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Der alte Kontinent schlägt zurücK!
angeschlagene Automobilkonzern General Motors beendete auf 2009 hin den lukrativen Siebenmillionenvertrag mit Woods, der als Gegenleistung nur das Firmenlogo von Buick auf seinem Golf-Bag anbringen und sich für gewisse Promotionsauftritte zur Verfügung halten musste. Zwar schien das Tummelfeld Spitzengolf damals noch in voller Blüte, weil die Verträge mit der amerikanischen Tour beziehungsweise den einzelnen Turnierveranstaltern zumindest noch bis 2010 galten. Aber das Problem war dadurch nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben, denn es wies alles darauf hin, dass die Wirtschaftskrise, welche die USA mit Wucht traf, mittelfristig auch die scheinbar heile Welt des Golfsports erfassen würde. Der Präsident der US PGA Tour, Tim Finchem, konstatierte, dass 40 Prozent der Sponsorengelder aus der Automobilbranche und dem Bankenbusiness stammten. Beides Sparten, denen das Wasser bis zum Hals oder noch höher stand. Er appellierte an die Vorbildfunktion der Cracks, rief sie dazu auf, an möglichst vielen Turnieren teilzunehmen, um wenigstens die TV-Quoten und die Besucherzahlen einigermassen stabil zu halten.
Nicht Nur SpitzeNSport betroffeN
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Er wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Tiger Woods wegen des inzwischen sattsam bekannten Skandals einen markanten Imageverlust erleiden, seinen Vorbildstatus einbüssen und für längere Zeit Wettkämpfen fernbleiben würde. Aber das Interesse am Golfsport schwand auch aus anderen Gründen. Die Krise traf unzählige Hobbyspieler. Die Clubs verloren scharenweise Mitglieder, die sich die Jahresbeiträge nicht mehr leisten konnten. Der Rückgang der Einnahmen wirkte sich derart dramatisch aus, dass sich mehr als 500 Clubs gezwungen sahen, bei der National Golf Foundation Geld zu leihen, um den Verbindlichkeiten nachkommen zu können. Selbst 15 Prozent der renommierten Privatclubs klagten über finanzielle Schwierigkeiten. Leute, die in ihrer Not darauf verzichteten, Golf aktiv zu betreiben, bekundeten folgerichtig nur mehr geringes
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Interesse, Golfveranstaltungen zu besuchen. Profigolfer Greg Norman forderte seine Berufskollegen dazu auf, Gehaltskürzungen in Kauf zu nehmen. Er verwies darauf, dass die PGA European Tour für 2010 die vergleichsweise an sich schon tieferen Preisgeldsummen um 25 Prozent reduziert hatte und verlangte vom amerikanischen Pendant einen gleichen Schritt, vergangenen Herbst darauf zurückzuführen wäre, ist wohl eher an den Haaren herbeigezogen. Aber die europäische Präsenz in der Weltrangliste darf mit Fug und Recht als Folge des Innovationsgeistes diesseits des Atlantiks betrachtet werden. Klassierte sich früher nur sporadisch ein Europäer in der Spitzengruppe des Rankings, figurierten zu Beginn des Jahres sieben europäi- allein schon aus Respekt gegenüber jenen Steuerzahlern, die von der Krise förmlich durchgeschüttelt worden seien. In der Saison 2011 tragen die Turniere zwar nicht mehr die Titel bekannter US-Autohersteller (mit einer Ausnahme), aber die am schlechtesten dotierte Veranstaltung schüttet immer noch ein Preisgeld von drei Millionen Dollar aus. Im Vergleich damit sind am bescheidensten Event der PGA European Tour nur gerade 600 000 Euro zu verdienen.
boom auch iN europa gedämpft
Weniger drastisch als in den USA traf die Wirtschaftskrise den europäischen Golfmarkt. Clubmanager konstatierten in der Mehrheit zwar keinen Wachstumsraten mehr, aber auch keine dramatischen Einbussen. Als positive Folge davon blieben Clubmitglieder in unseren Breitengraden nicht nur bei der Stange, sondern boten auch weiterhin ihren Kindern die Chance, das Spiel zu erlernen. Aus diesem Grunde stiegen (und steigen noch) aus der Jugendförderung in Europa immer wieder junge Talente auf, die sich zunächst regional, dann national und schliesslich auf den diversen Stufen der PGA European Tour emporarbeiten. Noch nie gab’s auf höchster Stufe so viele junge Spieler wie zu Beginn des Circuits 2011, dessen «Race to Dubai» 50 Events umfasst. So sieht die europäische Tour die Krise auch als Chance, in der ewigen Rivalität mit der amerikanischen Konkurrenz Terrain zu gewinnen. Dass der Erfolg der Ryder Cup-Equipe vom alten Kontinent gegen die Auswahl aus den USA im sche Profis im besten Dutzend, mit Lee Westwood als Nachfolger von Tiger Woods an der Spitze – und nur mehr vier Cracks aus den USA. Zudem befinden sich weit mehr junge Europäer als Amerikaner auf dem Vormarsch, eine Entwicklung wie sie der Tennissport erlebt hat? aNdere meNtalität
Um in den Vereinigten Staaten dem Niedergang des Golfsports Einhalt zu gebieten, wurden teils von höchster Verbandsstelle Massnahmen gefordert, mit denen die Szene reanimiert werden könnte. Palmer verlangt, dass die dauernd verlängerten und erschwerten Courses wieder entschärft würden. Das Publikum wolle schliesslich Birdies und Eagles ihrer Vorbilder sehen, argumentiert er. Mit dieser Behauptung liegt er bestenfalls in den USA richtig. In Europa ist für die Zuschauer das Unterspielen des Platzstandards durch die Stars der Branche von sekundärer Bedeutung. Hier lieben es die Leute, wenn sie beobachten können, wie sich ihre Idole aus schwierigen Situationen im Rough oder Bunker befreien. Vielleicht liegt just darin ja auch der Unterschied zwischen europäischen und amerikanischen Profis. Derweil sich die US-Cracks vornehmlich auf den zumeist auf dem Reissbrett entworfenen heimischen Plätzen wohl fühlen, erweisen sich die Europäer oft als kampfstärker und mental besser auf Unwägbarkeiten eingestellt. Sie sind härter im Nehmen, werfen die Flinte – pardon den Driver – nicht gleich ins Korn, wenn es gilt Hindernisse zu meistern, sich mit einem Anflug von Genialität aus heiklen Situationen zu befreien, Wind und Wetter zu trotzen und die natürlichen Gegebenheiten richtig einzuschätzen. Aus dieser Warte betrachtet lässt sich der europäische Erfolg im Ryder Cup doch noch einleuchtend begründen.
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Während die besten Schweizer Profis in der Saison 2011 mehr denn je kleine Brötchen backen müssen, sind die europäischen Nachbarstaaten weit entrückt. Golf Suisse zieht Bilanz.
Von Peter lerch