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Viel mehr als nur Mähen

Nachhaltige Platzpflege rückt ins Zentrum. 2023 wird in jeder Ausgabe ein Head Greenkeeper zu Wort kommen. Wir setzen die Reihe fort mit Yannick Weber, Head Greenkeeper im Golf & Country Club Zürich.

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MIRJAM FASSOLD

Wie stellen sich Golferinnen und Golfer die Arbeit der Greenkeeper vor? Meist sieht man sie auf grossen Mähern sitzen oder einen Bunker rechen. Die meiste Arbeit verrichten sie jedoch ausser Sichtweite der Mitglieder und Gäste. Yannick Weber, Mitglied der Swiss Golf Kommission Nachhaltigkeit, erklärt, wie vielfältig und anspruchsvoll das Berufsbild des Greenkeepers ist.

VON UNTEN NACH OBEN

«Mähen ist nur ein kleiner Teil unserer Arbeit – und der krönende Abschluss», erklärt Weber. Die primäre Aufgabe des Greenkeepers ist es, einen Sportplatz zu bewirtschaften, der nicht nur aus kurz geschnittenen, intensiv gepflegten und damit täglich bearbeiteten Rasenflächen besteht, sondern auch aus extensiv genutzten Flächen. Letztere sind aus Sicht der Biodiversität sehr wertvoll und bedürfen zwar keiner täglichen, aber einer regelmässigen Pflege (Baumschnitt im Winter, Biotop- und Heckenpflege während des ganzen Jahres, etc.).

Sportplatzpflege ist Bodenpflege. «Wir arbeiten von unten nach oben, das heisst, wir beginnen bei der Drainage und arbeiten uns über das Wurzelsystem zur Pflanze vor.» In Arbeitsschritte zerlegt, geht es um Bodenbelüftung mit Tiefenlockerung, Bodenaustausch mit Hohlspoon-Aerifizierung (vgl. Ausgabe 1-23), Kontrolle des organischen Materials (Filz) sowie Beobachtung der Witterung und des damit einhergehenden Krankheitsdrucks auf Rasengräser. Green keeper wirken dem entgegen, indem sie Populationen nützlicher Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze anlegen und vermehren. «Sind diese Mikroorganismen aktiv, werden bei der Platzpflege weniger Ressourcen wie Dünger, Wasser oder Pflanzenschutzmittel benötigt.» An der Platzoberfläche angelangt, warten Bunkerpflege und Detailarbeiten (Sprinkler ausschneiden, Kanten trimmen, Grasflächen putzen), bevor mit dem Mähen begonnen werden kann. Greenkeeper kümmern sich nicht nur um die Pflanzen auf der Anlage, auch das komplexe Be- und Entwässerungssystem liegt in ihrer Obhut. «Die Bewässerung ist heute meist digital gesteuert, aber der Mensch muss den Computer mit Daten füttern, damit die automatische Bewässerung effizient funktioniert», erklärt Weber. In den heissen Sommermonaten werden Greens und Abschläge zusätzlich von Hand gewässert. «Das ist von der Manpower her zwar aufwändig, spart aber viel kostbares Wasser, indem die automatische Bewässerung reduziert werden kann.»

Auch die Pflege, Sanierung und Erweiterung des Drainagenetzes, das in feuchten Perioden Wasser vom Platz ableitet, obliegt dem Greenkeeping.

Einen Viertel der Jahresarbeitszeit 2022 wendete die Greenkeeping-Equipe des Golf & Country Club Zürich zur Greenpflege auf, aber nur 40 Prozent der Greenpflege entfielen aufs Mähen. 11 Prozent der Greenarbeiten betrafen die manuelle Bewässerung, 10 Prozent das Wegblasen von Laub und dergleichen, 7,5 Prozent das Setzen der neuen Fahnenpositionen . 6 Prozent der Arbeitszeit wurden für die Pflege der Ausgleichsflächen aufgewendet.

Am Zeitaufwand gemessen, ist die zweitgrösste Sparte im Greenkeeping die Werkstatt; 15 Prozent der Arbeitsleistung werden hier erbracht. Angefangen beim Service und Unterhalt des Maschinenparks im Winter, über Reparaturen und kleinere Umbauten an Maschinen bis hin zum Schleifen der Messer während der Saison. Überraschend viel Zeit verschlingt auch die Büroarbeit – in Webers Team belief sich diese im letzten Jahr auf 8 Prozent der Gesamtarbeitszeit. Dies, weil «die Digitalisierung eine regelmässige Datenerfassung erfordert». •

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