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Über die p sycHologie entscHeidet der pc
platz- r ating
Der neue 18-Loch-Platz von Andermatt wird nächste Saison offiziell eingeweiht.
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GOLFSUISSE begleitete das vierköpfige Rating-Team der ASG in die Urner Alpenwelt. Die Teammitglieder und der PC entscheiden, wie schwer der Platz geratet wird und wie viele Schläge die Amateure infolgedessen an den Turnieren erhalten.


Kriterien sind die Länge und die Hindernisse, wie eben Wasser, Bunker, Bäume etc. Dazu kommen aber diverse andere Punkte: Die Vorgaben der USGA umfassen einen Katalog von 15 verschiedenen Angaben, die alle in die Bewertung einfliessen. Etwa: Wie ist die Lage in der Landezone? Wie tief sind die Bunker? Wie nah kommt das Wasser rund ums Grün ins Spiel? Natürlich entscheiden auch die Form des Grüns und seine Neigungen mit darüber, wie anspruchsvoll ein Platz beim offiziellen Rating wird. Die Antwort zu jeder einzelnen Frage wird in Punkte umgerechnet. Der Computer errechnet am Ende für jeden Abschlag das Course-Rating und das SlopeRating.
«Crossing 36 ab Rot, 81 ab Gelb», ruft Kurt Gautschi gegen den Wind. Carole Franz muss zweimal nachfragen, bevor sie die Zahl ins grosse Formular eintragen kann. Crossing heisst, wie weit es über ein Wasserhindernis geht, eine Marge von zehn Yards ist dabei einberechnet. Zusammen mit Reto Bieler und Walter Mehmann stehen sie auf dem zehnten Abschlag in Andermatt. Jeder von ihnen vermisst den Platz von einer der vier StandardTeeboxen aus. Dabei versetzen sie sich jeweils in die Lage eines Handicap-0-Spielers (eines Scratch-Spielers) und eines Spielers mit Vorgabe 20 (eines Bogey-Spielers). «Diese zwei Fixpunkte sind die Basis für die Berechnung des Slope-Wertes», erläutert Reto Bieler. «Anders gesagt: Man bewertet den Platz, und nicht das einzelne Spiel», ergänzt der langjährige Captain im Golfclub Breitenloo.
15 k riterien pro l ocH
Auf Loch 10 ist die Landezone für einen Bogey-Spieler nach 190 Metern erreicht, dort misst Bieler mit seinen Kollegen per Bushnell-
Laser, dass das Fairway 30 Meter breit ist, sechs Meter weiter beginnt das Wasser. «Wasser 21, lateral», heisst es dann. Dieser Wert wird von Reto Bieler in der von der USGA vorgegebenen Kurzsprache auf dem Formular eingetragen. Klar: Je breiter das Fairway, desto einfacher, also weniger Punkte in der Bewertung aller möglichen Schwierigkeiten. Die wichtigsten

«der r adiergU mmi ist U nser W icH tigstes a rbeitsinstrU ment»
So weit ist das Quartett in Andermatt jedoch noch lange nicht. Beim Abschlag von Loch 11 wird diskutiert, wohin ein typischer BogeySpieler seinen Ball befördern will und kann. Eine schräg verlaufende, grosse rote Wasserzo- ne lässt mehrere Möglichkeiten offen. Je weiter der Golfer nach rechts zielt, desto gefährlicher wird es für den Ball. Schliesslich einigt man sich auf eine sinnvolle Landezone, wo die Vermessung des Parcours weitergeht. Ähnliche Diskussionen gibt es schon auf der nächsten Bahn. «Geht der Scratch-Spieler wirklich über den Bunker, wenn es dahinter so eng wird, oder legt er vor?», fragt sich beispielsweise Carole Franz. Je nach der Landezone verändert sich auf dem Par 4 natürlich die Länge des zweiten Schlages aufs Grün. Schliesslich einigt sich das Team auch hier. «Diese Diskussionen sind ganz wichtig, damit alle vom Gleichen reden», erläutert Reto Bieler. «Ich sage immer: Bis wir uns definitiv geeinigt haben, ist der Radiergummi unser wichtigstes Arbeitsinstrument. Wir bilden uns eine Meinung und diskutieren. Je nachdem bringen wir dann den Gummi ins Spiel und vermerken die vereinbarten Werte.» Klar gebe die USGA schon sehr viele Anhaltspunkte. In der Realität hat dann doch jeder Golfplatz eigene Charakteristika, die schliesslich in ein möglichst objektives Bild gepresst werden müssen. Der grosse Stein etwa, der auf der Bahn 4 vor dem Grün thront, wird laut Bieler beispielsweise in «Extremes Rough» umgerechnet.



Dabei spielt auch die «Psychologie» eine Rolle, wie Bieler erklärt. Allerdings werde diese nicht durch die Eindrücke der Course-Rater bestimmt, sondern von der speziellen Software selber errechnet. «Das System mit mittlerweile zig tausend Plätzen «weiss», wie die verschiedenen Hindernisse auf die Golfer wirken, und rechnet diese ebenfalls in Punkte um», erklärt Bieler. Ein weiteres Kriterium ist etwa der Wind. Hier verlassen sich die Rater nicht auf ihren subjektiven Eindruck an den drei Tagen, an denen sie den Platz bewerten, sondern berücksichtigen möglichst objektive Winddaten vom nächsten Flughafen, die einen Durchschnittswert über die ganze Saison abbilden. «Vor allem bei Gegenwind wird das ein ganz schwerer Platz», urteilt Carole Franz mit ihrer langjährigen Erfahrung, schon bevor sie den Platz auf 1400 Meter Höhe erstmals selber gespielt hat. Die Zürcherin hat mit 13 Jahren

Platzbewertung deutlich am meisten Erfahrung im neu formierten Rating-Team. «Das ist für mich immer wieder spannend, neue Plätze in der ganzen Schweiz sehr genau anzuschauen und zum Abschluss der Bewertung noch selber zu spielen», sagt die Handicap-11,7-Spielerin.
«Mit der eigenen Erfahrung über die 18 Löcher könnten einzelne Punkte in der Bewertung in Ausnahmefällen noch angepasst werden», ergänzt ASG-Vorstand Reto Bieler, der selbständige Unternehmensberater.
Wie seine Kollegen erhält er für seinen dreitägigen Einsatz bloss die Spesen ersetzt.
«Die Rater machen dies aus Freude, das merkt man ihnen an», freut sich Bieler über das neu zusammengestellte Team. Einziger «Lohn» ist die Rater-Karte, mit der man bei vielen Clubs