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links mit moules und frites

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Golfplatz der Welt

Golfplatz der Welt

Wer nicht bis Schottland fahren möchte, um einen Links-Course zu spielen, kann schon auf halber Strecke abschlagen: an Belgiens Küste. Trotzdem gelten Luxemburg und Belgien nicht gerade als klassisches Ziel für Golf-Gourmets. Zu Unrecht.

Christian Wenger

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Was nur wenige wissen: Mit zusammen 79 Golfplätzen auf 10,5 Millionen Einwohner werden Luxemburg und Belgien in der Golfplatzdichte nur von der Schweiz übertroffen. Von den sechs Golfplätzen in Luxemburg sind die drei im südlichen Zipfel an der Grenze zu Deutschland die lohnendsten: Kikuoka, Golf de Luxembourg und Grand Ducal. Der sportlich herausforderndste ist Kikuoka, vor zwanzig Jahren auf 120 Hektar von einem japanischen Golfarchitekten für eine gutbetuchte japanische Familie entworfen. Hier kommen Longhitter in Bedrängnis, wenn sie ihre Drives nicht akkurat auf den Fairways platzieren. Golf de Luxembourg ist der Klassiker im typischen Design der 30er Jahre, mit dichtem Baumbestand entlang der Fairways. Tom Simpson, der Designer von Carnoustie, Ballybunion und Ravenstein in Belgien, sollte diesen Platz zeichnen. Weil er aber gerade keine Zeit hatte, lieferte er nur die Ideen.

LInKS An BELGIEnS KüSTE

In Belgien zieht es die meisten Golfer an die Küste. Die Links-Plätze in Zoute und Oostende gehören zu den spannendsten in Belgien – vorausgesetzt, man mag harte Fairways, springende Bälle und strammen Wind. Kein Geringerer als Harry S. Colt, ein englischer Anwalt und Scratch-Spieler, passte diesen Platz perfekt in die Dünenlandschaft ein. Der englische Einfluss ist noch heute spürbar – Captain ist seit der Gründung ein Spieler von der anderen Seite des Kanals. Beide Plätze erscheinen häufig in den Ranglisten der besten Golfplätze.

GänSEhAu T In WATErLoo Gemütlicher spielt es sich auf den ParklandKursen im Grossraum Brüssel. Ambitionierten Spielern dürfte der Royal Golf Club de Belgique – Ravenstein besonders zusagen. Das Design wird Seymour Dunn zugeschrieben, dem «Architekten der Könige». Wer sich in wallonische Gefilde vorwagt, kommt an Waterloo nicht vorbei. Museen deutschen Besatzung erscheinen neue Gesetze nur noch in Französisch und der Landesname wird französisch geschrieben: Luxembourg. Doch sprachliche Eigenheiten sind hier eine Petitesse im Vergleich zum Sprachproblem in Belgien: Zwei Fremdenverkehrsbüros kümmern sich dort um belgieninteressierte Touristen: «Tourismus Flandern-Brüssel» und «Belgien und historische Darstellungen von Napoleons letzter Schlacht im Jahre 1815 sorgen auch in einem heissen Sommer für Gänsehaut. Die im Jahr 1923 direkt neben dem historischen Schlachtfeld erbauten zweimal 18 Löcher in Waterloo sind trickreich und entsprechend schwierig, besonders der «La Marache»-Kurs.

BIZArrE SPr AchProBLEME

In BELGIEn

Die Luxemburger sprechen zum grossen Teil Deutsch (es ist die dritte Amtssprache) oder verstehen es zumindest. Seit dem Ende der

Tourismus Wallonie-Brüssel». Sie operieren zwar unter unterschiedlichen Telefonnummern und Internetadressen, befinden sich jedoch im selben Gebäude und tauschen sich offensichtlich kollegial untereinander aus. Die Karten von Belgien, die sie verschicken, zeigen allerdings den jeweils anderen Landesteil als mehr oder weniger weissen Fleck auf der Landkarte.

Der Kikuoka-Country Club in Luxemburg wird von der Europäischen PGA bespielt. Er liegt nahe an den Weingebiete der Mosel. Der Limburger Golf- und Countryclub ist intensiv mit Heidekraut bewachsen. Er liegt unweit von Lüttich und Aachen.

«L A FrITE EST BELGE»

Es würde zu weit führen, das belgische Dilemma auszubreiten. Geradezu brüderliche Eintracht herrscht dafür beim Essen und Trinken. Die Küche in ganz Belgien wurde zwar von der französischen beeinflusst, die Unterschiede zwischen den Gerichten von der Küste und aus dem Süden sind jedoch markant. Fisch und Meeresfrüchte im Norden, Wild und anderes Fleisch in den Ardennen. Bier und Pommes frites (hier schlicht «Frites» genannt) sind national verbreitet. Kenner essen sie pur, also «nature», andere mit einer der bis zu 50 Saucen – unter denen Majo und Ketchup zu den langweiligeren gehören. Viele Frittenbuden arbeiten mit Rindernierenfett, das – grosses belgisches Ehrenwort – täglich erneuert wird. Das lässt die Fritten haselnussartig schmecken. Sie sollen demnächst zum Weltkulturerbe erhoben werden. Dass Asterix in der Episode bei den Belgiern der Geburtsstunde der Pommes frites beiwohnen darf, ist zwar keine lupenreine esskulturgeschichtliche Beweisführung, lässt aber den Schluss zu, dass die Franzosen den Belgiern die Erfindung zumindest nicht streitig machen. «La frite est belge», lässt Pierre falsch. Sie schmecken ohne Ausnahme köstlich. Das muss der Grund sein, warum in Brüssel angeblich mehr Pralinen als Blumen verschenkt werden.

Wynants, viele Jahre Brüssels führender Drei-Sterne-Koch, denn auch keine Zweifel aufkommen; schliesslich habe er in keinem französischen Kochbuch auch nur den kleinsten Hinweis auf den elementaren zweiten Frittiergang gefunden.

Zu nennen sind auch Waffeln, Schokolade und Pralinen. Letztere sollen ebenfalls eine belgische Erfindung sein. Jedenfalls macht man bei Produkten renommierter Produzenten nichts

Das Manoir de Lébioles in den Ardennen ist umgeben von unberührter Natur und endlosen Wäldern. Trotz Moules, Frites und zahlreichen Biersorten stehen die Belgier im Ruf, sehr kenntnisreiche Gourmets zu sein. Kniffliges Wasser ist auf Golfplätzen in Luxemburg und Belgien häufig im Spiel.

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