Sommer 2017 // Fernsicht

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SWISSLIFE 8. Jahrgang // Ausgabe 2 // Fr. 8.50

Sommer 2017 // Fernsicht



Editorial // 3

Grüezi

Dass Sie ein langes und selbstbestimmtes Leben führen können, ist uns ein grosses Anliegen. Damit dies gelingt, braucht es aber Sie wie uns: Nur wenn wir gemeinsam die Weite im Fokus behalten, das Morgen und das Über­ morgen nicht aus den Augen verlieren, nur dann ergibt sich eine Perspektive und die Möglichkeit, Ziele zu formulieren.

Markus Leibundgut CEO Swiss Life Schweiz

Damit diese Ziele auch erreicht werden können, braucht es neben dem täglichen Bestreben auch immer wieder den Blick in die Ferne: Sind wir auf Kurs? Lassen wir uns von den toll formulierten Zielen bloss verzücken oder sind wir auch bereit, die Ansprüche stets zu überprüfen und sie notfalls über einen Umweg zu erreichen? Blendet uns der Blick vom Gipfel oder ermöglicht er uns, in der Weite auch die Lösung zu erkennen? Als Alpinist weiss ich, wie wichtig Umwege manchmal sein können: Um Hindernissen auszuweichen, Risiken zu mindern, Gefahren auszuschalten, lohnt es sich oft, eine alternative Route zum Ziel einzuplanen. Auch die Protago­ nistinnen und Protagonisten in diesem Heft stehen für die vielfältigen Aspekte, die der Begriff «Fernsicht» umfasst – und doch eint sie eines: Der unbedingte Wille, auf einem soliden Fundament ein sorgenfreies Leben zu meistern. Dabei wünsche ich Ihnen ebenso viel Freude wie an der Lektüre dieses Magazins.

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Swiss Photo Selection:

Ein Platz an der Sonne

Was sieht die Sonne, während wir sie genies­ sen? Eine mögliche Antwort auf diese Frage geben die Luftaufnahmen des Schweizer Fotografen Alessandro Della Bella.

Wie oft sagt man Ihnen, Sie seien der Grösste, David Schrag? Fragebogen:

Titelgeschichte:

See, Fluss, Pool. Strandtücher, Sonnenschirme und Badegäste aus der Vogelperspektive machen Zürichs See-, Flussund Freibäder zu einem farbenfrohen Spektakel. Die Bilder dieser Photo Selection machen Lust auf Sonne und süsses Nichtstun. Bitte eintauchen ab Seite 6.

Robolution in Zürich

An der ETH Zürich wird geforscht – und die Zukunft entwickelt. Ein Paradebeispiel dazu ist Dr. Franziska Ullrichs Start­up «Ophthoro­ botics»: Im Jahr 2020 kommt das weltweit erste automatisierte System für Injektionen ins Auge auf den Markt.

Zahlensalat:

Die ältesten Schweizer Die Zukunft im Blick. Dr. Franziska Ullrich – nebenbei auch amtierende Weltmeisterin der «Robocup Nanogram Soccer League» – forscht mit ihrem Team an einer Behandlung von altersbedingter Makuladegeneration, der häufigsten Ursache für eine Sehbehinderung. Mehr über die Zukunft der Medizin ab Seite 16.

Gesamtverantwortung: Swiss Life, Kommunikation Schweiz, Martin Läderach Redaktionskommission: Markus Leibundgut, Thomas Bahc, Elke Guhl, Ivy Klein, Martin Läderach, Christian Pfister, Denis Quenon, Hans-Jakob Stahel, Paul Weibel Redaktionsleiterin UPDATE: Barbara Störi Redaktionsadresse: Magazin SWISSLIFE, Public Relations, GeneralGuisan-Quai 40, 8022 Zürich, magazin@swisslife.ch Projektleitung: Mediaform|Christoph Grenacher, Ittenthal/Zürich Konzept und Gestaltung: Festland Werbeagentur, St. Gallen/ Zürich Übersetzung: Swiss Life Language Services Druck und Versand: medienwerkstatt ag, Sulgen; gedruckt auf FSC-Papier Adressänderungen/Bestellungen: Magazin SWISSLIFE, General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich, magazin@swisslife.ch Auflage: 115 000 Erscheinungsweise: 3 × jährlich; Frühling, Sommer, Herbst. Rechtlicher Hinweis: In dieser Publikation vermittelte Informationen über Dienstleistungen und Produkte stellen kein Angebot im rechtlichen Sinne dar. Über Wettbewerbe wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. ISSN 2235-7645 Das Magazin SWISSLIFE ist eine spannende, aber keine Pflichtlektüre. Falls Sie in Zukunft darauf verzichten wollen, können Sie uns das mit der portofreien Antwortkarte am Schluss des Magazins mitteilen.


Inhalt // 5

27 Während Oma und Opa heute immer länger gesund, leistungsfähig und finanziell spendabel sind, galt man vor einem halben Jahrhundert schon mit 64 als «uralt». Diese Angst vor dem Alter wurde niemals schöner besungen als im Beatles-Song «When I’m SixtyFour». Mehr dazu ab Seite 27.

«Ich mache einfach Wahrsagerei», sagt Mike Shiva. «Es gibt übersinnliche Wahrnehmungen, die beherrsche ich, die wende ich an, und so kann ich den Leuten hilfreiche Mitteilungen auf den Weg geben. Darum bin ich so erfolgreich bei den Intelligenten, da bewirke ich etwas.» Seite 42.

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Sorg für dich.

Ohne Grosseltern läuft nichts! Sie übernehmen die Betreuung und sorgen häufig auch finanziell für ihre Enkel. Eine neue Untersuchung zeigt, wie viel Zeit und Geld in diesem Engagement steckt.

Tour de Suisse:

A Swiss Life:

Zu Fuss zum Saturn

Mike Shiva

Er ist einer der bekanntesten Hellseher, Wahrsager, Kartenleger und Hypnotiseure der Schweiz. Seit der Trennung von shiva.tv lebt Mike Shiva wieder im Wohnwagen.

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Alpenbitter:

Sommerlinde

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Prototypen:

Innovative Schweizer Fernsicht

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Wettbewerb:

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2067:

Gewinnen und abheben

In Zukunft werden Brillen vernetzt

SWISSLIFE Digital: www.swisslife.ch/magazin oder als App für Tablets und Smartphones bei Google Play und im App Store

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Swiss Photo Selection // 7

Ein Platz

an der

Sonne Aus der Vogelperspektive bieten Zürichs See­, Fluss­, Frei­ und Strandbäder ein prächtiges Farbenspiel aus Strandtüchern, Sonnen­ schirmen und Badegästen. Aufgenommen aus einem Helikopter laden die detailreichen Bilder des Fotografen Alessandro Della Bella zu einem visuellen Rundflug ein.


Vordere Doppelseite: Freibad Seebach Das «Seebi» ist mit seiner 75 Meter langen Wasserrutsche besonders bei Familien beliebt. Diese Doppelseite: Saffa-Insel Ihren Namen verdankt die Insel der «Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit», die 1958 hier stattfand.


Swiss Photo Selection // 9


Frauenbad Hier ist frau unter sich. Ausser mittwochs, beim abendlichen Barbetrieb sind ausnahmsweise auch Männer zugelassen.


Swiss Photo Selection // 11


Seebad Katzensee Zwischen Flachmoor, Schilfgürtel und Taucherli-Familien können Zürcherinnen und Zürcher mitten in der Natur baden.


Swiss Photo Selection // 13


Kost

probe?

ÂŤHandverlesene Reisetipps erhalten Sie bei mir.Âť Martina Sommer Globetrotter-Reiseberaterin und Sri Lanka-Spezialistin globetrotter.ch


Fragebogen // 15

Wären Sie gerne etwas kleiner als 2,16 Meter?

Nein, aber die S­Bahneingänge und gängige Kinosessel dürften gerne etwas grösser sein. Von Flugzeugen ganz zu schweigen. Was ist das Beste für Sie als grösster Mann der Schweiz?

Man wird immer wahrgenommen und bekommt einen natürlichen Respekt. In Schlägereien werde ich kaum verwickelt. Sie strahlen mit Ihrer Grösse auch Kraft und Selbstbewusstsein aus. Sind Sie manchmal auch unsicher?

Ich bin ein Mensch ohne Grössenwahn und somit auch ab und zu unsicher. Was ist das Schlimmste an Ihrer Grösse?

Der viel tiefere Griff ins Portemonnaie bei Kleidern, Reisen und Möbeln. Kommt Ihnen beim Sport die Grösse in die Quere?

Ich bin Krav­Maga­Instruktor, trainiere auf einen Halbmarathon im Sommer

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hin und mache täglich Yoga. Auch die Sportwelt ist für kleinere Menschen gemacht. Gute Ausrüstung zu finden, ist nicht immer leicht. Sie sind ja auch Musiker – brauchen Sie mit Ihrer Grösse überhaupt eine Bühne?

Ich schreibe Songs, kenne aber zu viele Profis, um mich als Musiker zu be­ zeichnen. Eine Bühne brauche ich nicht, da ich schon Jahre nicht mehr auf einer stand. Vielleicht bald mal wieder. Ist Ihr Künstlername Max Largo eine Anspielung auf Ihre Grösse?

Das behalte ich lieber für mich. Wann haben Sie das erste Mal realisiert, dass Sie der Grösste sind?

Als ich als Kind bei einem auf Gross­ wuchs spezialisierten Arzt war. Er meinte, ich sei sein grösster Patient. Mit allem, was Sie bislang erlebt haben: Was wäre Ihre Wunschgrösse?

Ich bin zufrieden mit der jetzigen.



Titelgeschichte // 17

Text: Christoph Grenacher, Bild: Lucas Peters

Robolution in Zürich Eben erst 30 Jahre jung geworden. Eben erst doktoriert. Eben erst eine Firma mitgegründet. Und drauf und dran, daraus ein Unternehmen mit Weltpotenzial zu schmieden: Franziska Ullrich manifestiert mit ihrer Firma «Ophthorobotics» nicht nur unternehmerische Fernsicht. Das Start­up ist auch ein Paradebeispiel für die strategische Weitsicht der ETH Zürich.

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A

m 9. April 1917 nimmt Wladimir Iljitsch Ulja­ now im Zürcher Haupt­ bahnhof mit 31 weite­ ren Männern Platz in zwei reservierten Wagen dritter Klasse. Bei Thayngen verlässt der Zug die Schweiz und fährt endlose sieben Tage lang weiter über Deutschland, Schwe­ den und Finnland nach St. Petersburg. Ein halbes Jahr später stand Uljanow aka Wladimir Iljitsch Lenin nach der Oktoberrevolution in Russland an der Spitze. Revolution, planned in Switzerland Ziemlich genau 100 Jahre später er­ zählt die Naturwissenschafterin Fran­ ziska Ullrich frohgemut und voller Ta­ tendrang, dass ihr Team, bestehend aus Ingenieuren und Ärzten, gerade um einen CTO erweitert wurde, einen technischen Direktor. Roman Ratna­ weera ist ein früherer Studienkollege Ullrichs und wird die weiteren techni­ schen Entwicklungen und Forschun­ gen des Unternehmens initiieren, len­ ken und leiten. Derweil verfeinert Ullrich den Busi­ ness­Plan, weibelt für das Produkt auf medizinischen Fachkongressen und macht bei Investoren Kapital locker – easy und doch konzentriert, selbstbe­ wusst und doch voller Respekt vor der Sache. Dass sie vom US­Wirtschafts­ magazin «Forbes» im letzten Jahr zu den «30Under30», den 30 vielverspre­ chendsten Jungtalenten ausserhalb Amerikas gekürt wurde, öffnet ihr wei­ tere Türen. Ende 2014 hat die Frau zusammen mit den beiden Netzhautspezialisten Professor Stephan Michels und Profes­ sor Matthias Becker von der Augenkli­ nik des Zürcher Triemlispitals und ih­ rem Mentor, ETH­Professor Bradley J. Nelson, das Unternehmen gegründet.

«Ophthorobotics» entwickelt einen Medizinalroboter, der Augenärzte bei der Medikamentengabe ins Auge ge­ gen die altersbedingte Makuladegene­ ration (AMD) unterstützt: Das welt­ weit erste System für sichere und präzise Injektionen ins Auge, das die Patientensicherheit erhöht, den Thera­ piezugang erleichtert, die Behand­ lungszeit verkürzt und die Kosten für Fachpersonal und OP­Zimmer senkt. Robolution, made in Switzerland Man könnte also meinen, der Toch­ ter eines Arztes und einer Naturwissen­ schafterin sei die Medizin in die Wiege gelegt worden und die Entwicklung ei­ nes Werkzeugs, das die Ärzte von repe­ titiver Arbeit entlastet und ihnen Frei­ raum verschafft, eine logische Kon­ sequenz. Doch dann erzählt die Frau als Ers­ tes von ihrem Weltmeistertitel. Mit der grossen Schwester baut Franziska Ullrich schon in Kindstagen lieber Playmobil, als dass sie Puppen kleidet. Sie bastelt und schneidet und sägt und klebt und eifert dem verehr­ ten Opa nach, auch er Maschinenbauer und Professor der Verfahrenstechnik: «Wenn was kaputtging, dann hat er das schnell im Keller repariert. Ich fand das faszinierend.» Mit sieben Jahren, man schrieb das Jahr 1994, in Südafrika wurde gerade das Ende der Apartheid gefeiert und in den USA schlug Brasilien an der Fuss­ ball­Weltmeisterschaft Italien mit 3:2 in der Verlängerung, vor mittlerweile 23 Jahren sagte Franziska Ullrich da­ mals noch scheu und introvertiert: «Ich will Ingenieurin werden!» Sie geht auf eine internationale Schule, ist fasziniert von Mathematik, mag Physik und Biologie und bilan­ ziert heute ganz bestimmt: «Ich war schon damals ein relativ logischer

Mensch. Fremdsprachen lagen mir nicht so.» Mit 18 hat sie ihr International Bac­ calaureate im Sack, die Prüfung zur Aufnahme an der ETH in Zürich schafft sie ohne Mühe, startet ihr Stu­ dium in Maschinenbau und verliebt sich hoffnungslos in ihrem ersten Werkstattpraktikum – in die dort ein­ gesetzten Arbeitsgeräte: «Ich sah in dieser Firma die ersten Roboter. Ich fand das so toll, wie die sich bewegten.» Das war 2005. Und seither lässt sie die Liebe auf den ersten Blick nicht mehr los. Und macht sie zur Weltmeis­ terin. 2009 werden in einer Vorlesung die Studenten in zwei Teams aufgeteilt, um Mikroroboter zu fabrizieren, zu optimieren und zu programmieren. Ein Fall für Kleinkleinklein: Ein Mik­ rometer oder My nach dem griechi­ schen Buchstaben µ, abgekürzt µm, entspricht dem Millionstel eines Me­ ters – 0,000 001 Meter, einem Tausends­ tel Millimeter. Auf einem Mini­Mini­ Mini­Fussballfeld von der Grösse eines Reiskorns muss eine Scheibe mit einem Durchmesser von 100 Mikrometern – also 0,0001 Metern Durchmesser – an jeweils 300 Mikrometer langen Geg­ nern – also 0,0003 Meter hoch – ins Tor gebracht werden. Franziska Ullrich ist, wen wunderts, in der Gruppe, welche die Mikroroboter fabriziert – und ist mit ihrem Team vom Multi­Scale Ro­ botics Lab der ETH Zürich seit dem Sieg gegen die US Navy in Graz der bis­ lang ungeschlagene Meister in der «Ro­ bocup Nanogram Soccer League». Im Corporate Research Center von ABB in Schweden, etwa 100 Kilometer westlich von Stockholm, im Mainte­ nance Center von MTU in der Sonder­ wirtschaftszone von Zhuhai in der Volksrepublik China und an der Uni­


Titelgeschichte // 19

versität von Sydney im australischen Zentrum für land­, luft­ und seebasier­ te autonome Systeme saugt Ullrich al­ les auf, was Industrie, was Automation, was Robotik und künstliche Intelli­ genz abgeben. In Zürich schliesst sie ihren Master in einem neu geschaffe­ nen Lehrgang ab, der sich ganz der Ro­ botik verschreibt: Liebe auf den ersten Blick rostet nicht. Ullrich weiss, dass ihr neben viel Arbeit, viel Know­how, viel Wissen, viel Engagement und grossartiger Unter­ stützung ihrer Mentoren auch viel Glück geholfen hat, erfolgreich zu sein. Oder wars bloss die Intuition, zur richtigen Zeit am richtigen Platz zu sein? Im Januar 2012 jedenfalls startet sie als Doktorandin im Multi­Scale Ro­ botics Lab (MSRL) der ETH, das von Bradley J. Nelson geführt wird, Profes­ sor für Robotik und Intelligente Syste­ me. Nelson baut mit den Mitarbeitern in seinem Lab Mikrodoktoren für un­ sere Körper – klitzekleine Roboter, nur wenige Mikrometer gross und von der Natur inspiriert. Beobachtungen bei Mikroorganismen wie die Funktions­ weise von Geisseln bei Bakterien – eine Art Ringelschwanz zur Fortbewegung – dienen ihm als Vorbild für eigene mechanische Antriebe im Mikrometer­ massstab. Die Energie zur Fortbewe­ gung erhalten sie durch einen äusseren Impuls, zum Beispiel ein elektromag­ netisches Feld. Nelsons Vision: Er will die winzigen Roboter mit Wirkstoffen beladen und exakt an die Stelle der nötigen Behandlung im menschlichen Körper manövrieren, zum Beispiel an die Stelle eines Krebstumors. Das Vor­ haben wie aus einem Science­Fiction­ Film wird allmählich Realität: Im In­ vivo­Experiment an einer Maus konnte Nelsons Team einen Schwarm von

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Robotik-Labor von Weltruf Das Multi-Scale Robotics Lab (MSRL) von Professor Bradley J. Nelson an der ETH Zürich hat mit seinem Fokus auf die Anwendung von Robotik im Bereich von Wissenschaft und Technologie bereits mehrere bahnbrechende Innovationen hervorgebracht, etwa

Bakterienähnliche Mikro-Roboter: Die Winzlinge (Bild oben), kaum grösser als Bakterien, sehen aus wie Spiralen mit einem Köpfchen und schrauben sich – bewegt durch schwache Magnetfelder – durch Flüssigkeiten. Dereinst könnten sie zum Beispiel Verkalkungen in menschlichen Arterien entfernen.

Roboter-Schwarm im lebenden Organismus: Dem MSRL gelang es, im lebenden Organismus einer Maus einen «schwimmenden» Schwarm von 80 000 Mikrorobotern exakt zu steuern und darüber einen Wirkstoff an zuvor definierte Orte im Mauskörper zu transportieren.

Roboter-Katheter: Das MSRL hat die Grundtechnologie zu einem Verfahren geliefert, das es ermöglicht, mit einem durch Roboter geführten Katheter interkardiale Eingriffe an Patienten mit Herzrhythmusstörungen durchzuführen.

Im Körper sich auflösende Roboter: Aktuell arbeitet Nelson an einem Projekt, das für die medizinische Therapie Mikroroboter aus weichen, flexiblen Materialen entwickelt, welche ihre Form ändern können und sich nach getaner Arbeit im Körper auflösen.



Titelgeschichte // 21

80 000 Mikrorobotern exakt steuern und darüber einen Modellwirkstoff an zuvor definierte Orte im Mauskörper transportieren. Alternativ könnten die Winzlinge auch mit Instrumenten bestückt wer­ den, die Operationen mit minimal­ invasivem chirurgischen Eingriff er­ möglichen. Die Vorteile gegenüber klassischen Behandlungen mit Medi­ kamenten liegen auf der Hand: eine wesentlich spezifischere Therapie und dadurch weniger Nebenwirkungen.

Roboter fürs Auge Hier also ist der neue Arbeitsplatz von Franziska Ullrich. Zufall, sagt die 30­Jährige, Zufall, vielleicht auch das richtige Händchen ihres Mentors Bradley J. Nelson sei es gewesen, dass sie dem Augenprojekt zugeteilt wor­ den sei. Dessen Grundidee: Man inji­ ziert einen Mikroroboter ins Auge, der im hinteren Augenbereich kontrolliert schwimmt und den man von aussen in alle Richtungen bewegen kann. Fran­ ziska Ullrich, Tochter eines Arztes, war

«Erste Anzeichen werden oft nicht wahrgenommen» Professor Dr. Stephan Michels, Leitender Arzt und stellvertretender Chefarzt der Augenklinik am Zürcher Stadtspital Triemli und Mitgründer von Ophthorobotics.

Was sind die ersten Anzeichen einer AMD? Leider werden nicht selten die ersten Anzeichen einer AMD von Patienten nicht wahrgenommen. Daher ist ein Selbsttest beider Augen getrennt wichtig. Hier kann sich als erstes Zeichen eine Verzerrung bemerkbar machen, im fortgeschrittenen Stadium ein zentraler Schatten oder ein dunkler Fleck. Wie behandelt der Arzt AMD? Seit etwas mehr als 10 Jahren kann mit der Injektion von VEGF(vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor)blockierenden Medikamenten in das Auge die feuchte Form der Makuladegeneration stabilisiert und die Sehkraft zum Teil sogar verbessert werden. Diese Behandlung heilt aber nicht die Grunderkrankung, sondern verhindert bei regelmässiger, individuell angepasster Gabe, dass die feuchte Form fortschreitet. Wie hat sich die Injektion von Hand bewährt? Vor gut 15 Jahren konnten wir uns schwer vorstellen, dass wir unsere Patienten mit 6–8 Spritzen ins

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wie die grosse Schwester, die mittler­ weile Augenärztin wurde, wieder ganz nahe an der Medizin: gerüstet mit ei­ nem technischen Top­Wissen, faszi­ niert von der Robotik und beseelt von der Vision ihres Mentors, die Mikrotei­ le mit den Werkzeugen der Natur zum Wohl der Menschheit zu nutzen. Und Ullrich musste wieder pauken, ganz viel über das Auge lernen. Heute weiss sie: «Das Auge ist eines der wichtigsten Organe, mit dem wir die Welt erfassen können.»

Auge pro Jahr behandeln würden. Heute ist diese insgesamt sehr sichere und effiziente Behandlung nicht mehr wegzudenken. Weltweit wächst die Anzahl der Injektion von Jahr zu Jahr. Aktuell ist nicht absehbar, dass diese Behandlungsform in den nächsten 10 Jahren abgelöst wird. In den meisten Ländern wird die Injektion zu Recht als ärztliche Tätigkeit angesehen. Es ist jedoch ein vielschrittiger, sehr repetitiver Eingriff. Sie sind Mitgründer von Ophthorobotics. Wieso? 2013, nach einem Nachmittag mit über 30 selbst durchgeführten Injektionen, wurde mir klar, dass der Ablauf der Injektion grundsätzlich zu ändern ist. Eine weitere notwendige Effizienzsteigerung – um Wartezeiten für Patienten zu reduzieren – ist bei zunehmenden Ärzteengpässen nur mit intelligenten, den Arzt unterstützenden und zeitlich entlastenden Systemen erreichbar. Die Voraussetzungen für ein solches System waren mir damals klar: maximale Sicherheit, bessere Präzision, als wir es mit unseren eigenen Händen können, Überwachung des Systems und Freigabe der Injektion durch den Arzt von ausserhalb des OP sowie ein weiterhin enger PatientArzt-Kontakt durch im System integrierte audiovisuelle Kommunikation. Die Zusage von Prof. Nelson und Dr. Ullrich, ein solches System umsetzen zu können, hat mich dazu gebracht, Ophthorobotics mitzugründen. Ich bin begeistert, wie Dr. Ullrich die Idee umgesetzt hat und wie erfolgreich die Firma unter ihrer Leitung geworden ist.


Also arbeitet sie weiter an Nelsons MSRL, injiziert in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Tierspital Hasen mi­ nimalinvasive Mikroroboter ins Auge, forscht, experimentiert, studiert und tauscht sich immer wieder aus. Nicht nur mit den Kollegen im Denk­ und Werklabor namens ETH. Ullrich lernt auch die beiden Ärzte Stephan Michels und Matthias Becker von der Augenkli­ nik am Zürcher Triemlispital kennen: «Irgendwann kamen sie zu uns und sagten: Wir würden gerne diese Injek­ tionen ins Auge zur Linderung der altersbedingten Makuladegeneration automatisieren. Geht das?» Und ob. Durch engste Zusammenarbeit mit den Netzhautspezialisten Stephan Mi­ chels und Matthias Becker hat Ullrich viel über das Auge gelernt: So weiss sie auch, dass die altersbedingte Makula­ degeneration, kurz AMD, die häufigste Ursache für eine Sehbehinderung in den Industrieländern ist. Ab 65 Jahren erkrankt jede zehnte, ab 75 Jahren jede dritte Person an AMD. Die Betroffenen sehen zunächst gerade Linien verzerrt, können dann nicht mehr lesen, verlie­ ren die Fähigkeit, Personen und Ge­ genstände zu erkennen. Die Krankheit wird durch eine Degeneration der Pig­ mentschicht unter der Netzhaut des Auges (trockene AMD) und Gefässwu­ cherungen unter der Netzhaut des Au­ ges (feuchte AMD) verursacht; die in der Netzhaut angesiedelten Stäbchen und Zapfen sterben dadurch ab. Die trockene AMD ist derzeit nicht effizient behandelbar. Bei der feuchten AMD wird alle vier bis acht Wochen ein Medikament ins Auge gespritzt. Die Überalterung der Gesellschaft poten­ ziert die AMD­Diagnose: 2020 werden weltweit 196 Millionen Menschen da­

von betroffen sein; 2040 rechnet man mit 288 Millionen AMD­Kranken. Also beginnt Ullrich, zuerst nur mit einem Studenten aus dem Lab vor drei Jahren mit der Arbeit, beobachtet Ärzte bei deren Injektionen von Hand, fragt sich, welche Art von Roboter es sein könnte, identifiziert die Ansprü­ che – und wie sie heute rekapituliert, muss sie unvermittelt lachen: «Meine Roboter wurden plötzlich grösser – ganz was anderes als die mir bislang vertrauten Mikroroboter.» Damit sie die Forschung und Entwicklung be­ zahlen kann, gründet sie zusammen mit ihren Mitgründern, den beiden Augenärzten vom Triemlispital und ihrem früheren Chef und Doktorvater Nelson, ein Unternehmen. Den Au­ genärzten gelingt es, Unterstützung für das Projekt von einem grossen Schweizer Pharmaunternehmen zu er­ halten; einer Start­up­Firma steht nun nichts mehr im Wege. Ophthorobotics Ein Unternehmen ohne Ware, dafür mit vielversprechenden Ideen und exakten Vorstellungen: Ein Werkzeug für automatische Injektionen muss her. Sie weiss, dass die Genauigkeit des Roboters extrem hoch sein muss, die Positionierungsmöglichkeit ebenso, sie merkt mit ihren Mitarbeitern, dass das Gerät für den Patienten furchter­ regend aussieht, sie geniesst die Lab­ Atmosphäre und den Drive der Stu­ denten, mit denen man dieses Teil entwickeln, testen, ändern, umbauen, anders programmieren kann. So ent­ steht ein erster Prototyp, ein zweiter, ein dritter: Robolution eben. Jetzt steht ein Modell, wo nur die Nadel sich um das Auge des Patienten bewegt, ein schlankes, schönes, neues

Gerät, die Mechanik von einem ehe­ maligen Studenten und heutigen In­ genieur entwickelt und gebaut, die Software von zwei anderen Studenten programmiert und geschrieben, das Erscheinungsbild von zwei jungen De­ signern der Firma Solidfluid aus Kons­ tanz entwickelt. Das kaum brusthohe unscheinbare Gerät, das auf vier Rollfüssen dereinst über das Gesicht des Patienten gescho­ ben wird, bevor eine Nadel das Medi­ kament ins Auge spritzt, verbirgt hochkomplexe Technik. Es ermöglicht schnellere, einfachere und auch billi­ gere Injektionen: Nach einem Scan­ ning der Iris des Patienten erfolgt die präzise Lokalisierung der Injektions­ stelle sowie die perfekte Dosierung – gekoppelt mit einer automatisierten Videodokumentation jedes Verfah­ rens, das selbständig archiviert wird. Dass möglicherweise ein gefälschtes Medikament appliziert wird, verhin­ dert ebenfalls ein eingebautes Scree­ ning. Und während der Behandlung erzeugt der Roboter einen sterilen Luftstrom – für die Injektion ist so nicht mehr ein teurer steriler Raum notwendig, der zudem durch die Vor­ bereitung von Patient und Arzt noch unnötig und nutzlos blockiert wird. Die geplante Automatisierung lohnt und rechnet sich: Die AMD­Pa­ tienten müssen in der Regel alle vier bis acht Wochen zur Behandlung in die Klinik, das Medikament kostet pro Injektion um die 1000 Franken, die Spritzen von Hand blockieren teuer ausgestattete Operationssäle und ver­ ursachen für den Patienten wie auch für den Arzt unnötige Wartezeiten. Das geht ins gute Geld: Am Zür­ cher Stadtspital Triemli beispielswei­ se, in dessen Augenklinik Woche für


Titelgeschichte // 23

Der von Ophthorobotics entwickelte Medizinalroboter unterstützt Augenärzte bei der Medikamentengabe ins Auge gegen die altersbedingte Makuladegeneration. ophthorobotics.com

Woche 150 bis 200 Patienten im Fünf­ bis Zehn­Minuten­Takt die Spritze er­ halten, könnten so im Monat locker bis zu 25 000 Franken gespart werden – bei einem Gerätepreis, den die «Han­ delszeitung» unlängst mit «klar unter 500 000 Franken» bezifferte. Für Spitä­ ler und Kliniken eine lohnende Inves­ tition, wenn die Geräte, nach erhoffter und erfolgreicher Zertifizierung 2019 ab dem Jahr 2020 im Verkauf sind – insbesondere, da in der Schweiz wie auch in Europa die Vergütung für die Behandlung abnimmt. Das Unternehmen könnte also zur Goldgrube werden – zumal, wie Ull­ rich verrät, schon weitere Produkte in der Pipeline warten und das Unterneh­ men auch im Bereich des Verbrauch­ materials für die automatischen Sprit­ zen die Wertschöpfung möglichst hoch halten will und darum eigene «Desinfektionspflaster» entwickelt, die die Sicherheit und den Komfort für die Patienten verbessern werden. Ein Glückskind also, Franziska Ullrich? Mag sein – auch wenn sie von den schwierigen, von den enttäuschen­ den und desillusionierenden Momen­ ten erzählt, die sie auf dem Weg zu ih­ rem Medizinalroboter begleitet haben. Sie könne durchaus fuchsteufelswild und/oder hoffnungslos verzweifelt sein – für einen kurzen Moment. «Fail quickly», nennt sie das, nur kurz und rasch versagen – um am Wi­ derstand weiter zu wachsen und sich zuzutrauen, die Welt ein klein wenig weiterzubringen: mit unermüdlichem Engagement, mit ungebrochener Zu­ versicht und mit beflügelnder Leich­ tigkeit. Mit Fernsicht eben.


Die ältesten Schweizer Diese zehn langlebigen Schweizer stammen nicht alle aus der Schweiz. Der 227-jährige Judasbaum in La Sarraz ist zum Beispiel im Mittelmeerraum heimisch und der 60 Jahre jüngere Basler Riesenmammutbaum ist sogar auf einem anderen Kontinent, genauer gesagt an den Westhängen der Sierra Nevada in Kalifornien beheimatet. Eines haben die Baumgreise aber gemeinsam: Sie haben vor hunderten von Jahren in unserem Land Wurzeln geschlagen. Was sie in all den Jahren gesehen haben, bleibt allerdings ihr Geheimnis.

817 802 717 Europäische Lärche Larix decidua Prairion, Wallis

Sommerlinde Tilia platyphyllos Linn, Aargau

Bergahorn Acer pseudoplatanus Villeret, Bern

702

417

Winterlinde Tilia cordata Eglisau, Zürich

Stieleiche Quercus robur Châtillon, Jura


Zahlensalat // 25

357

227

202

167

167

Weisstanne Abies alba Langnau, Bern

Judasbaum Cercis siliquastrum La Sarraz, Waadt

Rotbuche, Fagus sylvatica Martigny, Wallis

Riesenmammutbaum Sequoiadendron giganteum Basel, Basel-Stadt

Ahornblättrige Platane Platanus Ă— hispanica Lugano, Tessin



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Sorg für dich.

360

Stunden im Jahr betreuen europäische Grosseltern im Durchschnitt ihre Enkel. «Ich habe zwei Denn Oma und jetzt Opa sind heute bis insLeben.» hohe Alter leistungsfähig. Während vor 50 Jahren bereits 64 als Sorg für dich. «uralt» empfunden wurde. Seite 28

Seite 32

Mit grossem Glück kommt auch grosse Verantwortung. Swiss Life unterstützt Sie dabei und bietet einen umfassenden Risikoschutz für Familien. Erfahren Sie mehr auf www.swisslife.ch/risikoschutz


So sind unsere Kunden Andreas Signer gerät beim Gärtnern in Trance

Die Kunden verstehen ist das oberste Ziel unseres Geschäfts. Darum besuchten 100 Swiss Life-Mitarbeitende 100 Kunden. Patrick Frost, CEO der Swiss Life-Gruppe, traf in Gonten (AI) den Gärtner und Jungunternehmer Andreas Signer (27). «Gärtner sein bedeutet weit mehr als Löcher buddeln und Bäume pflanzen. Der Gärtner ist mit allem verbunden, was die Natur hervorbringt, inklusive Bienen, Schnecken und Würmern. Jeder Tag birgt die Möglichkeit, etwas Neues zu lernen. Nach der Gärtnerlehre fand ich keine Festanstellung, doch durch Mundpropaganda erhielt ich einen Auftrag nach dem anderen. Damit arbeitsrechtlich alles korrekt war, gründete ich halb aus Not, halb aus Unternehmungslust mit 21 Jahren eine Firma. Meine erste Investition waren 179 Franken in eine Heckenschere. Der Schritt in die Selbständigkeit brauchte etwas Mut, aber das Glück half mir dabei. Das Geschäft blüht, und wenn es im Winter wenig zu tun gibt, arbeite ich im Gipserunternehmen meines Bruders mit. In meiner Familie halten wir zusammen. So geht uns auch unser jüngster Bruder, der geistig beeinträchtigt ist, zur Hand. Meist arbeite ich jedoch alleine und rede stundenlang mit keinem Menschen, was meinem Naturell entgegenkommt. Zuweilen bin ich dermassen versunken ins Gärtnern, dass ich regelrecht in Trance gerate und ein Gefühl von tiefster Entspannung und innerer Ruhe erlebe.» Mehr dazu: 100kunden.swisslife.com

Ohne Grosseltern läuft nichts

Sie sind so wichtig wie nie. Grosseltern übernehmen Betreuungsaufgaben und sorgen häufig auch finanziell für ihre Enkel. Und selbst auf deren Bildungserfolg haben sie einen Einfluss, wie eine neue Untersuchung zeigt. Die Verlängerung der gemeinsamen Lebenszeit von Grosseltern und Enkelkindern gehört zu den emotionalsten Effekten der Langlebigkeit. Heute haben in der Schweiz 96 Prozent der Teenager mindestens einen Grosselternteil, 39 Prozent können diesen sogar zu ihrem 30. Geburtstag einladen. Die Auswirkungen der neuen Mehrgenerationengesellschaft sind in vielerlei Hinsicht bedeutend. Zum einen für Omas und Opas selber, denn eine aktive Grosselternschaft kann zu einem wirksamen sozialen Jungbrunnen werden und sich auch positiv auf das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit auswirken. Zum anderen sind sie auch ein Segen für die ganze Familie und Gesellschaft. Zwar wohnen die Generationen nicht mehr wie früher unter ei-

nem Dach, trotzdem besteht eine enge Verbindung – eine «Intimität auf Distanz», wie der Zürcher Generationenforscher François Höpflinger das Phänomen benannte.

Finanziell und zeitlich engagiert Untersuchungen zeigen, dass in den meisten europäischen Ländern zwischen 20 und 30 Prozent der Grosseltern die Familien ihrer Kinder finanziell unterstützen. Noch grösser ist ihr indirekter finanzieller Beitrag, denn mehr als die Hälfte der Grosseltern in Europa übernimmt regelmässig die Betreuung der Kinder von arbeitstätigen Eltern, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Besonders viele sind es in Nordeuropa und Frankreich (siehe Grafik). Dafür ist die In-


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Mi., 7. Juni 09:42

Mit Eintritt der Pensionierung ändert sich bei den meisten die finanzielle Situation grundlegend. Welche Konsequenzen hat das für Immobilieneigentümer?

Niederlande

Schweden

Frankreich

Schweiz

Italien

Griechenland

Deutschland

0 Österreich

Pingpong Vorsorge muss nicht schwierig sein. Eine Frage, eine Antwort. Im Chat. Und zwar jetzt. Sofort.

tensität der Betreuung in Südeuropa viel höher. Betreuen Grosseltern ihre Enkel in Nord- und Mitteleuropa zwischen 240 und 360 Stunden im Jahr, sind es in Italien 730 Stunden und in Griechenland gar 960 Stunden. Wie wertvoll die vielen Arbeitsstunden im «Enkelbusiness» für die Volkswirtschaft sind, zeigt eine Berechnung im «Generationenbericht Schweiz». Laut diesem beträgt die Wirtschaftsleistung durch die Grosselternarbeit rund 2 Milliarden Franken pro Jahr. 80 Prozent davon werden durch die Grossmütter geleistet.

Fleissige Omas und Opas Anteil der Grosseltern in europäischen Ländern, die ihre Enkelkinder betreuen (in Prozent).

Das abnehmende Einkommen hat einen direkten Einfluss auf die Tragbarkeit der Hypotheken. Zudem reduzieren viele ihre Hypotheken im Alter möglichst vollständig. © Wojtek Klimek / W. I.R .E. / Swiss Life

Sparen Sie doch Zeit! ZEIT SPAREN

Im Forschungsprojekt «Wie wir morgen leben» illustrieren der Think Tank W.I.R.E. und Swiss Life alternative Modelle für das längere, selbstbestimmte Leben – und im dazu erschienenen Buch (Verlag NZZ Libro) eine ganze Reihe unkonventioneller Ideen: beispielsweise Zeit sparen. «Zeit ist Geld» wird so Realität: Immer mehr Menschen nutzen als Alternative zum Ansparen von Geld oder materiellen Werten neue Vorsorgemodelle, bei denen nicht Geld, sondern Zeit gespart wird. Und zwar nicht erst in fortgeschrittenem Alter, sondern in jungen Jahren, wenn man noch fit genug ist.

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Bei sogenannten Zeitbanken wird Arbeitszeit, die für andere Menschen eingesetzt wird, dem privaten Zeitkonto gutgeschrieben und zu einem späteren Zeitpunkt «zurückbezahlt». Die Zeit, die benötigt wird, um dem Nachbarn den Rasen zu mähen oder einen älteren Menschen zu pflegen, wird durch Leistungen, die man selbst beziehen kann, zurückerstattet. Dies ermöglicht es auch Menschen, die im offiziellen Berufsleben keine Anstellung mehr finden, ihren Fähigkeiten entsprechend vorzusorgen. Durch Time Banks werden Dienstleistungen losgelöst von Geld und Währungsschwankungen handelbar.

Ist das sinnvoll? Nicht in jedem Fall. Durch die Reduktion der Hypothek steigt wegen des kleineren Schuldzinsenabzugs die Steuerbelastung und zudem ist es für Senioren oft schwierig, die Hypothek bei Bedarf wieder aufzustocken. Deshalb empfiehlt es sich, frühzeitig mit einem Experten eine Finanzplanung durchzuführen, um zu prüfen, ob das Eigenheim auch nach der Pensionierung noch tragbar ist.

Danke.

Francesco Pappone, Swiss Life-Generalagent in Horgen, und unser Beraterteam antworten im Chat auch auf Ihre Fragen: myworld.ch/chat


«Ich war noch nie so selbstbestimmt.» Clever Geld anlegen Suchen Sie eine ergänzende Sparmöglichkeit zu Ihrer Vorsorgelösung? Zum Beispiel als Alternative zum Sparkonto? Swiss Life hat ihr Angebot um neue Fondsanlagelösungen ergänzt. Schon ab kleinen Beträgen profitieren Sie von der professionellen Verwaltung durch Swiss Life Asset Managers, einen der grössten Vermögensverwalter der Schweiz. Dies verspricht mittelfristig attraktive Renditechancen – und das zu attraktiven Konditionen.

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Ottmar Hitzfeld ist seit zwei Jahren Rentner. Wie kommt der Leistungsmensch mit der Karriere nach der Karriere zurecht? Ein Gespräch mit dem zweifachen Welttrainer des Jahres über den neuen Lebensabschnitt und das Älterwerden. Ottmar Hitzfeld. Haben Sie sich vor dem Ruhestand gefürchtet? Natürlich gab es eine gewisse Verunsicherung. Ich bin von meiner Entscheidung überzeugt gewesen, habe mich jedoch auch gefragt: Fällst du jetzt in ein Loch, wie das so manchem Berufskollegen passiert ist? Wirst du gar depressiv? Wird dein Leben nun langweilig? Unerfüllt? Und? Die Entscheidung hat sich auch im Nachhinein als richtig erwiesen. Denn der immense Druck ist abgefallen. Ich habe allerdings auch das grosse Glück,

dass mein Leben nicht von hundert auf null abgebremst worden ist, sondern sich langsam entschleunigt. Ich habe noch Verträge mit TV-Stationen und Werbepartnern und kann so schrittweise in den neuen Lebensabschnitt hineinwachsen. Ihr Rücktritt vor drei Jahren kam überraschend. Wie wussten Sie, dass es der richtige Zeitpunkt war? Ich habe in mich hineingehorcht. Ich bin eben nicht der reine Vernunftmensch, als den mich die Medien gerne dargestellt haben. Die Fahrten ins Trainingslager, die Länderspiele – das wurde zunehmend zur


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Pflicht. Die Freude wich immer mehr dem Druck des Siegenmüssens. Diese Symptome kannte ich von meinem Burnout und mir war klar, dass der Moment gekommen war. Man soll den eigenen Körper nicht zu überlisten versuchen. Sie schlugen sogar das Angebot eines chinesischen Clubs aus, der Ihnen 25 Millionen Euro für 18 Monate bot. Als ich diese Summe hörte, dachte ich, ich spinne. Natürlich kommt man da ins Überlegen. Eine neue Kultur, Aufbauarbeit, Pioniergeist, noch einmal ein Abenteuer, dazu ein fürstliches Salär. Und natürlich ist es auch ein Privileg, absagen zu können, weil ich zum Glück nicht auf das Geld angewiesen war. Trotzdem war ich innerlich stolz, dass ich zu einem glasklaren Nein gefunden hatte. Dass ich mit mir im Frieden war und wusste: Ich lass mich auch vom vielen Geld nicht locken. Hinzu kam, dass meine Frau 13-mal umgezogen war, was auch nicht immer leicht gewesen ist. Ich wollte das auch für sie nicht mehr. Was gewinnt man als Rentner? Ich empfinde die letzten drei Jahre als grosse Bereicherung. Als Freiheit. Mein Leben war noch nie so selbstbestimmt. Ich kann nicht immer machen, was ich will, aber ich muss nichts mehr machen, was ich nicht will. Und meine Frau und ich haben jetzt viel mehr Zeit füreinander. Das ist eine ganz neue Dimension für unsere Familie, für das Pflegen von Freundschaften. Trainieren Sie bewusst für ein langes Leben? Ja. Ich bin ein-, zweimal pro Woche zu Hause im Fitnessraum. Ich spiele Golf. Und ich spiele mit meiner Frau regelmässig Memory. Das macht Spass und zeigt, dass man das Gedächtnis auch im Alter noch verbessern kann. Muss das Rentensystem reformiert werden? Braucht es mehr Solidarität der Älteren mit den Jungen? Ich glaube schon. Es ist gut, dass diese Debatte angelaufen ist und in unser Bewusstsein sickert. Vielleicht müssen wir darüber nachdenken, wie die wohlhabenden Älteren mehr abgeben und die soziale Verantwortung noch besser wahrnehmen können. Es ist klar, dass sich viele dagegen sträuben. Aber ich bin überzeugt, dass man gute Lösungen finden wird. Wir wollen ja verhindern, dass es zu Demonstrationen und Aufruhr der verunsicherten und unzufriedenen Jugend kommt.

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Wann haben Sie erstmals über Ihre Altersvorsorge nachgedacht? Mit 19. Als ich für ein paar Deutsche Mark den ersten Vertrag beim FV Lörrach unterschrieb, habe ich umgehend einen Bausparvertrag abgeschlossen. Und als ich ein Jahr später zum FC Basel wechselte, schloss ich als erstes eine Lebensversicherung ab. Obwohl ich gerade mal 200 Franken verdiente. Mir war immer schon klar: Wenn ich einmal alt bin, möchte ich ein gutes Leben führen können. Das steckte tief in mir drin. Haben Sie als Trainer dieses Denken an die Spieler weitergegeben? Natürlich. In den vielen Einzelgesprächen waren auch die Geldanlage und Altersvorsorge wiederkehrende Themen. Gerade wenn man viel verdient, kann man viel verlieren. Und Fussballer bekommen oft unseriöse Angebote. Sprechen Sie aus eigener Erfahrung? Leider ja. Als ich bei Stuttgart spielte, investierte ich 100 000 Mark in eine Druckerei, die dann Pleite ging. Ein angeblicher Freund hatte mich hintergangen. Das tat richtig weh, denn ich verdiente damals knapp 150 000 Mark. Das war mir eine Lehre, danach habe ich nie mehr in Firmen investiert. Diese Geschichte habe ich den Spielern erzählt und ihnen Lebensversicherungen empfohlen.

Ottmar Hitzfeld (68) beendete 2014 seine erfolgreiche Karriere als Trainer und Fussballer. Aufgewachsen im süddeutschen Lörrach, wo er heute noch wohnt, stürmte er für verschiedene Vereine in der Schweiz und in Deutschland und wurde mit dem FC Basel zweimal Meister und einmal Pokalsieger. 1983 begann beim SC Zug seine Trainerlaufbahn. In der Folge gewann er als Klubtrainer in der Schweiz und Deutschland über zwei Dutzend Titel, darunter mit Borussia Dortmund und Bayern München auch die Champions League, wofür er zweimal zum Welttrainer des Jahres gewählt wurde. Nach einem Burnout zog sich Hitzfeld 2004 für rund 18 Monate in sein Ferienhaus nach Engelberg zurück. Seine letzte Trainerstation führte ihn 2008 wieder in die Schweiz, wo er das Nationalteam an zwei WM-Endrunden führte.

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Tipps fürs Familienbudget Die einen zieht es in die Berge, die anderen ans Meer – egal wo die Reise hingeht: Mit einem realistischen Budget lässt sich besser entspannen. Wer Ausgaben und Einnahmen im Griff hat, weiss auch, wie viel Geld für die Ferien zur Verfügung steht. Zum Ferienbudget gehören Reise, Unterkunft, Verpflegung, Freizeit, Einkäufe und auch das Taschengeld. Das im normalen Jahresbudget festgelegte Haushaltsgeld bleibt stehen – ob man die Ferien nun zuhause verbringt oder verreist. Mit dem Budgetrechner von Swiss Life können Sie Ihr persönliches Budget erstellen – und erfahren, wie viel für die Ferienkasse übrig bleibt.

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Damals – als 64 noch uralt war Vor fünfzig Jahren veröffentlichten die Beatles eines der einflussreichsten Alben der Musikgeschichte: «Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band». Der Song «When I’m Sixty-Four» wurde zum Klassiker. Was wie ein Liebeslied daherkommt, ist in Wirklichkeit gesungene Angst vor dem Alter: Es war das Gefühl einer ganzen Generation.

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aul McCartney war erst 24 Jahre alt, als das Lied 1967 aufgenommen wurde. Er wollte es unbedingt auf dem Album haben, so heisst es, weil er es für seinen Vater James geschrieben hatte. 64 Jahre alt war dieser geworden und stand kurz vor der Pensionierung. In fernen 40 Jahren würde es auch für Paul so weit sein.

«When I get older, losing my hair, many years from now», sang Paul McCartney – «wenn ich, in vielen Jahren, älter werde und mir die Haare ausfallen.» Um seine Stimme noch jünger erscheinen zu lassen, liess er sie beim Abmischen um einen Halbton erhöhen. Die Beatles trafen mit «When I’m Sixty-Four» den Nerv der Zeit. Sie drückten damit


© Jimmy Baikovicius

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Sir Paul McCartney, ehemaliger Sänger und Bassist der Beatles, bei einem Auftritt in Montevideo, Uruguay, im Jahr 2014.

das Gefühl einer ganzen Generation aus. Unzählige fremdsprachige Cover-Versionen entstanden, am hintergründigsten fing der Schweizer Liedermacher und Kabarettist Franz Hohler die Ironie des Titels auf. In «Weni mol alt bi» (wenn ich mal alt bin) – «hoffe sgaht no lang» (ich hoffe, das geht noch lange) – singt er die Zeile: «Fangts der a gruuse, wenn i wot schmuse.» (Ekelt es dich an, wenn ich mit dir zärtlich sein will). Kein Zweifel: Mit 64 galt man vor fünfzig Jahren als uralt. Und alt, arm und abhängig sein war etwa das Letzte, was man 1967 als junger Mensch wollte. Heute dauert die Lebensphase, in der wir uns «in der Mitte des Lebens» fühlen, lange über die Pensionierung hinaus. Das gilt ganz besonders für die Schweizerinnen und Schweizer, die sich in einer Umfrage erst ab 79 Jahren als «alt» bezeich-

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neten. Das beweist: «Alter» muss neu gedacht werden. Es ist die sanfte Ironie der Geschichte, dass uns das ausgerechnet die alterskritischen Jugendidole von damals vorleben. «The Who», die nie alt werden wollten, sind auf einer ausgedehnten Tour zu ihrem 50-jährigen Bandjubiläum und setzen sich dabei gegen Prostatakrebs ein. Die Rolling Stones haben eben ihr 23. Studioalbum herausgegeben. Mick Jagger, heute 74, springt auf der Bühne immer noch mit sichtlichem Spass zu Satisfaction hin und her. Und Paul McCartney, auch er schon zehn Jahre älter als 64, ging letzten April auf eine Tournee in Japan – immer noch mit fast vollem, wenn auch gefärbtem Haar. Vielleicht müsste Sir Paul das Lied heute «When I’m 84» nennen.

Kieser schwitzt Beweglich durch Krafttraining

Wie beweglich wir sind, darüber entscheiden zwei Aspekte: Auf der einen Seite unsere Gelenkigkeit und auf der anderen Seite die Dehnfähigkeit unserer Muskeln. Unsere Gelenkigkeit ist abhängig vom Knochenbau und mit Abschluss der Pubertät mehr oder weniger unveränderbar. Was wir beeinflussen können, ist die Dehnfähigkeit unserer Muskeln – wenn Sie regelmässig und anatomisch korrekt über das gesamte Bewegungsausmass trainieren. Indem in den Myofibrillen Sarkomere in Länge hinzugefügt werden, werden die Muskelfasern länger – und Sie beweglicher. Ein prägnantes Beispiel aus der Praxis zeigt ebenfalls, dass Unbeweglichkeit nichts mit Krafttraining zu tun hat. Vor vielen Jahren arbeitete in meinem Studio Njue Jackson – ein Bodybuilder aus Kenia. Er wies eine extreme Muskelentwicklung auf. Bei Wettkämpfen auf der Bühne überraschte er immer wieder, indem er seine Kür mit einem eleganten Spagat beendete. Er war nicht nur im Hüftgelenk sehr gelenkig, seine Muskeln waren auch sehr dehnfähig. Trotz des Krafttrainings – oder sollte ich besser schreiben: dank des Krafttrainings. Korrektes Krafttraining macht also zusätzliche Dehnübungen überflüssig. In der Rehabilitation können diese jedoch durchaus sinnvoll sein; schon die kurzzeitige Stilllegung von Gelenken nach Operationen reduziert die Dehnfähigkeit der Muskeln, weil Sarkomere in Serie abgebaut werden, der Muskel kürzer wird und Sie Ihre Beweglichkeit verlieren. Werner Kieser (75), gelernter Schreiner, Ex-Boxer, Buchautor und Philosoph (MA), ist der erfolgreichste Krafttrainer Europas. Kiesers Blog: kieser-training.de/blog


© Wojtek Klimek / W. I.R .E. / Swiss Life

Kinder mit 60 – eine Utopie?

*«Wie wir morgen leben» Denkanstösse für das Zeitalter der Langlebigkeit. Herausgegeben von W.I.R.E., dem Think Tank für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in Kooperation mit Swiss Life, erschienen im Verlag Neue Zürcher Zeitung.

Die Bandbreite neuer Möglichkeiten der Lebensgestaltung ist gross. Wie und ob diese in Zukunft genutzt werden, muss jeder für sich selbst entscheiden. Umso wichtiger ist es aber, die verschiedenen Freiräume als Entscheidungsgrundlage aufzuzeigen – von realistisch bis unwahrscheinlich. Das Buch «Wie wir morgen leben»* fächert die Möglichkeiten auf – auch die Möglichkeit, erst mit 60 schwanger zu werden. Die steigende Lebenserwartung ermöglicht eine Flexibilisierung von Nachwuchsplanung und Familienleben: «Erst die Karriere, dann das Kind» wird zur Realität. Während die Biologie den Lebensabschnitt der Fortpflanzung bis heute klar definiert, ermöglichen Fortschritte in der Reproduktionsmedizin wie die künstliche Befruchtung oder das Social Freezing (das Einfrieren von fruchtbaren Eizellen für eine spätere Schwangerschaft) den Kinderwunsch bis ins hohe Alter. Der Druck, Kinder und Karriere zu verbinden,

nimmt so massiv ab. Paare können sich nach ihren beruflichen Erfolgen ihren Nachkommen widmen und profitieren von einer deutlich flexibleren Lebensgestaltung. Für die Kinder bedeutet sie ein Aufwachsen in einer stabilen Beziehung, die den Test der Zeit bestanden hat, umsorgt von reifen, erfolgreichen und wohlhabenden Eltern. Sie erhalten die Aufmerksamkeit, die für ihre Entwicklung am förderlichsten ist. Die Erwachsenen wiederum müssen nicht fundamentale Bedürfnisse gegeneinander ausspielen.


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Weniger Scheidungen durch weniger Zielkonflikte Kindererziehung durch reife Eltern mit ausreichend Zeit Flexible Arbeitszeitund Karrieremodelle Weniger Einbussen von weiblichen Arbeitskräften Gleichberechtigung von Mann und Frau

Die Denkanstösse im Buch «Wie wir morgen leben»* sollen zu einer gesellschaftlichen Debatte über die Konsequenzen der zunehmenden Lebenserwartung führen. Stephanie von Orelli, Co-Chefärztin am Zürcher Triemlispital, nimmt Stellung zu einigen latenten Themen rund um die Nachwuchsplanung.

Chancen

Eltern werden in der zweiten Lebenshälfte Risiken

Überfordernde ethische Diskussion über die Grenzen der Reproduktionsmedizin

Social Freezing «Grundsätzlich finde ich das Einfrieren von Eizellen nicht schlecht. Als 25-Jährige ist man sich zu wenig bewusst, dass man mit 35 nicht mehr so einfach Kinder kriegen kann. Dass daraus gefolgert wird, es sei unwichtig, dass Frauen Kinder kriegen, während sie Karriere machen, finde ich aber bedenklich. Ich glaube nicht, dass Social Freezing eine Lösung für grundsätzliche Probleme in unserer Gesellschaft ist.»

Eizellenspende

Zunehmender Druck auf alle, mit 30 Karriere zu machen Intoleranz gegenüber Frauen, die Kinder nach der biologischen Uhr planen Trotz altersverzögernder Technologien sinkende Energie im Alter und das Risiko eines frühzeitigen Sterbens der Eltern Schwächere Bindung zwischen Eltern und Kindern durch grossen Altersunterschied Ausweitung der Familienpolitik auf komplexere Familienstrukturen (Patchwork)

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Grenzen der Reproduktionsmedizin «Eine Frau muss gesundheitlich so fit sein, dass sie die Kinder doch noch mindestens bis zur Mündigkeit begleiten kann, was mit 60 nicht mehr realistisch ist. Krankheiten nehmen im Alter zu, auch wenn man sie immer besser behandeln kann. Das unendliche Leben ist nicht in unserem Programm.»

«In der Schweiz ist die Eizellenspende verboten. Frauen gehen für diese Behandlung ins Ausland. Dort gibt es sehr unterschiedliche Institutionen. Gewisse sind sehr teuer, erbringen aber hochqualitative medizinische Leistungen, andere arbeiten in einem medizinisch eher fragwürdigen Bereich.»

Alternative Formen der Elternschaft

Fruchtbarkeit «Ab 40 nehmen die Eizellen massiv ab. Auch wenn man mit entsprechenden Medikamenten unterstützend und stimulierend eingreifen kann, sind die Chancen, dass man schwanger wird und das Kind zur Welt bringt, stark eingeschränkt.»

«Ich wünsche mir für ein Kind, dass es in ein Nest hineinkommt, in dem Wärme und Liebe vorhanden sind. Ob das gleichgeschlechtliche Paare sind oder eine gute Freundschaft zwischen zwei Menschen, welche die Stabilität und Liebe geben können, da habe ich keine Vorbehalte.» Lesen Sie auf der nächsten Seite: Stephanie von Orelli – Mama und Karrierefrau


«Vieles ist machbar. Das heisst aber nicht, dass alles gut ist.» Stephanie von Orelli schätzt die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin. Das Kinderkriegen zu verschieben, sieht die Gynäkologin aber nicht als Lösung des Problems, wie Frauen Karriere und Kind unter einen Hut bringen sollen. Sie plädiert für Rahmenbedingungen, die ein hohes Arbeitspensum ermöglichen. Text: Yvonne Eckert, Bild: Kilian Kessler

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ur weil man Karriere gemacht hat, hört das Berufsleben ja nicht auf. Die Aufgabe erfüllt einen zwar total, aber man arbeitet immer noch sehr viel. Die Erfahrung nimmt zu, aber die Energie nimmt ab. Man ist auch nicht mehr so stressresistent, vor allem für den Stress, den kleine Kinder verursachen. Im Berufsleben sammeln wir Erfahrungen mit Menschen, denen wir Dinge erklären können, die sie dann so ausführen. Kinder sind rational nicht erreichbar. Wir müssen sie unter-

stützen und erziehen, damit sie in eine sozial kompatible Form gebracht werden. Das erfordert viel Geduld und Lust. Ich bin mit 40 zum ersten Mal Mutter geworden und habe das Gefühl, in meinem Alter ging das noch so knapp. Um Kind und Karriere zu vereinbaren, braucht es einen Superpartner, der akzeptiert, dass die Frau ihre berufliche Rolle weiterführt. Man muss sehr flexibel und belastbar sein. Frauen wollen ja immer total perfekt sein. Aber das ist nicht nötig. Kinder spüren, ob


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Stephanie von Orelli (50) startete ihre Karriere im Triemli-Spital in Zürich. Ab 2008 leitete sie mit Brida von Castelberg die Frauenklinik. Nach deren Pensionierung führte sie die Klinik alleine, seit Februar teilt sie sich die Leitung mit Natalie Gabriel. Die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe ist verheiratet und Mutter von Benjamin, 11, Hanna, 9, und Pauline, 4 Jahre. Ihr Mann arbeitet wie sie 80 %, an drei Tagen werden die Kinder von einer Nanny betreut.

wir sie lieben, dazu muss man nicht dauernd um sie herum sein. Wir Frauen sollten uns von solchen Ansprüchen befreien und uns nicht entmutigen lassen. Seine Erwartungshaltungen zurückschrauben zu können, ist sicher hilfreich. Und man muss für alle Rollen den Durchhaltewillen aufbringen – ob als Mutter, Ärztin, Chefin oder Partnerin. Ich war schon immer unglaublich gerne Ärztin und konnte im Spital viele spannende Dinge machen. Zudem habe ich zehn Jahre lang eine Fernbeziehung ge-

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führt, mein Partner lebte in Paris. Mit 35 kam jedoch verstärkt der Gedanke auf, dass wir ausprobieren sollten, «ob das mit däne Chend no klappt». Ich wusste aber, dass ich immer meinen Beruf habe, auch wenn es mit Kindern nicht klappt. Je weiter man nach oben kommt, umso grösser wird die Entscheidungsfreiheit und man kann Mitarbeitende entsprechend nachziehen. Wir haben am Triemli eine sehr flache Hierarchie und arbeiten sehr gut im Team. Viele arbeiten Teilzeit und wir unterstützen uns gegenseitig. Wenn ich mittwochs bei meinen Kindern bin, schauen meine Mitarbeiterinnen, dass der Betrieb bestens läuft. Ich sorge im Gegenzug dafür, dass sie die Möglichkeit haben, sich zu entwickeln. Dazu braucht es eine gemeinsame Sicht auf die Dinge. Das hängt damit zusammen, wie man führen will, welche Werte man hat, welches Menschenbild man vertritt und wie man seinen Auftrag sieht. Obwohl wir medizinisch die Möglichkeiten haben, spät Eltern zu werden, fände ich es besser, wenn die Strukturen und die (finanziellen) Möglichkeiten so angepasst würden, dass Frauen Kinder bekommen, wenn sie noch jung und belastbar sind. Wenn sie einen Partner haben, der vielleicht ein Sabbatical machen und auch mal zuhause bleiben kann. Also eher die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen anzupassen, als die medizinischen Möglichkeiten auszureizen. Nicht Eizellen einzufrieren und die Kinder erst spät zu haben, wenn das Risiko grösser ist, zu erkranken oder zu sterben, solange das Kind noch nicht volljährig ist. Das ist mein Votum. Frauen müssen aber auch motiviert werden, nach dem Mutterschaftsurlaub wieder mit einem hohen Arbeitspensum einzusteigen. Vorbilder spielen eine grosse Rolle. Meine Eltern waren beide Ärzte und meine Mutter hat immer gearbeitet. Das Grundsätzliche, das ich von ihnen und meiner ehemaligen Kollegin und Mentorin Brida von Castelberg, die mich sehr geprägt hat, mitbekommen habe, ist, «gwunderfitzig» zu sein. Sich für das einzusetzen, was man wichtig findet. Das versuche ich auch meinen Kindern mitzugeben. Neugierig zu sein, zu wissen, was man will und sich auch zu profilieren. Zu sagen, das finde ich gut oder das finde ich nicht gut. Es würde mich natürlich freuen, wenn ich mal Grossmutter würde. Mir ist aber vor allem wichtig, dass meine Kinder das in ihrem Leben finden, was ihnen wirklich gefällt. Und dass sie die Möglichkeit haben, dies zu verwirklichen und ihre Rolle in der Gesellschaft zu finden.

Vorsorge in die Hand nehmen Wir alle möchten selbstbestimmt leben. Heute, im Alter und auch dann, wenn das Leben nicht plangemäss verläuft. Dabei wissen wir, dass nicht alles voraussehbar und planbar ist – umso wichtiger, rechtzeitig für sich und seine Liebsten vorzusorgen. Dazu bietet ein Beratungsgespräch mit einem Vorsorgeberater eine gute Grundlage: Der Spezialist kann Ihre persönlichen Bedürfnisse ermitteln und das abstrakte Thema anhand der konkreten Situation verständlich und anschaulich machen.

@ Fragen zur Finanzplanung? Schreiben Sie Annette Behringer, Finanzexpertin bei Swiss Life: annette.behringer@swisslife.ch. Senden Sie uns die Karte im Umschlag des Magazins oder gehen Sie auf swisslife.ch/finanzplanung


Ein Life Fact von Swiss Life:

2973 Tage unseres Lebens verbringen wir mit Fernsehen. Etwas mehr als 8 Jahre lang schauen wir also News, Sport, Soaps, Shows, Spielfilme – und Wiederholungen. Kennen Sie schon Ihre eigenen Life Facts? Berechnen Sie sie jetzt: www.wirlebenimmerlaenger.ch


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Zu Fuss zum Saturn.

Ihre Reise zu fernen Planeten beginnt mit einer Fahrt auf den Weissenstein. Hier auf dem Solothurner Hausberg startet der rund zehn Kilometer lange Planetenweg vom Kurhaus zum Obergrenchenberg. Die Planeten und Monde unseres Sonnensystems sind im Massstab 1:1 Milliarde dargestellt, damit entspricht jeder Ihrer Schritte dem 15­ bis 20­fachen des Erdumfangs. So schnell sind Sie bestimmt noch nie vorangekommen.


Tour de Suisse // 41

So kommen Sie hin Mit dem Zug nach Oberdorf (SO), dort bringt Sie die Gondelbahn in zehn Minuten auf 1280 Meter über Meer. In den Sommermonaten bringt Sie auch das Postauto auf die Passhöhe Weissenstein.

Das erwartet Sie Die Weissensteinkette, die das Aaretal rund 1000 Meter überragt, erhielt ihren Namen von den weither sichtbaren hellen Malmkalkwänden. Ihre sonnigen Höhen sind ein prächtiges Wandergebiet. Auf einem der schönsten Abschnitte des Jurahöhenwegs bietet der Planetenweg während rund dreieinhalb Stunden lehrreiche Unterhaltung.

i Gut zu wissen Der Planetenweg ist im Massstab von 1:1 Milliarde angelegt. Ein Meter des Modells entspricht also einer Million Kilometer im echten Sonnensystem, was einen realistischen Vergleich der Grössen und Distanzen ermöglicht.

So lernen Sie Der Planetenweg startet beim Sonnenmodell direkt neben dem Kurhaus Weissenstein. Die einzelnen Planeten sind am Weg in runden Infotafeln angebracht. Darauf stehen Angaben zu den Eigenschaften der Planeten wie Durchmesser, Rotationsgeschwindigkeit, Achsenneigung, Masse, Temperatur, Distanz zur Sonne, Umlaufzeit, Anzahl der Monde. Spazierend erfährt man so vieles über die neun grossen Planeten sowie über die Sonne und den Mond.

Das gibts zu sehen Neben den faszinierenden Informationen über die Planeten erleben Sie bei gutem Wetter auch eine einmalige Aussicht: Gegen Süden hinter dem Mittelland den Alpenkranz, nordwärts über viele Juraketten hinweg die Vogesen sowie den Schwarzwald und westwärts, vom Pluto-Standort aus, den Bielersee – alles im Massstab 1:1.

Guten Appetit Am Start (Kurshaus Weissenstein) und am Ziel (Berggasthof Obergrenchenberg) gibts Feines zum Essen und Trinken.

© Franz Boesch

Auch noch zu entdecken Planetenwege gibts in der ganzen Schweiz. Mehr Infos dazu auf der Website der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft: sag-sas.ch



A Swiss Life // 43

Text: Michael Bahnerth, Bild: Tom Haller

«Der Kopf ist nicht sehr intelligent, eigentlich.» Die Wettervorhersage hatte Recht, und draussen war Winter im Frühling. Aber niemand hatte vorausgesehen, dass es an diesem Tag auch noch schneien würde, und es schneite kurz vor 14 Uhr. Um diese Uhrzeit sass der Hellseher und Wahrsager Mike Shiva unter dem Vorzelt des Circus Royal in einem Tabbert­Wohnwagen, Modell Da Vinci. Shiva lebt seit der Trennung von shiva.tv wieder im Wohnwagen, im Grunde in zwei. In einem legt er Karten, im andern sich hin. Sein Hündchen «Chocolat» sitzt auf seinem Schoss, er trägt einen pinkfarbenen Anorak und hat Kopf­ und Nackenschmerzen. Er macht sich kurz Sorgen, dass er krank werden könnte – was er später auch wurde – und blickt durch seine grosse schwarze Sonnenbrille in die Welten der Welt.

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«I

ch sehe nichts ohne Brille, ganz schlimm. Und ich bin lichtempfindlich. Manchmal fragen Leute, warum versteckst du dich hinter der Bril­ le, muss es dunkel sein, um hell zu sehen? Ich verstehe solche Fragen, aber ich mag sie nicht. Da stehst du ja gleich als einer da, der ein psychologisches Problem hat, das ist schon bedenklich. Und ich mag auch nicht immer erklären müssen dann. Wie bei Kurt Aeschba­ cher, bei dem ich vor kurzem war. Ich mag ihn sehr, aber dann fragt er mich, ob meine Haare echt seien, ich meine, das ist wirklich keine tolle Frage. Weil doch jeder inzwischen weiss, dass sie echt sind, aber ich muss dann wieder erklären und so weiter. Fass mal an, das spürt man doch, dass sie echt sind. Nein, ich mache mir keine Sorgen wegen der weissen Haare. Überhaupt nicht. Auch wegen des Alters nicht. Ich finde Alter unnötig, also wenn da in Zeitungen steht Susi Meier, 42, das finde ich unmöglich. Man sollte sich nicht aufhalten mit solchen Sachen wie Alter, es spielt keine Rolle. Ich mag ein­ fach kein weisses Haar, und wenn es soweit ist, färbe ich sie einfach. Ja, ich bin ein glückli­ cher Mensch. Weil ich mir das Läbbe so einrichte, dass es mir gefällt, und was mir nicht gefällt, ändere ich, so wie ich die Haare färbe, wenn sie weiss werden, und was ich nicht ändern kann, hat wahrscheinlich nicht mit mir zu tun. Nein, ich kann nicht voraussagen, wann meine Haare weiss werden. Ich kann auch den Tod nicht hellsehen, weil ich keine Zeit und keinen Raum voraussagen kann. O. k., Menschen, die eng zu tun haben mit mir, denen habe ich gesagt, die und die Person stirbt in den nächsten Tagen, Leute, die ich nicht kenne, und dann war das so. Das geht schon. Aber darauf will ich nicht bauen, weil dann alle kommen und fragen, wann stirbt meine Grossmutter, weil sie erben wollen, und das würdi mir dann nicht mehr gefal­ len. Das sind Sachen, die nicht funktionieren. Ich kann auch keine Lottozahlen voraussagen, und Vermisste finden kann ich auch nicht. Was ich mache, ist ganz einfach Wahrsagerei. Es gibt übersinnliche Wahrnehmungen, die beherrsche ich, die wende ich an, und so kann ich den Leuten hilfreiche Mit­ teilungen auf den Weg geben. Darum bin ich so erfolgreich bei den Intelligenten, da bewirke ich etwas. Ich weiss genau, was man in gwüsse Situationen machen muss, das sehe ich hell, weil ich spüre, was andere nicht spüren.

Das ist mir in die Wiege gelegt worden. Es isch ja nicht so gewesen, dass ich, als ich keine Arbeit hatte, dachte, ich lege jetzt mal Kärtli und erzähl den Leuten etwas. Ich bin echt, und die Leute wissen das. Ich war ja mit 16 oder 17 schon im Fernsehen und in den Heftchen. Bei mir weiss man das, des­ halb gibts mich ja, seit man denken kann. Nein, ich hab als Kind nicht gespürt, dass ich Wahrsager werde. Wenn man das hat, dann weiss man das nicht. So wie ein Kind, das im deutschen Sprachgebiet aufwächst, ja auch nicht weiss, dass es Deutsch kann. Es spricht es einfach, so isch das. Alles, was ich heute mache, habe ich meiner Mutter schon vor 30 Jah­ ren erzählt. Natürlich hätte ich mir eine phänomenale Ge­ schichte ausdenken können, die alle aus den Socken haut, aber ich will nichts erzählen, was nicht stimmt. Aber weil ich das schon immer gewusst habe, musste ich auch keine Aus­ bildung machen, keinen Ab­ schluss, nicht studieren. Wenn ich etwas gemusst hätte, dann wäre es Theologie gewesen, aber zum Glück habe ich nicht gemusst und das hat sich erübrigt. Also, ich bin Wahrsager und inspiriere die Leute, indem ich Prognosen erstelle für die Gegen­ wart und die Zukunft, und das weite ich manchmal aus und ent­ falte es überdimensioniert. Ich bin kein guter Psychologe, ich mache keine Lebensberatung. Das alles bin ich nicht. Natür­ lich gibt es solche in der Branche, die nichts können, die sind ein Fluch, diese Schwätzer, die ein Buch gelesen haben und Karten halten können und jetzt denken, sie können wahrsa­ gen. Aber du brauchst ein ganz spezifisches Bewusstsein, du musst frei sein von gewissen Sachen, damit du diese Wahr­ nehmungen haben kannst. Ich habe keine Beziehung, keinen Partner, ich habe See­ len um mich herum, das schon, aber keine Beziehung im Sinne von Liebe. Ich finde es ganz schlimm, wenn man das braucht. Gut, es ist schön, wenn man es hat, auch schön, wenn nicht, und wenn man es braucht, schon wieder nicht schön. Es gibt Leute, die brauchen das, zum Glück, sonst würde ja keiner mehr zu mir kommen. Ja, die Seele. Seelen sind immer schon gsi, sind und sind immer. Die Ewigkeit ist da und inkarniert sich in einem Körper, der circa 100 Lebensjahre hat. Ich glaube, dass meine Seele mich ausgesucht hat. Viele kommen ja bei mir vorbei und sagen, sie seien schon siebenmal hier gewesen, ich muss jetzt nicht noch ein achtes Mal und so. Dann

«Ich bin echt, und die Leute wissen das. Ich war ja mit 16 oder 17 schon im Fernsehen und in den Heftchen.»


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A Swiss Life // 47

denke ich, wie krank ist denn das, ich sage es nicht, aber ich denke es. Ich finde das elend, weil ich finde es schön auf dieser Erde, man kann viel machen, wir haben es gut, wir haben Glück. Ich kenne keine Einsamkeit, und unzufrieden bin ich meistens nur in der Konfrontation mit Menschen, die dich abziehen, die dir etwas aufoktruieren, was man nicht will, so mit Erwartungen, die Konsequenzen haben, wenn man sie nicht erfüllt. Manchmal lege ich mir selber es Kärtli. Wenn ich Lust habe. Aber man sollte daraus keine Religion machen. Dann lasse ich mich inspirieren. Ich habe auch Glückssteine, die gebe ich den Leuten, das gibt wirklich Kraft und Energie. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass man sie immer bei sich tragen muss, und wenn man sie verliert, dann gibts halt ei­ nen neuen. Wenn man so ein Ding daraus macht, dass man nicht mehr kann, wenn man ihn nicht mehr hat, dann ist das nicht mehr normal, und ich bin gegen das. Wenn Leute meditieren und sie können es einmal nicht und dann denken, es liegt ein Fluch über ihnen, das ist Horror. Heute hat sich das Bewusst­ sein so entwickelt, dass alles ein Problem ist. Ist einer in der Schu­ le nicht aktiv, war er früher ver­ träumt. Heute hat er ASL oder wie das heisst, weiss nicht mal. Der heute Hyperaktive war früher einfach der Pausen­ clown. Heute hat alles einen Namen und ist ein psychologi­ sches Ding. Wenn einer zum Hellseher geht, ist er nicht ganz bache. Wenn die Leute wüssten, wer alles bei mir war, würden sie staunen. Und sie waren hier, nicht weil sie Probleme hat­ ten, sondern weil sie gwundrig waren. Natürlich kann ich da helfen, auch wenn ich im Grunde kein Bedürfnis zum Hel­ fen habe. Ich habe nur das Bedürfnis zu sagen, was ich sehe, und damit leben sie dann im Optimalfall optimaler. Aber ich bin absolut keine Mutter Theresa. Ich mache mir schon Gedanken zum Zustand der Welt. Politisch befasse ich mich nicht so detailliert, weil ich denke, unser Denken ist nicht in der Lage zu erfassen, was dahinter steckt. Wenn man es trotzdem tut, gibts einen Energie­ verlust, es schwächt, und das ist, glaube ich, der Sinn des ganzen Theaters. Ich glaube, es ist katastrophal, diese Hampelmänner, die uns regieren und manipulieren, das ist schon bedenklich, was da abgeht. Mich interessiert wenig. Ich lese keine Bücher, gehe zu keinen Konzerten, das muss nicht sein. Ich fühle mich wohl, wenn ich mit mir bin, von guten Leuten umgeben, und wenn

ich das Gefühl habe, gehen zu müssen, gehe ich. Wie letztes Jahr bei shiva.tv. Ich ändere sofort alles, was mir nicht gefällt oder passt oder übereinstimmt. Deshalb hab ich 2016 ja spontan entschieden, in meinem Leben etwas zu ändern, und dann habe ich am nächsten Tag gekündigt, und das war die absolut hellsichtigste Entscheidung. Wenn man das aluegt und mich kennt, dann weiss man, dass ich das vorausgese­ hen habe, weil ich im richtigen Augenblick am richtigen Ort zur richtigen Zeit im richtigen Mass die richtige Entschei­ dung getroffen habe. Ein Tag vor der Kündigung hatte ich das Gefühl: Mach, warte keinen Tag. Das war die Nachricht meines Gefühls. Viele Leute entscheiden ja mit dem Kopf, weil sie intelligent sind und weil man es so macht, so erzogen worden ist, aber der Kopf ist nicht sehr intelligent, eigentlich, man sollte auf die Intuition hö­ ren. Dann habe ich meiner Mut­ ter telefoniert, und sie sagte, es war immer richtig, was du ge­ macht hast, also machs, und dann hab ich es gemacht. Ja, ich hab auch schon Ent­ scheidungen getroffen, die waren im Moment gut, haben sich dann aber gewendet. Dann muss man eben den richtigen Moment treffen, um wieder neu zu ent­ scheiden. Das sieht dann so aus, als ob die alte Entscheidung falsch gewesen wäre, aber das war sie nicht. Ich lebe jetzt wieder in einem Wohnwagen, das heisst dann ja aber nicht, dass die letzten zwölf Jahre, in denen ich in einer Wohnung gelebt habe, falsch gsi sind. Ja, ich fühle mich wohl im Wohnwagen, es ist ein Zurück zu den Wurzeln. Du bist frei, befreit. Ich fahre auch selbst. Ich hab sogar das Lastwagenbillett, wegen früher, als ich noch diese amerikanischen Luxusliner hatte. Ich hab schon mal gedacht, dass in Miami wohnen oder in Ko Samui etwas sein könnte, aber es muss wohl doch nicht sein. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich aus einer Zirkusfamilie komme. Mein Grossvater war Trapezkünstler und Seiltänzer. Er hat alles gewusst, alles vorausgesagt. Träume habe ich im Grunde keine. Ich bin sehr bei mir, vielleicht deshalb. Auch nicht abends, wenn ich ins Bett gehe. Da schaue ich fern, weil ich es spannend finde, was es alles so gibt und was die Leute dumm und blöd finden, zum Beispiel DSDS oder Dschungelcamp. Ich finde das lustig, Frauentausch auch, es ist zwar immer dasselbe, aber für mich ist das oberflächliche Unterhaltung, die mich amü­ siert. Und dann schlaf ich ein, mit Fernbedienung in der Hand, Handy auf der Bettdecke und mit der Brille an.»

«Ja, ich fühle mich wohl im Wohnwagen, es ist ein Zurück zu den Wurzeln. Du bist frei, befreit.»

SWISSLIFE Sommer 2017


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HERRHESS

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Alpenbitter // 49

Das sommerliche Allheilmittel Sommerlinde (Tilia platyphyllos) 1

1

Die Sommerlinde hat leicht behaarte, herzförmige Blätter.

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Die gelben Blüten haben einen intensiven Duft.

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Die im September reifenden Kapselfrüchte sind sehr hart.

SWISSLIFE Sommer 2017

2

Illustration: Alexander Schmidt

Schon die Griechen verehrten die Linde als Liebesgöttin, in der römischen Mythologie galt der Baum als Symbol der ehelichen Liebe und Treue und die japanischen Ainu, ein Volk mit prähistorischem Ursprung, brauchten den Bast der inneren Rinde der Linde, um ihre traditionelle Kleidung daraus zu weben: ein Wunderbaum also, der da zwischen Juni und Juli erblüht und dessen wohlriechende Blüten man zur gleichen Zeit sammeln kann. Danach trock­ net man sie an der Sonne oder bei 50 Grad im Backofen und zwar so lange, bis sie eine gelbgrüne Farbe annehmen. In der Naturheilkunde wendet man Lindenblüten wegen der schweiss­ treibenden Wirkung vorbeugend gegen Erkältungen an. Aber auch zur Beruhi­ gung sind sowohl frische als auch getrock­ nete Lindenblüten perfekt – und als Durstlöscher sowieso (siehe rechts).

3

Erfrischender Sommertee Ein perfekter Drink gegen den grossen Sommerdurst: Eine gute Handvoll Linden­ blüten mit einem Liter sie­ dend heissem Wasser über­ brühen. Gut zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen, ab­ sieben und kühl stellen. Gut gereifte Galia­Melone (ca. 700 Gramm) halbieren, entkernen, in Stücke schnei­ den und zum ausgekühlten Tee geben. Mit dem Mixer oder durch ein Sieb fein pü­ rieren und mit etwas Zitro­ nen­ oder Limettensaft ab­ schmecken. Prost!


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Prototypen // 51

1870: Bobbahn – Caspar Badrutt Noch bevor Caspar Bad­ rutt 1892 das «Beau Rivage» in St. Moritz zum heutigen Badrutt’s Palace Hotel umbauen liess, faszinierten ihn die britischen Touristen, die in seinem Haus abstiegen: Weil damals im winterlichen Engadin nicht viel los war, bauten sie Lieferschlitten um und flitzten damit über die verschneiten Stras­ sen. Badrutt war dies zu gefährlich und baute den Touristen einen speziellen Kanal, die erste Natureis­Bobbahn der Welt. Seit 1884 finden darauf offizielle Wettrennen statt. olympia-bobrun.ch

1912: Cellophan – Jacques E. Brandenberger

Verschütteter Wein auf der Tischdecke animierte Jacques E. Brandenberger, ein Material zu erfinden, das Flüssigkeiten abstösst statt aufsaugt. Er besprühte Textilien mit einer wasserabweisenden Flüssigkeit. Der Stoff wurde steif, doch die transparente Beschichtung liess sich ganz leicht lösen. Nach zwölf Jahren war die Folie marktreif. Brandenberger nannte das Produkt «Cellophane», abgeleitet von Cellulose und dem französischen Wort «diaphane». Die Erfindung spülte Millionen in seine Kasse – und Tochter Irma M. Brandenberger verfügte 1986 bei ihrem Ableben: Eine Stiftung soll jedes Jahr einen herausragenden Schweizer mit 200 000 Franken auszeichnen. stiftungbrandenberger.ch

SWISSLIFE Sommer 2017

1947: Sparschäler – Alfred Neweczerzal

Eine geniale Haushaltshilfe verdankt die Welt einem in Davos geborenen Nachfahren tschechischer Auswanderer, dem das Kartoffelschälen im Militär zu mühsam war. Alfred Neweczerzal erfand 1947 den aus einem einzigen Stück Aluminium gefertigten Sparschäler «Rex». Von #11002, der auf jedem Originalprodukt aufgeprägten Modellschutznummer, wird im Säuliamt heute noch jährlich rund eine Million Stück produziert. zena.swiss/de

1936: Nescafé – Max Morgenthaler Heute werden davon welt­ weit pro Sekunde mehr als 5500 Tassen getrunken – Nescafé ist eine der grössten Erfolgsgeschichten der Lebensmittelindustrie. Nach dem Börsencrash von 1929 blieb Brasilien auf Unmen­ gen unverkaufter Kaffee­ bohnen sitzen und fragte Nestlé nach einem Verfahren, das den Kaffee in Form eines löslichen Pulvers konserviert. Als es nach fünf Jahren noch nicht gelungen war, das natürliche Kaffeearoma in einem Pulver zu kon­ servieren, stoppte Nestlé das Projekt, doch der Chemiker Max Morgenthaler setzte die Versuche in seiner privaten Küche auf eigene Kosten fort – mit Erfolg: 1936 präsentierte er Nestlé seine For­ mel, am 1. April 1938 kamen die ersten Büchsen in der Schweiz in den Handel. nescafe.ch

© Nestlé Historical Archives, Vevey

Wer hats erfunden? Der Einfallsreichtum der Eidgenossen geht Jahrhunderte zurück und beweist: Innovative Fernsicht führte zu etlichen Dingen, welche die Welt für immer veränderten.


Wer gewinnt, hebt ab!


Wettbewerb // 53

enden rte eins ) oder a k t r o w Ant chlag .ch/ im Ums fe (Lasche www.swissli . n f e u a m h e e onlin gazin teiln : s s ma meschlu Teilnah .2017. 31.08

Was andere bestenfalls an der Spielkonsole machen, können Sie mit etwas Glück schon bald in echt: Selbst einen Helikopter steuern und – natürlich in Begleitung eines Piloten – von A nach B fliegen. Mit anderen Worten: Gewinnen Sie einen Helikopterflug ab dem Flugplatz Samedan im Oberengadin mit­ samt einer Übernachtung im Hotel Donatz in Samedan mit Nachtessen und Frühstück für zwei Personen im Wert von 2500 Franken. Nehmen Sie jetzt einfach das Steuer in die Hand und beantworten Sie folgende Frage: Welches war der höchste Punkt auf der Welt, auf dem je ein Helikopter gelandet ist?

Der Gewinner wird nach dem Teilnahmeschluss persönlich benachrichtigt.


Illustration: Luca Schenardi

54 // 2067

Fernsicht – in Zukunft werden Brillen vernetzt Vor rund 700 Jahren wurden die ersten Sehhilfen erfunden: Seither wurden die Brillen stetig besser, billiger und schöner – und von der Prothese zu einem Accessoire für zwei Drittel der Bevölkerung. Doch die Kernfunktion der Brille hat sich seit ihrer Erfin­ dung kaum verändert: Es geht darum, Sehfehler auszuglei­ chen oder die Augen vor Sonnenlicht oder Schadstoffen in der Luft zu schützen. Die nächste Brillengeneration wird die Sehkraft nicht nur verbessern oder verdoppeln, sondern auch erweitern. Aus traditionellen Sehhilfen werden universelle Sehwerk­ zeuge, die völlig neue Möglichkeiten des Sehens eröffnen. Zuerst werden die Brillen multifunktional, so dass sie zum Beispiel gleichzeitig als Mikroskop, als Teleskop, als Rönt­ genauge, als Bildschirm oder als Kamera eingesetzt werden können. Dies ist nur der Anfang. So wie heute beim Mobil­ telefon das Telefonieren nur noch eine Nebenfunktion ist, wird bei der Brille der Ausgleich von Sehfehlern bald nur noch eine Anwendungsmöglichkeit von vielen sein. Die Brille von morgen wird smart und vernetzt, man wird mit ihr im Dunkeln sehen, durch Wände oder um die Ecke schauen können, denn sie hat Zugriff auf andere Augen – von Menschen und Maschinen. So wird man also nicht nur Dinge, die sehr weit entfernt oder sehr klein sind, jederzeit scharf sehen, sondern die Welt auch durch die Augen von anderen betrachten können. Statt zum Beispiel bei Nachrichten den Ort des Geschehens aus der Kameraperspektive zu verfolgen, könnte man die Situa­ tion direkt aus der Sicht der Menschen vor Ort anschauen. Eine andere Möglichkeit wäre, die Welt durch die Augen von Tieren – Katzen, Vögeln, Bienen, Füchsen oder Fischen – zu betrachten, die dafür mit entsprechenden Sensoren und Mikro­Kameras ausgerüstet würden.

Der Fortschritt bei der Augmented­Reality­Technologie führt dazu, dass sich die digitale und die reale Welt immer stärker vermischen. «Ich sehe was, was du nicht siehst» wird vom Kinderspiel zur neuen Normalität. So wie heute Informationen in digitalen Medien gefiltert werden, werden die Brillen von morgen alles filtern, was wir sehen. Sie wer­ den Dinge sichtbar machen, die bisher unsichtbar waren, zum Beispiel WiFi­Netzwerke, Pokemons und andere imagi­ näre Wesen oder die deutsche Übersetzung von chinesischen Strassenbeschriftungen. Was im Moment nicht relevant scheint, ablenkt, aufregt oder lästig ist, zum Beispiel uner­ wünschte Werbung, wird ausgeblendet und unsichtbar gemacht, so dass wir uns schliesslich in der realen Welt nach der gleichen Logik bewegen und von den gleichen Algorithmen gesteuert werden wie in der digitalen. Der Trend geht von der Brille zum künstlich intelligenten Auge. iSight (2060 der Bestseller unter den smarten Brillen) verbindet unsere Augen direkt mit einem Netzwerk von künstlichen Augen, die über die ganze Erde verteilt sind. Das vernetzte oder sogenannte Schwarm­Sehen wird zuneh­ mend beliebter, immer mehr Menschen schätzen die Vorteile des multiplen Sehens, bei dem man die Welt nicht nur aus zwei, sondern gleichzeitig aus 1000 Augen betrachten kann. Karin Frick schaut für SWISSLIFE in die Zukunft. Die Ökonomin erforscht und analysiert seit vielen Jahren Trends und Gegentrends in Wirtschaft, Gesellschaft und Konsum. Sie ist Leiterin Research und Mitglied der Geschäftsleitung des Gottlieb Duttweiler Instituts.



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