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Eine grosse Bühne für die «Kleinen», aber nicht unbedingt der Traum aller Stars: So präsentiert sich die Ausgangslage wenige Monate vor dem Comeback von Golf bei den Olympischen Spielen in Rio. Dabei lockt historisches Golf-Gold.

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Genau 112 Jahre ist es her, seit Golf zuletzt an den Olympischen Spielen vertreten war. Im September 1904 spielten 3 Kanadier gegen 72 Amerikaner im frisch gegründeten Glen Echo Golf Club westlich von St. Louis. Vom 16. bis 24. September fanden insgesamt sieben Golfwettbewerbe statt, von denen zwei als «olympisch» ausgeschrieben waren. Das Einzel gewann übrigens der Kanadier George Lyon, der erst als 38-Jähriger überhaupt mit Golfen begonnen hatte.
Die Frauen massen sich zuletzt in Paris «olympisch». Das Turnier über 9 Löcher im Jahr 1900 war damals aber vor allem ein Anhängsel der Weltausstellung in Paris. Diese war auch der Grund, weshalb sich die spätere Siegerin Margaret Abbott gerade in der Hauptstadt befand; den Entscheid, am Turnier teilzunehmen, fällte sie eher spontan. Aus Schweizer Sicht ebenso interessant ist die Geschichte der Zweitplatzierten Pauline Whittier. Weil die aus Boston stammende Amerikanerin zur Zeit des Turniers in St. Moritz studierte, wurde sie in den Geschichtsbüchern oftmals, allerdings fälschlicherweise, als Schweizerin ausgegeben.
das r ampeNlichT lockT mehr als die hälfTe der Top 60 fehleN
112 Jahre später sind die Olympischen Spiele deutlich wichtiger geworden als die Weltausstellung. Was das Comeback für Golf bedeutet, ist je nach Standpunkt unterschiedlich. Für die kleinen Golfnationen bedeutet der grosse Auftritt in Rio eine Chance, ins Rampenlicht zu rücken. Das gilt aus Schweizer Sicht in erster Linie für Fabienne In-Albon. Die Zugerin hat als einzige realistische Chancen auf einen der 60 Startplätze bei den Frauen. In-Albon liegt seit längerem relativ konstant auf dem 50. Zwischenrang, und sie hofft, dass sie diesen Platz bis zum Ende der Qualifikation im Juli verteidigen kann. In der Weltrangliste klassiert sich In-Albon aktuell auf Rang 310. Gegenüber der Inderin Aditi Ashok (aktuell gerade noch knapp qualifiziert) hat die bestklassierte Schweizerin so noch einen Vorsprung von gut 130 Plätzen.
Sie denke zwar oft an Rio, aber sie versuche nicht, sich auszurechnen, was es braucht, um sich den Traum von Olympischen Spielen zu erfüllen. «Wenn ich mich jetzt damit beschäftigen würde, wie viel es noch braucht und was ich noch tun muss, dann würde ich viel zu viel Energie verbrauchen», sagt sie im Interview mit GOLFSUISSE. Wichtig sei für sie, dass es «möglich und realisierbar ist» (siehe «Vier Fragen an Fabsi»). Zwei weitere Schweizerinnen, Melanie Mätzler und Caroline Rominger, waren eine Zeitlang noch auf der Reserveliste aufgeführt, haben aber mittlerweile keine Chance mehr. Die Schweiz hat höchstens einen Startplatz zur Verfügung, die besten Nationen können maximal vier Golferinnen an die Spiele schicken.
Laut dem aktuellen Stand des Feldes startet in Brasilien bloss Korea mit vier Profis, dazu kommen beispielsweise drei Amerikanerinnen. Allein diese beiden TopNationen stellen zusammen übrigens 38 der Top-60-Spielerinnen. Klar wird in Rio damit nicht das stärkste Frauen-Feld am Start sein.
Ein ganz gewöhnliches Turnier der amerikanischen Frauen-Tour, wie etwa die Coates Golf Championship, hatte 42 der Top-60-Spielerinnen am Start, aktuell wären es in Rio noch 26 der bestklassierten 60 Profis. Das ist dann die Chance für die kleinen Golf-Nationen wie Israel, Chile, Indien und die Schweiz. Ähnlich exotisch wird auch das Männerfeld. Hier spielen maximal vier Amerikaner im 60er-Feld. Alle anderen Nationen haben maximal zwei Profis im Kampf um Gold am Start, eher überraschend sind beispielsweise auch zwei Finnen für Rio startberechtigt. Neben den unbestrittenen Stars wie Jordan Spieth, Rory McIlroy, Jason Day und Rickie Fowler sind Golfer wie etwa Angelo Que aus den Philippinen oder Siddikur Rahman aus Bangladesch die ganz krassen Aussenseiter. Rahman ist trotz seines zweiten Rangs beim letztjährigen Panasonic Open India immer noch ausserhalb der 300 Besten der Weltrangliste. Für einen Start in Rio reicht es ihm nach aktuellem Stand aber ins kleine Feld der 60 Spieler. Keine Chance haben dagegen die Schweizer Männer. Benjamin Rusch als bester Schweizer liegt im Weltranking knapp unter den ersten 800.

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Obwohl in Rio «historisches Gold» im Golf lockt, hält sich die Begeisterung bei den ganz grossen Stars der Szene in Grenzen. «Na ja, das ist ein Turnier im August, nicht mehr und nicht weniger», bekannte Rory McIlroy bei seiner Wahl zum Spieler des vergangenen Jahres in London. Es sei zweifellos sehr interessant, auch als Golfer mal das Olympische Dorf zu erleben, all die anderen Athleten zu treffen und ein wenig Sightseeing zu betreiben. Rein sportlich aber, so der Weltranglistendritte, werde er sich 2016 auf den Gewinn von Major-Titeln konzentrieren. Er ziehe das grüne Augusta-Jackett und damit den Karriere-Grand-Slam liebend gerne einer Goldmedaille vor, hat Rory McIlroy zum Beispiel kürzlich in Dubai dem TV-Sender «CNN» erzählt. «Ich würde definitiv noch