
3 minute read
e ine tortur für tiger
die Faszination des Tiger Woods ist bei seiner Rückkehr an ein major geblieben –aber sein spiel ist weit entfernt von der früheren Klasse.
Der Tumult am achten Loch von Royal Liverpool bringt Stimmung in den Sonntagmorgen: Begeisterte Rufe tönen von dem Par 3-Loch über den Platz. Menschen, dichtgedrängt, jubeln dem erfolgreichen Protagonisten zu. Es ist Tiger Woods, wie immer am Finalsonntag im roten Shirt. Er hat soeben vom Vorgrün aus mit dem Putter zum Birdie eingelocht. Er hebt die Faust. Er triumphiert. Unzählige Mobiltelefone werden in die Luft gereckt, um den 14fachen Majorsieger an dieser Stelle abzulichten. Die Situation erinnert an 2006, als der Amerikaner hier im Vorbeigehen die British Open gewann. Das Birdie vom achten Loch ist eine kleine Momentaufnahme. Eine, die nicht wirklich passt ins Bild. Mit der Vorstellung von 2006, als Woods nur einmal am 16. Loch der ersten Runde einen Driver spielte, und ansonsten vier Durchgänge elegant mit exakt austarierten Eisen absolvierte, haben diese British Open nichts zu tun. Die Situation am zehnten Loch passt da schon viel besser ins Bild: Woods versucht mit einem langen Eisen z ahlTag auCh F ü R dE n vaTER Gerry McIlroy, Rorys Vater, allerdings hat schon vor zehn Jahren auf den British-Open-Triumph seines Sohnes gesetzt. Zusammen mit drei das Grün des Par 5-Loches zu erreichen. Er trifft den Ball schlecht, der Schläger fliegt aus der Hand, der Ball endet rechts im hohen Rough, aus dem er anschliessend nur heraushacken kann. Er wird ein Par spielen. Angesichts der Tatsache, dass er in dieser Finalrunde zu diesem Zeitpunkt bereits ein Doppelbogey und ein Bogey kassiert hat, ist das noch erträglich. Unter Woods-Massstäben allerdings ist diese ganze British Open eine einzige Tortur.
Advertisement
Vorsprung. Wer dem Youngster damals dabei zusah, wie er selbstbewusst und extrem schnell über die Bahnen schritt, stets auf seinem Kaugummi kauend, wusste, dass es sich bei diesen Erfolgen nicht um Eintagsfliegen handelte.
Für Mittelplätze, eine Abschlagszeit früh morgens, ist der Mann einfach nicht gemacht. Von klein auf, ist Woods auf Siege, auf Spitzenplätze getrimmt. Gedanken an eine Niederlage hat er niemals zugelassen. Aus seiner Sicht ist die Antwort, auf die Frage, welche Platzierung er denn in Hoylake trotz seiner Verletzungspause anpeile, nur logisch gewesen: «Platz eins», hat der 38jährige geantwortet, wie immer mit toternster Miene – und davon auch dann nicht gelassen, als er sich mit knapper Not und einem gelochten Putt am 36. Loch noch über die Cutlinie rettete.
Woods ist unberechenbar
Der Tiger Woods von heute ist anders als der Tiger Woods des Jahres 2006 ein Spieler, der laufend Opfer seines unstabilen Abschlags
Freunden wettete er 400 Pfund darauf, dass sein Sohn spätestens mit 25 Jahren die Trophäe Claret Jug holen werde. 200 000 Pfund oder umgerechnet gut 300 000 Franken an Prämie teilt sich das Quartett nun für den Glauben an den Teenager von einst. «Jetzt schon den dritten Titel zu haben, das ist eigentlich eine ziemlich grosse Leistung», befand der Titelträger selbst zufrieden. Er weiss: Wieder zurück auf Rang zwei der wird. Die Bälle fliegen rechts und links, in wilden Kurven, unberechenbar. Ohne das Holz aber ist der Amerikaner angesichts der Schlaglänge eines Rory McIlroy oder Dustin Johnson verloren.
Weltrangliste wird man ihn häufig mit Tiger Woods vergleichen. Kein Problem, meint Rory McIlroy: «Ich habe das Gefühl, dass noch viel mehr in mir steckt.» Der nächste Meilenstein könnte der Sieg beim US Masters 2015 in Augusta sein. Dann hätte er den Karriere-Grand-Slam geschafft. Darauf allerdings hat sein Vater nicht gewettet – oder zumindest weiss sein Sohn nichts davon.

Sollte Woods tatsächlich, wie von Tom Watson angekündigt, die Wild Card für den Ryder Cup erhalten, kann man seinen Mitspieler im Klassischen Vierer schon heute nicht um seinen Job beneiden.

Allerdings ist der Teamchef angesichts der mässigen Leistung seines Superstars offenbar noch einmal ins Grübeln geraten. «Wenn er gut spielt und die Gesundheit passt, ist er meine Wahl», liess Watson in Liverpool wissen. «Es sieht ganz so aus, als wenn er beim Spielen keine Schmerzen hätte, aber mit jener Gruppe von Spielern, die sich automatisch qualifizieren können, hat er nichts zu tun. Ich werde das mit ihm noch am Telefon besprechen, aber das Ganze ist noch ein wenig zu früh. Er müsste definitiv ein wenig höher in der Rangliste stehen.»
Woods sah das Ganze bei der British Open ein wenig anders. Auf die Frage eines Reporters, ob er sich eine Wild Card geben würde, antwortete er: «Ich würde mal sagen, ja, aber das ist nur meine Herangehensweise. Er ist der Kapitän und es ist seine Entscheidung.»
Es mag die Entscheidung pro Woods ein wenig schwerer machen, dass der Kapitän selbst, der eigentlich im Seniorenlager unterwegs ist, seinen potentiellen Spieler am Finalsonntag mit einer 68er Runde deutlich hinter sich liess. Woods spielte eine 75.
Die ASG setzt sich dafür ein, das Handicap-System zu vereinfachen. Vor allem für die grosse Mehrheit der höheren Vorgaben erwartet Reto Bieler eine deutliche Erleichterung. Der Chef der Kommission «Course Rating und Handicapping» der ASG ist überzeugt: «Hier macht eine Zweiklassengesellschaft durchaus Sinn.» Allerdings brauchen die Golfer etwas Geduld.
Stefan Waldvogel