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EinE WElt Für Sich
Jedes Jahr im April richtet sich der Blick nach Augusta: Mit der US Masters beginnt die Major-Saison – und eine Woche lang spielt die Golfwelt verrückt. Die grosse Frage diesmal: Kann überflieger Jordan Spieth sein grünes Jackett verteidigen?

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er noch nie da war, kann dieses Gefühl nicht verstehen: «Homecoming» nennen es die Amerikaner. Diese Rückkehr zu einem Fleck Erde, der dir ans Herz gewachsen ist und besondere Gefühle auslöst. Der Augusta National Golf Club ist so ein Ort. Er ist ein Fixpunkt im Universum der Golfer, jenes Zentrum, auf das sich jährlich im April all ihr Interesse richtet. Die US Masters ist das einzige der vier Major-Turniere, das nie seinen Austragungsort wechselt. Über die Jahre haben sich hier Rituale entwickelt, Erinnerungen geformt, Mythen gebildet. Das ist in Augusta nicht anders als in Wimbledon: Zeremonien wie das Champions Dinner oder der erste Abschlag der Honorary Starter am Eröffnungstag sind Standard. Löcher tragen Namen wie Golden Bell oder Pink Dogwood. Die Hogan-, die Nelson- und die Sarazen-Bridge erinnern an besondere Runden und Schläge dieser
Plantage im tiefen Süden Georgias als Refugium für Reiche geplant hatten, wollten mit dem Turnier auf den aussergewöhnlichen Platz des australischen Designers Alister Mackenzie aufmerksam machen und natürlich vor allem auch auf die Exklusivität des Clubs. Über die Jahre hinweg ist dies geglückt: 51 Wochen im Jahr ist das breite Eingangstor an der Washington Road in Augusta der Öffentlichkeit verschlossen. Hohe Hecken verstellen den Blick auf die Anlage. Kaum eine Information dringt über die Mitglieder, deren genaue Zahl nicht bekannt ist, nach draussen. Anonymität ist das Gesetz dieses Clubs, der als eine Ansammlung von Reichen und Mächtigen gilt. Bill Gates und Warren Buffett drehen hier ihre Runden, der Ex-US-Präsident Eisenhower pflegte seine Freizeit in einem der clubeigenen Cottages beim Bridgespiel zu verbringen. Die Ex-US-Aussenministerin Condoleezza Rice ist eines der zwei einzigen weiblichen
Spieler. Jack Nicklaus wird mit einer Plakette an einem Trinkbrunnen geehrt. Das Eisenhower- Cottage weist auf die häufigen Aufenthalte des Ex-US-Präsidenten in dem kleinen Gästehaus hin. Die Historie ist immer präsent, unverzichtbarer Teil eines Turniers, welches schon dadurch einen besonderen Stellenwert im Kreis der Majors einnimmt.
Allein der Präsident bestimmt
Die Gründer des Augusta Golf Clubs haben diesen Sonderstatus stets gesucht: Als die US Masters 1934 zum ersten Mal als Einladungsturnier geplant wurden, war die Veranstaltung als Vehikel zur Mitgliedergewinnung gedacht. Bobby Jones und Clifford Roberts, die den Augusta National Golf Club auf einer e in grünes e inl A dungsbriefchen
Er ist der absolute Chef in der Welt für sich: Billy Payne (mittlere Reihe rechts).
Mitglieder. Auch «Condi» allerdings, eigentlich durchaus für ihr Durchsetzungsvermögen bekannt, muss sich in Augusta an die Regel Nummer 1 halten: Allein der Präsident bestimmt – und die Mitglieder haben nichts zu sagen. Schon beim kleinsten Fauxpas setzt der jeweilige Clubchef, derzeit Billy Payne, unar tige Mitglieder vor die Tür. Sei es, dass sie sich unberechtigt in der Öffentlichkeit über den Club geäussert haben, ihr grünes Jackett ausserhalb der Clubgrenzen anzogen oder ähnlich unverfrorene Dinge taten. Wer als Mitglied unerwünscht ist, bekommt seine Jahresrechnung nicht mehr zugeschickt – ein subtiler Hinweis darauf, dass irgendwo ein Fehltritt begangen wurde.
Diese diktatorische Entscheidungsfindung hat schon so manchen Golfprofi zur Verzweiflung gebracht: Als der Südafrikaner Charl Schwartzel beschloss, beim Champi- ons Dinner selbst vor dem Clubhaus zu grillen, wurde ihm kurzerhand mitgeteilt, ein Barbecue ausserhalb des Clubhauses sei eben nicht Stil des Hauses. Man sass dann gesittet bei Tische. Und auch die Teilnehmerliste für das erste Major-Turnier des Jahres hat so ihre Eigenarten. Das Turnier ist ein sogenanntes «Invitational», die Zulassungskriterien legt allein der Club fest.



Ein grünes Einladungsbriefchen signalisiert alljährlich zum Jahresbeginn den Spielern, wer zum Kreis der Geladenen gehört. Zu den Besonderheiten gehört die Tatsache, dass Ex-Champions bis zu ihrem 65. Geburtstag automatisch startberechtigt sind. Auch die Gewinner der US Amateur, der US Mid-Amateur und der US PublicLinks Championship sind am Start.


Ebenso der 16-jährige Costa Ricaner Paul Chaplet, der sich mit seinem Sieg an den lateinamerikanischen Amateur-Meisterschaften qualifizierte (siehe Box).
Eines der grössten Ziele des Clubs ist die weltweite Verbreitung von Golf. Asien zum Beispiel lag den Offiziellen in den vergangenen Jahren immer besonders am Herzen, weshalb Spieler wie die beiden Japaner Shingo Katayama oder Ryo Ishikawa auch einfach mal unabhängig von den sonst üblichen Qualifikationskriterien eingeladen wurden. So manch einem etablierten Profi aus Europa oder den USA, der es noch nie in das vergleichsweise kleine Feld mit knapp 100 Spielern geschafft hat, packt da der Zorn.

stille stA rs in AugustA
Einmal angekommen in Augusta National, werden die Stars ganz still. Wenn unzählige
Major-Sieger und Champions das hohe Lied des Turniers und seiner Gastgeber singen, mag eben niemand wirklich in Kritik ausbrechen. Und so wird dieses erste
Major-Turnier im Jahr eben einfach nach allen Regeln der Kunst zelebriert: Man trifft sich unter der alten Eiche vor dem