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«Zweiklassen gesellschaft ist hier ange B racht»

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VorsCHau

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Es ist schon fast ein Tabubruch: Kürzlich erklärte ASG-Präsident Jean-Marc Mommer, dass er sich eine «Zweiklassengesellschaft» beim Handicap durchaus vorstellen könne. Nun erhält er Unterstützung von seinem Vorstandskollegen Reto Bieler. «Es macht Sinn, dass nur die Besten an eine Europameisterschaft gehen und die dafür nötigen Handicaps möglichst exakt sind, anderseits liegt das durchschnittliche Handicap in der Schweiz bei 24,15, und da kommt es wirklich nicht auf die Kommastelle an.» sEhR viElE PR-sPiElER

Die ASG möchte vor allem für diese HandicapKategorien eine deutliche Vereinfachung, und sie findet im europäischen Verband auch Gehör. Allerdings werden die Regeln und das Handicap-System nur alle drei Jahre angepasst, und so müssen die Golfer noch bis 2016 warten, bis die Ideen auf dem Rasen umgesetzt werden.

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Trotzdem lohnt sich ein genauer Blick auf die Verteilung der Handicaps. Betrachtet man alle Golferinnen und Golfer der Schweiz, so fällt beispielsweise auf, dass knapp ein Viertel aller Männer und knapp ein Drittel aller Frauen über eine Platzreife verfügen. Sie werden demnach auch nicht für den HandicapDurchschnitt von 22,90 für die Männer und

26,62 für die Frauen mitberücksichtigt. Rechnet man neben den PR-Spielern noch die Golferinnen und Golfer mit Handicap 26,5 bis 36 dazu, sind diese beiden Gruppen bei den Männern schon die klare Mehrheit, respektive sogar mehr als zwei Drittel bei den Frauen (siehe Grafik).

Zum Vergleich: Bloss 0,4 Prozent aller weiblichen ASG-Mitglieder spielen in der besten Handicap-Kategorie bis 4,4, bei den Männern ist es einer von hundert…

Klar spielen in erster Linie das Alter und die Erfahrung eine wichtige Rolle. So haben beispielsweise bei den noch nicht 20-Jährigen deutlich mehr als die Hälfte aller Spielerinnen und Spieler «erst» die Platzreife. Bei den über 65-Jährigen liegt der Anteil bei rund 15 Prozent.

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Auf Mygolfsuisse.ch können Sie ganz einfach sehen, wo Sie im Vergleich mit gleich alten Golferinnen und Golfern stehen. « mein Rang» zeigt, wie viele im Club, im Kanton oder in der ganzen Schweiz vor und hinter Ihnen klassiert sind.

In der handicap-statistik sehen Sie den direkten Vergleich mit Spielern des gleichen Jahrgangs, und unter handicap-liste erscheinen alle Vorgaben in Ihrem eigenen Club. Das ist in erster Linie eine Spielerei, gibt Ihnen aber ein Gefühl dafür, wo Sie (zumindest im Computersystem) stehen.

«TEu FElsKREis»

Klar ist, dass die allermeisten Golferinnen und Golfer ein zu tiefes Handicap haben. Sie erreichen die Vorgaben nie oder fast nie. Spielen sie ein Turnier schlecht, werden die Pufferzonen angepasst und im ärgsten Fall nur Handicaps hinuntergesetzt, aber keines nach oben. «Das ist eine Art technischer Teufelskreis», fasst Reto Bieler zusammen. Wenn die Handicaps aber Ende Jahr angepasst werden, was 2013 leider noch nicht in allen Clubs der Fall war, seien viel weniger Puffer-Korrekturen nötig, und das System werde dadurch klarer und verständlicher. Allerdings betont Bieler, dass es nicht das Ziel sei, dass die Golferinnen und Golfer ihr Handicap tatsächlich immer spielen. «Beim EGA-Handicap-System geht es ganz bewusst um das Potenzial, darum, was an einem guten Tag möglich ist.» Laut den Vorgaben des europäischen Verbandes sollten die Spieler in der besten Kategorie (bis 4,4) ihr Handicap etwa bei jeder dritten Runde erreichen. Bei den deutlich stärker schwankenden Spielern mit hohen Handicaps ist es durchaus o.k., wenn neun von zehn Runden schlechter sind als die offizielle Vorgabe auf dem Papier.

«Bei unserem System wird kein Durchschnitt ausgerechnet, sondern es geht stets etwas nach oben oder unten». Auch dies führt laut Bieler dazu, dass gerade auch sehr gute Spieler ein zu tiefes Handicap ausweisen. «Es gibt Golfer in Europa, die mit plus Handicap von 2 geführt werden, dabei haben sie noch nie eine Par-Runde abgegeben», erläutert Bieler. Zwar werden alle grossen Turniere der Spitzenamateure ohne Handicap gewertet, doch bringen diese tiefen Handicaps eigentlich nur etwas neben dem Platz. «Früher hatte man sein Handicap für das Clubturnier am Samstagmorgen, heute vor allem für den Freitagabend an der Bar», wie es Bieler formuliert. auCh diE BE sTEn sind zu TiEF Profis haben bekanntlich kein Handicap, und doch rechnen einige amerikanische Clubs die Scores ihrer professionellen Mitglieder immer noch nach. So kommt Bubba Watson beispielsweise auf ein theoretisches Handicap von plus 8, klar kann aber auch der geniale Watson nicht regelmässig acht unter Par scoren. Ähnliches gilt für die allerbesten Schweizer Amateure, aktuell Benjamin Rusch und Mathias Eggenberger. Beiden müssten mit ihrem Handicap von plus 4,5 jede Runde so klar unter Par spielen. Das ist auch für die Besten kaum zu schaffen. Allerdings spielen die besten Amateure praktisch Woche für Woche ein Turnier, und so pendelt ihr Handicap immer genauer um den «richtigen» Wert. Auch hier gibt es wieder riesige Unterschiede zum grossen Heer der Freizeit- und Vergnügungsgolfer. In den Kategorien 18.5 bis 36 haben zwei Drittel aller Golfer im vergangenen Jahr weniger als vier offizielle Turniere gespielt. Bei den tieferen Handicaps ist dagegen die klare Mehrheit so viel an Turnieren, dass sie ein aktives Handicap vorweisen können. lichen. «Wir beobachten ein klares Gefälle zwischen der Deutschschweiz und der Westschweiz, wo ein aktives Handicap offenbar in vielen Vereinen viel wichtiger ist.» Das mache die Aufgabe sicher nicht einfacher, denn unabhängig vom genauen System mache dieses eigentlich nur Sinn, wenn es von allen Beteiligten auch gleich angewendet werde. Das gilt für den früheren Captain beim Golfclub Breitenloo auch beim Spezial-Thema «Einfrieren» des Handicaps. Das war bisher ein Gentlemen-Agreement der Schweizer Clubs und half vor allem den Senioren, die ganz natürlich mit der Zeit an Spielstärke einbüssen. Damit sie etwa in Ascona spielen dürfen, wird das Handicap nicht auf über 28 angehoben. Das ist für Bieler «überhaupt kein Problem», schliesslich gehe es bei diesen Platzvorgaben in erster Linie um den Spielfluss, und wenn jemand einmal tiefer liege, wisse er immer noch, wo er wann für den nächsten Schlag bereit sein muss», illustriert Bieler seine persönliche Meinung. Zudem spielten diese Senioren kaum mehr Turniere.

Für Bieler ist klar: «Sehr viele würden sich wohler fühlen mit einem höheren Handicap, doch gleichzeitig hängen sie an einer möglichst tiefen Zahl auf der Karte.» Bieler plädiert dafür, neben den offiziellen Turnieren auch möglichst viele EDS-Karten zu spielen. «Mit den Extra-DayScores kommt man problemlos und recht rasch zum richtigen Handicap, und mit der Unterstützung durch die Clubs lässt sich auch dieses Potenzial besser abschöpfen», ist das ASG-Vorstandsmitglied überzeugt. So habe man in Breitenloo in den vergangenen drei Jahren die Zahl der EDS-Karten vervierfacht. «Für viele kleine Gruppen ist es mittlerweile ganz normal, nebenbei noch eine Karte zu schreiben.» Handicapverteilung

Geht es nach dem Willen der ASG, wird diese Unterscheidung von aktiv und inaktiv ab der Saison 2016 aufgehoben. Allerdings sei auch hier die Sichtweise der Clubs nicht einheitlich, weiss Bieler aus vielen Gesprächen mit den Verantwort-

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