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Die sportlichen traDitionalisten
Golf c lub De Genève
Von der Caddy-Pflicht für Greenfee-Spieler bis zur langen Warteliste für Neumitglieder: Im Golf Club de Genève in Cologny ist vieles speziell. Vor allem sind die Genfer aber ausgesprochen sportlich und erfolgreich. Zudem organisieren sie Jahr für Jahr den höchstdotierten Event auf der Challenge Tour: die Rolex-Trophy.
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Während der Saison findet im Golf Club de Genève jedes Wochenende ein Turnier für die Members statt. Da starten regelmässig 160 bis 180 Spielerinnen und Spieler. «Erst kürzlich hatten wir 189 Leute samt Dîner und allem, was dazugehört», erzählt François Lautens, seit 40 Jahren im Club und seit 1999 zuständig für den reibungslosen Betrieb. Der Sport stehe klar im Zentrum, und man lege auch viel Wert auf ein aktives Handicap, ergänzt er. Wer an den Club-Turnieren mitspielen will, muss nötigenfalls vorher eine EDS-Karte einreichen.
«Unsere Mitglieder sind sehr sportlich und motiviert, viel zu spielen, das gilt bei uns von den Junioren bis zu den Senioren, und auch bei allen möglichen Team-Wettkämpfen sind wir präsent und erfolgreich», freut sich Lautens. Nicht weniger als sechs Golf-Pros und ein
Assistent kümmern sich als Selbstständige um die spielerischen Fortschritte der Mitglieder. Die Nachfrage sei enorm, sagt der ClubManager, dessen Schwester Régine ebenfalls als Golflehrerin im Club arbeitet und sich in erster Linie um den Nachwuchs kümmert (siehe Box).
Speziell ist auch die rund 200-köpfige Liste von Leuten, die gern in den Club gleich ausserhalb des Stadtzentrums von Genf aufgenommen würden. Während viele andere Schweizer Clubs Probleme haben, neue Members zu finden, ist der Andrang in Genf seit Jahren konstant. «Bei uns braucht man keine Startzeiten, wir sind ideal gelegen und wir sind sehr familiär», versucht Lautens den anhaltenden Erfolg zu erklären. Dazu komme wohl auch ein sehr intensives soziales Leben, das von Vorträgen über Partys und bis hin zu vielen anderen Events reiche, zudem kenne jeder jeden. greenfee-spieler mit cA ddys
Der klassische Privatclub im wunderbaren Park ist aber auch für Greenfee-Spieler zugänglich, allerdings mit klaren Einschränkungen: Dienstag bis Freitag mit Abschlagszeiten bis zum Mittag und höchstens drei Mal pro Saison. «Das sind wir unseren Mitgliedern schuldig, und die Möglichkeit, spontan spielen zu können, ist uns viel wert», erläutert der Golfdirektor.
Die Gäste müssen zudem den Dienst eines Caddys in Anspruch nehmen. Das sind meist Studenten aus der Umgebung, die sich ein Taschengeld von 50 Franken plus Trinkgeld verdienen und dafür schauen, dass sich die Greenfee-Spieler auf dem Parcours überhaupt zurechtfinden. Markierungstafeln oder Hinweise aufs nächste Tee sind hier schlicht nicht nötig. In aller Regel sind die Members unter sich oder mit Gästen unterwegs. höchstes preisgeld Auf der ch A llenge-tour
Wunderschöne Parkanlage mit Aussicht: Der Platz des Golf Club de Genève. Zur sportlichen Ausrichtung gehört auch die Rolex Trophy der Challenge-Tour: Im Bild (unten) Vorjahressieger Jens Dantorp.

Am meisten Betrieb herrscht jeweils Ende August. Dann wird die traditionelle Rolex Trophy ausgetragen. Gestartet 1977 als «normales» ProAm der Genfer Uhrenfirma, ist das Turnier seit 1991 Teil der European Challenge Tour. Die besten 44 Profis der aktuellen Rangliste erhalten eine Einladung und spielen um das höchste Preisgeld der regulären Tour von 220 000 Euro. Ein Platz ist reserviert für den besten Schweizer auf der Challenge-Tour, allerdings muss er unter den ersten Hundert in der Jahreswertung liegen. Auch dieser Grossanlass mit Rahmenprogramm gehöre zur sportlichen Ausrichtung des Clubs, erläutert der Turnierverantwortliche Lautens. Zudem lerne man durch den regen Austausch mit den Tour-Verantwortlichen enorm viel, und so profitierten auch die Mitglieder vom deutlich besseren Platzunterhalt in den vergangenen Jahren. «Wir bereiten
n ur «eigener» nachwuchs
Die Kinder der Mitglieder sind automatisch auch Members und zahlen bis 25 keine Eintrittsgebühr. Der Golf Club de Genève verfügt, nach Essery, über die zweitgrösste Juniorenabteilung der ASG-Clubs. Dies, obwohl nur der Nachwuchs der bisherigen Mitglieder in die Juniorenabteilung aufgenommen wird. Die frühere Tour-Spielerin Régine Lautens ist hauptsächlich für die jungen Spielerinnen und Spieler da. Stark involviert ist auch Nicolas Sulzer. Die grosse Juniorenabteilung bringt immer wieder starke Golferinnen und Golfer hervor: Die jüngsten «Aushängeschilder» sind Albane Valenzuela (16) und Célia Gimblett (17), die beide vom ehemaligen Playing Pro betreut werden.

den Platz vor Club-Turnieren nach fast denselben Richtlinien auf wie für die Rolex Trophy», ergänzt er.
N Eue E Ntw Sserung
Die Greens sind jetzt schon sehr zügig und anspruchsvoll. Allerdings gab es bei heftigem Regen immer wieder Probleme, wie zuletzt etwa bei den Internationalen Amateur-Meisterschaften im Juni.
Der 40-jährige Parcours von Robert Trent Jones Senior verfügt noch nicht über eine Entwässerungsanlage. In den nächsten beiden Wintern wird der Parcours aber aufgerissen, und es werden neue Leitungen und vor allem eine Drainage eingebaut. «Wir machen von den Abschlägen über die Bunker bis zum Green alles neu», erklärt Lautens. Jeweils neun Loch werden zwischen September und Mai geschlossen. Nach der «technischen Renovation» soll sich am klassischen Layout von Trent Jones aber wenig ändern. Ein natürlicher Flusslauf auf Loch 5 wird neu ins Spiel kommen, dazu entsteht beim Loch 13 ein zusätzlicher See. Was sicher bleibt, ist unter anderem auch der herrliche Blick von den ersten Löchern: Dort sieht man das nahe Genf mit dem berühmten Jet d’eau und den Genfersee. Ebenso speziell ist die Aussicht auf die Alpen und den Mont-Blanc.