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im zeichen des grünen Blazers
Die GreenJackets sind in der Minor League Baseball der ganze Stolz des Städtchens Augusta. Aber nicht wegen dieser Grünjacken erlangte die Green City mit einer viertel Million Einwohner am Savannah River Berühmtheit. Vielmehr gebührt der Ruhm einem grünen Blazer, dessen Träger in der ganzen (Golf-)Welt Heldenstatus erlangt, sobald ihn dieses Tuch umhüllt. In der kleinen Stadt findet nämlich jedes Jahr in der ersten kompletten Aprilwoche auf dem legendären Platz des Augusta National Golf Club eines der bedeutendsten Golfturniere überhaupt statt: das US-Masters- das erste der vier Majors. Es figuriert jenem der PGA European Tour und vereint die weltbesten Golfer. Das Masters ist der jüngste Anlass der Big Four (neben der Open Championship in Grossbritannien, dem US Open und der US PGA Championship) – und der speziellste. Mancher Profispieler würde seine Seele dem Teufel verkaufen, um einmal in seiner Karriere in besagtes Green Jacket schlüpfen zu dürfen. Um die Jacke, das Turnier und den Parcours ranken sich unzählige Geschichten und Sagen. Seit 1937 kleiden sich die Clubmitglieder des Augusta National in den grünen Blazer, während der Dauer des Turniers obligatorisch, damit der alleS muSS dem guSto deS clubS eNtSprecheN
Ansprechpartner erkannt wird. Seit 1949 erhält auch der Turniersieger einen grünen Coat, darf ihn nach Hause entführen, allerdings nur für ein Jahr. Bei seiner Rückkehr als Titelhalter muss er ihn zwölf Monate später in die Garderobe des Clubhauses hängen. Fortan ist er berechtigt, das Jacket spazieren zu führen, wann immer er sich im Klub aufhält. Für einen Mehrfachgewinner des Masters wird notabene kein neuer Blazer angefertigt, es sei denn, der Träger sei im Laufe der Jahre aus dem Kleidungsstück herausgewachsen. Eine Tradition besagt, dass jeweils der abgelöste Champion dem Nachfolger an der Siegerzeremonie beim Anziehen der Jacke behilflich ist.
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So wie das Tragen des Green Jacket exakt reglementiert ist, bestimmt der Augusta National Golf Club die Geschicke des Turniers nahezu diktatorisch. 96 Spieler erhalten jeweils eine Einladung für das Turnier. Zwar bestehen seit geraumer Zeit klar definierte 17 Auswahlkriterien, wer zugelassen werden soll, jedoch ist eine gewisse Willkür seitens der allmächtigen Führung auch heute nie ausgeschlossen. Es kann vorkommen, dass der Name eines Spielers, dessen

Vom 4. bis 10. April ist es wieder soweit: Das US-Masters in Augusta – extravagantes erstes Major der Saison – zieht Golfer weltweit in seinen Bann. Golf Suisse blickt hinter die Kulissen

Von Urs osterwalder
Verhalten nicht dem Gusto des Clubs entspricht, von der Liste der Geladenen gestrichen wird. Die Mitglieder sind übrigens ein elitärer Zirkel von Reichen und Mächtigen, rund 300 an der Zahl. Informationen über die Mitglieder sind zu deren Schutz nicht erhältlich. Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Behauptung, sämtliche republikanischen Präsidenten der Vereinigten Staaten hätten dazu gezählt, lässt sich nicht belegen. Gewiss ist, dass einer von ihnen, Dwight D. Eisenhower, dem erlesenen Kreis angehörte. Das bezeugen Einträge in den Jahrbüchern des Clubs. Erstens regte Eisenhower an, auf der Anlage einen Fischteich zu konstruieren und finanzierte den kleinen See, der fortan den Namen «Ike’s Pond» trug (Ike war der Spitzname Eisenhowers). Zweitens ist bekannt, dass das prominente Mitglied auf praktisch jeder Runde auf der 17. Spielbahn die heute etwa 125-jährige und 30 Meter hohe Pinie traf, die 210 Yards vom Abschlag entfernt links der Fairway-Mitte den freien Weg zum Green beeinträchtigt. Eisenhower beantragte mehrmals, den Baum zu fällen. An einer Vorstandssitzung schlug er schliesslich vor, das Hindernis wenigstens stark zu stutzen. Der Antragsteller wurde aus dem Meeting weggewiesen. Die Pinie steht noch heute und heisst inzwischen «Eisenhower Tree».
Überliefert wird auch, aber ohne Belege dafür, eine Augusta-National-Mitgliedschaft komme auf der Basis einer Einladung zustande. Aber diese erreicht den Auserwählten weder telefonisch noch schriftlich auf Briefpapier des Clubs, sondern flattert als Rechnung für einen ersten Jahresbeitrag (zwischen 25 000 und 50 000 Dollar) ins Haus. Wird der geforderte Betrag bezahlt, ist der Adressat in den erlauchten Kreis aufgenommen. Falls nicht, wird angenommen, es bestehe kein Interesse an der einmaligen Chance.
Legende ist definitiv, der Vorstand bestehe ausschliesslich aus Herren weisser Hautfarbe. 1990 wurde erstmals ein dunkelhäutiger Amerikaner aufgenommen.
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Es ist auch nicht so, dass Frauen nicht erwünscht sind auf dem Platz. Auf Einladung von Mitgliedern dürfen Ladies die pittoresken Holes durchaus bespielen und es besteht auch nicht explizit ein Regelpassus, wonach Frauen nicht in den Club aufgenommen werden dürften. Es hat bisher nur noch nie eine Dame in ihrer eingehenden Post einen Einzahlungsschein vorgefunden. Legendär ist auch die Entstehungsgeschichte der berühmten Golfanlage, eine letztlich glückliche
„We don’t just teach a swing, we show you how to play on the golf course“


Fügung. 1857 verkaufte der Engländer Dennis Redmond seine Plantage mit Indigo-Pflanzen wegen mangelnder Rentabilität an einen belgischen Gartenkünstler, Baron Louis Mathieu Edouard Berckmans. Zusammen mit seinem Sohn Prosper Julius Alphonse, dem er seine Liebe für Pflanzen vererbt hatte, schuf er auf dem Gelände die «Fruitland Nurseries», wo Apfel- und Birnenbäume sowie Blumen, vor allem Azaleen, gezogen wurden. Zudem importierten die beiden exotische Bäume aus aller Welt, insbesondere Magnolien. 1925 erstand Commodore J. Perry Stoltz, ein Hotelier aus Florida, das Gelände nach dem Tod der Berckmans. Er plante ein Hotel mit 300 Zimmern und einen Golfplatz. Das Schicksal meinte es nicht gut mit dem neuen Eigentümer. Ein Hurrikan fegte dessen Hotel in Miami weg und damit Stoltz’ Vermögen sowie die Pläne in Augusta. Fünf Jahre lang geriet die alte Baumschule in Vergessenheit.
1930 gewann ein gewisser Robert Tyre «Bobby»
Georgia einen extravaganten Golfplatz zu bauen. Fortan widmete Jones dem Projekt seine ganze Schaffenskraft. Am 15. Juli 1931 verkündete eine Schlagzeile im «Augusta Chronicle»: «Bobby Jones baut seinen idealen Golfplatz auf dem Berckmans-Gelände». Trotz Depression verwirklichten Jones und Roberts ihre Idee mit Hilfe des schottischen Architekten Alister Mackenzie.1933 konnte die Anlage in Betrieb genommen werden. Die Erbauer betteten den Golfplatz perfekt in die Blumen-, Busch- und Baumlandschaft ein, was noch heute den einmaligen Charakter des Augusta National ausmacht, wo schon 1934 das erste Masters stattfand (vorerst und bis 1939 unter dem Namen Augusta National Invitation Tournament). Der Liebreiz der Landschaft korrespondierte indes nie mit den Ansprüchen, die der Parcours an die Spieler stellte, die ihn zu meistern versuchten. Obwohl die Schwierigkeit des Platzes schon mit Attribute wie «Garten Eden des der kommerz fiNdet vor deN toreN Statt
Eine Schlüsselstelle auf dem heute 6799 Meter langen Par-72-Course ist der sogenannte «Amen Corner». Unter diesem Begriff laufen die Holes 11 bis 13, ein enges Par-4-, ein tückisches Par-3- und ein Dogleg-Par-5-Loch, bei denen überall Wasser eine wesentliche Rolle spielt und wo vor allem der Wind diabolisch bläst. Die Böen wechseln hier so schnell ihre Richtung wie die Schmetterlinge ihre Positionen auf den Blüten der hier besonders üppigen Azaleen.
Jones den Grand Slam des Golfsports (damals nicht die vier Majors, sondern British Open, US Open, sowie britische und amerikanische Amateurmeisterschaft). Danach trat er, obwohl erst 28-jährig, zurück. Zusammen mit dem New Yorker Geschäftsmann Clifford Roberts und dem Hotelier Walton Marshall hatte er in den späten Zwanziger Jahren die Möglichkeit diskutiert, in
Frusts», «Grünes Jammertal» oder «Stress in der Idylle» versehen wurde, hätten laut einer Umfrage eines US-Magazins vor ein paar Jahren 32 Prozent aller Golfer (31 Prozent der Frauen) ein Jahr lang in Keuschheit gelebt, um dafür einmal eine Runde in dieser landschaftlich reizvollen Hölle mit den ultraschnellen, stark gewellten und nicht leicht lesbaren Greens spielen zu dürfen.
Die Exklusivität des Masters und seines Austragungsortes findet seinen Niederschlag auch im Umstand, dass der Grossanlass zwar im Umfeld des Turniers touristisch vermarktet wird, vom Club selber aber nur beschränkt. Dieser lebt weitgehend von den Geldern aus TV-Übertragungsrechten und dem Ticketverkauf, nur beschränkt aber vom sonst auf der US PGA Tour durch Werbeflächen omnipräsenten Sponsoring. Als Partner kommen in Augusta nur edle Brands in Frage. Rolex steht (wie etwa am Tennisturnier in Wimbledon) dem Masters schon lange zur Seite. Neueren Datums ist der Vertrag mit dem Autosponsor Mercedes-Benz. Und 2003 verlor die Veranstaltung (teils nur vorübergehend) die Sponsoren Coca Cola, IBM und Citygroup. Sie hatten dem durch den National Council of Women’s Organizations aufgesetzten Druck nachgegeben, der monierte, dass im Augusta National Golf Club keine Frauen als Mitglieder aufgenommen werden. Als Folge des Rückzugs der drei namhaften Partner verzichtete CBS in den Jahren 2003 und 2004 auf die TV-Übertra- gungen vom Turnier. Der Club verkraftete die Restriktionen unbeschadet und erblühte hinterher noch üppiger – ohne Zugeständnisse gemacht zu haben.

Von solchen profitieren höchstens die Zuschauer. Damit niemals ein Gedränge entlang den Fairways entsteht, wird deren Zahl auf täglich nur etwas über 20 000 beschränkt. Wer vor grauer Zeit einmal ein Anrecht auf ein Ticket erworben hat, gibt dieses nicht mehr her, fährt immer wieder nach Augusta oder vermacht die Eintrittskarte jemandem. Die Warteliste für einen Zutritt zum Eldorado des Golfsports wird derweil länger und länger.
Weitere infos zum turnier unter www.masters.com
augusta ticKets
Haben Sie Lust, selbst einmal live in Augusta mit dabei zu sein, wenn die besten Golfer der Welt auf Titeljagd im Amen Corner gehen?


Tickets gibt es u.a. beim Reiseveranstalter

Premiere Sports Travel zu kaufen. Preisidee (pro Person): 2 Nächte im DZ inkl. Eintrittskarte für 2 Tage ab ca. 2195 Dollar (ohne Flug).
Infos unter: www.sportstravel.com