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das s piel der emotionen

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VorsCHau

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Es geht ausnahmsweise nicht um Preisgeld, trotzdem ist der Ryder Cup der drittgrösste Sportanlass der Welt. Vor der 39. Austragung blickt GOLFSUISSE zurück und nach vorn.

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Eigentlich war alles eine fixe Idee: Samuel Ryder entdeckte seine Liebe zum Golfsport erst, als er die 50 überschritten hatte. Vorher hatte er auch kaum Zeit für ein solches Hobby – schliesslich betrieb der Brite (anfangs aus einem kleinen Zimmer heraus) einen Samenversand in Papiertütchen und brachte seinen Landsmännern auf diese Weise das Gärtnern ein wenig näher. Der Vertrieb der Blumensamen bescherte ihm ein Vermögen. Einen nicht unerheblichen Teil davon gab

Samuel Ryder für das Sponsoring des Golfsports und britischer Golfspieler aus, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein eher ärmliches Dasein fristeten und in der Regel von ihrem geringen Einkommen als Clubpro leben mussten.

AmerikAner zunächst hoffnungslos unterlegen

Nach der Durchführung einiger Showmatches in Grossbritannien plante Ryder einen Vergleichskampf mit den USA und nahm deshalb Kontakt zur amerikanischen PGA auf. Man einigte sich auf ein erstes, inoffizielles Match zwischen den

USA und Grossbritannien im Jahr 1926, das im Wentworth Park bei London ausgetragen wurde. Mit einem Ergebnis von 1,5 zu 13,5 waren die Amerikaner hoffnungslos unterlegen, aber alle Beteiligten fanden Geschmack an diesem Matchplay-Format. Ryder spendierte zum Abschluss der Matches eine Runde Tee und Sandwiches sowie noch ein Glas Champagner für jeden Spieler. Die siegreichen Spieler erhielten fünf Pfund Preisgeld pro Mann und bei der anschliessenden Party in der Bar soll Ryder verkündet haben, man müsse solch ein Match doch wiederholen, weshalb er auch gleich eine Trophäe orderte.

DAs teAm zählt

Seit 1927 findet der Ryder Cup offiziell alle zwei Jahre statt. Die Teams haben sich verändert, auch der Austragungsmodus, nicht aber die Atmosphäre und die Grundidee, die hinter diesem Kontinentalwettkampf steckt, der im Golfsport so einmalig ist.

«Die Teams spielen für ihre Länder, ihre Familien, ihre Teamkollegen, Uncle Sam, die Königin, Mutter und Vater, das Vaterland und sämtliche Legenden

– das Ganze verpackt in drei Tage», hiess es in den Charleston News 1991 beim Ryder Cup in Kiawah Island. Tatsächlich steht beim Ryder Cup nicht der Einzelne im Mittelpunkt, sondern das Team. Es geht ausnahmsweise nicht um Preisgeld, sondern um rein sportliche Ehren. Eine für Golfer, die im Verlauf ihrer Karriere ganz auf Egoismus und individuellen Erfolg getrimmt werden, gänzlich neue Erfahrung, um die sich jeder reisst, der einmal im Team gespielt hat.

Ein Höchstmass an Emotionen macht jeden Ryder Cup für Spieler wie Zuschauer gleichermassen fesselnd. Das Format des Matchplays, im Golf sonst so selten angewendet, sorgt drei Tage lang für packende Vierer und spannende Zweikämpfe. Der sonst im Fernsehen so oft eher langweilig wirkende Golfsport gewinnt damit auch als TV-Veranstaltung deutlich an Attraktivität. Der Ryder Cup jedenfalls hat sich seit den Zeiten des Samuel Ryder zur drittgrössten medialen Sportveranstaltung der Welt gemausert, nach den Olympischen Spielen und der Fussballweltmeisterschaft. Wer einmal live vor Ort dabei war, weiss warum.

ein kleiner Mann, den nieMand kennT

Die berühmteste Golftrophäe der Welt, 19,5 Inches hoch und von der Londoner Firma Mappin & Webb in Gold gefertigt, ziert ein kleiner Golfspieler. Es handelt sich um den Briten Abe Mitchell, der als Longhitter gefürchtet war und ab 1925 von Samuel Ryder für drei Jahre als Privatcoach mit einem Jahresgehalt von 500 Pfund plus 250 Pfund Reisespesen verpflichtet wurde. Mitchell sollte sich dabei aber eigentlich weniger um Samuel Ryders Schwung kümmern als bei grossen Turnieren, darunter dem Ryder Cup, erfolgreich spielen. In gewisser Weise also eine frühe Form des Spielersponsorings.

Die Kosten für die Ryder-Cup-Trophäe von 250 Pfund teilte sich Ryder übrigens mit der US-Zeitschrift Golf Illustrated, die wie er 100 Pfund übernahm, und mit dem Royal and Ancient Golf Club of St Andrews, der 50 Pfund beisteuerte.

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