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Europas Testlabor

Walloniens Golfplätze sind seit knapp fünf Jahren frei von Pflanzenschutzmitteln. Das verlangt nach neuen Lösungen bei der Rasenpflege. Die Suche läuft auf Hochtouren; seit März ist die Schweiz an einem vielversprechenden Forschungsprojekt beteiligt.

Mit Dekret vom 10. Juli 2013 verbannte die Regionalregierung Walloniens jegliche Art von Pflanzenschutzmitteln (PSM) aus Parks und Gärten sowie von Grünflächen und Sportanlagen im französischsprachigen Teil Belgiens. Seit dem 1. Juni 2018 müssen die 38 Golfplätze in Wallonien komplett PSM-frei gepflegt werden. Selbst Mittel, die im ökologischen Landbau zugelassen sind, stehen den Greenkeepern nicht mehr zur Verfügung. Die Folge: Rasenkrankheiten nehmen zu, Golfplätze drohen unbespielbar zu werden.

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FORSCHUNGSPROGRAMM INITIIERT

Die Association Francophone Belge de Golf (AFGolf) hat das Heft in die Hand genommen und im vergangenen Jahr auf eigene Faust und mit finanzieller Unterstützung der Region Wallonien ein

Forschungsprogramm gestartet, um Sportrasenflächen aller Art besser vor Krankheitsbefall zu schützen. Konkret geht es um die Erprobung alternativer Methoden zur Kontrolle und Bekämpfung von Dollar Spots auf Greens. «Unsere Forschungsarbeit konzentriert sich darauf, neue Erkenntnisse zu gewinnen, um einerseits Krankheiten auf Golfplätzen zu bekämpfen und andererseits das natürliche Gleichgewicht des Bodens zu erhalten, um Krankheitserreger einzudämmen», erklärt Valentine Godin, Nachhaltigkeitsbeauftragte von AFGolf, die das Projekt gemeinsam mit JeanMarc Dokier leitet. Das Forschungsprogramm startete im Frühling 2022. Auf dem Golfplatz von

Der Franz Sische Weg

Frankreich schränkt den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln für nicht-landwirtschaftliche Zwecke schrittweise bis 2027 ein. Seit 2017 ist die Anwendung von PSM auf öffentlichen Grünflächen, Strassen, Spazierwegen und Wäldern nicht mehr erlaubt. Ab dem

1. Januar 2025 sollen auch Golf- und Fussballplätze unter das Verbot fallen – ausser, wenn die für offizielle Wettkämpfe geforderte Qualität nicht durch alternative technische Lösungen erreicht werden kann (die Definition «offizieller Wettkampf» stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest). Der Golfverband FF Golf und der Greenkeeper-Verband AGREF haben das Thema in die Aus- und Weiterbildung integriert; FF Golf informiert Manager und Head Greenkeeper bei regionalen Meetings, AGREF bietet Fernkurse mit 48 Lektionen an. «Das Modell einer gestaffelten Einführung des PSM-Verbots könnte auch für andere europäische Staaten interessant sein», sagt Etienne Marclay, Präsident der Swiss Golf Kommission Nachhaltigkeit.

Rigenée (nördlich von Charleroi) wurden 30 Testparzellen von jeweils einem Quadratmeter Grösse angelegt und die Wirkung dreier verschiedener Behandlungsmethoden untersucht: «Zum einen haben wir die Wirkung einiger natürlicher Stoffe getestet, darunter Bakterien», sagt die Umweltingenieurin. Bei diesem Versuch wurde das Sandsubstrat angereichert, um die Porosität des Bodens zu verbessern. «Zum anderen haben wir mit einheimischen Mikroorganismen experimentiert.» Der Prozess nennt sich Biodynamisierung. Dabei werden «gute» Mikroorganismen, die bereits im Boden vorhanden sind, isoliert, im Labor vermehrt und während der ganzen Saison auf den Versuchsflächen ausgebracht. «Ein Boden, der reich an Mikroorganismen ist, ist widerstandsfähiger gegen Krankheiten», erklärt Godin. Der dritte Teil der Studie befasste sich mit der Frage, inwiefern mineralische und organische Stoffe helfen, die Bodenstruktur zu verbessern.

Die Ergebnisse liegen seit September vor. Sie sind vielversprechend: Mit der neuen Behandlungstechnik konnte tatsächlich eine Biodynamisierung des Bodens erreicht und der Schutz vor Krankheiten erhöht werden. «Die Kombination aus mehr Mikroorganismen und besserer Porosität führt zu bis zu 80 Prozent weniger Krankheitsbefall im Vergleich zu den Kontrollparzellen», freut sich Godin. Die Ergebnisse müssen nun bestätigt werden, vor allem durch eine Diversifizierung der Versuchsbedingungen. «Die lokalen Bedingungen und das Klima haben einen direkten Einfluss auf das Auftreten von Krankheiten», erklärt Godin.

Schweiz In Phase 2 Dabei

Die Studie hat über Belgien hinaus Aufmerksamkeit erregt und erhält nun internationale Unterstützung durch die R&A und Swiss Golf. In einer zweiten Phase wird das Projekt auf drei Schweizer so- wie insgesamt fünf wallonische Golfplätze ausgeweitet. Am 16./17. März erfolgte auf den GEO-zertifizierten Anlagen des Golfclub Wylihof, des Golf Limpachtal und des Golfpark Moossee der Kick-off zum internationalen Teil dieser Studie. Valentine Godin und ihr Team waren vor Ort und unterstützten die Greenkeeper beim Einrichten der Testbereiche, insbesondere beim Abstecken der Testparzellen sowie der Installation von Sonden . «Die Testparzellen werden normal bespielt, nur so erhalten wir aussagekräftige Resultate», erklärt Godin. Bei ihrem Besuch in der Schweiz führte sie die am Projekt beteiligten Head Greenkeeper und deren Stellvertreter in die Methodik der Forschungsstudie ein, entnahm erste Bodenproben und schickte diese zur Analyse ins Labor.

Bis zum Ende der Saison 2023 werden die Testparzellen nun unterschiedlich gepflegt. Ein Drittel wird mit zehn verschiedenen biologischen Substanzen besprüht. Ein weiteres Drittel erhält die gleichen zehn Substanzen, jedoch angereichert mit Mikroorganismen. Die Kontrollparzellen erhalten keine biologischen Substanzen. Im Herbst werden die Ergebnisse aller acht teilnehmenden Golfplätze ausgewertet. Alicia Moulin, Managerin Nachhaltigkeit bei Swiss Golf, ist überzeugt: «Dies ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum PSM-freien Golfplatz.»

Langfristig könnte die Studie dazu beitragen, eine nachhaltige, chemiefreie Lösung für die Pflege von Rasenflächen aller Art zu finden. •

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