand. Architektur beginnt im Kopf. Sie ist ein Instrument der Phantasie und oftmals ist das Neue deutlich zu sehen, während der auflösende Prozess, die Verzeitlichung der Architektur, wenn überhaupt nur ein vages Bild bleibt.

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Unsere Arbeit lässt diese beiden Bilder kollidieren und setzt sie, wie gesammelte Bruchstücke aus Vergangenheit und Zukunft, neu zusammen. Angezogen von einem verlassenen Ort, begeben wir uns auf eine Reise, diesen in seiner Gänze zu erfahren. Wir möchten eine Haltung entwickeln, die auf das Wesen des Ortes reagiert ohne seine Anziehungskraft und Aura zu zerstören.

An dieser Stelle möchten wir uns bei den Menschen bedanken, die uns auf diesem Weg begleitet haben. Ein besonderer Dank gilt Herr Prof. AA. Dipl. K. Blumfeld Hanada, der uns während der Erstellung dieser Arbeit, mit hilfreichen Anregungen, konstruktiver Kritik und wunderschönen Gesprächen unterstützt hat. Ebenso danken wir Frau Prof. Dipl.-Ing. Kirsten Schemel, die uns als Zweitprüferin begleitete. Danke an Dipl.-Ing. K. Beckmann und Dr. Thorsten Schneider. Ebenfalls gilt unser Dank Sarah, Trésor, Rhussell, Para und Marius, die uns jeweils auf ihre ganz besondere Art geholfen haben. Abschließend möchten wir unseren Familien danken, die uns während unserer gesamten Studienzeit unterstützt haben.

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Inhalt Einleitung

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Geschichte Ort Architektur Grau Bruchstücke Trümmerberge

25 31 63 77

Teufelsberg Silhouette

91

Abhörstation Zeitschichten Spionagegeflecht Baugeschichte

111 121 131

Analyse Der Ort Die Ruine

175 197


Konzept Genese

239

Entwurf Kulturraum

267

Verzeichnis Literatur Abbildung

333 339


Einleitung

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Die Ruine der Abhörstation prägt durch ihre Lage die Silhouette der Stadt Berlin. Mit ihren weißen Radomen, die weit in den Himmel ragen gehört sie zu den Zeitzeichen der Stadt und erzählt die Geschichte des Kalten Krieges. Lauschen, Sammeln, Auswerten und Verschlüsseln. Nach dem Abzug der Alliierten und einer Vielzahl gescheiterter Nutzungen verwischen nun die Spuren. Die zuvor introvertierte, geschlossene Struktur beginnt sich aufzulösen. Auch die Natur ist allgegenwärtig und versucht langsam ihre einstige Position in einem fortlaufenden Prozess der Rückeroberung einzunehmen. Sie nimmt die Architektur an unzähligen Stellen ein und katalysiert durch ihr Wachstum den Prozess der Auflösung. Als Besucher begibt man sich in eine Zone, die durch eine ungewohnte Freiheit bestimmt wird. Sie unterstützt das Ansiedeln von Kleinkünstlern und Subkulturen, die eine Fläche finden, auf der durch die vorhandene Leere eine eigene Struktur entsteht. Diese kann man sich ohne Grenzen zu eigen machen. Doch es fehlt an Stabilität. Wie das Material, beginnen sich die einstigen Hoffnungen aufzulösen. Zurück bleibt eine Ruine, ein surrealer Ort, der durch die Umgebung des Grunewalds zu einem undefinierten Gelände wird. In dem Zerfall des Materials und der Präsenz

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der vielen Überlagerungen entsteht eine ganz besondere Art der Ästhetik. Durch Theorien und Projekte aus Philosophie und Kunst entwickeln wir auf den folgenden Seiten eine architektonische Haltung, die den Umgang mit dem Terrain bestimmt. Da der Standort selbst einen markanten Charakter aufweist, beginnen wir damit, das Areal und dessen Entstehung durch Einblicke in den geschichtlichen, politischen und auch kulturellen Kontext einzuleiten, um ein Grundverständnis gegenüber der Verortung zu entwickeln. Wichtige Bestandteile der Betrachtung sind die nationalsozialistische Vergangenheit, die sich auf die Stadtplanung auswirkte sowie die Nachkriegszeit, in der sich die Trümmeraufschüttungen zu dauerhaften topographischen Veränderungen der Stadt entwickelten. Gefolgt von der Zeit des Kalten Kriegs wird der Standort während der Anwesenheit der Alliierten Streitmächte genauer beschrieben. Der Schwerpunkt der Analyse wird durch den Begriff der Ruinentheorie geprägt und geht auf die unterschiedlichen Positionen und Künstlerhaltungen ein, die später als Grundlage in den resultierenden Entwurf und seinen Kontext einfließen.

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‚Allegorien sind im Reiche der Gedanken, was Ruinen im Reiche der Dinge.‘ *

Walter Benjamin 1974: 354

*

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1 Natur


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2 Natur


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3 Natur

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Geschichte

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Ort

Teufelsberg

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Grunewald

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Architektur Grau Bruchstücke Trümmerberge

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4 26

Teufelsberg


Teufelsberg Aussicht und Monument

1 MSM Management GmbH

2 Smith, Shand 2016

3 MSM Management GmbH

Der Teufelsberg ist mit 120,1 m über NN die zweithöchste Erhöhung des Berliner Stadtgebietes und befindet sich am nördlichen Rand des Grunewalds auf einem Plateau von 48.000 qm.1 Der künstliche Berg, der zur Nachkriegszeit aus den Trümmern der Stadt Berlins aufgehäuft wurde, ist einer von insgesamt 14 Trümmerbergen innerhalb des Stadtgebietes und beherbergt ein ganz besonderes Fundament. In den Tiefen des Berges ruhen die Überreste des Rohbaus der ‚Wehrtechnische Fakultät nach Plänen von Albert Speer.‘ 2 Seinen Namen erhält der, aus zwei Erhöhungen bestehende Berg, von dem nahegelegenen Teufelssee. Heute ist er ein besonders beliebtes Naherholungsgebiet für Spaziergängern, Mountainbikern, und Gleitschirmfliegern. Im Winter ist der kleine Ski Hang und die Langlauf Loipe ebenfalls gut besucht und es zieht viele Berliner zum Wintersport auf den Berg. 3 Der in unmittelbarer Nähe liegende Drachenberg, bietet in einer Höhe von 99 m über NN ein baumfreies Plateau, welches ein Panorama über den Grunewald auf der einen, und einen herrlichen Blick über das gesamte Stadtgebiet auf der anderen Seite bietet.

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10 [km]

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5 28

Lageplan


Grunewald Grüne Oase

4 MSM Management GmbH

Das Gebiet des heutigen Grunewalds bestand früher aus einer Sumpf- und Moorlandschaft. Seine Größe beträgt rund 3000 Hektar, welche im Westen von der Havel begrenzt werden. Damit ist der Grunewald eines der größten Waldflächen Berlins. Nachdem Berlin um 1920 ein starkes Bevölkerungswachstum erlebte und mehr als 3,8 Millionen Einwohner zählte, sollte ein Teil des Gebiets als Erholungsgebiet für die Berliner Bevölkerung dienen und frei von jeglichen Bebauungen sein. So erließ der Magistrat Berlins den ‚Dauerwaldvertrag‘ und das Naherholungsgebiet Grunewald entstand. Später wurde dieses Areal zu einem Standpunkt für die Konzepte von Adolf Hitler, der in diesem Gebiet die neue Hochschulstadt an der Heerstraße plante. 4

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Geschichte

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Ort

Architektur Grau

Hochschulstadt und Wehrtechnische Fakultät

33

Wehrtechnische Fakultät

37

Germania

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Undurchdringbare Architektur

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Architekt des Führers

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G.B.I.

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Grünflächenplanung des G.B.I.

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Bruchstücke Entstehung der Trümmerberge

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6 Vorentwurf 32

Ost-West Achse


Hochschulstadt und Wehrtechnische Fakultät Schatten und Spuren

5 Gerber

6 Larrson 1978: 76

Dort wo heute der Teufelsberg in die Höhe ragt, zwischen Postfenn und Hundekehlesee, entstand 1937 die Wehrtechnische Fakultät. Nach Planungen der Nationalsozialisten sollte hier ein gigantisches Hochschulzentrum generiert werden, wo nach antiken Vorbildern auf dem Reichssportfeld Sport getrieben werden sollte. Für die Realisierung dieser ‚Hochschulstadt‘ sollten nicht nur die Berliner Universitäten, sondern auch der Zoologische und der Botanische Garten neu aufgebaut und Privatleute in neue Gebiete umgesiedelt werden. 5 Die Hochschulstadt sollte ein Komplex von mehreren militärischen Forschungsinstitutionen werden, welche die WTF der Technischen Hochschule, die deutsche Akademie für Luftfahrtforschung und ein Heeresvermessungsamt beherbergen sollte. Des Weiteren sah man vor, ein Reichspatentamt und ein arbeitswissenschaftliches Institut dorthin zu verlegen. 6 Die geplanten Gebäude gruppierten sich in Verlängerung der Heerstraße und eine breite platzähnliche Straße bestimmt von zwei hohen Türmen, sollten als Wahrzeichen der Universität dienen. Einige Gebäude waren auch nördlich der Heerstraße angesiedelt und mit deren Südseite durch Kolonaden verbunden um durchfließenden Verkehr zu ermöglichen. Abfallende Teile des Gebiets nahe der Havel hätten aufgeschüttet werden müssen um das

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7 Reichhardt / Schäche: 90, 91

8 Reichhardt / Schäche 2008: 87,88 9 Larrson 1978: 76

Niveau anzugleichen. Sämtliche Gebäude des Komplexes orientierten sich in Richtung einer riesigen Aula, dem Postament Auditorium namens Langemarckhalle nach den Plänen von Hanns Dustmann 7.Die Hochschulstadt sollte als ‚Tor zur Reichshauptstadt‘ dienen und von einem monumentalen Charakter sein.8 Die Wehrtechnische Fakultät gehört zu den am frühesten realisierten Gebäuden dieses Neugestaltungsplans. 9

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Modell 1937


Wehrtechnische Fakultät Emporragende Festung

10 Kitchen 2015: 65

11 Reichhardt / Schäche: 87

Nach den streng geheimen Plänen von Hans Malwitz (1891-1987) wurde 1937 mit dem Bau der Wehrtechnischen Fakultät am westlichen Ende der Ost-West Achse begonnen. Sie sollte als neues Institutsgebäude der Technischen Hochschule dienen.10 Die Fakultät besteht aus zwei zusammengefügten Blöcken, einem hohen quadratischen Hauptgebäude und zweigeschossigen Institutspavillons. Diese sind symmetrisch innerhalb einer Randbebauung in zwei Reihen gruppiert. Das Hauptgebäude wurde mit turmartigen Eckrisaliten, abgeschrägten Sockeln und einem hohen Bogenportal versehen.11 Die Grundsteinlegung der Wehrtechnischen Fakultät erfolgte am 27. November 1937 durch Hitler persönlich. Sie markierte den Beginn der Umbauphase der künftigen Reichshauptstadt Germania und ist somit der ‚Erste Bau‘ der im Vollzug der Pläne entstanden ist. Laut Hitler sollte es ein Denkmal der deutschen Kultur, des Wissens und der deutschen Kraft darstellen. Trotz der Ausschreibung eines Architekturwettbewerbs für die Hochschulstadt, wurde nach Beginn des Zweiten Weltkrieges nur der Rohbau der Wehrtechnischen Fakultät realisiert. Ende 1939 nach Beginn des zweiten Weltkriegs stoppte Hermann W. Göring (früherer Reichsmarschall) mit dem „Verbot aller nicht Kriegswichtigen Bauten“ anhand von Materialknappheit und mangelnder Kapazitäten alle

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12 Teut: 378 13 Beckmann et al.: 17

14 Kitchen 2015: 65 15 Beckmann et al.: 8

Projekte, die nicht dem direkten Kriegszweck dienten und somit auch den Bau der Wehrtechnischen Fakultät im Grunewald.12 Nach Kriegsende sollte der Rohbau unter 26 Millionen Kubikmetern Trümmerschutt begraben werden. Zuvor jedoch wurden kostbare Baumaterialien wie Basalt- und Sandstein ausgebaut um sie für Ausbesserungsarbeiten im zerstörten Berlin zu nutzen.13 Erst danach wurde das Areal zu einer Schuttdeponie umgewandelt.14 Der dadurch entstandene Berg „trägt den offiziellen Namen Restschuttkippe am Teufelsberg“15 und begräbt bis heute die ersten Bauten der geplanten ‚Welthauptstadt Germania‘.

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Germania Welt- und Reichshauptstadt

16 Reichhardt / Schäche 2008: 39

17 Berliner Unterwelten e.V.

Im dunkelsten Zeitalter deutscher Geschichte, in der Zeit des Deutschen Reiches von 19331945, sollte aus Berlin aufgrund der Profilierung seines weltweiten Status, ein Schauplatz überdimensionaler Großprojekte der Nationalsozialisten werden. Ein neues Wahrzeichen für die Ewigkeit sollte entstehen. Die Planungen von Germania verkörpern eine Architektur jenseits aller Vorstellungen. Sie ist monströs, banal und letzten Endes sogar unbrauchbar. Selbst der einstige soziale Auftrag der Architekturaufgabe wird nicht mehr erfüllt und die Frage des künstlerischen Wertes ist und bleibt umstritten.16 Für ihre Ausführung wäre außerordentlich viel Raum benötigt worden. So viel Raum, dass große Teile der Wohnviertel hätten weichen und die Bewohner umgesiedelt werden müssen. Letzten Endes sah Albert Speer die Lösung dieses Problems in der antisemitischen Politik des NS-Regimes.17 Die Voraussetzung für die Neugestaltung der Stadt Berlin hin zur Welthauptstadt Germania, war die Neustrukturierung des Eisenbahnnetzwerkes. Die vielen Kopfbahnhöfe sollten dabei durch zwei zentrale Durchgangbahnhöfe ersetzt und die Fernbahn an den S-Bahn Ring angeschlossen werden. Eine S-Bahnlinie sollte schließlich die beiden großen Bahnhöfe miteinander verbinden und auch

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Germania


18 Larsson 1978: 32,35

19 Reichhardt / Schäche 2008: 39 20 Larrson 1978: 32

21 Reichhardt / Schäche 2008: 39 f.

das U-Bahnnetz sollte weiterentwickelt werden.18 Die Grundstruktur der Planungen von Germania besteht aus einem Achsenkreuz in Nord-Süd-, sowie Ost-West- Richtung. Die beiden Achsen schneiden sich im Bereich des Tiergartens und dem Brandenburger Tor. Als Nebenachsen entstehen Ausfallstraßen und vier innerstädtische Ringstraßen. Alle vier Achsen schließen an den Autobahnring an, der später Berlins neue Stadtgrenze bildet. Vier konzentrischen Ringe vervollständigen das Konzept der Stadtstruktur.19 Außerhalb des Autobahnrings in der Verlängerung der Hauptachsen sind vier Flugplätze geplant, die später einmal den Flughafen Berlin Tempelhof ersetzen.20 Die 50 Km lange Ost-West-Achse nimmt die vorhandenen Radialstraßen und Straßenzüge auf, während die 40 Km lange und 120 Meter breite, Nord-Süd-Achse eine totale Neugestaltung erfordert, die im Zusammenhang des Ausbaus des Eisenbahnnetzes steht. Der wichtigste Teil des 7 Km langen Mittetelabschnittes der Nord-Süd-Achse, bildet die Prachtstraße, an deren Endpunkten zwei zentrale Bahnhöfe liegen.21 An dieser Achse siedeln sich die wichtigen Reichs- und Parteibehörden, Firmenzentralen und kulturellen Einrichtungen an, während auf dem Großen Platz, Raum für riesige Menschenmassen generiert wird, um ihn als Aufmarsch-

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22 Reichhardt / Schäche 2008: 112-121

23 Tesch 2015: 118 f.

24 Reichhardt/ Schäche: 39 f.

platz zu nutzen. Die Große Halle bildet die zentrale Versammlungsstätte, welche mit einer freitragenden Kuppel mit einem Durchmesser von 250 Metern, der größte Kuppelbau der Welt ist.22 Grünflächen und Parks bieten zwischen den Gebieten den Naherholungsfaktor, aber auch Sportstätten ragen bis in das innerstätische Zentrum. Festgelegt wird das Ganze in einem Grünflächenplan, der auch das Gebiet des Grunewalds durch Aufforstung in einen großen Park umgestalten soll. Da all dies Bestandteile des Generalbebauungsplans waren, wurde mit der Realisierung noch während des Kriegs begonnen.23 Die Fertigstellung von Germania war für das Jahr 1950 vorgesehen, sodass die Bauten passend zur Weltausstellung in Betrieb genommen werden und Berlin in Anwesenheit wichtiger Repräsentanten in Germania umgetauft werden sollte.24

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Undurchdringbare Architektur Der Zeitraum 1933-1945

25 Reichhardt / Schäche 2008: 23

26 Reichhardt / Schäche 2008: 29

Was in den Planungen von Germania ihren Höhepunkt fand, ist die unausweichliche Konsequenz einer Architektursprache, welche den Nationalsozialisten zur Untermauerung ihrer Propaganda und ihrer Weltanschauung diente. Die Architektur hat hohe Priorität in unserer Gesellschaft, denn sie ist eine der öffentlichen, sichtbarsten Künste in unserer Umwelt. Sie ist für den Menschen erfahrbar, sodass die Architektur als Werkzeug der NS-Propagandisten die Massen zu manipulieren weiß. Sie wird zu einem der wirksamsten Instrumente, die sich auf den Präsentationsbau beschränkt und die architektonischen Probleme der Städte nur unzureichend angeht. Berlin wird zum politischen Machtzentrum und lenkt als wichtigster Ort des Reiches alle Orientierung und Entwicklung auf sich.25 Es gibt keine Wohnungspolitik und keine Antworten auf die Not der Bevölkerung, die mit ihr zu kämpfen haben. Stattdessen werden riesige Erholungsgebiete und Freianlagen realisiert. Auch die innerstädtischen Verkehrsprobleme werden nur angegangen, wenn sie dem Regime zu Gute kommen.26 Es lassen sich insgesamt drei architektonische Richtungen beschreiben, die in der NSZeit vorherrschend sind. Prägnant sind die monolithischen Gebäude und kultischen Inszenierungen, die zur Selbstdarstellung der Diktatur dienen. Die Gebäude des sozialen Lebens beschränken sich auf Kleinsied-

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27 Reichhardt / Schäche 2008: 26 f.

28 Reichhardt / Schäche 2008: 38

29 Reichhardt / Schäche 2008: 38 f.

lungen und einem bodenständigen heimatverbundenen Baustil. Sie sind oft aus natürlichen Baustoffen des Ortes gefertigt und bewahren die alten Bautraditionen. Die Industrie- und Ingenieurbauten, wie Fabrikgebäude und große Hallen, haben keine nationalistischen Architekturinhalte. Sie werden nach dem Stand der Technik erbaut und werden als reine Zweckbauten beschrieben, die sich von dem Architekturbegriff unterscheiden.27 Im Nationalsozialismus wird besonders die monumentale, oftmals isolierte Form Merkmal. Die Oberflächen werden festgelegt und die starre Ordnung und Strenge des Erscheinungsbildes wird durch Materialien wie Naturstein verstärkt. Die zu Stein gewordenen Gesellschaftsinhalte der Nationalsozialisten sind greifbar und spielen mit den Emotionen der Massen. Oftmals wirken sie einschüchternd und repressiv.28 Seit dem Jahr 1937 werden in den großen deutschen Städten neue Gestaltungskonzepte realisiert. Die Städte Berlin, München und Hamburg führen große Bauprojekte durch, und die Architektur verkörpert oftmals große Volumina mit überdimensionalen Ausmaßen. Am 4. Okt. 1937 tritt schließlich das Gesetz zur Neugestaltung deutscher Städte in Kraft. Die neu geplanten Bauten orientieren sich an riesigen Tempeln, Staatsbauten, der Akropolis und dem Pantheon, sowie den Bauten des germanischen Mittelalters mit seinen Kirchen.29

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30 Reichhardt / Schäche 2008: 63 31 Speer 1969: 56

32 Larrson 1978: 99 33 Larrson 1978: 99 f.

Berlin scheint es nach Ansicht des Führers an einem Wahrzeichen der Volkswirtschaft zu fehlen. Nun soll alles für die Nachwelt greifbar gemacht werden und ein neues Zeichen der Geschichte gesetzt werden, dass alle Zeit überdauern kann.30 Um eine Architektur für Jahrhunderte 31 entstehen zu lassen spielt Albert Speer mit dem Ruinenwert der Bauwerke und versucht schöne Ruinen, wie die Überreste aus Ägypten, dem antiken Rom und Athen, zu gestalten. Massive Steinmauern, die die Eigenschaft haben sich selbst zu tragen werden gestaltet und die Architektur der eigenen Zeit wird als Ruine verstanden. Es wird deutlich, dass Speer für eine ferne Zukunft plant. Für Hitler sind die Bauwerke Machtsymbole, die als Beweise einer echten Nationalen Kultur stehen, somit verkörpern sie mehr als nur Produkte der Zivilisation.32 Die Architektur versinnbildlicht die Haltung eines Staates, welcher sich das Volk zum Untertan macht und die politische oder militärische Macht auch gegenüber dem eigenen Volke repräsentieren will.33

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Architekt des Führers Visionen und Ideologie

34 Tesch 2016: f.

35 Tesch 2016: 64-65

36 Tesch 2016: 90-92

Einer der prägendsten Figuren der nationalsozialistischen Architektursprache war Albert Speer. Er war nach Paul Ludwig Trost, chronologisch betrachtet der zweite Architekt an der Seite von Adolf Hitler. Beide pflegten einen intensiven Austausch mit dem Diktator und waren die wichtigsten Ansprechpartner im Bereich der Umsetzung der nationalistischen Machtarchitekturen.34 Diese monolithischen Zeitzeugen spiegeln jedoch nur einen Bruchteil der Vorstellungen des Diktators wieder und zeigen auf, in welchen irrationalen Dimensionen Adolf Hitler und seine Architekten planten. Am 30. Januar 1937 wurde Albert Speer zum Generalbauinspektor für die Neugestaltung der deutschen Hauptstadt ernannt, sodass ihm per Gesetz und Führererlass die größte Zuständigkeit im deutschen Bauwesen zugeteilt wurde.35 Große Anerkennung erhielt Speer besonders durch seine groß dimensionierten Bauten für Massenveranstaltungen. Zu Gunsten der Machtpositionierung definierte sich die traditionelle Bauaufgabe für Speer neu, sodass dauerhafte Architekturen für große, politisch motivierte Massen entstanden. Wichtigstes Gestaltungsmittel war dabei, der Mensch im Zentrum des Geschehens, seine Teilnahmezugehörigkeit im ganzen System, sowie die Vermittlung eines Gemeinschaftsgefühls durch Ein- und sogar gezieltes Ausschließen der Massen.36

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9 Albert Speer u. 54

Adolf Hitler


37 Tesch 2016: 93

38 Kitchen 2015: 59

Die ‚Kombination aus Fahnen, Licht und Raum‘ 37 beeindruckten die Menschen und sind besondere Merkmale von Speers Entwürfen. Er verstand es den Geist des Nationalsozialismus in eine formale Architektursprache zu verwandeln. Seine Architektur vermittelte dem deutschen Volk ein Gefühl von ‚Selbstvertrauen, Kraft und Überlegenheit‘, während sie gleichzeitig zu disziplinieren und zu manipulieren versuchte. Architektur wurde zum Instrument des Regimes und sollte zu ‚Denkmälern der Ewigkeit‘ werden.38

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G.B.I. Die andere Behörde

39 Reichhardt / Schäche 2008: 49 f.

40 Tesch 2016: 110111 41 Reichhardt / Schäche 2008: 53 42 Reichhardt / Schäche 2008: 49 43 Kitchen 2015: 57

Mit der Gründung der G.B.I. (Generalbauinspektion für die Reichshauptstadt Berlin) um 1937 wurde die Erstellung einer Gesamtplanung für die Reichshauptstadt Berlin verwaltet. Bereits ein Jahr nach Gründung der G.B.I. legte Speer einen Generalbebauungsplan und erste detaillierte Ausarbeitungen des Kerngebietes vor.39 Durch die Errichtung der GBI verlor Berlins Stadtverwaltung das Recht auf die Verwaltung der urbanen Stadtstruktur und auch geltende Baugesetzte wurden außer Kraft gesetzt. Natürlich stand der Führer trotzdem über allen Entscheidungen der GBI.40 Von den rechtlichen Befugnissen entsprach die Behörde einem Reichsministerium, dem gegenüber nur der Führer stand.41 Eine der wichtigsten Aufgaben der Generalbauinspektion war die Entwicklung einer Architektonischen Formensprache, sowie die Planung und Durchführung der Bauprojekte in den Gebieten, die das Deutsche Reich umfassten.42 Speer bekam mit dem Amt des Generalbauinspektors die Aufgabe Germania mit Unterstützung weiterer Architekten nach Hitlers Plänen zu realisieren und wurde somit nicht nur Architekt, sondern auch Propagandist der NS-Visionen.43

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Grünflächenplanung des G.B.I. Erholung und Stadtstrategie

Ein wichtiger Teil des, noch vor dem Krieg entworfenen, Generalbebauungsplans für die Reichshauptstadt Berlin, war der darin enthaltene Grünflächenplan der G.B.I. Nach dessen Konzept zogen sich die Grünflächen, angelehnt an die radiale Planstruktur, in langen keilförmigen Bändern ins Zentrum. Willy Schelkes, der besonders für diesen Teil des Bebauungsplans zuständig war, sorgte dafür, dass dieser im Jahr 1944 nochmals zur Sprache kam und den Wiederaufbau nachhaltig bestimmte. Durch die große Zerstörung der Stadt war es möglich, das Grundkonzept besonders im innerstädtischen Zentrum weiterzuentwickeln. Wälder, Parks, Grünflächen und Sportanlagen waren Teil der Planung und bilden vom Verkehr abgetrennt, ein strukturordnendes Element im Stadtplan. Fast alle Grünflächen waren auch gleichzeitig Nutzflächen und von den Wohnhäusern nur wenige Gehminuten entfernt, um der Bevölkerung einen hohen Naherholungsfaktor zu bieten. Das zusammenhängende, beherrschende Element war der Wald. Wie der Komplex des Waldes wurden Gärten und Sportplätze als offene Räume entwickelt. Es entstand eine Landschaft, die abwechselnd durch unterschiedliche Nutzflächen unterteilt wurde.Vielfalt bestimmte die Struktur. Dieser beschriebene Grünanlagenplan wurde bereits im September 1937 fertiggestellt.

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10 Grunewald Planung 60

1941


44 Larrson 1978: 78-80

Nach diesem Konzept wurde auch der Grunewald von einem Forst zu einem Landschaftspark umgestaltet. Das geradlinige Netz von Wald- und Radwegen wurde durch ein geschwungenes, amorphes Netz ersetzt, dass den Besucher zum Verweilen einladen sollte. Der dichte Kiefernwald wurde ausgeholzt um wieder Platz für die einstigen Laubbäume, die den alten Charakter bestimmten, zu schaffen. Täler und Senken waren auch hier als offene Räume gestaltet, während die Erhöhungen und Hügel mit Pflanzen und Bäumen bepflanzt waren. Einige Höhen erhielten perspektivische Öffnungen in der Vegetation um Ausblicke zu gewähren und den Naturraum auf vielseitige Art und Weise erfahrbar zu machen. Der Grunewald war hauptsächlich als Park und Erholungsgebiet definiert, wurde aber durch die notwendigen Infrastrukturen ergänzt um den Park zu verwalten und feste Treffpunkte zu schaffen. Ein Gasthaus, ein Café und ein Wirtschaftshof waren feste Bestandteile der Planung. Die Umsetzung des Grünflächenplans wurde besonders im Bereich des Grunewald zu weiten Teilen realisiert, sodass man auch heute noch die Vielzahl der Laubbäume im Waldgebiet erkennen kann und auch das neue Wegenetz im Kontrast zu den alten, geradlinigen Wegen steht. Die geplanten Infrastrukturen zur Bewirtschaftung wurden allerdings nicht realisiert.44

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Geschichte

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Ort Architektur Grau

Bruchst端cke

Stunde Null

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Enttr端mmerung

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Tr端mmerfrauen

69

Berliner Besatzung

71

Tr端mmerberge

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Berlin 1945


Stunde Null Einführung in die Trümmerhistorie

45 Echternkamp / Vogel 2015

46 Von Beyme et al. 1992: 62

Der Zweite Weltkrieg forderte weltweit über 60 Millionen Opfer und weite Teile Europas waren von den Kriegsschäden gekennzeichnet.45 Berlin wurde zu einem Drittel durch Bomben zerstört. Nach Kriegsende waren von den ursprünglichen 245 000 Gebäuden 27700 (11,3%) total, 20100 (8,2%) schwer und 23000 (9,3%) mittelschwer zerstört, sodass sich im Stadtgebiet bereits 1945 eine Trümmermenge von ca. 75 Millionen Kubikmetern anhäufte.46 Würde man aus diesen Trümmern einen dreißig Meter breiten und fünf Meter hohen Wall aufschütten, würde dieser 670 km lang sein. Dies entspricht einer Strecke von Berlin bis zum Bodensee.

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Enttrümmerung Ablauf der Trümmerbeseitigung

47 Fichtner 1977: 5 f.

48 Fichtner 1977: 6

49 Fichtner 1977: 6 50 Froßbohm 2011: 17 51 Fichtner 1977: 9

52 Froßbohm 2011: 17

Nach der Kapitulation Berlins begann am 3.5.1945, auf sowjetischen Befehl, die Enttrümmerung der Stadt Berlin, da die Versorgung einer Millionenstadt still stand. Gas-, Wasser- und Elektrizitätsleitungen waren zerstört und die vielen Toten, die noch unter den Trümmern verschüttet waren, erhöhten die Seuchengefahr erheblich.47 Der Zustand der ‚Trümmerkatastrophe‘ führte dazu, dass im Jahr 1945 bereits 34.000 Arbeitskräfte an der Trümmerbeseitigung beteiligt waren und hart daran arbeiteten, die Versorgung der Bevölkerung wieder zu gewährleisten.48 Die Sowjets erschwerten durch die Demontage vieler technischer Hilfsmittel die Bergungsarbeiten erheblich, sodass viele Trümmer mit den bloßen Händen beseitigt wurden. Durch diese Maßnahmen und den großen Einsatz der Zivilbevölkerung konnten viele Infrastrukturen freigelegt werden.49 Zur Enttrümmerung gehörte das Abtragen einzelner Trümmer, sowie das Einreißen von stehengebliebenen Gebäudeteilen und Ruinen.50 In den ersten Jahren stand jedoch besonders die Gefahrenbeseitigung im Vordergrund der Aufräumarbeiten.51 Da die Wiedergewinnung von Baumaterialien aus den Trümmerresten ein wichtiger Bestandteil war, entstanden an vielen Stellen, mobile, sowie stationäre Trümmersammelstellen.52

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TrĂźmmerfrauen


Trümmerfrauen Bildung einer Identitätsfigur

53 Treber 2015

In Deutschland wurden zur Strafe nach Kriegsende zunächst ehemalige NSDAP-Mitglieder und Kriegsgefangene zur Enttrümmerung eingesetzt. Nach und nach entstanden Bürgerinitiativen und professionelle Firmen die mit Fachkräften und den nötigen technischen Hilfsmitteln die Trümmer der zerstörten Städte beseitigten. Zum Ausgleich des Arbeitskräftemangels wurden zusätzlich Frauen und Arbeitslose herangezogen. Die Arbeit wurde durch ein Gesetz des Alliierten Rats für die Bevölkerung der Stadt verpflichtend. Kam es zur Verweigerung der Arbeit konnte einem der Entzug der Lebensmittelkarte drohen. Allein in Berlin arbeiteten ca. 30.000 Trümmerfrauen, die sich ihren Lohn und eine höhere Lebensmittelration hart erarbeiteten um die Existenz ihrer Familien zu gewährleisten. Offiziell nannte man die Frauen ‚Bauhilfsarbeiterinnen‘, doch die Medien konstruierten den Begriff der Trümmerfrau und entwarfen ein sinnhaftes Bild um die Motivation der Frauen zu fördern. Die neue Identifikationsfigur der Frau wurde besonders in Berlin zu einem Symbol des Wiederaufbaus. Sie wurde außerdem zu einer Vorreiterin der späteren Frauenbewegung bis hin zur gleichberechtigten Frau.53

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Britische

Sowjetische

Besatzungszone

Besatzungszone

Amerikanische Besatzungszone

13 Besatzungszone

Franzรถsische Besatzungszone

Deutschland

Franzรถsische Besatzungszone

Britische Besatzungszone

Amerikanische

Sowjetische

Besatzungszone

Besatzungszone

14 Besatzungszone Berlin 70


Berliner Besatzung Von Zonen und Blockaden

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in vier Besatzungszonen der Siegermächte, USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion aufgeteilt. Berlin als ehemalige Reichshauptstadt wurde zweigeteilt. Ost-Berlin wurde von der Sowjetunion verwaltet, während West-Berlin von den Alliierten beherrscht wurde. Am 20. Juni 1948 gab es in den drei westlichen Besatzungszonen eine Währungsreform, die die Deutsche Reichsmark mit der DM ablöste. Die Sowjetunion nahm dies zum Anlass ihre Besatzungszone weiter auf West-Berlin auszuweiten und wollte die Westalliierten zum Abzug aus Berlin zwingen. Dies sollte die Gründung eines demokratischen Staates innerhalb ihrer Besatzungszone verhindern. Am 24.Juni 1948 trennte die Sowjetunion West-Berlin vom Rest Deutschlands ab, indem sie die Zufahrtsstraße nach West-Berlin sperrten. Durch die ‚Berliner Blockade‘ waren die Menschen abgeschottet und es konnten keine Güter und Lebensmittel in den Westen transportiert werden. All das geschah, während die Millionenstadt immer noch ein vom Krieg gezeichnetes Trümmerfeld und von der äußeren Versorgung abhängig war. Durch die Strategie des amerikanischen Militärgouverneurs Lucius D. Clay wurde schließlich eine Luftbrücke ins Leben gerufen, die West-Berlin über den offenen Luftverkehr mit allen

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54 Schneider G. / Toyka-Seid C.

55 Schneider G. / Toyka-Seid C. 2017

56 Fichtner 1977: 11 f.

notwendigen Gütern versorgte. Lebensmittel, Baumaterialien, Brennstoffe und Kleidung wurden in einem Zeitraum von fast einem Jahr über den Luftweg in die Stadt gebracht.54 Die Transporte der ‚Rosinenbomber‘ warfen kleine Päckchen für Kinder vor ihrer Landung ab und die Luftbrücke festigte zunehmend die Beziehung zwischen Deutschland und den Westalliierten. Am 12. Mai 1949 beendete die Sowjetunion die Blockade, da die Versorgung Westberlins durch den Luftweg gewährleistet war und sie somit nicht mehr genug Druck ausüben konnten. Die Blockade war der erste Höhepunkt eines beginnenden Konflikts zwischen den Siegermächten der USA und UdSSR und die Luftbrücke wurde zu einem wichtigen Wendepunkt der Beziehungen.55 Während der Berliner Blockade leisteten die Bürger, trotz katastrophaler Bedingungen, Kälte und Hunger, enorme Arbeit. Da die Baufirmen während der Blockade keine Baumaterialien abnehmen konnten, stapelten die Trümmerfrauen die Ziegel so akkurat, dass sie nach Auflösung der Blockade nur noch aufgeladen werden mussten. Trotz der intensiven Nutzung der Trümmer und verschiedenen Arten des Recyclings blieb eine große Menge an Restschutt zurück, die bald zum Problem wurde.56

73


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57 Froßbohm 2011: 17 f.

Das vermehrt unbrauchbare Material diente zunächst zur Füllung von Schützengräben und Bombenkratern, aber auch Grünanlagen und Plätze wurden mit Trümmerschutt erhöht. Es entstand ein regelrechtes Trümmernetzwerk, das durch die Erweiterung des Schienennetzes auch weitere Transportwege problemlos bewältigen konnte. Außerdem wurden Eisenbahnen, Lastwagen und Pferdewagen für den Abtransport eingesetzt.57 Schutt und Müll der nicht weiterverwendet werden konnte, musste auf Deponien gelagert werden. Dies machte immer noch den größten Teil der Trümmer aus und die Berliner Nachkriegsverwaltung musste sich umgehend mit dem Problem der Deponierung beschäftigen.

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Geschichte

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Ort Architektur Grau Bruchstücke

Trümmerberge

Scharoun Plan

79

Neue Stadtlandschaft

81

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Scharoun Plan Berlin nach 1945

58 Froßbohm 2011: 12 59 Froßbohm 2011: 21 f.

Im Jahr 1945 wurde Hans Scharoun Stadtrat für Bau- und Wohnungswesen. Er leitete das Kollektiv des Stadtplanungsamtes und entwickelte den Wiederaufbauplan der Stadt Berlin den sogenannten ‚Scharoun-Plan‘. Reinhold Lingner war als Leiter des Hauptamtes für Grünplanung maßgeblich an den Entwürfen beteiligt. Das Konzept der Planung unterlag der Vision der ‚Stadtlandschaft‘ nach den Leitsätzen der Charta von Athen, welche die räumliche Trennung der vier Funktionen, Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Verkehr anstrebt. Durch ein strukturiertes Verkehrsnetz sollte die Stadt die Verschmelzung der Funktionen erfahren und letzten Endes eine Einheit bilden. Das Konzept sah vor, Berlin planerisch neu zu organisieren und sie wieder lebenswert zu machen. Anhand der kriegsbedingten Stadtzerstörung war es aber unmöglich die ganze Struktur neu zu entwickeln, da die finanziellen und wirtschaftlichen Mittel fehlten. Aus diesen Gründen kam es nicht zu einer Ausführung des Scharoun Plans. Jedoch wurden einzelne kleine Bestandteile, wie die Standortbestimmung der Trümmerberge, die teilweise noch heute das Topographische Bild der Stadt prägen, umgesetzt. 58 Ab 1948 kam ein Grünflächenprogramm zum Einsatz, bei dem ein großer Teil der zerstörten Grün- und Erholungsanlagen wiederhergestellt und begrünt wurde.59

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80


Neue Stadtlandschaft Rheinhold Lingner

60 Fichtner 1977: 13

61 Froßbohm 2011: 22

Trotz der Aufräumarbeiten wurden die riesigen Mengen an Restschutt auf der geringen Fläche von West-Berlin zu einem Problem. Auf einer Fläche von rund 480 km2, war es unmöglich eine Menge von ca. 980.000 cbm Schutt unterzubringen.60 Im Juni 1945 wurde das Hauptamt für Grünplanung in Berlin eingerichtet, dessen Leiter Rheinhold Lingner war. Er entwickelte Konzepte für neue Grünanlagen, die zur Verbindung der vorhandenen Grüninseln geschaffen werden sollten. Außerdem sollte Schutt und der Müll aus der Stadt weichen und jede mögliche Grünfläche unter Berücksichtigung von Natur- und Denkmalschutz wieder nutzbar gemacht werden.61 Neue Lösungen und Konzepte waren gefragt, die die großen Massen an Trümmern zu kontrollieren wussten und den erheblichen Transportschwierigkeiten entgegenwirken konnten. Man traf den Entschluss, Hügel in den Stadtraum zu integrieren und einzelne Trümmerberge auf das Stadtgebiet zu verteilen, sodass möglichst wenige Gebiete von den Aufhäufungen betroffen waren. Der Leitgedanke des neuen Konzeptes basierte auf der Idee, die Landschaft in ihren natürlichen Merkmalen zu erhalten und sie nicht zu stören. Die Trümmer sollten also nicht einfach wahllos abgeladen und gestapelt werden, sondern sollten sich an die topographischen Gegebenheiten der Landschaft anpassen um eine natürliche Einbindung der Trümmer-

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62 Fichtner 1977: 13-15 63 Froßbohm 2011: 22

64 Froßbohm 2011: 25 f.

berge in die Umgebung zu gewährleiten. Um anfallende Transportkosten möglichst gering zu halten und die Schuttmengen ordnungsgemäß auf das Gebiet zu verteilen, erhielt fast jeder stark vom Krieg gezeichnete Bezirk seinen eigenen Schuttabladeplatz zugeteilt.62 Lingner legte fest, dass die Trümmerberge der Stadt Berlin auf den Hochflächen und an den Rändern des Berliner Urstromtales entstehen sollten.63 Topographische und geologische Strukturen dienten als Grundlagen für das Wiederaufbaukonzept. Schüttungen erfolgten von außen nach innen und der wichtige Feinschutt wurde zur Aufnahme der späteren Bepflanzung auf die oberste Schicht geschüttet und mit Mutterboden vermischt. Hauptbestandteile des Trümmerschuttes waren Zement, Eisenbeton, Kunststoffe, Kalksandstein und Klinker, Unrat, chemische Abfälle und Feinschutt. Die Hügel wurden stufenartig ausgebildet um den Wasserhaushalt der Pflanzen zu sichern und das Wachstum zu begünstigen. Erst wurden Erlen, Robinien, Pappeln, Birken, Vogelbeerbäume, Hundsrosen und Schwarzer Holunder gepflanzt. Später folgten Eichen, Hainbuchen, Linden und Ahornbäume.64

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15 UnnatĂźrlich


16 86

UnnatĂźrlich


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17 UnnatĂźrlich

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Teufelsberg

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Silhouette Die Entstehung

93

Der Berg

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18 Schuttkippe 92

Teufelsberg


Die Entstehung Ein außergewöhnlicher Ort

65 Froßbohm 2011: 35

Der Teufelsberg entstand in den Jahren 1950-1972 im Zuge der Trümmerdeponierung in Westberlin und bildet mit einer maximalen Höhe von 115 m und einer Trümmermenge von rund 26 Mio. Kubikmetern die zweithöchste Stadterhöhung.65 Nach mehreren innerstädtischen Aufschüttungen wollte man das Stadtbild Berlins nicht über seinen natürlichen Charakter hinaus verfälschen und suchte eine zentral gelegene Stelle, die größere Kapazitäten aufnehmen konnte. Im Jahr 1949 entwickelte das Hauptamt für Grünflächen und Gartenplanung einen Entwurf, in Zusammenarbeit mit Günter Rossow, welcher 12 Mio. cbm Restschutt auf dem Ruinengelände der ehemaligen Wehrtechnischen Fakultät am Teufelssee-Chaussee unterbringen sollte. Die Lage war optimal und von den meisten Stadtteilen nicht weiter als 8 Km entfernt, sodass Anfahrtskosten erheblich eingespart werden konnten. Außerdem war die Entfernung groß genug, um die Bevölkerung durch die unvermeidliche Staubentwicklung nicht zu beeinträchtigen. Einer der wesentlichen Gründe für die Standortwahl an der Wehrtechnischen Fakultät, war die Tatsache, dass kein weiteres Eindringen in den Grunewald nötig war um das Projekt zu realisieren und das Gebiet als wichtiger Bestandteil der Stadt weiterhin ein bedeutendes Naherholungsgebiet für die Berliner bleiben konnte. Die Gegebenheiten nach dem Zweiten Welt-

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19 Ruine Wehrtechnische Fakultät

20 Teufelsberg 1951


66 Fichtner 1977: 110 f.

krieg ließen die gewaltige Ruine als Schandfleck der Stadt zurück und viele lehnten den Weiterbau ab. Zunehmend nutzten Privatleute den Standort als Müllkippe und durch die Rodungen der Nationalsozialisten stand auf der 100 ha großen Fläche auf dem Gelände der Heerstraße kein einziger Baum mehr. Nach langen Diskussionen über den Weiterbau oder einer Zuschüttung der Wehrtechnischen Fakultät, entschied man sich wegen der hohen Kosten des Weiterbaus und der schlechten Positionierung der Hochschulstadt außerhalb des Stadtzentrums, für eine Zuschüttung des Rohbaus.66

95


21 Teufelsberg 96

1957


Der Berg Die künstliche Landschaft

67 Fichtner 1977: 121 f.

Die natürliche Gestaltung und Aufschüttung des Trümmerbergs sollte eine Bereicherung des Grunewalds darstellen und zum Ausflugs- und Naherholungsgebiet der Berliner Bevölkerung werden. Die fast unsichtbaren Grenzen zwischen natürlichen und aufgeschütteten Bereichen wurden schließlich durch die Planungen des Reliefs an einem Sandmodell im Maßstab 1:200 gewährleistet, sowie durch einen späteren Lageplan im Maßstab von 1:1000. Damit gelang die nahezu lückenlose Anpassung an die Reliefbewegung der Eiszeitlichen Rinne, die sich durch das Grunewald-Gebiet streckt. An manchen Tagen rollten 600 bis 800 Lastwagen zur Trümmerdeponie am Teufelsberg und es wurden täglich bis zu 10.000 cbm Trümmer abgeladen. Sogar der Senat nahm an den Jubiläumschüttungen teil und der Teufelsberg gewann bei der Bevölkerung zunehmend an Popularität. Über dem Rohbau der Wehrtechnischen Fakultät wurden 26.181.310 cbm Trümmerschutt abgeladen. Im Dezember 1972 wurde die Trümmerdeponie am Teufelssee offiziell geschlossen, da auch diese Schuttkippe kein unbegrenztes Fassungsvermögen besaß und die Natürlichkeit des Gebietes bewahrt werden sollte. 67 Die Aufschüttungen wurde in Form von Schüttringen vorgenommen. Zuerst wurde der Oberboden abgetragen und am Rande der Kippe für eine spätere Verwendung aufbewahrt. Planierraupen verteilten nach

97


1992-2018 Ruine 1972-1992 Abhörstation 1950-1972 Trümmerdeponie 1937-1940 WTF < 1937 Erholungsgebiet

25

100 50

[m]

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22 Ruinenschichten


68 Gerber

69 Fichtner 1977: 123 f.

70 Fichtner 1977: 118 ff.

Abladung der LKWs die Trümmermassen und verdichteten diese. Die Oberfläche wurde mit einem 15 cm Mantel aus Muttererde und zusätzlich mit Klärschlamm bedeckt. Direkt nach der Fertigstellung eines Teils wurde die Bepflanzung vorgenommen, sodass einzelne Abschnitte des Geländes bereits von der Bevölkerung als Naherholungsgebiet genutzt werden konnte. Auf dem Teufelsberg wurden seit 1952 ca. 180.000 Bäume gepflanzt.68 Mit der Bepflanzung wurde das Ziel verfolgt einen Hochwald zu kreieren, der die gleiche Artenzusammensetzung wie die natürliche Umgebung aufweist.69 Die Kapazitäten des Teufelsberges waren jedoch nicht ausreichend, weswegen mehrere Maßnahmen ergriffen wurden, die zu einer Erhöhung der Aufnahmekapazität führten. Der geplante Böschungswinkel von 20 Grad, der an den südlich gelegeneren Havelsberg angepasst war, wurde zugunsten der Erhöhung der Schuttkapazität überschritten.70 Außerdem wurde das Gelände nach Süden hin vergrößert. Auch in Richtung Nordosten wurde das Gebiet noch einmal erweitert, indem ein weiterer Trümmerberg angelegt wurde. Dieser wurde nicht vollständig bepflanzt und es entstand ein freier Tafelberg, der Drachenberg. Aufgrund von finanziellen Vorteilen und einer größeren Kapazität, wurde vor dessen Aufschüttung der natürliche Grund,

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23 Teufelsberg 100

1964


71 Froßbohm 2011: 61 f.

72 Fichtner 1977: 125 f.

bestehend aus Sand und Lehm, bis zu einer Tiefe von 20 m abgetragen. Der Teufelsberg lagert bis heute mehr Kriegsschutt als alle anderen Trümmerberge Berlins zusammen und ist das am längsten laufende Objekt einer Trümmerschüttung.71 Der Trümmerbergkomplex aus 26 Mio. m3 Schutt sollte die größte Ausflugs- und Erholungsanlage von ganz Berlin werden. Aber auch Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten sollten sich hier wiederfinden. Mit einer großen Sprungschanze im bewaldeten Nordhang des südlichen Hauptberges und einer kürzeren Anfängerschanze auf demselben Hang. Selbst eine Nutzung im Sommer war durch spezielle Matten gewährleistet. Es gab zwei Ski-, einen Slalom und einen Übungshang mit Schleppliften. Außerdem drei Rodelbahnen, eine zweispurige Sport- und eine Kinderodelbahn und eine Brücke ermöglichte die Beobachtung der Rodelstrecke. Auch ein Restaurant war auf dem Gebiet geplant.72 Zwischen Teufelsberg und dessen Zwillingshügel dem Drachenberg, gibt es einen zehn Meter hohen Kletterturm auf einer Höhe von 85m über NN. Der Kunstfelsen aus Spritzbeton wurde von dem Deutschen Alpinen Verein gestaltet und wird bis heute noch mit den Schwierigkeitsstufen 1-6 genutzt. Der Bergkomplex bot vielen Sportarten Platz und das Haus des Deutschen Roten Kreuzes besaß aus dem Grunde ein festes Stationshaus.

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73 Fichtner 1977: 126

74 Fichtner 1977:132

75

Das Straßen- und Wegenetz wurde sehr gut ausgearbeitet und über die asphaltierte Bergstraße konnten Omnibusse anreisen. Die Versorgungsstraße führt bis heute zur Radarstation.73 Ein geplantes Restaurant mit eventuellem Aussichtsturm sollte zur Bewirtschaftung der Ausflugsgäste dienen. Die Planungen sollten erst nach Setzung des Berges, ca. 4-5 Jahre später in Angriff genommen werden und die Nutzung der Gastronomie im Sommer, sowie im Winter gewährleistet sein.74 Nach dem Mauerbau in den Jahren 1964 bis 1987 entstand in 110 Meter Höhe eine Funkmessstation. Diese diente als Stützpunkt der National Security Agency (NSA). Durch Störungen der Funkverbindung wurde der Liftbetrieb und damit auch die Skipisten 1972 geschlossen.69

Gerber

103


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24 Romantik


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25 Romantik


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26 Romantik

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Abhรถrstation

110


Zeitschichten

Field Station

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Elektronische Ăœberwachung

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Spionagegeflecht Baugeschichte

111


27 Abhรถrstation 112

2014


Field Station Abschnitte

76 Beckmann et al. 2010: 8 77 Beckmann et al. 2010: 31

Die Geschichte dieses außergewöhnlichen Ortes besteht aus vielen bedeutsamen, überlagernden Schichten unterschiedlichster Zeitabschnitte. Als eines der letzten Gebäude des Kalten Krieges prägt die Abhörstation auf dem Teufelsberg noch heute die Stadtsilhouette Berlins mit ihrer bauhistorischen Einzigartigkeit.76 Sie zählte zu den bedeutendsten Einrichtungen der amerikanischen und britischen Streitkräfte in Europa und machte Berlin zu einem Schauplatz im Informationskrieg der Geheimdienste.77 Durch seine markante Positionierung weckte der Teufelsberg schon bei seiner Entstehung zunehmend das Interesse der Alliierten. Aus diesem Grund wurde bei der Ausführung der letzten Aufschüttungen der höchste Punkt des Plateaus von den Alliierten besetzt und von diesem Zeitpunkt an für Abhör- und Spionagezwecke genutzt. Zunächst montierten die Amerikaner ihre mobilen Gerätschaften und später folgten die Briten mit der Montage ihrer Anlagen. Bis zum Ende des Kalten Krieges 1989 diente die Station den Spionagezwecken der westlichen Alliierten, die gleichzeitig an diesem Standort tätig waren. Mit den vier großen, ablesbaren Radomen in denen sich riesige bewegliche Satellitenschüsseln verbargen, hörten sie den Funkverkehr des Warschauer Paktes, einschließlich der DDR Behörden, sowie ihrer eigenen Soldaten ab. Außerdem gab es weitere Konzepte um den feindlichen Funkverkehr

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78 MSM Management GmbH 2017a

und ihre Signale nachhaltig zu stören. Nach dem Zusammenbuch der UdSSR und dem damit verbundenen Rückzug der Besatzungsmächte begann die Demontage der Abhöreinrichtungen, die bis in das Jahr 1992 andauerte. In welchem Ausmaß wirklich abgehört wurde und welche Ergebnisse die Spionage letzten Endes erbracht hat, sind noch ungewiss und haben bereits viele Spekulationen und Mythen um die Abhörstation entstehen lassen. Doch vor der Öffnung der Archivsammlung der Alliierten im Jahr 2020 wird dieser Teil der Historie noch verborgen bleiben.78

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Elektronische Überwachung Bundesrepublik nach dem Krieg

79 Jeschonnek 2008: 232

Im Jahr 1945 kamen mit den Besatzungskräften der Siegermächte auch deren Geheimdienste nach Deutschland und die ehemaligen Verbündeten teilten sich in zwei ideologische Lager auf. Die Westalliierten, einschließlich der USA, verfolgten gemeinsame Ziele und standen gegenüber der UdSSR, mit den Staaten des Warschauer Pakts.79 Die westliche Allianz verfolgte das Ziel einer westlich orientierten BRD und wollte diese, ab ihrer Gründung im Jahre 1949, schützen. Zudem sollte passiver sowie aktiver Widerstand gegen den Kommunismus geleistet werden. Die Aufgabe der stationierten Geheimdienste war die elektronische Aufklärung, die sich aus der Überwachung des Funkverkehrs und der Auswertung von Aufklärungsflügen zusammensetzte. Aber auch die Weiterentwicklung der Technik und das Abhören von Kabelverbindungen und allen anderen modernen Kommunikationsmitteln waren Bestandteile ihres Aufgabenbereiches. Diese Aktivitäten wurden unter dem Begriff ‚Electronic Warfare‘ (EW) zusammengefasst. In der DDR wurde diese Methode von dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) als ‚Elektronische Kampfführung‘ (ELOKA) bezeichnet. Diese Form der Kampfführung gewann im Kalten Krieg zunehmend an Bedeutung. Durch das im Jahr 1947 unterzeichnete ‚UK-USA Security Agreement‘ (UKUSA) wurde

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80 Dobbert / Eichner 1997: 215 ff.

81 Dobbert / Eichner 1997: 220

den Vertragspartnern die Errichtung und Mitnutzung von Pfeil-, Erfassungs- und Auswertungsstationen auf der ganzen Welt gestattet. Zugleich sicherte es den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit aller Vertragspartner. Dieser Vertrag war der Ausgangspunkt für die gemeinsame Nutzung der Abhörstation auf dem Teufelsberg, obwohl das Gelände im britischen Besatzungssektor lag.80 Auf der Seite der Amerikaner war die NSA ‚National Security Agency‘ und auf der Seite der Briten, der SIS ‚Secret Intelligence Service‘ für die elektronische Aufklärung zuständig. Darüber hinaus besaßen auch die Marine und die Luftund Landstreitkräfte eigene geheimdienstliche Einheiten, was die gemeinsame Nutzung der Anlage erklärt.81

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Abhรถrstation

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Zeitschichten

Spionagegeflecht

Elektronische Aufklärung in Deutschland

123

Vernetzung der Aufklärung in Deutschland

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Elektronische Aufklärg in Berlin

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Funktion der Abhörstation

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Baugeschichte

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Elektronische Aufklärung in Deutschland Spionage Netzwerk

82 Dobbert u. Eichner 2008: 338

83 Weiße 2005: 273 f. 84 Beckmann et al. 2010: 34 f.

In San Antonio, Texas befand sich das Hauptquartier der elektronischen Aufklärung der Luftstreitkräfte mit dem Namen ‚Electronic Security Command‘ (ESC). Zu den weiteren Standorten in Deutschland gehörten: Zweibrücken, Bad Hersfeld, Heidelberg, München, Wiesbaden, Berlin-Marienfelde, Berlin-Tempelhof und die Abhörstation auf dem Teufelsberg.82 Einheiten der Aufklärung der ‚British Army of Rhine‘ (BAOR) waren in Jever, Birgelen, Langleben, Räbke und auf dem Teufelsberg erst unter der Bezeichnung ‚No.2 Wireless Regiment‘ und danach als ‚13 Signal Regiment‘ stationiert. Bis in das Jahr 1969 war bei der Royal Air Force das ‚Signal Command‘ , das später in die ‚Strike Command‘ überging, für die elektronische Aufklärung verantwortlich. Ihre Standorte waren in Celle, Scharfoldendorf, Dannenberg, Berlin-Gatow und dem Teufelsberg.83 Die Field Station wurde während des Kalten Krieges von den Geheimdiensten der NSA, US-Army, US-Air Force, BAOR und der Royal Air Force genutzt.84

123


Schleswig INSCOM

Fort George G. Meade

Jever BAOR

Celle

Dannenberg

RAF

RAF

Berlin

Langleben / Räbke Scharfoldendorf

BAOR

RAF

Wurmberg INSCOM

Birgelen

Bad Hersfeld

BAOR

ESC

Wiesbaden ESC

Frankfurt Hahn

Wünschheim

ESC

ESC

Grünstadt Sembach

ESC

ESC

Heidelberg

Hoher Bogen

ESC

INSCOM

Zweibrücken Gablingen

ESC

Stuttgart

NSA / INSCOM / ESC

ESC

München ESC

Bad Ainlingen INSCOM / ESC

28 124

Electronic Warfare


Vernetzung der Aufklärung in Deutschland Eine Auflistung nach Zuständigkeit

85 Dobbert / Eichner: 334

86 Dobbert / Eichner 1997: 224 ff.

87 Dobbert / Eichner 1997: 335 f.

88 Beckmann 2010: 34 f.

Das Hauptquartier der NSA lag in Fort George G. Meade, Maryland in den USA, während das Europakommando in Stuttgart-Vaihingen stationiert war. Die Abhörstationen waren in Gablingen, Augsburg und in Westberlin auf dem Teufelsberg verortet.85 Die Elektronische Aufklärung der amerikanischen Landstreitkräfte wurde bis zum Jahr 1977 von der ‚US-Army Security Agency‘ (ASA), die für die Gewinnung von Nachrichten zuständig war, geleistet. Im Jahr 1977 ging diese in den ‚Intelligence and Security Command‘ (INSCOM) über, der von nun an die Verantwortung der Abhörstation auf dem Teufelsberg übernahm.86 Das Quartier der (INSCOM) in Europas lag in Gablingen. Weitere Anlagen gab es in Schleswig, Bad Aiblingen, auf dem Hohen Bogen, auf dem Wurmberg und auch auf dem Teufelsberg in Berlin.87 Die Aufteilung Deutschlands in die unterschiedlichen Besatzungszonen stimmte mit der Stationierung der Abhörstationen überein. Im Norden Deutschlands fand man Britische Objekte, während im Süden die amerikanischen Einrichtungen lokalisiert waren. Ausnahme boten einzelne britische Stationen in der französischen Besatzungszone. Die im Westen angeordneten Abhörposten der Amerikaner gehörten hauptsächlich zu den Luftstreitkräften, von denen auch die Flugzeuge der Berliner Luftbrücke starteten.88

125


Field Station Berlin

Tempelhof ESC

NSA / INSCOM /ESC /RAF

Gatov RAF

Jagen

Marienfelde

Rudow

INSCOM

ESC

INSCOM

29 Electronic Warfare 126

Berlin


Elektronische Aufklärung in Berlin Innerstädtische Verflechtung

89 Joschonnek 2008: 37 ff. 90 MfS 6710: 47 91 MfS 6710: 44 ff.

92 MfS 6710: 47

93 MfS 6710: 48 94 MfS 14455: 95

In Berlin waren auf kleiner Fläche eine große Anzahl elektronischer Aufklärungsobjekte stationiert. Zu ihnen zählte das Objekt in Marienfelde, auf dem Ascheberg, wo der ESC und der ISCOM stationiert waren.89 Der Flughafen Tempelhof wurde 1945 von Amerikanern übernommen und kurz danach wurden Teile des ESC dort stationiert.90 Der Jagen 87 lag unterhalb des Teufelsbergs und war eine kleine Ansammlung von Baracken die vom INSCOM verwaltet wurde.91 Das Objekt war mit einem Erdkabel mit der oberhalb stationierten Field Station verbunden. Der Flughafen Gatow wurde von der britische RAF genutzt, die ihn als elektronische Spionagedienststelle nutzte.92 Alle aufgeführten Objekte waren über Kommunikationsmittel miteinander vernetzt und konnten somit alle Informationen untereinander austauschen und zur Bearbeitung per Satellit an die Heimatländer weiterleiten.93 Der Abhörstation auf dem Teufelsberg kam dabei die besondere Aufgabe des Verteilers und Sammlers für empfangene Informationen zuteil.94

127


30 Eingang Abhรถrstation 128

1992


Funktion der Abhörstation Die Silhouette der Aufklärung

95 MfS 6329: 8 96 MfS 6329: 10

97 Beckmann et al. 2010: 40 98 MfS 6329: 7 ff.

99 Bowman 1997: 36 100 Bowman 1997: 36, 37

Die Field Station war in der Lage in einem Umkreis von 250 km aktive Funkmessanlagen zu erfassen und deren Radaraussendungen auszuwerten. Zusammen mit anderen Objekten entstand mit ihr ein bis zu 500 km tiefes Frühwarnsystem der stationierten Streitmächte.95 Alle empfangenen Daten wurden per Kabel-, Richtfunk-, und Satellitenverbindung versendet.96 In den Radomen der Abhörstation befanden sich Parabolantennen unterschiedlicher Größe sowie Breitbandantennen. Der zentrale Antennenmast der Briten war mit mehreren Antennensystemen ausgestattet.97 Das Personal der Field Station bestand aus Soldaten und Zivilpersonen. Besonders Linguisten, die der Sprachen des Warschauer Paktes mächtig waren fanden dort eine Arbeitsstätte. 98 Als prägnantestes Element stehen die mit einem textilen Gewebe bespannten Radome, die für die Abschirmung der Antennen aufgebaut wurden. Andere Gebäudeteile, die für die Aufklärung genutzt wurden blieben schmuck- und fensterlos.99 Als einzige Abhörstation in Berlin hat die Field Station trotz mehrerer Bauphasen, ihre Erscheinung und die originale Struktur weitestgehend bewahren können.100

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Abhรถrstation

130


Zeitschichten Spionagegeflecht

Baugeschichte

Militärisches Gebiet

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Identitätssuche

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Bauchphasen

129

Nutzungskonzepte

157

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Abhรถrstation 1961


Militärisches Gebiet Zeitraum von 1961bis 1992

101 Bowman 1997: 18 102 Kellerhoff / Von Kostka 2009: 40 103 Beckmann et al. 2010: 23

104 Kellerhoff / Von Kostka 2009: 44

105 Bowman 1997: 7

Die Amerikaner stationierten ihre ersten offiziellen Mitarbeiter des ‚US –Intelligence‘ , die für den Geheimdienst tätig waren im Jahr 1951 in Berlin. 1957 folgte nach einer Neustrukturierung des amerikanischen Geheimdienstes die Entstehung der ‚280th ASA Company of the US Army Security Agency‘ (USASA). Diese ging schließlich im Jahr 1961 in die neue Unit ‚78th ASA Operations Unit‘ über, die zu dieser Zeit für die Entwicklung der Abhöranlage auf dem Teufelsberg maßgeblich war. Die erste mobile Anlage, bestehend aus zwei großen Antennen, wurde 1961 durch die Royal Air Force (RAF) der britischen Armee auf dem Berg errichtet.101 1962 erhielten Amerikaner die Kontrolle über das Gelände und eine vertragliche Festlegung sorgte dafür, dass die britischen Streitkräfte die Anlage ebenfalls zur selben Zeit nutzen konnten.102 Eine strikte Trennung der britischen und der amerikanischen Anlagen wurde dennoch bis zur Rückgabe der Anlage beibehalten.103 Vor dem Jahr 1962 waren alle US Einheiten auf dem Trümmerberg der europäischen USArmy unterstellt. Dies änderte sich als sie 1962 dem Headquarter der US-Army zugeteilt wurden104 und alle Vorgaben und Befehle von nun an direkt aus den USA erhielten.105 Es wurde somit einfacher, Informationen und Befehle zu bearbei-

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32 134

Project Filman 1972


106 Beckmann et al. 2010: 24

107 Kellerhoff / Von Kostka 2009: 45 108 Kellerhoff / Von Kostka 2009: 8

109 Hemphill 1997

110 Kellerhoff / Von Kostka 2009: 47

ten und die Gestaltung der Aufklärung konnte um einiges effizienter gestaltet werden.106 Im Jahr 1963 entstand mit dem Aufbau der ersten Baracken auch das erste Radom und die Terrassierung und Bepflanzung des Geländes wurde vorgenommen. Die Anlage auf dem Teufelsberg erhielt 1966 mit der Bezeichnung Field Station Berlin (FSB) einen neuen Namen.107 Im Zeitraum von 1969 bis 1972 wurde das Projekt ‚Filman‘ realisiert, das die größten Veränderungen und baulichen Erweiterungen der Abhörstation mit sich brachte.108 Insgesamt zählte die Field Station ca. 12001500 Angestellte von denen 1000-1200 Bedienstete der US-Army und 200-300 der britischen Armee zugeteilt waren. Die Arbeit wurde in einem Drei-Schicht System vierundzwanzig Stunden, sieben Tage die Woche abgehalten, sodass die Überwachung niemals stillstand. Unter den Angestellten waren außerdem Fachkräfte, die für die Wartungsarbeiten der Anlagen zuständig waren.109 Die Wichtigkeit der Abhörstation wird durch die viermalige Überreichung der Travis Trophy deutlich. Sie zeichnet die Einheiten aus, die den wichtigsten Beitrag zur strategischen Aufklärung im jeweiligen Jahr geleistet haben und wird vom US-Verteidigungsministerium seit 1964 vergeben.110

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Identitätssuche Zeitraum von 1992-2018

111 MSM Management GmbH 2017 112 MSM Management GmbH 2017a

113 Oberfinanzdirektion 1992b: 1 114 Oberfinanzdirektion 1992a: 1 115 SenStadtUm 1992a

116 Berliner Forsten 1992

Nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1989 wurde die Abhörstation von den amerikanischen Streitkräften aufgegeben und fast alle elektronischen Elemente der einstigen Abhörstation erfuhren einen Rückbau.111 Am 26.August 1992 übertrug das amerikanische Liegenschaftsamt das Grundstück Teufelseechaussee 10 im Bezirk Wilmersdorf der Oberfinanzdirektorin zurück.112 Folglich wurde die Abhörstation durch die Oberfinanzdirektion des Bundes verwaltet und am 21. Oktober 1992 an das Land Berlin abgegeben. 113 Bis zu dieser Übergabe übernahm der Bund bis zum 30. November 1992 die Instandhaltungskosten der Anlage, die über eine Zeitspanne von drei Monaten durch die Berliner Wachpolizei überwacht wurde.114 Zu dieser Zeit betrugen die monatlichen Fixkosten für die Erhaltung der Anlage ca. 50.000 DM.115 Da die Kosten die Möglichkeiten der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung überschritten, übernahm die Oberfinanzdirektion von Berlin die Kosten bis Ende Dezember 1992. Während ab Januar 1993 nach neuen Konzepten für das Areal gesucht wurde, wurden die Erhaltungskosten zu je 50% zwischen dem Bund und dem Land Berlin aufgeteilt. Die Kosten für einen Abriss wurden auf min. 20 Millionen DM geschätzt, sodass man sich auf eine Nachnutzung einigte.116 Damals gab es unter anderem

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33 Abhรถrstation 138

2017


117 SenStadtUm 1993b 118 SenStadtUm 1992b

119 SenStadtUm 1993c

120 Bahr 1994

121 Balzenreit 1995: 4

die Möglichkeit, das Gelände profitabel zu verkaufen. Die Anforderungen der Nachnutzung waren klar definiert. Die bereits prägende Silhouette der Stadt sollte erhalten bleiben. 117 Außerdem sollte die Umweltverträglichkeit gewährleistet werden um den grünen Lebensraum nicht weiter zu beeinträchtigen.118 Nachdem unterschiedliche Investoren und Antragsteller ihr Interesse geäußert und ihre Konzepte eingereicht hatten, wurde Professor Jasper Halfmann für die Entwicklung eines Nachnutzungskonzeptes beauftragt. Gleichzeitig analysierte die Firma Louis Berger GmbH die Bauakten, um Aussagen über die Bausubstanz zu machen und Entscheidungen zu treffen, welche Gebäudeteile erhaltenswert waren und welche abgerissen werden sollten.119 Im Jahr 1994 entdeckte man schließlich Risse in der 120 Meter hohen Antenne, worauf direkt die Demontage des Antennenmastes veranlasst wurde.120 Das Institut für wassergefährdende Stoffe an der Technischen Universität Berlin wurde im darauffolgenden Jahr mit der Feststellung von Reststoffen in den einzelnen Gebäudeteilen beauftragt um Umweltschäden abzuschätzen. Im Zuge dieser Analysen wurde außerdem der Baugrund auf seine Beschaffenheit untersucht, sodass genauere Aussagen über die Eigenschaften des Trümmerbergs gemacht werden konnten.121 Wegen der hohen Bewirtschaftungskosten

139



122 MSM Management GmbH 2017a

123 BLEG 1995

124 Dobberke 2001 125 Dobberke 2003

entschied sich das Land Berlin nach Wiedererwerb, das Areal zu verkaufen. Dies traf den Zahn der Zeit, da in den 90er Jahren eine große Anzahl öffentlicher Gebäude in Privatbesitz übergingen.122 Im Jahr 1995 wurde die Anlage der Berliner Landesentwicklungsgesellschaft mbH (BLEG) übergeben um eine Privatisierung der Abhörstation durchzuführen. Die Deutsche Flugsicherung schloss in diesem Jahr einen Vertrag für die Nutzung eines Teilbereichs der Abhörstation, ab.123 Im folgenden Jahr wurde das Gelände auf dem Plateau der Investorengesellschaft Teufelsberg Gbr (IGTB) überschrieben, die von den Architekten Hartmut Gruhl und Hanfried Schütte geleitet wurde. Nachdem juristische Probleme mit den Anwohnern und möglichen Investoren geklärt wurden, begannen im Jahr 2000 die Abbrucharbeiten der drei Gebäude im östlichen Teil der Anlage. Im Jahr 2001 wurde an derselben Stelle eine Baugrube für die neu zu realisierenden Baukörper ausgehoben.124 Weitere Probleme waren der Auslöser für die Einstellung der Bauarbeiten und den Rückzug der Investorengruppe.125 Ein einschneidendes Datum ist der 15. August 2005, an dem das Vorhaben und der Erschließungsplan aufgehoben wurde. Die planungsrechtliche Grundlage aus dem Jahr 1990 hatte ihre Gültigkeit verloren und die Änderungen im Flächennutzungsplan, der im selben Jahr

141


142


126 SenStadtUm 2009

127 Tagespiegel 2004 128 Schütze 2007 129 MSM Management GmbH 2017a

130 Schütze 2007

131 SenStadtUm 2009

eingetragen wurde, markierten das Gebiet der Fieldstation nicht als Sonderbaufläche, sondern als Forstgebiet.126 Die langen Verhandlungen der letzten Jahre führten dazu, dass Teile der Anlage unbeaufsichtigt waren und massiver Vandalismus verübt wurde, der die bauliche Substanz stark in Mitleidenschaft zog.127 Der Auszug der Deutschen Flugsicherung im Jahr 2006 führte schließlich dazu, dass die Zerstörung am Bestand weiter fortschritt.128 Durch Vandalismus und Diebstahl wurde die Einrichtung der Gebäude fast vollständig zerstört.129 Im Jahr 2007 gab es einen neuen potentiellen Investor für die Abhörstation auf dem Teufelsberg. Die Maharishi-Weltfriedens-Stiftung legte ein Konzept vor, nachdem dort eine Friedensuniversität errichtet werden sollte.130 Da der Vertrag nie rechtskräftig war, blieb das Gelände im Besitz der Investorengesellschaft Teufelsberg Gbr (IGTB). Auch die Pläne des Vereins für amerikanische Militärveteranen wollte auf dem Berg ein Projekt zur Realisierung eines Denkmals des kalten Krieges errichten, aber auch hier führten die Widersprüche der Senatskanzlei für Kulturelle Angelegenheiten in Berlin zu einem Scheitern der Planungen.131 Seit dem Jahr 2010 war die Sicherheitsfirma eMGe mit der Bewachung der Anlage beauftragt um weitere Schäden auf dem Gelände zu vermeiden. Es gelang dem damaligen Pächter eine neue Struktur aufzubauen, die es möglich machte, die Abhörstation wieder

143


34 Abhรถrstation 144

2017


132 MSM Management GmbH 2017a 133 H. Gruhl 2010

134 MSM Management GmbH 2017 135 MSM Management GmbH 2017

zugänglich zu machen. Er war der Initiator der Street Art Galerie.132 Nach Aussagen von Hartmut Gruhl aus dem Jahr 2010 versuchte die Investorengemeinschaft in den folgenden Jahren eine reduzierte Variante des alten Entwurfprojekts zu realisieren.133 Heute ist die Anlage auf vielen Fassaden und Flächen mit bunten StreetArt Bildern bemalt, welche aus dem Gelände, laut Betreibern, auf einer Fläche von 48.000qm die größte und höchst gelegene Street Art Galerie Europas entstehen lässt. (Stand August 2017) In der höchsten Kuppel der drei Radomen, finden sporadisch kleine Konzerte, sowie Präsentationen und Filmvorführungen, mit einem unverwechselbaren akustischen Fingerabdruck, statt. Das Areal ist im Sommer Veranstaltungsort für Sport- und Fitnessevents und bringt die Berliner an einem besonderen Punkt zusammen. Beliebtheit findet die Abhörstation zunehmend auch bei Touristen, da der gespenstische Charme der Ruine und die Geschichte des Berges zunehmend Interesse wecken. Historische Rundgänge und Fackelwanderung geben heute Aufschluss über die Geschichte der Abhörstation und ihrer Entstehung. Außergewöhnlich ist der 360 Grad Blick, der die verlassene Field Station über die Stadt Berlin ermöglicht.134 Seit 2015 wird die Field Station von Marvin Schütte, der Sohn des Miteigentümers und Architekten Hanfried Schütte, verwaltet.135

145


146


136 Projekt Teufelsberg MSM GmbH 2016

Dieser versucht unter dem Slogan „Kunst trifft Geschichte“ in näherer Zukunft ein neues nachhaltiges Konzept auf dem Teufelsberg zu realisieren. Natur und Kultur sollen zusammen agieren, sodass ein Ort der Erholung und Freizeit entstehen kann. Die Öffentlichkeit soll zu geregelten Zeiten die Möglichkeit haben, das Areal zu erkunden und die geplanten Angebote zu nutzen. Das organische Wachstum der Station beinhaltet die nachhaltige Instandsetzung der einzelnen Gebäudeteile mit der Unterstützung von Open Source Konzepten. Es soll laut Schütte ein Ort entstehen, der nicht nur durch seine Vergangenheit anzieht, sondern auch durch seine neuen gegenwärtigen Ideen Aufmerksamkeit erregt. In der Zukunft sollen Galerie und Werkstätten, ein Biergarten, Ausstellungsflächen, ein Kletterparcours und ein Amphitheater entstehen.136 Für die Verwirklichung dieses Konzepts stehen momentan eine unüberschaubare Anzahl an freiwilligen Helfern zur Verfügung, welche die geplanten Nutzungen teils in Eigenregie verwirklichen wollen. Durch fehlende visionäre Konzepte und neue Investoren war die Abhörstation auf dem Teufelsberg eine lange Zeit dem Verfall ausgesetzt und ist es gegenwärtig noch immer.

147


148


Bauphasen Zeitschichten der Baustruktur

137 Beckmann et al. 2010: 45

138 Beckmann et al. 2010: 47

139 Beckmann et al. 2010: 35 140 Beckmann et al. 2010: 3

141 Bowman 1997: 18

142 Beckmann et al. 2010: 50

Der Betrachter der Abhörstation sieht eine Ruine mit einer bewegten Geschichte die partielle Spuren hinterlassen hat.137 Die verwinkelte Struktur des Gebäudes wurde durch vier große Bauphasen geprägt, die durch kleine Unterphasen bestimmt wurden. Der Wachstumsprozess der Station lässt sich dadurch rekonstruieren.138 Vergleicht man andere Abhörstationen mit dem Bau auf dem Teufelsberg, so lässt sich erkennen, dass die Typologie an den Standort angepasst ist und wiederkehrende Elemente wie der Turm, das Radom und die kubische Bauform zu erkennen sind. Eine einheitliche Bautypologie lässt sich jedoch nicht ausmachen.139 Alle Erweiterungen beherbergen in ihrem Inneren ein modulares System, um sich bestmöglich an die gewünschten Nutzungen anzupassen.140 Der Prozess zur Entstehung der Abhörstation, hin zu ihrer heutigen Form, lässt sich in mehrere Bauphasen aufteilen. Die Erste Phase im Juli 1961 wurde durch mobile Anlagen und temporäre Architekturen für Feldversuche charakterisiert.141 Den endgültigen Zustand erhielt dieser Prozess im Jahr 1962, bei der das Gelände von gekoppelten Lastwagen, Containern, Baracken und Antennen in einer U-förmigen Aufstellung bestimmt wurde.142 1963 wurde dieses Provisorium schließlich erweitert und an der Südseite entstanden weitere

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1501

1458 1467 .58a

1456

1460 1475 1475 1425

1469

1498

1457

1437 .55b

1465 1454

1453

1466

1455

.55a

1963-1969

1970-1972

1983-1984

1984-1992

1969-1972

1978-1982

1982-1983

1995-unbekannt

50

200 100

[m]

35 150

Bauphasen


143 Beckmann et al. 2010: 51

144 Plan 1968 / Erläuterungsbericht 1975

145 Hemphill 1997

Baracken und ein Radomturm mit einer aufgeblasenen Membran in Form einer Kuppel. Die bereits bestehende nördliche Anlage mit den mobilen Einheiten, wurde zu dieser Zeit bereits demontiert. Diese Bauphase verlief bis ins Jahr 1969 und ließ zeitgleich einen viergeschossigen Backsteinbau (1437A) das ‚Comm Center‘ an der Westseite sowie einen freistehenden Radomturm (1425) ‚Arctic Tower‘ entstehen. Beide Gebäude geben der Field Station bis heute, als älteste Bestandteile der Anlage, ihren Charme.143 Die Jahre zwischen 1969 bis 1972 dienten dem Ersetzen weiterer mobilen ‚Units’ durch massive Baukörper. ‚Project Filman’ wurde diese große Erweiterung ab dem Jahr 1968 genannt. Viele dieser Gebäude sind auch heute noch erhalten und formen die gegenwärtige Struktur. Folgende Gebäude wurden in massiver Bauweise errichtet: das britische Betriebsgebäude (1455), das amerikanische Betriebsgebäude (1458), die Verbrennungsanlage (1459), das Heizgebäude (1456), die Transformatorenstation (1458) und das Messe- und Warenhaus (1453). Prägendes Element dieser Bauart ist deren fensterlose Architektur. 144 Von dem Moment der Fertigstellung, waren alle Aktivitäten im Inneren der Abhörstation unsichtbar und standen unter strenger Geheimhaltung.145

151


36 Isometrie 152

Bestand


146 Oberfinanzdirektion 1992: 3 147 Bowman 1997: 6 148 Beckmann: 54

149 Bowman: 37

150 Oberfinanzdirektion 1992a: 4

Die Entstehung des Wegesystems, das schließlich die Verbindung des Konglomerats herstellte, wurde in den Jahren 1970 bis 1972 realisiert. Es entstanden die Verbindungsgänge (1460) zur Erschließung der einzelnen Gebäude sowie ein zentrales Eingangsgebäude (1454).146 In einer zweiten Bauphase wurde der 120 Meter hohe Antennenmast der Briten installiert.147 Ab 1972 bis 1978 wurden schließlich die letzten mobilen Einheiten demontiert und die neuen Gebäude in Betrieb genommen. Weitere An- und Nebenbauten entstanden, sowie der Neubau mit dem Namen Jambalaya (1465) 148 Die Erweiterung der Anlage und der Bau des Messegebäudes in den Jahren 1978 bis 1982 sprechen im Gegensatz zu dem Rest der Anlage eine offene Architektursprache. Das Messegebäude (1453) wurde als gestaffeltes Gebäude samt großzügiger Glasfassade mit Blick auf die Natur realisiert. Außerdem wurde eine Verbrennungsanlage (1459), eine zweite Transformationsstation (1466) sowie zwei weitere Elektrozentralen hinzugefügt.149 Die Bauphase von 1982 bis 1983 wird durch die Erweiterung des Geländes und der Errichtung einer Verbindungsstelle bestimmt. Das neue Betriebsgebäude T’ Berg II (1475) 150 entstand und eine Brücke zur Verbindung der beiden Streitmächte zwischen dem amerikanischen T’ Berg II und dem britischen Betriebs-

153


154


151 Beckmann: 55, 56

gebäude wurde umgesetzt. Zwischen 1983 und 1984 wurde eine Vielzahl von kleinen Anbauten realisiert. Danach wurde bis 1992 nur der Jambalaya Turm abgerissen und kurze Zeit später an derselben Stelle ein neuer Radomturm errichtet. Im Zuge der Anbringung einer neuen Fassadenverkleidung wurden sämtliche Hauptgebäude, um Betriebskosten zu sparen, gedämmt.151 Die letzte Bauphase ab 1992 bis heute wurde durch den Rückbau der Anlagetechnik geprägt. Dabei wurden alle Anlagen die den Alliierten zu Spionagezwecken dienten, demontiert. Die britische Antenne wurde ebenfalls abgebaut und die Tragkonstruktion des mittleren Radoms wurde entfernt. Nach zahlreichen Rückbauarbeiten, wurde 1999 ein Radom neu gerrichtet um die Station wieder in ihrer Vollständigkeit zu präsentieren.Die generelle Gebäudesubstanz überließ man sich selbst. Der Abriss für die Neubauplanung von Gruhl und Partner umfasste die Versorgungsgebäude 1456, 1457 und 1466 und das Klimagebäude des Betriebsgebäudes T’ Berg II (1475). An dieser Stelle entstanden zwei unvollendete Rohbauten.

155


37 Halfmann / Loidl

38 Ansicht Westen

39 Anicht Süden

156


Nutzungskonzepte Unvollendete Visionen

152 Schinkel-Wettbewerb 2006 153 TU Berlin 2009

154 Halfmann / Loidl 1994: 3

155 Halfmann / Loidl 1999: 48

Nachdem die Alliierten 1992 die Abhörstation verließen, weckte das verlassene Areal zunehmend die Aufmerksamkeit unterschiedlichster Planer und Investoren. Auch Universitäten und ein öffentlicher städtebaulicher Wettbewerb 152 nahmen sich dem Gebiet an und versuchten erste Konzepte zu entwickeln.153 Insgesamt haben vier einschneidende Projekte ihre Spuren auf dem Teufelsberg hinterlassen und verleihen ihm seine heutige Gestalt. Im Jahr 1994 entwickelten Prof. Halfmann und Prof. Loidl in Kooperation mit der Firma Louis Berger GmbH das erste Konzept für eine Nachnutzung des Gebiets. Auftraggeber war der Senat für Stadtentwicklung und Umweltschutz des Landes Berlin.154 Die Planungen reagierten auf die natürliche Umgebung und versuchten zugleich die Merkmale des Bestands zu erhalten. Auch die Öffentlichkeit sollte wieder mit einbezogen werden und die Möglichkeit bekommen, das neu gestaltete Gelände, auf vielfältige Art, zu erkunden.155 Ein wichtiger Aspekt war die vorgesehene Mischnutzung des Komplexes, welche Gastronomie, Hotel, Wohnen und wissenschaftliche Einrichtungen, wie Labore und Werkstätten beinhaltete. Auch kulturelle Nutzungen, sowie Freizeit-, Sportund Erholungseinrichtungen sollten mit medizinischen Angeboten der Sporttherapie dem Standort ein neues Gesicht geben. Die Deutsche Flugsicherung fand weiterhin ihren

157


158


156 Halfmann / Loidl 1994: 51

Platz in dem Radom des Areals und ergänzte das Konzept sinnvoll. Der Entwurf brach das starre Erschließungssystem auf und zeigte neben einem Neubau, ein schwebendes Dach, das als neues Foyer und Superzeichen den Eingangsbereich inszenierte. Alle Bestandgebäude sollten zunächst entkernt, danach umgebaut und neue lichtdurchlässige Elemente, wie Arkaden und Lichthöfe integriert werden. Mit neu gestalteten Brücken und Rampen bildeten sie zusammen ein neues Wegesystem. Charakteristische Elemente wie die Kuppel und die hundertzwanzig Meter hohe Antenne der Briten blieben feste Bestandteile. So wurde das britische Betriebsgebäude (1455) zur neuen Business- sowie Sciencezone und das Messegebäude (1453) zu einem medizinischen Zentrum umgestaltet.156 Ein Hotel mit Multifunktionsbereich sollte unter der Antenne entstehen, während in dem amerikanischen Betriebsgebäude (1458) ein weiterer Hotelkomplex gebaut werden sollte. Im östlichen Teil der Anlage waren Werkstätten und Handwerksbetriebe lokalisiert, die es ermöglichen sollten, auf dem Areal auch praktischen Arbeiten nachzugehen. Ein fester Bestandteil des Entwurfs war außerdem die Integration der Deutschen Flugsicherung (DFS) in das Planungskonzept. Seit dem Jahr 1996 war diese Mieter eines Teilbereiches der Abhörstation und fand im höchsten Radom des Gebäudes (1458) seinen Sitz. Die Flugsiche-

159


40 Gruhl & Partner 160

Skizze


157 Adler 1999

158 Grigoleit / Hackmann: 19 159 Bernitt: 105

rung nutzte nur die zwei obersten Stockwerke des Radoms. Für die Nutzung wurde der Einbau einer Radaranlage realisiert, welche dafür konzipiert war, alle drei Berliner Flughäfen zu überwachen. Diesbezüglich wurde ein Leitungsschacht und ein direkter Zugang zum Außenbereich angelegt sowie ein Technikgebäude errichtet. Diese Umbaumaßnahmen forderten die Demontage des Radoms, sodass der oberste Teil des Turms bis 1999 unverkleidet blieb.157 Im Jahr 1999 wurde ein neues Radom auf dem Turm aus Glasfaserverstärkten Segmenten erbaut um die alte Erscheinung zu komplettieren. Die Architekten Hartmut Gruhl und Hanfried Schütte erwarben im Jahr 1996 das Grundstück an der Teufelsseechaussee 10. Sie gründeten die Investorengruppe Teufelsberg (IGTB) und entwickelten mit Gruhl & Partner ein neues Entwurfskonzept für die Abhörstation. Dabei sollte eine multifunktionale Anlage entstehen, zusammengesetzt aus einem Hotel mit Tagungszentrum sowie Wohnungen und Lofts für integriertes Wohnen und Arbeiten. Auch Büround Dienstleistungsnutzungen waren vertreten und sollten mit kulturellen Einrichtungen und Gastronomie den Entwurf abrunden. Das Messegebäude (1453) sollte Gastronomie mit Spionagemuseum 158 beherbergen. In der Informationshalle (1425) sollte Wohnen und Arbeiten miteinander kombiniert werden 159 und ein neuer Gebäuderiegel sollte beide Gebäude-

161


41 Gruhl & Partner EG

42 UG

43 Modell 162


160 Grigoleit / Hackmann 1997: 8 161 Dobberke 2000 162 Bernit: 105

komplexe miteinander verbinden. In dem Radom hätte ein Apartment entstehen sollen und der Bau (1469) mit Papierpresse und -schredder wären abgerissen worden. Auch für den Jambalaya (1465) war eine Wohnnutzung geplant, während das amerikanische Betriebsgebäude (1458) nun Maisonette-Wohnungen und Büros beherbergen sollte, für dessen Zweck es bereits entkernt wurde. Die Investorengruppe ließ eine voll eingerichtete Musterwohnung im 2. Obergeschoss entstehen um potentielle Käufer für das Projekt zu akquirieren. Der große Turm mit Radom sollte auch bei diesem Entwurf von der deutschen Flugsicherung genutzt werden, wohingegen in den zwei seitlichen Radomen Wohnungen entstehen sollten. Der Entwurf umfasste auch den Abriss der Erschließungs- sowie der restlichen Gebäude des Areals. In diesem Zuge wurden die Technikgebäude (1456, 1457, 1466) und der Lüftungsanbau des Gebäudes T’ Berg II (1475) bereits abgerissen. Das städtebauliche Konzept der Planer sah einen öffentlichen Bereich im Westen sowie eine halb-öffentliche Fläche im Osten des Areals vor. Die Parksituation sollte durch eine Tiefgarage gelöst werden.160 Für die Realisierung des Entwurfs wäre eine Summe von ca. 300 Millionen DM benötigt worden 161, wodurch der Quadratmeterpreis bei Refinanzierung ca. 15.000 DM betragen hätte.162

163


44 Maharishi Friedensstiftung Ansicht

45 Maharishi Friedensstiftung 164

Lageplan


163 Beckmann et al.: 122

Der Entwurf lebte von der Erhaltung der Silhouette sowie der Kombination von zwei verschiedenen Gebäudeausrichtungen die sich am Bestand orientierten. Allerdings scheiterten die Pläne der Architekten an der Finanzierung des Projektes und damit fanden auch die angefangenen Umbaumaßnahmen ihr abruptes Ende. Am 04.04.2008 reichte die Maharishi-Weltfriedens-Stiftung im Bezirksamt Charlottenburg Wilmersdorf Unterlagen zwecks einer Bauvoranfrage für das Areal des Teufelsbergs ein. Im November 2007 wurde das Grundstück bereits von der Maharishi Stiftung und der ‚Foundation for Conscious based education and worldpeace‘ des Regisseurs David Lynch vorläufig erworben. Der geplante Bau der Friedensuniversität auf dem Teufelsberg war Teil des Vorhabens der Stiftung, über dreihundert Friedensuniversitäten in ganz Deutschland zu erbauen, von denen alleine zwölf in Berlin entstehen sollten. Diese Universitäten sollten ca. tausend Studenten und fliegende Yogis beherbergen. Bezeichnet wurde das Projekt mit dem Titel ‚Denkmal der Deutschen Einheit: Turm der Unbesiegbarkeit mit Universität des unbesiegbaren Deutschland.‘ Entworfen wurde es von dem Architekten Christian Schweizer, dessen Schwerpunkt bei Bauten des Gesundheitswesen liegt.163

165


166


164 Beckmann et al.: 123

165 Lange 2009

Elementarer Bestandteil des Entwurfs war ein innenliegender Garten, der an drei Seiten von Gebäuden umschlossen wurde. Diese sollten die Verwaltung und die Hörsäle beherbergen. Prägendstes Merkmal war der Turm der Unbesiegbarkeit, der auch als Ausstellungsraum und Aussichtsplattform genutzt werden sollte. In der Kuppel des Turms sollte ein Planetarium den Blick in die Unendlichkeit des Alls bieten. Symmetrie bestimmt das Entwurfskonzept, wodurch sich die barocke Formensprache der Gebäude bis in die Planungen der Gartenanlage erstreckte.164 Die Planungen der Stiftung ignorierten den Bestand der Abhörstation, sodass bei einer Realisierung der komplette Bau hätte weichen müssen. Für die Realisierung wäre eine geschätzte Summe von ca. 120 Millionen Euro benötigt worden, welche eine Nutzfläche von 24.000 qm generiert hätte.165 Da der Kaufvertrag an die Genehmigung des Bauantrages geknüpft war und diese ausblieb, kam es auch bei diesem Projekt nicht zu einer Realisierung.

167


168


46 Natur vs. Ruine


47 170

Natur vs. Ruine


171


172


48 Natur vs. Ruine

173


Analyse

174


Der Ort

Der Bestand

177

Die Ruine

175


1

10

49

[km]

5

Anbindung 176

Autobahn

Ringlinie: Autobahn


Der Bestand Das bauliche Potential

Seit dem Scheitern der letzten Pläne fehlt bis zum heutigen Tag ein visionäres Konzept für die Umnutzung des Areals. Die Lage in einem der größten Waldgebiete der Stadt, auf der zweithöchsten Erhebung Berlins, bietet einen unvergleichlichen Standort. Berührungspunkte mit dem Grunewald ergeben sich zwangsläufig. Der Weg hin zum Teufelsberg führt unausweichlich durch das Waldgebiet. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es zwei Möglichkeiten das Areal zu erreichen. Die erste Möglichkeit ist der Bahnhof Grunewald welcher vom Berliner Westkreuz von der S7 angefahren wird. Vom Westkreuz gibt es eine zweite Route. Mit der S3 und S9 ist die Haltestelle Heerstraße unproblematisch zu erreichen. Beide Optionen ermöglichen die fußläufige Erschließung des Gebiets in wenigen Gehminuten. Auch mittels PKW ist eine direkte Anreise möglich. Mehrere Parkmöglichkeiten befinden sich direkt am Fuß des Berges und der Aufstieg dauert wenige Minuten. Auf dem Areal der Abhörstation kann der Besucher die Gebäude auf einem Rundweg umlaufen. Der Weg zwischen den Gebäuden wird durch einen Verbindungsbau versperrt. Einzelne Stichwege führen zwischen den Bauwerken ins Leere, da die einstmaligen Eingänge aufgrund von Vandalismus Vorfällen verschlossen wurden. Deswegen sind auch nur zwei Bereiche öffentlich zugänglich. Dazu zählt die ‚Street Art Galerie’ im

177


1

10

50

[km]

5

Anbindung 178

Ringlinie S-Bahn

Ringlinie: S-Bahn


‚Amerikanischen Betriebsgebäude’ (1458) und ein kleiner Teil des ‚Verbindungsgangs’ (1460) mit dem ehemaligen Dokumentenvernichtungsgebäude (1469), welches noch die dazugehörigen Maschinen beherbergt. Im davorgelegenen Hof befindet sich derzeit ein Getränke- und Snackstand. Das einzige Gebäude in welchem regelmäßig Vereinstreffen mit geschlossener Gesellschaft stattfinden, ist das alte ‚Messe- und Warenhaus’ (1453). Ihr Erscheinungsbild erhält die Fieldstation durch mehrere prägende Hauptgebäude. Darunter zählen die beiden schon erwähnten Bauten, das ‚Betriebsgebäude der Amerikaner’ (1458) mit seinen markanten Radomen und das Messe- und Warenhaus (1453). Das Ensemble wird von den drei Bauten, dem ‚Betriebsgebäude der Briten’ (1455), dem ‚Betriebsgebäude T’Berg II’ (1475), sowie der ‚Infozentrale’ (1425), ebenfalls mit Radom, komplettiert. Diese Gebäude sind von ihrer Platzierung auf dem Areal räumlich voneinander getrennt, werden aber über den ‚Verbindungsgang’ (1460) baulich miteinander verbunden. Konstruktiv handelt es sich bei den Hauptgebäuden um Stahlskelettbauten. Die Ausfachung besteht hierbei aus Kalksandsteinmauerwerk. Asbesthaltige Fassadenplatten bilden die Gebäudehüllen und bestimmen die Ansichten.

179


S-Bahn Grunewald zu 15min Parkplätze Fuß 05min

P

Eingang S-Bahn Heerstraße zu 15min Parkplätze Fuß 10min

51 Erschließung

25

100 50

[m]

52 Öffeltlichkeits-

180

bereiche


181


1458 1467 .58a 1460 1475 1475 1425

1469

1498

1437 .55b

1465 1454

1453

1455

.55a

1425 Informationszentrale

1437 Verbindungsstation

1453 Warenhaus Messe

1454 Eingangsgebäude

Leerstand

bewohnt

Tagungsraum

Aufenthaltsbereich

1455 Briten

55a Klimagebäude

55b Dokuvernichtung

1458 Amerikaner

Leerstand

Leerstand

Leerstand

Street Art Galerie

58b Klimagebäude

1460 Verbindungsgang

1465 Jambalaya

1467 Elektrozentrale

Leerstand

Leerstand

Atelier

Leerstand

1469 Dokuvernichtung

1475 T'Berg II

1498 Nebengebäude

1501 Überreste Fundament

Leerstand

Ateliers

Leerstand

'Skatepark'

25

100 50

[m]

53 Grunsriss EG

182

Bestand


1425

1460

Infomationszentrale

Verbindungsgang

Leerstand

Leerstand

1437

1465

Verbindungsstation

Jambalaya

bewohnt

Atelier

1453

1467

Warenhaus Messe

Elektrozentrale

Tagungszentrum

Leerstand

1454

1469

Eingangsgebäude

Dokuvernichtung

Aufenthaltsbereich

Leerstand

1455

1475

Briten

T‘Berg II

Leerstand

Ateliers

55a

1498

Klimagebäude

Nebengebäude

Leerstand

Leerstand

55b

1501

Klimagebäude

Überreste Fundament

Leerstand

Skatepark

183


5

25 10

[m]

54 184

Tragwerk Mensa


Warenhaus und Messe (1453) zweigeschossiger Flachdachbau überdachter Überhang mit Anlieferzone Lagerhalle im Level -1 Geschosshöhe ca. 5,2 m Konstruktion: Stahlkonstruktion Level -1, STB Level 0, sausgefacht KS Mauerwerk Fassade: Fensterband Asbestzementplatten Decken: bewehrte Gasbetonplatte

185


5

25 10

[m]

55 186

Tragwerk Briten


Betriebsgebäude der Briten (1455) zweigeschossiger Flachdachbau Geschosshöhe ca. 5 m Konstruktion: ausgefachtes Stahlskelett rückwertige Wand im Level -1 Beton Fassade: Stahlrahmen mit KS ausgefacht Asbestzementtafeln fensterlos Decke: Stahlbetondeckenplatte Stahleinheiten mit Betonfüllung

187


5

25 10

[m]

56 Tragwerk

188

T‘Berg


T‘Berg (1475) zweigeschossiger Flachdachbau Geschosshöhe ca. 5,5 m Sockelzone für Radom auf dem Dach Konstruktion Level 0, 1 Stahlskelettbau Ausfachung mit KS Mauerwerk Fassade: fensterlos Abriss an Ostfassade, Ausfachung sichtbar Decke Stahlbetondeckenplatte

189


agstruktur Amerikaner 1_1000

5

25 10

[m]

57 Tragwerk

190

Amerikaner


Betriebsgebäude der Amerikaner (1458) 15 Grad nach Westen gedreht runder Erschließungsturm Geschosshöhe ca. 5,5 m drei Radome Konstruktion: Stahlskelettbau Stahlrahmen, Stützen außen im Level 0 ausgefacht Level 1 und 2 ohne Ausfachung drei Radome: zwei aus Aluprofilen, eins aus Beton Decken: Stahlbetondeckenplatten

191


Verbindungsgang (1460) eingeschossig interne Erschließung zwischen Gebäuden Geschosshöhe: ca. 5 m Konstruktion: KS Mauerwerk Fassade: fensterlos Sichtmauerwerk KHlz Gasbetonplatten Decke: Stahlbetondeckenplatte

192


Dokumentenvernichtung (1469) eingeschossig Höhe ca. 12 m fensterlos Ziegelmauerwerk

Nebengebäude (1498) eingeschossig Bildung eines Innenhofes verglaste Fassade zum Innenhof KS Mauerwerk Brandschäden

193


Informationszentrale (1425) viergeschรถssig ein Radom aus Aluprofilen Konstruktion: KS Mauerwerk Fassade: fensterlos Metallplatten Decke: Stahlbetondeckenplatte Brandschaden

194


Jambalaya (1465) fensterlos dreigeschรถssig ein Radom aus Beton Konstruktion: KS Mauerwerk

195


Analyse

196


Der Ort

Die Ruine

Das Manifest

199

Erinnerung

207

Abwesenheit

213

Schichtung

219

Leere

223

Fragment

229

197


58 J. Rosefeldt 198

Manifesto


Das Manifest Erste Annäherung

Um einen nachhaltigen Entwurf zu erarbeiten, der Rücksicht auf die bestehenden Strukturen und deren Geschichte nimmt, ist es von hoher Relevanz das Wesen des Ortes zur Gänze zu verstehen. Verlassene, zerstörte Bauten sind meist die letzten Zeugen vorangegangener zeitgeschichtlicher Episoden und üben seit jeher einen unvergleichlichen Reiz auf den Menschen aus. Für uns als Architekten fließen die Überreste alter Kulturen in Rom, Athen und anderen Orten in unser Grundverständnis für die bebaute Umwelt hinein. Architekten wie Le Corbusier besuchten auf ihren Reisen mitunter solche Orte und fertigten dort analytische Skizzen dieser stillen Zeitzeugen an. Verbunden mit dem Untergang alter Strukturen geht stets eine Veränderung des Status Quo einher. Julian Rosefeldt, Videokünstler aus Berlin, thematisiert in seiner Filminstallation „Manifesto“ die Fragestellung der Rolle des Künstlers in der heutigen Gesellschaft. Die Installation besteht aus dreizehn parallellaufenden Filmen in einer Endlosschleife, alle mit ein und derselben Schauspielerin. Alle Videos stehen in einer Beziehung zu einander und vereinen Zitate aus einer Sammlung an Künstlermanifesten unterschiedlicher Art und Zeitabschnitten. Rosefeldt kreiert mit seinen dreizehn Textkollagen sein eigenes interpretatives Manifest. Die unerwartete Eingliederung der fragmentier-

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59 J. Rosefeldt 200

Manifesto


ten Zitate in den heutigen Kontext spiegelt deren Aktualität an gesellschaftskritischen Aussagen wieder. Es ist eine Hommage an die bewegte Tradition und literarische Schönheit von Künstlermanifesten. In einem dieser dreizehn Filme wird der Teufelsberg zum allgegenwertigen Podium für die Verkündung eines von Rosefeldts Textkollagen.

166 John Reed Club of New York, Draft Manifesto: 1932

‚Mankind is passing through the most profound crisis in its history. An old world is dying; a new one is being born. Capitalist civilisation, which has dominated the economic, political and cultural life of continents, is in the process of decay. It received a deadly blow during the imperialist war which it engendered. It is now breeding new and more devastating wars. At this very moment the Far East seethes with military conflicts and preparations which will have far-reaching consequences for the whole humanity.‘ 166 Dieses Zitat leitet die Szene ein und setzt zugleich den thematischen Rahmen: Eine kommunistische Kampfansage an einem Ort, der zu einem geheimen Schauplatz im Klassenkampf zwischen Ost und West zählte. Im weiteren Verlauf des Videos zieht der Protagonist in lumpenhafter Kleidung durch die verlassenen Bauten der Abhörstation. Nachdem er seine Lagerstätte unter einem der Radome erreicht, stellt sich die Figur an die Brüstung des Daches und ruft in die

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60 J. Rosefeldt 202

Manifesto


Weite. Ihr dabei anhaltender Monolog, steigert sich von einem leisen Dahinsagen zu einem Herausschreien mittels Megafon. In den Endsequenzen werden Frauen beim Anzünden von Silvesterraketen gezeigt bei dem jeder Raketenstart euphorisch gefeiert wird. Dem gesamten Film liegt eine postapokalyptische Atmosphäre zu Grunde, hervorgerufen durch das Ambiente der Abhörstation, den Inhalt der Zitate, die Einsamkeit und Verwahrlosung der Schauspielerin. Betrachtet man die Aussagen der Manifeste getrennt von dem Setting des Films in dem die Aussagen getroffen wurden, wird der Kontrast dazwischen deutlich. Die ‚Forderung’ einer Revolution wird durch die Betrachtung der Zitate deutlich. Das alte System Kapitalismus hat ausgedient und soll durch ein Neues ersetzt werden. Es schlägt die ‚Stunde Null’. Dieser Aufbruch soll, mit Hilfe des Feuerwerks, bis in die Ferne gehört werden und als Zeichen des Aufbruchs verstanden werden. Die postapokalyptische Umgebung unterstreicht dabei das Gefühl des Aufbruchs und die Wahl der Verortung verstärkt dies. Die Ruine der Abhörstation, als Ohr des Westens sowie der Berg aus den Trümmern des alten Berlins symbolisieren hierbei das Ende der alten Ordnung. Dieser Kontrast zwischen visueller und auditiver Botschaft verleiht der Installation eine immense Aktualität.

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‚Wo keine Ruinen vor Augen stehen, wo Geschichte sich restlos in Natur aufgelöst hat, dort hat Erinnerung keinen Halt mehr [...]‘ *

*

167 Hartmut Böhme

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1989: 288


Betrachtet man den Handlungsort der verfallenen Bauten genauer und isoliert daraus die Typologie der Ruine, ist diese zeitgleich Metapher für Scheitern und Neubeginn. Sie steht für das Vergangene, das Geplante, das niemals Vollendete und ist ein ‚Provosorium’ das im Zustand des Verfalls die Zukunft andeutet. Ihre Schönheit und Anziehung entspringt dieser Mehrdeutigkeit. Ruine ist Erinnerung, Abwesenheit, Schichtung, Leere und Fragment zugleich.

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Erinnerung Bewusstsein des Vergangenen

168 Anderson 2017: 37-45

Der künstliche Berg hat Teile der Geschichte und Erinnerung buchstäblich in Natur aufgelöst. Die zurückgebauten Kriegsruinen formen nun eine Erhebung und fügen sich fast nahtlos in die umgebende Natur ein. Die verschüttete Wehrtechnische Fakultät sollte den Grundstein für eine völkische Architektur in Berlin legen. Grundlegend für die Architektur der Nationalsozialisten war Albert Speer mit seiner ‚Ruinenwerttheorie’, welche den geplanten Verfall repräsentativer Bauten thematisierte, um selbst die natürliche Verwitterung und die abzusehende Kriegszerstörung in die nationalsozialistische Ideologie einzufügen. ‚Die Verwendung besonderer Materialien, sowie die Berücksichtigung besonderer statischer Überlegungen, sollte Bauten ermöglichen, die im Verfallszustand, nach Hunderten oder (so rechneten wir) Tausenden von Jahren, etwa den römischen Vorbildern gleichen würden.‘ 168

169 Speer 1969: 56

Nach Speers Visionen sollten charakteristische Bauten des Regimes in Naturstein ohne Stahlbewehrung entstehen um einen sukzessiven Verfall zu gewährleisten.169 Anwendung fanden diese Prinzipien bereits beim Reichsparteitaggelände in Nürnberg. Die Überreste sind bis heute erhalten. Die eigentliche Idee der ‚Ruinenwerttheorie’

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61 Piranesi 208

Vedute di Roma


nach Speer ist indes nicht neu. Bereits im 18. Jahrhundert setze sich Giovanni Battista Piranesi (1720 – 1778) mit seiner ‚Vedute di Roma’, eine Serie von Radierungen, mit der unausweichlichen baulichen Erosion auseinander. Er zeichnete seine eigenen Visionen vom möglichen Verfall der damaligen Gebäude. Zudem inspirierte Piranesi den französischen Maler Hubert Robert (1733-1808), der mit seiner Darstellung während eines Architekturwettbewerbs für die Erweiterung des Louvre für Aufsehen sorgte, indem er seinen eigenen Entwurf zusätzlich als Ruine präsentierte. Auch Sir John Soane ließ seinen Entwurf für die Bank of England noch vor dem Bau als romantische Ruine malen. Zu sehen sind die Ruinen der Bank aus der Vogelperspektive mit dem Ziel die überlegene Konstruktion des geplanten Gebäudes aufzuzeigen. Die Bank sollte wie die antiken Ruinen noch lange nach dem Verfall als monumentales Zeichen erhalten bleiben. Schon heute werden täglich geführte Rundgänge auf dem Areal der Abhörstation angeboten und man kann sich von ehemaligen Geheimdienstmitarbeitern die Geschehnisse der damaligen Zeit vor Augen führen lassen. Weiter gibt es Bemühungen für die Errichtung eines Museums in den verlassenen Räumlichkeiten. Aufgrund der hohen Geheimhaltungsstufe, die bis heute anhält, ist wenig über die genauen

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62 Hubert Robert Fiktive Ansicht des Louvre als Ruine, Salon 1796

63 Joseph Michael Gandy, Bank of England 210


Abläufe und Begebenheiten der Abhörstation in der Zeit des Kalten Krieges bekannt. Die Gebäude sind, anders als die geheimen Dokumente, der einzig freie Zugang und zugleich das Gedächtnis der Abhörstation.

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Abwesenheit Träumerische Freiheit

170 Kupfer 1992

Die These, dass Architektur nur im Zustand des Verfalls ihre größtmögliche Wirkung entfalten könne und sich damit von allen Fragen des praktischen Nutzens abkehrt, propagiert die absolute Architektur: eine Architektur, die keinen anderen Zweck mehr hat, als sich selbst zu feiern und die sich über alle Bedürfnisse und Interessen des Menschen hinwegsetzt.171 Der Umgang mit Ruinen ist abhängig von der ästhetischen Wertung der jeweiligen Zeit und unterliegt wie dieser großen Wandlungen. Im Mittelalter wurden Ruinen als Lieferanten für Baumaterial genutzt und wenig beachtet, wohingegen die Nationalsozialisten, wie vorhin beschrieben, ihre zukünftigen Ruinen als Denkmäler ihrer Ideologie ansahen. Grundlegende Aufgabe der Architektur zum Zwecke der Behausung ist es, unseren Wunsch nach Schutz und Geborgenheit und damit auch nach Dauer zu erfüllen. Ihre tatsächliche Bestimmung, das Verschwinden der Architektur, steht konträr zu unserem Wunsch der Dauerhaftigkeit und bringt verschiedene künstlerische Ansätze hervor, die sich mit der Thematik des Verschwindens physischer Räume befassen. Der Verfall des Gebauten sowie der Vorgang des Bauens repräsentieren beide einen Zwischenzustand, einen Zustand für das ‚Nichtmehr’ und ‚Noch-nicht’. Diese Vorläufigkeit verweist auf etwas Abwesendes, auf das, was schon war oder was noch kommt.

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64 Hotel Palenque, R. 214

Smithson, 1969-72


171 Vöckler 2009: 8 ff

172 Vöckler 2009: 56

Der Künstler Robert Smithson (1938-1973) beschäftigte sich ausgiebig mit den Differenzen des architektonischen und künstlerischen Naturbegriffs und hinterfragte die anthropozentrische Sichtweise von Kunst und Architektur, bei der der Mensch die dominierende Rolle gegenüber der Natur einnimmt. Durch den Verfall, bekommt die Dauerhaftigkeit der Architektur Risse und wird zum Zeichen der Zeit. Die starren Strukturen setzen sich in Bewegung, dies führt zum Auflösen von Formen und lässt ihre Grenzen verschwinden.172 Smithson entwickelte das Konzept der ‚De-Architekturierung’, hierbei wird das Bauen als irreversibler Prozess der Entdifferenzierung gesehen, welcher in einem gleichförmigen Chaos von ungeordneter Materie im Exitus endet, auch ‚Entropie’ genannt. Für Smithson ist der Verfall ein stetig anhaltender Prozess.173 Das ist die einzig feste Größe und in dem Kontext der Auflösung entsteht eine absolut präsente Architektur, die sich nur als Abwesenheit einer menschlichen Ordnung greifen lässt. Damit entwickelte Smithson die Idee einer temporären Architektur. Architektur als permanenter Übergang. Ein Übergang zwischen Erneuerung und Verfall. Nur bei einer konsequenten Auslieferung mit der Zeit, findet Architektur zu sich selbst. 174 Deutlich wird dieses Konzept an einer Arbeit Smithsons namens ‚Hotel Palenque’ aus dem

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65 Hotel Palenque, R. 216

Smithson, 1969-72


173 Vöckler 2009: 59

Jahre 1969. Smithson dokumentiert darin die stetig veränderte Architektur eines Hotels in Mexiko. Das Hotel ist Ruine und Baustelle zugleich, da sich neben Baumaterialien auch Spuren des Verfalls vorfinden. Bis heute ist die Leere, die die amerikanischen und britischen Streitkräfte hinterlassen haben, deutlich zu spüren. Elemente der Inneneinrichtung wurden vereinzelt entfernt. Erhaltene Segmente des Innenausbaus, abgehängte Decken, Hohlböden und Montagewände vermitteln den Eindruck, als läge der Auszug unlängst zurück. Eine abwesende Präsenz auf dem Areal ist allgegenwärtig. Die derzeitigen Eigentümer versuchen einzelne Teilbereiche der Abhörstation wieder nutzbar zu machen. So sind Teile des Gebäudes T`Berg II zu zwei Ateliers umfunktioniert worden. Doch den Versuchen, die Bausubstanz zu erhalten, fehlt es an Beständigkeit. Eine schwankende Anzahl an freiwilligen Helfern, viele auf der Durchreise, versuchen die Ideen des derzeitigen Eigentümers umzusetzen. Auf dem Areal spiegelt sich ein ‚Hotel Palenque’ in einer divergenten Form wieder. Auch hier verweisen herumliegende Baumaterialien auf einen stetigen Prozess. Die Abhörstation ist auf der Suche nach einer Identität, einer neuen Identität. Der einst vorgesehene Nutzen ist ‚Nicht-mehr’ da und der zukünftige ‚Noch-nicht’ in Sicht.

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,Man muss einen Palast einstĂźrzen lassen, um aus ihm einen Gegenstand von Interesse zu machen.‘ *

* 218

174 Diderot: 325


Schichtung Gefüge der Zeiten

Eine Ruine ist die konsequente Vergegenständlichung des Alterungsprozesses. Physisch greifbar wird dieser Vorgang durch die Erosion und Sedimentation von Materie. Der Vorgang der Erosion beschreibt den Ablauf einer sukzessiven Abtragung von Materie eines Gegenstandes. Sedimentation hingegen, beschreibt die Ablagerung von Materie auf einem Gegenstand. Beide Vorgänge wirken wechselseitig aufeinander ein und bedingen sich gegenseitig. Dieser Kreislauf ist, bis hin zur Smithsons ‚Entropie’, fortwährend und niemals endlich. Diesen Abhängigkeiten zwischen Abtragung und Auftragung, Verfall und Aufbau widmete sich auch der amerikanische Künstler und Architekt Gordon Matta-Clark (1943-1978) mit seiner Intervention Conical Intersect, 1975, während der Bauphase des Centre Pompidou in Paris, nach dem Entwurf von Renzo Piano und Richard Rogers. Matta-Clark schnitt kreisrunde Löcher in ein benachbartes, leerstehendes Wohnhaus aus dem 17. Jahrhundert und ermöglichte so den vorbeilaufenden Passanten einen Blick von der Straße auf die Baustelle des dahinter gelegenen Centre Pompidou. Er machte nicht nur die Bauarbeiten, sondern auch die Geschichte, die Gebrauchsspuren des Hauses sichtbar. Mit seinen anpassungsfähigen flexiblen Innenräumen ist das Centre Pompidou eine potentiell ständige Baustelle. Der Künstler knüpft mit

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66 Matta-Clark Conical Intersect, 220

Paris 1975


175 Vöckler 2009: 50

einem Konzept der Umkehrung daran an. Die Baustelle spiegelt sich im Abriss. Ein ‚Nochnicht’ steht dem ‚Nicht-mehr’ gegenüber. Die entstehende Architektur wir mit der bedingten Verdrängung des Bestandes konfrontiert.175 Die Gebäude der Abhörstation haben ihre Silhouette wenig verändert. Ihr Erscheinungsbild jedoch, vollzog sich in dem selben Zeitraum immensen Wandlungen. Materielle Abtragungen begegnen einem an jeder Fassade. Herausgelöste Bruchstücke liegen verstreut auf dem Areal und vermischen sich mit den natürlichen Ablagerungen der Umgebung. Die Spuren des Abrisses sind heute noch klar abzulesen. Eine Seite der Fassade wurde von den Fassadenplatten befreit und die darunterliegenden Stahltragstrukturen, ausgefacht mit Kalksandsteinmauerwerk, liegen frei. Anderen Ortes überlagern neue Schichten. Vielerorts hat sich die Natur ihren Weg gebahnt und füllt die abgetragenen, zerstörten Stellen an den Fassaden. Viele Fassadenflächen sind mit polychromen Farbschichten bedeckt. Diese Schichten, meist selbstautorisierte Street Art, fügt sich additiv den Gebäudeansichten hinzu. Abgetragene, partiell zerstörte Fassadenplatten, bedeckt mit aufgetragener Farbe und überwuchert von natürlichem Bewuchs, veränderten nachhaltig Schicht für Schicht das Erscheinungsbild der Fieldstation.

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Leere

176 Dehaene / De Cauter 2008: 204

Die einhergehende physische Leere, hervorgerufen durch die Verlassenheit der Bausubstanz, lässt eine omnipräsente Abwesenheit entstehen. Ein Raum der Einsamkeit und der Stille, welcher zu einer individuellen Interpretation des Ortes zwingt und gleichzeitig an die menschliche Vorstellungskraft appelliert. Die Grenzen zwischen öffentlichen und privaten Bereichen verschwimmen. Dies liefert räumliches Potential für subkulturelle Strömungen in allen Bereichen. Ein Ort des offenen Denkens, welcher illusionärer und zugleich realer Raum ist.177 Ein Terminus der diese Zwischenorte, auch ‚Nicht-Orte’ genannt, zu fassen vermag, ist der Begriff ‚Terrain Vague’. Der spanische Architekt Solà-Morales (1942-2001) machte mit einem Essay im Jahr 1995 auf diesen Ausdruck aufmerksam. Ausgangspunkte für diese Definition sind die Theorien von Augé (Nicht-Orte), Foucault (Heterotopie) und Doron (Dead-Zone). Die meisten ‚Terrains Vagues’ sind Orte des Verfalls, dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um mutwillige Zerstörung oder um einen natürlichen Verfall handelt und ihre Wiederaufbereitung ausbleibt. Man könnte hierbei von urbanen Ruinen sprechen, welche in einer besonderen Komposition von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen. Da die ursprüngliche Funktion des Ortes verloren ging, gibt es dort keine besonderen Handlungsvorgaben oder Nutzungsprogramme und bieten dem Menschen Spielraum

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‚Wo nichts ist, ist alles möglich. Wo Architektur ist, ist nichts Anderes möglich.‘ *

* 224

176

Rem Koolhaas:1999


177 Broich / Ritter 2014

zur freien Entfaltung.178 Michel Foucault leitet in seinem Aufsatz Andere Räume (frz. Des espaces autres, 1967) den Begriff der Heterotopie ein und arbeitet die Unterschiede zwischen utopischen und heterotopischen Orten heraus. Utopien sind laut Foucault ‚Orte ohne realen Ort’. Es sind unwirkliche Räume, welche entweder das Ideal- oder das Gegenbild der Gesellschaft projizieren. Im Gegensatz zu den Utopien, den ‚Nicht-Orten’, sind Heterotiopen zwar andere, aber dennoch wirkliche Orte. Sie verweisen, repräsentieren und reflektieren andere Räume an einen realen Ort. Sie sind Illusionsräume, Orte außerhalb aller Orte. Foucault zählt hierfür einige architektonische Heterotopien wie Museen, Theater, Bibliotheken oder Gärten auf. Diese Orte dienen als Projektionsflächen für fiktive Welten utopischen Charakters und ermöglichen deren Zugang. Eine Sonderstellung bei der Betrachtung von Utopien und Heterotopien nimmt der Spiegel ein. Er kann sowohl Utopie als auch Heterotopie sein. Der Spiegel erschafft einen fiktiven, niemals realen Ort, das Spiegelbild. In einem Spiegel sieht man sich an einem Ort an dem man nicht ist. Gleichzeitig ist der Spiegel auch Heterotopie, da der Spiegel wirklich existiert und den Betrachter an den wirklichen, realen Ort zurückreflektiert.179 Die überwiegend leerstehenden Gebäude

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67 Matta-Clark Yucatan Mirror 226

Displacement,2018


178 Michel Foucault: 34-46

179 MSM Management GmbH 2017

der Abhörstation konfrontieren den Besucher unmittelbar mit einer physischen Leere. Dieses wahrnehmbare Gefühl ist über den offensichtlichen Leerstand hinaus spürbar. Die Errichtung der Bauwerke verfolgte einen klar definierten, militärischen Verwendungszweck und ist seit der Schließung der Anlage abwesend. Dieser fehlende Sinn manifestiert ein omnipräsentes Gefühl der Leere. Das Fehlen einer sichtbaren Autorität ermöglicht es, die Flächen und Räume zur persönlichen kreativen Entfaltung zu nutzen. Dies geschieht momentan im amerikanischen Betriebsgebäude, welches laut Eigentümer eine der größten Street Art Galerien Europas beherbergt. Auch die Dachflächen dieses Gebäudes werden für verschiedene Events genutzt.180 Begibt man sich in andere Gebäude und beschäftigt sich mit den Abläufen und Aktivitäten des Horchpostens, offenbaren sich weitere Facetten der Abhörstation. Elementarer Bestandteil war die Informationsbeschaffung und das Überwachen des Klassenfeindes im Osten. Die Bediensteten horchten in eine andere, fremde Welt. Sie begaben sich in illusionäre Räume, an einen Ort, ohne wirklichen Ort.

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228


Fragment Loslösung der Bestandteile

180 Walter Benjamin1974: 354-359

Ein Fragment beschreibt ein Teilstück einer Sache. Es ist ein Bruchstück eines Ganzen. Ähnlich verhält es sich laut Walter Benjamin mit der Allegorie. Sie ist eine meist visuelle Darstellung komplexer Sachverhalte, substituiert durch ein konkretes Bildnis oder einen Gegenstand. Dabei wird das Element aus dessen eigentlichen Kontext isoliert und verliert somit seine Funktion. An Bedeutung kommt der Allegorie genau das zu, was anschließend der Allegoriker in sie hineinprojiziert. Dadurch erhält sie einen neuen Sinn. In seiner Abhandlung, Ursprung des deutschen Trauerspiels, aus dem Jahr 1928 analysiert Benjamin mitunter die Deutungsgenese Ruinenthematik und skizziert die Deutungsänderung der Allegorie vom 17. Jahrhundert bis zur Moderne.182 Ruinen sind ihrer vergangenen Vollkommenheit entwachsen und somit selbst Fragment eines vorherigen Ganzen. Diese Unvollkommenheit offenbart sich an vielen Ecken der Abhörstation. Zwar ist die Silhouette weitgehend unverändert, so sieht man schon aus weiter Ferne die ausgefransten, zerrissenen Textilfassaden des großen Turms. Bewegt man sich auf dem Areal, kann man das unvollkommene Erscheinungsbild der Gebäude überall erleben und diese fragmentarische Projektionen erlauben individuelle Sinngebungen. So wird der Besucher selbst zum Allegoriker, welcher in der Ruine einen eigenen individuell interpretierten Ort sieht. Eines haben

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‚Bruchstücke eines Gefäßes, die zusammengeklebt werden sollen, müssen in den kleinsten Einzelheiten übereinstimmen, obwohl sie nicht gleich sein müssen.‘ *

* 181 Walter Benjamin 230

1969


alle Projektionen gemein, die ursprüngliche Funktion ist und bleibt verloren. Die Abhörstation ist ein Ort mit vielen Orten, jedoch ist sie niemals das, was sie einmal war. ‚Das Potential des allegorisch Ruinösen liegt demnach in seiner durch das Fragmentarische gegebenen Vieldeutigkeit und daher einer maximalen Zeichenhaftigkeit, die sich in der Überdeterminierung nahezu selbst aufhebt und die Leere des Zeichens zum Träger des Neuen werden lässt.‘ (Walter Benjamin)

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68 Auflรถsung


69 234

Auflรถsung


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70 Auflรถsung

237


Konzept

238


Genese

Atmosphäre und Wirkung

241

Ästhetik der Ruine

243

Hülle

245

Addition und Subtraktion

249

Katalog

255

Strukturauflösung

261

239


Freiheit

Mystik

Angst

Abwesenheit

Leere

Spannung

Aneignung Anziehung

Euphorie

71 240

Polarkreuz


Atmosphäre und Wirkung Terrain Vague

Die Ruine der Abhörstation und der Teufelsberg befinden sich in einer besonderen Symbiose, welche die einzigartige und deutlich spürbare Atmosphäre an und um diesen Ort kreiert. Bei dem Durchqueren der künstlichen Topographie des Trümmerberges, auf dessen Gipfel die Fieldstation liegt, begegnet man unausweichlich einzelnen Fragmenten des aufgetürmten Kriegsschutts. Die gepflanzte Naturschicht auf der Oberfläche wird an zahlreichen Stellen von Trümmerteilen durchdrungen. Dieser entstehende Kontrast modelliert eine mystische Landschaft jenseits vom physisch Fassbaren. Das dadurch entstandene Gefühl erfährt selbst auf dem Terrain der Abhörstation eine unmittelbare Präsenz. Diese mystische Atmosphäre in direkter Umgebung der Ruine kann durch Einflüsse des Wetters potenziert werden. Bei Nebel, aufgrund der Nähe zur Havel kein seltenes Phänomen, wird das volle mystische Potential entfaltet. Wenn eine weiße Sichtbarriere entsteht und der Berg aus dem urbanen Kontext gerissen wird, entsteht ein besonderer Ort, eine Insel fern jeder Vorstellung. Diese Veränderung der Wahrnehmung schärft den Blick für die Ruinen und macht deren Bedeutung für eine kontextbezogene Entwurfsarbeit deutlich.

241


72 Vergleich der 242

Ă„sthetik


Ästhetik der Ruine Das andere Material

Elementarer Bestandteil dieser Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dem Verfall und der Vergänglichkeit von Architektur. Eine sukzessive Strukturauflösung soll dabei genauso thematisiert werden, wie die entstandene Leere und der Kontext zwischen Natur und gebauter Umwelt. Die Bestandsgebäude der Abhörstation bestechen nicht zwangsläufig durch ein antikes Ruinenbild und die beim Bau verwendeten Materialien sind weder monolithische Gesteine noch als besonders wertvoll zu erachten. Der Verfall der Bausubstanz wird nicht denselben Verlauf nachzeichnen wie es bei romantischen Ruinen der Fall war. Aus den ausgefachten Stahlskelettbauten und dem leichten Innenausbau werden keine monumentalen Steinformationen entstehen. Das zum größten Teil verlassene und verwahrloste Gebäudeensemble wirkt, trotz des massiven Erscheinungsbildes der Baukörper, wie ein fragiles Kollektiv über dem ein permanenter Schleier der Abwesenheit liegt. Ziel des Entwurfes ist es, diese Architektur zu stabilisieren und dabei den Bestandsgebäuden gegenüber eine respektvolle Haltung einzunehmen. Es geht um eine eigene Interpretation im Kontext einer Architektur die ‚Nicht-mehr’ oder ‚Noch-nicht’ ist.

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Natur / Aura

Transparenz

Leere Nutzungen

Sanctuarium Abdruck

Thematischer Grundriss

Voyeurismus Bewusstsein Sinn Abwesenheit

Stabilität Wirkung

++ --

+

e -

i

e ++

Kalt- Warmbereiche

73 244

Schemata


Hülle Unsichtbarer Übergang

Alle Gebäude deren Hauptnutzen im Abhören lagen, die Betriebsgebäude der Amerikaner und Briten, sowie T’Berg II, werden von einer neuen transparenten Hülle umgeben. Diese Hülle weitet sich auf und gibt damit Raum für neue Nutzungen, die den Bauten wieder Stabilität verleihen. Eine neue Welt wird hinzugefügt. In dieser finden die eigentlichen Funktionsräume ihren Platz, welche Warmbereiche ausbilden. Ergänzend bilden die Zwischenräume flexible Aufenthaltsflächen. In den Neubauten auf dem Areal entsteht ein Kulturzentrum und Ausflugsziel für eine breite Zielgruppe. Spaziergänger finden eine Anlaufstelle ihrer Tagesausflüge und können sich über die Geschichte des Ortes informieren, einen Kaffee genießen und anschließend die Ruinen und Ausstellungen erleben. Kreativen bietet das Zentrum Platz zum Verwirklichen und Ausstellen ihrer Projekte. Die Werkstätten, sowie die anmietbaren Ateliers liefern hierfür eine angemessene Atmosphäre und sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Dies verleiht dem Gebiet Beständigkeit und eine feste Identität. Schnittstellen bilden die Galerie und die Möglichkeitsflächen der Ruine, welche einen angemessenen Rahmen zum Präsentieren der Arbeiten ermöglichen. Die Seminarräume geben Raum für verschiedene Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen. Größere Vorträge kann man im Auditorium folgen. Das Kulturzentrum bietet somit ein flexibles Raumangebot, welches

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Bestand - Massiv - Schatz

HĂźlle - Glas - Transparent

Schutz - Ausstellen - BehĂźten

Erweiterung der Form

Neue Form

Nutzungen

74 246

Konzeptgenese


auf die Individuellen Ansprüche eingeht und dafür einen angenehmen Rahmen kreiert. Die Neue Welt des Kulturzentrums steht im direkten Kontrast mit der Ruine und deren Erinnerungsfassade. Sie ist extrovertiert, offen und hell. Die Alte Welt ist introvertiert, düster und kalt. Die Hülle ist sonnendurchflutet und bietet ungehinderte Sicht auf die dahinterliegende Ruine. Dies ermöglicht den Blick auf die nach außen gerichtete, glatte Betonoberfläche. Die neue Glasfassade ist haptische aber keine optische Barriere. Mit Hilfe dieser transparenten Grenze entsteht ein Rundgang um die Ruinen, ein Erfahrungsweg. Die kleinen Öffnungen des Fassadenabdrucks ermöglichen unterschiedliche Blickbeziehungen. So bieten sich dem Besucher interessante neue An- und Einsichten der Ruine. Er kann die Ruine beobachten, er wird zum Voyeur der alten Welt.

247


Erinnerungsstruktur

i

e

makellos klar

Synthese Zukunft & Vergangenheit

75 Symbiose der 248

Fassade


Addition und Subtraktion Vorgang der Auflösung

Um eine Stabilisierung zu erreichen wird eine aufwertende Archivierung des Verfalls angestrebt. Methodisch wird das durch einen detaillierten Abdruck der äußeren Hülle erzielt. Die Bestandsfassaden fungieren hierbei als Schalung für eine Stahlbetonfüllung und werden nach Fertigstellung abgerissen. Die Tragstrukturen, das Stahlskelett sowie die Betondecken bleiben erhalten. Anders ergeht es den Erschließungselementen, die keinen unmittelbaren Einfluss auf die Tragfähigkeit haben. Diese Strukturen, die einst der Abhörstation ihre Nutzung ermöglichten, werden ebenfalls zurückgebaut. Mit dem Abbruch der alten Fassaden werden zugleich die problematischen Asbestbauteile entsorgt. Aus der Addition einer neuen Schicht wird mit der Subtraktion der alten Oberfläche zu einem plastischen Gedächtnis. Das Ergebnis dieser Gleichung ist die Konservierung sämtlicher Merkmale der Ruine. Diese Abdrücke machen das Abwesende sichtbar und sollen Erinnerungen an unwiederbringlich Verlorenes wecken. Dieser plastische Oberflächenabdruck lehnt sich an die Werke der Künstlerin Rachel Whiteread an. Whiteread materialisiert in Ihren Arbeiten das Ungreifbare. Meist widmet sich die Künstlerin dem Leerraum, also dem Raum, der eigentlich nicht physisch und haptisch erfahrbar ist. Ihre Abdrücke weisen einen hohen Detailierungsgrad auf und dokumentieren somit auch

249


76 Rachel Whiteread 250

House


182 Rachel Whiteread, 1994 Kunsthalle Basel

deren Gebrauchsspuren. Whitereads Skulpturen wirken wie plastische Manifestationen der Erinnerung.182 Anders als bei den Arbeiten Whitereads wird hier nicht der Leerraum gefüllt, die Leere bleibt bestehen. Der daraus entstandene Raum ist eine Fläche voller Möglichkeiten, individuell erfahrbar. Für manche ist dieser Raum ein ‚Terrain Vague’, für andere eine ‚Heterotopie’ oder ‚Allegorie’. Dieser Raum materialisiert die Essenz der Ruine. Die Neuinterpretation der alten Fassade folgt einem Regelwerk. Diese Regeln legen fest, wie mit unterschiedlichen Situationen umgegangen werden soll. Elemente die aus der Fassade herausragen werden im Negativ als Vertiefung dargestellt. Fehlende Fassadenschichten werden im Negativ als Erhöhungen ausgebildet. Die Öffnungen, egal ob Fensteröffnungen, Türöffnungen oder durch Fremdeinwirkung hinzugefügte Öffnungen, bleiben auch im Negativabdruck offen. So bleibt der introvertierte Charakter der Bauwerke erhalten.

251


Alte Fassade

Schalung für den Abdruck

Mit Stahlbeton verfüllt

Neuer Abdruck

Bestandstragwerk bleibt erhalten

77 252

Abdruckgenese


253


254


Katalog Regelwerk des Abdrucks

a. Volumen geht rein

Volumen geht rein

T

Bestand

Bestand Schalung

Schalung

Vertiefung in der

Vertiefung in der Fassade

Fassade

Abdruck

Abdruck

10

100 50

78 Abdruck a

[cm]

255


b. Volumen kommt raus

Volumen geht raus

Bestand Schalung Schalung

Bestand

Bestand

Schalung

Austritt aus der Fassade

Austritt aus der Fassade

10

Abdruck

Abdruck

100 50

[cm]

79 256

Abdruck b


c. Öffnung bleibt Öffnung 1

Öffnung bleibt Öffnung

Bestand

Bestand

keine Schalung

keine Schalung

Bestand

Bestand

Öffnung bleibt Öffnung

10

100 50

[cm]

80 Abdruck c

257


d. Öffnung bleibt Öffnung 2

Öffnung bleibt Öffnung II

Bestand

Bestand Schalung

Schalung

Austritt der Fassade

Austritt aus der Fassade

10

Abdruck

Abdruck

100 50

[cm]

81 258

Abdruck d


e. Volumen geht rein 2

Volumen geht rein II

Bestand

Bestand Schalung

Schalung

Vertiefung in der Fassade

Vertiefung in der Fassade

10

Abdruck

Vertiefung in der Fassade

100 50

[cm]

82 Abdruck e

259


Bestandsdeckenplatten

Thematisierung der Strukturauflösung

Sanctuarium: Rückeroberung der Natur

83 260

Strukturauflösung


Strukturauflösung Natur und Ruine

Im Inneren spenden Deckendurchbrüche ausreichend Licht und legen die Tragstrukturen der darunterliegenden Geschosse frei. Diese Geste der Auflösung ermöglicht nicht nur neue vertikale Blickbeziehungen, sondern auch die vertikale Erschließung. Aus dem alten Innenraum wird neuer Außenraum der mit seiner Umgebung kommuniziert. Des Weiteren wird mit diesen Einschnitten ein vertikaler Pflanzenwuchs ermöglicht. Somit findet sich die Ruine in einem direkten Austausch mit der Natur wieder und kann von dieser partiell rückerobert werden. Weiter stellen die unmittelbar darunterliegenden Bodendurchbrüche in den Erdgeschossen eine direkte Verbindung mit den Trümmern her, welche dort begutachtet werden können. Den Namen ‚Sanctuarium’, was so viel wie Heiligtum und Naturreservat bedeutet, erhalten diese Elemente von einer Skulptur aus dem Jahre 1997. Der Künstler Herman de Vries entwarf für die Skulpturprojekte in Münster einen solchen geschützten Raum. Eine kreisrunde drei Meter hohe massive Wand ohne Möglichkeit des Eintritts, umgibt einen zunächst unbepflanzten Raum. Pionierpflanzen erfüllten das Innere von selbst mit Leben. Die Entwicklung der Pflanzenwelt kann durch kleine Öffnungen beobachtet werden.

261


262


84 Mystik

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85 264

Mystik


86 Mystik

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Entwurf

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Kulturraum

Identität

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Neue Welt

271

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Identität Stabilisierung der Funktion

Auf dem Teufelsberg soll ein neuer Raum mit eigener Identität entstehen, welcher im Kontext mit der bestehenden Struktur steht und diese zu stabilisieren vermag. Dieses undefinierte Terrain zwischen Öffentlichkeit und Privat eignet sich aufgrund seiner Lage und Vergangenheit als Standort für eine neue kulturelle Einrichtung. Wurden im Kalten Krieg in diesen Gebäuden einseitig Informationen gesammelt und verborgen, so sollte sich der neue Ort nach außen öffnen, transparent und einladend auf alle Besucher reagieren. Da sich in kleinen Nischen der Anlage schon Künstlerateliers etabliert haben, soll die Station auch zukünftig Möglichkeitsraum zum Verwirklichen verschiedenster individueller Projekte sein. Somit steht die Architektur im ständigen Austausch zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

269


87 Abriss Subtraktion

25

100 50

270

[m]

88 Neubau Addition


Neue Welt Struktur im Wandel

Begibt man sich auf dem Weg zum Gipfel des Berges bietet die bekannte Silhouette der Radome Orientierung. Die großen Hauptkubaturen werden durch den Rückbau der Nebengebäude und ergänzender Bauten freigestellt, sodass die resultierende Auflockerung des Gebiets sich fördernd auf dessen Durchwegung auswirkt. Die einstigen Sackgassen zwischen den Bauten weichen uneingeschränkten Wegen. Es entstehen zwei zentrale Achsen, welche neue Blickbeziehungen im gesamten Gebiet schaffen. Dieser subtraktive Vorgang akzentuiert die Formensprache der einzelnen Gebäude zusätzlich und es entstehen neue Pfade durch das Gebiet, welche ein differentes Betrachten der Baukörper ermöglicht. Die entstandenen zentralen Achsen erhöhen zudem die Orientierung auf dem Areal. Die Haupteingänge der einzelnen Gebäude richten sich an diesen Achsen aus und ermöglichen eine übersichtliche Erschließung. Die neue Glashülle schmiegt sich an den Betonabdruck des Bestandes, weitet sich partiell auf und gibt so Raum für die Funktionen. Das addierte Volumen, welches die Funktionsräume beinhaltet, ist bewusst transparent gehalten. So wird keine sichtbare Barriere zwischen der Innenwelt, dem Ruinenabdruck, und der Außenwelt geschaffen. Die Fassaden der Gebäude im Westen erfahren einen anderen Umgang. Hier wird die

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Sichtachsen


Kubatur nicht von einer Hülle umschlossen und kein Fassadenabdruck erstellt. Das liegt an unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkten. Diese sind introvertiert gerichtet und benötigen dafür einen geeigneten Rahmen. Für ein einheitliches Erscheinungsbild im Gebiet, orientiert sich die Oberfläche der neuen Betonaußenhaut optisch an der glatten äußeren Erscheinung des Fassadenabdrucks. Das Gebäude, in dem zur aktiven Zeit der Fieldstation, die Mensa untergebracht war, wird zu einem Atelier- und Werkstattgebäude. Im Level -1, welches eine Etage unter dem Niveau der Erdgeschoss Nutzungen des Kulturzentrums liegt, befinden sich eine Holzbau-, eine Stahlbauwerkstatt, sowie ein digitales Labor und geräumige Lagerflächen. Dieses Geschoss ist nahezu ebenerdig von der Erschließungsstraße aus erreichbar und bietet damit optimalen Zugang für Materiallieferungen. Waren die Geschosse des Altbaus noch strikt unterteilt, verbindet nun ein kompaktes Erschließungselement beide Geschosse. Das darüber liegende Geschoss beherbergt mehrere Ateliers, eine Gemeinschaftsküche, Duschräume und einen offenen Aufenthaltsbereich. Die Ateliers sind für eine längerfristige Vermietung bis zu zehn Jahren bestimmt. Daraus ergibt sich ein festes, dauerhaftes Kollektiv, welches dem Zentrum ein beständiges Gesicht verleiht.

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Die Ateliernutzung im ‚Jambalaya’ Turm bleibt ergänzend dazu weiterhin erhalten. Im Westen vom Atelierbau befindet sich das Seminargebäude. Der Eingang liegt am äußeren Rand und gewährleistet eine ruhige Umgebung für die dort stattfindenden Fort- und Weiterbildungen. Die Räume erstrecken sich über zwei Geschosse und orientieren sich zum Wald für eine bessere Lernatmosphäre. Auch hier verbindet ein Erschließungstrakt beide Geschosse miteinander. Von dem Foyer aus hat man die Möglichkeit sich auf den Erfahrungsweg rund um und in die Ruine zu begeben. Nördlich des Ateliergebäudes ist eine neue kleine Bibliothek in der alten Informationszentrale verortet. Über drei Geschosse kann man sich zum Lesen zurückziehen. Auch hier wird die Fassade nicht umhüllt und eine neue Fassade errichtet. Mit Hilfe der Außentreppe kann man zu dem Radom des Turms gelangen und oben in der Kuppel einen Raum vorfinden, der variabel bespielbar ist. Neben der Bibliothek findet man das Informationsgebäude. In den Abmessungen des alten Dokumentationsvernichtungsbaus ist eine letzte technische Anlage der ehemaligen Abhörstation untergebracht. Wo früher geheime Informationen vernichtet wurden, kann man sich nun rund um diese Maschine mit sämtlichen Informationen

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25

100 50

[m]

90 Wege u.

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ErschlieĂ&#x;ung


über das Kulturzentrum versorgen und erfährt alles wissenswertes zu anstehenden Veranstaltungen. Im angrenzenden Bau gliedert sich der dazugehörige BackOffice Bereich an. Auf der rechten Seite der Informationszentrale erstreckt sich größte Baukörper des Gebiets. Der Neubau beherbergt das große Auditorium sowie ein Café. Das Auditorium dient mit seinen Sitzstufen und der angeschlossenen Treppe als einladender Aufgang und kann bei Bedarf geschlossen werden. Bei größeren Veranstaltung wird das Foyer in die Nutzung miteinbezogen. Ähnlich verhält es sich mit dem Café. Auf einer kleinen Grundfläche können die grundlegenden Funktionen gewährleistet werden. Mit Einbezug der Umgebung weitet sich der zur Verfügung stehende Raum beträchtlich. Auch hier ist das Foyer Ausgangspunkt für den Gang um und in die dahinterliegende ruinöse Erfahrungswelt. Im nördlichsten Gebäude befinden sich Ausstellungsflächen in den warmen, inneren Glaskörpern. Diese Ausstellungsflächen interagieren mit dem Freiraum davor und bilden so eine Projektionsfläche für verschiedene Inhalte. Die angrenzenden Kuratorenbüros organisieren die Ausstellungen. In dem massiven Bestandsbaukörper gibt es außerdem noch weitere Büros, welche den Atelier Mietern zur Verfügung stehen und für diese eine IT-Infrastruktur zur Verfügung stellen.

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1453 Ateliers und Werkstätten für Dauergäste

1455 Seminarräume

1425 Bibliothek

1460 Information und Büros

1465 Ateliernutzung bleibt erhalten

1475 Auditorium und Cafe

1458 Galerie, Museum und Kuratoren Büros

Erinnergunsfuge

91 278

Neue Nutzungen


Zusätzlich können die Büros, bei ausreichender Kapazität, kleinen Startups zur Verfügung gestellt werden. Der massive Bestandstreppenraum bietet weiterhin die Möglichkeit das Dach des Gebäudes mit den zwei Radomen, sowie das höchste Radom des Kulturzentrums zu erschließen. Die Dachterrasse bietet weiterhin einen atemberaubenden Blick über die nahegelegene Stadt. Der einmalige Raum im obersten Radom bleibt erhalten und ermöglicht eine Vielzahl an Nutzungen. So können hier Lesungen, Konzerte oder Filmabende stattfinden. Die einzigartige Akustik dieses Raumes macht es zu einem besonderen Erlebnis. Das Kulturzentrum auf dem Teufelsberg erhält seine eigene, unverwechselbare Identität nicht zuletzt durch die abgebildete Abwesenheit der Ruine. Dieser erfahrbare Abdruck ist für jeden öffentlich zugänglich. Die Nebeneingänge und die Treppen im Innern ermöglichen einen dauerhaft geöffneten Zugang. Diese Räume entfalten ihre Wirkung durch die Leere und Weite. Der Besucher kann dabei jedes Detail des Fassadenabdrucks begutachten. Die Öffnungen der Sanktuarien transformieren den einstigen Innenraum zum Außenraum. Steigt man in die verschieden tiefen Einschnitten des Bodens hinab, kann man die einzelnen Trümmerschichten ablesen. Hier wird eine Verbindung zwischen

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Vergangenheit und Gegenwart geschaffen. Auch Pflanzen können sich in diesen vertikalen Einschnitten ansiedeln und somit ihren Raum zukünftig zurückerobern. Die gesamten Geschossflächen unterliegt keinen Nutzungsdefinitionen. Diese undefinierte Fläche ist frei bespielbar eröffnet einen breiten Möglichkeitshorizont. Ob Sportkurse, Ausstellungen oder Konzerte, diese Flächen bieten Raum für individuelle Aneignungen. Ein gänzlich neues Element ist der Pfad durch die Waldschneise am westlichen Ende des Terrains. Am Waldrand beginnend, schneidet sich ein enger Pfad tief in den Berg hinein. Während dem hinabsteigen offenbaren sich die Trümmerschichten des Teufelsberges und man erhält ein Gefühl für die Dimensionen der Trümmeraufschüttung. Am Ende des Erinnerungspfades öffnet sich der Weg zu einem Betonfundament im Wald. Das Fundament nimmt in seiner Dimensionierung die Maße der darunterliegenden, verschütteten Ruine auf. Diese Fläche erinnert in einer ruhigen Weise an die düstere Vergangenheit dieses Ortes. Abschließend kommt man zu dem Ergebnis, das das Kulturzentrum es in allen seinen Facetten vermag, unterschiedliche Zeitschichten aufeinandertreffen zu lassen. Die Grenzen der Welten vermischen sich und es entsteht eine einzigartige Mischung aus Alt und Neu. An diesem Ort kollidie-

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,Man muss einen Palast einstĂźrzen lassen, um aus ihm einen Gegenstand von Interesse zu machen.‘ *

*

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183 Diderot: 325


ren Vergangen, Zukunft und Gegenwart zu einem außergewöhnlichem Raum. Der interpretative Umgang der Ruine erschafft eine konsequente Auseinandersetzung mit dem unaufhaltsamen Verfall. Diesem Thema wird in der alltäglichen Architektur in seinem essentiellen Gehalt nur wenig Beachtung geschenkt, aber zählt zu einer der grundlegenden Fragen. Wie geht man mit den Spuren der Vergangenheit um und wie reagieren wir als Architekten mit unseren Entwürfen auf diese Frage? Da es hierfür keine richtige Antwort geben kann, hilft es nur eine klare Haltung einzunehmen. Dies wurde mit dieser Arbeit getan. Ist die Entwurfsarbeit mit der Umsetzung und Fertigstellung eines Objektes abgeschlossen, beginnt an diesem Punkt auch zeitgleich dessen Verfall. Als Architekten haben wir einen Einfluss darauf, welche gebauten Spuren wir zukünftigen Generationen hinterlassen.

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92 Lageplan

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93 Ansicht Süd

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94 Ansicht Ost

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95 Perspektive Gebiet

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96 Level 0 Atelier u. Seminar

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97 Level -1 Werkstätten u. Seminar

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98 Level 0 296 Bibliothek, Info


Auditorium u. Galerie

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99 Level 1 Auditorium u. Galerie 299


?? Grundriss 300 2.OG


100 Level 2 Galerie

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101 Schnitt AA

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102 Schnitt BB

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103 Schnitt Gebiet

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Entwurf Schnitt Spalte 1_900

5

20 [m]

10

111 Schnitt

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Pfad


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104 Seminargebäude u. Ateliers

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105 Foyer Auditorium u. CafĂŠ

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Fassade


Dachaufbau: Dachbelag 25 [mm] Abdichtung 2-lagig Wärmedämmung 100 [mm]

Kassettendecke: Trägerprofil I-Profil 250 [mm]

Deckenverkleidung Gk

Verkleidung Deckenstirn Blech 2mm, weiß lackiert

Glassfassade: Scheibengröße variabel max. 1900x15.000 [mm]

Glassschwerter 300 [mm] Höhe max. 15.000 [mm]

Stahlstütze d= 150 [mm]

Türprofil: Aluprofil h=2500 [mm] Flächenbündig

Stahlrost, verzinkt Rinne Beton mit Drainage

Bodenaufbau: Estrich poliert 120 [mm] Wärmedämmung 100 [mm] Stahlbeton 280 [mm] Sauberkeitsschicht 100[mm]

107 Fassadenschnitt

Entwurf Fassadenschnitt 1:65


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Fassade


Dachaufbau: Dachbelag 25 [mm] Abdichtung 2-lagig Trägerprofil I-Profil 280 [mm] Deckenverkleidung Gk

Verkleidung Deckenstirn Blech 2mm, weiß lackiert

Glassfassade: Scheibengröße variabel max. 1900x15.000 [mm]

Stahlrost, verzinkt

Bodenaufbau: Estrich poliert 120 [mm] Stahlbeton 280 [mm]

Sauberkeitsschicht 100 [mm]

109 Fassadenschnitt

Entwurf Fassadenschnitt 1:65

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112 Galerie

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Entwurf Sancturianum 1_500

2

10 [m]

5

110 Schnitt

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Sanctuarium


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113 Sanctuarium

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114 Sanctuarium

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115 Perspektive Innen

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‚Ich könnte dir sagen, wie viele Stufen die treppenförmigen Straßen haben, welche Wölbung die Bögen der Arkaden, mit was für Zinkplatten die Dächer gedeckt sind; aber ich weiß schon, daß es so wäre, als würde ich dir nichts sagen. Nicht daraus besteht die Stadt, sondern aus Beziehungen zwischen den Maßen ihres Raumes und den Ereignissen ihrer Vergangenheit [...]’ *

* 328

184 Italo Calvino:18


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Literaturverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis

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22 Ruinenschichten 23 Teufelsberg 1964, unter: http://forst-grunewald.de/wp-content/uploads/1964-02-22-Teufelsberg-klein.jpg, 22.02.1964, (abgerufen am 30.12.17) 24 Romantik 25 Romantik 26 Romantik Abhörstation 27 Abhörstation 2014, unter: http://www.reisereporter.de/uploads/media/ImageArticle/04/4554-berlin-teufelsberg-panorama-abhoerstation.jpg?v=1-0, (abgerufen am 07.01.2018) 28 Electronic Warfare Deutschland, Field Station, Beckmann et al., S.33 u. 37 29 Electronic Warfare Deutschland, Field Station, Beckmann et al., S.33 30 Eingang Abhörstation 1992, unter: http://www.landesarchiv-berlin-bilddatenbank.de/hida4webLAB/view?docId=obj5441748.xml;query=Teufelsberg;brand=default;doc.style=standardview;blockId=obj%205441748d48332e2;startDoc=21, 1992, (abgerufen am 07.01.2018) 31 Abhörstation 1961, Field Station, Beckmann et al., S.50 32 Abhörstation 1992, Project Fileman 33 Abhörstation 2017

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34 Abhรถrstation 2017 35 Bauphasen, Field Station, Beckmann et al., S. 46 36 Isometrie 37 Halfmann Loidl Entwurf, Funktionen, Field Station, Beckmann et al., S. 115 38 Halfmann Loidl Ansicht 1, Field Station, Beckmann et al., S. 115 39 Halfmann Loidl Ansicht 2, Field Station, Beckmann et al., S. 115 40 Gruhl & Partner, Entwurf Skizze, unter: http://www.gruhl-koeln.de/images/9.jpg, abgerufen am 2.12.17 41 Gruhl & Partner Grundriss EG, 1997, Field Station, Beckmann et al., S. 119 42 Gruhl & Partner Grundriss UG, 1997, Field Station, Beckmann et al., S 120 43 Gruhl & Partner Entwurfsmodell, Field Station, Beckmann et al., Seite 121 44 Maharishi Friedensstiftung, Field Station, Beckmann et al., S.123 45 Maharishi Friedensstiftung, Field Station, Beckmann et al., S. 123 46 Natur vs. Ruine 47 Natur vs. Ruine 48 Natur vs. Ruine

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Analyse 49 Anbindung Autobahn 50 Anbindung Ringlinie S-Bahn 51 Erschließung 52 Öffentlichkeitsbereiche 53 Grundriss EG, Bestand,sBeckmann et al., S. 63 f.f. 54 Tragwerk Mensa 55 Tragwerk Briten 56 Tragwerk T‘Berg 57 Tragwerk Amerikaner 58 J.Rosefeldt, Manifesto, Feuer, aus Filmsequenz, unter: https://www.julianrosefeldt.com/film-andvideo-works/manifesto-_2014-2015/manifesto-situationism-/, Bild aus Video, (abgerufen am 08.01.2018) 59 J.Rosefeldt, Manifesto, Obdachloser, aus Filmsequenz, unter: https://www.julianrosefeldt.com/ film-and-video-works/manifesto-_2014-2015/manifesto-situationism-/, Bild aus Video, (abgerufen am 08.01.2018) 60 J.Rosefeldt, Manifesto, Damen mit Rakete, aus Filmsequenz, unter: https://www.julianrosefeldt. com/film-and-video-works/manifesto-_2014-2015/manifesto-situationism-/, Bild aus Video,

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(abgerufen am 08.01.2018) 61 Piranesi, Vedute di Roma, unter: http://www.panoramadelart.com/sites/default/files/F191-a-robert-grande-galerie-ruines.jpg, Vedute di Roma, (abgerufen am 08.01.2018) 62 Hubert Robert, Vue imaginaire de la Grande Galerie du Louvre en ruines 1796, unter: http://www.panoramadelart.com/sites/default/files/F191-a-robert-grande-galerie-ruines. jpg, Vue imaginaire de la grande galerie en ruine, (abgerufen 08.01.2018) 63 Joseph Michael Gandy 1830: Auftragsarbeit von Sir John Soane, Bank of England, unter: http:// projectsoane.com/images/story/1.jpg, www. projectsoane.com, (abgerufen 29.11.17) 64 Hotel Palenque, R. Smithson, 1969-72, unter: https://i1.wp.com/www.guggenheim.org/wp-content/uploads/1969/01/99.5268_ph_web.jpg (abgerufen am 02.01.2018) 65 Hotel Palenque, R. Smithson, Collage unter: https://s3-eu-central-1.amazonaws.com/content.gulbenkian.pt/wp-content/uploads/ sites/5/2017/04/28160633/forma-cha-1-1024x753.jpg, (abgerufen am 08.01.2018) 66 Matta-Clark, Conical Intersect, Paris, 1975, unter: https://s3-us-west-2.amazonaws.com/sfmomamedia/media/t/collection_images/4DfN9-0vOOFQ.jpg, (abgerufen am 08.01.2018) 67 Matta-Clark, Yucatan Mirror Displacement,unter: https://i0.wp.com/www.guggenheim.org/ wp-content/uploads/1969/01/99.5269_ph_web.jpg?w=980&zoom=2, 1969 , (abgerufen am 5.02.2018) 68 Auflรถsung 69 Auflรถsung

344


70

83

Auflösung

Strukturauflösung 84

Konzept

Mystik

71

85

Gefühlsdiagramm, Polarkreuz

Mystik

72

86

Vergleich der Ästhetik

Mystik

73 Schemata

Entwurf

74

87

Konzeptgenese

Abbriss, Subtraktion

75

88

Symbiose

Neubau, Addition

76

89

Rachel Whiteread House, https://

Sichtachsen

www.apollo-magazine.com/house/,

90

abgerufen am (17.02.2018)

Wege und Erschließung

77

91

Abdruckgenese

Neue Nutzungen

78

92

Abdruck b

Lageplan

79

93

Abdruck b

Ansicht

80

94

Abdruck c

Ansicht Ost

81

95

Abdruck d

Perspektive Gebiet

82

96

Abdruck e

Level -1, Werkstätten u. Seminar

345


97

Fassadenschnitt

Level 0, Atelier u. Seminar

108

98

Fassade

Level 0, Bibliothek, Info, Auditorium,

109

Galerie

Fassadenschnitt

99

110

Level 1 Auditorium u. Galerie

Schnitt Sanctuarium

100

111

Level 2 Galerie

Schnitt Pfad

101

112

Schnitt AA

Galerie

102

113

Schnitt BB

Sanctuarium

103

114

Schnitt Gebiet

Sanctuarium

104

115

Semninargebäude u. Atelier

Gang

105 Foyer, Auditorium u. Café 106 Perspektive Fassade 107

Nachfolgend möchten wir anführen, dass diese Arbeit als Gruppenarbeit entstanden ist. Zu Gunsten der Bewertbarkeit wurde der erste Teil (1-173) primär von M. Johnson und der zweite Teil (174- 348) von S. Nakowsky angefertigt. Anhand dieser Ergebnisse entstand ein gemeinsamer Entwurf.

346


Danke an H.



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