«Schweizer Filme sind vor allem echte Knochenarbeit»

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«Kurz erklärt»: Wie fördert die SRG Schweizer Filme?

«Schweizer Filme sind vor allem echte Knochenarbeit»

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Beki Probst, «Grande Dame» des Europäischen Kinos, diskutierte am «MäntigApéro» mit Filmemacher Simon Baumann und Filmproduzent Michael Steiger über (böse) Überraschungen an der Kinokasse, Möchtegern-Dokfilmer und Taschenrechner für Kinoemotionen.

Film-Podium in Locarno: Jetzt online nachhören

Als Beki Probst im Jahre 1960 von Istanbul nach Bern zog, kannte sie nur einen deutschen Ausdruck: «Zwei Franken fünfundneunzig» — das war der Ticketpreis im Kino «Alhambra», wo sie damals an der Kinokasse arbeitete. Heute ist Beki Probst Programmationschefin

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und Miteigentümerin der Berner Quinnie-Kinokette. Von 1988 bis 2014 war sie Leiterin des European Film Market der Internationalen Filmfestspiele Berlin - seit Juni 2014 ist sie dessen Präsidentin. Am «MäntigApéro» der SRG und SRF Bern Freiburg Wallis im Berner Hotel National diskutierte sie mit Gastgeber Peter Brandenberger, Filmemacher Simon Baumann und Filmproduzent Michael Steiger über die Frage «Bern — ein gutes Pflaster für den Film?»

Kein Taschenrechner für Kinoemotionen Trotz ihrer jahrelangen Arbeit für die Filmfestivals Locarno und Cannes stellte Beki Probst gleich zu Beginn klar: «Man hat überhaupt kein Gespür fürs Publikum!» Auch sie werde immer noch von (Miss)Erfolgen an der Kinokasse überrascht. Simon Baumanns «Zum Beispiel Suberg» war so ein Überraschungserfolg. Der Dokumentarfilm protokolliert Baumanns Integrationsversuch in sein Heimatdorf Suberg und zeigt, wie der Filmemacher etwa mit einer Handvoll Rentnern im Männerchor singt, um sich besser ins Dorfleben einzufügen. «Suberg» hat den Geschmack der Kritiker und des Publikums getroffen. Gibt es denn eine Zauberformel für den Erfolg? «Man überlegt sich schon im Vorfeld, welche Geschichten das Publikum berühren könnten», gibt der Regisseur zu. «Aber man steht nicht mit dem Taschenrechner da und versucht, Emotionen zu berechnen. Schlussendlich war es für mich vor allem echte Knochenarbeit.»

Auch bei Filmen gilt: Qualität vor Quantität Die Schweiz sei ein guter Boden für Dokfilme, findet Baumann. Hier sieht Beki Probst hingegen ein Problem. «Heute meint jeder, er könne einen Dokfilm machen», erklärt sie. «Ich sage: Man muss nicht über jede Kuh und jeden Berg einen Film drehen. Qualität kommt vor Quantität!» Und wie sieht es mit dem Filmnachwuchs aus? An filminteressierten jungen Leuten mangelt es der Schweiz laut Beki Probst nicht. Die wenigsten von ihnen finden allerdings an diesem Abend den Weg ins Berner Hotel National. Böte man jungen Filmschaffenden ebenfalls eine Plattform in der Diskussion, wäre das bestimmt anders. Denn auch Film-Newcomer haben Fragen, die ihnen unter den Nägeln brennen. Welche Tipps geben die Filmexperten einem Filmemacher, der noch ganz am Anfang seiner Karriere steht? Was muss ich tun,

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wenn ich einmal wie Beki Probst an der Berlinale arbeiten möchte? Und an wen kann sich eine Jungregisseurin wenden, wenn sie in Bern Geldgeber für ein Filmprojekt sucht?

Sieben Jahre Geld sammeln Am Finanzierungsproblem haben sich nämlich schon so manche Jungtalente die Zähne ausgebissen — das weiss auch Michael Steiger. Als Mitinhaber und Geschäftsführer der C-Films AG hat der Berner bei Filmen wie «Der Goalie bin ig» oder «Der Verdingbub» mitgewirkt und ist deswegen schon längst kein Newcomer mehr im Filmgeschäft. Trotzdem hat auch er manchmal Mühe, seine Projekte zu finanzieren. «Bei ‹Nachtzug nach Lissabon› brauchten wir sieben Jahre, um das Geld für den Dreh zusammen zu kriegen. Umso wichtiger ist die Filmförderung», berichtet er. «Ohne das Schweizer Fernsehen gäbe es auch keinen Schweizer Film!» So gibt es zum Schluss doch noch einen Expertentipp für junge Filmschaffende. Hoffentlich ist das in Zukunft öfter der Fall — damit die Pointe von Autorin Sandra Künzi, die zum Schluss der Gesprächsrunde einen parallel zur Diskussion verfassten Poetry-Text vorträgt, bald nicht mehr funktioniert: «Was haben Simon Baumanns Männerchor und der ‹MäntigApéro› gemeinsam? Genau: das Alter!» Das Regionaljournal und die SRG Bern Freiburg Wallis laden jeweils jeden zweiten Monat am 2. Montag zum traditionellen Berner Talk «MäntigApéro» ein. Weitere Informationen zum Anlass findet ihr in der Agenda.

Sylvana Ulrich (22) studiert Populäre Kulturen an der Universität Zürich und arbeitet als freie Journalistin für verschiedene Medien. Für SRG Insider berichtet sie über Veranstaltungen und von allem rund um die SRG aus der Sicht der jungen Generation.

Text: Sylvana Ulrich Bilder: SRF/Joël Hafner

#filmfoerderung, #maentigapero, #schweizerfilm

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