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Hole 19th «Golf sollte lockerer werden»

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Golf marKt

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Er gilt als der beste Schweizer Stürmer in der besten Eishockey­Liga der Welt. Der Bündner Nino Niederreiter (22) spielt höchst erfolgreich für die Minnesota Wild in der NHL und golft erst seit vier Jahren. Aber auch auf dem Rasen trifft er meistens.

IntervIew Stefan waldvogel

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Sie waren immer bei den Schnellsten, schon als 16-Jähriger mit dem HC Davos in den Playoffs, kurz darauf bereits in Amerika. Können Sie sich an die ersten Gehversuche auf dem Eis erinnern?

Nino Niederreiter: Ja, da war ich etwa fünf. Mein Vater hat im Garten um unser Haus in Chur ein Eisfeld angelegt. Dort haben wir uns ausgetobt, und ich gehörte immer zu den Kleinsten. Ich war das mit zwei älteren Schwestern gewohnt und hatte vor allem auch ältere Kollegen. Das hat mich wohl immer etwas angestachelt, und so ging es schneller, als ich es selber gedacht hatte. Aber klar ist die NHL ein Bubentraum, und ich geniesse das Privileg, in einem starken Team zu spielen.

Was fasziniert Sie am Einzelsport Golf?

Es ist nie gleich. Ich kann 9 Löcher lang top spielen, dann weiss ich fast nicht mehr, wie ich den Schläger halten soll. Solche Schwankungen gibt es zum Glück im Hockey nicht; hier ist es schon schlimm genug, wenn man in ein paar Spielen kein Tor erzielt. Im Team hat man zudem immer noch Kollegen, die Fehler ausbügeln können; im Golf bin ich bekanntlich ganz alleine verantwortlich. Es ist für mich immer wieder ein faszinierendes Erlebnis, wie nah Gut und Schlimm beieinander liegen können.

Sie arbeiten als Hockeyspieler schon lange mit einem Mental Coach zusammen. Ich nehme an, das hilft auch auf dem Golfplatz. Rita Sutter hilft mir bereits seit neun Jahren; dabei geht es vor allem darum, wie mit dem

Druck und dem Konkurrenzkampf umzugehen, wenn es einmal nicht so gut läuft. Es hilft mir auch auf dem Golfplatz, aber meistens nicht genug (lacht).

Wie kamen Sie in so jungen Jahren schon zu einem Mental Coach?

Es war die Idee meiner Mutter, sie meinte, man kann nicht nur den Körper trainieren, sondern muss auch den Geist stärken. Sie meldete mich gegen meinen Willen dort an. Zunächst hielt ich es übrigens für Hokuspokus, aber Rita

Sutter hat mir immer wieder geholfen, wenn ich an mir selber zweifelte. Oft sind es nur kleine Sachen, aber wichtige. Vor allem während der Wintersaison bin ich recht viel auf mich allein gestellt, da bin ich immer wieder froh um den Kontakt mit ihr, sei es per Skype oder Facetime.

Wie geht man als so junger Mann damit um, plötzlich gut 2,5 Millionen Dollar pro Jahr zu verdienen?

Man sollte vorsichtig sein mit der Interpretation dieser Summe, da in Amerika rund die Hälfte für die Steuern abgezogen wird. Es ist natürlich sehr schön, dass ich in jungen Jahren schon so viel Geld mit meinem Hobby verdienen darf.

Dank meiner Familie bin ich immer am Boden geblieben. Sie hat mich jahrelang finanziell unterstützt, und nun bin ich froh, unabhängig zu sein und ab und zu etwas zurückgeben zu können.

Im Sommer kehren Sie jeweils ins Bündnerland zurück. Was geniessen Sie hier am meisten?

Den Kontakt zu Familie und Kollegen. Der kommt im Winter klar zu kurz. Angesichts der 82 Spiele und des täglichen Trainings im Winter geniesse ich hier auch meine Freiheit und nicht zuletzt das Golfen. Klar müssen wir uns individuell fit halten und vor allem Kraft trainieren, das ist nicht immer ideal, um danach den Ball gut zu treffen. Ich freue mich aber auf jede Runde in der Natur und die vielen schönen Plätze.

Kommen Sie während der Saison in den USA auch zum Golfen?

Eher wenig, am ehesten während der Vorbereitung im Herbst. Bei uns in Minnesota hat es ganz coole Plätze, und vor allem nimmt man es hier etwas lockerer. Kürzlich war ich mit drei Kollegen in der Schweiz unterwegs. Wir freuten uns über einen sensationellen Schlag und wurden umgehend vom Flight auf dem anderen Fairway zurechtgewiesen. Golf soll doch vor allem auch Spass machen; ein paar Emotionen gehören für mich einfach dazu. Man sieht das beim Ryder Cup, das ist Emotion pur. Ich finde, bei uns geht es immer noch etwas steif zu und her, da könnte man durchaus etwas lockerer werden.

Sie haben erst vor vier Jahren mit Golf angefangen, und nun spielen Sie schon ein Single-Handicap. Ich nehme an, nur locker zu sein genügt nicht?

Klar habe ich als Eishockeyspieler einen gewissen Vorteil punkto Schläger und

Ballgefühl. Das hilft bei den langen Schlägen und rund ums Green. Ich trainiere allerdings kaum, bin viel lieber auf dem Platz in Domat Ems als auf der Driving Range. Ich versuche es wirklich locker zu nehmen. Mein grösster Gegner ist wohl der eigene Ehrgeiz, und der hilft bekanntlich auf dem Platz nicht viel. Ich muss mir immer wieder sagen: mehr schwingen als schlagen. Dann klappt es in der Regel.

Haben Sie im Golf noch ein Ziel?

Mein Ziel ist und bleibt, das einstellige Handicap zu halten. Aber natürlich wäre es fantastisch, einmal unter 5 zu sein.

Ni No Niederreiter

Am 8. September wird der Bündner Nino Niederreiter 23­jährig. Bereits vor fünf Jahren startete er seine internationale Karriere als bester Schweizer Draft in der NHLGeschichte. Der 1.87 Meter grosse Stürmer spielt aktuell für die Minnesota Wild und besitzt dort einen mit acht Millionen Dollar dotierten Dreijahresvertrag. 2009 wurde er Schweizer Meister mit dem HC Davos, ein Jahr später wählte ihn die Jury ins All­StarTeam der U20­WM. Sein grösster Erfolg mit der Nationalmannschaft war 2013 die WMSilbermedaille in Schweden. Der Linkshänder ist Single, als Hobbys nennt er neben Golf unter anderem Badminton, Tennis und Reisen.

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