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Yorkshire
from SWISS GOLF 02-23 DE
by swissgolf.ch
einen der ganz grossen Plätze gespielt, die die oft grosszügig ausgelegte Bezeichnung «Championship Course» wirklich verdienen. Gary Player jedenfalls meinte einmal, dieser Platz würde einer Open Championship gerecht werden. Weil das älteste Major aber ausschliesslich auf Linksplätzen ausgetragen wird, bleibt Ganton aussen vor.
ALWOODLEY: DER AUGENÖFFNER
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Es gibt Plätze, die einen auf den ersten Blick fesseln, und Alwoodley wird fast Schritt für Schritt noch besser. Der wunderschöne Heathland Course bietet alles, was sich Golf-Fans wünschen: freundlicher Empfang, eine absolut ruhige Lage, ein grossartiges Layout gespickt mit kleinen und grossen Herausforderungen, und erstklassige Platzpflege. Dazu noch herrliches Wetter – kurz unterbrochen von einem 10-minütigen Regenschauer – mit Farbenpracht an Büschen und Bäumen entlang der sehr welligen Bahnen mit ihrer leicht federnden Grasnarbe. Hier gibt es etwas weniger Sandhindernisse, etwa 100 an der Zahl, als am Vortag, und es fällt mir leichter, ihnen aus dem Weg zu gehen.
Die Flyovers auf der Club-Webseite vermitteln einen wesentlich besseren Eindruck von diesem tollen Parcours als tausend Worte. Ein paar Löcher verdienen dennoch besondere Erwähnung. Da wäre einmal das Loch 2, ein kurzes Par 4, an dem der Fairway von der
Teebox nicht einsehbar ist, sowie die lange 10. Bahn, welche Architekt Alister MacKenzie später als Blaupause für sein berühmtes 13. Loch in Augusta gedient haben soll. Gleich danach folgt ein wunderschön angelegtes Par 3, bergauf mit massiven Konturen auf dem Green. 90 Grad von der Fahne wegzuputten ist stark gewöhnungsbedürftig, regt aber das Vorstellungsvermögen an. Wer in Alwoodley ein gutes Resultat anstrebt, sollte schon früh den Grundstein legen und auf den Frontnine punkten. Die Bahnen 15 bis 18, alles lange Par 4 und drei davon meist mit Gegenwind, sind echt harte Brocken. Das Schlussloch misst von ganz hinten satte 440 Meter und ist mit seinem Green in einer kleinen Senke krönender Abschluss.

HUDDERSFIELD: GROSSES GOLF
FÜR KLEINES GELD
Es ist selten, dass mir ein Layout nach nur einmal spielen Loch für Loch in Erinnerung bleibt. Huddersfield wurde bereits 1891 von Tom Dunn aus Musselburgh angelegt und später mehrfach umgestaltet. Mit knapp 6000 Metern Länge ist der Platz eher kurz, aber attraktiv und top gepflegt. Auf dem weiträumigen Gelände geht es munter auf und ab. Das erste Par
3 ist eine tolle Herausforderung, es führt aufwärts zu einem zweistufigen Green und verlangt nach zwei Eisen mehr. Ist das äusserst anspruchsvolle und lange 5. Loch «Gernhill» einmal geschafft, wird es auf den Frontnine ein wenig gemütlicher – aber nur, was die Kraxelei angeht. Die spielerisch hohen Ansprüche bleiben und begeistern.
Die Backnine beginnen mit einem happigen Anstieg, und vom Green auf dem höchsten Punkt der Anlage eröffnet sich eine viele Kilometer weit reichende Aussicht. Doch für Musse bleibt wenig Zeit. Mit dem schwierigen 12. Loch, gefolgt von einem langen Par 3 über eine tiefe Senke, folgen weitere spannende Aufgaben. Zum Schluss der Runde muss der Hügelkamm mit einem Par 5 noch einmal überwunden werden, bevor wir zum Clubhaus kommen, die müden Beine ausstrecken und den wohlverdienten Nachmittagstee geniessen können. Huddersfield bietet bei einer moderaten Greenfee von etwa 60 Pfund das vielleicht beste Preis-Leistungs-Verhältnis in Yorkshire.
MOORTOWN: «GIBRALTAR-LOCH» ALS WERBETRÄGER

Dieser Platz war MacKenzie’s erstes Solodesign. Da es aber Probleme beim Beschaffen der finanziellen Mittel gab, griff er zu einem Kniff und baute zuerst nur das 10. Loch, ein erstklassiges Par 3 mit dem Green auf einem Felsvorsprung. Damit gelang es, potenzielle Investoren zu überzeugen, und die Arbeiten konnten aufgenommen werden. 1909 wurden die ersten zwölf Bahnen eröffnet, ein Jahr später waren 18 Löcher bereit. Dies übrigens zu Gesamtkosten von gut 4000 britischen Pfund.

Moortown liegt auf ziemlich flachem Gelände, und die Bahnen sind deshalb weniger einprägsam als im nur gerade eine Meile entfernten Alwoodley Golf Club. Nebst dem berühmten, eingangs beschriebenen sogenannten «Gibraltar-Loch» sind vor allem die schnellen, meist stark gewellten Greens zu erwähnen. Das tolle Schlussloch, ein knapp 400 Meter langes Dogleg mit einem sehr welligen Fairway und dem kühn konturierten Green, ist die letzte Herausforde - rung an Länge und Präzision. Das Ziel ist nur ein paar Schritte vom Clubhaus entfernt, und die Chance, sich in Sichtweite der Zuschauer zu profilieren, ist zusätzlicher Ansporn oder – je nach Tagesform – eher Bremsklotz. Moortown ist ein sehr schöner Platz, der gute Schläge belohnt, bei welchem Fehler aber sehr schnell das Score hochschrauben. Das mussten 1929 auch die Ryder-Cup-Spieler aus den USA bei der ersten Austragung auf europäischem Boden erfahren, als sie eine ihrer raren Niederlagen erlitten. Anderen Besuchern gegenüber sind die Engländer weit freundlicher gesinnt. Alwoodley und Moortown bieten zum Beispiel gemeinsam interessante Packages (zwei Greenfees und Übernachtung) an.


LINDRICK: TOP-LOCH ZUM SCHLUSS
Tom Dunn legte 1891 mit neun Bahnen den Grundstein, doch bereits drei Jahre später wurde der Platz auf 18 Löcher erweitert. Der Parcours liegt etwa 40 Kilometer vom Grossraum Sheffield entfernt in ländlicher Gegend, wird aber von einer Fernstrasse durch- schnitten und ist mit zwei Unterführungen verbunden. 1957 waren die Strassengeräusche sicher nicht die Ursache für den einzigen Unterbruch der 52-jährigen Siegesserie der US-Vertreter im Ryder Cup. Beim heutigen Verkehrsaufkommen gibt es sicher ruhigere Orte, doch der Heimplatz von Danny Willett, Masters Champion 2016, mit seinen schmalen Fairways und schnellen Greens ist einen Besuch wert. Eine paar blinde Tee Shots, am 4. Loch ein Approach zu einem «versenkten» Green und rund 80 gut platzierte Bunker sorgen für Abwechslung und Spannung. Bestechend sind vor allem die vier kurzen Löcher mit Längen von 120 bis 175 Metern. Das letzte davon –gleichzeitig Abschluss auf einem sehr schön gepflegten Platz – rangiert sogar unter den 500 Greatest Holes in the World, eine nicht zu unterschätzende Auszeichnung.
Die Zeit reicht natürlich nicht für alle Perlen im Norden von England. Sehr zu empfehlen wären zum Beispiel auch noch der Fulford Golf Club (wo Bernhard Langer 1981 seinen Ball mit einem legendären Schlag aus der Astgabel einer Esche befreite) und Hallamshire, der als einer der schwierigsten Plätze in England gilt.

Fazit: Die Greenfees auf den hochkarätigen Plätzen sind mit 150 bis 175 Pfund in der Sommersaison keine Schnäppchen. Vergleicht man aber mit den grossen Namen in Schottland wie Muirfield oder Kingsbarns, sind sie durchaus realistisch. Dort sind aufgrund der riesigen internationalen Nachfrage mittlerweile zwischen 295 bis 375 britische Pfund fällig. •
