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Hole 19th «Klar bin ich ehrgeizig»

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golf M Arkt

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sergei a schwanden

Als Judoka war Sergei Aschwanden drei Mal an Olympischen Spielen. Nach der Bronzemedaille 2008 trat er vom Leistungssport zurück. Obwohl fürs Golfen wenig Zeit bleibe, sei er auch hier ehrgeizig, sagt der bald dreifache Familienvater.

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Stefan Waldvogel

Erfolgreich als Judoka, ehrgeizig beim Golfen und bei der Arbeit: Sergei Aschwanden.

Sergei Aschwanden, was fasziniert Sie am Golfen?

Es ist die Mischung aus Präzision und Technik, das finde ich höchst interessant. Der entscheidende Kontakt mit dem Ball passiert innerhalb von Hundertstelsekunden, danach kann man eigentlich nichts mehr tun. Diese Ungewissheit nach jedem Schlag ist schon sehr speziell.

Gibt es Parallelen zum Judo?

Ja, durchaus. Im Judo geht sehr viel über Präzision und Konzentration der Kräfte. Judo ist eine Mischung aus Schnellkraft und Kraftausdauer. Das kommt mir beim Golfen grundsätzlich entgegen. Klar gibt es auch grosse Unterschiede: Man hat einen direkten Gegner und muss während eines Wurfes oftmals noch korrigieren. Das geht beim Golfen bekanntlich selten gut.

Wie kamen Sie zum Golfen?

Seit Oktober 2013 leite ich das Sportzentrum in Villars. Wir arbeiten mit dem Golfclub Villars zusammen, und so war es fast logisch, dass ich es auch einmal selber ausprobieren wollte. Allerdings konnte ich in den vergangenen zwei Jahren nicht genügend üben. Im Sportzentrum wird aktuell das Schwimmbad umgebaut und erweitert. Das 17-Millionen-Projekt beschäftigt mich sicher noch bis Ende 2016. Trotzdem möchte ich dieses Jahr etwas öfter die Schläger schwingen.

Sind Sie ehrgeizig auf dem Golfplatz?

Ja klar – jeder, der einmal Leistungssport gemacht hat, kann das kaum abstreifen. Ich will als Sportler immer gut oder gar der Beste sein. Die koordinativen Fähigkeiten und die Schnellkraft vom Judo helfen sicher beim Golf, gleichzeitig muss ich immer wieder feststellen, dass es frustrierend sein kann, wenn der Ball zwar weit fliegt, aber überhaupt nicht am gewünschten Ort landet…

Sie waren als Judoka drei Mal an Olympischen Spielen. Was raten Sie jemandem, der in Rio zum ersten Mal mit dabei ist? Rein sportlich gesehen ist das Golfturnier in Rio gleich wie andere Turniere. Es ist also wichtig, den genau gleichen Ablauf wie immer zu haben. Das Spezielle an Olympia ist immer das ganze Drumherum. Da würde ich raten, jede Sekunde zu geniessen. Jedes der Spiele ist auf seine Art einmalig, und da Golf zurückkehrt ins Programm, könnte man in Rio wirklich Geschichte schreiben. Das und den ganzen Medienrummel zu verarbeiten ist sicher nicht ganz einfach. Da hilft wohl eine gewisse Erfahrung. Ich habe auch erst beim dritten Mal meine Bronzemedaille geholt.

Sergei A Schwanden

Sergei Aschwanden wurde am 22. Dezember 1975 in Bern geboren. Als Sohn eines Schweizer Vaters und einer kenianischen Mutter verbrachte er die ersten sieben Jahre seines Lebens in der Hauptstadt. Schon als 5-Jähriger begann er auf Initiative seiner Mutter hin mit Judo. «Ich hatte einfach zu viel Energie.» Kurz darauf zügelte die Familie nach Bussigny-près-Lausanne, wo Sergei später seinen Maturaabschluss machte und intensiv trainierte.

2001 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins nationale Leistungszentrum nach Magglingen und wurde «Profi».

Nach seinem dritten Rang an den Olympischen Spielen in Peking, dem grössten Erfolg seiner Karriere, entschied er sich 2009, wieder

Kurz nach Ihrem grössten Erfolg in Peking sind Sie zurückgetreten und haben Sport und Wirtschaft studiert. Nun leiten Sie das Sportzentrum, sind Präsident von Villars Tourismus, kandidierten als Präsident des Schweizer Judoverbandes, zuletzt im Oktober für den Nationalrat und haben eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Wie bringen Sie alles unter einen Hut? Eigentlich bin ich ganz froh, dass es mit dem Präsidium im Verband nicht geklappt hat, so bleibt mir etwas mehr Zeit. Ich wäre gerne Nationalrat geworden. Die FDP hat in der Waadt sechs Sitze geholt, ich bin der erste Ersatzkandidat. Aber klar hilft mir auch hier der Spitzensport. Da muss man gut organisiert in die Romandie zurückzu- kehren und seinen Beruf als Leistungssportler an den Nagel zu hängen. Er studierte Sport und Wirtschaft an der Universität Lausanne und schloss mit einem Master an der IDHEAP ab. sein und gleichzeitig Spass an der Sache haben, sonst geht es nicht. Dazu hilft mir meine Frau enorm viel. impressum

Nach seinem Studium begann Aschwanden im Oktober 2013 als Direktor des Sportzentrums in Villars, daneben ist er Technischer Direktor des Mikami Judo Club in Lausanne sowie des «Sergei Judo Camp» und Gründer von Trako, einer Stiftung, die Judo in den Schulen etablieren will.

Zusammen mit seiner Frau Sonja hat Aschwanden ein gut 4-jähriges Mädchen und einen knapp zwei 2-jährigen Sohn. Das dritte Kind erwartet das Paar im Frühling.

Sie haben vor einiger Zeit im Schweizer Fernsehen gesagt, Sie möchten eine ganze Fussballmannschaft an eigenen Kindern. Wie weit sind Sie schon?

(lacht) Wir geben uns Mühe, das dritte Kind erwartet meine Frau im Mai. Vielleicht begnügen wir uns auch mit einer Basketballmannschaft.

Spielt Ihre Frau auch Golf?

Wenig, aber wohl mit mehr Talent als ich. Sie ist als Turnerin sportlich überall sehr gut; während der Schwangerschaft ist dies für sie allerdings kaum mehr möglich. Deshalb möchte ich nun etwas Vorsprung aufbauen (lacht).

Haben Sie «golferische» Ziele?

Ja, ein Hole-in-one. Ich habe irgendwo gelesen, dass der «Weltrekord» für ein Ass von einem 103-Jährigen stammt. So gesehen habe ich dafür noch ein paar Jahre Zeit.

Was wäre Ihr Lieblingsflight?

Sicher wäre Tiger Woods dabei. Es ist unglaublich, was er für den Sport geleistet hat. Die privaten Probleme interessieren mich weniger, aber es wäre höchst spannend, mit ihm zu diskutieren. Rory McIlroy wäre natürlich auch höchst spannend, und mein Traum wäre mal eine Runde mit Sevi Ballesteros gewesen. Dafür ist es nun zu spät. Ich bin aber jeweils sehr gern am Omega European Masters in Crans, da ist man ganz nah bei den Spielern, und ich finde es immer wieder faszinierend, den Spitzengolfern zuzusehen.

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