WiSe 21/22_hellwig

Page 1

WASTELAND / SENSELAND VON ANTHROPOLOGIE, BRACHEN UND DEN SINNEN

Bachelorthesis Anthropologie und Brachland Philipp Michael Hellwig Prof. Kazu Blumfeld Hanada MSA | Münster School of Architecture 2022


INHALT


PROLOG

004

ANTHROPOLOGIE UND ARCHITEKTUR

006

Anonyme Architektur

Architektur und der städtische Makrokosmos LOW-TECH UND DER NUTZEN NATÜRLICHER KRÄFTE Historische Beispiele

020

Zeitgenössische Beispiele ZUKUNFTSTRENDS Was sind Zukunftstrends?

040

Beispiele BRACHLAND

Typologien

058

Flora und Fauna Philosophische Auseinandersetzung Vier Brachen und ihre Entwicklung DRESDEN UND DER ALBERTBAHNHOF

082

SENSELAND

088

Die Metamorphose Plankollektion

FOTOKOLLEKTION

126

LITERATURVERZEICHNIS

180

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

190

DANKSAGUNG

192


4

PROLOG


5

Am Anfang meiner Überlegungen stand der vage Gedanke an einem technikkritischen architektonischen Entwurf. Technik bedeutet auch gleichzeitig Abhängigkeit und der Mensch kann in dieser Abhängigkeit keine eigene Autonomie erfahren. Zunächst ist für diese Erkenntnis die Ergründung früher und traditioneller Architekturen nötig. Durch diese teilweise archaischen (Gebäude-) Strukturen wurden die heutigen ästhetischen und auch gebäudetechnischen Aspekte der Baukunst vorgedacht und quasi legitimiert. Trotzdem wandelt sich die Gesellschaft und der Lebensraum fortlaufend. Damit die Architektur und der individuelle Mensch sich anpassen und verändern können, erscheint es notwendig, zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen und architektonische Strömungen zu prognostizieren und erwartbar zu machen. Das Brachland habe ich als Produkt dieses stetigen Wandels identifiziert. Der Titel WASTELAND / SENSELAND lässt sich direkt mit Brachland / Sinnesland übersetzen. Die deutsche Übersetzung wird meines Erachtens der Bedeutung des Titels allerdings nicht gerecht. Vielmehr geht es um die Komposition beider Begriffe, die auf unterschiedlichen Ebenen durch meinen Entwurf Senseland dargelegt werden soll.


6

Anonyme Architektur

ANTHROPOLOGIE UND ARCHITEKTUR


7

Anthropologie und Architektur

‚Anonyme Architektur‘ Die Architektur begleitet den Menschen seit Beginn seiner Existenz. Der Mensch, ein Produkt der Evolution, verlor über zehntausende Jahre hinweg viele für Tiere typische Attribute und Verhaltensweisen. Verbunden mit der sozialen Entwicklung entwickelte sich über Jahrmillionen ein Lebewesen, das auf den physischen Schutz vor beispielsweise Nässe, Kälte und Hitze angewiesen ist. Dieser Schutz wurde und wird von Architekturen geboten, die entweder von der Natur selbst, anthropogen nach dem Prinzip der Subtraktion oder anthropogen nach dem Prinzip der Addition geschaffen werden. Dem schützenden Raum an sich liegen so, entweder durch Zufall oder durch das über tausende Jahre angelernte Wissen ihrer Erschaffer*, Eigenschaften zu Grunde, die ihn für einen längeren Aufenthalt des Menschen tauglich machen sollen. Über den größten Zeitraum der Menschheitsgeschichte waren diese Erschaffer keine Architekten oder Baumeister, sondern der jagende, sammelnde, hütende oder handwerklich arbeitende Mensch. Archaische Bauweisen wurden schon von einigen Architekten und Historikern, unter ihnen auch der Amerikaner Bernard Rudofsky, untersucht. Mit seinem Werk Architecture Without Architects (1964) prägte er den Begriff ‚Anonyme Architektur‘.

* Es sind in in dieser Bachelorthesis ausdrücklich alle Geschlechter oder geschlechtsneutrale Personen gleichermaßen angesprochen


8

Anonyme Architektur

‚Anonyme Architektur‘ durch Subtraktion Die frühesten Behausungen vergangener Zeiten waren beispielsweise Felsüberhänge, Höhlen oder Bäume. Auf dem afrikanischen Kontinent wurden unter anderem die hohlen Stämme des massiven Adansonia digitata, dem Affenbrotbaum, schon zu archaischen Zeiten häuslich genutzt. In einigen westafrikanischen Staaten gibt es Nachweise von Begräbnisstätten in ebendiesen Bäumen, außerdem konnten diese auch Toilette und Gefängnis sein. 1 Aber nicht nur vom Neolithikum (ca. 9.500-1.800 v. Chr.) bis ins vergangene Jahrhundert suchten die Menschen in natürlichen Formationen Schutz. In einigen Gebieten der Welt, beispielsweise in Papua Neuguinea, gibt es auch heute noch solche Lebensweisen. Das Volk der Meakambut lebt halbnomadisch in einem abgelegenen Gebiet im Regenwald, jede Familie hat dabei ihre eigene Höhle. Abgesehen vom Zweck des Wohnens dient eine andere Aushöhlung dem Zweck einer Kultstätte. Aus der Kopao, der ‚Schöpfungshöhle‘, sind einem alten dortigen Glauben nach die Menschen hervorgegangen. 2 Menschen, die in Höhlen wohnen, nennt man Höhlenmenschen, veraltet Troglodyten. Da Aushöhlungen im Gestein überall auf der Welt zu finden sind, gibt es auch auf allen Kontinenten Zeugnisse von derartigen Lebensformen. Viele Wohnhöhlen entstanden anthropogen, hier durch Subtraktion von einer Erd- oder Gesteinsmasse. Ein Beispiel sind die Felsen von Pantalica (Abb. 1) am Monti Iblei auf Sizilien. Die regionale Urbevölkerung flüchtete in der späten Bronzeund frühen Eisenzeit vor den Siculi in die Berge und schuf im Kalkstein horizontale und vertikale Gänge und Räume. Diese dienten zunächst als Begräbnisstätte, weswegen die Anlage auch Nekropole von Pantalica genannt wird. Insgesamt gibt es dort schätzungsweise 5.000 Grabstätten, die meist in Gruppen dicht beieinander liegen.


Anthropologie und Architektur

Nach einigen Jahrhunderten, etwa um 800-900 v. Chr., wurden die leeren Grabkammern als Schutz vor den einfallenden Arabern wieder besiedelt. 3 Diese Wohn- und Lebensform hat sich auch auf anderen Kontinenten entwickelt. In den Löss-Landschaften beispielsweise in den chinesischen Provinzen Shanxi und Shaanxi findet man bis heute noch unterirdische Wohnungen (Abb. 2), in denen schätzungsweise etwa zehn Millionen Menschen leben. Die quadratischen Aushübe und Ausgrabungen sind bis zu neun Meter tief und enthalten durch eine Treppe mit der Oberfläche verbundene Wohnräume. Schon der amerikanische Autor und Geograph George Cressey schrieb, dass man in China auf den Feldern Rauch aufsteigen sehen könne, aus Behausungen unterhalb der Erde. 4 Der Architekt B. Rudofsky fasst weitergehend zusammen, dass dort außer Wohnungen auch Fabriken, Schulen, Hotels und Ämter zu finden seien. Die Porosität des kalkhaltigen Löss begünstigte die Fertigung der unterirdischen Bauwerke. 5 Auch auf dem amerikanischen Kontinent gibt es Bespiele menschlicher Subtraktion von Erdmasse. Etwa die Amphitheater von MuyuUray (Abb. 3) liegen in Peru auf ca. 3.600 m über dem Meeresspiegel und sind heute von Ackerland umgeben. Die Erbauer waren vom InkaVolk der Maras. Die Theater wurden wie zylinderförmige Terrassen aus dem Boden ausgehoben und das größte von ihnen fasste nach heutiger Schätzung ungefähr 60.000 Besucher. Es wird auch angenommen, dass hier athletische Wettkämpfe stattfanden. Durch ungefähr 30 cm breite Rinnen, in Monolithen aus Stein geschabt, wurde die Trinkwasserversorgung aus Quellen sichergestellt. 6 Da es sich um insgesamt fünf Anlagen handelt, sind die Ausmaße durchaus mit den berühmten europäischen Spielstätten in Rom oder Athen zu vergleichen.

9


10

Anonyme Architektur

„There is much to learn from architecture before it became an expert’s art. The untutored builders … demonstrate an admirable talent for fitting their buildings into the natural surroundings. Instead of trying to „conquer“ the nature, as we do, they welcome the varieties of climate and challenge of topography.“ 7 - B. Rudofsky


11

Anthropologie und Architektur

Abb. 1

Abb. 2

Abb. 3 Abb. 1: Felsenstadt Pantalica auf Sizilien; Abb. 2: Löss-Landschaften in Zentralchina; Abb. 3: Amphitheater von Muyu-Uray


12

Anonyme Architektur

‚Anonyme Architektur‘ durch Addition Neben der ‚anonymen Architektur‘ der Natur und der ‚anonymen Architektur‘ durch Subtraktion gibt es die ‚anonyme Architektur‘ durch Addition. Es wird also (Bau-)Masse zu einem Objekt addiert. Auch hier existieren viele unterschiedliche Exempel in den verschiedensten Teilen der Welt und unter diversen klimatischen Bedingungen. Ein wahres Wunderwerk sind dabei die arabischen bādgire. Diese Windtürme aus Lehm sind unter anderem in der arabischen und persischen Welt zu finden. In dieser Region der Erde herrscht ein trockenheißes Wüstenklima vor. Auch wenn heute die meisten Einkaufszentren, Bürokomplexe und Wohnungen mit einer elektrisch-betriebenen Klimaanlage gekühlt werden, so kann man die bādgire als eine Art Vorläufer der Klimaanlagen betrachten. Der bādgir ist eine Art Windturm, der hoch über das Gebäude hinausragt und vielerorts das Städtebild dominiert. Er wird im Kapitel „Low-Tech und der Nutzen natürlicher Kräfte“ eingehender beschrieben. Vergleichbare Bauten, aber rudimentärere Arten der Kühlung durch Windauslässe in den Dächern, findet man auch bei arabischen Stadthäusern und den sogenannten souks der Altstädte. 8 Bei der additiven ‚anonymen Architektur‘ ist aber nicht nur ein Gebäude an sich interessant, sondern auch die Anordnungen und Strukturen von Bauwerken. So ergibt sich beispielsweise bei den Dogon, die im Osten von Mali leben, ein einzigartiges Geflecht aus traditionellen Lehmbauten. Das Volk lebt in der Trockensavanne, in der innerhalb von drei Monaten Regenzeit nur bis zu ein Liter Regen pro Quadratmeter fällt. Meist ist es in der Savanne trocken und heiß mit kühlen und frostigen Nächten. Wohn- und Speicherbauten sind an den hohen Felswänden der Region orientiert. Diese bieten einen natürlichen Regenschutz. Um Erosion zu vermeiden, verfügen die Flachdächer der Speichergebäude über einen


Anthropologie und Architektur

Wasserspeier, außerdem sind sie aufgeständert. Man muss allerdings zwischen der westlichen und östlichen Dogon-Kultur unterscheiden, die sich durch zwei verschiedene Einwanderungswellen entwickelt haben. In der östlichen Kulturform herrschen axiale und geometrische Grundrisse vor. Die Dogonbauten des Westens sind zellartig aufgebaut. In organischen Formen heften sich die Räume aneinander, es gibt außerdem auch in der Vertikale eine Mehrschichtigkeit. Innerhalb dieses Geflechts aus Räumen herrschen genau festgelegte Nutzungsweisen und auch Rangordnungen vor. Diese lassen sich auch auf den Makrokosmos der ganzen Stadt übertragen. Die Siedlungen der Dogon passen sich an die örtliche Topographie an, sie enthalten nach wie vor höher gelegene Wehrdörfer, es gibt Gemeinschaftshäuser für Senioren und eine komplizierte Struktur aus öffentlichen, halböffentlichen und privaten Räumen und Plätzen (Abb. 4). In beiden Kulturkreisen sieht man in der Formensprache Analogien zwischen Architektur und der dortigen Kunst. 9 An den engen, für Außenstehende undurchschaubar verwinkelten Gassen kann man ablesen, dass die Dogon ihre Stadt hauptsächlich zu Fuß erschließen. In den chinesischen Provinzen Fujian, Canton und Chaozhou gibt es den Typus des Rundhauses. Das chinesische Volk der Hakka entwarf ihre Wohn- und Arbeitsstätten auf einem runden Grundriss. Sie werden Tulou genannt (Abb. 5). Der Durchmesser eines solchen Gebäudes kann bis zu siebzig Meter betragen. Eine wehrhafte Außenmauer, bestehend aus Lehm und Bambus, schirmt die vertikalen und im Ring angeordneten Reihenhäuser von der Außenwelt ab. Die einzelnen Familien wohnten häufig in vier übereinander liegenden Etagen. Dabei lagen die Badezimmer im Erdgeschoss, darüber die Lagerräume und in den oberen Etagen die Schlafräume. Die Wohnungen waren um einen ebenfalls kreisförmigen Innenhof angeordnet. Hier fand das soziale und kulturelle Leben der Gemeinschaft statt. In den Rundhäusern der Hakka können bis zu 800 Menschen leben. Aufgrund der Abschirmung und der nach innen gekehrten Lebensweise wurden sie im übertragenden Sinne als eigene kleine Reiche gesehen. 10

13


14

Anonyme Architektur

Abb. 4

wehrhafte Außenmauer

70 m Schnitt

Abb. 5 Abb. 4: Kubaturen eines Dogon-Dorfes; Abb. 5: Tulou der Hakka-Kultur


Anthropologie und Architektur

15


16

Architektur und der städtische Makrokosmos

Architektur und der städtische Makrokosmos Auch heute gibt es naturgemäß Städteplaner und Architekten, die unsere Straßen und Wohngebiete anlegen. Das geschieht unter anderem nach ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten. Diese Art von Planung gab es auch schon in der Vergangenheit in einigen Kulturen. Beispielsweise das antike Griechenland oder das kaiserliche China kannten bereits ausgeprägte stadtplanerische Regeln. Antike griechische Städte, wie Priene, waren nach dem sogenannten hippodamischen System angelegt. Dieser frühe Rasterplan beruht auf mathematischen Prinzipien und ist eine Errungenschaft der hellenistischen Welt. Heutzutage machen sich vor allem Städte in Nord- und Südamerika und Australien diesen einfachen Rasterplan zu Nutze. Ein ostasiatisches Beispiel ist das historische Peking. Nach einem chinesischem Glauben und den Feng-Shui-Regeln soll eine Nord-Südausrichtung Glück bringen. Die Metropolen des alten China hatten deswegen häufig eine Nord-Süd-Achse, sofern die Topografie und Geografie dieses zuließen. Chinesische Stadthäuser wurden, egal welchem sozialen Status der Hausherr unterlag, von Süden betreten. Ein ehrenhafter Gast wurde erst nach Norden geleitet, um sich dann mit ihm wieder gen Süden zu wenden. 11 Es gab und gibt also Kulturen und Gesellschaften, die nach einem sogenannten Masterplan, sei er kulturell und/oder ökonomisch bedingt, ihre Siedlungen planen. Doch das ist nicht überall auf der Welt in diesem Maße Praxis: 2018 lag der Anteil der Slumbevölkerung an der Stadtbevölkerung im weltweiten Mittel bei 24%. Im Afrika südlich der Sahara liegt dieser Wert sogar bei 56,2%. 12 Das legt die Vermutung nahe, dass ein beträchtlicher Teil der globalen Häuser und Behausungen nach sozialen Strukturen, Topographie oder


Anthropologie und Architektur

Wetterfestigkeit und nicht nach einer übergeordneten planerischen Vorgehensweise erschaffen werden. Durch die Betrachtung des Makrokosmos einer Siedlung, einer Stadt oder sogar eines Geflechts von Städten, kann man viel über die Lebensweise ihrer Bewohner erfahren. Die Struktur und Beschaffenheit der Verkehrswege ist ein Indikator für die Fortbewegungsart der Bewohner. In Venedig ist es, durch das Fehlen von Straßen und das Vorhandensein von über 3.000 Fußwegen und rund 400 Brücken, so wie Wasserstraßen zwischen den 100 Inseln selbstverständlich, dass ein Großteil der Bewohner sich im Boot oder zu Fuß fortbewegen. 13 Hierzu ganz im Gegensatz steht die westliche Autostadt des 20. Jahrhunderts, allen voran Los Angeles. Sie zeugt von der Denkweise der Menschen dieser Zeit, als das Autofahren noch einen Wohlstandsindikator darstellte. Unter anderem im Ruhrgebiet, in Tokio, Sydney oder eben Los Angeles stauen sich jeden Tag Millionen Autos. An diesen Orten haben Autobahnen und große Straßen offenbar (noch) ihre Berechtigung. Es gibt allerdings als vielleicht absurd zu bezeichnende Nachahmer dieser auf Individualverkehr angelegten Städte. Die Hauptstadt von Myanmar, Naypyidaw, wird von ungefähr 300.000 Menschen bewohnt. Die Stadt ist in unterschiedliche Zonen eingeteilt und ist ursprünglich für mindestens 1.000.000 Einwohner angelegt worden. Sie umfasst eine Fläche von 7.000 km², etwa das Achtfache der Fläche Berlins. Die Yaza Htarni Road ist eine sogar 22-spurige Schnellstraße, auf der interessanterweise aber nur wenige Autos und Motorroller unterwegs sind. 14 Doch nicht nur in verkehrstechnischer Hinsicht lässt sich der Makrokosmos einer Stadt untersuchen. Er spiegelt z.B. auch die natürlichen Rohstoffe einer Region wider. Ab der Industrialisierung haben sich in Europa die Baumaterialien vereinheitlicht. Zunächst wurde die Herstellung von Backsteinen standardisiert, danach hielt die Nutzung von Beton und Stahl Einzug. Spätestens ab dem 20. Jahrhundert wurde ein Großteil der Gebäude aus einem dieser drei Werkstoffe errichtet. Heute zeugen vor allem historische Sakralbauten noch von den natürlichen Lehm-, Stein- oder Holzvorkommen einer Region. Der Münsteraner St.-Paulus-Dom zeugt beispielsweise von den natürlichen Sandsteinvorkommen im Münsterland. Selbst beim Wiederaufbau nach dem Krieg ab dem Jahre 1946 wurde dieser Sandstein (Havixbeck, Billerbeck und Nottuln) benutzt. 15

17


18

Architektur und der städtische Makrokosmos

Außerdem kann man anhand einer historischen Wehranlage untersuchen, ob sich die Stadt in der Vergangenheit gegen Feinde verteidigen musste. So findet man in einigen deutschen Städten in Parks und Grünanlagen umgestaltete Mauern und Gräben. Abgesehen von der „Promenade“ in Münster sind die Wallanlagen in Frankfurt ein prägnantes Beispiel. Diese ziehen sich im Halbkreis um die innerste Stadtmitte und werden südlich vom Main begrenzt. Auf Satellitenaufnahmen und Stadtkarten kann man heute noch nachvollziehen, dass es sich mal um Befestigungswälle gehandelt hat. Ab dem frühen 19. Jahrhundert, mit dem Aufkommen von neuen Waffen und Kriegstechniken, wurden diese allerdings unbrauchbar und schrittweise in beispielsweise Gärten umgewandelt. 16 Abgesehen von den oben aufgezählten Punkten kann noch einiges mehr am urbanen Makrokosmos abgelesen werden. Unterschiede in der Vermögensverteilung der Bevölkerung oder die eher industrielle, landwirtschaftliche oder vom Dienstleistungssektor geprägte Struktur eines Stadtraums sind offensichtliche Faktoren in der Entwicklung. Eine Verwaltungsstadt wie Canberra unterscheidet sich in Straßenführung (Abb. 6), Breite der Verkehrsflächen, Parkanlagen oder Grünflächen von denen einer englischen Arbeiterstadt wie Leeds.


19

Anthropologie und Architektur

Abb. 6: Schnellstraße in einer Autostadt_Canberra, Australien_2015


20

Was ist Low-Tech?

LOW-TECH UND DER NUTZEN NATÜRLICHER KRÄFTE


Low-Tech und der Nutzen natürlicher Kräfte

Was ist Low-Tech? Wir Menschen leben in Baukonstruktionen, die als unser Lebensraum angelegt sind. Die Voraussetzung dieser Konstruktionen ist, dass eine gewisse Behaglichkeit gewährleistet werden soll. Der Mensch muss sich längere Zeit in seinem Haus aufhalten können, ohne dass es seiner Gesundheit schadet. Dabei sind Temperatur, sind Lichtverhältnisse, Sauerstoffgehalt sowie generelle Witterungsbeständigkeit von größter Bedeutung. In den unseren heutigen Gebäuden wird ein Großteil dieser Faktoren durch mechanische und/oder elektrische Anlagen gewährleistet. Die Temperatur wird in vielen heutigen Gebäuden durch eine Heizungsanlage gesteuert. In der Regel geben Radiatoren oder Konvektoren dann in den Zimmern die Wärme an den Raum ab. Andersherum gibt es auch elektrisch betriebene Klimaanlagen, die unsere Raumtemperatur herunterkühlen. Abgesehen von dem natürlichen Sonnenlicht spielt elektrisches Licht eine entscheidende Rolle. Auch unsere Wasserversorgung funktioniert in der Regel über Pumpanlagen. All diese Errungenschaften sind hervorragende Erfindungen der jüngeren Menschheitsgeschichte. Sie garantieren uns einen als angenehm empfundenen Daueraufenthalt in unseren Gebäuden und sind praktisch überall auf der Welt anzutreffen. Sie verbindet aber auch eine gemeinsame Grundlage. Diese Anlagen sind nämlich nicht autark, sondern bringen immer eine Abhängigkeit mit sich. Zunächst gibt es natürlich die Abhängigkeit von der Energiewirtschaft. Diese Thematik ist vor allem in weltpolitisch angespannten Zeiten von Bedeutung, da sie ein politisches Druckmittel darstellen kann. 2020 wurden beispielsweise 98% des in Deutschland verbrauchten Erdöls, 95% des Erdgases und 100% der Steinkohle importiert.

21


22

Was ist Low-Tech?

Rechnet man das mit den 100% im Inland erzeugten erneuerbaren Energien und der Braunkohle zusammen, dann kommt man auf ein Verhältnis von 71,5% importierter zu 28,5% im Inland erzeugter Energie. 17 Zum anderen gibt es auch andere Abhängigkeiten, beispielsweise die von Systemen. Gesetzt dem Falle, dass Deutschland in mittelferner Zukunft unabhängig von fossilen Brennstoffen sei, somit von Flüssiggaslieferungen aus den Vereinigten Staaten, Erdgas aus Russland oder Öl aus der arabischen Welt, so ist der einzelne Verbraucher in Deutschland immer noch von der Energieinfrastruktur abhängig. Diese muss beispielsweise gewartet und erneuert werden und ist deswegen investitionsintensiv. Die heimischen Energieunternehmen setzten 2018 insgesamt 15,5 Milliarden Euro ein, damit „Kraftwerke, Erneuerbare-Anlagen sowie Transport- und Verteilnetze“ eine sichere Versorgung garantieren. 18 Abgesehen von diesen übergeordneten Abhängigkeiten gibt es die Möglichkeit, autark Strom und Energie herzustellen. Photovoltaikanlagen oder aber die Nutzung von Geothermie erfreuen sich steigender Beliebtheit. Unstrittig ist inzwischen, dass erneuerbare Energien viele finanzielle und ökologische Vorteile mit sich bringen können. Dennoch unterliegen auch diese Anlagen den Gegebenheiten einer technischen Anlage. Die Betriebskosten betragen ungefähr ein bis zwei Prozent der Investitionskosten pro Jahr. Die Wartungskosten für die Photovoltaik-Anlage eines Einfamilienhauses betragen mit einem Wartungsvertrag geschätzt etwa 150-250€ pro Jahr. Die Reinigung pro Quadratmeter beläuft sich auf etwa 2-2,5€, die Versicherung auf ca. 150-200€ und die Miete für einen Zähler zur Messung der Einspeisevergütung auf ca. 30-50€. Nach wie vor überwiegen nach sorgfältiger Abwägung die Vorteile einer solchen Anlage. Dennoch ist man auch von Fachfirmen abhängig. Außerdem wird jede Technik irgendwann einmal ersetzt werden müssen. 19 Technik ist immer temporär. Abhilfe von der Abhängigkeit schaffen sogenannte Low-Tech- oder No-Tech-Häuser. Ihnen kommt eine große ökonomische und ökologische Bedeutung zugute, da sie Bewohner und Umwelt entlasten. Nicht zu übersehen ist aber auch ihre philosophische Bedeutung in Bezug auf die Freiheit und Unabhängigkeit des Menschen. In Low-Tech-Häusern wird durch die Eigenart der Bauweise oder aber mechanische oder physikalische Mechanismen der Einsatz von Technik, zumindest teilweise, ersetzt. Der (kühle) Wind kann eine Klimaanlage oder ein Oberlicht eine elektrische Leuchte ersetzen. Die Anordnung der Fenster bestimmt den Schattenwurf und die Tem-


23

Low-Tech und der Nutzen natürlicher Kräfte

peratur der Innenräume, Sonnenstrahlen erwärmen schließlich die Luft auf natürliche Weise. Jedes Mal wenn etwas Künstliches durch etwas Natürlich ersetzt wird, verzichtet man auf Anlagen, Geräte und (globale) Systeme. Die Reduzierung von Technik steht allerdings in Kontrast zu der sich immer weiter technisierenden Gesellschaft. Die Reduzierung von Technik ist auch deshalb radikal, weil sich der Nutzer von den modernen Errungenschaften distanziert und eventuell sogar auf etwas Komfort verzichtet. Mittlerweile gibt es viele Beispiele von Low-Tech-Häusern. Da gebäudephysikalische Prinzipien allerdings schon immer galten, haben sich bereits in den vergangenen Jahrhunderten die Menschen unterschiedliche Kräfte der Natur zu Nutze gemacht. Es existieren auf der gesamten Welt Beispiele, die auch heute noch für Architekten interessant und aktuell sein können.

Abb. 7: Außengerät einer elektrisch betriebenen Wandklimaanlage_2021


24

Historische Beispiele

Historische Beispiele - Bādgire Große Teile der arabischen Welt liegen in der subtropischen Zone der Wüsten und Halbwüsten. Das Klima ist geprägt von langen Trockenund Hitzephasen. Niederschläge fallen oft nur in einem Ausmaß von 50-250 ml pro Jahr. Atmosphärische Hochdruckgebiete sorgen für die langanhaltende Beständigkeit des Klimas, lediglich zwischen der Tages- und Nachttemperatur herrscht eine große Ungleichheit. Die heiße und trockene Luft und die wechselnde Luftfeuchtigkeit 20 verlangen eine Architektur, die für einen konstant thermisch-angenehmen Innenraum sorgt. Auf der einen Seite ist dafür eine hohe thermische Masse des Baukörpers von Vorteil. Auf der anderen Seite sollte ein stetiger Luftaustausch stattfinden. Das Prinzip des bādgirs funktioniert folgendermaßen: im orientalischen Kulturraum besteht ein Gebäude, neben den nomadischen Zelten, traditionellerweise aus Lehm. 21 Diese Bauweise bringt eine relativ große Wandstärke mit sich, somit auch eine Speichermasse. Über dem Baukörper ragt ein hoher Windturm, der entweder zur schattigen Nordseite, zur Windseite oder in alle vier Himmelsrichtungen geöffnet ist. Windtürme mit nur einem Kanal werden häufig als malqaf bezeichnet. 22 23 24 In den trocken-heißen Gebieten ist der Windturm in der Regel höher als in feucht-heißen Regionen. Die heiße Wüstenluft wird auf der einen Seite eingesogen, kühlt ab und wird dann auf der anderen Seite des Turmes durch den Kamineffekt wieder hinausbefördert. Die Temperaturunterschiede in der Wüste sind über den ganzenTag gesehen besonders groß, sie schwanken in der Regel zwischen 35°C am Tag und 17°C in der Nacht. Allein deswegen spielt die Wahl des Baustoffes eine große Rolle. Es wird mit Lehmziegeln gearbeitet, die sieben bis neun Stunden Wär-


25

Low-Tech und der Nutzen natürlicher Kräfte

me speichern können. In der Nacht erwärmt sich der Wind leicht und sorgt für angenehme Temperaturen im Innenraum. Am Tag kühlt der Wind, durch das Strömen an den ausgekühlten Lehmziegeln, die Innenräume auf ein behagliches Niveau herunter. Einige dieser Anlagen sind auch mit einem unterirdischen, wasserführenden Kanal, dem qanat gekoppelt. 25 Durch Unterdruck wird der Luftstrom über das Wasser geleitet und die heiße Wüstenluft kühlt durch Konvektion und Evaporation herunter. Der durch die Windkanäle erzeugte Unterdruck zieht die abgekühlte Luft in den Innenraum des Gebäudes und verteilt sich dort. Diese ‚natürliche Klimaanlage’ ist von Nordafrika bis nach Hyderabad zu finden.

Abb. 8

Windturm mit Ein- und Auslass

heiße Wüstenluft

wasserführender qanat abgekühlte Luft

Abb. 8 Abb. 8: Bādgir; Abb.9: Funktionsweise eines bādgirs


26

Historische Beispiele

Historische Beispiele - Traditionelle japanische Wohnhäuser Das Klima in Japan ist große Teile des Jahres warm-feucht, die Wintermonate bringen allerdings Temperaturen um den Gefrierpunkt mit sich. Traditionelle japanische Wohnhäuser werden minka bezeichnet. Sie werden, je nach Standort und Bewohner, in die machiya, die Stadthäuser, die nōka, die Bauernhäuser und die gyoka, die Fischerhäuser, eingeteilt. 26 Hauptächlich entstanden sie in sehr leichter Bauweise. Japan war als Inselstaat über Jahrtausende isoliert. Deswegen findet man kaum Bauten aus Stein, die vor dem 19. Jahrhundert errichtet wurden, abgesehen von einigen Wehrmauern. 27 Zum anderen stand der Erdbebenschutz im Vordergrund. Darüber hinaus lassen Materialien wie Holz, Papier und Reisstroh, in der landestypischen Bauweise, einen großen Luftaustausch zu. Der Baukörper befindet sich, durch Stelzen aufgeständert, meist mindestens 40 cm über dem Boden. In den warmen Sommermonaten wird so eine gute Querlüftung garantiert. Weite Dachüberstände schützen die empfindlichen Baumaterialien vor Feuchtigkeit. Auf die wechselnden klimatischen Bedingungen wird durch flexible Wände eingegangen. Der Grundriss lässt sich dadurch an die Jahreszeit anpassen. 28 Deshalb ziehen die Bewohner eines traditionellen japanischen Hauses auch, je nach Jahreszeit, in einen jeweils anderen Schlafraum. Der Mensch passt sich also in seinem Verhalten dem Wesen der Gebäudekonstruktion an und umgekehrt. Die machiya hatten oft nur einen Arbeitsraum mit einer Maschine als einzige Wärmequelle. Diese Eigenart besitzen nach wie vor viele japanische Wohnhäuser in den Städten. Der Grundriss basiert auf der Maßeinheit tatami. Ihre Größe definiert sich historisch aus den Dimensionen einer liegenden Person und be-


27

Low-Tech und der Nutzen natürlicher Kräfte

trägt in der Regel 190x90 cm. Der Fußboden eine Wohnraumes besteht traditionell aus Tatamimatten aus Reisstroh. 29 Organische Materialien bringen allerdings die Eigenschaft mit sich, dass sie regelmäßig ausgetauscht werden müssen. Die Häuser verfügen neben der geringen Isolierfähigkeit über einen nur mangelhaften Brandschutz. Dies hatte zur Folge, dass häufig verheerende Brände sogar ganze Stadtteile vernichteten.

Abb. 10 Abb. 10: Geschäftshaus in der Form eines machiya mit Schiebeelementen aus Holz


28

Historische Beispiele

Historische Beispiele - Erdhäuser Erdhäuser finden sich überwiegend in den kalten Regionen der Erde. In der sibirischen Taiga gibt es kurze warme Sommer und lange, regelmäßig sehr kalte Winter. Die Völker der sibirischen Ureinwohner versenkten einige ihrer Bauten zu einem großen Teil in der Erde. Dadurch wurden Wärmeverluste minimiert, da das Erdreich einen geringen Wärmeverlustkoeffizienten besitzt. Die Eingangstunnel waren entgegen der Hauptwindrichtung angelegt. Nach oben gab es eine Rauchabzugsöffnung für die zentrale Feuerstelle. 30 Die sibirischen Völker der Tschuktschen und die Korjaken leben im östlichsten Teil der russischen Föderation, auf der Tschuktschen- und der Kamtschatka-Halbinsel. Sie betrieben in der Beringsee, der Tschuktschensee und dem Ochotskischen Meer Walfang und nutzten die Walskelette als Grundgerüst für ihren Erdhausbau. Die Behausungen wurden dann mit organischen Materialien, wie Moosen, bedeckt und die Innenwände beispielsweise mit Seehundfellen behangen. Im Sommer konnte man das Erdhaus über eine Leiter durch eine Dachöffnung betreten. Im Inneren gab es genügend Platz für bis zu vierzig Personen, die sich durch das Verbrennen von Fischöl wärmten. Die letzten dieser Gebäude wurden vor etwa 150 Jahren verlassen. 31 Zwei problematische Aspekte von Konstruktionen dieser Art sind aus heutiger Sicht zum einen der Mangel an Tageslicht und zum anderen die schlechte Durchlüftung. Letztere ist für vermehrte Schimmelbildung verantwortlich.


29

Low-Tech und der Nutzen natürlicher Kräfte

Abb. 11 Abb. 11: Isländische Erdhäuser


30

Zeitgenössische Beispiele

Zeitgenössische Beispiele - Grin Grin Die südjapanische Hafenstadt Fukuoka liegt mit ihren 1.600.000 Einwohnern an der Hakata Bucht. In der Bucht sind sowohl künstliche als auch natürliche Inseln der Stadt vorgelagert. Die Stadt errichtete eine knapp 400 Hektar große Insel mit dem Namen Island City. Der japanische Architekt Toyo Ito wurde 2002 damit betreut, die Gebäude für die zentrale Grünanlage zu planen. Dieser knapp 15,3 Hektar große Park hat ein zentrales Gebäude, das Grin Grin. Es ist nicht als autonomes Objekt zu sehen, sondern als Bestanteil der Landschaft. Diese besteht aus grünen Hügeln, in die das Grin Grin teilweise integriert ist. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen Gebäude und Park. Die Außenhaut ist einerseits größtenteils begrünt, die großen Oberlichter und seitlichen Glasfassaden lassen andererseits Sonnenlicht und -wärme hinein. Einige Oberlichter können auch geöffnet werden. Das Dach ist durch Treppen und Wege erschlossen. Auf 5.000 m² gibt es drei Gebäudeabschnitte. Der Nordteil besteht aus einem einer großen Freifläche inklusive Gewächshaus, der mittlere Teil aus einem Gewächshaus für subtropische Pflanzen und der Südteil aus Lehrräumen. Hier werden beispielsweise Workshops über Pflanzen durchgeführt. 32 Die großen Raumkuppeln bestehen aus einer Stahlbetonkonstruktion. 33 Das Gebäude bedient sich insofern den Low-Tech-Prinzipien, als dass die Innentemperatur durch Sonnenlicht und Luftdurchzug gesteuert werden kann. In den heißen, subtropischen Sommern hat darüber hinaus auch der nahegelegene See einen angenehmen Effekt auf die gesamte Parkanlage.


31

Low-Tech und der Nutzen natürlicher Kräfte

Oberlichter für die Lüftung und das Licht

Begrünung als Hülle und Masse

Glasfassade für den Zugang, das Licht und die Lüftung

Abb. 12 Abb. 12: Farbige Analyse des Grin Grin


32

Zeitgenössische Beispiele

Zeitgenössische Beispiele - Indian Institute of Management Der Architekt Balkrishna Doshi plante und baute zwischen 1973 und 1983 einen Campus für das Indian Institute of Management (IIM) im indischen Bangalore. Zuvor hatte er Louis Kahn beim IIM in Ahmedabad assistiert. Bangalore wird auch die Stadt der Gärten genannt. Dem Architekt wurde aufgetragen, eine Analogie zwischen dem Campus und der Stadt herzustellen. Dabei kam eine Anlage aus Korridoren, Innenhöfen und Außenbereichen heraus. Die Außen- und Innenräume verschwimmen untereinander, sogar die Seminarräume können im unbedachten Bereich liegen. Das schafft Räume zur Kommunikation zwischen Lehrkräften und Studierenden. Der Campus umfasst ungefähr 54.000 m² auf einem 100 Hektar Grundstück. Das Gebäude wird durch Treppen vertikal erschlossen, ihre Räume führen außerdem das Licht durch die Geschossebenen. Licht und Schatten definieren außerdem die Aufenthaltsbereiche. Die Materialitäten bestehen aus Steinziegeln und Beton. Entweder ist der Raum durch eine Geschossdecke aus Sichtbeton, eine Pergola oder durch den freien Himmel begrenzt. Die soliden Deckenflächen schützen Studierende und Personal vor dem Monsun. Die Erdoberfläche besteht aus Wegen und Beeten, in denen üppige, ortstypische Pflanzen wachsen. Bangalore liegt in einer tropischen Klimazone. Die Anlage wird auf natürliche Weise durch die Windkorridore und die Vegetation gekühlt. 34 Vegetation als Kühlung und für die Aufenthaltsqualität

Schattenwurf in Lufttunnel

Sonnenlicht für die Belichtung


33

Low-Tech und der Nutzen natürlicher Kräfte

Abb. 13 Abb. 13: Farbige Analyse des Indian Institute of Management


34

Zeitgenössische Beispiele

Zeitgenössische Beispiele - Ökologisches Einfamilienhaus Das Büro spaceshop Architekten in Biel entwickelte ein nachhaltiges Einfamilienhaus im schweizerischen Deitingen im Kanton Solothurn. Es umfasst eine Grundfläche von 328 m² und hat ein Gebäudevolumen von 968 m³ Der Bauherr legte bei der Planung, im Jahre 2007, einen Fokus auf Autarkie, Nachhaltigkeit und die Regionalität der Baustoffe. Der Lehm, die Natursteine, das Stroh und das Holz kommen aus einem Umkreis von lediglich zehn Kilometern. Abgesehen von den Lehmbauern und den Architekten kommen alle beteiligten Unternehmen und Planer aus höchstens zwanzig Kilometern Entfernung. Der Aushublehm, das Stroh und die recycelten Steine für den Sockel wurden ohne zusätzlichen Energieaufwand für eine Produktion bereitgestellt. Den Grundriss geben zwei 80 cm starke Lehmwände vor, die L-förmig angelegt sind. Der Lehm bietet einen effektiven Kälte- und Wärmeschutz, da die Wände viel Sonnenenergie aufnehmen und speichern können, im Innenraum produzierte Wärme aber auch nur sehr langsam entweichen kann. Der Dämmwert dieser massiven Wand ist auf 0,66 W/m²K, der der Fenster auf 1,1 W/m²K und der des Bodens und des Dachs auf 0,16 W/m²K ausgelegt. Die Fußboden- und die Dachkonstruktion des erdgeschossigen Hauses unterliegt einem Raster von 57 cm, das ist etwa die Breite eines Strohballens. Beheizt wird das Gebäude durch einen Stückholz-Zentralheizherd. Dieser unterstreicht die Autarkie, ebenso wie der Frischwasserbrunnen, die eigenständige Verwertung der Fäkalien und die Stromversorgung durch Photovoltaik. Außerdem gibt es keinen Anschluss an terrestrische Telekommunikationsnetze. Die nachhaltige Konstruktionsweise und die gebäudetechnischen Aspekte erlauben, dass sich die graue Energie des Einfamilienhauses in 39 Jahren amortisiert. 35

Lehmwand 80 cm

Zentrale Koch- und Heizstelle

Abb. 14 Abb. 14: Schnitt durch das Ökologische Einfamilienhaus


35

Low-Tech und der Nutzen natürlicher Kräfte

Zeitgenössische Beispiele - Stone Terrace Stone Terrace liegt im landwirtschaftlich geprägten Umland von Hiroshima. Das Baugrundstück umfasst eine Fläche von über 1116 m² in terrassiertem Reisanbaugebiet. Die ländlichen Regionen Japans erfahren insgesamt eine große Abwanderung der Bevölkerung in die Städte, wo vielfach angenehmere Lebensbedingungen herrschen. Die Kulturlandschaft der Reisfelder ist dafür angelegt, das Getreide mit möglichst viel Wasser aus dem umliegenden Wald und mit möglichst viel Sonnenlicht zu versorgen. Mit der Planung wurde das Büro Kazuhide Doi Architecs beauftragt. Das Gebäude sollte diese Landschaftsform in eine Wohnform umwandeln, wo bei der Erhalt der typischen Natursteinwände im Vordergrund stand. Die Wasserterrassen sorgen unter anderem für eine Kühlung in den heiß-feuchten Sommern. Durch die Lüftungsauslässe existiert eine Querlüftung. Die kalte Luft strömt durch die untere Straßenseite rein, Das Sonnenlicht wird durch die Ausrichtung des Pultdachs im Sommer aus den Innenräumen ferngehalten, im Winter lässt die große Glasfront die Räume aufheizen und belichten. Die Terrassenwände schaffen darüber hinaus einen Sichtschutz zur nahen Straße. 36

Sonnenlicht im Sommer

Sonnenlicht im Winter

Reisfeld

Kühle Luft Sichtachse von der Straße Teich

Abb. 15 Abb. 15: Schnitt durch das Stone Terrace


36

Zeitgenössische Beispiele

Zeitgenössische Beispiele - Flak-Flake House Das Flak-Flake House ist als ‚nomadischer Verschlag‘ definiert. Es wurde 2006-2009 in Nantes entwickelt und umfasst 22 m². Das verantwortliche Architekturbüro nennt sich Olgga architectes. Das Gebäude umfasst zwei miteinander kommunizierenden Hälften, welche aus halbierten und geschichteten Baumstämmen bestehen. Diese haben klare geometrische Linien. Eine Glasfront erstreckt sich je über die Stirnseite einer der Hälften und, vom aufgeständerten Boden, bis unter das Pultdach. In die Rückseite des Komplexes sind, in dem Maßstab eines Baumstammes, Fensterscharten integriert. Das Innere ist mit hellem Brettern ausgekleidet. Das Gebäude beruht auf der verbildlichten Philosophie, dass das Holz als Baustoff erst wie ein Ast vom lebenden Baum abgeschnitten, dann bewegt und später entweder bewohnt, verlassen oder der Umgebung überlassen wird. „An object, recalling a broken branch, whose unconventional scale is the main idea of the project: to be built-up, taken down, moved, put down, left behind or taken along, inhabited or left to it’s surrounding.“ Deswegen wird die Schnittstelle zwischen beiden Haushälfte auch dargestellt, als wäre sie durchgebrochen worden. Das Gebäude enthält keine Technik, da die Nutzung nicht unbedingt vorgegeben wird. Es kann durch Lastkraftwagen quasi nach belieben bewegt werden. 37

Abb. 16 Abb. 16: Außenperspektive Flak-Flake House


37

Low-Tech und der Nutzen natürlicher Kräfte

Zeitgenössische Beispiele - Escuela Nueva Esperanza Die Schule in El Cabuyal in Ecuador hat eine Fläche von 36 m² und wurde 2009 errichtet. Die Architekten al Borde arquitectos aus Quito wollten mit dem Gebäude einen Gegenpol zu den Schulbauten aus Beton und damit auch verknüpften Zwängen schaffen. Darauf geht die Escuela Nueva Esperanza durch ein spezielles Raumkonzept ein, das durch die Baustoffe und die Bauweise begründet ist. Bambus, Holzstützen und Stroh formen in der örtlichen traditionellen Bauart einen Raum. Die Wetterfestigkeit und Standhaftigkeit ist durch die Form des Gebäudes gewährleistet. Die Architekten beschreiben die Entstehung folgendermaßen: ein Würfel ist die Ausgangsgeometrie. Das ist eine leicht zu errichtende Form, statisch allerdings instabil. Strukturelle Balance erhält der Raum durch die Verdrehung der Seitenwände. Diese werden zusätzlich trianguliert. Aus der Eigenart der traditionellen Dachdeckung heraus ist ein Dachgiebel vonnöten. Nach der Anpassung des Raumes durch eine Stauchung und durch eine Streckung sollte der Baukörper noch durch Stelzen vor der Feuchtigkeit des Bodens geschützt werden. Die Wände der Schule aus den natürlichen Baustoffen werden als Regale und Staufläche genutzt. Haustechnik ist aufgrund der abgeschiedenen Lage keine zu finden. Das Baugrundstück liegt in unmittelbarer Nähe zum pazifischen Ozean. Die Gebäudegeometrie schützt die Nutzer vor der Sonne und lässt einen angenehmen Luftzug zu. 38

Stroh

Bambus

Holz

Abb. 17 Abb. 17: Außenansicht und Materialien Escuela Nueva Esperanza


38

Zeitgenössische Beispiele

Zeitgenössische Beispiele - Jaffe House Das Jaffe House ist ein Bauprojekt im englischen Radlett. 1965 entwickelte das Team 4, unter anderem mit Sir Norman Foster, ein Haus an einem Hang. Fenster und Glasöffnungen gibt es nur zu den beiden Stirnseiten, dadurch wird maximale Privatsphäre garantiert. Der Grundriss gibt drei verschiedene Bereiche vor. Der erste ist die öffentliche Zone, die zweite und die dritte die Küche bzw. die Schlaf- und Badezimmer. Das Gebäude passt sich an die abschüssige Geländeoberfläche an und wird durch Treppen erschlossen. Der Zugang zum Garten befindet sich über einer Terrasse im unteren Gebäudeabschnitt. Die Gebäudestruktur nutzt die natürlichen Windströme, welche je nach Bedarf auch durch klappbare Oberlichter verstärkt werden können. Abgesehen von ihren Lüftungseigenschaften bringen die Oberlichter auch Licht in die inneren Räume, die sonst keine Seitenverglasung und Fenster besitzen. Das Jaffe House war auch Drehort für den Kultfilm „Clockwork Orange“ von 1971. 39

Luftzug

Oberlichter für Licht und Privatsphäre

Luftzug

Abb. 18 Abb. 18: Isometrie Jaffe House


Low-Tech und der Nutzen natürlicher Kräfte

39


40

Was sind Zukunftstrends?

ZUKUNFTSTRENDS


41

Zukunftstrends

Was sind Zukunftstrends? Bei den Zukunftstrends geht es um zukunftsweisende gesellschaftliche Entwicklungen und Tendenzen. Häufig handelt es sich um bestehende oder sich entwickelnde Phänomene bezüglich unserer Lebensweise oder unseres Verhaltens. Im Fokus stehen technologische Innovationen sowie ethische und moralische Grundsätze. Zukunftstrends werden von einer Vielzahl von Institutionen und Wissenschaftlern untersucht, sowohl beispielsweise vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, als auch von privaten Unternehmen wie dem sogenannten „Zukunftsinstitut“. Letzteres unterstellt die allgemeinen Trends den sogenanntes ‚Megatrends‘. „Megatrends benennen und beschreiben extrem komplexe Veränderungsdynamiken und sind ein Modell für den Wandel der Welt“, so die allgemeine Beschreibung durch das Institut. Sie seien gekennzeichnet durch eine gewisse Komplexität, Globalität, eine Dauer von mindestens 50 Jahren und Ubiquität, also einen Einfluss auf praktisch alle Lebensbereiche des Menschen. 40 Viele Zukunftstrends haben naturgemäß auch eine architektonische Komponente. Die Architektur, als raumgebende und uns Menschen permanent umgebende Strömung, ist gleichermaßen Treiber und Tragender von Umwälzungen und Neuordnungen. Alleine durch ihre zeitliche Beständigkeit unterliegt sie einer Verpflichtung auf feststehende Herausforderungen der kommenden Jahre einzugehen. Das größte Gewicht haben, zumindest im Hintergrund, sich fortschreitend ändernde ökologische und technologische Bedingungen. Im Folgenden wird auf einige besonders prägnante Zukunftstrends eingegangen.


42

Beispiele

Beispiele für Zukunftstrends Bio-Boom Der Bio-Boom steht für das steigende gesellschaftliche Bewusstsein für eine sogenannte gesunde Lebensweise und ein nachhaltigeres Konsumverhalten. Dieses geht mit der Bereitschaft einher, mehr Geld und Zeit für Lebensmittel und Güter des täglichen Lebens bereitzustellen. Der Konsument möchte dadurch Lebensmittel und z.B. auch Drogerieartikel oder Kleidung benutzen, die ohne den Einsatz von Gentechnik, moralisch unvertretbarer Tierhaltung oder den Einsatz von Chemikalien hergestellt wurden (Abb. 19). Der Zugang zu solchen Waren wird immer einfacher und wird zunehmend von einem breiten Teil der Bevölkerung wahrgenommen. Dieser Trend lässt sich durch steigende Zahlen auf Produzentenseite belegen. Von 2007 bis 2017 stieg die Anzahl von Bio-Bauern von 18.700 auf 45.000 und die Größe des durch Bio-Landwirtschaft bestellten Landes wurde von 865.000 Hektar auf 1.700.000 Hektar praktisch verdoppelt. 41 Zurzeit gilt der Konsum von Bio-Lebensmitteln noch als Wohlstandsindikator. So ist er bisher hauptsächlich in den Industrienationen verbreitet. Dennoch ist, vor allem bei der Produktion, der Bio-Boom als neues weltweites Phänomen anzusehen. Dies kann auch kritisch betrachtet werden, wenn in den verschiedenen Ländern beispielsweise unterschiedliche Standards gelten. 42 Die Produktionsstandorte von verschiedenen verarbeitenden Bio-Betrieben werden so gestaltet, dass diese besichtigt werden können. Diese Transparenz spiegelt sich häufig in großen Glasflächen wieder. Außerdem findet sich häufig Holz als tragendes Material oder aber zumindest als Verkleidung. Das ist als Analogie zu dem ‚natürlichen‘ Bio-Lebensstil zu sehen.


43

Zukunftstrends

Urban Farming In der Bevölkerung steigt das Bewusstsein für die eigene Ernährung und dadurch auch das Verlangen, diese selbst anzubauen. Urban Farming eignet sich dafür, Städter an landwirtschaftliche Prozesse heranzuführen, das ökologische Bewusstsein zu fördern, Lieferwege zu verkürzen und eine Art von Ernährungsautarkie in die Stadt zu bringen. Historisch gesehen bauten schon vor und während der Industrialisierung Stadtbewohner ihre Lebensmittel in ihrer unmittelbaren Umgebung an. Kleingärten sind ein etabliertes, immer noch zeitgenössisches Beispiel. Diese entstanden ab 1800 in vielen deutschen Großstädten. Dabei wird ein kleines Stück Land gepachtet, meistens innerhalb einer Vereinsanlage. Der Begriff ‚Schrebergarten‘ etablierte sich ab ca. 1864, nachdem der Leipziger Arzt M. Schreber versuchte, Stadtkinder an die frische Luft zu bringen und mit dem Gärtnern vertraut zu machen. In der DDR spielten die Anlagen sogar eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung. Heutzutage gibt es in Deutschland rund eine

Abb. 19: Auch Biogemüse muss gründlich gewaschen werden


44

Beispiele

Million Kleingärten, so der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde. Das sogenannte Community Gardening ist das kommunale Gegenstück zum individuellen Gärtnern, welches sich ab 1970 parallel in den Vereinigten Staaten entwickelte. Mittlerweile wertet Urban Farming aber auch Brachflächen auf und macht Häuserfassaden und ganze Stadtregionen lebenswerter. 43 Einen positiven Effekt stellen die größere Artenvielfalt in den Innenstädten (z.B. Insekten, Blumen und/oder Nutzpflanzen), die Verwendung von Regenwasser und die zusätzliche Sauerstoffproduktion dar. Das Phänomen ist in Klein- bis Großstädten in der ganzen Welt zu finden. In Havanna wachsen zum Beispiel ca. Zweidrittel der konsumierten pflanzlichen Lebensmittel in der Stadt. Auf 35.000 Hektar Nutzfläche werden über 100.000 Tonnen Lebensmittel von rund 90.000 Produzenten erzeugt. Dieser Erfolg inspiriert weltweit Gärtner-Gemeinschaften, so auch die Prinzessinnengärten in Berlin. 44 Diese sind ein gutes Beispiel für die Kombination von gemeinschaftlicher Aktivität und ökologischen Aktivismus. 45 Das Vertical Farming bezeichnet die sogenannte vertikale Landwirtschaft, also das Anbauen von Pflanzen oder sogar die Zucht von Nutztieren in der vertikalen Ebene. Häufig passiert das in einer industriellen Dimension in eigens dafür errichteten Hallen. Positiv ist, dass auf der gleichen Fläche Land manchmal das Vielfache an Lebensmitteln produziert werden kann. Bis zum Jahre 2050 sollen nämlich auf unserer Welt 10 Milliarden Menschen leben, bei rund 20% weniger fruchtbaren Boden. 46 Als negativer Punkt des Vertical Farming ist natürlich die zusätzliche Bodenversiegelung anzuführen. Eine Sonderform des „Gärtnern“ in urbanem Kontext ist das Guerilla Gardening. Ursprünglich war es eine Form des Protests von ökologischen Aktivisten. Heutzutage gibt es eine wachsende Gemeinschaft an Menschen, die sogenannte Samenbomben zusammenbauen, um damit nach anarchistischen Prinzipien urbane, kahle Flächen zu begrünen. Wichtig ist, dass auf einheimische Pflanzenarten geachtet wird, damit auch die örtlichen Insekten davon profitieren. 47 Entschleunigung Der Mensch des 21. Jahrhunderts ist einem zunehmenden Daten- und Informationsstrom ausgesetzt. Sogenannte Diffusionsinhalte, also die der elektronischen Medien und sozialen Netzwerke, bergen zusätzlichen Stress und psychische Belastung. In den letzten Jahren ist daher ein zunehmender Trend zur Entschleunigung festzustellen.


45

Zukunftstrends

Slow Music, Slow TV und sogar Slow Sex sind inzwischen zu Trendbegriffen geworden. Doch was verbirgt sich hinter diesen abstrakten Anglizismen? Bereits greifbare Phänomene sind die Popularität von Yogaschulen oder etwa das aufstrebende Adult Colouring. Sogar Ausmalbücher für gestresste, erwachsende Menschen erleben eine wachsende Beliebtheit. All das spiegelt die Sehnsucht nach einem entschleunigten Leben wider und stellt einen Gegenpol zu der Unterbrechungskultur dar, in der unsere Aufmerksamkeit ständig von 7-Sekunden-Reels, Anrufen, Mails und generell Social-Media überstrapaziert wird. 48 Die psychische Gesundheit steht durch unsere heutige Kultur auf dem Spiel, denn sie benötigt oft Zeit um zu „heilen“ und zu regenerieren. ‚Langsame‘ Architektur fügt sich nach einfühlsamen Aspekten in die Landschaft ein, generell spielen natürliche Baumaterialien eine Schlüsselrolle. Ein bekanntes Beispiel für Slow Architecture ist die Therme Vals von Peter Zumthor von 1996. 49 Die 60.000 Platten Walser Quarzit bergen eine beruhigende geologische Erfahrung und sollen den Besucher mit dem Ort verbinden. 50

Abb. 20 Abb. 20: Perspektive Therme Vals mit Schichtung der Natursteinplatten


46

Beispiele

Heilende Architektur Wie der Name der ‚heilenden Architektur‘ vielleicht bereits suggeriert, geht es bei dieser hauptsächlich um die Planung und Errichtung von Gesundheitsbauten. Sie rührt aus der Philosophie, dass die Architektur eines Krankenhauses, einer Reha-Klinik oder einer Therme (Gesundbrunnen) eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Genesung eines Patienten spielen kann. ‚Heilende Architektur‘ etabliert einen Gegenpunkt zu den oft grauen, anonymen Gebäuden des 20. Jahrhunderts. Das Konzept beruht auf der Annahme, dass durch die Förderung der menschlichen Sinne die Heilungsaussichten erkrankter Menschen steigen. Das kann unter anderem durch Fühlen, Riechen, Sehen, und Hören geschehen (vgl. Senseland). Der Architekt sollte einen besonderen Fokus auf Materialien, Licht, Farben, Akustik, Ausstattung mit Pflanzen, Haptik, Bodenbelag und Temperaturen legen. Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch die Privatsphäre von Patienten. Durch ein positives Zusammenspiel der oben genannten Elemente können möglicherweise Stressfaktoren gesenkt werden. Das könnte idealerweise zur Folge haben, dass der Blutdruck von Patienten sinkt. Außerdem könnten diese weniger Schmerzmittel benötigen und sogar früher entlassen werden. 51 ‚Heilende Architektur‘ kann also eine sinnvolle, die Therapie unterstützende Maßnahme darstellen. Minimalismus Seit Menschengedenken versuchen Asketen und Geistliche durch eine Reduktion ihres materiellen Umfeldes zu höheren Erkenntnissen zu gelangen. Diese Haltung kann man bis in die Antike zurückverfolgen. Der Philosoph Diogenes von Sinope soll gesagt haben: „Es ist göttlich, nichts zu bedürfen, und göttähnlich, nur wenig nötig zu haben.“ 52 Heute sagt man: „Weniger ist mehr“. Dieses Grundprinzip hat sich im 20. Jahrhundert in der westlichen Welt in eine Design und Formensprache übertragen. Offensichtliche Exempel sind De Stijl und das Bauhaus. Parallelen gibt es auch zu der japanischen Lehre des Zen. Das Wort Shunyata bezeichnet den für Zen-Buddhisten erstrebenswerten Zustand der Leere. Dieser steht im Gegensatz zur Substanz. Durch Einfachheit und Klarheit, kurz gesagt Leere, finde man zur Erkenntnis. 53 Minimalismus ist jedoch sowohl in der Architektur, als auch in der Gesellschaft nicht durch ein bestimmtes Aussehen oder bestimmte Regeln definiert. Viel wichtiger ist das bewusste Verhalten oder Gestalten. Für uns Konsumenten heißt das plakativ: „weg mit Doppeltem


47

Zukunftstrends

Abb. 21

und weg mit dem, was wir nicht unbedingt zum Leben benötigen“. 54 Für Architekten bedeutet dass, den Fokus auf das unbedingt Nötige zu legen. Sowohl in der Funktion, als auch in der Ornamentik. Der schwedische Architekt Sigurd Lewerentz schuf 1969 das sogenannten Flower Cloister auf dem Ostfriedhof in Malmö. Der Baukörper hat ein Pultdach und folgt klaren geometrischen Linien und ist eine Betonkonstruktion. Der Besucher nimmt die einfache Sichtbetonoberfläche des Gebäudes wahr. Die Umrisse der Schalung sind deutlich zu erkennen. Die Fenster sind simple, rahmenlose Glasscheiben, die von jeweils insgesamt acht Profilen gehalten werden. Die groben braunen Türen wirken wie nur für den Zweck des Ein- und Auftretens geschaffen. Durch die Reduktion und komplett fehlende Ornamentik, simplifiziert sich der einzelne Gebäudebestandteil auf seinen Zweck. Paradoxerweise kann dabei seine symbolische Bedeutung steigen. So wie die Tür für die Erschließung zuständig ist, so lassen die Fenster Licht in den Raum und die Wände schützen vor der Witterung. 55

Abb. 21: Flower Cloister mit reduzierten Elementen


48

Beispiele

Progressive Provinz Die ‚progressive Provinz‘ ist heutzutage ein noch wenig populärer Begriff. Ländliche Regionen sollen auf digitaler, virtueller und physischer Ebene immer besser and die Wirtschafts- und Kulturzentren angeschlossen werden. Dadurch sollen mit der Zeit die lange bestehenden Nachteile des Landlebens verbessert werden. Durch die Möglichkeit als Digital Nomad von jedem Ort der Welt aus zu arbeiten - eine gute Internetverbindung ist die einzige Voraussetzung wird der ländliche Raum als Arbeits- und Lebensraum aktuell neu definiert und entdeckt. Dieser wird als großzügiger und freier als die Stadt wahrgenommen. Niedrigere Mieten und eine gefühlt höhere Lebensqualität stellen einen weiteren Vorteil dar. In Nordrhein-Westfalen liegen die Immobilienpreise in der Umgebung beispielsweise von Düsseldorf und Köln bis zu 50% über dem landesweiten Durchschnitt. Die abgelegenen Teile Ostwestfalens hingegen bewegen sich 40% darunter. 56 Daraus ergibt sich die möglicherweise willkommene Konsequenz, dass zu dem Platz- und Freizeitvorteil des Landlebens ein finanzieller Vorteil hinzukommt. Deutschlandweit ist dieser Trend bereits in vollem Gange. Abgesehen von den sogenannten Bildungswanderern, also der Altersgruppe von 18-29, die zum Studieren auf Universitäten und Hochschulen angewiesen ist, ziehen immer mehr Arbeitnehmer freiwillig aufs Land. Seit 1995 verliert Berlin mehr Einwohner an Brandenburg, als neue Einwohner nach Berlin hinzuziehen. Die kulturelle Identität, die Lebensweise, das Konsumverhalten und das sogenannte Mindset der Landbewohner passen sich dem der Großstädter immer weiter an. Das Coconat im brandenburgischen Klein Glien ist beispielsweise ein Co-Working-Space und Hostel in der ostdeutschen Provinz. 57 Die Gäste können einen Work-and-Travel Aufenthalt in Anspruch nehmen oder einfach in der hügeligen Abgeschiedenheit des Naturparks Hoher Fläming arbeiten. Abgesehen von den Strandorten in „günstigen“ Ländern auf der ganzen Welt, in denen sich die Digital Nomads aufhalten, ist die progressive Provinz vor allem auch ein deutsches Phänomen. Hier leben nämlich - entgegen dem globalen Trend der Urbanisierung - 70% aller Einwohner in einer Stadt oder einer Gemeinde mit weniger als 100.000 Einwohnern. 58 Der vormals steigende Grad der Urbanisierung flachte in Deutschland von 1950 bis 2010 immer weiter ab. Dagegen steht allerdings der jedes Jahr um ca. 2% steigende Urbanisierungsgrad der gesamten Welt. 59


49

Zukunftstrends

Felder

Werkstatt

Park

Manufaktur Pizzeria Co-Working

Gästehaus Obstgarten Abb. 22

Urban Manufacturing Große Ketten und multinationale Unternehmen wie beispielsweise IKEA, H&M, Vapiano und McDonald’s prägen die großen Städte und den Begriff der Urbanität auf der gesamten Welt. IKEA hatte zum Beispiel im Oktober 2021 insgesamt 462 Standorte, davon lagen 276 in Europa. Man findet das schwedische Möbelhaus aber auch in Afrika, Asien, Nord- und Südamerika und Ozeanien. 60 Das globale Phänomen ist, dass man nicht mehr an der Inneneinrichtung einer Wohnung unterscheiden kann, ob man sich beispielsweise in Dortmund oder in Rio de Janeiro befindet. Nicht nur, dass sich weltweit die Produkte immer mehr ähneln, gibt es außerdem auch keinen Bezug mehr zu den Quellen von Konsumgütern. Urban Manufacturing ist daher ein Trend, bei dem sich in unseren Städten wieder mehr heimische Handwerke ansiedeln. Das wird auch dadurch möglich gemacht, weil sich viele Herstellungsprozesse weiterentwickelt haben und zunehmend lärm- und emissionsfrei sind. Mittlerweile beziehen viele Städter ihre Seife von einer lokalen Seifenmanufaktur, ihren Kaffee von einer lokalen Rösterei und ihre Schuhe von einem lokalen Schuhmacher. 61 Es ist wieder angesagter, durch ein örtliches Produkt den Einzelhandel im Viertel zu stärken, als mit einem Kaffeebecher von beispielsweise Starbucks zum Geschäftstermin zu laufen. An diesen Trend versuchte sich der Kaffeegigant aus Seattle schon 2009 anzupassen. 62 Auch wenn vor allem in Entwicklungs- und Abb. 22: Übersicht Coconat in Klein Glien


50

Beispiele

Abb. 23: Herren-WC in Little India_Singapur_2019


51

Zukunftstrends

Schwellenländern eine europäische oder amerikanische Marke Modernität und Fortschritt bedeutet, ist es in einer Welt mit steigendem ökologischen Bewusstsein „en vogue“, sich aus dieser Maschinerie ausklinken zu wollen. Es existieren sogar Siegel, um die regionale Herkunft eines Produktes zu bestätigen. In New York City vergibt die Non-Profit-Organisation Made in NYC ein Solches an lokale Unternehmen. 63 Privatsphäre Unsere Privatsphäre war ein lange Zeit missachtetes Gut. Nicht nur sehr wohlhabende Menschen oder Personen der Öffentlichkeit aber legen großen Wert auf ein möglichst privates Leben. Mit der Digitalisierung rückt die Privatsphäre immer weiter in unseren Alltag. Es geht praktisch darum, dass wir selbst bestimmen, wie viel andere von uns mitbekommen, im virtuellen als auch im realen Raum. Praktisch gesehen stoßen wir hier oft an unsere Grenzen. Im Gegensatz zu Personen wie beispielsweise Jeff Bezos oder Paris Hilton, können sich die meisten Menschen architektonische Privatsphäre nur bedingt erlauben. Viele Menschen wohnen in relativ kleinen Wohnungen, weniger auch in eigenen Häusern. Die Pro-Kopf-Wohnfläche vergrößerte sich in Deutschland immerhin von 34,9 m² 1991 auf 47,4 m² 2020. 64 In der Stadt ist dieser Wert natürlich bedeutend geringer. Hier lebt man quasi gestapelt, nebeneinander oder gegenüber voneinander. Bei der Privatsphäre stoßen Menschen in der Stadt immer wieder an Interessenskonflikte. Auf der einen Seite sollte der Wohnraum natürlich lichtdurchflutet, zentral und offen-geschnitten sein. Auf der anderen Seite möchte man nicht, dass Nachbarn oder gegenüberliegende Büros freie Sicht in das Schlaf- oder Badezimmer haben. Die Planung moderner Wohnanlagen gibt dem Bewohner praktisch keinen privaten Außenraum mehr. Lediglich parzellierte Gartenabschnitte stehen Erdgeschossbewohnern gelegentlich zur Verfügung. Die Idee, zwischen Privatem und Öffentlichen zu unterscheiden, hat seine Ursprünge schon in der griechischen Philosophie. Im antiken Athen wurde vor rund 2.500 Jahren der Gedanke begründet, dass die Trennung beider Bereiche Mensch und Tier unterscheidet. Zu der Zeit, als Perikles einer der führenden Köpfe im Stadtstaat Athen war, stand das private oikos, ein Landgut wohlhabender Griechen, der öffentlichen agora, dem zentralen Platz einer Stadt, gegenüber. Das oikos stellte philosophisch gesehen den Ort der Reproduktion dar. Dort wurde gegessen, geschlafen und sich fortgepflanzt.


52

Beispiele

Das oikos war den animalischen Tätigkeiten vorbehalten. Unbeschadet dessen, dass der Mensch einen sicheren und von anderen abgegrenzten Raum besaß, konnte er sich im öffentlichen Stadtraum frei bewegen. Dieses legte gedanklich den Grundstein für die bürgerlichen Freiheiten und in letzter Konsequenz für freiheitliche und demokratische Werte. Auch der Philosoph Immanuel Kant sah, als Vertreter der Aufklärung, die Trennung des Privaten vom Öffentlichen als notwendige Voraussetzung für das moderne, kulturelle und bildungsnahe Leben. Diese Philosophie zieht sich bis zu dem Grundriss eines bürgerlichen Hauses. Hier gab es neben den Räumen für das gesellschaftliche Leben geschlossene und intime Bereiche, welche den Gästen nicht zugänglich waren. Der Diskurs zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre zieht sich über die Enttabuisierung der Sexualität in den späten 1960er Jahren bis ins digitale Zeitalter. 65 Single-Gesellschaft Feste Beziehungen und familiäre Bindungen werden von immer weniger Menschen als vorrangig angesehen. Singles gibt es immer mehr, in allen Bevölkerungsschichten. Gesellschaftlich gesehen kann das beispielsweise durch eine hohe individuelle Karriereorientierung und Vereinsamung durch Digitalisierung erklärt werden. 66 In Deutschland sind inzwischen ca. 16.500.000 von 40.500.000 Haushalten Einpersonenhaushalte. 67 Als Alternative zu einer partnerschaftlichen Wohngemeinschaft gibt es freundschaftlichs-, familien- oder zweckbasierte Wohngemeinschaften. 68 Diese erfreuen sich nicht mehr nur bei Studenten steigender Beliebtheit. Während in der westlichen Welt das mehr oder minder freiwillig gewählte Single-Dasein in der Bevölkerung akzeptiert und anerkannt ist, haben alleinstehende Menschen in traditionellen Gesellschaften oft mit Stigmatisierungen und Vorurteilen zu kämpfen. Im urbanen China gibt es ungefähr sieben Millionen unverheiratete Frauen zwischen 25 und 34. Diese sind häufig gut ausgebildet und gehören der aufstrebenden Mittelschicht des Landes an. Trotz ihres guten Verdienstes und höherer sozialer Stellung werden sie dort als Sheng-nu, als „übriggebliebene Frauen“ bezeichnet. 69 Co-Living Das Co-Living profitiert von modernen Lebensentwürfen, wie den Digital Nomads oder dem von auftragsbasierten Arbeiten. Co-Living bedeutet, dass in urbanen Gebieten, häufig in (teil-)möblierten Apart-


53

Zukunftstrends

ments, auf Zeit gewohnt wird. Obwohl es keine festgelegte Definition gibt, ist meistens nicht die klassische Wohngemeinschaft gemeint. Co-Living-Apartments werden von einem Unternehmen verwaltet und vermarktet und die ‚Mitbewohner‘ entscheiden in der Regel nicht, wer einzieht. Die Existenz von Co-Living-Apartments ist eine nahezu perfekte Untermalung der Single-Gesellschaft. Nutzer sind entweder Studierende oder Geschäftsreisende, die einen zentralen Anlaufpunkt mit guter Verkehrsanbindung in der Innenstadt brauchen. Meistens sind Zusatzleistungen wie ein gemeinschaftliches Fitness-Studio, Schwimmbad oder einfach Arbeits- und Spielräume mit inbegriffen. Co-Living-Nutzer zahlen in der Regel mehr als normale WG-Bewohner. Sie haben allerdings trotz ihres Kurzzeit-Mietvertrags meist keine versteckten Kosten und beispielsweise Internet, Warmwasser, Heizung und House-Keeping inklusive. Co-Living findet sich in allen größeren Studentenstädten Deutschlands und löst, durch die steigenden Ansprüche junger Menschen, immer mehr die klassischen Studentenwohnheime ab. In Deutschland gibt es immerhin über 3.000.000 Studierende. 70 In Münster wohnen davon etwa 66.000. Die D-partments im Metropolis-Hochhaus am dortigen Berliner Platz sind nur eines von zahlreichen Wohnangeboten im Co-Living-Sektor. Hier werden zwei verschiedene Typen von Wohnungen ab einem Mindestmietzeitraum von vier Wochen angeboten. 71 Sharing Economy Im Co-Living haben wir gerade das Mieten einer kleinen Wohnung samt ihrer Möbel beschrieben. Es geht im Prinzip um das Teilen von Gebrauchsgegenständen, Kultur oder Immobilien. Dabei stehen ressourcenschonendes Konsumieren oder aber finanzielle Gründe im Vordergrund. Einige Beispiele sind das Car-Sharing, das Streamen und Teilen von Musik, E-Roller, Dienstleistungen, private Ferienunterkünfte und das Mieten von elektronischen Geräten. 72 Dadurch werden Menschen bestimmte Erfahrungen und Dinge zugänglich, die sie sich entweder nicht leisten könnten oder aber nicht die ganze Zeit benutzen würden. Dieser Trend ist in diesem Umfang überhaupt erst durch die Digitalisierung und die Popularität von Apps auf dem Smartphone möglich. In den vergangenen Monaten sind zunehmend Privatpersonen Eigentümer der bereitgestellten Güter. Positiv ist die Sharing Economy bei Erfahrungen, wie zum Beispiel dem nicht-kommerziellen Couchsurfing. Außerdem hat sie in der Regel, zum Beispiel beim Car-Sharing, einen positiven Einfluss auf die Umwelt. Negativ kann sie werden,


54

Beispiele

wenn die Leute kein Eigentum mehr besitzen und beispielsweise von ihren Abos abhängig sind. Micro Housing Das Micro Housing hat unterschiedliche Facetten und Ausprägungen. Eine der Populärsten ist das Tiny House. Die Motivation in ein Tiny House zu ziehen, ist entweder das Bedürfnis außerhalb der Innenstadt auf einem großzügigeren Grundstück zu leben oder das kostengünstige Anschaffen von Wohneigentum. Außerdem können minimalistische, ökologische oder frugalistische Motivationen dahinter stecken. In der Regel verfügt man dann über eine Fläche zwischen zehn und fünfzig Quadratmetern, manchmal als gesamte Familie. Personen, die im Jahr 2020 ein Tiny House gebaut haben, gaben im Schnitt 2.300€ pro Quadratmeter aus. Insgesamt belief sich das im Mittel auf rund 67.000€ pro Haus. Weltweit gibt es in den großen Metropolen außerdem Mikroapartments. Auf kleinstem Raum liegen in modularer Anordnung Wohnungen bzw. Zimmer, die sowohl Küche, Schlaf- und Wohnraum und Bad enthalten, aneinandergereiht. Durch eine intelligente Planung und Anordnung und Vorfertigung in der Fabrik wird so kostengünstiger Wohnraum in den Ballungsräumen geschaffen. Ein Schlüsselbegriff ist dabei Verdichtung. Welche teils deutlichen finanziellen Vorteile diese Art von Wohnraum mit sich bringt, zeigt das Projekt Carmel Place in New York City von nARCHITECTS. Der durchschnittliche Wohnraum kostet hier $950 im Monat, wobei die marktübliche Miete in New York für eine durchschnittliche Zweizimmerwohnung monatlich bei etwa $3.400 liegt. 73 Vertical Villages Vertical Villages, also vertikale Dörfer, sind multifunktionale Gebäude. Von Wohnungen zum Leben über Einkaufsläden bis hin zu Dienstleistern, Fitnessstudios und Co-Working-Spaces ist hier alles zu finden. Was sich anhört wie ein moderner Trend, hat seine Ursprünge eigentlich schon viel früher. In den 1970er Jahren gab es eine ähnliche Bewegung, die allerdings in der Errichtung von Beton-Ungetümen ‚unterging‘. Eines dieser Relikte aus der Vergangenheit ist das Ihme-Zentrum im Hannoveraner Stadtteil Linden. Hier sollte eine „Stadt in der Stadt“ errichtet werden, ein moderner und autofreier Stadtteil mit Platz für das ganzheitliche Leben. Fertiggestellt wurde sogar eine eigene U-Bahn-Station, die allerdings nie in Betrieb genommen wurde. Das Ihme-Zentrum hat


55

Zukunftstrends

Abb. 24

nämlich seit Jahrzehnten mit massivem Leerstand zu kämpfen. Als problematischster Faktor wird immer wieder genannt, dass sich die Ladenzeilen und Gastronomie eine Ebene über dem Straßenniveau befinden. Die Intention der Architekten, den Aufenthaltsraum von der Stadt abzukoppeln, entpuppte sich als gravierender Planungsfehler. Obwohl zurzeit ein großer Leerstand herrscht, gibt es im Ihme-Zentrum dennoch rund 2.400 Bewohner auf den insgesamt 285.000 m² und 22 Stockwerken. 74 In den Sozialbauten, Wohnkomplexen und Geschäftsgebäuden Singapurs gibt es die sogenannten Hawker-Center, eine Art Food-Court für die Bewohner der Kondominiumgebäude. 75 Die kleinen Essensstände werden teilweise von den direkten Anwohnern seit Generationen betrieben und stehen für eine lebendige und kulturell durchmischte Nachbarschaft. In den modernen Vertical Villages wird versucht, eine erdrückende Urbanisierung zu vermeiden. Grünflächen und Freiräume spielen eine große Rolle. Es werden Wege gespart, öffentliche Verkehrsmittel und Straßen entlastet. Der Nutzen eines privaten PKW’s schwindet, da Einkäufe nur innerhalb des eigenen Wohnhauses transportiert werden müssen. Die negativen Seiten sind zum einen der schwindende Übergang zwischen privatem und geschäftlichem Leben, zum anderen die Isolierung von der Außenwelt. Die Vertical Villages würden genauso gut außerhalb der Innenstädte funktionieren, haben sie doch etwas Suburbanes. 76 Condensed Spaces Als Condensed Spaces bezeichnet man die extrem verdichteten InAbb. 24: Skizze Ihme-Zentrum


56

Beispiele

nenstädte der Metropolen. In diesen gibt es gewöhnlicherweise alle Funktionen, die ein Mensch für das tägliche Leben benötigt. Das alles findet auf engstem Raum statt und ist für die Bevölkerung leicht erreichbar. Eine Spezifizierung ist der Begriff der 15-MinutenStadt. Dieser bedeutet, dass in Großstädten innerhalb von 15 Minuten alles lebensnotwendige erreicht werden kann, von Behörden bis hin zu Einkaufsmöglichkeiten und Ärzten. Eine Hürde ist häufig der stark verdichtete Verkehr. Deswegen steht und fällt mit einer gelungenen Verkehrsplanung das Prinzip eines lebenswerten Condensed Space. Der Begriff wurde von C. Moreno vom Institut ETI - Entrepreneuriat, Territoire, Innovation an der Sorbonne in Paris begründet. 77 Als ein positives Beispiel kann das Zentrum der Metropolregion von Paris angeführt werden. Hier konnte durch ein massives Ausbauen der Radwege der Anteil der Radfahrer gesteigert werden. Insgesamt wurden zwischen 2015 und 2020 ca. 300 km neue Fahrradwege errichtet. Statistisch gesehen stieg auch der Anteil an Senioren und Familien als Radfahrer. Das führte dazu, dass die Staus des motorisierten In-

Abb. 25: Metrostation Bir Hakeim_Paris, Frankreich_2017


57

Zukunftstrends

dividualverkehrs reduziert werden konnten und die 15-Minuten-Stadt nunmehr sogar fast Realität ist. 78 Responsive Cities Die Responsive City ist die Weiterentwicklung der Smart City. Die Smart Cities haben als intelligente Städte einen starken Fokus auf technologischen Lösungen. Ein Beispiel ist die Utrechtsestraat in Amsterdam. In dieser belebten Einkaufsstraße werden mithilfe von moderner Technik die Beleuchtung, die Bewässerung und die Müllabfuhr gesteuert. Diese Methoden sollen erprobt und auf Tauglichkeit überprüft werden, um den Kohlenstoffdioxid- und Stickstoffdioxidgehalt in der Umgebung nachhaltig zu senken. Amsterdam strebt an, bis 2040 eine der nachhaltigsten Städte weltweit zu werden. 79 Es gibt allerdings auch Kritikpunkte an den Smart Cities der ersten Generation. Es werden in der Regel der Mensch und seine Bedürfnisse nicht genügend integriert, um einen wirklich fortschrittlichen Lebensraum zu generieren. Sie werden für ihre Ignoranz den negativen Auswirkungen von Technologie und den Belangen der unteren sozialen Bevölkerungsschichten gegenüber, so wie das nahezu unbegrenzte Sammeln von Daten und der daraus resultierenden Wirklichkeit einer Überwachungsgesellschaft, kritisiert. In autokratischen Staaten hat dieses Vorgehen längst bedrohliche Ausmaße angenommen. 80 In einer wünschenswerten Realität aber sollten nach wie vor die Belange aller, also der Pendler, Besucher und Bewohner einer Stadt im Fokus stehen. Bei der Responsive City können die Bewohner aktiv Einfluss nehmen. Der urbane Raum entwickelt sich durch die Bewohner anstatt an diesen vorbei. Das kann nur durch eine konsequente Vernetzung gelingen. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Bewohner gut informiert sind und urbane Prozesse auch nachvollziehen können. 81 Auch wenn Responsive Cities heute ein noch eher utopisches Konzept sind, ist die Weiterentwicklung der reinen Smart City die Smart Sustainable City. Die Verantwortung für die Definition von städtischen Zielen und Herausforderungen liegt bei den lokalen und nationalen Behörden. Mittlerweile gibt es bereits standardisierte, klar definierte Vorgaben auf globaler oder regionaler Ebene. Diese umfassen die Ökologie bis hin zu sozialen Strukturen oder der Sicherheit. 82


58

Was ist Brachland?

BRACHLAND


59

Brachland

Was ist Brachland? Der Begriff Brache bezeichnete früher ein ungenutztes, nicht-bestelltes Feld. Um die Landstriche weitläufig fruchtbar zu halten, wurde im Mittelalter nur Zweidrittel der Ackerflächen bestellt. Dadurch, dass es „brach“ lag, konnte sich dieses übrige Drittel erholen und wichtige Nährstoffe erhalten und regenerieren. Dieses Prinzip nennt man Dreifelderwirtschaft. Außerdem kann der Begriff Brachland auch für ein unfruchtbares Areal benutzt werden. Im natürlichen Sinne ist ein Areal nicht oder wenig fruchtbar, wenn das Areal entweder zu steil oder zu feucht ist oder die Bodenentwicklung sich erst im Initialstadium befindet. Das bedeutet, dass es kaum Humus auf den Sand- oder Gesteinsflächen gibt. Für die meisten Gewächse stellt dies einen suboptimalen Lebensraum dar. Tatsächlich ergibt sich aber häufig durch und auf Brachflächen ein Biotop, welches einen wichtigen Rückzugsort auch für seltene Pflanzen- und Tierarten darstellt. Auf Brachflächen im landwirtschaftlichen Raum gibt es häufig sogar eine deutlich höhere Artenvielfalt als auf den umliegenden Feldern. Anthropogene Brachen sind auch kein neuzeitliches Phänomen, sondern existieren schon seitdem Ackerbau und Viehzucht betrieben wird, also mindestens seit 11.000 Jahren. 83 Als Synonym zum Begriff Brachland wird das englische urban wasteland verwendet.


60

Typologien

Typologien von Brachen Das Brachland kann je nach Entstehungsart oder Struktur in unterschiedliche Kategorien eingeordnet werden. Eine agrarische Nutzung scheidet bei der Naturbrache in aller Regel aus. Die natürliche und nährstoffarme Bodenbeschaffenheit lässt nur sehr eingeschränkt ein Pflanzenwachstum zu. Felsen bieten hauptsächlich in Spalten passende Bedingungen, ansonsten werden sie größtenteils von Flechten und Moosen bewachsen. Tiere und Insekten finden in den felsigen Arealen einen Lebensraum. Wichtige Arten umfassen zum Beispiel Großschmetterlinge wie den Apollofalter (Parnassius apollo) oder sogar die größte Eule, den Uhu (Bubo bubo). Eine Strukturbrache beschreibt eine Fläche, die nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden kann. Das kann zum einen gesellschaftliche Gründe haben, wie die Zersplitterung von Höfen auf dem Land. Durch das Vererben von Feldern und Hofanlagen kann es passieren, dass es sich für den einzelnen Betreiber nicht mehr lohnt, die immer kleiner werdenden Flächen zu bewirtschaften. Diese Art von Strukturbrache wird auch Sozialbrache genannt. Spekulationsbrachen ergeben sich meistens daraus, dass ein bestimmtes Grundstück temporär nicht genutzt wird, da sich in der Zukunft eine wirtschaftlich-lohnendere Nutzung ergeben könnte. Eine typische Form von Spekulationsbrachen findet sich in Industrie- und Gewerbegebieten. Nach der Erschließung aus Ackerland wird gewartet, bis ein Unternehmen einen angemessenen Preis für das Grundstück zahlt. 84 Bauland ist zudem in Wohngebieten besonders wertvoll, so gibt es auch hier häufig Strukturwandel oder Abrisse, um eine effizientere Nutzung zu etablieren. Die Pionierbrache entsteht meist nach anthropogenen Eingriffen in die natürliche Bodenoberfläche. Das ist unter anderem bei Deponien, Ge-


61

Brachland

bäude- oder Straßenbau der Fall. Auf diese Weise können in der Erde ruhende Samen sprießen oder in die umliegende Vegetation kann sich ausbreiten. 85 Die sich darauf findende Flora besteht meist aus den sogenannten Pionierpflanzen. In urbanen Räumen entstehen Brachen oder das urban wasteland, meistens aus verlassenen Industriearealen und Verkehrsflächen, Kiesgruben und Baulücken.

Abb. 26: Parkplatz auf Spekulationsbrache am Stadthafen 1_Münster, Deutschland_2020


62

Flora und Fauna

Flora und Fauna einer Brache Die Pflanzenwelt ist geprägt von der sogenannten Sukzession. Das bedeutet, dass sich der Lebensraum stetig verändern kann und es ein „zeitliches Nacheinander“ ([83], S.13) von Organismen gibt. 86 Grob lässt sich die Flora in vier verschiedene Abschnitte einteilen. Dabei herrschen jeweils vier unterschiedliche Gruppen von Pflanzen vor. Die Samen der Pionierpflanzen werden häufig über den Wind verbreitet. Sie keimen und wachsen schnell und tragen bald Früchte. Diese Gewächse eint, dass sie nur sehr wenig Nährstoffe zum Leben benötigen und hauptsächlich auf eine große Sonneneinstrahlung angewiesen sind. Sträucher und Buschwerk etablieren sich meistens erst nach der ersten Pflanzensaison, wenn sich ein Mindestmaß an fruchtbarerer Erde gebildet hat. Diese Pflanzen nehmen den ersten Pionierpflanzen einen großen Teil an Licht und verdrängen diese. Auf diesen sehr niedrigen Bewuchs folgt der sogenannte Pionierwald. Pappeln und Weiden sind schnell wachsende Bäume, die, durch die natürliche Humusproduktion durch herabfallende Blätter, den Weg zu der letzten Entwicklungsstufe, den Wald, bereiten. 87 Nutzbares Unkraut Der Mensch strebt danach, die Natur unterzuordnen. Die Gärten der Einfamilienhäuser und die Parks der Siedlungsräume haben eine klare Struktur und lassen wenig Spielraum für die unkontrollierte Ausbreitung von Pflanzen und Insekten. Insbesondere schnellwachsende Pflanzen von wenig ‚optischem Wert‘ werden von den meisten Freizeit- und Berufsgärtnern bekämpft. Die Blumen und Kräuter werden sogar als Un-Kraut bezeichnet. Was die meisten dabei übersehen, auch diese eher ungeliebten Gewächse können von großem Wert für die Insektenwelt sein und viele sind als Heilpflanze oder sogar zum Verzehr geeignet.


63

Brachland

„Unkraut ist die Opposition der Natur gegen die Regierung der Gärter.“ - O. Kokoschka

Es gibt diverse Unkrautarten, die gerade auf Brachland gut gedeihen. Der Kompasslattich (Lactuca serriola) (Abb. 27) stellt eine Urform des Salates dar. Er benötigt wenig Wasser und kann auch an sehr heißen Standorten sprießen. Die Blätter sind vom Frühling bis zur Blütezeit, etwa vier Monate lang, essbar. Die Wilde Möhre (Daucus carota) (Abb. 28) bevorzugt ebenfalls eine warme und trockene Erdoberfläche. Vom Herbst bis in den Frühling hinein kann die weiße Wurzel geerntet und verzehrt werden. Dafür wird sie optimalerweise gekocht oder gedünstet. Außerdem stark unterschätzt ist der Löwenzahn (Taraxum officinale) (Abb. 29). Er hat die Eigenschaft, auf vielen Böden und Grundstücksarten gedeihen zu können. Die Blätter, die Blütenknospen und die Blüten sind essbar und können unter anderem als roh im Salat verzehrt werden. Abgesehen vom kulinarischen Nutzen, kann er auch unterstützend als Heilpflanze genutzt werden. Es gibt Wirkungen bei einigen inneren Erkrankungen. Weitere vergleichbare Pflanzenarten, mit zum Teil heilenden Eigenschaften sind Beifuss (Artemesia vulgaris), Johanniskraut (Hypericum perforatum) (Abb. 30)und die Brennnessel (Urtica dioeca) (Abb. 31). 88 Die Brennnessel kommt in vielen Regionen auf der ganzen Welt vor. Sie ist ein Indikator für einen hohen Stickstoffgehalt im Erdreich. Neben dem Verzehr in Gerichten oder den Aufguss als Tee, wird die Pflanze mit den feinen Brennhaaren gegen Gift oder auch als natürliches Dünge- und Pflanzenschutzmittel im Garten eingesetzt. 89


64

Flora und Fauna

Abb. 27

Abb. 28

Abb. 29

Abb. 30

Abb. 27: Kompasslattich (Lactuca serriola); Abb. 28: Wilde Möhre (Daucus carota); Abb. 29: Löwenzahn (Taraxum officinale); Abb. 30: Johanniskraut (Hypericum perforatum)


65

Brachland

Abb. 31

Abb. 32

Abb. 33

Abb. 34

Abb. 31: Brennnessel (Urtica dioeca); Abb. 32: Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia); Abb. 33: Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum); Abb. 34: Rotfuchs (Vulpes vulpes)


66

Flora und Fauna

Invasive Neophyten Der Name der invasiven Neophyten bedeutet invasive neue Pflanze. Invasiv insofern, als dass sie in den Lebensraum der einheimischen Pflanzen eindringen und diese verdrängen können. Der karge Boden einer Pionierfläche bietet den perfekten Nährboden für eine invasive Art. Sie stammen generell aus anderen Kontinenten und manchmal auch Klimazonen, können sich aber auch in ihrer neuen Heimat schnell vermehren. Sie können auf verschiedene Arten und Weisen Schaden anrichten. Die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) (Abb. 32) ist eigentlich in Nordamerika heimisch und kann beispielsweise auch für Menschen gefährlich sein. Ihr Pollen, der erst im August und September fliegt, löst teilweise schwere Allergien aus. Auch der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) (Abb. 33) kann gesundheitlichen Schaden anrichten. Er stammt aus dem Kaukasus und ruft über ihre Pflanzensäfte phototoxische Hautreaktionen hervor. Die Verbrennungen können bereits bei einer einfachen Berührung unter Sonneneinstrahlung entstehen. Der Riesenbärenklau und der aus Ostasien stammende Staudenknöterich (Reynoutria japonica) teilen die Eigenschaft, dass sie über drei Meter hoch werden. Letzterer wächst sogar bis zu 30 cm am Tag. Dieses enorme Wachstum trägt zur Verschattung und zur Verdrängung von anderen Arten bei. Der Sommerflieder (Buddleja davidii) hingegen ist ein Pionierstrauch. Er kann sich auf trockenem Areal ausbreiten und lockt durch seine Blüten die einheimischen Schmetterlinge an. Diese Fliederart taugt allerdings nicht als Futterpflanze für die Schmetterlingsraupen. Deshalb ist auch er als problematisch anzusehen. Invasive Neophyten sollten generell nicht im normalen Grünabfall entsorgt werden. Dabei ist die Gefahr zu groß, dass Samen überleben und weiter verbreitet werden. Außerdem ist es wichtig auf angemessene Schutzkleidung zu achten, um sich nicht selbst gesundheitlichen Schaden zuzufügen. 90 Fauna einer Brache Auf einer Brache leben nicht selten mehr Tiere als im städtischen oder ländlichen Umfeld oder im Wald. Brachen sind zum einen ein wichtiger Rückzugsort für größere Säugetiere, wie Rotfüchse (Vulpes vulpes) (Abb. 34). Diese gibt es in ganz Deutschland, vor allem auch Großstädte wie Berlin ziehen die (dann nicht mehr ganz so) scheuen Tiere durch ihre zahlreichen Futterquellen


67

Brachland

an. Eine Analyse des Magensinhalts von Füchsen in Zürich hat ergeben, dass Dreiviertel der aufgenommenen Nahrung aus Abfällen vom Menschen stammt. Sie ernähren sich sonst unter anderem von Mäusen und Ratten und suchen auf Brachflächen hauptsächlich Ruhe oder nach einem Ort für den Fuchsbau. Abgesehen von kleineren Säugetieren, leben auch Amphibien auf Brachflächen. Beispielsweise der zu den Schwanzlurchen gehörende Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) bewohnt größere und kleinere fischfreie Wasseransammlungen in Mitteleuropa. 91 Die Kreuzkröte (Bufo calamita) bevorzugt trockene und vegetationsarme Areale. Deshalb ist sie häufig in Bergbaufolgelandschaften heimisch. Ein sandiger Boden und vegetationsarme Gewässer sind für eine erfolgreiche Ausbreitung des bis zu acht Zentimeter großen Kröte notwenig. 92 Auf Brachland sind außerdem unterschiedlichste Arten von Insekten zu finden. Typische Vertreter sind zum Beispiel die Bienen. Neben den Wildbienen sind vor allem die Honigbienen (Apis mellifera) vertreten. Die Tiere leben in der Stadt in einer pflanzenschutzmittelarmen Umgebung. Das verschafft ihnen einen Vorteil gegenüber den Artgenossen auf dem Land. Die größten Gefahren von Bienenvölkern sind neben dem Befall mit Varoa-Milben der großflächige Einsatz von Pestiziden. Auf der Industriebrache der Zeche Zollverein im Ruhrgebiet wurden sowohl sogenannte Bienen-Hotels für Wildbienen eingerichtet, als auch Honigbienen-Völker angesiedelt. 93 Letztere leben in Völkern von bis zu 20.000 Tieren. Sie überleben selbst kalte Winter, da das Volk durch die Flugmuskulatur in der sogenannten ‚Wintertraube‘ Wärme erzeugt. 94 Brachflächen bieten als große, meist unversiegelte Flächen, einen optimalen Lebensraum für viele Tierarten.


68

Philosophische Auseinandersetzung

Terrain vague und die Fotografie Terrain vague ist ein Begriff aus dem gleichnamigen Text des spanischen Philosophen und Architekten I. de Solà-Morales Rubió. Terrain sei grob mit „Land“, „Boden“ oder „Fläche“ zu übersetzen, auch wenn die direkte Übersetzung der erweiterten Bedeutung des Wortes nicht gerecht würde. Das französische vague lasse auch mehrere kombinierte Übersetzungen zu. Es könne entweder nach germanischen Ursprung als „Woge“, „Welle“ oder „Bewegung“ verstanden werden. Möglich sei außerdem „Instabilität“ oder „Fluktuation“. Nach romanischem Ursprung könne vague so viel wie Leere oder Vakuum bedeuten. In seiner 1995 veröffentlichen Abhandlung über ebendiese „vagen Flächen“ legt De Solà-Morales Rubió einen besonderen Fokus auf die Fotografie. Die Fotografie sei zeitgleich mit der Entstehung unserer modernen Weltstädte, wie Berlin, London oder Tokio, populär geworden und habe von Beginn an unser Verständnis und Sichtweise auf den urbanen Raum geprägt. Fotografen würden also eine verbindende Rolle zwischen der Stadt und den Menschen spielen. Dieser Abhängigkeit könnte man selbst im direkten physischen Kontakt mit der Stadt nicht entkommen. Sie würde auf einer visuellen Erfahrung begründen, die Menschen durch das Betrachten von Fotografien von Orten erleben. Das generelle Verständnis von urbanen Orten stehe in Differenz zu der eigentlichen Lebenswirklichkeit. Diese könne man nur durch jahrelanges Leben in Stadt erfahren. Wenn man eine Fotografie betrachten würde, dann sehe man ausschließlich ein statisches, gerahmtes Bild, bloß einen Ausschnitt. Dieser lasse sich nicht formal in eine andere Ausdrucksweise übersetzen. Dem Betrachter eröffne sich ein visueller Impuls, welchen er mit bereits bekannten Narrativen verbinde.


69

Brachland

Die Existenz der terrain vagues konfrontierten den Betrachter mit der Abwesenheit von wirtschaftlichen Nutzen und Aktivität. Wenn man alleine von der übersetzten Bezeichnung her auf ein Zusammenspiel aus „Welle“, „vage“ und „frei-verfügbar“ schließe, dann verstehe man, dass es sich um ökonomisch gesehen bedeutungslose Orte außerhalb der sonst produktiven Strukturen einer Stadt handelt. Das Auge des Fotografen weiche also hier vom physischen Objekt ab. Wenn man terrain vagues also beschreiben müsste, würden wahrscheinlich die Adjektive „unproduktiv“, „unbewohnt“ und „unsicher“ zutreffen. Menschen nähmen urbane und nicht von Architektur ausgefüllte Orte als unsicher war, das sei ein Spiegel ihrer eigenen Unsicherheit. Auch wenn ein freier Ort alternative und utopische Vorstellungen produziere, würden diese möglichen Veränderungen in unserer post-europäischen, post-kapitalistischen, post-konventionellen Welt immer auch eine gewisse Fremdheit mit sich bringen. Das läge nach De Solà-Morales Rubió daran, dass wir (d.h. die Menschen) in unserer Gesellschaft und in unseren großen Städten unsere Erfahrungen aus Negativität konstruierten. Unsere Sicherheit stehe einem riskanten Leben, die Machthoheit des Staates der Anarchie und die städtische Ordnung dem terrain vague gegenüber. Ein Paradoxon, da den Menschen diese Zwänge und Vorgaben vor denen sich auch viele fürchten würden, erst befreiten und lebensfähig machten. De Solà-Morales Rubió führte weiter aus, dass es in dieser Welt einen Graben zwischen Erfahrung und Kontrolle und genauso zwischen Ästhetik und Ethik gebe. Der Autor leitet über zu dem Text Étrangers à nous-mêmes von Julia Kristeva. Diese sehe eine Parallele zu Sigmund Freud, welcher die Ansicht vertrat, dass auch die Menschen einen unüberwindbaren Graben in sich trügen, da sie ihre Identität häufig ausschließlich über ihr Inneres definierten. Individualität stehe also auch immer im inneren Konflikt mit Hilflosigkeit und Angst. Laut De Solà-Morales Rubió stellen terrain vagues ästhetische und ethische Probleme des zeitgenössischen Lebens dar. Diese bringen ein tiefes Unverständnis zwischen der freien Kunst und der Architektur mit sich. Die Kunst wolle diese Motive und Orte erhalten. Die Architektur an sich habe allerdings die problematische Rolle an sich, dass die das Unkultivierte kultivieren, das Unproduktive produktiv machen und die Leere zum Objekt formen wolle. Das berge die Eigenschaft, dass sie immer auf der Suche nach dem Figurativen und Optischen sei und nicht nach dem Haptischen und Unzusammenhängenden.


70

Philosophische Auseinandersetzung

Die Architektur könne aber auch in Bezug auf freies oder zerstörtes Land als Machtinstrument eingesetzt werden, das eine Leitkultur vorgebe. Der Autor führt als Beispiel den Alexanderplatz in Berlin an. Anhand einer Collage von Mies van der Rohe von 1928 könne man die ursprüngliche Platzstruktur erkennen. 1945 sei der Ort dann durch den zweiten Weltkrieg vollständig zerstört gewesen. In der post-stalinistishen Ära habe man dann die Leere passend der sozialistischen Staatsdoktrin umgestaltet. Geteerte Oberflächen und Geometrie implizierten absolute Staatsgewalt. 95


71

Brachland

Abb. 35: Terrain vague Am Mittelhafen_Münster, Deutschland_2019


72

Philosophische Auseinandersetzung

„stadtentwicklung: immer dichter“ Die Autoren Sabine Tschäppeler, Sabine Gresch und Martin Beutler legen das Brachland als bedeutende Fläche innerhalb der Stadt aus. In dem Buch brachland: urbane Freiräume neu entdecken führen sie an, dass es Produkt und gleichzeitig ein Gegenentwurf gegen die städtische Zersiedelung sei. In unseren Städten würden immer mehr Gebäude auf immer weniger Platz errichtet werden. Das habe zur Folge, dass ein größerer Druck auf den Parkanlagen und Grünflächen laste. Die innerstädtischen Anlagen unterlägen diversen planerischen und gestalterischen Anforderungen, wie einer gewissen Repräsentativität, der sozialen Kontrolle und der Aufenthaltsqualität. Der öffentliche Raum in den Siedlungen sei meist auf eine „Strasse, Parkplatz und Norm-Spielplatz reduziert“ ([96], S.19). Daraus folge, dass sich der Druck auf die Naherholungsgebiete erhöhe, was wiederum zu Konflikten mit dem Naturschutz und der Landwirtschaft führe. 96 Abb. 36: Skatepark auf Brachfläche_Münster, Deutschland_2017


73

Brachland

Brachen als Gegenentwurf Die städtische Verdichtung nimmt in vielen Metropolregionen in ganz Deutschland zu. In München wohnten im Januar 2000 1.232.000 Personen mit ihrem Hauptwohnsitz. Im Januar 2021 belief sich diese Zahl auf bereits 1.562.000 Menschen. Gerechnet auf 310,7 km² macht das 3.965 gegenüber aktuell 5.027 Einwohner pro Quadratkilometer. 97 In vielen Agglomerationen wird es versäumt, dass anteilsmäßig eine gewisse Größe an Grünflächen zur Verfügung stehen sollte. Einwohnern hochverdichteter Räume stehen meist nur 46 m² Grünfläche zur Verfügung, in sozial-schwachen Gegenden sieht es noch prekärer aus. Laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gehören auch Brachflächen per definitionem zu den Grünanlagen. Diese hätten einen positiven Einfluss auf die Sozioökonomie und die Ökologie einer Stadt. Die deutschen Stadtbäume speichern etwa 62 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid. Außerdem fördern Grünanlagen das Entstehen von Verdunstungskälte, was einen wichtigen Faktor zur Bekämpfung von Wärmeinseln im urbanen Raum darstellt. Die Temperaturdifferenzen zwischen Stadt und Land können bisweilen über 10°C betragen. Interessanterweise gibt es deutschlandweit derzeit über 100.000 Hektar unbebaute Brachflächen, für welche auch in Zukunft keine Bebauung geplant ist. 98 Außerdem stellen Freiflächen jeder Art, im Speziellen auch Brachland, eine Art offenen und gleichberechtigten Raum für die Bürger dar. Diese Orte sind in der Regel für alle Einkommens- und Sozialstrukturen gleichermaßen zugänglich. Sie liegen häufig außerhalb der Gebiete, die einem städtischen Masterplan unterliegenden. Sie gehören im übertragenden Sinne allen Stadtbewohnern gleich, was deren Selbstverständnis und Gemeinschaftsgefühl steigern kann. Die Urbanität unserer Großstädte ist von Hierarchien dominiert. Welches Fortbewegungsmittel man nutzt, ob zum Beispiel S-Bahn oder Taxi, in welcher Wohngegend man wohnt, in welchem Lebensmittelmarkt man einkaufen geht und in welchem Park man spazieren geht, verrät meist mehr über die sozioökonomische Situation eines Menschen, als man auf den ersten Blick denken würde. Das Brachland hingegen ist für alle Bürger gleich unerschlossen.


74

Vier Brachen und ihre Entwicklung

Tempelhofer Feld Das Tempelhofer Feld erstreckt sich über 300 Hektar im südlichen Teil von Berlin. Es entspricht der Brachlandtypologie einer ehemaligen Verkehrsfläche und stellt eine Strukturbrache dar. Das Areal war für fast 100 Jahre lang ein Flughafen, 1928 wurde hier das erste Flughafengebäude gebaut. Das auch heute noch vorhandene Flughafengebäude wurde Ende der 1930er Jahre vom Naziregime errichtet. Es hat die Form eines Viertelkreises und ist 1,2 km lang. Während der NS-Diktatur mussten hier Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten, direkt neben einem Konzentrationslager. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Berlin in vier Zonen geteilt, wobei die amerikanische, britische und französische Zone von der Sowjetunion ab 1948 für eine längere Zeit blockiert wurde. Zu der Zeit wurde der Westteil der Stadt über den Flughafen Tempelhof versorgt. 1972 hatte der Flughafen 5,5 Millionen Passagiere, im Jahre 2008 waren es immerhin noch knapp 280.000. In diesem Jahr wurde aufgrund vieler Faktoren (z.B. Fluglärm, Flugsicherheit, Kapazität) der Flugbetrieb eingestellt und bereits zwei Jahre später konnte die Öffentlichkeit das Areal zu Freizeitzwecken nutzen. Das Flughafengebäude steht seit 1995 unter Denkmalschutz. 99 100 Die Berliner nutzen das Feld heute auf vielfältige Arten und Weisen. Die große, weitläufige Fläche, die zum großen Teil geteert ist, bietet sich zum Fahrrad fahren, Skaten, Joggen oder Drachen steigen an. Zu diesen Zwecken kann sie, je nach Jahreszeit, bis mindestens 17 Uhr und spätestens 22.30 Uhr betreten werden. Abgesehen von der individuellen Freizeitnutzung, gibt es noch mehrere Gemeinschaftsgärten. Einer davon ist der Allmende Kontor. Seit 2011 entstanden auf 5.000 m² 250 Hochbeete. Diese werden von über 500 ehrenamtlichen Gärtnern bewirtschaftet. Außerdem sind hier acht Bienenvölker angesiedelt. 101 Landwirtschaftlich gesehen gibt es, abgesehen von Urban Gardening und der Honigproduktion, auch noch Schafe. 80 Skuddenschafe beweiden zu Landschaftsschutzzwecken die ausgedehnten Grasflächen. 102 Ein Volksentscheid von 2014 begründet den Schutz des ehemaligen Flughafens. Viele Berliner sprachen sich für den Erhalt der Freiflächen und gegen eine Bebauung aus. 2020 befürworteten allerdings schon über 63% der Bürger mindestens eine Randbebauung. Es könnten so mindestens 5.000 bis 12.000 Wohnungen entstehen. Da in Berlin Wohnraum knapp bemessen ist, handelt es sich bei innerstädtischen Wohnungen um ein äußerst wertvolles Gut. Es steht also das Interesse


75

Brachland

des vollständigen Erhalts einer in dieser Art einmaligen zentralen Freizeitfläche gegen den sozialen Druck des Wohnraummangels. 103 Kurzer persönlicher Ortsbesuch: Das Tempelhofer Feld besuche ich das letzte Mal an einem wolkenbedeckten Tag im September. Wir gehen über die B96 und betreten das Gelände ganz im Westen, über den Eingang Peter-Strasser-Weg. Zu unserer Linken türmt sich das mächtige Flughafengebäude auf. Zu unserer Rechten wächst Unkraut und Betonreste sind aufgeschichtet. Menschen auf Fahrrädern kommen uns entgegen und im Hintergrund sieht man einige Drachenflieger. Das Kopfsteinpflaster auf dem Boden geht in einen ebeneren Belag über, unterbrochen nur von Betonplatten. Der schneidende Wind fährt in unsere viel zu dünnen Jacken und auch der Hund fröstelt. Die grauen und schweren Wolken hängen tief und ihre Farbe verbindet sich am Horizont mit der der Stadt. Wir gehen einige hundert Meter über den monotonen Bodenbelag und fühlen uns frei. An wenigen Orten ist das Berlin unserer Vorstellung noch so präsent, wie auf dieser gewaltigen Verkehrsbrache. Die Leere und die Dimension lässt den Besucher sich klein und machtlos fühlen. Gleichzeitig sind hier so viele Möglichkeiten. Jede Einmischung der kommerzialisierten Außenwelt scheint wie ein kleiner Nadelstich in die Seele des Ortes.

Abb. 37 Abb. 37: Schäfer auf dem Tempelhofer Feld


76

Vier Brachen und ihre Entwicklung

Manifesto Market Viele Städte des ehemaligen sozialistischen ‚Ostens‘ machten ab den 1990er Jahre tiefgreifende Veränderungen durch. Sehenswerte Altstädte wurden mit internationalen Förderprogrammen saniert, die Verkehrsinfrastruktur wurde instand gesetzt und Attraktionen touristisch erschlossen. Mit dem Wandel gingen aber auch viele marode Betriebe in die Pleite, was zu großem Leerstand und dem Entstehen von vielen Verkehrs- und Industriebrachen führte. Der Manifesto Market in Prag liegt in dem Viertel Florenc, unmittelbar östlich der Altstadt und fußläufig zur Karlsbrücke und zur Moldau. Auch wenn sich hier heute viele Hotelbauten ansiedeln, so war das Viertel doch lange industriell geprägt. Der große Regionalbahnhof Praha Masarykovo nádraží, eine Stadtautobahn, der zentrale Omnibusbahnhof und der U-Bahnhof Florenc liegen weniger als 500 Meter voneinander entfernt. Die Non-Profit-Organisation reSITE installierte 27 Container mit unterschiedlichen Funktionen auf einer Spekulations- und Verkehrsbrache neben einer Autobahnbrücke. Damit wird ein neuer Treffpunkt für die Prager und Touristen geschaffen mit vielen innovativen und fortschrittlichen Aspekten. Hier finden sich lokale Kleinstbrauereien, internationale Essensstände, Boutiquen, Performances und ein Sommernacht-Freilichtkino. Der Eintritt ist frei und der Manifesto Market bezeichnet sich selbst als ersten ausschließlich bargeldlosen Marktplatz Europas. Für das Revitalisierungsprojekt, ist auch eine modulare Bauweise typisch. Das Grundstück ist lediglich ‚geliehen’, so konnte schnell und nicht-permanent eine passende Infrastruktur geschaffen werden. Außerdem können die Container recycelt werden. Die Stromversorgung kommt zu 100% von erneuerbaren Energien. 104 105

Abb. 38 Abb. 38: Container auf dem Manifesto Market


77

Brachland

Kurzer persönlicher Ortsbesuch: Der Manifesto Market wirkt auf mich wie ein Gegenpol zu der barocken Innenstadt von Prag. Nach einem langen Städtetrip gehen wir vom malerischen Stadtviertel Kleinseite über die Karlsbrücke. Hier tummeln sich, selbst in Corona-Zeiten, die Touristen und schießen Fotos von der historischen Stadtkulisse, der Prager Burg und der Moldau. Nach weiteren zehn Minuten Fußweg geht man durch den mittelalterlichen Pulverturm, an der Nationalbank und an dem bekannten Versammlungshaus Obecni Dum vorbei. Die Straßen werden breiter und bekommen Parkstreifen, Bürgersteige und Fahrradwege. Die Masse der Touristen nimmt ab und die der eigentlichen Prager Bewohner nimmt zu. Menschen in Uniformen oder Anzügen wechseln hektisch die Straßenseiten oder steigen in eine U-BahnStation. Nach weiteren fünf Minuten wird die Bebauung offener und man hört das Rauschen der Stadtautobahn. Die Graffiti nehmen zu und ich sehe die schwarzen Container des Manifesto Market vor mir. Der Markt ist auf Straßenniveau und es gibt mehrere Eingänge. Nachdem wir eines der Tore durchschritten haben, schaue ich mich um und mir fällt direkt ein mexikanischer Imbiss auf. Wir bestellen uns eine Quesadilla und stellen uns in die Mitte. Von dem Punkt aus sehe ich im Hintergrund die historischen Fassaden der Blockrandbebauung, davor den schwarzen Stahl des Konglomerates von Containern und Metallskeletten und darüber die herbstliche Sonne. Im Hintergrund spielt leichte House-Musik und viele Menschen tragen lange schwarze Mäntel, dazu saubere Sneaker oder klobige Lederstiefel. Wir setzen uns auf Holzbänke unter Heizpilze und einer holt frische Obstsäfte. Da ich mit Bezahlen an der Reihe bin, gebe ich meine Kreditkarte mit. Es wird hier nämlich kein Bargeld akzeptiert. Trotzdem sollte man immer daran denken, sich den Betrag nicht in Euro umrechnen zu lassen. Nachdem wir Obstsäfte und darauf noch schwarzen Kaffee getrunken haben, machen wir uns auf den Rückweg. Schlussendlich beobachteten wir über zwei Stunden das zunehmende Treiben von jungen Menschen und gut angezogenen Älteren. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen, da der Prager Hauptbahnhof weniger als 750 m entfernt ist.


78

Vier Brachen und ihre Entwicklung

Hawerkamp 31 Der Hawerkamp ist eine Institution in der Münsteraner Kulturszene. An diesem Ort finden Kultur- und Kunstschaffende, sowie Kreative aus jedem Bereich zusammen. Die Anlage befindet sich auf dem Gelände und in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Baufirma. 1988 wurde die Beton-Firma Peter Büscher und Sohn aufgegeben. Die Firmengeschichte ist am Hawerkamp trotzdem immer noch sehr präsent. Ein Lokschuppen, die komplett erhaltene Halle B und diverse Betonüberreste zeugen von der industriellen Vergangenheit. Das Grundstück befindet sich südlich der Messehalle Süd des Messe und Congress Centrum Halle Münsterland. Es ist durch öffentliche Verkehrsmittel zu erreichen und grenzt unmittelbar an das Hafenbecken 2. Insgesamt finden sich hier fünf Musikclubs, Galerien, Ateliers von 50 bildenden Künstlern, Proberäume, Büros, Architekten, Vereine und Werkstätten. Es wird für aufstrebende Künstler ein Stipendienprogramm angeboten, mit welchem ein Atelier und die Ausstellungsinfrastruktur genutzt werden kann. Die Verwaltung obliegt dem Verein Hawerkamp 31 e.V., welcher das Areal als „Biotop“ betrachtet und als Bollwerk gegen Gentrifizierung. Die Einnahmen durch die Miete tragen zum Erhalt der Industriebrache bei und fließen außerdem in kulturelle Aktivitäten. Mittlerweile, nach gut 25 Jahren der autonomen Nutzung, ist der Hawerkamp überregional bekannt und wird unter anderem bereits von der internationalen Musik- und Kunstszene wahrgenommen. 106


79

Brachland

Kurzer persönlicher Ortsbesuch: Der Hawerkamp ist für viele Münsteraner Jugendliche ein wichtiger Ort. Hier waren viele von uns das erste Mal in einem richtigen Club feiern oder in lauen Sommernächten beim Kamp-Flimmern im Open-Air-Kino. Ein ‚Kamp-Abend‘ beginnt um frühestens 0 Uhr und endet häufig erst mit dem Morgengrauen. Es gibt Abende an denen Veranstaltungen wie „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ stattfinden. Dabei bezahlt man nur einmal Eintritt und hat die gesamte Nacht Zugang zu allen Clubs. Nachdem man vor dem Favela in der Schlange stand, geht man hoch und verbringt ein paar Stunden im Innen- und Außenbereich. Hier laufen häufig basslastige Techno-Decks. Danach geht es für mich meist ins Fusion oder in den Keller ins Triptychon. Wenn es zwischen drei und vier am vollsten wird, holt man sich eine Pizza bei dem kleinen Stand in der Nähe der Sputnikhalle. Abgesehen von Clubnächten lohnt es sich auch immer wieder tagsüber einen kleinen Ausflug an den Hawerkamp zu machen. Hier stolpert man über interessante Ausstellungen oder auch schonmal über ein Wrestlingturnier. Die Wände des ehemaligen Industriegeländes sind von Graffiti übersäht und überall ist die bedingungslose Toleranz spürbar, für die der Hawerkamp steht. Für mich, so wie für viele andere Münsteraner, ist der Hawerkamp Bestand der Seele der Stadt, gleichwertig neben dem Prinzipalmarkt und dem Aasee.

Abb. 39: Docklands Festival auf dem Hawerkamp-Gelände_Münster, Deutschland_2015


80

Vier Brachen und ihre Entwicklung

High Line Park Der High Line Park in New York City ist ein Park auf einer stillgelegten Hochbahnlinie, also einer Verkehrsbrache. Im Gegensatz zum Hawerkamp in Münster ist er erst durch die fortschreitende Gentrifizierung entstanden. Er erstreckt sich im Südwesten von Manhattan zwischen Hudson Yards im Norden und dem Meatpacking District im Süden. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Lower Manhattan von Güterzügen auf Straßenniveau beliefert. Das stellte sich als signifikante Gefahrenquelle für die Fußgänger heraus, ca. 540 Menschen starben bei Unfällen bis 1910. Die hier verlaufende 10th Avenue wurde zu dieser Zeit auch „Death Avenue“ genannt. Die Stadt reagierte zunächst durch berittene Verkehrspolizisten, ab 1933 war dann die „West Side Elevated Line“ fertiggestellt. Wegen des steigenden Individualverkehrs und der immer stärker werdenden Nutzung von Lastkraftwagen wurde der Zugbetrieb zunächst unrentabel und dann 1980 eingestellt. Nach dem Aufkeimen von diversen Initiativen und dem jahrelangen Brachliegen der Anlage entwickelten sich ab 2006 drei der Öffentlichkeit zugängliche Teile. 2009, 2011 und 2014 wurden nacheinander die Abschnitte eröffnet, ab 2019 außerdem ein restauriertes Stück mit den originalen Schienen. Mit der Planung wurden die Landschaftsarchitekten von James Corner Field Operations und die Designer von Scofidio + Renfro beauftragt. Die ungenutzten Gleisanlagen wurden zunächst gesandstrahlt und später Wege, Beete, Aussichtsplattformen und sogar ein Amphitheater angelegt. Die Parkbesucher laufen teilweise durch höhere oder tiefere Vegetation. Diese ist nach nachhaltigen Kriterien angelegt. Sie besteht aus lokalen, trockenheitsresistenten Pflanzenarten, welche die heimischen Insekten und das Stadtklima positiv beeinflussen. Abgesehen von Pflanzen finden sich auf der Strecke von 2,3 Kilometern verschiedene Arten von Kunst. Von Performance-, über Videokunst und Skulpturen erwartet den Besucher kostenlose Kultur. Die gesamte Parkanlage wird von einer fast vollständig spendenfinanzierten Initiative instand gehalten. Die dafür benötigten Materialien kommen zu einem großen Teil aus höchstens 100 Meilen Entfernung. 107 108 109 110


81

Brachland

Kurzer persönlicher Ortsbesuch: Den High Line Park besuche ich an einem schwül-heißen Sommertag. Der Weg von der U-Bahn-Station 14St/8Av ist ungefähr fünf Minuten lang. Auf dem High Line Park angekommen wirkt es, als wenn man von der Stadt abgekoppelt ist. Die Geräusche, wie Sirenen, Stimmengewirr und das Hupen der Feuerwehrautos, kommen gedämpft bei uns an. Insgesamt verbringen wir eine Stunde auf der ehemaligen Hochbahntrasse. Wir unterqueren mehrere Hochhäuser und bewundern die hölzernen Bänke und dazu passende Gräser. Die Atmosphäre kann man als lässig und unaufgeregt beschreiben, auch wenn das Umfeld schon sehr „angelegt“ wirkt. Als besonders harmonisch empfinde ich die Materialien im städtischen Kontext. Das Holz, teilweise in den Boden eingelassene Steine oder Betonoberflächen und die Vegetation korrespondieren mit den umliegenden Backstein- und Glasfassaden und dem Himmel. Der leichte, salzige Wind vom Hudson River macht die von der Sonne aufgeheizte Stadt für einen kurzen Moment etwas erträglicher. Nach den obligatorischen Fotos verlassen wir zwei Kilometer weiter den Park, mit einer gewissen Neugier auf den (damals noch nicht eröffneten) letzten Teil.

Abb. 40 Abb. 40: High Line Park mit Bepflanzungen und urbaner Umgebung


82

Stadtstruktur

DRESDEN UND DER ALBERTBAHNHOF


Dresden und der Albertbahnhof

Stadtstruktur Dresden ist die Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen und hatte am 31.12.2020 innerhalb der städtischen Grenzen 561.942 Einwohner auf einer Fläche von 328,28 km². Daraus ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von 1.712 Einwohnern pro Quadratkilometer. Von der Einwohnerzahl her ist Dresden die zwölftgrößte Stadt in Deutschland, 111 von der Fläche her nach Hamburg, Berlin und Köln 112 auf Nummer vier. Die Metropolregion Dresden liegt mit 1.343.841 Einwohnern auf dem zehnten Platz. 113 Dresden ist eine Stadt von sehr heterogener Struktur. Ein Großteil der Touristen, die die rund 4,43 Millionen Übernachtungen im Jahr 2017 ausmachten, 114 fokussiert sich auf die wiedererrichtete Altstadt. Hier gibt es weltberühmte Museen und historische Anlagen wie die Frauenkirche, den Zwinger oder das Grüne Gewölbe, um nur einige exemplarisch zu nennen. Außerdem schätzen die Touristen das barocke Ambiente und die Kulturszene, im besonderen die Opernhäuser. Abgesehen davon ist vor allem der Osten der Stadt besonders reizvoll. Am Rande des Naherholungsgebiets Dresdner Heide stehen an einem Hang oberhalb der Elbe die drei sogenannten Elbschlösser. Daran schließen sich die historischen Stadtteile Loschwitz und Blasewitz an, die durch die, „Blaues Wunder“ genannte, Loschwitzer Brücke, aus dem Jahr 1893, über die Elbe miteinander verbunden werden. 115 Doch abgesehen von dieser beschaulichen und touristischen Seite hat Dresden noch viele andere Gesichter. Die Zeit der DDR (bis 1990) hat tiefe Spuren hinterlassen, so findet man zahlreiche Beispiele sozialistischer Baukunst im Stadtgebiet. Prägnant bzw. das Stadtbild prägend sind, abgesehen von den repräsentativen Bauten der inneren Altstadt, die großen Plattenbauviertel der Innenstadt. Außerdem ist und war die Stadt sehr industriell geprägt. Um 1910 herum wurde beispielsweise jede zweite in Deutschland

83


84

Stadtstruktur

hergestellte Zigarette in Dresden produziert. Zeitweise lebten bis zu 11.000 Arbeiterinnen und Arbeiter von der Tabakproduktion. 116 Diese Ära hinterließ bekannte Bauwerke, wie die orientalistische ehemalige Tabakfabrik Yenidze. Auch heute sind noch rund ein Fünftel der Siedlungsfläche der Stadt dem Gewerbe und der Industrie vorbehalten. Im Jahre 2020 waren das noch immerhin noch knapp 22 km². Das ist mehr, als zum Beispiel für Sport-, Spiel- und Freizeitstätten inklusive Grünanlagen zur Verfügung stand. 117 Diese industrielle Vergangenheit und Gegenwart hinlässt natürlich Spuren im Stadtbild. Diese findet man nicht nur in Gewerbe- und Industrieparks am Rande der sächsischen Landeshauptstadt. In einer grafischen Analyse kann man alleine in einem Umkreis von zwei Kilometern um die Frauenkirche mindestens 32 Brachflächen ausmachen. Auf einer Fläche von 8,29 km² sind das immerhin mindestens 0,5 km² (teilweise auf Schwarzplan S.109). Albertbahnhof Eine dieser Brachflächen ist die des ehemaligen Albertbahnhofs. Das Grundstück liegt in dem industriell geprägten Stadtteil Wilsdruffer Vorstadt/ Seevorstadt West im Stadtbezirk Altstadt. Er ist ungefähr 1,5 km südlich der Elbe gelegen und kann über den S-Bahnhof Freiberger Straße und drei verschiedene Straßenbahnhaltestellen erreicht werden. Das Gelände ist ungefähr 67.000 m² groß. Es liegt nordwestlich der Freiberger Straße, die im weiteren Verlauf bis zum Postplatz durchgeht. Eine wichtige Landmarke der Gegend ist das 1993 errichtete World Trade Center (WTC). Wichtige optische Bezugspunkte der Umgebung sind außerdem Strommasten, die etwa 1 km entfernte Yenidze, das Heizkraftwerk Nossener Brücke, das städtische Klinikum Dresden und der ehemalige VEB-Chemiehandel in der Rosenstraße 77. Auf der westlichen Seite des Grundstücks verläuft der Weißeritzgrünzug. Der Boden ist vor allem mit Hagebutten, Gräsern und Beerensträuchern bewachsen, im Nordteil haben sich zahlreiche kleine Rotbuchen angesiedelt.


Dresden und der Albertbahnhof

Abb. 41: Blick von der Grunaer Straße Richtung Frauenkirche_Dresden, Deutschland_2021

85


86

Stadtstruktur

Zeitleiste Albertbahnhof (Kohlenbahnhof) 1855

Eröffnung Güter- und Personenbahnhof und Benennung nach König Albert (1828-1902)

1868

Verstaatlichung

1869

Ende des Personenverkehrs

1890

Teilweise Nutzung als Abstellgleis für Personenzüge des Hauptbahnhofs

1900

500.000 t Steinkohle pro Jahr werden umgesetzt

1922

Umbenennung in „Dresden-Altstadt, Kohlenbahnhof“

1930

Erschöpfung der Steinkohlevorkommen im Plauenschen Grund

1945

Schwere Kriegszerstörung

1946

Notdürftige Reparatur zum Abstellen und Verschrotten ehemaliger Dampfloks

1964

Eröffnung des Heizkraftwerks Nossener Brücke

1964

Kohlebahnhof für Braunkohle aus dem Cottbuser Revier

1990

Abstellen und Wartung von Reisezügen

1993

Bau des World Trade Center (WTC) Dresden

1993

Betonmischanlage für das WTC, tägliche Herstellung von 85.000 Kubikmeter Beton

Zeitleiste Albertbahnhof

118


87

Dresden und der Albertbahnhof

Abb. 42

Abb. 43 Abb. 42: Satellitenbild Albertbahnhof aktuell; Abb. 43: Historische Karte Albertbahnhof 1927


88

Einführung

SENSELAND


89

Senseland

Einführung Das Brachland ist ein Produkt der landschaftlichen und urbanen Entwicklung und häufig anthropomorpher Entscheidungen. Parallel dazu ist der moderne Mensch ein Produkt der anthropologischen Entwicklung. Das urbane Brachland nimmt eine wichtige Rolle im städtischen Ökosystem ein, wird aber von den Stadtbewohnern häufig missachtet oder als Spekulationsfläche gesehen. Dabei können sowohl die Stadt als auch ihre Bewohner auf unterschiedliche Arten und Weisen von der autonomen ‚Freifläche‘ profitieren. Wir leben in unseren vorgegebenen Tagesabläufen, die oftmals von maximaler wirtschaftlicher Effizienz und Kontrolle geprägt sind. Dieser oft inhumane Lebensstil kann erschöpfen und die angeborene kreative Energie mindern. Der Sinn unseres Daseins, was immer er auch sein mag, verblasst und wird noch ungreifbarer. Der Sinn - im Sinne von Bedeutung - ist simultan zu den menschlichen Sinnen der Wahrnehmung zu sehen. Das unregulierte, freie Brachland kann und soll als Mehrwert in unser Leben integriert werden. Dabei sollte es allerdings nicht sein Wesen verlieren. Das Grundstück liegt auf der Brachfläche eines ehemaligen Kohlenbahnhofs, dem Albertbahnhof. Er ist im Westen der Innenstadt von Dresden verortet. Die Umgebung zeichnet sich durch eine sehr heterogene Bebauung aus, sie ist verkehrstechnisch sehr gut angebunden. Mehrere Straßenbahn- und S-Bahn-Linien fahren beispielsweise den Knotenpunkt Freiberger Straße an. Es war mir wichtig, dass der Entwurf in seinem Lebenszyklus nicht von Technologien und Systemen abhängig ist. Er soll über Jahrzehnte gleichbleibend funktionieren und sich mit der Stadt wandeln. Eine fotografische Auseinandersetzung mit der Umgebung findet sich in der anschließenden Fotokollektion.


90

Der Abgestumpfte vor der Metamorphose


Senseland

91


92

Die Metamorphose

Die Metamorphose Der Abgestumpfte sitzt in der S2, die Kopfhörer im Ohr und den Blick auf das Handy gerichtet. Der Tag auf der Arbeit war lang und in der Mittagspause reichte es nur für ein schnelles Essen aus der Mikrowelle und eine Zigarette im Innenhof des Bürogebäudes. Morgen würde der Abgestumpfte wieder in der Bahn sitzen und am Tag darauf ebenfalls. Es ist vier Uhr nachmittags und die Stadt wirkt irgendwie wie im Nebel. Dresden-Mitte, Ausstieg in Fahrtrichtung links, ertönt es aus dem Lautsprecher. In zwei Stationen wird er am Hauptbahnhof sein und in zwei Stunden, wie jeden Tag, das erste Bier öffnen. Willkommen in der S2 Richtung Hauptbahnhof, nächster Hält: Freiberger Straße. Freiberger Straße? Der Abgestumpfte horcht auf und erhebt seinen Blick auf die grauen Wohnhäuser. Auf der Scheibe vor ihm waren achtlos Graffiti-Tags angebracht. War da nicht dieser neue Park? Dort sollen in unterschiedlichen Stationen die Sinne und die Geistesgegenwart geschärft werden. Irgendwie hatte er das nebenbei mitbekommen. Die Zeiten in denen er sich für so etwas wirklich interessierte und sich für Architektur und Kunst begeistern konnte, waren lange vorbei. Spätestens nach seinen ersten zwei Jahren mit der 40-Stunden-Stelle in dem Großraumbüro, einer Bildschirmzeit von über 14 Stunden am Tag und Fertigessen, war es schon anstrengend genug jeden Morgen aufs Neue unter die Dusche zu springen und das Hemd möglichst faltenfrei überzuziehen. Freiberger Straße, Ausstieg in Fahrtrichtung links. Der Abgestumpfte steht wie mechanisch auf und geht, als könne er gar nichts dagegen unternehmen, zum Ausgang. Sein abgenutzter Rucksack wiegt schwer auf dem Rücken und er bereut sogleich nicht einfach sitzengeblieben zu sein. Die Türen öffnen sich und ein ohrenbetäubender Lärm erfüllt die Luft. Er empfindet das Geräusch als extrem unangenehm und beunruhigend. Keine zehn Meter entfernt, auf dem Gleis gegenüber, rast ein Güterzug vorbei. Der Abgestumpfte


93

Senseland

berappelt sich, tritt aus der Bahn und geht über die Treppen ins Freie. Aus dem geschlossenen, reglementierten Raum der Bahn in den offenen, reglementierten Raum der Stadt. Er gibt das Ziel in sein Handy ein. Keine fünfzig Meter entfernt soll der Eingang sein, direkt an der Bauhofstraße. Er setzt sich in Bewegung und steht nach zwei Minuten vor einem runden, zylinderförmigen Betonbaukörper. Ein kleiner Vorplatz aus Betonplatten liegt zwischen wuchernden Sträuchern und Gras sprießt schon zwischen den Elementen. Der Baukörper ist mehr als zwei bis drei mal so hoch wie er selbst und von einigen farbigen Graffiti verziert. An ihn sind zwei Fahrräder angelehnt und ein Elektro-Roller steht direkt an der Straße. Es werden also auch noch andere hier sein. Der Abgestumpfte geht auf den Pavillon zu und betritt durch einen türlosen Durchgang den Innenraum. Man kann entweder links oder rechts gehen. Der Abgestumpfte steht auf dem rohen Erdboden, er ist eben und wirkt ein wenig feucht. Als er rechts herum geht verschwinden die Geräusche und das Licht wird weniger. Der Raum ist sehr hoch und schmal und es wirkt, als würde er sich nach oben hin verengen. Nach wenigen Metern kommt links der Durchgang. Der zentrale Raum ist auch rund und hat keine Decke. Stattdessen ist er zylinderförmig aufgebaut und öffnet sich nach oben hin in der Form eines Trichters. Das Grau des Beton geht nahtlos in das Grau des Himmels über. Man nimmt die Schalung der Bretter wahr und auch hier sind vereinzelt kleine Graffiti zu finden. Quer über den Boden zieht sich eine dünne Betonrinne. Der Abgestumpfte geht einen Schritt in den Raum und schließt die Augen. Durch die Drehung hat er den Bezug zur Außenwelt verloren. War es der halbe Grundriss oder doch nur ein Viertel? Der Abgestumpfte ist sich da nicht ganz sicher. So steht er in dem Raum, mit geschlossenen Augen und hört nur die ferne Zivilisation rauschen. Das Rattern eines Güterzuges und das Klingeln einer Straßenbahn sind deutlich wahrnehmbar. Eine seltsame Erfahrung, denkt sich der Hörende. Durch die Trichterform kann er nicht mehr darauf schließen, wo die Geräusche herkommen. Die Geräusche verstummen kurz, doch bald darauf ertönt ein entferntes Martinshorn. Es vermischt sich mit der Klingel eines Kinderfahrrads, welches wohl unmittelbar an der Straße vorbeifahren muss. Der Hörende atmet tief ein - und aus. Er genießt die, von den urbanen Geräuschen mal abgesehen, reizarme Umgebung. Das erste Mal am Tag spürt er die Lust etwas Neues zu erleben. Er setzt sich in Be-


94

Die Metamorphose

Der Turm der Akustik am nordöstlichen Ende des Grundstücks ist nur wenige Meter von der S-BahnHaltestelle entfernt


95

Senseland

wegung und verlässt den Innenhof durch denselben Durchgang und wendet sich nach links, um dann auf der Rückseite wieder aus dem Gebäude auszutreten. Vor ihm erstreckt sich ein großes Feld. Niedrige Büsche und hohe Gräser wuchern wild über die Oberfläche. Der ein oder andere Klatschmohn und eine weiße Pflanze, die der Hörende nicht kennt, bringen vereinzelte Farbakzente in die gelb-grün-braune Landschaft. Einige hundert Meter entfernt verläuft eine Hochspannungsleitung, dahinter erhebt sich der hohe Kühlturm eines Kraftwerks. Er schaut nach rechts und entdeckt wenige Schritte entfernt einen Mann, welcher an der Außenwand lehnt. Dieser lächelt ihm zu und geht einen Schritt in seine Richtung. „Hallo, herzlich willkommen im Senseland. Ich bin der Architekt der Anlage“, begrüßt er den Hörenden mit freundlichen Worten. „Wenn du möchtest, dann kann ich dich ein wenig herumführen?“. „Ausgesprochen gern“, freut sich der Hörende, „mir liegen nämlich viele Fragen auf den Lippen“. „Na also“, führt der Architekt weiter aus, „dann fange ich mal mit dem Turm der Akustik an. Er ist 6 m hoch, außen zylinder- und innen trichterförmig und wir haben ihn mit einer Holzschalung errichtet. Das ist zwar sehr teuer, es stellt aber eine poetische Verbindung zwischen der Natur, dem Bauwerk und diesem Brachland her. Das Gebäude steht auf zwei ringförmigen Fundamenten und die einzelnen Wandringe sind jeweils 40 cm dick. Nun ist’s aber erstmal genug mit dem technischen Zeug, lass uns mal ein Stückchen weiter gehen“. Der Hörende und der Architekt setzen sich in Bewegung und gehen über einen langen Pfad aus Fertigbetonplatten, er musste gut über einhundert Meter lang sein, Richtung Zentrum des Grundstücks. Der schmale Weg knickt nach einigen Schritten leicht ab und führt auf eine Ansammlung aus tiefen Betonoberflächen zu. „Die Wege sind übrigens 1,435 m breit, das ist genau die Spurweite einer Eisenbahn. Du musst wissen, dass das Gelände früher ein Bahnhof war. Genau genommen ein Güterbahnhof für Kohlen mit dem Namen Albertbahnhof. Fast der gesamte Bedarf der Stadt Dresden wurde hier Anfang des 20. Jahrhunderts abgewickelt. Deswegen sind die Wege auch nach dem Schema einer Gleisanlage angelegt“. Die beiden kommen dem Zentrum des riesigen Grundstücks näher. Das Zirpen der Grillen um sie herum verstummte, wenn sie sich ihnen näherten. Die Oberfläche des Weges ändert sich und der Hörende sieht, dass sich geradeaus und rechts von ihm riesige Wasserbecken erstrecken. Auf der Geländeoberfläche wuchern allerhand Pflanzen,


96

Die Metamorphose

der Weg bekommt eine glattere Betonoberfläche und die Wolken spiegeln sich im Wasser der flachen, lang erstreckten Becken. Der Architekt hält inne und der Hörende tut es ihm gleich. Sie hatten sich von den Schienen der S-Bahn und von der parallel zu der Anlage verlaufenden Freiberger Straße entfernt. „Warum verändert sich denn hier der Weg, warum müssen wir erst nach dorthinten laufen um voranzukommen und was hat es mit den Wasserbecken auf sich?“, sprudelt es aus dem Hörenden heraus. „Nun,“ beginnt der Architekt und ein leichtes Lächeln, als hätte er auf die Frage gewartet, umspielt seine Lippen. „Dies ist das Gleisbett der Orientierung. Wie du vielleicht schon vermutet hast, möchten wir mit dem Areal die Sinne fördern und suchenden, ausgelaugten Menschen Halt und neuen Lebensmut geben. Der Weg hier hat so viele Abzweigungen, da das Gleisbett der Orientierung an das Raster eines großen Bahnhofs angepasst ist. Die Züge können natürlich auch nur in einem bestimmten Winkel die Gleise wechseln. Der Abstand zwischen den Reihen der Gleise beträgt genau 3,5 m, das ist auch originalgetreu. Die Wasserbecken bestehen aus großen, versiegelten Betontrögen. Zur Mitte des Weges ist über die gesamte Fläche des Gleisbetts der Orientierung ein leichtes Gefälle zur Mitte hin eingearbeitet. So wird auf 75 m mal 50 m Regenwasser gesammelt und in die Betontröge geleitet. Mit der Zeit verdunstet es zwar teilweise, dennoch wird ein Lebensraum für Molche und Insektenlarven geschaffen. Das längste dieser Becken ist knapp 50 m lang.“ Der Hörende blickt sich um und betrachtet eine Weile die ruhige Wasseroberfläche. Die Wolken und die dünnen Kabel der Hochspannungsleitung werden reflektiert, so dass die Erde des Brachlandes mit der Weite des Himmels zu korrespondieren scheint. Die beiden setzen ihren Spaziergang fort. Gut fünfzig Meter geradeaus, dann scharf rechts und dann wieder genauso weit in die andere Richtung, es musste wieder Norden sein, zurück. Als sie an einer Gabelung ankommen, hält der Architekt an und verkündet: „Das ist der Turm des Betrachtens. Mit deinen Erfahrungen hier möchte ich dich gerne alleine lassen, denn du gehst diesen Weg hier für dich selbst und nicht mit jemand anderem. Trotzdem mal ein paar Eckdaten. Der Turm ist 4,15 m hoch, mit einem runden Grundriss und hat einen Durchmesser von 6 m. Er ist von einer Seite aus begehbar und wird von zwei gewendelten Treppen erschlossen. Der Fußboden der Plattform hat eine Oberkante von 3 m über der Geländeoberfläche. Dort steht ein Fernrohr. Das ist um 360° drehbar.


97

Senseland

Das Gleisfeld der Orientierung ist das verbindende Glied zwischen den einzelnen Pavillons


98

Die Metamorphose

Das Fernrohr auf dem Turm des Betrachtens kann beliebig in alle Richtungen gedreht werden


99

Senseland

Nimm dir etwas Zeit und lasse die komplette Umgebung auf dich wirken. Die umliegenden Stadtteile sind wirklich alle sehr unterschiedlich. Nachdem du im Turm des Betrachtens warst hältst du dich erst rechts, folgst dem Weg und gehst an der nächsten Abbiegung links. Dann folge bitte den Anweisungen der Imkerin. Sie müsste da sein. Wir treffen uns dann im Gang der Haptik wieder.“ Der Architekt wendet sich ab und schlendert wieder gen Süden den Weg weiter. Der Imkerin, wundert sich der Hörende. Hinten ist ein kleiner Pavillon zu erkennen, dahinter kleine Laubbäume. Er dreht sich wieder dem runden Gebäude zu und geht die letzten paar Meter über wieder losere Betonplatten. Er schreitet durch die Eingangsöffnung und wird von einer ähnlich feuchten und leicht kühlen Luft, wie im Turm der Optik, empfangen. Er geht quer durch den unteren Raum und erklimmt dann die Treppe zu seiner Rechten. Nach fünfzehn Stufen - bei drei Metern höhe musste eine also zwanzig Zentimeter hoch sein - erreicht er eine runde, kleine Plattform. Sowohl der Turm in seinen Außenmaßen, als auch die Mitte, sind von einer mehr als hüfthohen Betonbrüstung umgeben. In der Mitte steht ein grünes Fernrohr. Von der Erhöhung kann der Hörende fast auf die Schienen der nahen Gleisanlage schauen. Auch das Gleisbett der Orientierung wirkte anders als vom Boden. Man nimmt von hier oben erst die gewaltigen Ausmaße des Senselands war. Die vielen Streifen, in denen sich der Himmel spiegelte, scheinen eine Symbiose mit dem dürren Gras einzugehen. Aus dem Pavillon am Ende, kurz vor dem Wäldchen, steigt Rauch aus einem langen Schornstein auf. Wie ein dünner Faden zieht er fast gerade in den Himmel hinauf, er ist von rußiger Farbe. Zwei Tauben sitzen auf der Brüstung, gurren und sehen ihn an, machten aber keinerlei Anstalten davon zu fliegen. Er tritt auf das Fernrohr zu und schaut durch. Das Objektiv war Richtung S-Bahnhof gerichtet, genau auf eine Bank. Auf dieser sitzt ein alter Herr und blättert in einer Zeitung. Er kann wage das rote Logo wahrnehmen. Als er das Fernrohr etwas nach oben justiert, zuckt er zusammen. Er hatte voll in die, die Sonne reflektierende, Glasfassade des World Trade Center geschaut. Für einen kurzen Augenblick kneift er die Augen zusammen und sieht nur weiße und schwarze Punkte tanzen. Er dreht das Fernrohr auf die andere Seite und schaut in hohe Birken, welche einen Wegrand säumen. Etwas weiter unten laufen auf dem Weißeritzgrünzug eine Mutter mit ihrem Sohn und einem Dackel an der Leine. Die drei spazieren fast im Gleichschritt, irgendwie ein beruhigender Anblick. Der Sehende atmet tief ein und aus. Er verspürt den Drang auf dieser


100

Die Metamorphose

riesigen Verkehrsbrache weiter zu gehen. Nachdem er den Turm der Optik über die gegenüberliegende Treppe wieder verlassen hatte, folgt er dem Betonweg Richtung Süden. Die Sonne steht schon relativ tief zu seiner Rechten und das Licht ändert sich zu einem warmen Rotton. Er folgt dem Weg nach der Beschreibung des Architekten. Rechts halten, dann eine scharfe Kurve und an dem Abzweig links. Jetzt braucht er nur noch gut 200 m auf das nächste Gebäude zuzugehen. Es ist der Pavillon mit dem langen Schornstein. Je näher er kommt, desto filigraner wirkt das Bauwerk. Die Deckenscheibe war auf einen zentralen Kern aus Beton und sechs dünne Stützen aufgelagert. Die Hälfte des Grundrisses ist ein geschlossener Raum, umgeben von mehreren, in dünne Profile eingefasste, Glasscheiben. Der Schornstein ist auch aus Metall, es musst ein dunkler Stahl sein. Mit jedem Schritt riecht es mehr nach verbrannten Holz. Es wird also Feuerholz verbrannt. Als er unter das Vordach, also die nördliche Hälfte des runden Grundrisses tritt, wird eine Tür zur Seite geschoben und ihm steht eine junge Dame gegenüber. Sie hält einen Topf mit dunklem Honig in der Hand. „Hi, der Architekt hat dich schon angekündigt, komm’ her und probiere mal unseren frischen Honig.“ Der Sehende geht an aufgestapelten Holzscheiten vorbei und betritt den Innenraum des kleinen Gebäudes. Er hatte richtig gemutmaßt, denn der zentrale Kern entpuppte sich als massiver Kamin. Auch wenn er, gerade bevor er eintrat, nur weniger Scheite brennen sah, so strahlt die Masse eine ungeheure Wärme aus. „Dies’ ist mein Schleuderhaus und außerdem bewahre ich hier meine Utensilien auf. Im Winter und generell wenn es kühler wird, dann reicht es, wenn ich für die Dauer meines Aufenthaltes hier ein Feuer entzünde. Das Holz kommt aus dem Hain direkt hier nebenan.“ Sie deutet auf eine nahe und ganz akkurate Anpflanzung von mittelgroßen, hellen Birken. „Ich studiere Landwirtschaft und betreibe in meiner Freizeit hier zwölf Bienenkästen. Die nennen wir Imker auch Bienenbeuten. Ich würde dir empfehlen da gleich einmal vorbeizuschauen. Jedes Volk produziert etwa 80 kg Honig pro Jahr, eine ganz schöne Menge, oder?!“ Lächelnd reicht sie dem Sehenden einen Löffel mit der dickflüssigen, goldenen Flüssigkeit darauf. Der Sehende steckt ihn sich in den Mund und staunt nicht schlecht. Der Honig ist so süß, dass sich alles im Mund zusammenzieht. Er schmeckte hervorragend, wieso aß er nur so selten Honig? Langsam breitete er sich, bis hinten zum Gaumen,


101

Senseland

Das Schleuderhaus wird von der Imkerin genutzt


102

Die Metamorphose

Der flache Bewuchs erlaubt einen uneingeschränkten Blick über das Senseland


103

Senseland

aus. Der Schmeckende lächelt breit und reicht der Imkerin dankend den Löffel zurück. „Das war köstlich, darf ich fragen, wieso Honig aus der Stadt so hervorragend schmeckt?“ „Nun ja, also generell gibt es in der Stadt ein breites Angebot an Blüten. Auf dem Senseland haben wir sowieso viele verschiedene Sträucher, wie Brombeeren und Himbeeren. Außerdem wachsen hier Schafgarben und ganz viel Mohn wild durcheinander. In einem kleineren Radius um die Bienenbeuten herum haben wir noch gezielt weitere bienenfreundliche Pflanzen angesiedelt. Salbei, Thymian, Kamille und Sonnenblumen, um nur ein paar zu nennen. Darüber freuen sich nicht nur die Honig-, sondern auch die Wildbienen. Es wird aber in einer halben Stunde schon dunkel und der Architekt wartet bestimmt, also würde ich dir raten weiterzugehen.“ Der Schmeckende bedankt sich und tritt seinen Weg wieder an. Er schreitet unter dem Vordach wieder in das Freie. In der Ferne rauscht ein Güterzug und aus der Richtung der Freiberger Straße ertönt kurz eine Hupe. Zu seiner Rechten, am Ende eines kurzen Weges aus Betonplatten, stehen die Bienenbeuten. Je näher er kommt, letztendlich steht er rund zwei Meter davor, desto deutlicher nimmt er das Summen der tausenden kleinen Insekten wahr. Die Vegetation verändert sich leicht und er riecht, wie die Imkerin schon gekündigt hatte, den intensiven Geruch von Thymian. Der Riechende schließt die Augen und hält kurz inne. Das Rauschen der Stadt, die frische Abendluft, es musste schon um fünf Uhr sein, und der Geruch von Kräutern und Blumen. Wieso war er noch nicht öfter hier gewesen? Der Riechende erinnert sich an den Architekten und bekommt kurz ein schlechtes Gewissen. Sofort schreitet er los in Richtung des Gangs der Haptik, vorbei an den das leichte Abendrot reflektierenden Wasserbecken aus Beton. Der Gang liegt wieder auf der anderen Seite des Gleisbetts der Orientierung und besteht aus vier dickeren Wandscheiben. Sie scheinen sehr lang zu sein. Der Architekt lehnt an der ersten Wandscheibe, drückt ruhig seine Zigarette aus und lächelt dem Riechenden ins Gesicht. „Das ist es also, das finale Bauwerk. Der Schleuderraum besteht aus Betonfertigteilen, doch diesen Gang haben wir wieder vor Ort gegossen. Die Schalung bestand an den glatten Außenseiten aus Brettern


104

Die Metamorphose

und an den gewölbten Innenseiten aus Baumstämmen. Wenn du genau hinschaust, dann kannst du die Maserung sehen und auch fühlen. In jeder Wandscheibe haben wir die Stämme anders aneinander gefügt. Sie sind zwei Meter hoch und werden von mächtigen Streifenfundamenten stabilisiert. Die Wände sind an ihrer dünnsten Stelle 20 cm dick und an ihrer breitesten 40 cm. Ich würde dir raten dich nur auf das Tasten zu konzentrieren. Wir können uns nachher noch kurz verabschieden, ich würde dann vorausgehen.“ Der Riechende nickt einverstanden und streckt seine Arme aus. Er konnte ohne Probleme beide Seiten berühren. Die linke Wandscheibe war deutlich gröber ausgestaltet, die rechte feiner. Beide Seiten mussten mit Baumstämmen von rund zwanzig Zentimetern geschalt worden sein. Er schreitet voran und lässt seine Fingerspitzen über die kalte und harte Betonoberfläche gleiten. Hier und da sind schon kleinere Graffiti zu sehen. An der scharfen Linkskurve umgreift er eine Wandscheibe an ihrer schmalsten Stelle. Dass das wohl statisch hält. Unglaublich. Am Ende des zweiten Teils des Ganges streift der Fühlende mit beiden Händen nochmal die Wölbungen entlang. Der Architekt war angehalten und deutete den Weg zurück. „Dort hinten kommst du an ein totes Ende. Dort stehst du mitten auf dem Brachland und kannst, so lange wie du willst und brauchst, innehalten. Komm’ noch mit nach vorne zum Weißeritzgrünzug, ich muss langsam mal nach Hause und du warst sicher auch gerade auf dem Weg irgendwohin?“ Der Fühlende ist sich da zwar nicht mehr so sicher, nickt aber leicht. Beim Gehen nimmt er den Geruch von feuchtem Gras in der Abenddämmerung wahr. „Wir sind jetzt 1,6 km gelaufen, etwas Zeit benötigt man aber schon. Ich hoffe aber, dass du die Anlage verstanden und genossen hast. Vielleicht hat sie dich ja sogar irgendwie berührt.“ „Danke dir vielmals, ich fühle mich irgendwie ganz anders, aber auf eine positive Art und Weise,“ sagt der Mensch.


105

Senseland

Nach zehn Jahren sprießen überall auf dem Senseland schon kleine Birken und Sträucher


106

Der Mensch nach Metamorphose


Senseland

107


108

Plankollektion

Plankollektion: Schwarzpläne

N O W Schwarzplan S

100 Meter


109

Senseland

N O W Schwarzplan mit Brachland und Grundstück S

100 Meter


110

Plankollektion

Plankollektion: Übersichten

Isometrie Grundstück


111

Senseland

Eingang S-Bahn

Turm der Akustik

Gang der Haptik

Turm des Betrachtens

Gleisfeld der Orientierung

Bienenbeuten

Schleuderraum

O N S Lageplan - M 1:2.000 W

10 Meter


112

Plankollektion

Plankollektion: Der Turm der Akustik

Ansicht nach Norden - M 1:100

2 Meter

Der Turm der Akustik wird mit 15 cm breiten Holzbrettern geschalt. Als erste Station auf dem Areal wird er auf der Nordseite, zur Bauhofstraße hin, betreten.


113

Senseland

0,4 0,8 0,4

6

2,8

80 2,5

0,4 0,8 0,4

F

E

D

C

B

A

1,435

N

O

Grundriss - M 1:100 W S

2 Meter


114

Plankollektion

Schnitt A - M 1:100

Schnitt B - M 1:100

2 Meter

2 Meter


115

Senseland

Schnitt C - M 1:100

Schnitt D - M 1:100

2 Meter

2 Meter


116

Plankollektion

Schnitt A - M 1:100

2 Meter

6m

3m

Schnitt B - M 1:100

2 Meter


117

Senseland

Plankollektion: Der Turm des Betrachtens

Aufsicht - M 1:100

2 Meter


118

Plankollektion

6

0,4

1,2

0,3

0,7

0,8

0,7

0,3

1,2

0,4

A 0,4 30/20

B

5,2

6

0,4

N

O

Grundriss - M 1:100 W S

2 Meter


119

Senseland

Schnitt A - M 1:100

2 Meter

4,15 m

3m

Schnitt B - M 1:100

2 Meter


120

Plankollektion

Plankollektion: Schleuderhaus

Aufsicht - M 1:100

2 Meter


121

Senseland

6

0,1

1,05

0,1

1,05

0,1

1,2

0,1

1,05

0,1

1,05

0,1

20

6

Kamin Schiebeelement ->

<- Schiebeelement

Schleuderraum

A

N

O

Grundriss - M 1:100 W S

2 Meter


122

Plankollektion

Schnitt A - M 1:100

2 Meter

5,8 m

3m

Schnitt B - M 1:100

2 Meter


123

Senseland

Plankollektion: Gang der Haptik

Aufsicht - M 1:200

4 Meter


124

Plankollektion

24

A

1 4 ,5 1 ,8 3 5

N

O

Aufsicht - M 1:200 W S

4 Meter


125

Senseland

2m

Schnitt A - M 1:100

2 Meter


126

FOTOKOLLEKTION


127

Fotokollektion

Die Fotokollektion ist thematisch an die Gliederung der Bachelorthesis angepasst. Während der Vertiefung und der Vorbereitung auf diese Arbeit habe ich intensiv mit Fotografien gearbeitet. Alle Bilder sind, ebenso wie die in den vorangegangenen Kapiteln, von mir selbst gemacht worden. Sie sollen das Geschriebene begleiten und ergänzen. Manchmal lässt sich so eine Stimmung und eine Wesensart besser ausdrücken als durch ein Diagramm oder einen Text.


128

Anonyme Architektur

Abb. 44: Tempel Tham Khao Luang als Beispiel für Architekturen der Natur_Phetchaburi, Thailand_2015


129

Fotokollektion

Abb. 45: Reisfelder als Beispiel für Architektur durch Subtraktion_Taman Negara, Malaysia_2015


130

Anonyme Architektur

Abb. 46: An die Landschaft und das Klima angepasst Bauweise_Battambang, Kambodscha_2016


131

Fotokollektion

Abb. 47: Fischerhaus_Bintan, Indonesien_2019


132

Low-Tech

Abb. 48: Schattenspender_Kuala Lumpur, Malaysia_2015


133

Fotokollektion

Abb. 49: Wassertank zur Trinkwasserversorgung und zum Ausgleich eines fehlenden Wasserdrucks_New York City, USA_2017


134

Brachland

Abb. 50: Parkplatz auf Spekulationsbrache_Sofia, Bulgarien_2017


135

Fotokollektion

Abb. 51: Strukturbrache auf Verkehrsknotenpunkt_Sofia, Bulgarien_2017


136

Brachland

Abb. 52: Brachliegende Geschäftsflächen_Freckenhorst, Deutschland_2017


137

Fotokollektion

Abb. 53: Verkehrsbrache_Berlin, Deutschland_2021


138

Senseland Grundstück

Abb. 54: Blick über das Grundstück Richtung WTC Dresden_2021


139

Fotokollektion

Abb. 55: Blick über das Grundstück Richtung Freiberger Straße_2021


140

Senseland Grundstück

Abb. 56: Werbetafel am Grundstück_2021


141

Fotokollektion

Abb. 57: Grenze des Grundstücks zur Freiberger Straße_2021


142

Senseland Grundstück

Abb. 58: Blick über das Grundstück Richtung Weißeritzgrünzug_2021


143

Fotokollektion

Abb. 59: Blick über das Grundstück Richtung Weißeritzgrünzug_2021


144

Senseland Pflanzen

Kleeblüte

Wiesenarnika

Brombeeren

Buchen

Binsen

Zierquitte

Hagebutte

Abb. 60: Mosaike zu Pflanzen auf dem Grundstück im Oktober_2021

Birken und Baumwolle


145

Fotokollektion

Abb. 61: W ilder Wein (Parthenocissus)_2021


146

Senseland Pflanzen

Abb. 62: Rankende Pflanzen an einem Bauzaun_2021


147

Fotokollektion

Abb. 63: Liguster (Ligustrum vulgare)_2021


148

Umgebung

Abb. 64: Als Parkplatz genutzte Brachfläche_2021


149

Fotokollektion

Abb. 65: Oederaner Straße_2021


150

Umgebung

Abb. 66: Blick Freiberger Straße Richtung Grundstück_2021


151

Fotokollektion

Abb. 67: Schrottplatz an der Freiberger Straße_2021


152

Umgebung

Abb. 68: Ungenutzter Bauhof an der Hirschfelder Straße_2021


153

Fotokollektion

Abb. 69: Skatepark am Weißeritzgrünzug_2021


154

Umgebung

Abb. 70: Firmengelände am Weißeritzgrünzug_2021


155

Fotokollektion

Abb. 71: Hinweisschild für den Albertbahnhof am Weißeritzgrünzug_2021


156

Umgebung

Abb. 72: Blick Weißeritzgrünzug Richtung Norden_2021


157

Fotokollektion

Abb. 73: E-Scooter am Weißeritzgrünzug_2021


158

Umgebung

Abb. 74: Blick Hirschfelder Straße Richtung Südosten_2021


159

Fotokollektion

Abb. 75: Gleisanlage an der Papiermühlengasse_2021


160

Umgebung

Abb. 76: Betonwerk an der Papiermühlengasse_2021


161

Fotokollektion

Abb. 77: Blick in die Papiermühlengasse von der Freiberger Straße_2021


162

Umgebung

Abb. 78: Garagenhof an der Rosenstraße_2021


163

Fotokollektion

Abb. 79: Leerstehendes Haus an der Rosenstraße_2021


164

Umgebung

Abb. 80: Leerstehendes Fabrikgebäude an der Rosenstraße_2021


165

Fotokollektion

Abb. 81: WTC von der Rosenstraße_2021


166

Umgebung

Abb. 82: Tag am Jagdweg_2021


167

Fotokollektion

Abb. 83: Tag auf Schild_2021


168

Bodenbeschaffenheit

Abb. 84: Bodenoberflächen Gehweg und Straße_2021


169

Fotokollektion

Abb. 85: Bodenoberfläche Betonplatten_2021


170

Bodenbeschaffenheit

Abb. 86: Poetische Fugen und Risse_2021


171

Fotokollektion

Abb. 87: Dornen und Scherben_2021


172

Bodenbeschaffenheit

Abb. 88: Mäuselöcher auf dem Grundstück_2021


173

Fotokollektion

Abb. 87: Rotbuchen auf dem Grundstück_2021


174

Strukturen

Abb. 90: Masten einer Gleisanlage_2021


175

Fotokollektion

Abb. 91: Mast einer Hochspannungsleitung_2021


176

Strukturen

Abb. 92: Hochspannungsleitungen über dem Grundstück_2021


177

Fotokollektion

Abb. 93: Maschendrahtzaun am Grundstück_2021


178

Strukturen

Abb. 94: Strukturen der Äste am Weißeritzgrünzug_2021


179

Fotokollektion

Abb. 95: Aufgestapelte Autos am Schrottplatz an der Freiberger Straße_2021


180

LITERATUR


181

Literatur und Abbildungen

1

Signer, D. (2018), „Der Gigant unter den Bäumen“. In nzz.ch, 16.11.2018, https:// www.nzz.ch/wissenschaft/affenbrotbaum-oder-baobab-der-gigant-unter-den-baeumen-ld.1434679, letzter Zugriff: 24.10.2021.

2

Jenkins, M. (2012), „Die letzten Höhlenmenschen Papua Neuguineas“. In: National Geographic, Heft 02 / 2012, S. 26ff.

3

UNESCO World Heritage Convention (2021), „Syracuse and the Rocky Necropolis of Pantalica“. In: whc.unesco.org, http://whc.unesco.org/uploads/nominations/1200.pdf, letzter Zugriff: 24.10.2021.

4

Cressey, G. B.: Land of the 500 Million: A Geography of China. New York City, NY: McGraw Hill, 1955.

5

Rudofsky, B.: Architecture Without Architects. A Short Introduction to Non-Pedigreed Architecture. 5. Auflage, Albuquerque, NM: University of New Mexico Press, 1998.

6

ebd.

7

ebd.

8

Pfammatter, U.: Building for a Changing Culture and Climate. World Atlas of Sustainable Architecture. Berlin: DOM publishers, 2014, S. 117.

9

Lauber, W., Prof.: „Klimagerechte Architektur in den afrikanischen Tropen. Eine Untersuchung am Vorbild der traditionellen Architektur des Regenwaldes in Kamerun und der Savanne in Mali.“ Dissertation. Fachhochschule Konstanz, 2003.

10

Pfammatter, U.: Building for a Changing Culture and Climate. World Atlas of Sustainable Architecture. Berlin: DOM publishers, 2014, S.259.

11

Gothein, M. L. (1929): Die Stadtanlage von Peking: Ihre historisch-philosophische Entwicklung. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Augsburg: Dr. Benno FilserVerlag.

12

UN-Habitat: „Proportion of Urban Population Living in Slum Households by Country or Area 1990-2018“. In: https://data.unhabitat.org, https://data.unhabitat.org/ datasets/proportion-of-urban-population-living-in-slum-households-by-country-


182

or-area-1990-2018-percent/explore, letzter Zugriff: 27.10.2021. Fehr, J. (2007): „Venedig“. In planet-wissen.de, 28.10.2019, https://www.planet-

13

wissen.de/kultur/metropolen/venedig_perle_der_adria/index.html, letzter Zugriff: 02.12.2021 Maedjong, B. (2021): „Darum ist die Hauptstadt von Myanmar so skurril“. In: rp-on-

14

line.de, 25.03.2021, https://rp-online.de/leben/reisen/laender/myanmar/myanmarhauptstadt-naypyidaw-und-ihr-skurriles-geheimnis_aid-46098697, letzter Zugriff: 04.12.2021. Bischöfliche Pressestelle Bistum Münster: „Die wiederaufgebaute Kathedrale wurde

15

1956 feierlich eingeweiht“. In: paulusdom.de, https://www.paulusdom.de/geschichte/die-wiederaufgebaute-kathedrale-wurde-1956-feierlich-eingeweiht, letzter Zugriff: 02.12.2021. Stadtportal der Stadt Frankfurt am Main: „Wallanlagen“. In: frankfurt.de, https://

16

frankfurt.de/themen/umwelt-und-gruen/orte/parks/parks-nach-typ/wallanlagen, letzter Zugriff: 02.12.2021. Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.: Infografik „Importabhängigkeit der

17

deutschen Energieversorgung 2020“. In: ag-energiebilanzen.de, 09.2021, https:// ag-energiebilanzen.de/21-0-Infografik.html, letzter Zugriff: 07.12.2021. Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.: „Investitionen der deutschen

18

Energieversorger“. In: bdew.de, 25.05.2020, https://www.bdew.de/service/anwendungshilfen/investitionen-der-deutschen-energieversorger/, letzter Zugriff: 07.12.2021. Redaktion photovoltaik.org: „Photovoltaik Kosten“. In: photovoltaik.org, https://

19

www.photovoltaik.org/betrieb/photovoltaik-kosten, letzter Zugriff: 07.12.2021. Heise, S.: „Vegetationszonen: Die Zone der Wüsten und Halbwüsten“. In: klett.de,

20

2003, https://www2.klett.de/sixcms/list.php?page=infothek_artikel&extra=TERRA-Online&artikel_id=103739&inhalt=klett71prod_1.c.188168.de, letzter Zugriff: 07.12.2021. Roesler, S.: Weltkonstruktion. Berlin: Gebr. Mann Verlag, 2013, Karten B4, C1, C6.

21

Pfammatter, U.: Building for a Changing Culture and Climate. World Atlas of Sustaina-

22

ble Architecture. Berlin: DOM publishers, 2014, S. 269. Rudofsky, B.: Architecture Without Architects. A Short Introduction to Non-Pedig-

23

reed Architecture. 5. Auflage, Albuquerque, NM: University of New Mexico Press, 1998. Bundesverband Geothermie: „Badgir“. In: geothermie.de, 04.2020, https://www.geo-

24

thermie.de/bibliothek/lexikon-der-geothermie/b/badgir.html, letzter Zugriff: 08.12.2021. Medizadeh Saradj, F.: „Using Natural Resources for Ventilation: The Application of

25


183

Literatur und Abbildungen

Badgirs in Preservation“. In: APT Bulletin: The Journal of Preservation Technology, Heft 39, Nr. 4 / 2008, S. 39ff. 26

Lehnert, W., Dr.-Ing.: „Die Wände der bürgerlichen Wohnarchitektur im Wandel der japanischen Edo-Zeit.“ Abhandlung. Universität Stuttgart, 2013, S. 16.

27

Roesler, S.: Weltkonstruktion. Berlin: Gebr. Mann Verlag, 2013, S. 337.

28

Daniels, K.: Low-Tech Light-Tech High-Tech. Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser Verlag, 1998, S.49.

29

Hermann, A.: „Japanische Häuser - Die Besonderheiten der japanischen Architektur.“ In: deavita.com, 12.12.2016, https://deavita.com/wohnen/architektur/japanische-haeuser-besonderheiten-architektur.html, letzter Zugriff: 09.12.2021.

30

Daniels, K.: Low-Tech Light-Tech High-Tech. Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser Verlag, 1998, S.51.

31

Gorbatcheva, V., Federova, M.: Kunst Sibiriens. New York City: Parkstone International, 2016, S.97.

32

Ito, T.: „grin grin“. In: area-arch.it, 09.07.2014, https://www.area-arch.it/en/grin-grin/, letzter Zugriff: 11.12.2021.

33

Toyo Ito Architects: „Building for Island City Central Park “GRIN GRIN”“. In: toyoito.co.jp, 04.2005, http://www.toyo-ito.co.jp/WWW/Project_Descript/2005-/2005p_01/2005-p_01_en.html, letzter Zugriff: 11.12.2021.

34

Afroz, T.: „Indian Institute of Management, Bangalore by B.V Doshi: Reflection of the city“. In: re-thinkingthefuture.com, https://www.re-thinkingthefuture.com/case-studies/ a3057-indian-institute-of-management-bangalore-by-b-v-doshi-reflection-of-the-city/, letzter Zugriff: 11.12.2021.

35

spaceshop Architekten: „Wohnhaus Flury: Ein autarkes Lehmhaus in Deitingen, Schweiz“. In: spaceshop.ch, 2011, http://www.spaceshop.ch/pdf/spaceshop_heft_ flury.pdf, letzter Zugriff: 10.12.2021.

36

Minguet, J. M.: LOW-TECH ARCHITECTURE. Barcelona: Instituto Monsa de Ediciones, 2010, S.40-49.

37

Minguet, J. M.: LOW-TECH ARCHITECTURE. Barcelona: Instituto Monsa de Ediciones, 2010, S.22-27.

38

Minguet, J. M.: LOW-TECH ARCHITECTURE. Barcelona: Instituto Monsa de Ediciones, 2010, S.50-61.

39

Hidden Architecture: „Jaffe House (Skybreak House)“. In: hiddenarchitecture.net, 29.07.2015, http://hiddenarchitecture.net/jaffe-house-skybreak-house/, letzter Zugriff: 11.12.2021.

40

Zukunftsinstitut: „Die Megatrends“. In: zukunftsinstitut.de, https://www.zukunftsinsti-


184

tut.de/dossier/megatrends/, letzter Zugriff: 06.12.2021. Röhrl, A., Aufmkolk, T. (2019), „Bio-Lebensmittel“. In planet-wissen.de, 22.07.2019,

41

https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/lebensmittel/bio_lebensmittel/index. html, letzter Zugriff: 01.11.2021. Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.: „Mit Brief und (Bio-)Siegel: Welche Kennzeich-

42

nung von Lebensmitteln ist empfehlenswert?“. In bund.net, https://www.bund.net/ massentierhaltung/haltungskennzeichnung/bio-siegel/, letzter Zugriff: 18.11.2021. Schmid, L.: „Landwirtschaft in der Stadt“. In planet-wissen.de, 23.05.2019, https://

43

www.planet-wissen.de/gesellschaft/landwirtschaft/landwirtschaft_in_der_stadt/index.html, letzter Zugriff: 01.12.2021. Brot für die Welt: „Urbane Landwirte oder Hobbygärtner: Was steckt hinter dem Hype

44

um Urban Gardening?“. In brot-fuer-die-welt.de, https://www.brot-fuer-die-welt.de/ themen/satt-ist-nicht-genug-stadt/essen-in-der-stadt/urban-gardening/, letzter Zugriff: 01.11.2021. Prinzessinnengärten: „About Prinzessinnengarten“. In prinzessinnengarten.net,

45

https://prinzessinnengarten.net/about/, letzter Zugriff: 02.11.2021. Bayer: „Urban Framing: Growing Vegetables in Cities“. In bayer.com, 11.10.2021,

46

https://www.bayer.com/en/news-stories/urban-farming-growing-vegetables-in-cities, letzter Zugriff: 11.11.2021. Koch, J.: „Die Robin Hoods der Stadtnatur: Guerilla Gardening wird immer belieb-

47

ter“. In: nabu.de, https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/ balkon-und-garten/trends-service/trends/13976.html, letzter Zugriff: 01.12.2021. Wegschneider, V., Hruby, P.: „Das Zeitalter der Langsamkeit“. In zukunftsinstitut.de,

48

11.2021, https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/das-zeitalter-der-langsamkeit/, letzter Zugriff: 21.11.2021. Varga, C.: „Slow Architecture“. In zukunftsinstitut.de, https://www.zukunftsinstitut.

49

de/artikel/slow-business/slow-architecture/, letzter Zugriff: 01.11.2021. 7123 Therme: „Ein Meisterwerk aus Valser Quarzit“. 7132.com, https://7132.com/de/

50

therme/die-therme/übersicht, letzter Zugriff: 01.12.2021. Union Krankenversicherung: „Healing Architecture: Wenn die Umgebung heilend

51

auf Körper und Seele wirkt“. In: ukv.de, 28.01.2018, https://www.ukv.de/content/ service/gesundheit-aktuell/healing-architecture/, letzter Zugriff: 01.11.2021 Deppe, K.: „Minimalismus“. In: planet-wissen.de, 19.03.2020, https://www.planet-wis-

52

sen.de/gesellschaft/wirtschaft/minimalismus/index.html, letzter Zugriff: 01.11.2021. Schülke, C.: „Wachstum aus Verzicht“. In: faz.net, 20.09.2020, https://www.faz. net/aktuell/feuilleton/entspannung-durch-hingabe-im-zen-garten-16958101.html,

53


185

Literatur und Abbildungen

letzter Zugriff: 01.11.2021. 54

Deppe, K.: „Minimalismus“. In: planet-wissen.de, 19.03.2020, https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/wirtschaft/minimalismus/index.html, letzter Zugriff: 01.11.2021.

55

Vasilski, D.: „Minimalism in Architecture: Abstract Conceptualization of Architecture“. In: scindeks.ceon.rs, 10.2014, http://scindeks-clanci.ceon.rs/data/pdf/03546055/2015/0354-60551540016V.pdf, letzter Zugriff: 06.12.2021.

56

Kremer, D.: „Stadt oder Land?“. In: faz.net, 28.05.2021, https://www.faz.net/aktuell/ finanzen/meine-finanzen/durchgerechnet-stadt-oder-land-11757068.html, letzter Zugriff: 06.12.2021.

57

Schottner, D.: „Coworking zwischen Scheune und Yoga: Stadtflucht nach Brandenburg“. In: deutschlandfunknova.de, 15.12.2017, https://www.deutschlandfunknova. de/beitrag/workation-in-brandenburg-co-workingspace-hipster-cafe-und-hostel-inklein-glien, letzter Zugriff: 06.12.2021.

58

Papasabbas, L., Seitz, J.: „Progressive Provinz und Rural Cities“. In: zukunftsinstitut. de, 2018, https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/wohnen/progressive-provinz-rural-cities/, letzter Zugriff: 21.11.2021.

59

Statista: „Anteil der in Städten lebenden Bevölkerung in Deutschland und weltweit von 1950 bis 2010 und Prognose bis 2030“. In: de.statista.com, 10.07.2014, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/152879/umfrage/in-staedten-lebende-bevoelkerung-in-deutschland-und-weltweit/, letzter Zugriff: 18.11.2021.

60

IKEA: „About us: 462 IKEA stores worldwide“. In: about.ikea.com, 28.10.2021, https://about.ikea.com/en/about-us, letzter Zugriff: 18.11.2021.

61

Zukunftsinstitut: „Made in the City: Urban Manufacturing“. In: zukunftsinstitut.de, https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/made-in-the-city-urban-manufacturing/, letzter Zugriff: 05.11.2021.

62

Faible, P.: „Der Riese Starbucks macht sich klein“. In: zeit.de, 05.08.2009, https:// www.zeit.de/online/2009/32/starbucks-marke, letzter Zugriff: 18.11.2021.

63

Made in NYC: „We help you make it here, so you can make it here!“. In: madeinnyc. org, https://madeinnyc.org/our-impact/, letzter Zugriff: 21.11.2021.

64

Statista: „Wohnfläche je Einwohner in Wohnungen in Deutschland von 1991 bis 2020“. In: de.statista.com, 07.2021, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36495/umfrage/wohnflaeche-je-einwohner-in-deutschland-von-1989-bis-2004/, letzter Zugriff: 06.12.2021.

65

Imhof, K.: „Als die Privatsphäre verloren ging“. In: nzz.ch, 03.10.2008, https://www. nzz.ch/als_die_privatsphaere_verloren_ging-1.1004281, letzter Zugriff: 06.12.2021.

66

Jurzig, K.: „Ein Single braucht gute Freunde“. In: faz.net, 28.06.2000, https://www.


186

faz.net/aktuell/feuilleton/die-single-gesellschaft-ein-single-braucht-gute-freunde-br-br11296715-p2.html, letzter Zugriff: 21.11.2021. Destatis: „Bevölkerung und Erwerbstätigkeit: Haushalte und Familien, Ergebnisse

67

des Mikrozensus“. In: destatis.de, 07.09.2021, https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Haushalte-Familien/Publikationen/Downloads-Haushalte/haushalte-familien-2010300207004.pdf?__blob=publicationFile, letzter Zugriff: 21.11.2021. Rampe, H.: „Mehr als ein Zweckbündnis“. In faz.net, 09.06.2021, https://www.faz.

68

net/aktuell/wirtschaft/wohnen/wg-fuer-berufstaetige-mehr-als-ein-zweckbuendnis-17370195.html, letzter Zugriff: 21.11.2021. Liu, C.-L., Kozinets, R.:„How China’s leftover women are using their financial power

69

to fight the stigma of being single“. In: theconversation.com, 12.11.2021, https:// theconversation.com/how-chinas-leftover-women-are-using-their-financial-powerto-fight-the-stigma-of-being-single-171698, letzter Zugriff: 06.12.2021. Misakian, M.: „Zukunftstrend Co-Living“. In: capital.de, 12.12.2019, https://www.

70

capital.de/immobilien/zukunftstrend-co-living, letzter Zugriff: 21.11.2021. D-partments GmbH: „Unser Haus“. In: d-partments.com, https://www.d-partments.

71

com/muenster/unser-haus/, letzter Zugriff: 19.01.2022. Theurl, T.: „Ökonomie des Teilens - Governance konsequent zu Ende gedacht“. In:

72

Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Heft 2, Februar 2015, S.87ff. BauNetz: „Billiges Wohnen in New York: Miniapartments in Manhattan fertigge-

73

stellt“. In: baunetz.de, 09.02.2016, https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Miniapartments_in_Manhattan_fertiggestellt_4687213.html, letzter Zugriff: 18.11.2021. Feldhaus, F.: „Kein Interesse am Ihme-Zentrum“. In: Immobilien Zeitung, Heft 32 /

74

2014, S.18. UNESCO Intangible Cultural Habitats (2020), „Hawker culture in Singapore,

75

community dining and culinary practises in a multicultural urban context“. In: ich. unesco.org, https://ich.unesco.org/en/RL/hawker-culture-in-singapore-community-dining-and-culinary-practices-in-a-multicultural-urban-context-01568, letzter Zugriff: 21.11.2021. Dämon, K.: „Betreutes Wohnen für Top-Manager“. In: wiwo.de, 04.06.2015, https://

76

www.wiwo.de/erfolg/management/vertical-villages-betreutes-wohnen-fuer-top-manager/11864548.html, letzter Zugriff: 18.11.2021. Innovators Club: „Die 15-Minuten-Stadt“. In: innovatorsclub.de, https://www.inno-

77


187

Literatur und Abbildungen

vatorsclub.de/aktuelles/die-15-minuten-stadt/, letzter Zugriff: 21.11.2021. 78

enorm Magazin: „So revolutionieren Paris und Bogotá den Radverkehr“. In: enorm-magazin.de, https://enorm-magazin.de/gesellschaft/urbanisierung/so-revolutioniert-derradverkehr-paris-und-bogota, letzter Zugriff: 21.11.2021.

79

Zhao, S.: „Climate Street“. In: https://icity.ikcest.org, 27.04.2016, https://icity. ikcest.org/city/project/47, letzter Zugriff: 21.11.2021.

80

Estevez E., Cenci K., Fillottrani P., Janowski T. (2021): „Review of International Standards and Policy Guidelines for Smart Sustainable Cities“. In: Estevez E., Pardo T.A., Scholl H.J. (Hrsg.): Smart Cities and Smart Governance. Public Administration and Information Technology, vol 37. Basel: Springer, Cham, S. 69-99.

81

MoneyToday: „Responsive City“. In: moneytoday.ch, https://www.moneytoday.ch/ lexikon/responsive-city, letzter Zugriff: 21.11.2021.

82

Estevez E., Cenci K., Fillottrani P., Janowski T. (2021): „Review of International Standards and Policy Guidelines for Smart Sustainable Cities“. In: Estevez E., Pardo T.A., Scholl H.J. (Hrsg.): Smart Cities and Smart Governance. Public Administration and Information Technology, vol 37. Basel: Springer, Cham, S. 69-99.

83

Jedicke, E.: Brachflächen - alles andere als „Ödland“. Ravensburg: Ravensburger, 1989.

84

ebd.

85

ebd.

86

ebd.

87

Tschäppeler S., Resch, S., Beutler, M.: brachland. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt Verlag, 2007, S.35.

88

ebd., S.40-45.

89

Neumann, S.: „Die Brennnessel, eine echte Nährstoffbombe und Bakterienbremse“. In: utopia.de, 04.05.2021, https://utopia.de/ratgeber/brennnessel-wirkung-naehrstoffe-rezepte/, letzter Zugriff: 02.12.2021.

90

Tschäppeler S., Resch, S., Beutler, M.: brachland. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt Verlag, 2007, S. 47-49.

91

ebd., S.50-53.

92

Naturschutzbund Deutschland e.V.: „Am Streifen gut zu erkennen: Die Kreuzkröte (Buffo calamita)“. In: nabu.de, https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/amphibienund-reptilien/amphibien/artenportraets/10661.html, letzter Zugriff: 02.12.2021.

93

Naturschutzbund Deutschland e.V.: „Bienen in der Stadt: Aktiv für Honigbienen, Wildbienen und andere nektarsammelnde Insekten“. In nabu.de, https://nrw.nabu. de/wir-ueber-uns/transparenz/kooperationen/unternehmen/16062.html, letzter Zu-


188

griff: 02.12.2021. Naturschutzbund Deutschland e.V.: „Das fleißige Lieschen: Die Honigbiene im Porträt“.

94

In nabu.de, https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/hautfluegler/bienen/01949.html, letzter Zugriff: 03.12.2021. De Solà-Morales Rubió, I.: „Terrain Vague“. In: Anyplace, Cambridge, MA: MIT

95

Press, 1995, S. 118-123. Tschäppeler S., Resch, S., Beutler, M.: brachland. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt Ver-

96

lag, 2007, S.19. Statistisches Amt München: „Monatszahlen-Monitoring München“. In: muenchen.

97

de, https://www.mstatistik-muenchen.de/monatszahlenmonitoring/atlas.html?indicator=i0&date=Jan&select=22,21, letzter Zugriff: 02.12.2021. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: „Grün in

98

der Stadt - Für eine Lebenswerte Zukunft: Grünbuch Stadtgrün“. In: bbsr.bund.de, 05.2015, https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/ministerien/bmub/ verschiedene-themen/2015/gruenbuch-2015-dl.pdf?__blob=publicationFile&v=1, letzter Zugriff: 02.12.2021. Tempelhof Projekt GmbH: „Geschichte in Zahlen“. In: thf-berlin.de, https://www.

99

thf-berlin.de/standortinfos/standortgeschichte/chronik/, letzter Zugriff: 15.12.2021. GRÜNBERLIN: „Tempelhofer Feld: Natur & Geschichte“. In: gruen.berlin.de, https://

100

gruen-berlin.de/projekte/parks/tempelhofer-feld/natur-geschichte, letzter Zugriff: 15.12.2021. Allmende Kontor: „Der Garten“. In: allmende-kontor.de, https://www.allmende-kon-

101

tor.de/der-garten/, letzter Zugriff: 15.12.2021. Offizielle Onlinepräsenz Stadt Berlin: „Schaftag auf dem Tempelhofer Feld“. In: tem-

102

pelhofer-feld.berlin.de, https://tempelhofer-feld.berlin.de/termine/schaftag/, letzter Zugriff: 15.12.2021. Myrrhe, A.: „Mehr als 60 Prozent der Berliner sind für eine Randbebauung“. In:

103

tagesspiegel.de, 03.01.2020, https://www.tagesspiegel.de/berlin/soll-das-tempelhofer-feld-bebaut-werden-mehr-als-60-prozent-der-berliner-sind-fuer-eine-randbebauung/25385862.html, letzter Zugriff: 15.12.2021. Manifesto Market: „Our story“. In: manifestomarket.com, https://www.manifestomar-

104

ket.com/prague/florenc/en/our-story, letzter Zugriff: 18.12.2021. Archipreneur: „Manifesto Market: An Urban Market Developed on a Former Waste-

105

land in Prague“. In: archipreneur.com, 10.06.2019, https://archipreneur.com/manifesto-market-prague/, letzter Zugriff: 18.12.2021. Hawerkamp 31 e.V.: „Selbstverwaltung“. In am-hawerkamp.de, https://am-hawerk-

106


189

Literatur und Abbildungen

amp.de/ueber-uns/, letzter Zugriff: 26.12.2021. 107

Friends of the High Line: „History“. In: thehighline.org, https://www.thehighline.org/ history/, letzter Zugriff: 17.12.2021.

108

Friends of the High Line: „Plants Grown in the Wild Side“. In: thehighline.org, https:// www.thehighline.org/design/, letzter Zugriff: 17.12.2021.

109

Friends of the High Line: „Plants Grown in the Wild Side“. In: thehighline.org, https://www.thehighline.org/gardens/?utm_source=highline&utm_medium=art-homepage&utm_content=art&utm_campaign=art, letzter Zugriff: 17.12.2021.

110

New York Media Group B.V.: „High Line Park in New York“. In: newyorkcity.de, https:// www.newyorkcity.de/high-line-park-in-new-york/, letzter Zugriff: 18.12.2021.

111

Kommunale Statistikstelle Dresden: „Auf einen Blick: Bevölkerungsbestand 2020“. In: dresden.de, 31.12.2020, https://www.dresden.de/media/pdf/statistik/Uebersicht_Bevoelkerung_Dresden.pdf, letzter Zugriff: 22.11.2021.

112

Kommunale Statistikstelle Dresden: „Lage, Fläche, Gebiet“. In: dresden.de, https:// www.dresden.de/de/leben/stadtportrait/statistik/bevoelkerung-gebiet/lage-flaechegeografische-daten.php, letzter Zugriff: 22.11.2021.

113

Statista: „Einwohnerzahlen der Metropolregionen in Deutschland in den Jahren 2015 und 2020“. In: de.statista.com, 03.08.2021, https://de.statista.com/statistik/ daten/studie/1176016/umfrage/einwohnerzahlen-der-deutschen-metropolregionen/, letzter Zugriff: 22.11.2021.

114

Graefe, L.: „Ranking deutscher Städte in den Jahren 2015 bis 2017 nach Gästeübernachtungen“. In: de.statista.com, 03.02.2020, https://de.statista.com/statistik/daten/ studie/29714/umfrage/uebernachtungen-in-deutschland-top-10-staedte/, letzter Zugriff: 24.11.2021.

115

Offizielle Internetpräsenz Stadt Dresden: „Blaues Wunder und Bergbahnen“. In: dresden.de, https://www.dresden.de/de/tourismus/sehen/sehenswuerdigkeiten/ stadtgebiet/blaues-wunder-und-bergbahnen.php, letzter zugriff: 24.11.2021.

116

Ruf, C.: „Jede zweite Zigarette kam aus Dresden“. In: oiger.de, 20.05.2021, https://oiger.de/2021/05/20/jede-zweite-zigarette-kam-aus-dresden/179139#Fast_11000_Menschen_lebten_von_der_Tabakindustrie, letzter Zugriff: 24.11.2021.

117

Kommunale Statistikstelle Dresden: „Flächennutzung“. In: dresden.de, 23.05.2021, https://www.dresden.de/media/pdf/statistik/Statistik_1101_Stadtgeb_flaeche.pdf, letzter Zugriff: 24.11.2021.

118

Stadtwiki Dresden: „Albertbahnhof“. In: stadtwikidd.de, 02.01.2021, https://www. stadtwikidd.de/wiki/Albertbahnhof, letzter Zugriff: 16.01.2022.


190

ABBILDUNGEN


191

Literatur und Abbildungen

42

Amt für Geodaten und Kataster Landeshauptstadt Dresden: Themenstadtplam. In: dresden.de, https://stadtplan.dresden.de, letzter Zugriff: 15.01.2022.

43

ebd.

Hinweis

Alle Fotografien und Zeichnungen von Philipp Hellwig


192

DANKSAGUNG Mein hauptsächlicher Dank gilt Prof. Kazu Blumfeld Hanada für die Inspiration in den vergangenen Monaten. Außerdem bedanke ich mich bei allen Personen aus meinem engeren privaten Umfeld, die mich auf unterschiedlichste Arten und Weisen unterstützt haben.


193


194

FOTOKOLLEKTION MODELLE - ANHANG


Fotokollektion Modelle

Die meisten Modelle sind im Maßstab 1:100 im 3D-Drucker entstanden. Das war wichtig, da ich sie als Raummodell arrangieren wollte. Dafür baute ich Sockel aus Dosen und Flachpressplatten. Die Platten haben eine schöne Struktur und stellen das Brachland dar. In einem großen Raum stellte ich die Modelle maßstabsgerecht zueinander auf. Die Platten wurden mit einer dickeren Kordel miteinander verbunden. Diese steht sinnbildlich für den Weg den der Besucher im Senseland zurücklegen muss. Speziell für den Gang der Haptik erstellte ich noch zwei kleinere Modelle aus einem Kreativ-Beton.

195


196

Fotokollektion Modelle

Abb. 1: Raummodell im Maßstab 1:100

Abb. 2: Raummodell im Maßstab 1:100


Fotokollektion Modelle

Abb. 3: Modell-Komposition im Maßstab 1:100

Abb. 4: Modell-Komposition im Maßstab 1:100

Abb. 5: Modell-Komposition im Maßstab 1:100

197


198

Fotokollektion Modelle

Abb. 6: Modell Turm der Akustik aus Kunststoff im Maßstab 1:100

Abb. 7: Modell Turm der Akustik aus Kunststoff im Maßstab 1:100

Abb. 8: Modell Turm des Betrachtens aus Kunststoff im Maßstab 1:100


Fotokollektion Modelle

Abb. 9, 10: Modelle Schleuderhaus aus Kunststoff im Maßstab 1:100

Abb. 11: Modell Gang der Haptik aus Kunststoff Maßstab 1:100

Abb. 12, 13: Modelle Gang der Haptik aus Kreativ-Beton, maßstabslos

199


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.