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s tar K e schWeiZer besiegt

sW iss i nternational a mateur championship in schönenberg

Es ist der bestbesetzte AmateurAnlass der Schweiz und die Schweizer spielten erfreulich gut mit. Die Sieger der Swiss International Amateur Championship waren aber die Gäste.

«Mues dä inne?», fragt Joel Girrbach seinen Vater auf dem Green des letzten Lochs. Dieser konsultiert das Live-Scoring auf seinem Smartphone und sagt: «Nei, es Par langt dir zum dritte Platz.» Der junge Lipperswiler setzt dann einen rund zwölf Meter langen Putt 25 Zentimeter übers Ziel hinaus und mit dem Tap-in sichert er sich sein bisher bestes Resultat an einem internationalen Turnier. Angesichts des starken Feldes ist der dritte Platz höchst erfreulich. Vier von fünf Startenden bei der Swiss International Amateur Championship spielen in aller Regel unter Par und haben deshalb ein «Plus-Handicap».

Entsprechend zufrieden zeigte sich Girrbach: «Vor allem mit der 67er-Schlussrunde bin ich sehr glücklich. Ich hatte von Beginn weg viel Selbstvertrauen mit dem Putter und es gelangen mir viele wichtige Birdie-Versuche.» Längere Zeit war nicht ganz klar, ob er seinen dritten Platz mit einem anderen teilen muss. Vor der Dopingprobe durfte er nicht duschen und Girrbach war froh, seinen Flug an die Einzel-Europameisterschaften in Irland einen Tag verschoben zu haben.

ZIEL: PROFI

Der klare Sieger des Turniers, der Franzose Adrien Saddier, hatte deutlich mehr Stress und wollte am gleichen Abend weiterfliegen. So liess Girrbach dem Gast auch bei der Dopingkontrolle den Vortritt. Mit total sechs Schlägen Vorsprung war der Franzose in Schönenberg eine Klasse für sich. Klar freue er sich darauf, erstmals als Amateur beim Omega European Masters in Crans-sur-Sierre mitzuspielen. Schon vier Mal hat der in der Nähe von Genf wohnende Saddier versucht, das Qualifikationsturnier zu gewinnen. Vor zwei Jahren landete er schon auf dem zweiten Rang. Für ihn ist der Start im Wallis die ideale Vorbereitung für sein grosses Ziel: die Qualifying-School im September.

BIRRER BESTE SCHWEIZERIn

Ebenfalls auf dem Weg zur Proette ist die Italienerin Giulia Molinaro. Sie spielt den grössten Teil des Jahres in Arizona, war nur kurze Zeit überhaupt in Europa. Molinaro startete erstmals überhaupt in der Schweiz und nutzte das Turnier ebenfalls als Vorbereitung für die Q-School im September. Dass sie so klar gewinnen würde, habe sie natürlich nie erwartet, erzählt die 22-Jährige aus Venedig. Sie startete mit drei Schlägen Vorsprung in die Schlussrunde und baute diesen nochmals markant aus.

Molinaro siegte mit 11 unter Par und gleich neun Schläge besser als zwei Französinnen.

Beste Schweizerin war Olivia Birrer vom GC Oberkirch. Die Luzernerin war zwischenzeitlich auf Rang zwei vorgestossen und musste sich schliesslich mit dem vierten Platz zufriedengeben. «Drei Schläge Rückstand auf die Dritte ist etwas viel», urteilte Birrer nach dem Turnier. Vor allem ein unnötiges Doppelbogey habe sie noch zurückgeworfen und so sei sie insgesamt mehr oder weniger zufrieden mit dem Ergebnis. Ihr Ziel sei natürlich der Sieg gewesen, wer die beste Schweizerin ist, sei für sie weniger wichtig.

AM SCHLuSS ZuRüCKGEFALLEn Nicht ganz zufrieden sein konnte Cylia Damerau: Die Innerschweizerin spielte nach gutem Start in den Finalrunden im allerletzten Flight. Dort puttete sie nach eigenen Angaben «miserabel» und fand nie das nötige Vertrauen. In den beiden Runden vom Sonntag verlor sie insgesamt sieben

l ive-scoring mit riesigem Zuspruch

Gäste und Teilnehmer beobachten das digitale Leaderboard «live» im Clubhaus mit – wer liegt in Führung, wer holt noch auf? Aber vor allem im Internet war der Ansturm gewaltig: Rund 200 000 Page-Impressions insgesamt und 23 000 verschiedene Internetbenutzer haben das Live-Scoring bei den internationalen Amateur-Meisterschaften im Golf & Countryclub Schönenberg verfolgt und damit das System technisch fast an seine Grenzen gebracht. Aufgrund des grossen Publikumsinteresses seien am Finaltag die Zugriffszahlen so enorm gewesen, dass die Lastverteilung zwischen den drei eingesetzten Servern während einer Stunde zu verzögerter Aktualisierung der Ergebnisse geführt hatte, erklärt Florian Ziehm, Spezialist beim Anbieter Albatros.

Einfaches Prinzip per SMS

An den ganz grossen Turnieren ist das Live-Scoring vor Ort und im Internet mittlerweile Standard, auch im Amateur-Bereich. In der Schweiz war das internationale Amateur-Turnier dieses Jahr erst der zweite Einsatz des Albatros-Systems. «Bei den Juniorenmeisterschaften in Domat Ems hat es schon einwandfrei funktioniert, und auch dort waren die Zugriffszahlen bereits enorm», ergänzt Ziehm. In anderen Golfverbänden wie Deutschland und Österreich kommt das System bereits seit mehreren Jahren erfolgreich zum

Einsatz. Trotz der einfachen Übermittlung der Ergebnisse über eine Mobilfunkverbindung sei die Technik dahinter doch recht anspruchsvoll, ergänzt der Spezialist. Das Prinzip ist tatsächlich einfach. Ein Spieler oder Caddy pro Flight erfasst einfach und schnell die Resultate nach jedem Loch in einem speziell präparierten Blackberry. Diese werden laufend an die Turnierverwaltung weitergeleitet und dort aufbereitet. Auf FernsehBildschirmen und im Internet sind die Resultate dann in Echtzeit zu sehen.

Fehler korrigieren

Klar passiere es ab und zu, dass eine Zahl falsch eingegeben werde. Etwa drei Mal pro Runde geschehe so ein Missgeschick, erzählt Ziem – bei mehr als hundert Spielern und damit insgesamt zirka 2000 Ergebnissen pro Runde sehr wenig. Natürlich werden daher auch die Resultate im System mit den offiziellen Karten verglichen und falls nötig zentral korrigiert. So wurde beispielsweise im Schönenberg eine Strafe für den Italiener Luigi Botta aus Runde zwei fast vergessen und erst am Sonntag noch nachgetragen.

Apropos Schiedsrichter: Das Blackberry hat eine spezielle Taste, mit der der Flight bei Regelfragen einen Referee anfordern kann. Alle anderen Funktionen, etwa das Telefon oder der Distanzmesser, sind dagegen deaktiviert.

Schläge auf das Par und fiel auf Rang acht zurück, das heisst noch hinter ihre Teamkolleginnen Rahel Rossel (Interlaken) und Monja Mätzler (Bad Ragaz). Während sich Rossel nach ihrer fünfwöchigen Turnierserie etwas müde fühlte, war Mätzler mit ihrem Ergebnis hochzufrieden. Sie schaffte es erst wegen einer Absage überhaupt ins Feld und konnte mit den stärker eingestuften Konkurrentinnen «überraschend gut mithalten».

«SEnSATIOnELLES FEEDBACK»

Mit viel Liebe zum Detail organisierte das Team um Clubmanager Peter Aeschbach das traditionsreichste und wichtigste Amateur-Turnier im ASG-Kalender. «Wir wollten den Gästen aus 15 Ländern auch optisch etwas bieten und bekamen sensationelles Feedback für die ganze Organisation», freute sich Aeschbach. Die vielen Silberpreise platzierte er höchstpersönlich auf dem Gabentisch und dank den dünnen Handschuhen hinterliess er auch keine Fingerabdrücke. Insgesamt habe sich der Aufwand für den Golf & Country Club Schönenberg «ganz sicher gelohnt»: «So starke Amateure sieht man nur einmal pro Jahr in der Schweiz.» Nun dauert es aber wieder vier Jahre, bis eine grosse Meisterschaft auf dem schönen Platz von Schönenberg stattfindet: 2016 wird dort das Omnium mit Amateuren und Profis ausgetragen.

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