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Eine Frage des inneren Gleichgewichts

Zu seiner ersten Saison auf der DP World Tour hat sich Jeremy Freiburghaus bereit erklärt, in jeder Ausgabe unseres Magazins über seinen Alltag zu berichten. Diesmal befasst sich die Nummer 1 der Schweiz mit dem Thema Energiemanagement.

«Auf der Tour sieht man während eines Turniers alles: Spieler, die zwischen den Runden sehr viel trainieren, weil sie das brauchen, um in ihrem Spiel zu bleiben, und andere, die einfach nur ein paar Bälle schlagen, um im Rhythmus zu bleiben und Energie zu sparen. Normalerweise gehöre ich eher zu Letzteren. Aber ich muss zugeben, dass ich zu Beginn der Saison von diesem Kurs etwas abgewichen bin. Weil ich den Ball nicht richtig traf, verbrachte ich während der Turniere viel Zeit auf der Driving Range. Zu viel Zeit eigentlich. Auf jeden Fall hatte ich mich weit von der Routine entfernt, mit der ich auf der Challenge Tour erfolgreich gewesen war. Wenn ich im letzten Jahr an ein Turnier kam, schlug ich etwa 40 Bälle, machte eine Proberunde, spielte ein wenig Kurzspiel, um mich der Geschwindigkeit der Greens anzupassen, und das war's dann auch schon. Die Gefahr dabei ist die Müdigkeit. Und wenn ich zu viel Zeit auf der Driving Range verbringe, fange ich auch an, nachzudenken. Doch wenn ich zu viel nachdenke, läuft es nicht mehr so gut. Die Leute glauben, dass Profis acht bis neun Stunden am Tag trainieren, aber das stimmt nicht immer. Es geht vor allem darum, seinen eigenen Rhythmus und sein inneres Gleichgewicht zu finden. Idealerweise versuche ich also, mich bei Turnieren zu schonen, und arbeite in den «Off»-Wochen zu Hause intensiver an meinem Schwung. In diesem Zusammenhang ist natürlich die Saisonplanung ganz zentral. Oder, besser gesagt, das Saisonmanagement, denn man kann nicht alles im Voraus planen. Man entwirft zwar einen groben Zeitplan, aber man muss auch flexibel sein. Man muss aufhören, wenn es nicht mehr geht, oder ein Turnier hinzufügen, wenn es läuft wie geschmiert.

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Manche Spieler sind in der Lage, sechs Wochen hintereinander durchzuspielen, andere sind nach drei oder vier Turnieren erschöpft. Meine Grenze liegt meistens bei fünf Turnieren. Danach brauche ich eine Pause. Ich fühle mich dann nicht nur körperlich müde, sondern vor allem auch geistig, denn auf der Tour gibt es keinen wirklichen Ruhetag: Am Montag reist man an, am Dienstag und

Mittwoch spielt man Proberunden und danach kommt das Turnier von Donnerstag bis Sonntag.

Die Momente, in denen man abschalten kann, zum Beispiel zu Hause mit Freunden, sind daher ganz wichtig. Auch bei Turnieren versuche ich immer, Zeitfenster zu finden, in denen ich an etwas anderes denken kann als an Golf. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, unternehme ich irgendetwas Kleines. Denn wenn ich nur in meinem Hotelzimmer sitze und nichts tue, grüble ich zwangsläufig an Golf herum, und das macht mich noch müder.» •

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