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Die Frauen machen es vor
from SWISS GOLF 01-22 DE
by swissgolf.ch
Der Zürcher Thomas Busin arbeitet seit gut einem Jahr als Präsident der Kommission Leistungssport bei Swiss Golf. Wir sprachen mit dem früheren Tischtennis-Profi über den Höhenflug bei den Frauen und den Generationenwechsel bei den Schweizer Männern.
INTERVIEW STEFAN WALDVOGEL
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Zwei Schweizerinnen bei den Olympischen Spielen in Tokio, nun erstmals zwei Schweizerinnen auf der LPGA. Wie erklären Sie als Präsident der Kommission Leistungssport den aktuellen Höhenflug bei den Frauen?
Thomas Busin: Für uns ist das höchst erfreulich, unabhängig davon, wer dafür gesorgt hat, dass Albane Valenzuela und die Geschwister Métraux aktuell mitten in der Weltelite spielen. Bei allen war sicher die Förderung durch die Eltern sehr wichtig. Sie haben ihren eigenen Weg gewählt und konnten ihr Talent in Erfolge umsetzen. Sie sind – was den Erfolg betrifft – gute Vorbilder für unsere ambitionierten Amateurinnen. Diese wollen wir im Swiss Golf Team ab diesem Jahr zusätzlich unterstützen, deshalb ist Elena Moosmann beispielsweise neu in der Gruppe mit dem höchsten Potenzial. Quasi im ‘Windschatten’ folgen weitere Amateurinnen, etwa Caroline Sturdza, welche als erste Schweizerin beim ‘Augusta National Women’s Amateur’ Ende März mitspielen kann.
Wieso haben es die Schweizer Männer bisher nicht geschafft, sich auf einer der grossen ProfiTouren zu etablieren?
Die Frage beschäftigt uns schon lange, eine einfache oder schnelle Antwort gibt es leider nicht. Klar ist, dass die Leistungsdichte im Männergolf nochmals deutlich grösser ist. Das Niveau steigt von Jahr zu Jahr, das lässt sich statistisch nachweisen. Golf wurde in den vergangenen Jahren noch viel mehr zum
‘Weltsport’. Immer mehr Länder, von China bis Polen, investieren. Da braucht es schon recht viel, um in der Weltrangliste nicht zurückzufallen. Aber es bringt nichts, zurückzuschauen. Wir konzentrieren uns auf die Zukunft und wollen die besten Amateure ins Swiss Golf Team integrieren. Damit steigen die Chancen auf einen erfolgreichen Start in die anspruchsvolle Profi-Karriere. Aktuell zeigt sich bei den Männern ein Generationenwechsel. Dies unter anderem mit den beiden Amateuren Cédric Gugler und Ronan Kleu sowie mit Robert Foley, der erst vergangene Saison zu den Profis gestossen ist. Mit Jeremy Freiburghaus haben wir noch einen weiteren Jungprofi im Swiss Golf Team. Ergänzt wird die Equipe durch den Routinier Benjamin Rusch.
Die offizielle Aufgabe der Kommission Leistungssport lautet: «Definiert eine innovative, erfolgreiche Strategie zur Erfassung von Talenten, Entwicklung von Spitzenspielern, Etablierung von Schweizer Topspielern im USCollegeSystem und zur nachhaltigen Behauptung von Top Professionals auf der US und European Tour und setzt diese um.» Wie weit ist man mit dieser Strategie?
Wir haben schon viel angepasst. Zum einen haben wir, unter der Leitung von Marc Chatelain und Barbara Albisetti, zusammen mit den National Coaches, unserem Performance Director Stuart Morgan sowie dem Schotten Ian Peek ein ‘Performance Team’ zusammengestellt, das auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zurückgreift. Wir haben unter anderem auch gesehen, wie wichtig die Diagnostik ist. Hier können wir uns zusätzlich auf die international besten Experten abstützen. Neu werden wir die ‘High Potentials’ an den amerikanischen Universitäten besser betreuen. Wir wollen mit den Spielerinnen und Spielern und ihren amerikanischen Coaches enger in Kontakt bleiben.
Allerdings muss klar sein, die Erfolge kommen nicht sofort, es braucht einen langen Atem und Geduld. Für mich persönlich war Mitte 2021 quasi die Stunde null. Und die langfristige Zielsetzung der Kommission reicht bis zu den Olympischen Spielen 2028.
Wie gross ist Ihr persönlicher Aufwand als Präsident der Kommission Leistungssport im Vorstand von Swiss Golf?
Ich würde sagen, 20 Prozent, dazu kommt noch die übrige Arbeit im Gremium des Verbandes. Ich kann dies nur machen, weil ich 2020 bei der Migros frühpensioniert wurde; sonst wäre es nicht möglich gewesen. Unter anderem im Trainingslager in Bogogno im letzten November habe ich gesehen, was mit moderner Technik alles möglich ist; das hat mich als ehemaligen Sportler beeindruckt. Mir ist wichtig, dass wir möglichst wenig dem Zufall, dem ausschliesslichen Einsatz der Eltern oder der Förderung in den Clubs überlassen. Das System rund um die Spielerinnen und Spieler muss diese ideal unterstützen, dazu gehört beispielsweise die
Prävention von Verletzungen, da sind wir sicher schon viel weiter als noch vor einigen Jahren.
Sie selber waren 1981 der erste TischtennisProfi der Schweiz. Wie hat Sie diese Zeit geprägt?
Es war eine sehr gute Lebensschule. Ich war praktisch auf mich allein gestellt, musste um jeden Franken kämpfen und durfte Sponsorenverträge nur über den Verband abschliessen. Dieser bekam 10 Prozent des Geldes. Erst später habe ich gemerkt, dass ich international der Einzige war, der sich daran gehalten hat. Immerhin hat mir der Tischtennis-Verband später das Geld zurückbezahlt (lacht).
Swiss Golf investiert heute pro Jahr
2,8 Millionen Franken für den Spitzensport. Was macht die Kommission mit dem Geld?
Über 2 Millionen Franken gehen an die verschiedenen Regional- und Nationalkader bei den Amateuren, das umfasst beispielsweise die Regional- und National-Coaches und natürlich die diversen Reisen zu den internationalen Turnieren. Insgesamt unterstützen wir in diesem System 170 Spielerinnen und Spieler in den Belangen Golf, Turniere und Fitness. Gut 450 000 Franken investieren wir ins Swiss Golf Team, das ist ein Teil der Strategie. Die Unterstützung für die Profis ist zeitlich begrenzt, deshalb wird es im Swiss Golf Team auch immer wieder Wechsel geben. •