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GarCía –GemaCht für das matChplay

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VorsCHau

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Er spielte schon in seiner ersten Profisaison im Ryder Cup. Rechtzeitig für die Ausgabe 2012 kommt Sergio García wieder in Form. Und er spielt ohne professionellen Caddie offenbar besser.

Bei der Übertragung der Finalrunde der Wyndham Championship in Greensboro blendeten die Verantwortlichen der PGA Tour eine Statistik ein, der zufolge Sergio García seit genau 1561 Tagen kein Turnier mehr gewonnen hatte. Das mag für die amerikanische Tour stimmen, doch in Europa war der Spanier im vergangenen Jahr gleich zweimal erfolgreich gewesen. «Manchmal tut es weh, dass solche Siege hier in den USA nicht gewürdigt werden», ärgerte sich auch García bei der Pressekonferenz nach seinem Überraschungssieg. «Nur weil sie in Europa waren, sind sie nicht weniger wert. Für mich waren die beiden Siege enorm wichtig. Ich weiss, wie schwierig es war, die Turniere zu gewinnen. Und ich weiss, dass sie mir sehr geholfen haben.»

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Rückblende ins Jahr 1999: «El Niño», wie man den Spanier Sergio García zu diesem Zeitpunkt nennt, steht vor seinem ersten Ryder-Cup-Auftritt. Alle Welt ist sich sicher: Er wird begnadet spielen. Die Fachpresse, die Kollegen, die Golfwelt – alle schwärmen für diesen Teenager aus dem kleinen Städtchen Borriol. «Dieses Kind ist sehr, sehr speziell», erklärt nicht nur Ben Crenshaw, einer der Altmeister des Golfspiels, nach einem Zusammentreffen. Zwei Jahre zuvor hatte García als 17-jähriger Amateur die Catalonian Open Championship der Profis gewonnen.

Jüngster teilnehmer

Aller zeiten

1999 ist das Jahr, in dem García als bester Amateur Europas ins Profilager wechselt. Schon bei seinem sechsten Turnier auf der European Tour holt er sich seinen ersten Profisieg, kurze Zeit später liefert er sich bei der US PGA Championship ein heisses Duell mit Tiger Woods um seinen ersten Major-Titel. Der Amerikaner gewinnt, aber nicht allein García glaubt, dass der erste Major-Sieg für ihn nur eine Frage der Zeit ist. Im Herbst schliesslich bestreitet er als jüngster Spieler aller Zeiten den Ryder Cup und holt 3,5

Punkte. Sergio García ist 19 Jahre, er ist der neue Star der Golfszene, ein zweiter Severiano Ballesteros. Die Welt liegt ihm zu Füssen.

13 Jahre später: 2012 ist wieder ein Ryder-CupJahr, wieder steht Sergio García mit seinem Sieg im Fokus der Öffentlichkeit. Aus dem dünnen, schlaksigen Teenager ist ein muskelbepackter Mann geworden. «Es ist grossartig», betont er an der Pressekonferenz nach dem Sieg der Wyndham Championship, aber so ruhig und emotionslos, wie er das sagt, hört es sich gar nicht grossartig an. Der Erfolg markiert seinen achten Sieg auf der US PGA Tour. Aus den Seriensiegen bei den grössten Turnieren der Welt ist im

Leigh war in die Brüche gegangen, der sportliche Erfolg blieb ihm nach einer exzellenten Saison 2008, in der er insgesamt fast sieben Millionen Dollar an Preisgeld verdient hatte, weitgehend versagt. García rutschte aus den Top 50 der Weltrangliste, qualifizierte sich nicht für den Ryder Cup im walisischen Celtic Manor. Dabei ist es gerade dieses Turnier gewesen, bei dem er stets zu wirklicher Höchstform auflief. Das Matchplay-Format, der Auftritt im Team ist ganz sein Ding. «Wir Europäer haben grosses Glück, denn wir wissen, wie ein Team zusammengestellt wird», hat er vor dem Ryder Cup 2004 erklärt. «Wir müssen gar nicht viel tun, um eine Einheit zu in WAles Am tiefPunkt Der Ryder Cup 2010 in Wales markierte den Tiefpunkt in der Karriere des Spaniers. Der Ballkünstler haderte mit sich und seinem Beruf und zeigte sich hauptsächlich auf dem Fussballplatz zuhause in Borriol, wo er seit Jahren Präsident des örtlichen Clubs ist und immer wieder bei einzelnen Matches antritt. Seine Beziehung mit Greg Normans Tochter Morgan- werden.» Mit diesem Gefühl im Rücken erzielte der Spanier bei fünf Ryder Cups 14 Siege, verlor nur viermal eine Partie. 2010 in Wales hatte die Erfolgsserie ein Ende: García, in schlechter Form und nicht qualifiziert, fand sich in der Rolle des Vizekapitäns im Celtic Manor wieder, ein Posten, der üblicherweise für verdiente Spieler vor dem Ruhestand vorgesehen ist.

Verlauf der vergangenen 13 Jahre nichts geworden: Der erste Major-Sieg, 1999 zum Greifen nahe, ist noch immer eine Utopie. Aus dem aufgedrehten, emotionsgeladenen Junggolfer, der zu Beginn seiner Karriere stets herumhüpfen, lachen, sich bewegen musste, ist ein Sportler geworden, der nach seinem jüngsten Sieg in den USA offenbar Zeit braucht, um das Auf und Ab seiner Karriere zu verarbeiten. Die vergangenen Jahre sind nicht immer leicht gewesen für das Supertalent.

Diese eine Woche als Hilfskapitän in Wales packte ihn bei der Ehre. Den Ryder Cup 2012 in Chicago, so prophezeite er vor zwei Jahren in Wales, werde er wieder als Spieler bestreiten. Er intensivierte sein Training, verordnete sich ein Fitnessprogramm und verbuchte Ende 2011 zwei Siege am Castelló Masters und am Andalucía Masters. Für ihn waren sie viel wichtiger als für die PGA-Statistiker.

«ich bin nicht gut genug»

Die richtige Einstellung, das entschlossene Kämpfen um jeden Punkt war für Sergio García bei emotionsgeladenen Ryder-Cup-Matches nie ein Thema: «Ich weiss, was ich kann, und dass ich jeden schlagen kann, wenn mein Spiel top ist. Und am liebsten mag ich richtig schwere Turniere, bei denen die Ergebnisse hoch sind», liess er nach seinem dritten Rang bei den US Open 2002 wissen. Der anhaltende Misserfolg bei Major-Turnieren aber wurde zunehmend zur emotionalen Last. An den British Open 2006 in Liverpool ging er an der Seite von Tiger Woods kläglich ein. Die British Open 2007 verlor er, obwohl er mit drei Schlägen Vorsprung in den Finaltag gegangen war. Bei der US PGA Championship 2007 wurde er nach Runde drei disqualifiziert, weil er einen falschen Score unterschrieben hatte. Bei der US PGA Championship 2008 führte er bis zur zweiten Hälfte der letzten Runde, bevor am Ende Padraig Harring- ton gewann. Die Frustration all dieser Jahre kommentierte García dieses Jahr am US Masters nach einer 75er-Runde, die erneut alle Titelambitionen zunichtegemacht hatte: «Ich bin nicht gut genug. Ich habe einfach nicht das Zeug zum Siegen. Nach 13 Jahren komme ich heute zu dem Schluss, dass ich eben um den zweiten oder dritten Platz spielen muss.»

Oder eben um den Ryder Cup: Die Möglichkeit, zu Europas Team für den Ryder Cup 2012 zu gehören, hat Sergio García nach dem deprimierenden Saisonauftakt noch einmal beflügelt. Dass er dabei sogar auf einen professionellen Caddie verzichtete, hat so manchen Kollegen verwundert. In Greensboro jedenfalls gewann der Spanier mit einem Caddie aus dem Club vor Ort. Und am ersten Playoff-Turnier der US PGA Tour trat er mit einem Freund als Taschenträger an.

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