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Die Perlen abseits Der Küste

Wie und wo war das genau, anno 1995? Vor zwanzig Jahren gewann André Bossert als erster und bisher einziger Schweizer ein Turnier der European Tour. Richtig: Es war im Golf Royal Mougins in der Nähe von Cannes. Dort startete auch die aussergewöhnliche Entdeckungsreise von GOLFSUISSE. Sie führte nicht entlang der stark touristisch geprägten Wege an der Küste, sondern etwas ins Hinterland.

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ie berühmten Lavendelfelder der Provence leuchteten zwar noch nicht in ihrem einmaligen Violett, dazu war die Reise zu früh im Jahr. Das Sinnbild der Region blüht erst ab der zweiten Junihälfte. Aber die spezielle provenzalische Küche, denken Sie nur an Bouillabaisse oder Ratatouille, kann man das ganze Jahr hindurch geniessen. Genauso wie die meisten der besuchten Golfplätze. Wer in der Provence Golf spielen will, kann danach von unzähligen Erlebnissen auf eigenwilligen, berühmten und hochklassigen Golfplätzen erzählen und von versteckten Kleinoden, die im Gedächtnis hängen bleiben.

GOLF-HiGHLiGHTS GLEiCH

zuM Au FTAKT

Es war vor Jahren, bei einem früheren Besuch in der Gegend, als uns Journalisten im Royal Mougins relativ deutlich klar gemacht wurde, dass man keine Reportage wollte. Heute ist das ein bisschen anders. Wir waren herzlich willkommen, auch wenn bei einzelnen Clubverantwortlichen noch eine gewisse Zurückhaltung festzustellen war. Auf rund 70 Hektaren ist ein Par-71-Platz entstanden, der zuerst einmal durch relativ lange Wege zwischen den Löchern auffällt (Golf-Cart lohnt sich), dann durch die «wilde» Landschaft, vor allem aber durch seine sehr gut ondulierten Grüns, die teilweise schwer anzuspielen sind. Im Sichtbereich des Clubhauses kommt viel Wasser ins Spiel, das aber mit sauber platzierten Schlägen locker umspielt werden kann. Der Platz liegt auf dem Gemeindegebiet des historischen Städtchens Mougins. Ein Kleinod, nur ein paar Autominuten von Cannes entfernt. Das schneckenartig erbaute Städtchen entspricht allen Clichés. Künstler fühlen sich hier zu Hause, gut essen kann spannend, seine Pflege hervorragend und der Service mindestens so gut wie in den besten amerikanischen Clubs. Ein Highlight ist zweifelsfrei Bahn 6 mit einem gewaltigen Baum mitten im Fairway und entsprechend verschiedenen Möglichkeiten, das Grün anzuspielen, das hinter einem Weiher versteckt ist. Man darf es ruhig vorwegnehmen: Auf der ganzen Reise war der Château der anspruchsvollste aller gespielten Plätze. Und auch derjenige mit den besten Trainingsmöglichkeiten. Kein Wunder, dass hierher sowohl der französische Verband als auch die European Tour zu Trainingscamps einlädt. Zum Edel-Resort gehört ein zweiter 18-Loch-Parcours. Le Riou ist mit einer Gesamtlänge von 6005 Metern kürzer, bleibt aber ein technisch anspruchsvoller 18-Loch-Golfplatz. Seine welligen Fairways und sehr unterschiedlichen Greens erfordern ein taktisches Spiel. Der Platz ist Clubmitgliedern, ihren Gästen und den Hotelbewohnern vorbehalten. Hier findet aber auch regelmässig das «Terre Blanche Ladies Open» im Rahmen der Ladies Access Series statt.

«FER iENPLATz» Au F 1000 M ETER ü BER M EER

Wenn man in der Domaine du Château de Taulane eintrifft, erinnert vieles ans Engadin mit seiner lieblichen, abwechslungsreichen Landschaft. Der von Gary Player gezeichnete Platz ist wunderbar in die Natur und die Wälder eingefügt und oft sehr breit angelegt. Die Eingänge zu den Grüns sind meistens recht offen, die Bunker lauern direkt dahinter. Der Platz der Domaines de Saint Endréol ist praktisch vollständig in den Wald hineingebaut. Und er ist trotz einiger Hügel problemlos zu Fuss zu absolvieren, was auch für Chateau Taulane gilt. Saint Endréol bietet trotz seiner Kürze viele abwechslungs- man, die Ambiance in den autofreien engen Gassen ist so mediterran, wie man sich dies vorstellt. Doch da ist noch etwas ganz Besonderes: das Musée d’art Classique de Mougins. Von aussen ein unscheinbarer, schön renovierter Altstadtbau, von innen eines der spannendsten Museen, das die Schreibenden in den letzten Jahren gesehen haben. Die Mischung aus antiken Kunst- und Gebrauchsgegenständen sowie modernen Skulpturen und Gemälden von Grössen wie Picasso, Keith Haring oder Giacometti ist einmalig und eindrücklich.

Noch eine Stufe besser als der Platz von Mougins ist der «Le Château» von Terre Blanche, schon etwas weiter im Hinterland gelegen. Seine Anlage in einem riesigen Pinienwald ist abwechslungsreich und reiche Löcher, so dass sich bessere Golfende überlegen sollten, von den hinteren Tees abzuschlagen. Für viele ein Highlight ist sicher die 13, ein steil abfallendes Par 3 übers Wasser. Mindestens ebenso spannend sind aber die vielen einzelnen Pinien, die manchmal mitten im Fairway auftauchen.

Nicht weit entfernt liegt der von Pete Dye gestaltete Golf Club Barbaroux. Ein Platz, an dem sich die Geister scheiden. Für die Schreibenden gehören die Löcher zwei bis fünf in die Kategorie «unspielbar», andere schwärmen von der Leistung von Dye, in diesem Gelände einen so anspruchsvollen Golfplatz gebaut zu haben. Auf den zweiten Neun dagegen wird Dye seinem Ruf gerecht und lässt den Auftakt rasch in Vergessenheit geraten.

Wissens Wertes

Anreise

Swiss fliegt täglich mehrmals von Zürich und Genf nach Nizza. Da man nachher so oder so ein Auto braucht, reisen viele Golfende mit dem eigenen Wagen an. Fahrzeit 6 bis 8 Stunden. Je nach Start- und Zielort übers Tessin oder über Genf.

Die GolfPlätze

Royal Mougins Golf Club

4274 Allée du Roi, Mougins, www.royalmougins.fr

18 Loch, Par 71, Gelb 5393 m, Rot 4482 m

Golf du Terre Blanche

3100 rte de Bagnols-en-Fôret, Tournettes, www.terre-blanche.com

Le Château, 18 Loch, Par 72, Gelb 6044 m, Rot 5178 m

Le Riou (nur für Mitglieder und Hotelgäste) Hervorragende Trainingsmöglichkeiten, die auch von der European Tour genutzt werden. Speziell das «Centre Biomecaswing», wo der Schwung und die daran beteiligten Muskeln genau analysiert und trainiert werden können.

Golf de Taulane

Le Logis du Pin, La Marte, www.chateau-taulane.com

18 Loch, Par 72, Gelb 5728 m, Rot 4897 m

Golf de Saint Endréol

4300, rte de Bagnols-en-Fôret, La Motte-enProvence, www.st-endreol.com

18 Loch, Par 72, Gelb 5314 m, Rot 4533 m

Golf Club Barbaroux

Rte De Cabasse, Brignoles, www.barbaroux.com

18 Loch, 72, Gelb 5516 m, Rot 4682 m

Golf international Pont Royal Domaine de Pont Royal, Mallemont, www. golf-pontroyal.com

18 Loch, Gelb 5742 m, Rot 4726 m

Golf du Domaine de Manville

Domaine de Manville, Les Baux de Provence, www.domainedemanville.fr

18 Loch, Par 71, Gelb 5003 m, Rot 4385 m Eco-zertifizierter Platz, der hervorragend in die Landschaft eines stark geschützten Gebietes eingegliedert wurde.

Die Hotels

Hotel Royal Mougins

4274 Allée du Roi, Mougins, www.royalmougins.fr

Zehn Minuten im Hinterland von Cannes gelegenes Apparthotel direkt beim Golfplatz.

Terre Blanche Hotel Spa Ressort

3100 rte de Bagnols-en-Fôret, Tournettes, www.terre-blanche.com

Das beste Hotel auf der Reise. 5 Sterne, die halten, was sie versprechen. Die unzähligen Möglichkeiten der Erholung verlangen nach einem längeren Aufenthalt.

Hotel Château Golf de Taulane

Charmantes 4*-Hotel, Restaurant und Clubhaus in einem antiken Ambiente, aber mit modern eingerichteten Zimmern.

Golf & Spa Resort Le Domaines de Saint Endréol

4300, rte de Bagnols-en-Fôret, La Motte-enProvence, www.st-endreol.com

Grosszügiges Apparthotel in einem riesigen Park mit 2000 m 2 grossem Spa-Bereich lädt zum Relaxen ein.

iM zEiCHEN DES STARS

Der Golf de Pont Royal ist der einzige vom verstorbenen Severiano Ballesteros erstellte Golfplatz in Frankreich. Seve ist überall präsent und wird in der Kommunikation entsprechend hervorgehoben. Der auf verschiedenen Ebenen gebaute Platz fügt sich gut in die Landschaft ein, ist aber sportlich eine Herausforderung und bietet zahlreiche tolle Ausblicke in die Region. Zweimal wird auf den zweiten Neun über ein Tal gespielt, was je nach Wind – es blies ein straffer Mistral – zu einer kniffligen Sache werden kann. Bei einer Golfreise durch die Provence sollte man sich unbedingt auch mal ein Weingut anschauen. Mitten im kleinen Dorf Lambec, unweit von Pont Royal, steht das Château de Calavan. Von Schloss weit und breit keine Spur, dafür eine modern ausgebaute Weinkellerei in einem passend renovierten alten Gebäude, das Besuchern gerne gezeigt wird. Die berühmten Roséweine der Provence gibt’s hier selbstverständlich auch. Die Besitzer setzen aber weit mehr auf volle und doch nicht zu schwere Rotweine.

EiN HiGHLiGHT zuM SCHLuSS

Wer schon so weit im Westen der Provence ist, sollte einen Abstecher nach Les Baux de Provence mit seiner Burgruine und zahlreichen kleinen, aber sehenswerten Museen einplanen.

Das Schloss wurde zur Zeit der Hugenotten durch die Leute um Kardinal Richelieu zerstört. Geblieben ist der «Stern von Bethlehem» im Wappen von Lex Baux, behauptete doch das damalige Fürstenhaus, von einem der drei Könige aus dem Morgenland abzustammen.

Oben auf dem Schloss hat man auch einen wundervollen Ausblick auf die Domaine de Manville mit dem hochklassigen 5-Stern-Hotel und dem eigenwilligen Golfplatz.

Damit in diesem Gebiet überhaupt ein Golfparcours gebaut werden konnte, mussten strengste Auflagen erfüllt werden. Aus der Luft oder von der Ruine auf Les Baux ist der Platz in der Landschaft kaum erkennbar – alles ist rechteckig angelegt, genau wie die umliegenden Olivenhaine und Kulturen. Sie haben richtig gelesen: rechteckige Teeboxen, rechteckige Fairways, rechteckige Bunker, rechteckige Grüns, und alles nach streng ökologischen Richtlinien bearbeitet. Sicher kein Meisterschaftsplatz, dafür ein völlig neues Golferlebnis. Und das Hotel der Domaine ist ein wahres Bijou.

Hotel Mercure Barbaroux

Rte De Cabasse, Brignoles, www.barbaroux.com.

Leider etwas unpersönliches ApartmentHaus mit wenig Gastfreundschaft, aber hervorragender Küche.

Le Moulin de Vernègues

Domaine et Golf de Pont-Royal, Mallemort, www.moulindevernegues.com

Nahe beim Golf gelegenes, modernes 4*-Hotel mit allem Komfort.

Domaine de Manville

Les Baux de Provence, www.domainedemanville.fr

Ein zu einem Bijou umgebautes und erweitertes Landgut auf hohem 5*-Niveau direkt beim Golfplatz, mit grossem Spa-Bereich und allem, was bei dieser Klasse dazugehört. Wer in der Gegend ist, muss sich diesen Aufenthalt leisten.

s e HensW ürDiG

Musée d’art classique de Mougins Hübsches altes Städtchen mit engen

Gassen und einem aussergewöhnlichen Museum. www.mouginsmusee.com www.chateaudecalavon.com

Château de Calavon, Lambec Degustation und Führung in der Wein kellerei mitten im Dorf. Hier werden rund 85% der Trauben zu Rotwein verarbeitet und nicht vor allem zu Rosé.

Baux de Provence

Die einmalige Lage des Städtchens mit seinen Schlossruinen macht einen Besuch zum «Must», und der Besuch der «Carrières de Lumières» toppt das Ganze noch.

Weitere informationen

Comité Régional de Tourisme ProvenceAlpes-Côte d’Azur: www.golftourismepaca.fr www.rendezvousenfrance.com

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