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paolo Quirici: «wir brauchen mehr Druck»
Der neue ASG-Sportdirektor Paolo Quirici will mit dem neuen Konzept «ASG Elite» mittelfristig mehr sportlichen Erfolg. Im Interview erklärt der Tessiner die Idee und die geplante Umsetzung.
paolo Quirici, sie sind seit märz neuer sportdirektor und schon im sommer setzen sie das neue förderungskonzept «Asg e lite» um. wieso eilt es so?
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Mein Ziel als Sportdirektor ist vor allem der sportliche Erfolg. Trotz grosser finanzieller Investitionen des Verbandes haben wir in den vergangenen Jahren kaum grössere Fortschritte gemacht. So sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass wir den bisherigen Weg verlassen und etwas Neues versuchen müssen. Da nützt es wenig, noch lange zu warten. Der Verband ist stark in Bewegung, diesen Schwung wollen wir ausnützen.
was ist der kern des konzepts?
Wir möchten die Spitze bei den Amateuren verbreitern. Von den rund 8000 Juniorinnen und Junioren in den Clubs wurden bisher etwa 60 Kinder in den Regionalkadern gefördert. Daraus entstand ein sehr enges Kader von zirka 20 Nationalspielern. Wir wollen diese Basis, den Pool an Talenten verbreitern – statt 60 sollen es etwa 300 Kinder sein. Diese werden künftig durch halbamtliche Coaches begleitet. Das bedeutet nicht mehr nur ein oder zwei Jahre in einem Kader, sondern die Coaches betreuen die Jugendlichen hoffentlich bis an die Spitze. Bisher gab es in den Regionalkadern rund 75 Trainingsstunden, nun planen wir um die 1000. So sieht man schon die ganz andere Dimension. Diese sogenannten Elite-Coaches sind einer der Schlüssel zum Erfolg. Sie übernehmen viel mehr Verantwortung und müssen auch entsprechend ausgebildet werden. Aber so kommen wir zu deutlich längerfristiger Arbeit, bisher gab es öfters Abstimmungsprobleme zwischen Home-Coach, Regional- und Nationaltrainer. die stufe der nationaltrainer wird abgeschafft. das sorgt wohl bei vielen beobachtern für fragen. was sagen sie ihnen?
Es gibt weiterhin eine Nationalmannschaft, die alle grossen Turniere bestreiten wird. Sie wird anhand von diversen objektiven Kriterien zusammengestellt. Für die Spieler ändert sich eigentlich nichts. Anders als die klassischen Nationalcoaches übernehmen die Elite-Coaches auch die Begleitung des Teams. Mein Ziel ist es, dass die besten Spieler deutlich mehr im Ausland antreten und Turniere spielen. Auch hier soll der und mehr Konkurrenz führt letztlich zu besseren Resultaten, davon bin ich fest überzeugt. wie lange geben sie sich zeit für bessere resultate? die schweiz hat immer wieder sehr gute Amateure, doch der wechsel zu den profis fällt ihnen schwer. wie kann die Asg hier helfen?
Das ist sicher keine kurzfristige Angelegenheit, aber wir haben es vorher auch schon länger versucht. In diesem Jahr wechseln wohl die besten drei Amateure ins Profilager – Benjamin Rusch, Joel Girrbach und Edouard Amacher sind sicher nicht ganz leicht zu ersetzen, aber es ist durchaus in unserem Sinn, dass sie den nächsten Schritt machen.
Grundsätzlich ist man als Profi ein selbständiger Unternehmer, jeder hat sein Team von Spezialisten. Wir wollen aber trotzdem versuchen, sie zu unterstützen und zu integrieren. Steve Rey kann viel von seinen Erfahrungen an die jungen Spieler weitergeben, aber die Hauptverantwortung liegt bei den Golfern selber. Wir werden sie beispielsweise auch zur Aus- und Weiterbildung zusammen mit den Elite-Coaches einladen. Die Master-Coaches würden unsere jungen
Das neue sportkonzept « asg elite»
Im Mai dieses Jahres hat der Vorstand der ASG auf Empfehlung des neuen Sportdirektors Paolo Quirici entschieden, die aktuellen Strukturen und die Organisation anzupassen. Dabei werden die Verträge mit den National-Coaches nicht verlängert und zusätzliche regionale «Elite-Coaches» angestellt.
Druck grösser werden, mehr Spieler an mehr Events heisst automatisch mehr Konkurrenz. Auf diesem Spitzenniveau geht es viel um Erfahrung. Wir schicken vielleicht vier bis fünf Spieler an ein Turnier, die Italiener zehn bis 15. Mit solchen Einsätzen ist das Geld gut investiert.
hat es in der schweiz überhaupt genügend motivierte spielerinnen und spieler?
Davon bin ich fest überzeugt. Wir haben bisher viele junge Leute nicht in eines der Regionalkader aufgenommen, weil sie etwa beim Zwölf-Minuten-Lauf nicht auf die geforderte Distanz von mindestens 2400 Metern kamen. Für mich ging es zu strikt und unflexibel nach Schema F und so haben wir diverse Talente auf dem Weg verloren. Das will ich ändern. In der Altersklasse von zehn bis 13 sind mehr Jugendliche engagiert, ab 14 gehen leider immer noch zu viele verloren. Mit einem breiteren Elitekader wollen wir künftig mehr Druck von unten aufbauen. Ich erwarte deutlich mehr Konkurrenz und einen Kampf um die vielleicht 20 Plätze im erweiterten Nationalkader. Die Kombination von besserer Ausbildung ein sehr populärer weg ist das studium an einem college, etwa in den usA. was kann die Asg für die college-spieler tun?
Profis bei Bedarf auch unterstützen. Klar ist: Es gibt nicht nur einen Weg, genauso wenig, wie es nur einen Spieler gibt.
Diese Spieler sind schon in einem harten Konkurrenzkampf: Jede Woche müssen sie um einen Platz im Team kämpfen und sie werden an den Colleges meist auch sehr gut betreut. Wenn sie in der Schweiz sind, sollten sie möglichst oft Punkte sammeln fürs World Amateur Ranking. Hier können wir sie durchaus mit Startmöglichkeiten unterstützen. Wir haben mit Marco Iten, Mathias Eggenberger und Philippe Schweizer drei gute Beispiele, wie es im Ausland funktioniert. Wollen wir gegenüber den anderen Ländern aufholen, ist der harte Weg des College-Golfs sicher hilfreich und auch bei den Frauen versuchen immer mehr diesen Weg. Die ASG begrüsst dies und ist froh, dass mehr Spielerinnen und Spieler für den Wettkampfsport auf hohem Niveau bereit sind.
Anfangs Juni wurden die Nationalcoaches (Jonathan Mannie, Timo Karvinen, Petri Lehikoinen, Marc Chatelain und Roman Spring) darüber orientiert, dass dieses neue Konzept keine Weiterführung der aktuell bestehenden Strukturen auf nationaler Ebene vorsieht. Die Nationalcoaches und die ASG sind daher in gegenseitigem Einvernehmen übereingekommen, die gemeinsame Zusammenarbeit per Ende Jahr zu beenden beziehungsweise neu zu definieren. Jonathan Mannie, Timo Karvinen und Petri Lehikoinen haben sich entschieden, ihre Tätigkeit für die ASG nach den Weltmeisterschaften im September 2014 zu beenden. Die neue Organisationsstruktur mit dem Namen «ASG Elite» soll ab Mitte September 2014 schrittweise umgesetzt werden. Eines der Hauptziele des neuen Konzeptes wird es sein, die Arbeit auf regionaler Ebene zu intensivieren und die nachhaltige Entwicklung der Spielerinnen und Spieler unter der Führung von mehreren regionalen «Elite Coaches» zu fördern und zu unterstützen. Die kontinuierliche Weiterbildung dieser «Elite Coaches» soll durch den Beizug von sogenannten «Master Coaches» mit internationaler Reputation sichergestellt werden. Eine weitere wichtige Zielsetzung des neuen Sportkonzepts wird eine Erhöhung der Trainings-, Coaching- und Betreuungssituationen in den jeweiligen Regionen sein.
a zelia m eichtry an Der Jugen D - olympiaDe
Vom 16. bis zum 28. August finden in Nanjing, China, die Youth Olympic Games (YOG) statt. Erstmals steht auch Golf auf dem Programm und mit der Unterstützung von Swiss Olympic kann mit der Walliserin Azelia Meichtry bei der Premiere auch eine Schweizerin mitspielen. Die Spielerin vom GC Sierre wird von ihrem Coach Patrick Kressig begleitet. «Das ermöglicht uns einen Einblick in die olympische Welt und der Auftritt von Meichtry sollte sich auch auf die anderen Spielerinnen und Spieler positiv auswirken», freut sich Paolo Quirici über die recht kurzfristig entstandene spezielle Startgelegenheit.