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Einmal im Jahr stehen sie im Mittelpunkt: die Fans beim 16. Loch im TPC Scottsdale in Arizona. Das Turnier brach auch 2016 die Zuschauerrekorde und ist «nie ausverkauft».
Allein am Samstag, dem traditionell stärksten Tag, pilgerten Anfang Februar exakt 201 003 Fans in die Wüste Arizonas, nochmals deutlich mehr als vor einem Jahr. Das Waste Management Phoenix Open übertraf erneut alle Bestmarken punkto Zuschauer. Sei es an einem Tag oder für das ganze Turnier. Insgesamt feierten an den vier Tagen über 618 000 Besucher eine Golfparty mit viel Bier, originellen Kostümen und einem Lärmpegel, den man sonst nur von Fussballspielen kennt. Niemand würde vermuten, dass es ein Golfturnier ist, welches diese Heerscharen von Menschen in Flipflops, Hotpants und wilden Kostümen anzieht. Das Waste Management Phoenix Open stellt Jahr für Jahr alle herkömmlichen Vorstellungen auf den Kopf. «Die Leute nennen uns das Major des einfachen Mannes», sagt Turnierdirektor Dan Mahoney ganz lässig.
schreieN GehörT dazu
«Die wildeste Party auf Gras» ist nur einer der Slogans, mit denen sich der Event schmückt. Wer einmal da war, versteht, wovon die Rede ist: Am 16. Loch fällt der Blick auf dreistöckige Tribünen, die sich wie ein Stadion um das Loch herumziehen. Die Spieler betreten die Arena wie Gladiatoren über einen schmalen Zugangsweg. Drinnen am Abschlag empfängt sie lautes Schreien und Klatschen. Im Fernsehen erscheint die Dezibel-Angabe des Lärms. Top-Cracks wie Bubba Watson oder Rickie Fowler fordern das Publikum auf, noch lauter zu schreien. Für Golfpuristen vielleicht ein Albtraum, für die Fans aber das Spektakel pur. Dazu gehören auch die Buhrufe für jene Profis, die an dem vergleichsweise kurzen Par-3-Loch das Grün nicht treffen. Geoff Ogilvy beschreibt die Stimmung im Namen seiner Kollegen: «Es ist das spassigste Loch des Jahres, wenn man ein Birdie macht. Aber es ist auch das Loch, das am wenigsten Spass macht, wenn man einen schlechten Schlag erwischt.» Früher sind auch schon mal Bierdosen geflogen, mittlerweile haben die Organisatoren die Menge aber erstaunlich gut im Griff.
TiGer War miT schuld
Angefangen hat der ganz grosse Hype am Loch 16 erst vor knapp 20 Jahren. Als Tiger Woods 1997 hier ein Hole-in-one schlug, standen gerade einmal ein paar Sponsorenzelte um das Grün herum.
Die Veranstalter erkannten das Vermarktungspotenzial des Loches und bauten die ersten der extrem hohen Tribünen, für die das Turnier heute so bekannt ist. Mit dem letzten Ausbau haben inzwischen allein in dieser Arena knapp 20 000 Zuschauer Platz, Lounges für VIP-Kunden und Sponsoren sind entstanden. Dieses Jahr kamen nochmals 36 sogenannte SkyBoxen dazu, aktuell stehen allein rund um die kurze Spielbahn 262 solcher Boxen. Während das normale Ticket ab 30 Dollar pro Person zu haben ist, kann man bis zu 50 000 Dollar ausgeben, um an der 16 den besten Blick aus einer der Sky-Boxen zu haben. An den ersten beiden Turniertagen ist übrigens der Eintritt gratis, Kinder in Begleitung von Erwachsenen zahlen auch am Wochenende nichts.
Vom mäNNerVereiN orGaNisierT
Speziell am Phoenix Open ist aber nicht nur das Loch 16. Ganz entscheidend für das Turnier ist die spezielle Organisation: Seit Ende der 30er Jahre ist eine Männergesellschaft namens The Thunderbirds für den Event verantwortlich. Sie hat das Turnier kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wiederbelebt und in jüngster Zeit zur Geldmaschine gemacht. Den Reingewinn, im Vorjahr gut neun Millionen Dollar, überlassen die maximal 55 Männer der Thunderbirds wohltätigen Institutionen in der Region Arizona. Ein Ende des Zuschauerbooms scheint nicht abzusehen: «Wir sind nie ausverkauft», heisst es aus der Wüste von Arizona. Dann gibt es einfach noch mehr Tribünen auf dem Platz. Den Fans soll es recht sein. Übrigens: Der TPC Scottsdale zählt zu den Public Courses und jeder Otto Normalgolfer kann ebenfalls das Stadiongefühl erleben. Auf der 16 herrscht immer Betrieb: Sechs Monate dauert der Aufbau der Tribünen, zwei der Abbau. Alles für vier Tage Spektakel.
Dazu gehörte dieses Jahr auch das Stechen über vier Extralöcher um den Sieg. Auf Bahn 17 setzte sich der Japaner Hideki Matsuyama gegen den lange führenden Rickie Fowler durch. Der Amerikaner musste nur wegen einem Patzer auf der 17 in der Schlussrunde in die Verlängerung. Dort setzte er seinen Ball auf dem kurzen Par 4 nochmals ins Wasser und schaffte das Par nicht mehr. Die nächste Ausgabe des verrücktesten Turniers auf der PGA Tour folgt im Februar 2017.
Beliebig kombinieren: Trolley,Räder undBag.