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Die Sonne unD ein Schotte Strahlten

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VorsCHau

VorsCHau

Bei Regen, Wind und Nebel setzten sich zwei Schotten in die beste Startposition für das grosse Finale beim Omega European Masters: Als endlich die Sonne schien, konnte nur noch Richie Ramsay strahlen, sein Landsmann und Favorit Paul Lawrie fiel auf Rang sechs zurück.

Nach dem 267. Schlag, einem kurzen Putt, schaute Richie Ramsay nur kurz in den Walliser Himmel und genoss den Triumph. Für den 29-jährigen Schotten war schon vorher klar, dass er den Siegercheck in Höhe von 350 000 Euro gewinnen würde. Schliesslich war er mit vier Schlägen Vorsprung auf das letzte Loch gegangen und musste die Reserve nicht anzapfen. Es hätte spannend werden können, doch der Schotte Richie Ramsay war am sonnigen Sonntag eine Klasse für sich. Dank einem Superstart war aus seinem kleinen Vorsprung von einem Schlag eine souveräne Führung von zeitweise acht (!) Strokes geworden. Am Ende siegte Ramsay mit vier Schlägen Vorsprung auf gleich vier Verfolger auf dem geteilten zweiten Rang. Ramsay ist damit erst der zweite Schotte, der das Turnier gewinnt. Zuletzt war dies Colin Montgomerie im Jahr 1996 gelungen (siehe Porträt Seite 20).

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Favorit Fiel zurück

Vor der Schlussrunde hatte man eher damit gerechnet, dass Ramsays Landsmann und Freund Paul Lawrie den Siegercheck entgegennehmen würde. Der British-Open-Champion von 1999 hatte sich als zweifacher Sieger dieser Saison erstmals seit langem wieder in das europäische Ryder-Cup-Team gespielt. Er lag nach einer sensationellen dritten Runde vom Samstag nur einen Schlag hinter Ramsay zurück. Lawrie war mit Eagle und Birdie gestartet. Gleich im Anschluss musste er jedoch innerhalb von drei Löchern bereits wieder zwei Schläge abgeben. Trotzdem hätte der Favorit schon am Samstag in Führung gehen können. Er schoss aber auf Loch 14 einen Ball ins Aus und musste damit ein Doppelbogey notieren. Am Sonntag konnte sich der Freund von Ramsay nicht mehr steigern und fiel schliesslich auf den sechsten Rang zurück – obwohl Lawrie erneut mit einem Eagle gestartet war.

Parcours angePasst

Mindestens so viel Gesprächsstoff wie die Resultate und das Leaderboard bot das Wetter: Wegen heftigem Regen über Nacht musste das Loch Nummer 6 zu einem Par 3 verkürzt werden und der zeitweise dichte Nebel hatte zur Folge, dass das Spiel am Samstagmorgen für knapp zwei Stunden unterbrochen werden musste. Erst gegen Nachmittag zeigte sich endlich die bekannte Walliser Sonne. Damit konnte für die Finalrunde vom Sonntag der Platz wieder in einen Par71-Parcours verwandelt werden.

Mit Schnee in den Bergen und viel Sonne war die Kulisse nun erstmals in vier Tagen perfekt. Entsprechend kamen auch mehr Zuschauer ins Wallis als beim Finaltag vor einem Jahr (siehe Interview Seite 24).

Mit am meisten Applaus gab es dabei für Publikumsliebling Miguel Ángel Jiménez. Der Spanier war zwar miserabel ins Turnier gestartet

(6 über Par nach der ersten Runde), gab sich aber in der schier aussichtslosen Lage nicht geschlagen, sondern verwöhnte die Fans mit Golf vom Feinsten. Mit Runden von 65 und zweimal 66 Schlägen kämpfte er sich vom 145. auf den elften Platz vor. Keiner spielte in den Runden zwei bis vier besser als er. Keiner musste mehr Autogrammwünsche erfüllen und sich öfter für Erinnerungsfotos mit den Zuschauern hinstellen. Nächstes Jahr sei er sicher wieder dabei, sagte der Ryder-Cup-Vizecaptain kurz nach Abschluss seiner Fanarbeit zu Turnierdirektor Yves Mittaz. Das wäre dann die 25. Teilnahme des Spaniers am European Masters, zweimal hat er zudem das Mémorial Olivier Barras bestritten. Er wolle noch möglichst oft hier in Crans aufteen, sagte der Sieger des Jahres 2010 gegenüber GOLFSUISSE.

schweizer ProFis enttäuschend

Anders als der Spanier konnten sich die Schweizer Profis beim wichtigsten Anlass des Jahres nicht wunschgemäss in Szene setzen. Die vier Schweizer Martin Rominger, Ken Benz, Roger Furrer und Damian Ulrich waren nach zwei Runden klar am Cut gescheitert. Als Einziger konnte sich der 23-jährige Amateur Benjamin Rusch für die Finalrunden vom Wochenende qualifizieren (siehe «Er rettete die Schweizer Ehre», Seite 22).

«Das Ergebnis ist sicher enttäuschend», fasste Profi-Nationalcoach Steve Rey zusammen. Seine Spieler hätten immer noch Mühe, mit dem Druck von solchen Grossanlässen umzugehen. «Sie haben alles probiert, mussten aber einsehen, dass vor allem beim kurzen Spiel und beim Putten noch grosse Differenzen zur Spitze bestehen», so Rey. Enttäuscht zeigte sich vorab Martin Rominger. Der Bündner hatte nach der ersten Runde noch weit vorne gelegen. Statt wie am Vortag 3 unter Par benötigte Rominger im zweiten Durchgang aber gleich zehn Schläge mehr. «Ich kann es mir auch nicht recht erklären. Ich kam nie richtig ins

Spiel und das Resultat entspricht meiner schlechten Leistung», fasste Rominger zusammen. Am Ende reichte es für ihn bloss für den 110. Platz. Diesen teilte sich der Bündner mit Ken Benz, der zwei Runden à 73 Schläge ablieferte, und dem Amateur Edouard Amacher, mit Runden von 72 und 74.

Mit zwei Titeln kurz hintereinander war auch Roger Furrer in Bestform ins Wallis gereist. Er hat jedoch seine Ambitionen auf den Cut schon am ersten Tag verspielt, unter anderem wegen zu vielen schlechten Putts.

Auch vom Zuger Damian Ulrich hätte man in Crans einen Exploit erwartet. Im Vorjahr lag er nach drei Runden noch auf Rang sechs und wurde am Ende 18. Dieses Mal kam er nie richtig ins Spiel und war weit vom Cut entfernt. «Ich fühlte mich körperlich müde und habe noch schlecht geputtet, das führt zu einem schlechten Resultat», fasste der Zuger zusammen. Dass auch frühere Sieger in den Walliser Alpen abstürzen können, zeigt das Beispiel des Deutschen Sven Strüver. Der heute 45-Jährige gewann das Turnier im Jahr 1998. Nach einer längeren Turnierpause startete er in Crans erstmals in der laufenden Saison wieder auf der European Tour und wurde mit zwei Runden mit je 11 über Par klar Letzter im Feld der 155 Gewerteten.

Die Credit Suisse ist seit 1984 ein wichtiger Sponsor beim Omega European Masters. Noch während des Turniers unterschrieben die Verantwortlichen einen neuen Drei-Jahresvertrag. Jean-Luc Rochat, Verantwortlicher der CS für die Westschweiz kündigte an, dass das Engagement auch darüber hinaus weitergeführt werde. Schliesslich sei das European Masters in Crans eines der Top 3 Sponsoring-Events der Bank. Die CS eröffnete zudem kurz nach dem Grossanlass ihre neue Filiale nur etwa 100 Meter vom ersten Abschlag entfernt. Zur Einweihung hat sich die Bank eine spektakuläre Aktion ausgedacht: Bei einem Mini-Pro-Am schlugen die Pros ihren ersten Drive vom Dach der Bank auf den Fairway Nummer 1...

Première für die Mitglieder des ASG-Nationalkaders der Boys. Auf Einladung des Verbandes durften die acht Spieler dieses Jahr erstmals hautnah in Crans dabei sein. Die acht Nachwuchsspieler wurden von Nationalcoach Timo Karvinen instruiert, auf was sie speziell achten sollten. Unter anderem ging es dabei um die Routine vor den Schlägen und den emotionellen Umgang mit wenig geglückten Versuchen. «Die Boys können hier viel lernen und wir werden die Aktion in den nächsten

Jahren sicher wiederholen», erläuterte Marc Vuillemin, Captain des Nationalkaders Boys.

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Bereits zum neunten Mal lädt die ASGI Junioren aus der ganzen Schweiz ins Wallis ein. Beim diesjährigen «Juniors Day» waren es mehr als 150 Kinder und 30 Begleiter. Wegen der Wetterkapriolen mussten die Verantwortlichen etwas jonglieren, schliesslich erhielten am Nachmittag noch alle Kids ihr speziell angefertigtes T-Shirt. Den Kids hat es sichtlich gefallen: «Ich war noch nie so nahe an den Stars, vor allem wie sie geputtet haben, hat mich beeindruckt», sagte Tanja Egger (11) vom Golfclub

Bern. Auch Elena Bayard aus Saas Grund war begeistert: «Ich bin zum ersten Mal hier gewesen und es war zwar kalt aber höchst interessant.» Die 12-Jährige war vor allem davon angetan «wie weit die Profis jeweils abschlagen.»

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Einen kleinen Erfolg gab es für die Schweizer schon vor dem eigentlichen Turnier. Das Gold Pro Am der Credit Suisse gewannen die drei ASG-Vertreter Christian Bohn, Jean-Marc Mommer und Johnny Storjohann zusammen mit dem österreichischen Pro Bernd Wiesberger mit minus 20. Schon zwei Tage früher gab es Grund zum Jubeln für die

Junioren: Beim Silver Pro Am siegte das Team um Jean-Baptiste Gonnet. Der französische Profi spielte mit den Junioren Florian Blatti, Alwar Zwahlen und Cédric Gugler und zusammen kamen sie auf ein Score von 18 unter Par.

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Der ehemalige Skirennfahrer Didier Cuche war zusammen mit zwei Amateurpartnern und dem englischen Pro David Howell Gast am CS Gold Pro-Am. Als Botschafter der Marke KJUS, ab sofort «Official Supplier» des Omega European Masters, schlug er mit seinem Besuch in Crans gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. In Zukunft wird der

Sportler aus Neuchâtel wohl häufiger auf den Fairways anzutreffen sein, da er ein einstelliges Handicap anstrebt. Ein absolut realistisches Ziel für Didier Cuche, der den Drive mit viel Kraft schlägt und auch das kurze Spiel sehr gut beherrscht!

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Die Nähe von Crans-Montana hat die französischen Golfer schon immer besonders inspiriert, doch obwohl sie jedes Jahr scharenweise antreten, konnten sie seit dem Sieg von Marcel Dallemagne im Jahr 1949 (!) keine Erfolge mehr erzielen. Beinahe wäre das Glück dieses Jahr wieder auf ihrer Seite gewesen: Grégory Bourdy war nach dem ersten Tag brillant in Führung gegangen (63), am zweiten Tag abgelöst von seinem Landsmann Julien Quesne (68/65). Leider war das Wochenende für die beiden Sieger der European Tour dann weniger erfolgreich und letzten Endes erzielte der junge Romain Wattel mit seinem zweiten Platz (-12) das beste Resultat. Von den zehn teilnehmenden Franzosen schafften neun den Cut und zeigten alles in allem eine hervorragende Leistung.

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Sehr gute Erinnerungen an seinen Ausflug ins Wallis dürfte auch Mathias Grönberg haben. Am gleichen Loch 3 wo dem Schweden Mikael Lundberg 2010 ein Ass gelungen war, versenkte dessen Landsmann die Kugel vom Tee direkt ins Loch. Die Distanz von 175 Metern überwand der 42-jährige Stockholmer und Crans-Sieger von 1995 übrigens mit einem Eisen 7.

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