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golf auf den sPuren der WeltgesChiChte
Normandie
Die Normandie gilt nicht als die Golfdestination schlechthin. Doch es lohnt sich, die Golfplätze zu spielen. Die ständige Begegnung mit der Weltgeschichte macht die Destination im Nordwesten Frankreichs unvergesslich.
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Brigitte und Hanne S Huggel
Die Reise in die Normandie begann mit einem kleinen Abenteuer: Auf Anregung der französischen Tourismusagentur «Rendez-vous en France» liessen wir für einmal das Flugzeug links liegen und bestiegen in Zürich den TGV nach Paris – mitsamt Koffern und Golfbags. Eine wunderbar ruhige und entspannende Reise ohne die Hektik der Flughäfen, ohne die dauernden Kontrollen – die Schuhe zog man im Zug höchstens aus Bequemlichkeit aus. Und für die Weiterfahrt ist es völlig egal, ob man im Gare de Lyon oder in Charles de Gaulle ankommt. Einen Mietwagen braucht man so oder so.
A Rchitekturgeschichte
Eigentlicher Start der Normandie-Reise war Le Havre. Eine Stadt, die einen so richtig in die Weltgeschichte hineinspringen lässt. Im Zweiten Weltkrieg war Le Havre stark zerstört worden. Unmittelbar nach dem Krieg, etwa von 1945 bis 1954, wurde die Stadt wieder aufgebaut. Und wie. Auguste Perret und ein Team von 60 Architekten waren dafür verantwortlich und vollbrachten Grossartiges. Es ist beeindruckend, was Perret hier mit Betonelementen aufgebaut hat. Im Ensemble haben die Bauten wie aus Tuffstein ausgesehen. Perret ging so weit, dass er selbst die Wohnungsgrundrisse und Einrichtungen geplant hat. Obwohl über 50 Jahre alt ist die Wohnungskonzeption noch heute genial. Kein Wunder, dass diese charakteristische Betonarchitektur 2005 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde.
BEEI n DRUCKE n DE AUSSICHTE n Nur wenige Kilometer nördlich von Le Havre, auf einem Plateau, befinden sich der Golf du Havre und der Golf d’Etretat. Zwei Plätze, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Der Golf du Havre in Octeville-sur-Mer ist ein sehr gut gepflegter Parkland-Parcours mit vielen strategisch interessant stehenden grossen Bäumen und guten Grüns. Überraschenderweise ist das schwerste Loch ein 163 Meter langes Par 3, das es aber in sich hat. Die etwas engeren zweiten Neun sind etwas abwechslungsreicher. Schade, dass man in dieser schönen Gegend praktisch an der Küste kaum Aussichten geniessen kann.
Das ändert sich schlagartig, wenn man auf dem Golf d’Etretat eintrifft: Schon im Clubhaus hat man eine beeindruckende Aussicht auf die Falaises, die typischen steilen Felsküsten der Normandie. 1908 von der englischen Kolonie initialisiert, gilt der Platz heute als einer der spektakulärsten. Nach den grossen Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg wurde er auf rund 80 Hektar vergrössert, heute gehört er dem Städtchen Etretat.
Das spektakulärste und gleichzeitig schwierigste Loch ist die Zehn, ein Par 5 mit einem erhöhten Abschlag und nach einer Mulde mit einem erhöhten Grün. Die generell breiten Fairways erlauben auch ein paar Fehlschläge, die bei den auf dem Plateau angelegten und dem Wind stark ausgesetzten Löchern rascher vorkommen, als einem lieb ist. Auch wenn hier von einem Plateau die Rede ist, so geht es doch laufend etwas rauf und runter.
PFERDE , FILME U n D GESCHICHTE
Die Golfreise durch die Normandie setzen wir südlich der Seine – im seinerzeitigen Landegebiet der alliierten Truppen – fort. In Regionen, die aus dem Geschichtsunterricht hängen geblieben sind. Die erste Station allerdings –Deauville – ist heute besser bekannt für ihre Pferderennbahn und als Drehort für nicht weniger als 50 Filme. Geradezu legendär ist ihr unendlich langer breiter Strand mit den typischen Umkleidehäuschen. Diese sind in der Saison mit Abbildungen all der Filmgrössen «beschriftet», die hier vor der Kamera standen. Dass in dieser Umgebung ein Golfplatz nicht fehlen darf, ist klar. Rund um das Hôtel du Golf auf der Anhöhe des Mont Canisy – ein Teil des nie fertiggestellten Atlantikwalls der Deutschen war hier errichtet worden – sind 27 Golflöcher angelegt, die sich sehen lassen können. Man kann frei wählen, welche Bahnen aus den drei Parcours man spielen will. Eines ist bei allen gleich: Die mit einer sehr modernen Drainage versehenen Grüns, die alle zwei Wochen (!) vertikutiert werden, sind hervorragend. Der hügelige Parkland-Course hat einige wirklich schwere Löcher zu bieten und auf dem roten Platz auch mehrmals Meersicht. Zur gleichen Gruppe gehört auch der Golf Barrière de Saint-Julien. Nur einen Katzensprung entfernt mit ebenfalls 27 Loch. Diesmal allerdings klar getrennt als Neun-Loch- und 18-Loch-Turnierplatz. Der Auftakt lässt einem keine Zeit zum Einspielen. Einem schönen Par 5 mit dem ersten Drive über einen Bach folgt gleich ein fast 90-Grad-Dogleg – es sollte nicht das einzige bleiben. Viele Fairways mit einem deutlichen Richtungswechsel sind Markenzeichen des Platzes. Spannend zum Beispiel die Zehn: Das Fairway führt vom leicht erhöhten Abschlag beim Clubhaus zum gleichen Bach wie an der Eins. Schade, dass es geländebedingt immer wieder blinde Abschläge (mit Richtungspfosten versehen) hat. So gut wie der Auftakt ist auch der Abschluss: die 17 – natürlich wieder ein Dogleg – und die 18 mit dem zweiten Schlag über den prägenden Bach auf das leicht erhöhte Grün vor dem Clubhaus.
Von oben nach unten: Omaha Golf (La Mer) mit den Landeplätzen der Alliierten im 2. Weltkrieges im Hintergrund. Der Golf le Havre (links), Omaha Golf (Le Manoir). Golf Etretat mit seiner Steilküste, dem berühmten Loch 10 und einem Blick hinunter auf das Städtchen Etretat. Colleville-sur-Mer: Einer der unzähligen Soldaten Friedhöfe.






Z URüCK A n DE n
L A n DU nGSSTRA n D
Vermutlich einer der bekanntesten Landungsstrände des Zweiten Weltkriegs ist Omaha Beach. Bei der Ankunft auf dem gleichnamigen Golfplatz überkommt einen ein seltsames
faC ts & f iG ures die anreise
Ab Zürich mit dem TGV Lyria nach Paris (oder mit dem Flugzeug) und von dort weiter mit dem Mietwagen (mit GPS)
die pLätze
Golf du Havre

Octeville-sur-Mer, 17 Route de Saint Supplix www.golfduhavre.com
18 Loch, Par 72, Gelb 5472 m, Rot 4818 m
Golf d’Etretat
Etretat, Route du Havre www.golfetretat.com
18 Loch, Par 72, Gelb 5656 m, Rot 4732 m
Golf Barrière de Deauville
Deauville, Mont Canisy
T +33 231 14 24 24, www.golfs-barriere.com
Golf Barrière de Saint-Julien
Pont-l’Évêque, Saint-Julien-surCalonne, la Briqueterie www.golfs-barriere.com
18 Loch Le Vallon, Par 72, 6035 m; 9 Loch Le Bocage, Par 33, 2275 m
Golf Omaha Beach
Port-en-Bessin, La Ferme Saint Sauveur www.omahabeachgolfclub.com
18 Loch La Mer, Par 72, Gelb 5974 m, Rot 4810 m
18 Loch Le Manoir, Par 72, Gelb 5863 m, Rot 4905 m hoteLs und restaurants
Hotel Vent d’Ouest, 4 Rue de Caligny, Le Havre www.ventdouest.fr
Gutes und ruhig gelegenes 3-SterneHotel mitten in der Stadt
La Taverne Paillette, 2 Rue Georges Braque, Le Havre www.taverne-paillette.com
Sehr gute, regionale Küche. Unbedingt reservieren!
Le Drakkar, 77 Rue Eugène Colas, Deauville
T +33 231 88 17 24, www.restaurant-le-drakkar.com
Stilvoll eingerichtet, gute Küche und Weine, beliebter Treffpunkt
Hotel du Golf Barrière, Mont Canisy, Deauville www.lucienbarriere.com
4-Sterne-Haus direkt beim Golfplatz mit herrlicher Sicht über Deauville
Fleur de Sel, 6 Quai Félix Fauré, Port-en-Bessin www.fleurdesel-restaurant.fr
Fische und Meeresfrüchte, unbedingt reservieren!
Château de la Chenevière, Port-en-Bessin www.lacheneviere.com/de.php
5-Sterne-Schlosshotel mit hervorragendem Restaurant
sehenswürdiGKeiten
Unter dem Link www.bayeuxmuseum.com finden Sie Informationen zu den Museen in Bayeux, dem Memorial-Museum und der Tapisserie.
Unter www.normandie-tourisme. fr/sehenswertes-und-sehenswuerdigkeiten/die-schlacht-um-dienormandie-172-3.html finden Sie alles über die Mahnmale, Museen und Sehenswürdigkeiten rund um den D-Day.
Hintergrundinformationen gibt’s unter www.battletours.de.
Weitere Informationen: www.rendezvousenfrance.com www.tgv-lyria.com
Gefühl: überall die Flaggen der an der Invasion beteiligten Nationen. Das Clubhaus auf dem Hochplateau erlaubt einen ersten Blick aufs Meer. Dann Tee eins des Seaside Course, benannt nach General Eisenhower, ein einfaches «Einspiel-Loch» und auf dem Grün eine schwarze Pin-Flagge. Unweigerlich sind die Geschehnisse von vor über 70 Jahren wieder präsent. Golf wird zur Nebensache. Wenn man dann das Loch zwei (Par 3) mit Blick aufs Meer hinunterspielt, kommen einem erst recht die vermeintlichen Erinnerungen hoch. Nach dem zweiten Schlag auf Loch sechs erblickt man neben dem Grün wieder ein paar Flaggen. Vor Ort dann eine Erinnerungstafel an die Gefallenen des 47. Royal Marine Commando, welches am 6. und 7. Juni 1944 Port-en-Bessin befreite und den kleinen Hafen für eine Nachschubpipeline öffnete. Alle Löcher des interessanten
Platzes tragen die Namen grosser Männer: von Sir Winston Churchill über Marshal B. Law
Montgomery bis hin zu General George S. Patton. Und auf dem zweiten 18-Loch-Platz, dem «Le Manoir», geht’s im gleichen Stil weiter. Zwei gute Golfplätze mit Verweis auf 36 Orte und Namen zur Erinnerung an das beginnende Ende des Zweiten Weltkrieges.
Ganz in der Nähe des Omaha-Golfplatzes liegen auch mehrere Erinnerungsstätten und

Orte sind grösstenteils so belassen, wie sie sich nach den Schlachten präsentierten. Die Eindrücke sind deshalb besonders prägend.

DIE SOnn E nSEITE n DER nORMA n DIE
Gemeint ist damit nicht unbedingt das Wetter. In Deauville erklärte man uns, dass hier jeden Tag mindestens einmal Sommer sei, in Le Havre meinte unser Guide, dass man hier jeden Tag alle vier Jahreszeiten erleben könne. Doch genug vom Wetter und den überall auftauchenden Kriegserinnerungen. Die Normandie hat auch zahlreiche einzigartige kulturelle, kulinarische und geschichtliche Erlebnisse zu bieten, welche die Sonnenseiten der modernen Normandie mit prägen. Zum Beispiel der Teppich von Bayeux, ein UNESCO-Weltdokumentenerbe, im eigens dafür errichteten Centre Guillaume-le-Conquérant. Wer den abgedunkelten Raum (zum Schutz der Farben des Teppichs) betritt und dem Audioguide folgt, der wird in die Geschichte des elften Jahrhunderts entführt. Der rund 52 Zentimeter hohe und fast 70 Meter lange Tuchstreifen ist bestickt mit Szenen, welche die Eroberung Englands durch den Normannenherzog Wilhelm der Eroberer darstellen.
Sir Winston Churchill über Marshal B. Law Montgomery bis hin zu General George S. Patton…
Soldatenfriedhöfe. Auf diesen beschleicht einen ein unbekanntes Gefühl. Auf dem amerikanischen Friedhof prägen an die 10 000 strahlend weisse Kreuze das Bild, auf dem deutschen über 25 000 in den Boden eingelassene kleine braune Steinplatten, in Gruppe mit einem Kreuz. So unterschiedlich diese Ruhestätten sind, eines haben sie gemeinsam: Die gefallenen Soldaten waren erschreckend jung! Für Geschichtsinteressierte gibt es eine riesige Anzahl «Sehenswürdigkeiten» zum Thema (siehe Box mit den Facts & Figures). Und an jeder kann man sich sehr gut vorstellen, wie grausam die Kämpfe verlaufen sind. Da steht man in einem von Bombentrichtern umgebenen ehemaligen deutschen Maschinengewehrnest, überblickt den darunterliegenden Strand und Bilder wie in «Der längste Tag» tauchen unweigerlich auf. Die öffentlich zugänglichen
Ebenso eindrücklich, wenn auch auf eine ganz andere Art, ist der Besuch einer Austernzucht. Austern, Calvados und Cidre – sogar als Schaumwein – gehören einfach zur Normandie.
Um noch ein bisschen beim Kulinarischen zu verweilen: Essen wie Gott in Frankreich gilt selbstverständlich auch hier. In Le Havre kann man in der heimeligen Taverne Paillette traditionelle Gerichte von Moules mit Pommes über Fisch bis hin zu Grilladen mit Sauerkraut geniessen, dazu einen dem Schreibenden bisher unbekannten, aber sehr bekömmlichen Sancerre Rouge. Apropos Weine: Die Normandie ist kein Weinland, sie ist ein Apfelland. So trinkt man dort zum Aperitif eher einen Cidre Royal statt einem Kir Royal.
Zwei traumhafte 18-Loch Championshipgolfplätze «The Legend» und «The Links», greenfeefrei bespielbar.

Gäste des Le Prince Maurice profitieren vom «Deluxe Golfers Paradise» Package: Kostenfreie Club Cars, Verleih hochwertiger Schläger, unlimitierte Startzeiten und vieles mehr.

