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Das gibt’s nur im Golf: André Bossert erlebte an den Swiss Seniors
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Open in Bad Ragaz nach einem frustrierenden Ausflug in die Büsche noch einen höchst versöhnlichen Abschluss. Mit dem Platzrekord erspielte er sich einen erneuten Top-Ten-Rang. Der Pokal ging erstmals nach Österreich.
Stefan Waldvogel
Exakt 20 Jahre nach seinem Sieg auf der European Tour in Frankreich wird André Bossert in Bad Ragaz Anfang Juli gefeiert wie ein Sieger. Tochter Nina stolz auf dem Arm schon auf dem 18. Grün und die jungen Fans mögen mit den Selfies kaum warten, bis die Scorekarte unterschrieben ist. Ein Junge möchte unbedingt (aber vergeblich) den coolen Hut mit dem schlichten Schriftzug «Bossy» und der Sky-Reporter will möglichst schnell auch ein paar Fragen stellen.
André Bossert hat bei seinem zweiten Start an den Swiss Seniors Open zwar nicht am wenigsten Schläge gebraucht, trotzdem zeigte er am Finalsonntag mit dem egalisierten
Platzrekord von neun unter Par eine höchst erfreuliche Bestmarke und genoss das grosse Interesse des Heimpublikums.
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Nur 24 Stunden vorher hätte er sich am liebsten verkrochen. «Bossy» war mit seinem Ball mehrmals in den Büschen gelandet, konnte sich nur mit Strafschlägen oder «Querpässen» aus den ungemütlichen Situationen befreien und sprach danach von der «schlechtesten Runde der ganzen Saison». Die drei über Par waren resultatsmässig keine eigentliche Katastrophe, doch «die gefühlt schlechtesten Löcher». «Ich begann sogar schon, an mir zu zweifeln», erzählte der 51-jährige
Zürcher. Weil er das Turnier nicht mehr gewinnen konnte, hatte er für sich schon fast aufgegeben. Sein langjähriger Caddie, Karl Young, munterte ihn nach dem Ausflug in die Büsche wieder auf und es hat genutzt.
Mit zwei Eagles und fünf Birdies, den Rest fehlerfrei in Par, spielte «Bossy» die besten 18 Loch seines Lebens: «Bisher war mein bestes Resultat eine 63, nun habe ich zeitweise sogar an eine magische 59 gedacht», sagte der 51-Jährige nach Abschluss der Rekordrunde. «Es war einer dieser Tage, wo einfach alles passt, und natürlich bin ich froh, vor dem Heimpublikum den Platzrekord einstellen zu können», freute sich «Bossy» nach der sensationellen Aufholjagd vom 40. auf den achten Rang. Mit dieser fabulösen 61 auf dem Par-70-Platz egalisierte Bossert den Rekord, den der Spanier
Ende gut, fast alles gut für André Bossert. Er hat als einziger alle 19 Turniere gespielt: David Creamer. Seit dieser Saison bei den Senioren erlaubt: Distanzmesser. André Bossert zwischen den Bäumen und mit jungen Fans beim Selfie.
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Die Rekordhitze Anfang Juli war das grosse Thema bei den Spielern und vor allem den Caddies. Sie schleppten oder stiessen die schweren Bags unter dem obligaten «Überzug» und kamen kaum nach mit Nachschub an Getränken für sich und ihren Spieler. Dies, obwohl überall auf dem Platz Kühlschränke mit Wasser bereitstanden.
Für die Zuschauer sorgten vor allem beim Start elegant gekleidete junge Frauen des Grand Resorts Bad Ragaz mit selbstgemachten Erfrischungen und kühlenden Tüchern. Diesen perfekten Service gab es erst noch gratis. Ein älterer Zuschauer konnte es gar nicht recht glauben, dass beim ersten Abschlag kein Eintritt verlangt wurde. Auch die Tribüne beim 18. Green stand allen offen, allerdings war es in der prallen Sonne für die meisten Zuschauer schlicht zu heiss und sie bevorzugten die schattenspendenden Bäume entlang den allermeisten Spielbahnen. Dort trafen sie immer wieder auf Spieler, die eigentlich lieber auf dem Fairway statt im Schatten nach dem Ball geschlagen hätten. Das passierte den Zuschauern am Finalsonntag beim letzten Flight beispielsweise auf Bahn 15: Peter Mitchell in der Partie davor musste auf dem «falschen» Fairway, an den Zuschauern vorbei, versuchen sich aus der misslichen Lage zu retten. Dabei war ihm sein prominenter Caddie Michael Hilti wenigstens als Distanzmesser behilflich. Seit dieser Saison dürfen die Spieler auf der European Senior Tour die Entfernungen mittels Lasergerät messen. Das soll das Spiel der seriösen älteren Herren etwas beschleunigen. In Bad Ragaz hat es offenbar genutzt: Trotz Bruthitze absolvierten die 73 Profis ihre 18 Löcher in vier ein viertel Stunden. «Auf die Minute genau in time, das gibt es sonst eigentlich nie», kommentierte ASG-Schiedsrichter Ruedi Achermann erfreut.
Einen ganz anderen «richtigen Zeitpunkt» gab es für David Creamer: Er beendete bei den Swiss Seniors Open seine fast 50-jährige Karriere als Profigolfer. Der gebürtige Engländer wohnt nur wenige Meter vom Golfplatz Bad Ragaz entfernt und ist der einzige Spieler, der an allen bisherigen 19 Austragungen dabei war. Übrigens: Auch in seinen letzten beiden Turnierrunden vor der Haustür unterspielte der bald 73-Jährige sein Alter mit 71 und 70 Schlägen.







ERSTER SIEGER AUS öSTERREICH
Noch mehr Grund zur Freude gab es auch für den Österreicher Gordon Manson. Geboren in St. Andrews verdiente er sein Geld seit 1984 hauptsächlich als Golflehrer in Österreich. «Das ist nun meine fünfte Saison auf der Senior Tour und entsprechend freue ich mich riesig über den ersten Erfolg», sagte Manson, der unter anderem auch das österreichische Nationalteam trainiert hatte. Sein allererster und bisher einziger Sieg bei den Profis datiert aus dem Jahr 1993 bei der Challenge Tour in Kenia.
In Bad Ragaz war Manson nach Runden von 66 und 64 mit zwei Schlägen Vorsprung in die Finalrunde gestartet, musste die Führung im hochspannenden Finish aber zeitweise abgeben. Am Ende blieb er wieder zwei Zähler vor der direkten Konkurrenz. Stark geholfen hat ihm dabei ein sensationeller Putt aus knapp 20 Metern zum Eagle auf der Bahn 16. Dabei musste er selber zugeben: «Das war der beste Putt, den ich je in einem Turnier gelocht habe – über 18 Meter, leicht schräg und downhill … und gefallen ist er mit der allerletzten Umdrehung.»
Manson holte damit in Bad Ragaz seinen ersten Titel auf der European Senior Tour, erst im Juni hatte er mit einem zweiten Rang bei der PGA Senior Championship in England überrascht.

Für ihn sind dies klare Bestätigungen, vor fünf Jahren die richtige Entscheidung getroffen zu haben: «Mit 50 Jahren sagte ich mir: ‚Gordon, nimm dein Glück in die eigenen Hände!’, und entschied mich, via Q-School den Weg auf die European Senior Tour zu nehmen. Das habe ich geschafft und in den letzten Jahren stetig Fortschritte gemacht. Jetzt, viereinhalb Jahre später, stehe ich da und habe gewonnen.»
«E IN fACH WOHL GEf ÜHLT»
Und dies nicht irgendwo, sondern in Bad Ragaz, fünf Autostunden von zu Hause entfernt. In der Schweiz, wo er sich von Anfang an wohl gefühlt habe: «Es ist einfach grossartig hier. Der Platz ist nicht sehr lang, ich schlage den Ball gerade und so sind die schmalen Spielbahnen für mich kein
Problem. Ich habe hier auch in den letzten Jahren schon gut gespielt und bin ganz happy, dass ich heuer den ersten Sieg erringen konnte.» Der Engländer Philip Golding sicherte sich den zweiten Rang. Er machte es mit einem Schlussspurt noch spannend, auf der Bahn 17 vergab er allerdings einen Schlag und musste so Manson den Vortritt lassen.
Klar sind Golding, Manson, «Bossy» und Co. auch im nächsten Jahr bei der 20. Ausgabe der Swiss Seniors Open in Bad Ragaz wieder am Start. Und der junge Fan von André Bossert freut sich auf den versprochenen Hut.
b ri Tish senior open: «bossy» auf r ang 25
André Bossert schaffte den zweiten Cut an einem Major, an der Senior Open Championship rollte er das Feld von hinten auf und sicherte sich mit einem starken Schluss den 25. Rang.
Wie beim Swiss Seniors Open in Bad Ragaz zeigte Bossy ein starkes Finish: Zunächst hatte sich André Bossert mit 2 über Par nach zwei Runden recht knapp für den Cut qualifiziert.
Im dritten Durchgang realisierte er im Sunningdale Golfclub trotz zweier Doppelbogeys noch eine Par-Runde und in der Finalrunde machte er mit einer 67-Karte (3 unter Par) noch 20 Ränge gut. Dies trotz teilweise widrigen Umständen, so musste das Turnier zeitweise wegen heftigem Regen unterbrochen werden. ‚Das Wetter war unsagbar schlecht, so war es schwierig, den Rhythmus zu halten und finden. Ich habe viele Konzentrationsfehler verbuchen müssen. Die letzte Runde im strömenden Regen hat mich etwas versöhnt. Trotzdem liegt eigentlich mehr drin…’, kommentiert Bossy nach der anstrengenden Turnierwoche. Der Lohn ist unter anderem der achte Rang in der Jahreswertung, so gut war Bossy in seinen gut 18 Monaten auf der Senior Tour noch nie klassiert.