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sensaTionelle silbermedaille und ein klares Ziel

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Team- em der frauen

Vier Jahre nach der Silbermedaille der Männer erzielten die Frauen an der Team-Europameisterschaft in Dänemark mit dem zweiten Rang ihr bisher bestes Ergebnis. Nach Bronze und Silber strebt das junge Team im nächsten Jahr noch höhere Ziele an.

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Stefan Waldvogel

Während die Schweiz Mitte Juli über die Rekordhitze klagte, trafen die Spielerinnen an der Team-EM in Dänemark auf launisches, eher kühles und windiges Wetter. Die jungen Schweizerinnen sorgten mit ihrem Spiel aber dafür, dass die Europameisterschaft «heiss» und emotionsgeladen wurde. Nach der ersten Runde der Qualifikation lagen die Eidgenossinnen sogar in Führung. Dies unter anderem dank den sensationellen 68er-Runden von Albane Valenzuela (Genf) und Azelia Meichtry (Sierre). Die junge Walliserin hatte danach grosses Pech, als sie sich beim Joggen am Fuss verletzte. So konnte Meichtry das Team nur noch von aussen unterstützen. Trotz dem wichtigen Ausfall schafften es die Schweizerinnen locker in den ersten Flight der acht besten Nationen. Nach den beiden Qualifikationsrunden im Zählspiel lag das junge Team auf Platz vier. Dann folgte ein wahrer Krimi. In drei Matches gegen grosse Golfnationen standen jeden Tag sieben Spiele auf dem Programm, im dezimierten Schweizer Team mussten deshalb alle Lausanner Spielerinnen – Kim und Morgane Métraux und Natalie Karcher – in allen drei Direktbegegnungen zwei Mal über den anspruchsvollen Platz: erst im Foursome und dann noch im Einzel. Im Finale spielte zudem auch Gioia Carpinelli (Lägern) zwei Partien. Hier nochmals die drei dramatischen Begegnungen im Rückblick:

DONNERSTAG, 9. J ULI: V IERTELfINALE GEGEN SCHWEDEN

Die Bedingungen sind brutal, eisiger und stürmischer Wind. Man müsste meinen, die Schwedinnen sind klar im Vorteil, doch die Schweizerinnen gehen nach den beiden Foursomes mit einem Unentschieden in den Nachmittag. In den Einzeln sind sie sogar im Vormarsch und kämpfen sich mehrmals in die Verlängerung. Gioia Carpinelli siegt auf Loch 20, Morgane Métraux auf der 19 und den entscheidenden Punkt zum 4,5-zu-2,5-Sieg holt Kim Métraux (1-up). Sie erzielt das nötige Birdie am 18. Loch mit einem schönen Putt aus zwei Metern unter dem Jubel ihrer Kolleginnen. Damit bleiben die jungen Schweizerinnen weiterhin im Titelrennen.

«Für mich war dieser Sieg der stärkste Moment der ganzen Woche», blickt Morgane Métraux zurück. «Die Schwedinnen waren zwei Löcher vor Schluss sicher zu siegen. Mit drei Birdies auf den drei letzten Bahnen schaffte ich den wichtigen Punkt und Kim behielt die Nerven im allerletzten Match.» Dieser Sieg, immerhin gegen das Team mit zwei Spielerinnen in den Top Five der Welt, habe der Equipe viel Selbstvertrauen gegeben, ergänzt die Lausannerin.

die sechs miT der silbermedaille

Vorname Name Golfclub Jahrgang Schule

Gioia Carpinelli Lägern 1996 K&S Gymnasium Rämibühl in Zürich

Natalie Karcher Lausanne 1993 University of Texas in Austin

Azelia Meichtry Sierre 1997 Sportschule Brig

Morgane Métraux Lausanne 1997 Florida State University

Kim Métraux Lausanne 1995 Florida State University

Albane Valenzuela Genf 1997 Ecole Moser

fREITAG, 10. JULI: HALBfINALE GEGEN ENGLAND

Der Regen hat aufgehört, nicht aber die tosenden Stürme. Das erfahrene englische Team scheint erneut im Vorteil, doch die Schweizerinnen kämpfen auch nach dem unglücklichen Start im ersten Foursome tapfer. Wieder holt Gioia Carpinelli schon im ersten Einzel einen wichtigen Punkt. Die Entscheidung fällt beim klaren Vier-zu-zwei-Erfolg von Morgane Métraux und vor allem dem 2-up durch Natalie Karcher. Nach den vier Siegen ist die Schweiz bereits für das Finale qualifiziert. Euphorie pur. Das ist schon jetzt der grösste Erfolg im Schweizer Frauengolf: Noch nie ist es den Amateurinnen gelungen, sich für das Finale der European Team Championship zu qualifizieren. Vor einem Jahr waren die

m edaille vom präsiden Ten

Als künftiger Präsident des Europäischen Golfverbandes (EGA) überreichte ASGPräsident Jean-Marc Mommer in Helsingør den ersten drei Teams ihre verdienten Medaillen: «Als das Schweizer Team auf mich zukam, wurde es mir richtig warm ums Herz. Ich habe mich riesig über den Erfolg gefreut und er macht mich natürlich auch stolz», kommentierte Mommer, der die Schweizerinnen die ganze Woche in Dänemark unterstützt hatte. «Wir hatten noch Pech mit der Verletzung von Azelia Meichtry, doch das ganze Team hat Unglaubliches geleistet.»

Schweizerinnen im Halbfinale gegen Finnland gescheitert. Nun spielt das junge Team erstmals um Gold. «Das allein ist schon genial», kommentiert ASG-Präsident Jean-Marc Mommer, der in Dänemark persönlich mit dabei ist.

SAMSTAG, 11. J ULI: fINALE GEGEN fRANKREICH

Immerhin – für die Entscheidung hat sich der Wind gelegt, der Himmel ist blau und die Spielerinnen bereit. Sie wissen: Gegen Titelverteidiger Frankreich müssen sie nochmals über sich hinauswachsen. Das gelingt ganz gut: Kim und Morgane Métraux starten den ersten Vierer mit einem klaren Sieg. Dann wird es immer knapper, Natalie Karcher und Gioia Carpinelli werden im zweiten Foursome auf dem letzten Loch ins Play-off geschickt und verlieren am zweiten Extraloch. In den Einzeln liegen die meisten Schweizerinnen zur Halbzeit zurück, doch sie kämpfen sich trotz aufkommender Müdigkeit bravourös zurück.

Gioia Carpinelli siegt knapp mit zwei zu eins, Albane Valenzuela verliert ihr Spiel am ersten Extraloch. Gleich danach kommt Morgane Métraux wieder auf Loch 19 zum dritten Punkt für die Schweiz. So muss das allerletzte Duell über den Titelgewinn entscheiden. Morganes die schweiZerinnen an den le TZTen fünf europameisTerschaf Ten

Natalie Karcher

«Ich bin stolz teils dieses Teams gewesen zu sein.»

Azelia Meichtry

Schwester Kim geht mit einem Schlag Rückstand auf das 18. Loch. Dort setzt sie den Ball aus 150 Metern vier Meter an die Fahne. Die Französin Ines Lescudier rettet ihr Par nach einem Ausflug in den Wald und ein Birdie hätte Métraux in die Verlängerung gebracht. Die Lausannerin verfehlt das Loch jedoch um Haaresbreite und die Französinnen freuen sich ausgelassen über die hauchdünne Titelverteidigung.

SCHWEI z ALS «JAHRHUNDERTTEAM»

Für die junge Schweizer Equipe hat es nicht ganz gereicht. Wie vor vier Jahren die Männer in Portugal musste auch sie am Ende der «Grande Nation» den Vortritt lassen.

«Wir haben Frankreich alles abverlangt und es hat am letzten Putt gehangen», fasst Coach Patrick Kressig nach dem nervenaufreibenden Finale zusammen. «Die Spielerinnen haben gekämpft wie Löwinnen und es ist der grösste Erfolg im Schweizer Frauengolf seit jeher», freut sich der Coach über die Silbermedaille. Mit dem fast identischen Team gewannen die Schweizerinnen vor einem Jahr in Slowenien schon Bronze. Neu dabei waren Juniorenmeisterin Azelia Meichtry und Natalie Karcher. Der deutsche Bundestrainer Stephan Morales spricht davon, dass die Schweiz mit einem «Jahrhundertteam angereist» sei.

Ähnlich sieht es Annette Weber, die schon sehr lange als Captain für die Schweizer Frauen unterwegs ist: «Seit 1974, meiner ersten Girls-Golf-Europameisterschaft für die Schweiz, habe ich nie ein so starkes LadiesTeam im Einsatz gesehen. Es zeichnet sich aus durch hervorragenden Teamgeist, einen sympathischen Auftritt, enorme Spiel- und mentale Stärke und eine grosse Versiertheit im Golfspiel unter schwierigsten Bedingungen.»

Klar freut sich Weber nach Bronze und Silber auf die kommenden Jahre: «Wir dürfen dieses Team noch einige Jahre für die Schweiz spielen sehen und geniessen.»

Auch Sportdirektor Paolo Quirici denkt im Moment des grössten Erfolgs bereits an die Zukunft, denn im nächsten Jahr findet die Team-EM wieder im hohen Norden, diesmal in Island, statt: «Nach der Woche voller Freude und Emotionen arbeiten wir schon an der Vorbereitung für die nächste Europameisterschaft und dort heisst das Ziel dann klar ein Sieg im Final.»

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